Tage der Sehnsucht, Nächte der Leidenschaft

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Jede Freitagnacht erfüllen sich in dem eleganten Hotelzimmer ihre kühnsten Träume: Dann spürt Jordan wieder seine Lippen auf der Haut, seine Wärme und die Lust, die sie fast verbrennt. Doch nach vierundzwanzig Stunden voller Glück bricht jedes Mal eine neue, graue Woche an. Und niemand darf erfahren, dass Jordan sich heimlich mit Ben trifft - vor allem kein Verwandter, denn die Fehde zwischen ihrer und Bens Familie erreicht gerade den Siedepunkt. Als plötzlich ein Foto auftaucht, das sie mit Ben zeigt, bricht für Jordan eine Welt zusammen. Soll es das gewesen sein?


  • Erscheinungstag 19.12.2009
  • Bandnummer 1594
  • ISBN / Artikelnummer 9783862955558
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Bitte erheben Sie sich von Ihren Plätzen.“

Alle Anwesenden im Obersten Gerichtshof von Wellington standen gleichzeitig auf. Es war der erste Tag des Verleumdungsprozesses, den Randall Thorne, Gründer der Thorne Financial Enterprises, gegen Syrius Lake angestrengt hatte.

Ben Thorne saß hinter seinem Vater in der vordersten Reihe und runzelte die Stirn, als sein jüngerer Bruder neben ihm Platz nahm. „Du bist spät dran“, murmelte er. Adam war immer zu spät dran, selbst wenn er Urlaub hatte.

Der Richter eilte in den Saal und bedeutete den Leuten, sich wieder hinzusetzen.

„Schau dir das an“, flüsterte Adam und stieß seinem Bruder sacht in die Rippen. „Die kleine Jordan Lake ist erwachsen geworden – und bildschön ist sie auch.“

Ben neigte den Kopf und blickte verstohlen nach rechts. Er hatte schon vorher bemerkt, wie seriös sie mit ihrem im Nacken zusammengefassten Haar, der weißen Bluse und dem knielangen schwarzen Rock wirkte. Man sah sie häufig in der Regenbogenpresse, wie sie mit irgendeinem Rockstar wilde Partys feierte. Meist trug sie dabei ihr langes blondes Haar offen und recht viel nackte Haut zur Schau. Sie war durch und durch die verwöhnte Tochter des reichsten und großspurigsten Mannes Neuseelands.

Adam beugte sich zu ihm herüber. „Warum hast du dich eigentlich nie mit ihr getroffen? Wenn du dich mit der Kleinen einlässt, begraben unsere Väter vielleicht das Kriegsbeil.“

„Sie ist eher dein Typ“, entgegnete Ben und setzte sich wieder aufrecht hin, als sein Vater sich umdrehte und ihm einen missbilligenden Blick zuwarf.

Es stimmte wirklich. Während Jordan und Adam etwas Rebellisches an sich hatten, war Ben eher der pflichtbewusste und verantwortungsvolle Typ. Die beiden Brüder sahen einander so ähnlich, dass man sie beinahe für Zwillinge halten konnte. Beide hatten denselben dunklen Teint, dunkelbraunes Haar und waren wie ihr Vater groß und muskulös. Allerdings war Adam mit seinem Dreitagebart, den extravaganten Anzügen und seinem frechen Auftreten weit davon entfernt, seinem ruhigen und konservativen Bruder auch charakterlich zu ähneln.

„Das stimmt“, sagte Adam leise und strich gedankenverloren über seine Bartstoppeln. „Aber ich wohne ich London.“

Die Fehde zwischen Randall Thorne und Syrius Lake hatte sich auf alle Thornes ausgewirkt, besonders aber auf ihre verstorbene Mutter, die früher mit Syrius’ Frau eng befreundet gewesen war. Ben empfand tiefes Mitgefühl für Elanor Lake, die am Ende der Stuhlreihe im Gang zu seiner Rechten saß. Es war die Schuld von Bens Vater, dass sie seit über dreißig Jahren an den Rollstuhl gefesselt war. Melanie Thorne und Elanor Lake waren bekannte Turniertänzerinnen gewesen und hatten gemeinsam eine eigene Tanzschule geführt.

