Romana Gold Band 76

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DIE PRINZESSIN UND IHR SCHOTTISCHER BOSS von JESSICA HART
Auf dem schottischen Landsitz von Corran McKenna erfährt Prinzessin Lotty endlich, wie sich eine Liebe anfühlt, die allein ihr und nicht ihrem königlichen Stand gilt! Doch mit jeder Nacht in seinen Armen wächst ihre Angst: Was, wenn Corran erfährt, wer sie wirklich ist?

ZU LANG ALLEIN? von CAROLINE ANDERSON
Ein Baby! Nichts wünschen Laurie und Rob sich mehr. Doch die Monate vergehen – Laurie wird nicht schwanger. Rob flüchtet sich in die Arbeit. Laurie glaubt, vor den Scherben ihrer Ehe zu stehen, und zieht in ein kleines Cottage in Schottland …

DIE NACHT AUF DEM SCHLOSS von STEPHANIE HOWARD
Seit ihrer Ankunft auf Glen Crannach im schottischen Hochland kann Camilla Holden sich kaum noch auf ihre Arbeit an den Aufnahmen für einen Kunstband konzentrieren. Der Schlosserbe Greg McKeown flirtet so heiß mit ihr, dass sie alles um sich herum vergisst …


  • Erscheinungstag 11.08.2023
  • Bandnummer 76
  • ISBN / Artikelnummer 9783751517584
  • Seitenanzahl 444
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jessica Hart, Caroline Anderson, Stephanie Howard

ROMANA GOLD BAND 76

1. KAPITEL

Erschöpft und außer Atem blieb Lotty auf dem höchsten Punkt des steilen Pfads stehen, ließ ihren Rucksack zu Boden gleiten und schlug nach den lästigen Mücken, die sie umschwirrten. Dann erst gönnte sie sich einen Blick hinab ins Tal.

Dort erhob sich, eingebettet zwischen einer schroffen Felswand und einem See mit spiegelglatter Oberfläche – einem Loch, wie Seen in Schottland genannt wurden – ein imposantes graues Herrenhaus.

Das muss Loch Mhoraigh House sein, dachte sie. Das große Gebäude wirkte kalt und abweisend – genau wie sein Besitzer, wenn man den Bewohnern des gleichnamigen Dorfs Glauben schenken durfte.

„Für einen Chef wie ihn habe ich noch nie gearbeitet“, hatte Gary am Nachmittag in der Hotelbar seinem Ärger Luft gemacht. „Er benimmt sich wie ein Gefängnisaufseher. Für ein Lächeln oder ein ‚Guten Morgen‘ hat er keine Zeit, dafür lässt er dich für einen Hungerlohn schuften wie einen Sklaven. Ich hab’ ihm deutlich gesagt, wohin er sich seinen Job stecken soll! Ersatz für mich findet er hier jedenfalls nicht.“

„Gut gemacht“, hatte die Barfrau ihm zugestimmt und Lotty ausdrücklich davon abgeraten, sich um die soeben frei gewordene Stelle zu bewerben. „Niemand im Dorf kann Corran McKenna leiden oder ist bereit, für ihn zu arbeiten. Der Besitz hätte an seinen Bruder fallen müssen. Gehen Sie lieber nach Fort William, dort finden Sie sicher einen geeigneteren Job.“

Die Fahrt dorthin konnte Lotty sich jedoch nicht leisten. Finanzielle Sorgen waren bislang für sie kein Thema gewesen – bis sie vor einer Stunde den Verlust ihres Portemonnaies bemerkt hatte. Zum ersten Mal in ihrem Leben stand sie vor einem existenziellen Problem, und sie war fest entschlossen, es zu bewältigen.

Behütet und in Luxus aufgewachsen, hatte sie sich nie behaupten müssen. Sie hatte keine Gelegenheit gefunden zu entdecken, wer sie wirklich war, welche Fähigkeiten in ihr steckten und ob sie aus demselben Holz geschnitzt war wie ihre tapferen Vorfahren. Hatte Ihre Königliche Hoheit, Prinzessin Charlotte von Montluce, mehr zu bieten als ein elegantes Auftreten und ein charmantes Lächeln? Um sich darüber klar zu werden, hatte sie sich eigenmächtig einige Wochen Freiheit von ihren Verpflichtungen bei Hof verordnet.

Jetzt stand sie vor ihrer ersten Bewährungsprobe. Sie musste sich ihren Lebensunterhalt verdienen wie andere Menschen auch. Entschlossen schulterte sie ihren Rucksack und nahm den Abstieg ins Tal in Angriff.

Nach weiteren vier Kilometern Fußmarsch, inzwischen war sie todmüde und von Mückenstichen übersät, schoss ihr wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein Gedanke durch den Kopf: Ihr Vorhaben war alles andere als ungefährlich! Loch Mhoraigh House lag abgeschieden, und Corran McKenna lebte dort ganz allein.

Sollte sie es wirklich wagen, an seine Tür zu klopfen und ihn um einen Job zu bitten? Die Barfrau jedenfalls hielt ihn für wenig vertrauenswürdig. Sie hatte angedeutet, er hätte sich das Gut unrechtmäßig angeeignet.

Die Alternative wäre ein Anruf in Montluce: Innerhalb kürzester Zeit würde ein Hubschrauber kommen und sie zurück in die Geborgenheit des Palasts bringen, wo sie sich weder mit Geldsorgen noch mit unkalkulierbaren Risiken auseinandersetzen musste. Sie hätte sich lediglich ihrer Großmutter zu stellen – und dem Wissen um ihr Versagen. Ihre Auszeit hätte dann nicht länger als eine Woche gedauert.

Dabei hatte sie mit Philippe und Caro verabredet, für drei Monate in die Anonymität abzutauchen, um zu sich selbst zu finden.

Nein, es kam nicht infrage, beim ersten Problem die Flinte ins Korn zu werfen. Immerhin stammte sie von einer Reihe von illustren Herrschern ab.

Also rückte sie den Rucksack auf ihren Schultern zurecht und marschierte weiter, den holprigen Pfad hinab.

Das eindrucksvolle Steingebäude wirkte auf Lotty immer bedrohlicher, je näher sie ihm kam, und sie bemerkte Anzeichen von Vernachlässigung. Die Fensterscheiben mussten dringend gesäubert werden, die einst vermutlich säuberlich geharkte gekieste Auffahrt war von Unkraut überwuchert. Es herrschte eine unheimliche Stille, die nur gelegentlich vom Ruf eines Vogels über dem See unterbrochen wurde.

Vor dem Portal zögerte sie einen Moment. Was sollte sie tun, falls Corran McKenna nicht zu Hause war? Ihre Kraft reichte nicht mehr für den langen Marsch zurück zum Hotel.

Und wenn er da war? Jemanden von etwas zu überzeugen, hatte sie nie nötig gehabt. Man hatte sich im Gegenteil beeilt, jeden ihrer noch so geringfügigen Wünsche umgehend zu erfüllen. Wie sollte sie sich verhalten, wenn er ihr den Job nicht gab?

Mit einem Nein lasse ich mich nicht abspeisen, nahm sie sich vor. Sie musste sich ihrer Vorfahren würdig erweisen, die ihre Ziele mit geschickten Verhandlungen, unbeugsamem Willen oder in längst vergangenen Zeiten mit Gewalt durchgesetzt hatten.

Einmal atmete sie noch tief durch, dann drückte sie beherzt auf den altmodischen Klingelknopf.

Irgendwo im Haus schellte eine Glocke. Sogleich erhob sich lautes Gebell wie von einer ganzen Hundemeute, und Lotty trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Eine Männerstimme rief ein Kommando, und der Lärm brach ab. Lediglich ein hohes Kläffen war noch zu hören, das erst verstummte, als eine Tür mit lautem Knall ins Schloss fiel.

Kurz darauf wurde die Haustür aufgerissen, und ein hochgewachsener Mann mit markanten Gesichtszügen stand vor ihr.

„Ja, bitte?“

„Ich m… möchte mich auf die freie Stelle bewerben.“ Immer, wenn Lotty nervös war, begann sie leicht zu stottern.

„Stelle? Welche Stelle meinen Sie?“

„Im Hotel hieß es, Sie suchen jemanden, der Ihnen bei der Renovierung Ihrer Ferienhäuser hilft.“

„Gerüchte haben Flügel. Oder hat Gary auf dem Weg nach Glasgow einen Zwischenstopp in der Bar eingelegt?“

Lotty schlug nach den Mücken, die ihr ums Gesicht schwirrten. Wieso bat er sie nicht wenigstens ins Haus? „Er meint, Sie hätten niemanden und auch keine Aussicht auf Hilfe.“

„Hat er Ihnen auch erzählt, dass dieser Job der schlimmste seines Lebens war und der am schlechtesten bezahlte obendrein, ganz zu schweigen von dem unausstehlichen Chef?“

„In etwa.“

„Wieso wollen Sie unter solchen Umständen für mich arbeiten?“

„Ich brauche das Geld.“

Er musterte sie kritisch, was ihr ausgesprochen unangenehm war.

