Mein Herz wartet auf dich

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Du kommst zurück nach Jerez! Bei Luis Befehl schlägt Lauras Herz höher. Will er einen Neuanfang? Wieder in Spanien stirbt ihre Hoffnung jäh: Heiß flirtet er mit der rassigen Mercedes, bei Laura bleibt er kühl. Erneut will sie Luis verlassen - diesmal für immer …


  • Erscheinungstag 14.02.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733773250
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Sie hatte gewusst, dass er sie finden würde, instinktiv begriffen, dass sein Stolz nach einer Antwort verlangen würde. Alles, was sie gehofft hatte, war, ein wenig Atem holen zu können in der Zwischenzeit. Um dann seinen Angriffen etwas entgegenzusetzen zu haben.

„Komm doch bitte herein.“ Sie hielt die Tür weit geöffnet und zwang sich, nicht zurückzuzucken, als er sie beim Eintreten fast berührte. Bevor sie sich ihm zuwandte, holte sie tief Luft. Sie konnte es nicht fassen, ihn so einfach vor sich zu sehen. Ihre Blicke wanderten hungrig über den muskulösen Körper, sie nahm die glatte olivbraune Haut genauso wahr wie sein glänzend schwarzes Haar. Er sah kaum verändert aus, fand sie, ihr Weggehen schien ihm nichts ausgemacht zu haben. Ob er mich vermisst hat? fragte sie sich. Oder hatte er sie nur aus einem Pflichtgefühl heraus aufgesucht?

„Du siehst gut aus, Laura. Offensichtlich bekommt dir das englische Klima besser als die Hitze in Spanien.“ Luis’ Stimme klang belustigt, als er den Blick über ihr weiches ovales Gesicht wandern ließ, das von langem blonden Haar umrahmt war. Große graue Augen schauten ihn unter schön geschwungenen Brauen kritisch an, die vollen Lippen hatte sie zu einem vorgetäuschten Lächeln verzogen. Sie würde sich nicht anmerken lassen, welche Wirkung seine sonore Stimme auf sie hatte.

Luis hatte in England studiert, wie alle Mitglieder seiner Familie, und er sprach ihre Muttersprache perfekt. Den leichten spanischen Akzent in seiner Stimme hatte sie immer absolut hinreißend gefunden.

„Mir geht es auch sehr gut. Aber ich bin mir sicher, dass du nicht den weiten Weg gemacht hast, um dich nach meinem Befinden zu erkundigen“, erklärte sie knapp und führte ihn in das kleine, altmodisch eingerichtete Wohnzimmer ihrer Freundin.

Luis ließ den Blick über das schlichte Mobiliar wandern.

„Ich weiß, dass das nicht gerade der Rahmen ist, den du gewohnt bist, Luis, aber ich denke, solange du hier bist, musst du dich damit abfinden.“ Laura hob kämpferisch das Kinn. „Kann ich dir etwas anbieten, Kaffee oder Tee?“

„Nein, danke. Ich habe bereits zu Mittag gegessen, bevor ich hierhergefahren bin.“ Er setzte sich in einen der bequemen Sessel. „Können wir falsche Höflichkeit beiseitelassen, Laura? Das bringt doch nichts, oder?“

Sie setzte sich ihm gegenüber und zwang sich, seinem eisigen Blick standzuhalten. „Natürlich nicht. Warum also bist du gekommen, Luis?“

Er lachte weich auf und lehnte sich in den Sessel zurück. „Das liebe ich an dir, querida. Du reagierst nicht schockiert, wie andere Frauen das vermutlich an deiner Stelle getan hätten. Die würden als Erstes fragen, wie ich dich gefunden habe.“

Sie hob skeptisch die Augenbrauen, während sie sich das seidenweiche blonde Haar aus dem Gesicht strich. Eine unangenehme Spannung machte sich in ihr breit. Luis war freundlich und gefasst, aber sie war keine Närrin, ihn zu unterschätzen. Sie hatte ihn zutiefst verletzt, und das würde er ihr nie verzeihen. Alle Hoffnung, dass sich in den vergangenen Monaten seine Wut abgekühlt haben könnte und er ihr gegenüber Nachsicht zeigen würde, war mit einem Mal dahin.