„Immerhin bist du eine gute Partie, großer Bruder“, fuhr Adam fort. „Chef des größten privaten Geldinstitutes Neuseelands …“

„Bis jetzt noch nicht“, widersprach Ben.

„Aber bald.“ Mit einer lässigen Geste deutete Adam auf Jordan Lake. „Fang was mit ihr an. Es ist ein schmutziger Job, aber irgendwer muss ihn machen.“

Wieder drehte sich ihr Vater um und bedachte dieses Mal Adam mit einem strengen Blick.

Die Anwälte fuhren mit ihren Ausführungen fort. Ben rutschte ungeduldig auf seinem Sitz hin und her. Er wollte seinem Vater gern während des ersten Verhandlungstages beistehen, aber er würde keine Zeit haben, jeden Tag des Prozesses im Gericht zu sein. Aus diesem Grund verbrachte Adam seine Ferien in Neuseeland.

Ben erhaschte einen flüchtigen Blick auf Jordans gebräunte Beine, als sie sich bewegte. Er starrte auf ihre schwarzen Pumps, während sie mit den Füßen unablässig auf und ab wippte. Sie schien ebenso gelangweilt zu sein wie er. Wenn er richtig informiert war, ging sie keiner geregelten Arbeit nach, gab sich aber gern den verschiedensten Vergnügungen hin. Sie war ein Partygirl, wie es im Buche stand.

Als er ein Kribbeln im Nacken verspürte, sah Ben auf. Die junge Frau beobachtete ihn lächelnd, bevor sie sich zu ihrer Mutter beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte.

Adam warf ihm einen belustigten Blick zu, als er merkte, wohin sein Bruder sah. „Du weißt, was du tun musst“, sagte er leise.

Ben bedachte ihn mit einem ironischen Lächeln. Es war großartig, dass Adam hier war, denn er hatte ihn wirklich vermisst. Obwohl Adam kein Interesse am Familiengeschäft zeigte, bemühte sich ihr Vater erfolglos darum, sie gegeneinander auszuspielen. Zwar hatte er beiden Söhnen die Faszination für Geld nahegebracht, doch sie hatten völlig verschiedene Interessen. Während Adam auf Trends setzte und seit vier Jahren Händler an der Londoner Aktienbörse war, bevorzugte Ben langfristige Kapitalbindungen und arbeitete im Unternehmen seines Vaters.

In der Pause gaben sich Randall Thorne und sein Anwalt äußerst siegesgewiss. Randall betonte dabei lautstark, dass er erst zufrieden sein würde, wenn es ihm gelungen war, Syrius Lake in den finanziellen Ruin zu treiben. Ohne den beschwichtigenden Einfluss seiner Frau war es Randall offenbar gleichgültig, wie er an Syrius Rache üben konnte, stellte Ben bestürzt fest. Und das hatte direkte Auswirkungen auf seine eigene Zukunft, denn er baute darauf, zum Nachfolger von Thorne Financial Enterprises ernannt zu werden, wenn sein Vater in wenigen Wochen in den Ruhestand trat. Falls er das tat …

Adams Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. Dachte er wirklich, dass ein Verhältnis mit Jordan Lake den Streit ihrer Väter, der seit über drei Jahrzehnten andauerte, beenden könnte? Insgeheim stimmte er dem Bruder zu. Mit seinen Blicken folgte er Jordans wippendem Pferdeschwanz, als sie an ihm vorbei zurück in den Gerichtssaal ging, und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Wenn er Jordan Lakes Herz für sich gewinnen könnte, wäre das ein Sieg auf ganzer Linie.

