Schillernde Nächte in der Karibik

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Glamour, Jachten, Party-Nächte! Für Polostar Dante Hermida ist das Jetset-Leben der einzige Weg, um die Vergangenheit zu vergessen. Auch die Affäre in der Karibik mit Society-Prinzessin Lucie Bond darf für ihn nur ein Spiel sein. Gefühle hat Dante sich nämlich strikt verboten …


  • Erscheinungstag 02.06.2022
  • Bandnummer 1
  • ISBN / Artikelnummer 9783751514750
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Die perfekte Party zu planen, war eine Sache, sie auch durchzuziehen, eine ganz andere. Die Ehrenwerte Lucinda Bond of Strathdee wusste das besser als jeder andere. Während sie einen Schluck von dem bitteren Caffè Americano trank, fügte sie ihrer Liste im Geiste einen weiteren Punkt hinzu, wie sie es das nächste Mal besser machen würde.

Als würde es ein nächstes Mal geben …

Unten in der Messe der berühmt-berüchtigten Yacht ihres berüchtigten Vaters hörte sie den Chefkoch und die Mitarbeiter der Cateringfirma laut miteinander diskutieren.

Lucinda, von ihren engsten Freunden Lucie genannt, trat auf das nächste Deck, um einen Moment allein zu sein, doch das nützte nichts. Die Luft flimmerte bereits in der karibischen Hitze, und die vielen kleinen Boote und gigantischen Yachten, die vor Petit Pierre vor Anker lagen, erinnerten sie eher an Raubmöwen als an zarte Schmetterlinge.

Was, in aller Welt, hatte sie nur dazu bewogen, diese Wohltätigkeitsauktion zugunsten ihres geliebten Karibischen Naturschutzzentrums – immerhin das größte Ereignis der Saison – zu organisieren? Und das ausgerechnet auf den Bahamas und der Marengo, der Yacht ihres Vaters, und mit derart illustren Gästen?

Dollars, Pfund, Euros – was sie bekam, spielte letztendlich keine Rolle, solange ihr Zufluchtsort – ihr ganzer Stolz, ihre Freude und der Grund dafür, dass sie sich hier befand – von den Menschen profitierte, die bald das schwimmende Handelszentrum ihres Vaters bevölkern würden.

Bei der Vorstellung an die bevorstehende Party wurde ihr übel. Aber wenn ihre Mutter – Lady Viv – kam, würde alles gut gehen. Niemand würde sich auch nur im Geringsten für sie und ihre Sozialphobie interessieren, wenn ihre glamouröse Mutter mit dem Hubschrauber einschwebte und alle mit ihrem strahlenden Lächeln bedachte. Wegen ihres blonden Haars, ihrer funkelnden Augen und ihrer perfekten Figur wurde sie vom Publikum und der Presse gleichermaßen geliebt.

Dass sie alles andere als eine perfekte Mutter war, spielte keine Rolle. Niemand wusste, dass es in dem Sorgerechtsstreit zwischen ihren Eltern darum gegangen war, dass beide weniger und nicht mehr Zeit mit ihr verbrachten. Bekannt war lediglich, dass Lady Viv, genervt von den ständigen Affären ihres Mannes, selbst eine begonnen hatte – mit James Haston-Black. Geschiedene schillernde Persönlichkeiten sorgten schließlich für eine höhere Auflage als vernachlässigte Kinder.

Lucie trank ihren Kaffee aus und schauderte. Sobald diese Nacht vorbei wäre, würde sie das enge Satinkleid ausziehen, ihre Make-up-Utensilien verbannen, in ein T-Shirt und Shorts schlüpfen und essen und trinken, wonach ihr der Sinn stand.

Widerstrebend hatte sie die Bedingungen ihrer Mutter erfüllt, damit diese um die halbe Welt flog und die Gastgeberin auf dieser Party spielte. Drei Monate lang hatte sie sich kasteit, fünf Kilo abgenommen und sich gestylt. In fünfzehn Stunden wäre der ganze Spuk vorbei, aber es würde an ein Wunder grenzen, wenn sie bis dahin alles ohne Panikattacken überstand.