„So sehen Sie, ehrlich gesagt, gar nicht aus.“ Corran McKenna war die teure Funktionskleidung nicht entgangen, die sie erst vor vier Tagen in Glasgow erstanden hatte. „Wenn mich nicht alles täuscht, tragen Sie brandneue Markenkleidung. Zudem sind Sie denkbar ungeeignet für diese Art von Arbeit.“

„Inwiefern?“

„Sie sind kein Mann.“

„Haben Sie noch nie von Geschlechterdiskriminierung gehört?“

„Um so etwas kümmere ich mich nicht. Ich brauche jemanden, der über mehr Kraft verfügt, als das Auftragen von Wimperntusche erfordert.“

Wütend blitzte sie ihn an. „Ich trage keine, außerdem bin ich viel stärker, als ich aussehe.“

Statt einer Antwort griff Corran nach ihren Händen, drehte sie um und betrachtete sie skeptisch. Als er die Daumen über ihre Handinnenflächen gleiten ließ, erschauerte Lotty.

„Sie haben noch keinen Tag ihres Lebens körperlich gearbeitet“, stellte er sachlich fest.

„Das heißt aber nicht, dass ich damit nicht anfangen kann.“ Rasch entzog sie ihm ihre Hände. „Bitte, ich bin auf den Job angewiesen!“

„Und ich suche einen Helfer, der ihn bewältigen kann. Es tut mir leid, aber meine Antwort lautet: Nein. Sehen Sie mich nicht so mitleiderregend an“, fügte er barsch hinzu. „Dagegen bin ich immun.“

Verblüfft schnappte sie nach Luft. „Aber das mache ich doch gar nicht!“

Zumindest ist sie eine gute Schauspielerin, dachte Corran, denn dass sie sich der Wirkung ihrer leuchtend grauen Augen nicht bewusst war, die von einem Kranz dichter, dunkler – und bei genauem Hinsehen tatsächlich ungeschminkter – Wimpern betont wurden, hielt er für ausgeschlossen.

Überhaupt bot die junge Frau einen überaus angenehmen Anblick. Sie war schlank, feingliedrig und wirkte selbst in ihrer Wanderaufmachung elegant. Ein weicher Schal um ihren Hals verlieh ihrem Auftritt eine edle Note, die lediglich durch das kurze rote Haar geringfügig beeinträchtigt wurde.

Leider hatte die Erfahrung ihn gelehrt, Eleganz mit Skepsis zu begegnen.

Er runzelte die Stirn und sah an ihr vorbei. In der Auffahrt stand kein Auto. „Wie sind Sie hierhergekommen?“

„Zu Fuß.“

„Sie hätten vorher anrufen sollen, dann hätten Sie sich die Mühe sparen können.“

„Mein Telefon funktioniert hier nicht.“

„Mobilfunk gibt es hier nicht, aber ich bin über das Festnetz zu erreichen.“

„Oh!“

Ihre Verblüffung wirkte echt, und er fragte sich, ob sie jemals ein normales Telefon benutzt hatte. Vermutlich nicht – alles an ihr deutete darauf hin, dass sie ein privilegiertes Leben geführt hatte: ihre Haltung, das aparte Gesicht, die gepflegten Hände …

Umstimmen ließ er sich dadurch jedoch nicht, und dass sie Geld brauchte, nahm er ihr ohnehin nicht ab.

„Na ja, ich wandere gern“, erwiderte sie, nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte.

„Sie sehen aus, als würden Sie gleich vor Erschöpfung umfallen. Wie weit sind Sie heute bereits marschiert?“

„Fünfundzwanzig Kilometer.“

Unter diesen Umständen konnte er sie nicht mit gutem Gewissen ins Hotel zurückgehen lassen. Er seufzte tief und fügte sich ins Unvermeidliche. „Wie heißen Sie?“

„Lotty … Lotty Mount“, fügte sie nach kurzem Zögern hinzu, das sofort seinen Argwohn weckte.

„Also gut, Lotty“, wenn sie wirklich so hieß. „Warten Sie hier, bis ich meine Schlüssel geholt habe.“

Erfreut lächelte sie ihn an. „Dann darf ich also bleiben?“

„Nein. Ich bringe Sie zurück ins Hotel.“

„Ich will aber nicht dorthin fahren.“

„Was Sie wollen oder nicht, ist mir, offen gesagt, gleichgültig. Ich wünsche, dass Sie meinen Besitz verlassen. Da Sie nicht so aussehen, als könnten sie die Strecke ein weiteres Mal bewältigen, fahre ich Sie. Wenn Sie auf meinem Land zusammenbrechen, schadet das meinem ohnehin schon miserablen Ruf.“

„Das wird nicht passieren. Außerdem habe ich bestimmt nicht die Absicht, zu Ihnen ins Auto zu steigen.“

„Ihre Skrupel kommen ein wenig spät! Sie sind zu mir gekommen, obwohl ich hier ganz allein mit meinen Hunden lebe.“

„Bei diesem herrlichen Wetter ziehe ich es vor, zu gehen.“

Corran blickte nach oben. Wie so oft in Schottland war der morgens noch bedeckte Himmel im Lauf des Nachmittags aufgeklart. Nur vereinzelte weiße Wolken schwebten darüber. Obwohl es bereits kurz vor neunzehn Uhr war, würde es um diese Jahreszeit – es war Ende Mai – noch stundenlang hell bleiben.

Nicht ein Windhauch kräuselte die Oberfläche des Lochs, was bedeutete, dass nichts den Fluch der Highlands vertreiben würde. „Die Mücken werden Sie bei lebendigem Leib auffressen – sofern sie es nicht bereits getan haben“, gab er zu bedenken, als sie sich mit der Hand über die Wange rieb.

„Ich komme schon zurecht“, beharrte sie starrsinnig und hob sich den Rucksack auf den Rücken.

Als sie unter der Last zusammenzuckte, runzelte Corran die Stirn. „Machen Sie sich nicht lächerlich. Sie können unmöglich die ganze Strecke bewältigen, wenn Sie heute schon so weit gelaufen sind.“ Er wies mit dem Zeigefinger auf sie. „Warten Sie hier, ich hole die Wagenschlüssel.“

Zwei Minuten später kam er wieder an die Haustür, doch Lotty war bereits losgegangen.

„Dann eben nicht“, rief er ihr wütend hinterher. „Brechen Sie bloß nicht auf meinem Grund und Boden zusammen!“

„Keine Sorge“, rief sie zurück.

Frustriert blieb er an der Tür stehen und beobachtete eine Weile die zarte Gestalt, die sich mühsam den Berg hinauf schleppte. Er fluchte.

Was hatte sie sich nur dabei gedacht, auf gut Glück zu ihm zu kommen und ihn um Arbeit zu bitten? Als hätte er nicht genug eigene Sorgen! Dennoch ließ er sie nicht aus den Augen, bis sie hinter einer Wegbiegung verschwunden war. Er beschloss, eine halbe Stunde abzuwarten und ihr dann hinterherzufahren. Bis dahin war sie wahrscheinlich so erschöpft, dass sie die Mitfahrgelegenheit dankbar annehmen würde.

Als er ihr schließlich folgte, fand er jedoch keine Spur von ihr. Er fuhr die ganze Strecke bis ins Dorf. Dann kehrte er um, ohne sich im Hotel nach ihr zu erkundigen. Wenn sie es so weit geschafft hatte, war sie in Sicherheit.

Ehe Corran abends zu Bett ging, fasste er den festen Entschluss, nicht länger an die junge Frau zu denken. Dennoch schlief er schlecht und machte sich am nächsten Morgen entsprechend unausgeschlafen auf den Weg zur Arbeit an den Ferienhäuschen. Wie üblich liefen ihm die Hunde voraus, vorbei am Gemüsegarten und den ehemaligen Stallungen, hinunter zum baufälligen Bootshaus, weiter über den Pfad zu den alten Schuppen, bis zu den heruntergekommenen Hütten am Loch, die sein Ururgroßvater für die Arbeiter auf dem damals florierenden Gut errichtet hatte.

In der Nacht hatte es geregnet, und die Luft duftete herrlich frisch und süß. Es herrschten ideale Bedingungen für einen Ausflug in die Berge, doch einen freien Tag konnte er sich nicht leisten. Da Gary es nur zwei Tage bei ihm ausgehalten hatte, musste er erneut ein kostspieliges Inserat in die Zeitung setzen. Das erinnerte ihn an Lotty, und er schüttelte bedauernd den Kopf. Sie war einfach zu schwach für diese anstrengende Arbeit.

Im Gehen plante er seinen Tagesablauf. Zunächst wollte er das Haus verputzen, das er gerade renovierte, dann die Stellenanzeige aufgeben. Das konnte er online erledigen. Er überlegte, wie er den Job attraktiv darstellen und gleichzeitig potenziellen Bewerbern verdeutlichen konnte, dass sie für einen Hungerlohn bis zum Umfallen schuften mussten, als er bemerkte, wie sein Collie Meg vor der offenen Hüttentür innehielt – die er gestern hinter sich geschlossen hatte, wie er genau wusste.

„Was ist los, Meg?“, fragte er, als er sie erreichte, und sah sich suchend um. „Und wo ist der kleine Kläffer?“

Er befahl ihr zu warten und trat ein. Die Tür zu seiner Linken führte ins Wohnzimmer des Häuschens. Dort entdeckte er den Hund seiner Mutter, den er in Pflege genommen hatte, der wild mit dem Schwanz wedelnd um die junge Frau herumsprang, die am Vorabend auf seiner Türschwelle aufgetaucht war.

Für einen Moment verschlug es ihm die Sprache.