Einige Tage später rührte Ben sich träge, als die Frau neben ihm aufstand, um ins Badezimmer zu gehen. Seit sein Bruder in der Stadt war, waren die Nächte lang gewesen, und Ben war für einen Moment eingedöst. In wenigen Wochen würde Adam wieder in seine turbulente Welt der Wertpapiere und Aktien zurückkehren. Ben fragte sich, wie lange sein Bruder dem enormen Druck standhalten konnte. Im Augenblick war er zwar sehr erfolgreich und scheffelte ein kleines Vermögen, doch der Aktienmarkt war brutal. Stets warteten hungrige Haie darauf, dass jemand einen Fehler machte, und vor gar nicht so langer Zeit war Adam selbst einer von ihnen gewesen.

Ben streckte sich und schob einen Arm unter das Kopfkissen. Eine große, schlanke Blondine öffnete die Badezimmertür und trat unbekleidet und vollkommen unbefangen in den Raum. Vor dem Spiegel über der Kommode bändigte sie ihr langes strohblondes Haar. Ben genoss den Anblick ihres geraden Rückens, ihrer Hüfte und der samtenen Haut, die trotz der schweren Vorhänge vor den Fenstern sehr verführerisch im gedämpften Licht der Nachmittagssonne wirkte.

„Hast du noch Zeit für einen Drink, oder musst du gleich weg?“, fragte er und wusste, dass er sie damit überraschte. Für gewöhnlich hielten sie keinen Smalltalk, nachdem sie ihren Spaß im Bett gehabt hatten.

Ihre Blicke trafen sich im Spiegel, während sie ihr Haar weiterhin zu einem Nackenknoten zusammenfasste.

„Vielleicht könnten wir auf einen Cocktail ins Zeus gehen?“, schlug Ben vor.

Mit ihren blauen Augen sah sie ihn kühl an. „Ein bisschen früh für meinen Geschmack“, entgegnete sie und bückte sich, um etwas vom Boden aufzuheben.

Die Kleidung war wie immer im ganzen Zimmer verstreut, denn sobald sie den Raum betraten, gab es kein Halten mehr, keine Etikette, kein sanftes Entkleiden. Sie konnten von Glück reden, wenn sie in ihrem Rausch die Sachen nicht zerrissen.

An diesem Tag trug sie ein fuchsienfarbenes Etuikleid, dessen Träger über einer Schulter zu einer großen Schleife gebunden waren. Schlicht, elegant und außerdem vollkommen passend für eine der Cocktailbars, in denen sie ständig fotografiert wurde – allerdings nie mit ihm gemeinsam.

Wie jeden Freitagnachmittag hatte er auch heute die Suite des Fünf-Sterne-Hotels betreten und jede Einzelheit von ihr geradezu in sich aufgesogen. Er erinnerte sich an den Duft ihrer weichen Haut, fühlte ihr Haar zwischen seinen Fingern und dachte an ihre Seufzer, als er sie ausgezogen hatte, um sie zu berühren und mit wilden Küssen zu bedecken. Er würde sich diese Erinnerungen immer wieder ins Gedächtnis rufen, während er sich eine weitere Woche nach ihr verzehrte. Obwohl sie sich seit vier Monaten einmal wöchentlich trafen, wusste Ben nicht mehr über sie als das, was sie in seinem Bett preisgab.

„Ich habe dich gestern Nacht im Fernsehen gesehen“, sagte er, während sie ihre Unterwäsche aufhob. „In einem kurzen, bauschigen schwarzen Rock.“ Er machte eine Pause. „Mit einem großen, aufgedunsenen blassen Mann.“

Anmutig zog sie ihren Slip an. „Das war ich nicht. Gestern bin ich zu Hause gewesen.“

Ben wurde der Mund vor Aufregung ganz trocken, als er ihr dabei zusah, wie sie den Slip überstreifte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du das warst“, entgegnete er. „Diese Beine erkenne ich überall wieder.“

Sie schüttelte ihr Kleid auf und blinzelte. Vermutlich weil sie sich darüber wunderte, was, um alles in der Welt, ihn das anging.