Lucie ließ den Blick schweifen. Nirgends war sie so glücklich gewesen wie hier. Die grüne, vom blauen Ozean umgebene Insel mit dem inaktiven Vulkan war eine der schönsten der Bahamas. Hier hatte sie einen großen Teil ihrer Kindheit verbracht, vor allem nachdem ihre Mutter gegangen war. Niemanden hier scherte es, dass sie zum niederen Adel gehörte und einen Vater hatte, der sich mehr für Hunde und Pferde als für Zweibeiner interessierte – es sei denn, diese zwei Beine gehörten einer hübschen jungen Frau.

Das Leben hier war ebenso einfach wie glücklich und so schön wie die Calypsomusik, die überall auf der Insel gespielt wurde. Anders als Lady Viv behauptete, versteckte sich Lucie hier nicht. Und genauso wenig wie ihre Mutter verstand, wie man Freude daran haben konnte, mit stinkenden Tieren in einem Naturschutzzentrum zu arbeiten, war es Lucie ein Rätsel, wie es jemandem Spaß machen konnte, mit irgendwelchen Menschen auf Partys Luftküsse auszutauschen.

Und genau das würde heute Abend passieren …

Über die Schulter warf Lucie einen Blick in den Ballsaal, einen der vielen Räume auf der Hundert-Meter-Yacht, die heute Abend benutzt werden würden und der bereits von unzähligen Angestellten im Stil eines Musicalfilms aus den dreißiger Jahren dekoriert wurde.

Sie hatte den Verkauf der Eintrittskarten und die Werbung in die Hand genommen und ihre Mutter über die wachsende Gästeliste auf dem Laufenden gehalten. Über einige Partyäste hatte diese sich geradezu entsetzt geäußert.

„Ach du meine Güte, Dante Hermida! Er ist Polospieler und ein notorischer Playboy. Am besten hältst du dich von ihm fern, aber wahrscheinlich bist du gar nicht sein Typ. Du solltest dich besser darüber informieren, wer wer ist, Schatz“, hatte sie noch hinzugefügt.

Das Klingeln ihres Handys riss Lucie aus den Gedanken. Als sie sich umblickte, sah sie es auf einem Stapel weißer Servietten liegen. Lady Viv konnte es nicht sein, denn die befand sich gerade mitten über dem Atlantik. Doch schon als sie darauf zuging, wusste Lucie, wessen Bild gleich auf dem Display aufleuchten würde.

Und tatsächlich lächelte ihre Mutter sie wenige Sekunden später an. Lucie nahm das Telefon in die Hand und drückte auf die grüne Taste.

„Warum rufst du an? Bist du nicht gerade unterwegs?“ Sie sah förmlich, wie die perfekt geschminkten Lippen ihrer Mutter zuckten.

„Schatz, musst du mich so anfahren?“

Lucie kniff die Augen zusammen und atmete tief durch.

„Fangen wir noch mal von vorn an. Guten Morgen, Lucinda. Ich hoffe, du hast gut geschlafen.“

Doch Lucie war nicht in Stimmung für ihre Spielchen. „Wo bist du, Mutter?“

Deren Schweigen sagte ihr, dass ihr Bauchgefühl sie nicht getrogen hatte. Wieder einmal hatte ihre Mutter sie im Stich gelassen, doch sie wollte einfach nicht wahrhaben, dass diese wirklich so grausam sein konnte. Viv wusste, wie sehr ihre Tochter gesellschaftliche Anlässe hasste und dass sie keinesfalls die Gastgeberin spielen konnte.

Sie plapperte drauflos, aber was interessierte es sie? Es war nur eines von vielen Beispielen dafür, wo sie auf der Prioritätenliste ihrer Mutter rangierte – zuerst kam Haston-Black, dann ihr wunderschöner Sohn Simon, ihre Freunde, ihre karitativen Organisationen, ihre Häuser, Klamotten und ihr Schmuck – und erst ganz unten kam sie.

„Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich vielleicht etwas verspäte. Simon hat Probleme, und ich kann gerade schlecht weg.“

Seit Lucie ihn kannte, steckte ihr zwanzigjähriger Halbbruder in Schwierigkeiten. Er war sozusagen Experte darin.

„Ich weiß, dass deine kleine Party dir wichtig ist, aber ich muss mich wirklich um Simon kümmern. Und es war wirklich egoistisch von dir, zu erwarten, dass ich hier alles stehen und liegen lasse und wegen etwas so Banalem wie Meeresschildkröten über den Atlantik fliege, wenn ich hier so viele Verpflichtungen habe …“

Das Ende des Satzes bekam Lucie nicht mehr mit. Benommen fragte sie sich, ob sie für ihre Mutter jemals etwas anderes wäre als die nervige, übergewichtige, unattraktive Tochter ihres ersten Ehemanns.

„Ich muss jetzt los“, sagte sie steif. Dann ließ sie die Schultern sinken und seufzte schwer.

„Wohin?“, fragte ihre Mutter schrill. „Hör mal, Lucie, du wirst hervorragend allein zurechtkommen. Du hast mich Tausende von Malen beobachtet. Du sprichst einfach ins Mikrofon und lächelst ins Publikum!“

„Ich muss an die frische Luft.“ Diesmal schaffte Lucie es nicht einmal, Grüße an Simon und James zu bestellen. „Hab dich lieb, Mutter“, fügte sie hinzu, bevor sie das Gespräch beendete, das Telefon ausschaltete und in ihre Kabine ging. Sie musste einen klaren Kopf bekommen und würde es schaffen. Denn wieder einmal blieb ihr nichts anderes übrig.

Am Morgen nach einer durchfeierten Nacht – und vor der nächsten – bahnte sich bei Dante Salvatore Vidal Hermida, der von seinen unzähligen Freunden, Bekannten und Fans einfach nur Dante genannt wurde, ein schlimmer Kater an. Nicht, dass er zu viel getrunken hatte, denn diese Straße ins Vergessen bereiste er schon lange nicht mehr. Es strengte ihn nur wahnsinnig an, den Gastgeber zu spielen.

Er musste sich nur auspowern, bevor er sich wieder aufs Pferd setzte und seinem Team im Mittleren Osten zum Sieg verhalf. Hinter sich hörte er Geräusche, die er kaum noch ertragen konnte. Es war fast elf, und er würde den Tag gern besser nutzen, als mit Vasquez, Raoul oder sonst wem weiterzufeiern.

Dante ließ den Blick über die Bucht schweifen. Er war froh, dass sie hierhergekommen waren, denn es war ein wunderschönes Fleckchen Erde. Normalerweise reiste er nie weiter als bis nach Dominica und Costa Rica, denn ihm fehlte schlichtweg die Zeit. Doch in den nächsten Wochen lag ein straffer Terminplan vor ihnen, und er hatte die Pause nutzen wollen, bevor er den Vertrag für den neuen Poloclub mit Marco in den Hamptons unterschrieb.

In fünf Tagen würde dann die ernüchternde Begegnung mit seiner Familie in New York folgen. Die Uhr tickte, und seine Mutter war für ihre Verhältnisse bemerkenswert geduldig gewesen. Um seine Verabredung für die Preisverleihung würde er sich am Nachmittag kümmern. Es musste doch irgendjemanden geben, mit dem er dort hingehen konnte.

In fünf Tagen konnte er eine Menge schaffen. Zum Beispiel könnte er einen Ausflug auf die Marengo, Lord Louis’ berüchtigte Yacht, unternehmen. Langsam ließ Dante den Blick dorthin schweifen. Das Boot wirkte wie ein Eisberg inmitten von Eisschollen in Form von kleineren Segelbooten. Er stützte den Arm auf die Reling, um sie eingehend zu betrachten. Zwar war er noch nie an Bord gewesen, doch Raoul zufolge war es ein schwimmender Playboypalast. Darüber würde er sich allerdings selbst ein Urteil bilden. Vielleicht zumindest. Schließlich hatte er mindestens drei Einladungen für den heutigen Abend – und sie befanden sich mitten im Nirgendwo.