Sie trug die Kleider vom Vortag. Den Schal hatte sie sich um den Kopf geschlungen wie eine Hausfrau aus den Fünfzigern, was an ihr seltsamerweise nicht lächerlich wirkte, sondern ausgesprochen chic. Offenbar hatte sie gerade das Zimmer ausgefegt, denn sie hielt den Besen noch in einer Hand, während sie sich zu dem aufgeregten Hund beugte, um ihn zu streicheln.

Als Corran eintrat, richtete sie sich auf. „Guten M… morgen.“

„Was, um Himmels willen, tun Sie hier?“

„Ich mache sauber.“

„Habe ich mich gestern so unklar ausgedrückt? Sie haben den Job nicht bekommen!“

„Aber ich kann arbeiten! Bitte, geben Sie mir eine Chance, mich zu beweisen.“

„Ich bin extra noch nach Mhoraigh gefahren, um sie unterwegs aufzulesen, aber Sie waren hier, nicht wahr?“, fuhr er sie wütend an.

„Ich habe im Schuppen geschlafen, auf dem Stroh.“

Es war die unbequemste Nacht ihres Lebens gewesen. Nachts war es in den Highlands kalt, und sie hatte bitterlich gefroren, obwohl sie sämtliche Kleidungsstücke aus ihrem Rucksack übereinander angezogen hatte.

Hätte ich doch nie von Loch Mhoraigh gehört, hatte sie gedacht. Sie hätte darauf bestehen sollen, im Hotel zu arbeiten, bis sie sich die Fahrt nach Fort William leisten konnte. Stattdessen hatte sie Corran McKenna um eine Anstellung gebeten, und ihr Stolz hatte es ihr verboten, ein Nein zu akzeptieren.

Sein Blick verhieß nichts Gutes. Wütend betrachtete er sie, was nicht weiter verwunderlich war, wenn er ihr bis zum Hotel gefolgt war. Aber wie hätte sie diese Anwandlung von Ritterlichkeit ahnen können? Könnte er ihr stattdessen nicht lieber Arbeit geben?

Sie beschloss, sich aufs Verhandeln zu verlegen. „Das tut mir leid. Und ich weiß, dass ich mich widerrechtlich auf Ihrem Grund aufhalte, aber ich wollte Ihnen beweisen, dass ich alle anfallenden Arbeiten erledigen kann. Gary sagte, er musste putzen und anstreichen. Das kann ich ebenso gut. Sie brauchen mich noch nicht einmal zu bezahlen“, fügte sie rasch hinzu, als Corran den Mund zu einer Entgegnung öffnete. „Ich arbeite für Kost und Logis.“

Er schwieg verblüfft, und sie fuhr ermutigt fort: „Geben Sie mir eine Chance. Ich koste Sie nichts und bin allemal besser als gar keine Hilfe.“

„Das kommt darauf an, wie Sie sich anstellen. Auf dem Bau haben Sie jedenfalls noch nie gearbeitet.“

„Aber ich weiß, wie wichtig Sauberkeit auf jeder Baustelle ist.“ Das hatte sie bei der Grundsteinlegung für einen neuen Krankenhausflügel gelernt: „Unordnung ist eine nicht zu unterschätzende Gefahrenquelle“, gab sie ihr Wissen weiter, doch Corran zeigte sich wenig beeindruckt.

„Auf wie vielen Baustellen waren Sie denn bisher?“

Sie überlegte kurz. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte sie deren Repräsentationspflichten übernommen. „Sie wären überrascht.“

„Wäre ich das?“, fragte er skeptisch, und sie erschrak. Sie hatte seine Zweifel zerstreuen wollen und nicht Verdacht erregen. In ihrer Verwirrung bückte sie sich, um den kleinen Hund zu tätscheln, der ihr nicht von der Seite wich.

„Ich verstehe, dass Sie einen erfahrenen Handwerker mir vorziehen würden, doch die stehen hier nicht gerade Schlange. Wieso wollen Sie es nicht wenigstens mit mir versuchen? Putzen und Anstreichen kann nicht allzu schwierig sein – und ich verursache keine Kosten.“

Nachdenklich strich er sich mit der Hand übers Kinn, und Lotty merkte, dass es ihr leicht schwindlig wurde. Das musste am Schlafmangel liegen, möglicherweise aber auch an seinen markanten Zügen. Sie ertappte sich dabei, wie sie davon träumte, seine raue, unrasierte Wange zu streicheln.

Errötend wandte sie den Blick ab und fuhr fort, das Sägemehl und die Staubflocken auf dem Boden zusammenzufegen. Es konnte nicht schaden, ihm ihre Fähigkeiten vorzuführen. Geistesgröße war für diesen Job gewiss keine Voraussetzung, dafür gab es reichlich zu tun, wie ein schneller Blick in die Runde offenbarte.

„Zugegeben, ich habe noch niemanden gefunden, der bereit war, länger als einige Tage für mich zu arbeiten“, gestand Corran schließlich ein.

„Das könnte an Ihrem Führungsstil liegen.“

„Wie ich sehe, hat Gary Sie umfassend informiert. Aber wozu bedarf es Managerqualitäten, wenn es lediglich darum geht, ein paar Wände zu verputzen?“

„Ein kleines Lob hier und da, eine Ermutigung schaden nie.“ Die Worte waren ihr entschlüpft, ehe sie sie zurückhalten konnte. „Ich brauche das allerdings nicht“, fügte sie hastig hinzu.

„Kein Lob, kein Lohn … Ich verstehe einfach nicht, wieso sie unbedingt für mich arbeiten wollen. Weshalb suchen Sie sich nicht einen bezahlten Job?“

Lotty beschloss, ihm die Wahrheit zu verraten – einen kleinen Teil davon zumindest. „Ich kann es mir nicht leisten, anderswohin zu fahren, weil ich gestern mein Portemonnaie verloren habe.“

So dumm kann auch nur ich sein, dachte sie. Auf ihre Wertsachen aufzupassen, war sie nicht gewohnt. Stets wurde sie von Personal begleitet, das sämtliche Rechnungen beglich und dafür sorgte, dass sie nichts liegen ließ.

„Ich besitze kein Geld, weder für eine Tasse Kaffee noch für ein Busticket.“

„Wieso gehen Sie nicht zur Polizei, statt bei fremden Männern um einen Job zu betteln, für den Sie nicht qualifiziert sind, oder widerrechtlich in Privateigentum einzudringen.“

„Ich wusste einfach nicht, was ich tun soll.“ Sie errötete.

„Rufen Sie Ihre Bank oder Kreditkartenfirma an.“

Dass ein solcher Anruf unweigerlich das Sicherheitspersonal ihrer Großmutter auf ihre Spur führen würde, konnte sie ihm unmöglich erklären. „Niemand darf erfahren, wo ich mich aufhalte.“

Überrascht sah Corran sie an. „Haben Sie Ärger mit der Polizei?“

Einen Moment lang erwog sie, ihm eine Story von einem Diamantenraub aufzutischen, doch die würde er ihr ohnehin nicht abnehmen.

„Das nicht. Ich … ich breche für eine Weile aus meinem gewohnten Leben aus“, erklärte sie so vage wie möglich. Wenn sie in nächster Zeit unerkannt bleiben wollte, durfte sie nicht mehr von sich preisgeben als unbedingt erforderlich. „Meine Mutter hat mir vor ihrem Tod oft von ihrer Wanderung über den West Highland Way vorgeschwärmt. Ich wollte ihn gehen und mir dabei darüber klar werden, was ich mit meinem Leben anfangen will.“

Das war keineswegs gelogen. Gleichzeitig unterschlug sie Corran, wie sie ihrem Leibwächter in Paris entkommen und nach Hull gereist war, in der festen Überzeugung, dort auf keinen ihrer Bekannten zu stoßen. Zur Tarnung hatte sie sich in einem winzigen, altmodischen Friseursalon das Haar schneiden lassen und es noch in derselben Nacht in ihrem Hotelzimmer gefärbt. Leider entsprach das Ergebnis nicht ihren Erwartungen. Das knallrote Haar sah scheußlich aus – doch sie hatte ihr Ziel erreicht: Niemand würde sie mit der dunkelhaarigen, eleganten Prinzessin Charlotte in Verbindung bringen.

Letztendlich war sie an jenem Abend zufrieden eingeschlafen. Ihr war die Flucht über den Kanal geglückt und damit der erste Schritt in die Freiheit.

Ohne ihre vielfältigen Pflichten war es ihr in ihrem Hotelzimmer jedoch schnell langweilig geworden. Also hatte sie beschlossen, dem Wanderweg zu folgen, von dem ihre Mutter gesprochen hatte. Sie war nach Glasgow gefahren, hatte ihren Koffer in einem Schließfach am Bahnhof verstaut und sich auf den Weg gemacht, nur mit dem, was in ihren Rucksack passte.

„Es war wunderbar“, berichtete sie begeistert. „Der Pfad ist gut ausgeschildert und unterwegs trifft man auf viele interessante Menschen. Leider habe ich gestern nach dem Lunch meinen Geldbeutel in einem Pub liegen gelassen. Es fiel mir erst viel später auf. Ich habe sofort dort angerufen, aber niemand hatte ihn gefunden.“

Die Enttäuschung darüber, dass niemand ihr Portemonnaie voller Bargeld und Kreditkarten abgegeben hatte, stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, und Corran wunderte sich über ihre Naivität. Er wusste nicht recht, was er von ihrer Geschichte halten sollte, doch es war offensichtlich, dass sie ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte.