„Warum sollte ich dich so etwas fragen? Du besitzt genügend Geld und Macht, um alles zu erreichen, was du möchtest. Das stimmt doch, oder, Luis? Es überrascht mich eher, warum es so lange gedauert hat, bis du mich gefunden hast.“

Er kniff die Augenbrauen zusammen und sah sie mit gefährlich blitzenden Augen an. „Sei vorsichtig, querida. Gehe nicht zu weit, sonst wirst du das noch bereuen. Hast du verstanden? Sonst wirst du die Konsequenzen für dein Tun tragen müssen.“

Sie lachte bitter auf, ihr Herz schmerzte. „Könnte es noch schlimmer werden, als es schon war? Ich erinnere mich noch gut an die Zeit vor einigen Monaten. Du hast mir sehr deutlich gezeigt, was du von mir hältst, nämlich gar nichts. Ich war deine Frau, aber du hast mich behandelt wie eine Aussätzige.“

„Und wer war schuld daran? Was hast du denn erwartet, Laura, wie ich reagieren würde? Was sollte ich wohl von deinem Geständnis halten?“ Er lehnte sich plötzlich vor, seine Züge wurden hart, die Stimme eisig: „Hast du gedacht, dass ich dir einfach vergeben würde?“

„Ich nahm an, dass du mich liebst. Und dass du mir nach dem ersten Schock verzeihen würdest, mir zuhören würdest. Aber so etwas von dir zu erwarten war absurd, nicht wahr?“

Sie erhob sich und marschierte hinüber zum Fenster. Sie rieb sich mit den Händen über die Arme, wie um die Kälte zu vertreiben, die sie plötzlich überkam. Wie oft hatte sie sich diese Begegnung vorgestellt, sich ausgemalt, was sie sagen würde. Aber das war jetzt egal, es ging sowieso alles schief. Die Tatsache war, dass Luis noch immer nicht bereit war, ihre Vergangenheit zu akzeptieren.

Sie drehte sich abrupt zu ihm um und strich sich ungeduldig die langen blonden Haare aus dem Gesicht. „Ich wüsste nicht, was es zu diskutieren gäbe. Und ganz offensichtlich bist du sowieso nicht bereit, mir zuzuhören. Genauso wenig wie vor zwei Monaten. Deshalb wäre ich dir sehr dankbar, wenn du wieder gehen würdest.“

„Das glaube ich dir gern, aber so einfach kommst du mir nicht davon.“ Er erhob sich langsam und kam ein paar Schritte auf sie zu. Drohend baute er sich vor ihr auf und musterte sie abschätzend von oben bis unten. „Du scheinst abgenommen zu haben, pequeña. Hast du mir etwa nachgetrauert?“

Er warf sich in die Brust, was seinen eleganten Designeranzug noch besser zur Geltung brachte. Das blütenweiße Hemd betonte seine Bräune und saß wie angegossen, war vermutlich Maßarbeit. Natürlich waren auch Accessoires wie Lederschuhe und Krawatte von exquisiter Qualität und bestem italienischen Design. Obwohl es draußen regnete, war er bis ins kleinste Detail perfekt gekleidet. Er war ein Mann, der in allem, was er tat, perfekt war. Und der auch von anderen Perfektion erwartete, zum Beispiel von seiner Frau. Und das war das Problem gewesen, dass sie seinen hohen Erwartungen nicht hatte gerecht werden können.

„Falls du wissen willst, ob ich dich vermisst habe, Luis, dann lautet die Antwort Ja“, gestand sie. „Du hast mir wirklich gefehlt, aber nicht genug, um all das Leid, das ich durchmachen musste, noch einmal durchleben zu wollen. Entweder sagst du mir jetzt, was du von mir willst, oder ich muss dich erneut bitten zu gehen. Ich glaube allerdings nicht, dass noch etwas zu klären wäre, oder?“

„Ganz im Gegenteil“, widersprach er. „Es gibt eine Menge, was wir besprechen müssen. Und übrigens weiß ich schon seit Wochen, wo du dich aufhältst. Das herauszufinden war nicht schwer für mich. Ich habe nur den richtigen Zeitpunkt abwarten wollen, um …“