Sein Ruf schien immer schlechter zu werden, aber manchmal fand er in seinen Ausschweifungen genau das Vergessen, das er brauchte.

Vielleicht würde er sich jedoch auch nur kurz blicken lassen und gleich wieder verschwinden. Aber wie oft hatte er das schon gesagt? Und wie oft war er danach mit einem Kater neben einer Frau aufgewacht, die mehr von ihm erwartete, als er zu geben bereit war?

Dante senkte den Kopf und sah auf seine verschränkten Finger. Der unbekümmerte Dante. Was für eine Farce. Genau wie die glückliche Familie, die sie bei der Preisverleihung zur Frau des Jahres spielen würden. Die Hermidas aus Argentinien würden eine geschlossene Front von Karrieremenschen mit perfekten Leben und perfekten Partnern mimen und ihre Mutter, eine gebürtige US-Amerikanerin, ehren, wenn sie die Auszeichnung für ihr Lebenswerk und ihr karitatives Engagement entgegennahm. Ein Engagement, das sie zu Hause natürlich nicht an den Tag legte.

Ja, seine Mutter würde ihn fragen, wer seine geheimnisvolle Begleiterin wäre. Doch er hatte keine. Noch nicht. Allerdings brauchte er nur eine der unzähligen Frauen zu bitten, die sich Hoffnungen machten. Sie musste nur einen IQ über achtzig und genug eigenes Geld haben.

Dante lachte leise, als er sich an die Liste mit den erforderlichen Eigenschaften erinnerte, die seine Mutter ihm genannt hatte, als sie ihm von der heutigen Feier erzählte. Er würde es herausfinden. Gleich nachdem er dahintergekommen war, was auf der Marengo vor sich ging …

Stirnrunzelnd hob er das Fernglas an die Augen. Eine Frau in einem Bikini kletterte gerade auf die Reling des unteren Decks. Sie hatte eine ausgesprochen weibliche Figur, was auf der Yacht nicht ungewöhnlich war, aber irgendetwas kam ihm seltsam vor.

Eine ganze Weile stand sie hoch erhobenen Hauptes da. Und schließlich machte sie einen Schritt ins Leere und fiel. Entsetzt ließ Dante das Fernglas sinken. Sie war verschwunden. Einfach untergegangen.

Erneut hob er das Fernglas an die Augen. „Was, zum Teufel …?“ Er suchte das Wasser um die Yacht ab, das ruhig in der Sonne glitzerte. Ließ das Fernglas sinken, hob es wieder hoch – und sah nichts. Gar nichts.

Sicher würden die Leute auf der Yacht ihr zu Hilfe eilen, wenn tatsächlich etwas passiert wäre, oder etwa nicht? Sollte er sich nicht um seine eigenen Angelegenheiten kümmern? Aber er hatte keine Wahl. Die Hand auf dem Geländer, sprang er hinüber und direkt in das Schnellboot, das an der Yacht vertäut war. Hinter ihm dröhnte Musik, und Raoul rief seinen Namen, doch er ließ den Motor an und fuhr los.

Die Party konnte warten.

Während das Boot übers Wasser raste, blickte Dante ruhig nach vorn. Sobald er sich der Yacht näherte, drosselte er das Tempo, denn er wollte die Situation nicht verschlimmern, indem er die Frau anfuhr.