Vielleicht war sie eine Berühmtheit, die sich für eine Weile vor der Presse verstecken wollte. Lotty besaß das gewisse Etwas. Sie strahlte Persönlichkeit aus, über die selbst der staub- und strohbedeckte Pulli und die Mückenstiche in ihrem Gesicht nicht hinwegtäuschen konnten. Dass er sie nicht erkannte, war dennoch kein Wunder. Die High Society hatte ihn noch nie interessiert.

Ein wenig erinnerte sie ihn an das Reh, das er am frühen Morgen vom Schlafzimmerfenster aus beobachtet hatte. Es hatte im Licht der Morgensonne auf dem Rasen innegehalten, den Kopf anmutig gehoben und sich vorsichtig umgesehen. Lotty wirkte ebenso unschuldig, daran vermochten weder ihre teuren Kleider noch der lächerliche Schal, den sie sich so stilvoll um den Kopf geschlungen hatte, etwas zu ändern.

Was ist nur los mit mir? wunderte er sich unvermittelt. Er hatte nicht die Absicht, sich von ihr einwickeln zu lassen. Schließlich hatte er bereits einmal schmerzlich erfahren, wie leicht man einer schönen Frau in die Falle gehen konnte.

Und ihre Geschichte überzeugte ihn nicht wirklich.

2. KAPITEL

„Was haben Sie getan, als feststand, dass Ihr Portemonnaie endgültig verschwunden war?“, fragte Corran.

„Zunächst wusste ich nicht weiter, aber dann hörte ich durch Gary von dem Job hier“, fuhr Lotty fort. „Es kam mir vor wie ein Wink des Schicksals, und ich machte mich sofort auf den Weg. Leider haben Sie mich rundweg abgelehnt. Da ich es nicht ertragen konnte, ins Hotel zurückzukehren, habe ich mich nach einer anderen Übernachtungsmöglichkeit umgesehen und den Schuppen entdeckt. Wenn es Sie tröstet: Die Mücken haben mir schwer zugesetzt.“ Sie zeigte ihm ihre von Stichen übersäten Unterarme.

„Das geschieht Ihnen recht. Ich hatte angeboten, Sie ins Hotel zu bringen. Von dort aus hätten Sie jemanden anrufen und um Hilfe bitten können.“

„Das war mir nicht möglich, auch wenn ich Ihnen dafür leider die Erklärung schuldig bleiben muss.“ Sie sah ihn flehend an, und in ihren Augen schimmerten Tränen. „Bitte, lassen Sie mich bleiben, nur für ein paar Wochen.“

„Wochen?“

„Wenigstens, bis sie anderweitig Hilfe gefunden haben.“

Corran, dem es schwerfiel, den Blick von ihren schönen großen Augen abzuwenden, gab seufzend nach: „Kommen Sie mit.“

Sofort stellte Lotty den Besen an die Wand und folgte ihm. Vor dem Cottage wartete ein schwarz-weißer Collie.

„Das ist Meg“, stellte er ihr den Hund vor. „Sie tut, was man ihr sagt.“

Das mache ich gerade auch, dachte Lotty, verkniff sich den Hinweis jedoch nach einem Blick auf seine finstere Miene. Er flößte ihr ähnlichen Respekt ein wie die schroffe Felswand am gegenüberliegenden Ufer des Lochs.

Meinetwegen kann er so grimmig dreinblicken, wie er will, solange er mir nur Arbeit gibt.

Sie folgte ihm zu einem der anderen Cottages am Ufer des Lochs, die alle ähnlich gebaut waren, massiv und kompakt, und sich in vergleichbar schlechtem Zustand befanden. Von den niedrigen Wänden bröckelte der Putz ab, die Dachfenster hingen schief in den Angeln.

Corran öffnete die Haustür und bedeutete ihr einzutreten. „Sehen Sie sich um“, forderte er sie auf.

Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen in die unvorstellbar verdreckte Hütte. Ramponierte Möbelstücke, eingehüllt in staubgraue Spinnennetze, standen oder lagen im Raum herum, die Spüle in der Küche war schmutzverkrustet und verrostet, unter dem uralten Kühlschrank wucherte Schimmel hervor, Küchenfenster und Treppengeländer waren zerbrochen und der Boden war übersät mit Mäuse- und Vogelkot. Ungewiss, ob die Bodendielen ihr Gewicht trugen, drehte Lotty sich vorsichtig auf der Stelle um sich selbst.

„Was halten Sie davon?“

„Hier gibt es eine Menge zu tun!“

„Dabei ist dieses Cottage in einem besseren Zustand als die übrigen vier.“ Corran fing ihren schockierten Blick auf und lächelte grimmig. „Zum Glück ist die Bausubstanz in Ordnung, und das Dach hält dicht. In drei Monaten müssen alle Häuser fertig renoviert sein, damit ich sie im September vermieten kann.“

„So lange dauert es vermutlich, den ganzen Dreck aus einem einzigen Zimmer zu entfernen!“

„Wie schade, dass Sie so denken. Ich wollte Ihnen soeben einen Vorschlag unterbreiten.“

„Lassen Sie hören.“

„Wenn Sie bis zum Ende der Woche den Müll aus diesem Cottage räumen und es so gründlich reinigen, dass man anstreichen kann, dürfen Sie bleiben. Ich glaube zwar nicht, dass Sie so lange durchhalten, aber wenn Sie mir das Gegenteil beweisen, lasse ich Sie auch die anderen Cottages putzen.“ Er sah sie prüfend an. „Was halten Sie davon?“

Lotty blickte sich nachdenklich um. Sie hatte weder eine Ahnung, wie lange es dauern würde, hier sauber zu machen, noch eine Idee, womit sie beginnen sollte. Corran hatte ihr eine Aufgabe gestellt, die er selbst für undurchführbar hielt. Betont sachlich erkundigte sie sich: „Was erhalte ich als Gegenleistung?“

„Unterkunft und Verpflegung, wie Sie es angeboten haben. Ob Sie auf den Handel eingehen oder nicht, liegt bei Ihnen. Ich sehe ihn als die einzige Möglichkeit, Sie loszuwerden, es sei denn, ich schleppe Sie persönlich zurück ins Hotel.“

Nie zuvor hatte jemand so unverschämt mit ihr gesprochen, zudem war es ein Ding der Unmöglichkeit, das Haus in drei Tagen zu reinigen. Dennoch beschloss Lotty, die Herausforderung anzunehmen. Sie war fest entschlossen, Corran zu beweisen, dass er sich irrte.

„Einverstanden.“

„Sie werden es bereuen“, warnte er sie.

„Das bleibt abzuwarten.“

„Ich wette, Sie halten nicht einmal bis heute Abend durch, geschweige denn bis zum Ende der Woche.“

„Und ich versichere Ihnen, dass ich am Ende des Monats noch hier bin“, ging Lotty auf die Wette ein.

„Darauf wollen Sie wirklich setzen?“, fragte Corran ungläubig.

„Aber ja. Worum wetten wir?“

„Da Sie, wie wir beide wissen, nichts besitzen, warte ich auf Ihren Vorschlag.“

Lotty dachte an ihr nahezu unerschöpfliches Barvermögen, auf das sie in diesem Moment leider keinen Zugriff hatte, an die riesigen Ländereien, die teuren Autos, die Schränke voller Designermode, die kostbaren Antiquitäten und Gemälde in ihrem Apartment im Schloss, an die unschätzbaren Juwelen, die Teil ihres Erbes waren.

„Ich wette um meinen Stolz.“

Obwohl Corran nicht im Entferntesten ahnen konnte, wie viel ihre Selbstachtung ihr bedeutete, akzeptierte er ihr Angebot. „In Ordnung.“

„Und was setzen Sie für den Fall, dass ich gewinne?“

„Die Frage erscheint mir rein akademisch. Was hätten Sie denn gern von mir?“

Es dauerte eine Weile, bis ihr eine Idee kam. „Wenn ich nach einem Monat immer noch hier bin, führen Sie mich zum Essen aus.“

In seinen Augen blitzte es amüsiert auf. „Abgemacht. Zusätzlich können Sie so lange bei mir arbeiten, wie Sie es ertragen.“

„Oh, danke, das ist fantastisch!“, jubelte sie, als hätte er ihr ein Diamantcollier angeboten, anstelle von drei Tagen harter, schmutziger, unbezahlter Arbeit.

Die Begeisterung ließ ihr Gesicht förmlich aufleuchten, und der Anblick verschlug ihm den Atem. Um Himmels willen, sie lächelt doch nur, rief er sich zur Ordnung. Dann machte er seiner Verwirrung Luft, indem er den Hund ausschalt, der an einem Loch in der Fußbodenleiste schnupperte.

„Aus, Pookie“, befahl er. Sofort eilte der Hund an seine Seite, das ehemals weiße seidige Fell mit Staub und Spinnweben bedeckt.