„Warum bist du hier?“ Sie zuckte förmlich vor ihm zurück, zwang sich jedoch, äußerlich kühl zu bleiben, um ihre innere Nervosität zu verbergen. „Hör zu, Luis, ich habe keine Lust, alberne Spielchen mit dir zu spielen. Ich wäre dir dankbar, wenn du einfach mit dem herausrückst, was du mir zu sagen hast. Rachel kommt gleich zurück, und es würde sie sicher aufregen, dich hier zu sehen. Sie hat mitbekommen, wie schlecht es mir bei meiner Rückkehr nach England ging.“

„Deine Freundin hat einen Termin in der Stadt, soviel ich weiß. Ich glaube nicht, dass sie bald wieder zurück sein wird.“

Seine Stimme war sanft, aber sie fühlte sich unwohl bei seinen Worten. Wieso wusste er, wo ihre Freundin war? Da steckte mehr dahinter. Forschend schaute sie ihn an, aber sein Gesicht verriet nichts. Wie er so dastand, musste sie erneut feststellen, dass er wirklich der bestaussehende Mann war, den sie jemals kennengelernt hatte. Und dennoch empfand sie eine unterschwellige Angst in seiner Gegenwart; er führte etwas im Schilde, so viel war sicher.

Er musste bemerkt haben, was sie empfand, denn er lächelte arrogant auf sie hinab, die Augenbrauen fragend hochgezogen. „Wolltest du mich nicht fragen, woher ich weiß, wo Rachel ist querida? Oder glaubst du, ich habe einfach so ins Blaue hinein geraten, wo sie sich aufhält?“

Er lachte sanft und doch bedrohlich auf. Lauras Herz klopfte unwillkürlich schneller und viel zu heftig für ihren Geschmack. Sie versuchte, sich im Zaum zu halten, bewusster zu atmen, um sich ihm nicht völlig ausgeliefert zu fühlen. Irgendeine Teufelei hatte er sicher ausgeheckt, das begriff sie sehr schnell. „Du planst immer alles bis ins kleinste Detail, nicht wahr, Luis? Von so etwas wie Vertrauen hältst du gar nichts!“

Er bemerkte die Bitterkeit in ihrer Stimme. Sein Gesicht wirkte wie gemeißelt, nur an der Schläfe sah sie, wie heftig sein Puls schlug. Er machte einen Schritt auf sie zu, bis er ganz dicht vor ihr stand.

„Und wem habe ich das zu verdanken, dass ich all meine Illusionen verloren habe, Laura? Ich habe dir blind vertraut, aber du hast mich getäuscht vom ersten Augenblick unserer Begegnung an.“

Sie wandte sich ab, konnte die Verachtung in seinen Augen nicht mehr ertragen. Alles hatte dieser Mann ihr bedeutet, er war ihr Leben gewesen, aber ihre Liebe hatte ihm nicht genug bedeutet.

„Ich verstehe nicht, was für eine Rolle Rachel bei unserem Streit spielen sollte“, kam sie wieder auf die aktuelle Situation zu sprechen. „Sie hat mit unserer Beziehung nichts zu tun. Außer dass sie mich bei sich aufgenommen hat, als ich nach England zurückkehrte und keine Bleibe hatte.“

„Da stimme ich dir zu, aber in gewisser Weise hängt ihre Existenz doch mit dem Grund meines Hierseins zusammen. In unseren Streit ist sie tatsächlich nicht verwickelt, aber sie kann sehr wichtig sein für der Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft.“

„Ich weiß nicht, was du damit sagen willst.“ Sie sah ihn schockiert an. „Für uns gibt es keine gemeinsame Zukunft, Luis.“

„Du bist meine Frau, querida. Und das wirst du bleiben bis zu dem Tag, an dem einer von uns stirbt.“

Seine Stimme klang harsch und unerbittlich. „Du protestierst nicht dagegen?“, warf er ihr vor, als sie nichts sagte. Er presste den Mund zu einem grimmigen Lächeln zusammen. „Vielleicht hätte ich in den vergangenen Wochen nicht so große Anstrengungen zu unternehmen brauchen, um sicherzustellen, dass du dich meinen Plänen für deine Rückkehr nach Spanien nicht widersetzt. Hätte ich einfach kommen und dich bitten sollen, zu mir zurückzukehren?“ Er packte sie an beiden Armen.