Dann blickte er an der Riesenyacht hoch. Zahlreiche Menschen befanden sich an Deck, doch niemand schien bemerkt zu haben, dass jemand über Bord gegangen war. Und schließlich entdeckte er sie – in einiger Entfernung auf dem Rücken kraulend. Wie gebannt betrachtete er sie. Lächelte. Hob das Fernglas wieder an die Augen, denn er musste sichergehen, dass ihr nichts passiert war. Sie schwamm an den Bojen vorbei. Offenbar war sie eine sehr erfahrene Schwimmerin oder komplett verrückt, denn wegen der Speedboote konnte hier alles Mögliche passieren.

Dante beobachtete, wie sie Wasser trat. Einen Moment lang schien es, als würde die Zeit stillstehen. Und dann begann sie, wie eine Verrückte zu rudern. Er kniff die Augen zusammen. Was war passiert? Sofort gab er Gas und fuhr auf sie zu, ohne sie aus den Augen zu lassen. Plötzlich hob sie den Kopf, und er spürte fast ihren verängstigten Blick. Er musste ihr helfen.

Sobald er nahe genug dran war, drosselte er den Motor, sprang ins Wasser und schwamm, so schnell er konnte, auf sie zu. Sie befand sich immer noch an der Oberfläche, und er packte sie und begann, mit ihr rückwärts zu schwimmen. Plötzlich entwickelte sie allerdings ungeahnte Kräfte und wehrte sich.

„Lassen Sie mich los!“, schrie sie, offenbar unter Schock.

„Alles ist gut. Entspannen Sie sich!“

Nachdem er den Griff etwas gelockert hatte, packte er sie wieder fester, legte einen Arm um sie und schwamm mit ihr zum Boot. Noch immer schlug sie um sich und schrie. Erstaunt registrierte er, dass tief in seinem Inneren heißes Verlangen erwachte. Am Boot angekommen, schaffte er es unter Aufbietung all seiner Kräfte, sie an Bord zu hieven. Dabei erhaschte er einen Blick auf ihre weiche, nasse Haut, ihre Kurven und winzige grüne Stofffetzen.

Nachdem sie sich seinem Griff entwunden hatte, hievte er sich ebenfalls an Bord, wo er sie schwer atmend betrachtete. Aus der Nähe war sie noch schöner. Ihre Haut war hell wie schimmernder Satin, und der grüne Bikini bedeckte nur unzulänglich ihre üppigen Kurven. Das lange Haar hing ihr in nassen Strähnen über die Schultern. Sie rieb sich den Arm. Als ihm bewusst wurde, wie stark sie ihn in ihren Bann zog, runzelte Dante die Stirn.

Er riss sich zusammen und machte einen Schritt auf sie zu. „Sind Sie verletzt?“

„Ob ich verletzt bin? Sie sind wie ein Irrer gerast und hätten mich fast über den Haufen gefahren! Ich habe mich nur an einer Qualle verbrannt, Sie Idiot! Das hier … war völlig unnötig.“ Zornig funkelte sie ihn aus ihren grünen Augen an.

Dante straffte sich. Er war sicher, dass sie in Not gewesen war. Hätte er sie nicht bemerkt, wäre wer weiß was mit ihr passiert. „Sie brauchten also keine Hilfe? Okay, mein Fehler, aber Sie haben nicht so gewirkt, als hätten Sie alles unter Kontrolle.“

Die Fremde betrachtete ihn von oben herab. „Sie haben mich nicht gerettet. Es war nur eine Qualle. Und hätte ich nicht vor Ihnen und Ihrem dämlichen Speedboot wegschwimmen müssen, hätte ich sie gesehen!“

Dante wollte etwas entgegnen, verkniff es sich allerdings. Was für eine übellaunige Hexe! Er hätte sie einfach sich selbst überlassen sollen. „Vielleicht könnten Sie sich Manieren aneignen, Prinzessin. Bevor ich Sie über Bord werfe.“

Und genau das hätte er am liebsten getan, also musste er sich zusammenreißen. Was war bloß mit ihm los? Normalerweise verhielt er sich Frauen gegenüber völlig entspannt und ließ sich niemals aus der Ruhe bringen. Hatte er damals etwa nichts gelernt?