„Ja, ich habe einen kurzen, bauschigen schwarzen Rock“, gab sie zu und lächelte amüsiert. „Und einen großen, aufgedunsenen blassen Mann. Aber das war nicht gestern.“ Sie hob die Arme, um das Kleid über den Kopf zu ziehen, und der fließende Stoff umhüllte sie wie eine Wolke.

In Ben stieg erneut Verlangen auf, und auch nach zwei großartigen Höhepunkten in weniger als zwei Stunden fühlte er noch immer brennende Begierde in sich. Er wollte sie. Jetzt. „Was machst du, Jordan Lake, wenn du nicht in meinem Bett liegst?“

Während Jordan das Kleid über den Kopf zog, versuchte sie ihr Erstaunen zu verbergen. Es störte sie nicht, dass er ihr wegen der vergangenen Nacht nicht glaubte – sie schuldete ihm schließlich keine Erklärung. Es kam häufiger vor, dass bei einer Nachrichtenflaute die Sender alte Aufnahmen von ihr zeigten, denn diesen Rock hatte sie bereits einige Wochen zuvor getragen. Es überraschte sie, dass er überhaupt fragte. Sie trafen sich nun seit vier Monaten jeden Freitag, und bisher hatte sich Ben Thorne überhaupt nicht dafür interessiert, was sie außerhalb dieser Suite trieb. Stirnrunzelnd sah Jordan in den Spiegel. „Eifersüchtig?“, fragte sie scherzhaft.

Bei ihrem ersten Treffen hatte sie nach dem Sex verlegen im Bett gelegen und darauf gewartet, dass Ben aus dem Badezimmer wiederkam. Sie hatte sich gefragt, was wohl als Nächstes passieren würde. Würden sie reden oder kuscheln? Doch Ben hatte schnell klargestellt, dass es ihm nur um Sex und nichts anderes ging. Nachdem er sich angezogen hatte, forderte er sie auf, in der kommenden Woche zur selben Zeit wieder da zu sein, und verschwand, nachdem er ihre Hand kurz an seinen Mund gepresst hatte. Er sah sich nicht um und rief auch nicht an, was Jordan damals verletzt und schockiert hatte. Er nahm wohl an, sie wäre tatsächlich so erfahren in Liebesdingen, wie ihr die Medien nachsagten. Doch von den vier Beziehungen waren nur zwei ernster gewesen, was wohl auch daran lag, dass sie ein Faible für Playboys, Sportler und Musikstars gehabt hatte. Seit Jordan sich mit Ben traf, lagen diese wilden Zeiten allerdings hinter ihr.

Sie hielt seinem Blick stand, während sie die Träger über ihrer Schulter sorgfältig zu einer Schleife band und dann nach hinten griff, um den Reißverschluss ihres Kleides zuzuziehen. Ben warf die Bettdecke zur Seite und stellte sich hinter Jordan. Dabei drückte er wie zufällig seine Handknöchel an ihren Rücken und arbeitete sich langsam nach oben vor. Er machte sie immer noch atemlos vor Verlangen, und gleichzeitig fühlte sie sich geborgen an seiner breiten Schulter. In dem schwach beleuchteten Raum wirkte er fast wie ein Latinlover mit seinen dichten Augenbrauen, dem dunklen Teint, seinem zerzausten Haar und den sinnlichen Lippen. Lippen, die ihr Ohr streiften und erneut brennende Begierde in ihr weckten. Das war ein ganz schlechtes Timing, denn sie musste eigentlich gehen, weil ihre Mutter sie zum Dinner erwartete.