„Ich … nein!“ Sie versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu lösen, obwohl sie am ganzen Körper zitterte. „Du willst mich doch gar nicht wirklich zurückhaben, Luis. Das hast du mir vor zwei Monaten mehr als klargemacht.“

„Wir können nicht immer alles haben, was wir wollen, Laura. Du bist meine Frau, ob dir das recht ist oder nicht. Und ob mir das gefällt oder widerstrebt. Aber es ist eine Tatsache, und es wird auch so bleiben. Durch den vor der Kirche geschlossenen Bund der Ehe sind wir auf alle Zeit vereint.“

„Aber warum soll ich nach Spanien zurückkehren? Liebst du mich etwa, Luis? Willst du mich deswegen zurückhaben?“ Ein Funken Hoffnung keimte in ihr auf.

„Ich habe dir erklärt, worum es geht. Du bist meine angetraute Gattin, und das wird auch so bleiben. Meine Religion gestattet keine Scheidung.“

All ihre Hoffnungen der vergangenen einsamen Monate, dass es vielleicht doch noch zu einer Versöhnung kommen könnte, fielen wie ein Kartenhaus zusammen. Nur ihr Stolz verhinderte, dass sie vor ihm zusammenbrach. „Wir könnten die Ehe doch annullieren lassen! So etwas muss doch möglich sein, oder etwa nicht?“

„Vielleicht wäre das sogar möglich unter den gegebenen Umständen; deine betrügerische Absicht müsste allerdings nachgewiesen werden. Außerdem würde ein solcher Annullierungsantrag den Ruf unserer Familie schädigen. Ich werde nicht zulassen, dass der Name Rivera in den Augen meiner Landsleute in den Schmutz gezogen wird. Oder vor aller Welt lächerlich gemacht wird. Ich erwarte von dir, dass du deinen Eheschwur hältst, Laura, den du in der Kirche vor Gott und den Menschen abgelegt hast“, erklärte er theatralisch.

„Ja, ich habe dir vor dem Altar die Treue geschworen.“ Sie lachte bitter auf. „Und ich habe es ernst gemeint. Aber wie lange hast du dich daran gehalten? Vielleicht eine Woche oder zwei … oder eventuell sogar drei? Danach war alles vergessen. Du hast nicht den Eindruck erweckt, als würdest du dich an dein Ehegelübde halten. Ich erinnere dich an Mercedes, diese reizende Bekannte von dir. Aber für dich gelten natürlich andere Regeln als für mich, nicht wahr?“

Seine Augen waren so schwarz wie Pech. „Das traust du dich zu sagen, nach all dem, was du mir angetan hast?“

„Ich habe dir nicht absichtlich etwas verschwiegen! Warum kannst du das nicht akzeptieren?“, flehte sie ihn mit zitternder Stimme an.

„Warum nicht? Du hast mich ausgetrickst, Laura. Hast mich glauben lassen, dass du noch unberührt bist. Hast mir gegenüber so getan, als ob du noch nie mit einem Mann geschlafen hast. Dein Ziel, mich auf diese Weise zur Heirat zu zwingen, hast du ja auch erreicht.“ Er lachte hart auf.

„Nein, das stimmt nicht. Ich wusste nur nicht, wie ich dir von dieser bedeutungslosen Affäre erzählen sollte. Sie war einfach so unwichtig und schon so lange her. Du hast mich auf einen Sockel gestellt, Luis, mich als so etwas wie eine Heilige sehen wollen. Es ist einfach so, du hast dir ein Bild von mir gemacht, wie es dir in den Kram gepasst hat. Und ich brachte es nicht übers Herz, dir dann die Wahrheit zu sagen. Dafür liebte ich dich einfach zu sehr, Luis. Ich wollte dich nicht verlieren. Und ich hatte mir nach dieser einen negativen Erfahrung geschworen, nie wieder mit einem Mann zu schlafen, bevor ich nicht verheiratet war. Ich wollte nie wieder benutzt und dann in die Ecke gestellt werden. Gut, in dieser Hinsicht habe ich mich vielleicht schuldig gemacht. Aber ich habe für meinen Fehler teuer bezahlt.“