Ihre grünen Augen wirkten plötzlich größer. Sie hatte die rosigen Lippen leicht geöffnet, und der Ausdruck, der über ihr Gesicht huschte, verriet so etwas wie Verletzlichkeit. Wahrscheinlich war sie nur eine weitere von Lord Louis’ abgelegten Geliebten, die sich in einer dramatischen Geste von Bord gestürzt hatte.

Wer wusste das schon? Schließlich neigten Frauen zu Theatralik. Und er würde nie wieder auf eine Frau hereinfallen.

„Nennen Sie mich gefälligst nicht Prinzessin. Und Sie könnten ruhig etwas freundlicher sein.“

Dante lächelte und deutete dann mit einem Nicken zur Sea Devil. „Da drüben ist eine Party im Gange, und die Gäste warten auf ihren Gastgeber. Wenn Sie mich jetzt also bitte entschuldigen würden …?“ Mit dem Daumen zeigte er aufs Wasser. „Runter von meinem Boot!“

„Was? Was glauben Sie eigentlich, mit wem Sie reden?“

Dante sah wieder zur Sea Devil, an der gerade ein anderes Boot anlegte, und hob das Fernglas an die Augen. Es sah so aus, als würden die Schwestern Cotier aussteigen. Diese Beine würde er überall erkennen …

„Entschuldigung … was?“, wandte er sich wieder an die Fremde.

„Menschen wie Sie widern mich an! Sie zerstören hier die Natur, denn Sie interessieren sich nur für Partys und scheren sich einen Dreck um die Insel, die Menschen, die Tiere …“

„Ich hatte gesagt: ‚Runter von meinem Boot!‘“

Schockiert blickte sie ihn an und reckte das Kinn. „Glauben Sie, Sie können mich rumkommandieren? Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?“

„Abgesehen davon, dass Sie die größte Nervensäge aller Zeiten sind, würde es mich nicht einmal interessieren, wenn Sie die Queen wären.“ Er neigte den Kopf und beobachtete triumphierend, wie eine verräterische Röte ihren Hals und dann ihr Dekolletee überzog. „Ich glaube, wir beide haben uns nichts mehr zu sagen. Also verlassen Sie jetzt mein Boot.“

Unter ihrem eisigen Blick wäre manch einer vielleicht zusammengezuckt. Aber nicht er, Dante Hermida. Auch wenn er noch keinen Doktortitel als Absolvent der juristischen Fakultät in Harvard und kein Unternehmen besaß, das zu den fünfhundert umsatzstärksten der Welt zählte, so wie sein Bruder – zumindest noch nicht. Doch er konnte kämpfen und jede Frau in einem Umkreis von hundert Meilen um den Finger wickeln.

Also, warum war diese so schwierig?

„Sie haben zwanzig Sekunden. Verdammt!“, fluchte er, als sein Blick auf das beschlagene Zifferblatt der Uhr seines Großvaters fiel.

Verärgert schüttelte Dante den Kopf. Schon einmal hätte er sie fast wegen einer dummen Frau verloren, aber es war ihm all die Jahre gelungen, sie zu erhalten – ein Geschenk des einzigen Menschen, der je Zeit für ihn gehabt hatte. Zur Hölle mit diesem Weibsbild! Sie mochte wie eine Göttin aussehen, doch das Leben war zu kurz, als dass er auch nur eine weitere Sekunde mit ihr vergeuden wollte.

„Zehn“, sagte Dante, bevor er sich das nasse T-Shirt über den Kopf zog und sich ein Handtuch schnappte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sie ihn aus zusammengekniffenen Augen betrachtete – wütend, aber mit unverhohlenem Verlangen. Er trocknete sich die Arme und danach den durchtrainierten Bauch ab. „Fünf.“

Noch immer stand sie regungslos da, während er sich ungerührt weiter abtrocknete. Nachdem er sich kurz das Haar frottiert hatte, ging er auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen. Seine Shorts waren ebenfalls durchnässt. Sie folgte seinem Blick und sagte leise: „Oh.“

Ihre Haut, von der vereinzelt Wassertropfen perlten, schimmerte im hellen Sonnenlicht. Unwillkürlich fragte er sich, ob ihre verführerischen Rundungen das Beste waren, das er je gesehen hatte, denn sein Körper schien ein Eigenleben zu entwickeln.