Doch dann trafen sich ihre Blicke erneut im Spiegel, und weil er einen Kopf größer als sie war, beugte er sich zu ihr herab, um ihre Schultern zu liebkosen. „Wir haben doch Zeit, oder?“

Jordan lehnte sich zurück und schmiegte ihren Kopf an seinen Hals. Aus halb geschlossenen Augen beobachtete sie ihn. Seine Hände waren mittlerweile bei ihren Schulterblättern angelangt und strahlten eine Hitze aus, die sie dazu verführte, sich noch enger an ihn zu schmiegen. In Gedanken entschuldigte sie sich bei ihrer Mutter für die voraussichtliche Verspätung. Sie war Bens erotischer Ausstrahlung hoffnungslos verfallen. Das war schon so gewesen, als sich ihre Blicke zum ersten Mal im Fahrstuhl dieses Hotels begegnet waren. Jordan war von der Geburtstagsfeier ihrer achtzigjährigen Tante und Ben von einem Meeting gekommen. Sie waren augenblicklich füreinander entflammt und fanden sich nach einem Zwischenstopp an der Hotelbar schließlich in dieser Suite wieder. Dabei hatte sie besonders das Verbotene an ihrem Tun gereizt, weil ihre Väter bis aufs Blut verfeindet waren.

Obwohl der Reißverschluss beinah ganz geschlossen war, verriet ihr Bens Blick, dass er sie keineswegs angezogen sehen wollte. Er streichelte ihren Nacken so sanft, dass es ihr den Atem verschlug. Hinter sich spürte sie seine Hitze. Langsam griff er nach der Schleife auf ihrer Schulter, als wollte er abschätzen, ob sie Einwände hatte. Kurz darauf hatte er die Träger gelöst, und das Vorderteil ihres Kleides, nur noch von dem Reißverschluss gehalten, klappte herunter. Bewundernd betrachtete er ihre vollen Brüste mit den harten Spitzen.

„Schau, was ich angerichtet habe“, murmelte Ben ihr ins Ohr. „Und dabei wollte ich dich doch nur ein bisschen besser kennenlernen.“

Jordan schluckte und hob die Hände, um ihre Brüste zu umfassen. „Du kennst mich bereits“, sagte sie atemlos und ging auf das Spiel ein. „Und die hier auch.“

„Ja, die kenne ich.“ Er schob seine Hände unter ihre und begann sie genau so zu streicheln, wie sie es liebte. Jordan war überrascht, genoss aber den plötzlichen Ansturm aufregender Empfindungen, die seine Berührungen in ihr hervorriefen und jeden Widerstand in Luft auflösten. Bereitwillig ließ sie sich in den Strudel der Lust ziehen, den sein Atem auf ihrer Haut und seine Liebkosungen in ihr auslösten.

Ohne Eile ließ er die Hände sacht über ihre Taille bis zu ihrem Po hinuntergleiten und berührte sie so, dass sie erregt zu zittern begann.

„Ich kenne sie wirklich gut“, flüsterte er, während er über die empfindliche Rückseite ihrer Oberschenkel bis zu ihren Kniekehlen strich, um dann wieder nach oben zu gleiten, dieses Mal schob er dabei den Stoff ihres Kleides bis zur Hüfte hoch.

Ihr Atem ging stoßweise, als er sie so von hinten umarmt hielt. Sie hätte sich eigentlich schämen müssen, als sie sich im Spiegel sah, wie sie sich ihm vollkommen hingab. Bedingungslos lieferte sie sich ihm aus, während er begierig ihren Hals und ihre Schulter küsste. In diesem Moment war sie genau das, was man von ihr dachte: eine verwöhnte, sexbesessene Prominente, die nur an ihren Spaß dachte. Als er ihren Slip nach unten zog, wurde sie von hemmungsloser Lust erfasst.

Jordan fühlte sich schön und begehrenswert, wenn Ben sie berührte, und war stolz darauf, dass er sie wollte. Er war ein richtiger Mann, der durch eigenen Verdienst reich und erfolgreich geworden war, und keiner dieser flatterhaften Playboys. Ihre Beziehung mochte zwar auf dem primitivsten aller Instinkte beruhen, aber das Verlangen und die Leidenschaft, die er in ihr weckte, ließ sie sich ihm ebenbürtig fühlen. Von Liebe konnte keine Rede sein, aber die Freitagnachmittage waren das Beste in Jordans Leben, und um keinen Preis würde sie sie aufgeben.