Überrascht sah Lotty zwischen dem überaus maskulinen Herrchen und dem niedlichen Schoßhund hin und her. „Ich hätte nie für möglich gehalten, dass Sie einen Hund wie Pookie besitzen!“

„Er gehört meiner Mutter, und dass es sich bei ihm tatsächlich um einen Hund handelt, bezweifle ich.“

Mittlerweile hatte sie sich niedergekniet und kraulte dem aufgeregten Fellbündel, das die Zuwendung dankbar genoss, den weichen Pelz. „Wie süß!“

„Er ist eine Plage, gehorcht nicht und ist ständig schmutzig. Wie kann man sich nur einen weißen Hund anschaffen? Ich habe meiner Mutter erklärt, dass er nicht aufs Land passt, aber davon wollte sie nichts wissen. Sie hat ihn mir aufgedrängt, weil sie gerade eine Weltreise unternimmt – ihre vierten oder fünften Flitterwochen – ich habe den Überblick verloren.“

„Offenbar fühlt er sich sehr wohl hier. Hat er nicht eigentlich langes Haar?“, fragte sie nach einem Blick auf das laienhaft geschorene Fell.

„Und eine hellblaue Spange darin, um die Augen frei zu halten“, bejahte Corran angewidert. „Für derlei Unfug habe ich keine Zeit. Sofort nach der Abreise meiner Mutter habe ich ihn geschoren. Vermutlich erleidet sie deswegen einen Anfall, wenn sie wiederkommt, aber das kann ich auch nicht ändern. Ich habe zu viel zu tun, um ihm ständig den Pelz zu bürsten, und für Meg ist es peinlich, sich mit einem Fellknäuel mit Schleife sehen zu lassen.“

„Obendrein schadet Pookie auch Ihrem Image ungemein“, meinte Lotty lachend und richtete sich wieder auf. Dann sah sie sich in dem schmutzstarrenden Raum um. „Am besten fange ich sofort mit Putzen an, sonst werde ich nicht rechtzeitig fertig. Kann ich mir den Besen ausleihen, der in dem anderen Cottage steht?“

„Möchten Sie sich nicht zuvor umziehen?“

„Ich habe keine Wechselkleidung dabei. Mehr hat nicht in meinen Rucksack gepasst.“

„Im Gutshaus findet sich bestimmt ein altes T-Shirt für Sie.“

„Danke, wenn es Ihnen nicht zu viele Umstände macht. Ich will Ihnen nicht zur Last fallen.“

„Das hätten Sie sich früher überlegen müssen. Am besten kommen Sie gleich mit. Haben Sie schon gefrühstückt?“

„Nein“, gab sie zu, und er stöhnte entnervt auf.

„Wollten Sie etwa mit leerem Magen arbeiten? Es nützt mir überhaupt nichts, wenn Sie vor Hunger zusammenbrechen.“

Sie machten sich auf den Weg zum Herrenhaus. Corran ging voraus, Meg an seiner Seite, Lotty folgte schweigend, während Pookie die Gruppe freudig kläffend umkreiste.

An der Hintertür streifte Corran den gröbsten Matsch und Staub von seinen Stiefeln. „Ich füttere erst die Hunde, vielleicht gibt Pookie dann Ruhe. Wenn Sie sich nützlich machen wollen, können Sie schon Tee kochen. Zur Küche geht’s hier entlang.“

Er wies ihr den Weg und verschwand in einem Raum voller Öljacken und schlammverkrusteter Stiefel, die Hunde dicht auf den Fersen. Der Kontrast zwischen dem großen starken Mann und dem kleinen flauschigen Hund reizte Lotty zum Lachen. So knallhart Corran sich nach außen hin auch gab, er war unfähig, seiner Mutter einen Wunsch abzuschlagen – und das gefiel ihr.

Die Küche war leicht zu finden. Sie wirkte kahl und trostlos. Allerdings fehlten Lotty die Vergleichsmöglichkeiten. Sie hatte nur wenige Küchen von innen gesehen. Speiste sie allein, wurden ihre Mahlzeiten aus der Palastküche in ihr Apartment geliefert, ihren Kaffee bereiteten die Hausmädchen in der Dienstbotenküche zu.

Ratlos blickte sie sich um. Es konnte doch nicht allzu schwierig sein, Tee zu kochen, oder? Glücklicherweise entdeckte sie einen Wasserkocher, trug ihn zur Spüle, füllte ihn und stellte ihn zurück auf die Basis.

Dann suchte sie nach dem Tee, fand ein Päckchen und wollte sich schon zufrieden die Hände reiben, als sie bemerkte, dass das Wasser nicht heiß wurde. In dem Moment, als sie sich über den Kocher beugte, um nachzusehen, wo das Problem lag, kam Corran herein und sah sie fragend an.

„Ich glaube, er funktioniert nicht“, erklärte sie und richtete sich wieder auf.

Wortlos kam er näher, streckte die Hand aus und drückte auf einen Knopf an der Rückseite des Wasserkochers. Eine Anzeige leuchtete auf, und innerhalb von Sekunden erklang ein brausendes Geräusch.

Sie lächelte verlegen. „Einen Kessel wie diesen habe ich noch nie benutzt.“

„Vermutlich haben Sie auch noch nie einen Teebeutel in eine Tasse gehängt und kochendes Wasser darüber geschüttet?“

Innerlich frohlockend, weil er ihr verraten hatte, was weiter zu tun war, fragte sie: „Kaffee haben Sie nicht zufällig im Haus?“ In diesem Moment wünschte sie sich nichts mehr, als eine Tasse guten Kaffee aus frisch gemahlenen Bohnen.

„Nur Instantkaffee.“ Er öffnete eine Tür in einer Anrichte, nahm das Gewünschte heraus und warf ihr das Glas zu. Auf ihren angewiderten Blick hin erklärte er: „Tut mir leid, ich trinke ausschließlich Tee.“ Er deutete auf den Schrank, neben dem sie stand. „Hier finden Sie die Tassen.“

„Sind Sie erst vor Kurzem hier eingezogen?“, erkundigte sich Lotty, während sie zwei Tassen herausholte. Nun stand nur noch eine einzige in dem großen Küchenschrank.

„Schon vor einigen Monaten.“ Corran schob ein paar Scheiben Brot in den Toaster und schaltete ihn ein. „Ich mache mir nichts aus Krimskrams. Solange ich beim Militär war, hatte ich keine Gelegenheit, viel anzuhäufen. Nach der Scheidung hat dann meine Exfrau das Haus mitsamt Inhalt behalten.“

Also war er geschieden. Das Thema interessierte sie zwar brennend, doch Lotty stellte vorsichtshalber keine weiteren Fragen, um nicht allzu neugierig zu erscheinen. Stattdessen überlegte sie, mit welchen Mitteln eine Frau diesen verschlossenen Mann so weit gebracht hatte, dass er um ihre Hand anhielt.

Das geht mich nichts an, dachte sie. Gleichwohl fragte sie sich, während sie den Teebeutel in die Tasse gab und Wasser darüber goss, wie seine Exfrau sein mochte. Wie hatte sie es geschafft, das Eis in seinem Blick zu schmelzen und den strengen Zug um seinen Mund zu vertreiben?

Verstohlen beobachtete sie, wie er den Kühlschrank öffnete, Butter, Marmelade und einen Krug Milch, an der er misstrauisch schnupperte, herausholte und auf den Tisch stellte. Dass er bei der Armee gedient hatte, überraschte sie dagegen nicht. Er wirkte ebenso stark und zäh wie ihre Leibwächter, ehemalige Soldaten größtenteils, und genauso hoch konzentriert bei allem, was er tat.

Für das Privat- oder gar Liebesleben ihrer Bodyguards hatte sie sich nie interessiert, doch während sie Corran betrachtete, drängte sich ihr unwillkürlich die Frage auf, wie seine Lippen sich beim Küssen anfühlen würden.

Ihr wurde heiß. Rasch sah sie beiseite und widmete ihre ganze Aufmerksamkeit der Aufgabe, das Kaffeeglas in ihrer Hand aufzuschrauben.

„Dieser Raum könnte sehr gemütlich aussehen, wenn man ihn ein wenig herrichtet“, brach sie nach einer Weile das Schweigen.

„Die Küche oder die anderen ebenfalls kahlen Räume sind momentan meine geringste Sorge. Ich muss zunächst das Gut auf Vordermann bringen, ehe ich mir Mobiliar anschaffe.“

„Sie haben gar keine Möbel?“

„Nur die Wichtigsten: diesen Tisch, einige Betten, Stühle …“ Mit einer Kopfbewegung wies er auf einen bequemen, verschlissenen Lehnstuhl, der neben dem Herd stand. „Den Sessel, auf dem der Hund meines Vaters immer schlief.“

„Das Haus gehörte Ihrem Vater?“

„Ja“, bestätigte er knapp. „Ich habe Haus und Grund von ihm geerbt.“

„Und die Einrichtung?“

Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Die nahm meine Stiefmutter bei ihrem Umzug nach Edinburgh mit.“

„Weshalb?“

„Das müssen Sie sie schon selbst fragen.“

Lotty roch skeptisch an dem Instantkaffee und überlegte, was die Barfrau im Hotel ihr erzählt hatte. „Ich habe gehört, es gab Streit um das Erbe?“

„Zum Streiten gehören immer zwei. Ich habe nicht mitgemacht.“

Sie löffelte Kaffeepulver in ihre Tasse, hielt jedoch inne, als sie seinen erstaunten Blick auffing. „Was ist?“

„Trinken Sie Ihren Kaffee immer so stark?“

Oh je, anscheinend hatte sie es übertrieben. „J… ja.“

Verstohlen ließ sie das restliche Pulver von ihrem Löffel zurück ins Glas gleiten. „Es heißt, das Erbe hätte an Ihren Bruder fallen sollen.“