Es schien so, als wollte sie mit harten Bandagen kämpfen. Okay, er hatte nichts dagegen. Also begann Dante, sich auch die Beine abzutrocknen.

„Sie stehen immer noch stocksteif da, Prinzessin. Hatten Sie auf mehr Körperkontakt gehofft, bevor Sie von Bord gehen?“

Er jedenfalls tat es. Langsam musterte er sie von Kopf bis Fuß. Der verdrehte Bikini bot einen verführerischen Blick auf ihre linke Brust. Die rosige Knospe blitzte einladend darunter hervor, und heiße Lust stieg in ihm auf. Denn sosehr die Fremde ihn verärgerte, sie war auch eine unglaublich attraktive Frau – und ihm fielen viele Möglichkeiten ein, mit denen sie ihr Verhalten wieder wettmachen konnte.

Dante zog die Brauen hoch, während er an der Kordel seiner Shorts zog. Wie weit würde sie ihn gehen lassen? „Null“, fuhr er fort, bevor er diese, erregt, wie er war, hinunterstreifte und hinausstieg.

Nachdem sie ihn entsetzt angesehen hatte, wirbelte die Frau herum, kletterte auf die Bordwand und sprang ins Wasser.

„Frau über Bord!“, rief er ihr hinterher. „Wieder einmal.“ Dann beobachtete er, wie sie zurück zur Marengo kraulte. „War mir ein Vergnügen, Prinzessin.“ Schnell zog er sich die Shorts wieder an, bevor er in hohem Tempo zurück zur Yacht fuhr. Wenn er diese Frau nie wiedersah, wäre es noch viel zu früh.

2. KAPITEL

Keuchend und außer sich vor Wut hievte Lucie sich wieder an Deck der Marengo, wo aus allen Richtungen Angestellte herbeieilten und sie anstarrten, denn inzwischen hatte sie von dem Kontakt mit der Qualle überall am Körper einen dunkelroten Ausschlag bekommen. Immer noch außer Atem, stürmte sie an ihnen vorbei in ihre Kabine und ins Bad. Erst dort stellte sie fest, dass der Bikini, den sie schnell übergeworfen hatte, um einige Runden zu schwimmen, verrutscht und scheinbar auf Briefmarkengröße zusammengeschrumpft war.

Langsam drehte sie sich vor dem Spiegel, um zu betrachten, was der Fremde gesehen hatte – und war entsetzt. Die fünf Kilo, die sie abgenommen hatte, hatte sie offenbar nicht an den Brüsten und am Po verloren. Schnell zog sie den Bikini aus und warf ihn in den Wäschekorb, wobei sie sich fragte, ob sie ihn je wieder anziehen würde. Dann trat sie unter die Dusche und drehte das warme Wasser auf. Was würde an diesem katastrophalen Tag wohl als Nächstes passieren?

Beim Schwimmen hatte sie den Kopf freibekommen wollen, um anschließend zu baden und sich danach von der Stylistin frisieren und schminken zu lassen. Stattdessen hatte sie sich an einer Qualle verbrannt und wäre beinah von einem Speedboot überfahren worden – ganz zu schweigen von der unangenehmen Begegnung mit dem Fremden.

Autor

Bella Frances

Im Alter von zwölf Jahren entdeckte Bella Frances ihre Leidenschaft für romantische Geschichten – zwischen Strickmusterbögen und Rezepten in den Zeitschriften ihrer Großmutter. Ganz und gar mitgerissen aber war sie erst, als sie in einem langen, heißen Sommer nach ihrem ersten Abschluss in englischer Literatur die Romane von Mills...

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