Mit den Fingerspitzen berührte sie die Kommode, als er ein Bein zwischen ihre zitternden Oberschenkel schob. Sie spürte seinen Atem auf ihrem Rücken, ihr Körper schien wie elektrisiert, und erwartungsvoll öffnete sie den Mund.

„Ich kenne sie“, beharrte er und erforschte sie sacht. Sie schloss die Augen und stöhnte leise, während er ihre Lust ins Grenzenlose steigerte.

Er drängte sich dichter an sie heran, und über alle Maßen erregt, stellte sie fest, dass es keineswegs sein Finger war, den sie zwischen den Oberschenkeln spürte. Sanft drang er in sie ein, und sie stützte sich mit den Händen auf der Kommode ab.

„Öffne die Augen, Jordan“, sagte er und schlang einen Arm um ihre Hüfte.

Sie ließ den Kopf gegen seine Brust sinken und kam seiner Aufforderung nach. Wieder trafen sich ihre Blicke im Spiegel, und sie entdeckte einen wilden und entschlossenen Ausdruck in seinen Augen.

„Stört dich diese Sache zwischen uns?“, fragte er rau. „Unser Geheimnis?“

Sie war mittlerweile vollkommen berauscht vor wilder Erwartung. Sie wollte mehr, und zwar sofort. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an, während sie sich fordernd an ihn drängte. „Ich kenne den Preis, Ben“, sagte sie und klang sehr selbstbewusst. „Und ich spiele das Spiel mit.“ Einfach nur Sex – sensationell guter und geheimer Sex. Das war es, was sie wollte. Wofür sie lebte. Für ihre Freitagnachmittage der Lust.

2. KAPITEL

„Für Sie mag es ja in Ordnung sein“, sagte der gebeugte Mann mit den zitternden Händen streitlustig. „Sie werden schließlich dafür bezahlt, den ganzen Tag herumzusitzen. Ich musste mir den Morgen extra freinehmen, und jetzt komme ich doch nicht dran.“

„Das tut mir leid, Mr. Hansen. Aber heute ist hier wirklich viel los.“ Jordan versuchte, ihn mit einem freundlichen Lächeln milder zu stimmen, aber er seufzte nur laut und stapfte zu seinem Platz im überfüllten Wartezimmer zurück.

Sie atmete langsam aus. Es war noch nicht einmal Mittag, und schon jetzt hatte sie heftige Kopfschmerzen.

Laut Dienstplan war sie damit an der Reihe, zwei volle Tage freiwillig an der Rezeption der Elpis-Klinik zu arbeiten, in der niemand für seine Behandlung zu zahlen brauchte. Auch wenn es vielleicht ein wenig lieblos war, aber gelegentlich empfand sie es als sehr anstrengend, mit Kranken umzugehen. Als sie sich unbeobachtet wähnte, legte sie für einen Moment den Kopf auf ihre Arme.

Sie schreckte auf, als sie Reverend Russ Parsons’ Hand auf der Schulter spürte.

„Sie hätten ihm sagen sollen, dass hier weder die Ärzte noch das Reinigungspersonal, noch die Leute im Büro, noch unsere wunderschöne Empfangskraft Geld bekommen.“

Jordan lächelte gequält. „Ich bin vielleicht eine tolle Empfangsdame! An manchen Tagen stelle ich mich nicht besonders geschickt an, fürchte ich.“

„Man kann es niemals immer richtig machen, das Wichtigste ist, dass Sie es mit aller Kraft versuchen.“ Er nahm einige Papiere vom Empfangstresen und reichte sie ihr. „Warum geben Sie ihm nicht einfach ein paar Informationen zu unseren Naturheilkursen?“

Sie nahm die Blätter und ärgerte sich im Stillen darüber, nicht selbst darauf gekommen zu sein.

Die Klinik wurde von der Elpis-Stiftung unterhalten, die Jordan vor einem Jahr gegründet hatte, um finanzschwachen Familien aus Russ’ Gemeinde zu helfen. Neben der kostenlosen ärztlichen Behandlung wurden außerdem eine Reihe von Selbsthilfekursen angeboten.