„Du siehst das einfach als einen simplen Fehler an, mir nichts von dieser Affäre erzählt zu haben? Ich betrachte es als Betrug. Und du hast geglaubt, es sei damit getan, mir diesen ‚kleinen Fehler‘ zu beichten! Wie aberwitzig!“ Seine Hände umklammerten ihre Arme so fest, dass es wehtat. „Ich denke nicht, dass du dir vorstellen kannst, wie ich mich fühlte, als ich erfuhr, dass meine unschuldige kleine Braut ein kleines berechnendes Biest war, das mich ganz bewusst getäuscht hatte.“

Sein Gesicht wirkte wie eine Maske, während er sie hart schüttelte. „Ich habe noch nie eine solche Wut empfunden wie damals, als du mich aufgeklärt hast. Du hattest das so geschickt gemacht, hast dich als armes Opfer hingestellt. Ich hätte dir am liebsten den Hals umgedreht dafür, dass du mich so hereingelegt hast! Und jetzt besitzt du noch die Frechheit, mir vorzuschlagen, ich könne die Ehe annullieren lassen! Wer weiß, was du sonst noch alles vor mir verbergen willst. Vielleicht gab es ja auch noch andere Männer, wie sollte ich das wissen?“

Er schleuderte sie von sich, so als könne er die Berührung nicht länger ertragen. Laura stolperte gegen die Wand. „Es gab keine anderen Männer, nur diesen einen Ausrutscher. Ich glaubte damals, in ihn verliebt zu sein, war überzeugt, dass auch er mich liebt, aber …“

Sie schluckte heftig, versuchte zu verhindern, vor ihm in Tränen auszubrechen. Wieso konnte er nicht verstehen, dass sie den gleichen Fehler nicht noch einmal hatte machen wollen? Sie hatte ihn so sehr geliebt, aber natürlich war ihr ihre unterschiedliche Herkunft immer bewusst gewesen. Luis kam aus einer Familie, die seit Jahrhunderten zu den wichtigsten in Spanien gehörte. Seine Mutter hatte nicht aufgehört, ihr das immer wieder unter die Nase zu reiben. Und obwohl sie glaubte, dass Luis sie genauso liebte wie sie ihn, hatte sie doch Angst gehabt, dass irgendetwas schiefgehen könnte und sie am Ende wieder allein dastehen würde.

„Luis, es tut mir leid …“

Er unterbrach sie mit betont kühler Stimme. „Hör auf, ich habe einfach genug von deinen Lügen. Ich habe die Angelegenheit für mich abgeschlossen. Ich möchte nicht weiter über diese Sache diskutieren, jetzt müssen Fakten sprechen.“

„Und ich soll das akzeptieren, oder? Aber ich werde deine Haltung nicht einfach so für gut befinden. Und was meine ach so verruchte Vergangenheit anbelangt, Luis: Ich will, dass du mir wirklich zuhörst.“

„Was gibt es da groß zu sagen? Glaubst du etwa, ich möchte intime Details deiner Affäre von damals erfahren?“ Seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. „Ich glaube, ich habe genügend Fantasie und Erfahrung, um mir das vorstellen zu können. Es ist schließlich nicht so lange her, querida, dass du nackt in meinen Armen lagst und mit mir die Liebe erlebt hast …“

„So meinte ich das nicht!“, widersprach sie mit erhitztem Gesicht. Und ihr gefiel sein hasserfüllter Blick überhaupt nicht. Doch sie durfte nicht so leicht aufgeben. „Bitte, Luis, es wäre doch so wichtig, uns auszusprechen …“

Sie streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, doch er entfernte sich so rasch aus ihrer Nähe, dass ihre Hand ins Leere ging.

„Das Einzige, was ich hier mit dir diskutieren will, ist, wie lange du brauchst, um deine Sachen zusammenzupacken und fertig zum Aufbruch zu sein.“

„Packen? Ich werde nirgendwohin gehen, Luis. Warum also sollte ich packen?“

„Ich korrigiere dich. Du wirst mit mir zurück nach Spanien kommen, und ich denke mal, dass du deine Sachen gern mitnehmen würdest. Es bestünde natürlich auch die Möglichkeit, dass wir dir eine komplett neue Garderobe kaufen. Vielleicht möchtest du das ja.“ Er schaute kurz auf die Uhr, ganz der Herrscher, der seine Befehle austeilte.