„Meinen Halbbruder“, berichtigte er. „Wer sagt das? Ach ja, das Hotel von Mhoraigh ist ein für seine Objektivität berühmtes Informationszentrum.“

„Stimmt es denn?“

„Nein.“ Mit finsterer Miene stellte er Teller auf den Tisch und suchte in einer Schublade nach Messern und Gabeln. Was Lotty von ihm hielt, sollte ihm gleichgültig sein. Sie hatte sich bei ihm eingeschlichen. Wenn ihr etwas nicht behagte, konnte sie jederzeit wieder verschwinden. Er schuldete ihr keine Rechtfertigung. Dennoch erklärte er: „Ich bin der älteste Sohn meines Vaters und hier geboren.“

„Sie sprechen nicht wie ein Schotte.“

„Nach der Scheidung meiner Eltern zog ich mit meiner Mutter nach London. Damals war ich sechs Jahre alt.“

„Dann ist Loch Mhoraigh nicht wirklich Ihr Zuhause?“

„Oh, doch!“ Diesmal hatte sie einen Nerv getroffen. Für ihn war dieses Haus die einzige Heimat, die er je gekannt hatte. „Ich habe ausnahmslos jeden Sommer hier verbracht.“

„Woher stammt dann dieses Gerücht? Ist es nicht üblich, dass der Älteste das Land erbt?“

„Mein Halbbruder Andrew ist hier aufgewachsen und sehr beliebt in der Gegend. Er hat sicher viel Zeit an der Hotelbar verbracht. Die Leute kennen ihn und wünschen sich ihn als Gutsherrn.“

„Was haben sie gegen Sie?“

„Sind Sie immer so neugierig?“

Erschrocken blickte sie auf. „Ich bin es gewohnt, viele Fragen zu stellen.“

„Gehört das zu Ihrem Job?“

Einen Moment wirkte sie verunsichert.

Gut, dachte Corran. Es war gewiss eine heilsame Erfahrung für sie, einmal diejenige zu sein, die Antworten geben musste.

„Ja.“ Lotty zögerte einen Moment und räusperte sich. „Ich bin im weitesten Sinn in der Öffentlichkeitsarbeit tätig.“

„Würde es Ihnen gefallen, Ihre Familienangelegenheiten vor Fremden auszubreiten?“

Wieder huschte ein seltsamer Ausdruck über ihr Gesicht. „Eher nicht. Aber wir bleiben keine Fremden, oder? Wir werden einen Monat lang zusammenarbeiten, damit ich die Wette gewinnen kann. Deshalb sollten wir einander kennenlernen, und zwar nicht durch Gerüchte. Und wie wäre es, wenn wir uns duzen?“

„Das soll mir recht sein. Dieses Anwesen gehört mir – mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“

„Ich verstehe immer noch nicht, warum du im Dorf nicht gelitten bist.“

„Nicht jeder lässt sich von meinem Charme einwickeln“, gab er mürrisch zurück.

Sie lachte nur. „Ich glaube schon, dass der eine oder andere Dorfbewohner deinem sonnigen Gemüt widerstehen kann. Aber die meisten Menschen schätzen Gerechtigkeit. Da du der älteste Sohn bist, ist es nur fair, wenn du den Besitz erbst.“

Genervt stöhnte Corran auf und beschloss, ihr die ganze Wahrheit zu erzählen. Vorher würde sie ohnehin keine Ruhe geben.

„Mein Vater trug sich lange Zeit mit der Absicht, meinem Bruder das Gut zu hinterlassen. Das wäre aufgrund des schottischen Erbrechts schwierig, aber nicht unmöglich gewesen.“ Er versuchte, alle Bitterkeit aus seiner Stimme fernzuhalten. Sie brauchte nicht zu wissen, wie sehr ihn dieser Plan verletzt hatte.

„Andrew war sein Liebling, das wussten alle. Vater hat Mutter nie verziehen, dass sie ihn verließ, und ich habe ihn an sie erinnert. Dadurch gestalteten sich meine Aufenthalte hier immer … etwas heikel.“

„Das war sicher eine arge Belastung für dich.“

„Es gibt keinen Grund, mich zu bedauern.“ Mitleid hatte er noch nie vertragen, und von ihr wollte er schon gar keines. „In Mhoraigh war ich immer glücklich. Ich wusste auch, was mein Vater plante, und hatte akzeptiert, dass das Gut eines Tages an Andrew fallen würde. Daher entschied ich mich für eine Karriere beim Militär. Nach Ablauf meiner Dienstzeit wollte ich in die Highlands zurückkehren und mir eigenes Land kaufen. Ehe es dazu kam, schickte Vater nach mir.“

Er hielt inne und dachte an die letzte Begegnung zurück, an das Bedauern und die Bitterkeit, die er damals empfunden hatte. Wieso erzähle ich Lotty das alles? fragte er sich verwundert. Wieso war es ihm überhaupt noch wichtig? Schließlich hatte er sich schon vor Jahren damit abgefunden, dass sein Vater ihn ablehnte.

„Er teilte mir mit, dass er die Erbfolge nun doch nicht ändern würde. Was ihn dazu bewogen hat, weiß ich bis heute nicht. Vielleicht glaubte er, dass Andrew der Verantwortung nicht gewachsen war. Mhoraigh sollte an mich fallen, alles andere an meine Stiefmutter und meinen Bruder. Leider pflegte Vater einen verschwenderischen Lebensstil. Bargeld hinterließ er keines. Vermutlich glaubte Moira deshalb, dass ihr zumindest das Mobiliar aus dem Haus zustand. Jetzt weißt du, wieso es hier so leer ist.“

Lotty hatte ihm aufmerksam zugehört, den Kopf leicht zur Seite geneigt. „Die Situation war gewiss schwierig für euch alle.“

„Für mich nicht.“ Hastig zog Corran das Brot aus dem Toaster, das schon leicht verbrannt roch. Er legte es auf einen Teller und reichte ihn Lotty, die am Tisch Platz nahm.

„Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn sie in der Gegend geblieben wären. Deshalb bot ich Moira ein hübsches kleines Haus auf meinem Grund an, das sie mit Mobiliar aus dem Herrenhaus einrichten sollte. Sie zog es jedoch vor, nach Edinburgh zu ziehen und zu verbreiten, ich hätte sie aus ihrem eigenen Zuhause vertrieben.“

„Wieso stellst du nicht klar, was wirklich geschah?“

„Was die Leute denken, ist mir egal.“ Corran schob weitere Brotscheiben in den Toaster und setzte sich dann ebenfalls an den Tisch. „Ich verstehe, dass Moira verbittert ist. Meine Existenz war ihr schon immer ein Dorn im Auge, ihr Sohn hätte das Gut erben sollen. Aber Mhoraigh liegt auch mir im Blut.“

Als Kind hatte er gleichzeitig seinem alljährlichen Besuch in Schottland entgegengefiebert und sich davor gefürchtet. Er liebte die Gegend, doch mit dem sieben Jahre jüngeren Andrew verband ihn nichts, Vater und Stiefmutter lehnten ihn ab.

„Die Dorfbewohner haben ihr Urteil über mich gefällt, und ich habe weder Zeit noch Lust, mir ihre Sympathien zu erringen. Das Gut wieder rentabel zu machen, erfordert meine ganze Kraft.“

Er warf Lotty einen vorwurfsvollen Blick zu. Bis sie ihn mit ihren Fragen bedrängt hatte, hatte er dieses Thema vermieden. Jetzt hatte sie ihn dazu gebracht, sich damit auseinanderzusetzen. Lag es an der Offenheit und Rechtschaffenheit, die sie ausstrahlte, dass er ihr vertraute und ihr seine Situation begreiflich machen wollte, obwohl er nichts über sie wusste?

„Und was ist mit dir?“, drehte er den Spieß um. Er schob Butter und Marmelade in ihre Reichweite. „Du kommst bestimmt aus einer großen, glücklichen Familie, in der alle einander lieben und sich anständig benehmen.“

Den Spott und die Wut in seiner Stimme konnte Lotty gut nachvollziehen. Sie hatte im Lauf der Jahre von vielen persönlichen Schicksalsschlägen erfahren – in einer für eine königliche Audienz angemessenen Weise – und keinem ihrer Gesprächspartner war es dabei gelungen, seinen Schmerz ganz zu verbergen.

Das Herz tat ihr weh für den Jungen, der die Highlands so geliebt hatte und dort unerwünscht war. Dass ihn diese schmerzliche Erfahrung noch heute belastete, wunderte sie nicht. Was für ein Glück hatte sie selbst gehabt. Mochte sie sich auch gelegentlich nach Anonymität gesehnt haben, unwillkommen war sie nirgends gewesen.

„Groß ist meine Familie nicht.“ Und ebenso wenig glücklich, dachte sie, während sie ihren Toast mit Butter bestrich. In den letzten Jahren hatte ein Unglück das andere gejagt, man munkelte sogar von einem Fluch, der auf ihrer Familie lag.

„Ich bin ein Einzelkind und habe mich nach Geschwistern gesehnt.“ Es wäre wunderbar gewesen, die Verantwortung mit jemandem zu teilen. „Meine Mutter starb, als ich zwölf war, mein Vater verstarb letztes Jahr.“

„Das tut mir leid.“

„Danke. Meine Eltern liebten einander und auch mich, insofern kann man uns durchaus als glückliche Familie bezeichnen.“

„Du stehst jetzt also ganz allein da.“

So hatte Lotty das noch nie betrachtet – eine Prinzessin war nur selten allein.