„Steht das Working Bee für dieses Wochenende?“, fragte Russ, der die Tür schon erreicht hatte und sich noch einmal umdrehte.

Jordan nickte begeistert. Ein Working Bee war ein freiwilliger Arbeitseinsatz für wohltätige Zwecke, an dem alle Teilnehmer sprichwörtlich fleißig wie die Bienen mitwirkten. Sie hatte vor Kurzem eine alte Jugendherberge in den wunderschönen Marlborough Sounds im Norden der Südinsel gekauft. Allerdings war die Herberge schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb und daher ziemlich heruntergekommen. Doch Jordan hoffte, gemeinsam mit Freiwilligen aus Russ’ Gemeinde einen Zufluchtsort für die Familien aus dem Förderprogramm aufbauen zu können, die normalerweise kein Geld für einen Urlaub hatten. „Wie viele kommen denn? Ich reserviere die Tickets für die Fähre.“

„Zehn. Ist Freitagnachmittag okay?“

Freitagnachmittag? Jordan verspürte einen Stich im Herzen. Sie schüttelte den Kopf, senkte den Blick und spürte, wie sie vor Verlegenheit errötete. „Tut mir leid. Ihr könnt ja schon fahren, aber vor Samstagmorgen kann ich nicht.“ Nächstenliebe war eine Sache, auf Ben Thornes Körper zu verzichten, eine andere – und das ganz besonders an ihrem Geburtstag. „Meine Eltern haben eine kleine Feier für meinen Geburtstag geplant. Sie sind natürlich herzlich eingeladen!“, fügte sie etwas lahm hinzu und hoffte, dass Russ absagte. Ihrem Vater mangelte es an Taktgefühl, und er war ganz und gar nicht mit dem sozialen Engagement seiner Tochter einverstanden. Deshalb befürchtete sie, er könnte dem freundlichen Reverend zu nahe treten.

Syrius Lake war ein Mann mit altmodischen und unbeugsamen Ansichten, besonders in Hinsicht auf Frauen. Seiner Meinung nach hatten sie nicht zu arbeiten, sondern sich verwöhnen und beschützen zu lassen. Jordan hatte jedoch festgestellt, dass das auf Dauer sehr langweilig war.

„Wo wir gerade von Einladungen sprechen“, bemerkte Russ, als sie den Empfangstresen mit den Broschüren in der Hand verließ, „sollten wir nicht für den Wohltätigkeitsball und diese Auktion Werbung machen? Es sind nur noch ein paar Wochen bis dahin.“

Jordan war klar, dass ihr Projekt sich von den herkömmlichen Spendensammlungen unterschied. Doch die Elpis-Stiftung war trotz ihrer Nähe zur Kirche keine religiöse Organisation. „Es ist keine Auktion im herkömmlichen Sinn, Russ. Es ist mehr wie ein …“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „… Event. Die Presse wird auch nicht da sein.“

Sie wusste, wie man eine extravagante und gleichzeitig originelle Veranstaltung ausrichtete. Diese hier würde sie darüber hinaus kaum etwas kosten, da sie lediglich für das Orchester bezahlen musste und für alles andere ihre Beziehungen hatte spielen lassen. „Es ist alles unter Kontrolle“, versicherte sie Russ. „Wir haben schon hundert Zusagen.“

Nachdenklich runzelte Russ die Stirn. „Es würden bestimmt mehr kommen, wenn wir Werbung machen.“

„Russ, das sind hundert sehr reiche Menschen mit großem Einfluss. Vertrauen Sie mir: Die wirklich Reichen wissen es zu schätzen, wenn ihr soziales Engagement nicht publik wird.“

Er lächelte ironisch. „Ist das auch der Grund, warum Sie sich weigern, Ihren Namen zu nennen, wenn es um Ihre guten Taten geht?“