„Ich wiederhole es noch einmal, ich gehe nirgendwohin, schon gar nicht mit dir. Hast du das verstanden?“

„Ich glaube, du verstehst die Situation noch nicht ganz, Laura. Du bist meine Frau, und als solche ist dein Platz an meiner Seite. Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen. Du hast nur noch etwas mehr als eine Stunde Zeit, bevor wir zum Flughafen aufbrechen müssen. Bitte bereite alles vor, ansonsten wirst du ohne dein Gepäck nach Spanien reisen müssen.“

Er drehte sich abrupt auf dem Absatz um und marschierte zur Tür.

„Warte!“ Laura eilte ihm hinterher und hielt ihn am Arm fest. „Glaubst du wirklich, dass ich nach all dem, was du eben gesagt hast, mit dir gehen werde? Auf dem Papier bin ich vielleicht noch deine Frau, aber du kannst mich nicht zwingen, zu dir zurückzukehren! Ich werde nicht mit dir nach Jerez fliegen.“

Er ergriff ihre Hand und führte sie in einer ironischen Geste an seine Lippen. „Ich bin mir sicher, dass du deine Meinung ändern wirst, meine Liebe. Du wirst mich sicher begleiten wollen, wenn Rachel zurückkommt und ein paar Neuigkeiten für dich parat hat.“

„Rachel? Was hat das denn mit ihr zu tun? Ich verstehe dich nicht.“ Sie entzog ihm ihre Hand.

„Rachel ist ganz wichtig für meinen Plan. Sie ist sozusagen eine Art Garantie dafür, dass du dich meinen Wünschen beugst und deinen Platz an meiner Seite als meine Ehefrau wieder einnimmst.“ Ihre Augen trafen sich. „Ich hätte schon vor vielen Wochen kommen können, Laura, aber die Zeit war noch nicht reif dafür. Ich musste sicherstellen, dass du mein Angebot nicht würdest ablehnen können. Und ich sage es dir ganz offen, falls du nicht mit mir nach Spanien kommst, wird Rachel es ausbaden müssen. Ich weiß, wie sehr du an ihr hängst. Du hast mir häufig genug erzählt, dass sie wie eine Schwester zu dir war. Und wird dein Gewissen es zulassen können, sie deinetwegen leiden zu sehen? Wenn du das verhindern könntest? Ich bezweifle das.“

Sie wich vor ihm zurück, wandte den Kopf ab, um nicht in die stahlharten Augen ihres Mannes blicken zu müssen. Sie verstand, was er vorhatte. Er wollte sich für die erlittene Demütigung an ihr rächen.

Er würde ihr Leben und das von Rachel ohne Gewissensbisse ruinieren.

2. KAPITEL

Die Stille war so total, dass Laura sogar ihren eigenen Herzschlag hören konnte. Es musste doch etwas geben, womit sie Luis von seinen absurden Plänen abbringen könnte.

Aber sie kannte ihn: Was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, führte er gnadenlos durch – bis zum bitteren Ende, wenn es sein musste.

„Ich glaube, du begreifst die Situation allmählich, Laura“, erklärte er gelassen. „Sehr gut. Ich schlage vor, du fängst gleich mit dem Packen an. Wir wollen doch nicht unser Flugzeug verpassen.“

„Ich begreife überhaupt nichts!“ Sie war völlig aufgewühlt, versuchte jedoch, ruhig zu bleiben. „Warum solltest du Rachel etwas antun wollen? Was hat sie dir denn getan?“

„Nichts. Ich kenne deine Freundin kaum. Es ist nur ein unglücklicher Zufall, dass ich mich ihrer bedienen muss, um mein Ziel zu erreichen.“

„Das ist nicht fair. Ich kann vielleicht verstehen, dass du dich an mir rächen willst, aber Rachel da mit hineinzuziehen …“ Ihr versagte die Stimme.

Autor

Jennifer Taylor

Jennifer Taylor ist Bibliothekarin und nahm nach der Geburt ihres Sohnes eine Halbtagsstelle in einer öffentlichen Bibliothek an, wo sie die Liebesromane von Mills & Boon entdeckte. Bis dato hatte sie noch nie Bücher aus diesem Genre gelesen, wurde aber sofort in ihren Bann gezogen. Je mehr Bücher Sie las,...

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