„Ich habe noch meine Großmutter. Und einen Cousin.“

Außerdem liebten die Bürger von Montluce sie und betrachteten sie als eine der ihren.

„Und einen Ehemann oder Freund?“

„Gibt es nicht.“ Unter seinem fragendem Blick wurde ihr ganz heiß, und sie spürte, wie sie errötete.

„Vor wem läufst du dann fort?“

„So ist das nicht“, protestierte sie.

„Du hast gesagt, du bräuchtest eine Auszeit.“

Lotty seufzte. Wie sollte sie ihm verständlich machen, wie aufreibend es war, zu jeder Zeit eine perfekte Prinzessin zu sein?

Sie war auf der Flucht, aber nicht vor einem schlechten Leben. Tatsächlich war sie von unglaublichem Luxus umgeben aufgewachsen und hatte als Gegenleistung nur ihre Pflichten erfüllen müssen.

Seit dem Tod ihrer Mutter hatte ihre Großmutter ihr Leben kontrolliert und jede Minute ihres Tages verplant. Dagegen hatte sie nie aufbegehrt, das wäre ihr kindisch und unverantwortlich erschienen. Sie konnte nicht auf einem Privatleben beharren, wenn ihre Landsleute ihren Besuch herbeisehnten. Sie wollte nicht hinter ihrer Großmutter zurückstehen, die ihr ganzes Leben dem Dienst an ihrem Land gewidmet und tragische Verluste klaglos hingenommen hatte: Zwei ihrer Söhne und ein Großneffe waren in rascher Folge verstorben. Konnte Lotty sich angesichts dessen weigern, ein weiteres Krankenhaus zu eröffnen oder bei einer Abendveranstaltung Hände zu schütteln?

Dann war ihr Cousin Philippe nach Montluce zurückgekehrt, und ihre Großmutter hatte beschlossen, Lotty solle ihn zum Wohl des Landes heiraten. Da Philippe von einer Ehe ebenso wenig wissen wollte wie sie, hatte er sie ermutigt, die Flucht zu ergreifen.

„Ich habe immer alle Erwartungen erfüllt“, erklärte Lotty. „Aber jetzt brauche ich eine Veränderung. Ich werde wenigstens für kurze Zeit tun, was ich noch nie gemacht habe, Abenteuer erleben, Fehler begehen und meine Grenzen austesten. Jetzt nach Hause zurückzukehren, würde beweisen, dass ich ein nichtsnutziger Feigling bin. Ich bin nicht auf der Flucht, sondern lebe einfach mein eigenes Leben – mir selbst zuliebe.“

„Dann wirst du bald feststellen, was auch ich gelernt habe: Es gibt nur einen Menschen, der dir zu dem verhelfen kann, was du dir am sehnsüchtigsten wünschst – das bist du selbst.“

„Du wolltest Mhoraigh haben?“

Er nickte. „Einst gehörte es zu den stattlichsten Anwesen in den Highlands. Mein Vater hat es jahrelang vernachlässigt. Statt es zu bewirtschaften, hat er den reichen Gutsherrn gemimt und kostspielige Partys gegeben. Die Hände schmutzig gemacht hat er sich nicht, genauso wenig wie Andrew. Jetzt, wo es mir gehört, werde ich Mhoraigh zu altem Glanz verhelfen.“

„Ganz allein?“

„Ja. Alles wäre einfacher, wenn ich über das nötige Kapital verfügen würde. Derzeit muss ich meiner Exfrau Unterhalt zahlen, und Moira und Andrew haben sämtliche Wertgegenstände bekommen. Ich schaffe es kaum, die laufenden Kosten zu decken, geschweige denn Tiere zur Zucht zu erwerben. Ferienhäuser sind eine gute Einnahmequelle. Daher will ich die Cottages so schnell wie möglich herrichten und vermieten, doch gerade im Sommer gibt es auf der Farm viel zu tun. Die Lammzeit ist zwar vorüber und die Schafe weiden in den Bergen, aber schon im September gehen sie in den Verkauf. Im Oktober kommen dann die Rinder an die Reihe. Nebenbei sind die Wälder zu bewirtschaften und allerlei Instandhaltungsarbeiten zu bewältigten.“

„Kein Wunder, dass du Hilfe gesucht hast.“

„Stattdessen habe ich dich gefunden!“, erwiderte Corran und warf ihr einen spöttischen Blick zu, den sie gelassen erwiderte.

„Ja, jetzt hast du mich.“

3. KAPITEL

Während Corran sie nach dem Frühstück durch das Haus zu ihrem Zimmer in der ersten Etage führte, sah Lotty sich entsetzt um. Seine Stiefmutter hatte ganze Arbeit geleistet und sämtliche Teppiche, Vorhänge und fast jedes Möbelstück mitgenommen. Helle Flecken an den Wänden verrieten, wo früher Bilder gehangen hatten.

Ihr Schlafzimmer war ebenso spärlich möbliert wie der Rest des Hauses. Lediglich ein Bett und ein Stuhl standen auf den blanken Dielen. Dafür war es geräumig und hell, und vom Fenster aus bot sich ein herrlicher Blick auf den Loch, wie sie begeistert feststellte.

Ihr Rucksack befand sich noch in dem Schuppen, in dem sie übernachtet hatte. Sie beschloss, ihn später zu holen, denn zunächst benötigte sie ihn nicht. Nachdem Corran sich zurückgezogen hatte, tauschte sie ihren Pulli gegen das alte Hemd aus, das er ihr gegeben hatte. Kragen und Manschetten waren abgestoßen, aber es sah sauber aus und duftete angenehm.

Wenig später verließen sie gemeinsam das Haus und gingen zu den Cottages, zurück an ihre jeweilige Arbeit. Die Handschuhe, die Lotty mit Hinblick auf ihre Wanderung erstanden hatte, leisteten ihr nun gute Dienste. Fest entschlossen, Corran von ihrer Nützlichkeit zu überzeugen, wollte sie den Schmutz und die Spinnennetze dennoch keinesfalls mit bloßen Händen berühren.

In den nächsten Stunden schleppte sie die ruinierten Möbel und den übrigen Müll, der sich in dem Cottage befand, ins Freie. Lediglich einige schwere Stücke ließ sie stehen, um sie später mit Corrans Hilfe zu beseitigen. Dann rückte sie mit einem Besen dem Staub und den Spinnweben an der Zimmerdecke zu Leibe. Die aufgescheuchten Spinnen, darunter etliche riesengroße Exemplare, liefen kreuz und quer über den Fußboden, und Lotty sprang erschrocken und angeekelt beiseite.

Nachdem sie die ungebetenen Gäste erfolgreich vertrieben hatte, begann die Arbeit ihr Spaß zu machen. Sie war schmutzig und verschwitzt, und der Staub reizte sie immer wieder zum Husten, doch sie musste niemanden umschmeicheln oder Hände schütteln. Ihre einzige Aufgabe bestand darin, für Sauberkeit zu sorgen. Auch die ungewohnte Einsamkeit tat ihr gut. Lediglich Pookie leistete ihr Gesellschaft, sprang munter um ihre Beine und schnüffelte neugierig an den Löchern in den Fußleisten.

Gegen Mittag kehrte Corran zurück. Er blieb an der Tür stehen und beobachtete Lotty unbemerkt. Sein altes Hemd hing lose an ihrem schlanken Körper und betonte die Zartheit ihrer Arme und den eleganten Schwung ihres Nackens. Dazu verlieh der Schal, den sie sich erneut um den Kopf gebunden hatte, ihrem Äußeren das gewisse Etwas.

Während sie das Zimmer eifrig, wenn auch ein wenig unbeholfen, ausfegte, sang sie gut gelaunt auf Französisch vor sich hin.

Wieso hat sie noch nicht aufgegeben? fragte er sich verwundert. Der Auftrag, den er ihr erteilt hatte, war kaum zu bewältigen. Und das hatte einen Grund: Es stimmte durchaus, dass er auf Unterstützung angewiesen war, aber er benötigte einen kräftigen, praktisch veranlagten Helfer. Lotty schien zwar über ein Rückgrat aus Stahl zu verfügen, wirkte aber dennoch viel zu zart und elegant für diese Arbeit. Und ihre funkelnden grauen Augen … Sie brachte ihn auf dumme Gedanken und lenkte ihn von wichtigen Aufgaben ab.

Erst beim Frühstück hatte sie ihn gegen seinen Willen zum Reden gebracht, und jetzt unterbrach er sogar seine Arbeit, nur um sicherzugehen, dass sie eine Pause einlegte. Dabei hatte er für so etwas eigentlich keine Zeit.

Er klopfte an, um sich bemerkbar zu machen. „Hier kommt das Mittagessen.“

Überrascht hielt Lotty mitten im Lied inne, und Pookie sprang schwanzwedelnd auf ihn zu.

„Still“, befahl er streng, und der Hund plumpste erschrocken aufs Hinterteil und ließ die Ohren hängen.

„Er freut sich, dich zu sehen“, erklärte Lotty. Sie stellte den Besen beiseite und kam ihm entgegen. „Genau wie ich, wenn du etwas zu Essen dabeihast.“ Sie lächelte, und ein Strahlen überzog ihr Gesicht.

Corran wusste nicht, wann ihm zum letzten Mal ein derart herzlicher Empfang bereitet worden war, und ihm wurde warm ums Herz.