Jordan warf ihm einen warnenden Blick zu. „Niemand nimmt mich ernst. Die Publicity, die ich habe, wünsche ich mir auf gar keinen Fall für die Elpis-Stiftung. Das war eine meiner Bedingungen, und es ist besser so, glauben Sie mir.“

Sie ging in den Warteraum, fest entschlossen, Mr. Hansen zu einem guten Menschen zu machen. Im vergangenen Jahr hatte sich der Medienrummel um sie zwar schon etwas gelegt, aber die Fernsehreporter interessierten sich immer für die falschen Dinge. Sie musste die Elpis-Stiftung um jeden Preis schützen, denn sie war ihre einzige sinnvolle Beschäftigung.

Freitagmorgen begegnete sie Ben im Korridor des obersten Gerichtshofes. Als sie auf gleicher Höhe waren, verharrte er und sah geradeaus. Seit das Gericht tagte, waren nur wenige Leute auf den Fluren.

„Sehen wir uns um drei?“, fragte er leise.

Ihr Puls begann zu rasen, so wie jedes Mal, wenn sie Ben traf. Seine Anwesenheit im Gerichtssaal in der vergangenen Woche hatte ihr Verlangen nach ihm nur noch weiter angefacht. Allerdings mussten sie vorsichtig sein, denn die Öffentlichkeit brachte für die Verhandlung großes Interesse auf. Jeder Tag artete für Jordan in einen Spießrutenlauf mit den Fotografen und Reportern aus, und alle schienen sich mehr für ihre Kleider und ihr Liebesleben zu interessieren als für den Stand der Gerichtsverhandlung.

„Ben, denk an die ganzen Reporter“, flüsterte sie ihm zu. „Sollten wir es nicht besser lassen, bis die Verhandlung vorbei ist?“

Er drehte sich um und sah sie an. Jordans Herz begann, verrückt zu spielen, und ihre Knie drohten nachzugeben. Wenn sie den Ausdruck in seinen Augen richtig deutete, dann stand Ben eindeutig in Flammen – genau jetzt, in diesem Moment.

Entschlossen schob er sie zum Treppenhaus, das nur wenige Schritte von ihnen entfernt lag. Sie hielt ihren Blick gesenkt, denn sie wusste, dass man ihr ihre Gedanken ansehen konnte – dass sie seine Hände und seine Lippen auf sich spüren wollte, am besten beides auf einmal und vor allem sofort.

Er stürmte durch die Tür, und sie war ihm dicht auf den Fersen, bis er stehen blieb und sie an die Wand drängte. Seine Arme ruhten auf der Wand über ihrem Kopf, ansonsten hatten sie keinen Körperkontakt.

Der Blick, mit dem er sie von oben bis unten bedachte, war wie eine Liebkosung. Jordan presste sich dankbar an die Mauer, um etwas Halt zu haben, während sie mit der aufsteigenden Hitze in sich kämpfte.

Sein Gesicht war nah – nicht nah genug, aber nah.

„Du möchtest es lassen?“, fragte er heiser.

„Ich möchte es nicht“, flüsterte sie zurück. „Dein Ruf wird wesentlich mehr leiden als meiner, wenn wir erwischt werden.“

„Es macht mich verrückt, dich hier zu sehen“, erwiderte er verärgert. „So nah und doch so fern.“

Sie kämpfte gegen den unbändigen Wunsch an, ihn zu berühren und ihre eigene Panik zu besiegen. Noch nie zuvor hatte Ben sich derartig leichtsinnig verhalten. „Ben, das ist gefährlich!“

Autor

Jan Colley
Jan Colley lebt auf den südlichen Inseln von Neuseeland mit ihrem Helden aus dem wahren Leben, Feuerwehrmann Les und zwei süßen Katzen. Nach Jahren in denen sie den Erdball bereist hatte arbeitete sie acht Jahre lang als Zollbeamtin und eröffnete dann mit Les eine Herberge für Rucksacktouristen genannt Vagabund. Ein...
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