„Glaub bloß nicht, dass das zur festen Einrichtung wird“, warnte er sie. „Ich habe gerade eine Arbeit abgeschlossen und wollte Mittagspause machen, ehe ich eine neue in Angriff nehme. Es gibt auch nur ein paar belegte Brote.“

„Ich wusste gar nicht, dass mir eine Pause zusteht, und auf den Gedanken, dass du das Essen herrichtest, wäre ich nie gekommen. Was für ein Service!“

„Sollen wir bei dem schönen Wetter am Seeufer essen?“

„Eine gute Idee“, stimmte sie begeistert zu und folgte ihm ins Freie. Vor der Haustür atmete sie tief durch. Nach dem Vormittag in der staubigen Hütte tat ihr die frische Luft gut. Sie stemmte die Hände ins Kreuz und dehnte aufstöhnend den schmerzenden Rücken.

„Hast du die Nase schon voll?“, erkundigte Corran sich sofort.

„Wie kommst du darauf? Du hast die Pause vorgeschlagen, nicht ich.“ Wie dankbar sie ihm dafür war, verschwieg sie ihm vorsichtshalber.

Am See angekommen, wusch sie sich die Hände in dem kühlen, klaren Wasser, dann setzte sie sich auf einen Felsen am Ufer, direkt neben Corran, der die Brote auspackte.

„Es gibt nichts Besonderes“, warnte er und reichte ihr ein Sandwich.

Sie nahm es. Zu ihrem großen Erstaunen war sie trotz des ausgiebigen Frühstücks bereits wieder hungrig. „Sieht doch gut aus.“

Die einfachen Käsebrote schmeckten ihr besser als die köstlichsten Delikatessen aus der Palastküche. Genüsslich sog sie die frische, noch angenehm kühle Luft ein, die ein wenig nach Moor roch, und hob ihr Gesicht der Sonne entgegen. „Herrlich!“, murmelte sie mit vollem Mund – ein für eine Prinzessin ungeheuerliches Benehmen. Wenn sie nach Hause zurückkehrte, musste sie sich wieder ihrer Manieren besinnen, doch hier konnte sie tun und lassen, was ihr gefiel.

Corran hatte Plastiktassen und eine Thermoskanne voll Kaffee mitgebracht. Er schenkte das heiße Getränk ein, dann zupfte er Lotty eine Spinnwebe von der Schulter. „Du bist schmutzig.“

„Kein Wunder, schließlich plage ich mich mit dem Schmutz von Jahrzehnten herum“, erwiderte sie ein wenig außer Atem. Die beiläufige Berührung hatte sie seltsamerweise aus der Fassung gebracht. Dabei fand sie nicht einmal, dass Corran besonders gut aussah. Er wirkte hart und unnachgiebig wie der Fels, auf dem sie saßen. Dennoch hatte der kurze Kontakt bewirkt, dass ihr das Blut heiß durch die Adern schoss.

„Leider weiß ich nicht mehr, wie du deinen Kaffee trinkst. Ich habe einfach etwas Milch hinzugefügt.“

Skeptisch betrachtete Lotty die Flüssigkeit in ihrer Tasse. „Glaub nicht, dass ich undankbar sein will, aber Kaffee sieht anders aus.“

„Dass du dich als verwöhnte Prinzessin entpuppen wirst, habe ich schon geahnt.“ Unvermittelt kniff er die Augen zusammen und dachte scharf nach. „Das Lied eben … du hast auf Französisch gesungen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass du Französin bist, weil du akzentfrei Englisch sprichst, aber es stimmt, oder?“

Das Einfachste wäre gewesen, ihm recht zu geben, doch das ließ ihr angeborener Nationalstolz nicht zu. „Ich komme aus Montluce. Dort spricht man zwar französisch, aber das Land ist eine unabhängige Monarchie“, stellte sie energisch klar.

„Und ihr seid ein wenig empfindlich?“

„Wir haben lediglich eine hohe Meinung von uns.“

Er schmunzelte. „Ich verstehe. Ist Englisch eure zweite Landessprache? Ohne das Lied wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass es nicht deine Muttersprache ist.“

„Ich habe nach dem Tod meiner Mutter ein Internat in England besucht.“

„Das muss schwer gewesen sein: Erst die Mutter zu verlieren und dann in die Fremde geschickt zu werden.“

„Es war nicht die beste Zeit meines Lebens, aber ich bin zurechtgekommen.“ Sie hatte ihren Vater angefleht, bei ihm bleiben zu dürfen, doch ihre Großmutter hatte davon nichts wissen wollen: Lotty müsse Englisch lernen, und eine Ortsveränderung würde ihr guttun. Sicher war es tragisch, dass sie die Mutter verloren hatte, aber sie musste lernen zu ertragen, was das Schicksal ihr auferlegte. Prinzessinnen weinten und klagten nicht.

Also war sie nach England gereist, doch sie hatte die Schule gehasst.

„Anfangs war es einfach nur grässlich“, erzählte sie und trank nachdenklich einen Schluck Kaffee. „Ich weiß nicht, was ich ohne Caro gemacht hätte. Wir waren beide pummelig, unansehnlich und schrecklich schüchtern, obendrein habe ich gestottert. Wenn ich nervös bin, hört man es heute noch.“

„Das ist mir bereits aufgefallen“, erwiderte er ungerührt und war damit der Erste, der es ihr gegenüber eingestand. „In der Zwischenzeit hast du dich allerdings grundlegend verändert.“

„Ja, ich habe den Babyspeck abgelegt und bin erwachsen geworden.“

„Mehr als das: Du bist wunderschön, wie du gewiss selbst weißt“, stellte er in einem sachlichen Ton fest.

Die schöne Prinzessin Charlotte – das hatte sie schon oft gehört, viel zu oft. Die Leute stellten sie auf ein Podest, starrten sie an und bewunderten sie, doch niemand wagte es, ihr nahe zu kommen.

„Ich wäre viel lieber einfach nur hübsch.“

„Wieso das? Ist schön nicht besser als hübsch?“

„Eine hübsche Frau schüchtert andere nicht ein.“ Gedankenverloren scharrte sie mit dem Fuß im Kies. „Außerdem ist eine Schönheit nicht automatisch auch begehrenswert.“

„Da hast du recht“, stimmte Corran ihr nach kurzem Nachdenken zu.

Dass er sie dennoch begehrte oder dass sie sich irrte und er schöne Frauen im Gegenteil sehr anziehend fand, fügte er zu Lottys Enttäuschung jedoch nicht hinzu. Was erwartest du eigentlich von ihm? schalt sie sich gleich darauf für ihre Dummheit.

Viele Menschen lobten ihre Schönheit, dennoch war sie einsam. Tausende verehrten die Prinzessin, doch mochten sie auch die Frau?

Lotty wollte nicht wegen ihres Titels oder Reichtums gefallen, sondern um ihrer selbst willen. Sie sehnte sich danach, um ihrer selbst willen geliebt zu werden.

Trotz all ihrer Vorzüge war sie noch kein einziges Mal geküsst worden. Die Männer, die sie kennenlernte, ließen sich von der steifen Etikette am Hof von Montluce einschüchtern. Vermutlich war sie auf der ganzen Welt die einzige Jungfrau im Alter von achtundzwanzig Jahren!

Niedergeschlagen aß sie ihr Sandwich auf, dann wischte sie sich die Krümel von den Händen. Corran trank seinen Kaffee, den Blick auf die Berge am gegenüberliegenden Ufer des Lochs gerichtet. Die Hände, mit denen er die Tasse hielt, waren groß und kräftig, zupackend und von Kratzern und Narben übersät – die Hände eines Farmers. Er strahlte Zielstrebigkeit aus und hatte ein unglaubliches Charisma, wirkte sicher und mit sich selbst im Reinen. Diesen Mann konnte nichts so leicht erschüttern, er nahm sich, was er wollte.

Wenn er mich begehren würde, wäre es ihm egal, dass ich eine Prinzessin bin, dachte sie, er würde mich kurzerhand von meinem Podest herabholen.

Statt wie sie zu klagen, mit welchen Schwierigkeiten es verbunden war, einen geeigneten Mann für eine erste gemeinsame Na...

Autor

Jessica Hart
Bisher hat die britische Autorin Jessica Hart insgesamt 60 Romances veröffentlicht. Mit ihren romantischen Romanen gewann sie bereits den US-amerikanischen RITA Award sowie in Großbritannien den RoNa Award. Ihren Abschluss in Französisch machte sie an der University of Edinburgh in Schottland. Seitdem reiste sie durch zahlreiche Länder, da sie sich...
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Caroline Anderson
Caroline Anderson ist eine bekannte britische Autorin, die über 80 Romane bei Mills & Boon veröffentlicht hat. Ihre Vorliebe dabei sind Arztromane. Ihr Geburtsdatum ist unbekannt und sie lebte die meiste Zeit ihres Lebens in Suffolk, England.
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Stephanie Howard
Stephanie Howard studierte Sozialwissenschaft an der Harding University im Bundesstaat Arkansas. Außerdem ist sie ein Tausendsassa: Sie ist nicht nur Autorin, sondern auch Fitnesstrainerin, Raumausstatterin und viel beschäftigte Mutter von zwei Kindern. Engagiert setzt sie sich für Frauen ein. Stephanie Howard schreibt in ihren Romanen gern über emanzipierte Frauen, die...
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