Verliebt in einen Milliardär

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Milliardär Gideon Deveraux erinnert sich noch genau, wie Callie damals war: jung, süß, unsicher … Als sie sich wiedersehen, erkennt er verblüfft. Callie ist erwachsen geworden. Jetzt weiß sie genau, was sie will: ihn!


  • Erscheinungstag 01.03.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733776701
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Sobald ich mit meiner Tante gesprochen habe und mit meinem …“

Mündel? Geerbten Problem? Sein Mündel war sie nicht mehr, aber der zweite Ausdruck passte. Callie Humbold war ein widerspenstiger, süßer, faszinierend aussehender und nervenaufreibender Ausbund an Weiblichkeit. Seit Gideon Deveraux sie kannte und verantwortlich für sie war, hatte sie ihm mehr Kopfschmerzen bereitet, als er je erwartet hätte.

Vor sieben Jahren hatte Gideon Callie zu seiner Tante geschickt, um sich die Kopfschmerzen zu ersparen. Es gab auch noch andere Gründe, die mit einem unwirklichen Abend und seiner eigenen fehlenden Selbstbeherrschung zusammenhingen. Aber das war schon lange her.

Warum erinnerte er sich gerade jetzt daran? Weil er an Callie dachte, deshalb. Es ging ihm allein um die Verpflichtung, die er ihr gegenüber hatte.

Als ihr Onkel noch als Verwalter auf dem Familienbesitz in der Nähe von Melbourne arbeitete, hatte Gideon sich ihr gegenüber immer wie ein großer Bruder gefühlt. Reid hatte ihn damals gebeten, ein Auge auf das lebhafte Mädchen zu halten. Dann hatte Gideon Reid das Leben gerettet, und mit einer nur schwer nachvollziehbaren Logik hatte der Ältere unter dem Motto „Ein Leben für ein Leben“ Callie noch weiter unter Gideons Fittiche geschoben.

So war es auch nicht überraschend, dass Reid, als er einige Jahre später starb, Callie in Gideons Obhut gab – wobei dies eher eine moralische denn eine rechtliche Verpflichtung war. Callie war damals gerade achtzehn geworden.

Zu jener Zeit hatte Gideon ein weiteres Versprechen geleistet. Er stand damals kurz vor der Hochzeit mit Dianna – um die nüchternen Erwartungen seiner Familie zu erfüllen und den gesellschaftlichen Stand der Devereaux mit einer passenden Frau aus derselben Schicht zu untermauern.

„Und mit Ihrem …?“, hakte die Frau an seiner Seite höflich nach.

Dreißig Jahre alt, überschlank und gänzlich auf ihre Karriere konzentriert, war Heather Stiller perfekt, um die Leitung der Inselpension zu übernehmen. „Mit meinem Mündel“, ergänzte er endlich und hievte Heathers und seinen Koffer auf den Bootssteg.

„Viel gibt es hier nicht zu sehen, Mr Deveraux, was?“, lautete der Kommentar seines Skippers, der sie mit dem kleinen Motorboot zur Insel gefahren hatte. Dann wendete er auch schon und schipperte davon.

Der Mann hatte völlig recht, es gab wirklich nichts zu sehen. Es war ein dem Wind ausgesetztes kleines Eiland vor der Küste von Victoria, auf dem Gideons Tante das Gästehaus führte. Mary war ein Hippie und somit das schwarze Schaf der Deveraux-Familie, zu dem man sich nur höchst ungern bekannte.

Vor Jahren war Mary zu einem ihrer seltenen Besuche auf dem Familienanwesen aufgetaucht, um ihren „Lieblingsneffen“ zu sehen – dabei war Gideon ihr einziger Neffe. Resolut hatte sie sich an seinen unangenehm überraschten Eltern vorbei ins Haus geschoben.

An jenem Tag hatte sie seine Hand getätschelt und ihn wissen lassen, dass er, wenn er ihr einen Gefallen tun und sie glücklich machen wolle, die Insel übernehmen würde. Dann könnte sie das Grundstück von ihm pachten anstatt von seinen Eltern.

Und so hatte er die Insel gekauft und alles so arrangiert, dass Mary abgesichert und in Ruhe weiter auf dem kleinen Eiland leben konnte. Damals hatte er aus einer Erbschaft von mehreren Millionen schon Milliarden gemacht, sodass der Kauf einer winzigen Insel eine Leichtigkeit für ihn war.

Danach hatte er sich wieder um seine eigenen Angelegenheiten gekümmert, auch nachdem er Callie zu seiner Tante auf die Insel geschickt hatte. Vielleicht hätte er öfter rüberfahren und nachsehen sollen. Aber er war sicher gewesen, dass seine Tante sich um Callie kümmern würde, und ihm schien es einfach besser, sich fernzuhalten.

Gideon zeigte auf das Haus oben auf der Anhöhe. „Von hier aus läuft man nur wenige Minuten bis zur Pension. Sobald ich mit Mary und Callandra gesprochen habe, führe ich Sie herum, damit Sie ein Gefühl für das bekommen, was Sie erwartet.“

Gideon war zu einer Hochzeit eingeladen – zu der seiner Tante. Dabei kannte er noch nicht einmal den Bräutigam. Außerdem wollte er Heather als neue Managerin einführen. Und dann musste er sich auch noch um Callandra Humbold kümmern, sicherstellen, dass mit ihr alles in Ordnung war und sie eine Zukunft hatte. Das schuldete er ihrem Onkel Reid.

Sein Blick wanderte über die raue Felsenküste zur Linken, über die windschiefen Bäume und das dichte Unterholz zur Rechten und kam schließlich auf dem Gästehaus zu liegen. Seit Jahren hatte die Pension keinen Gewinn eingefahren, aber immerhin schien Mary die großzügige monatliche Unterstützung genutzt zu haben, um das Haus in Ordnung zu halten. Nun, auf den Gewinn würde Gideon von nun an achten, jetzt, da er eine Pensionsleitung einsetzte, die nicht zur Familie gehörte.

Eine Gestalt in Latzhose und leuchtend orangefarbenem T-Shirt kam aus einem Schuppen, einen Eimer in der Hand. Das rote Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, auf dem fein gezeichneten, makellosen Gesicht stand ein entschlossener Ausdruck.

Callandra. Aber das war nicht mehr das junge Mädchen, an das Gideon sich erinnerte. Das da vorn war eindeutig eine erwachsene Frau.

Mit gekrauster Nase prüfte sie jetzt den Inhalt des Eimers, bevor sie die Schultern straffte und den Weg entlangging. Eine Erinnerung blitzte in Gideon auf und ließ ihn für einen Moment erstarren: die hervorstechenden Sommersprossen auf ihrem Nasenrücken, jedes Mal, wenn Callie ihn wütend angefunkelt hatte. Gott, wie oft hatten sie sich gestritten!

Doch dann hatten sie plötzlich aufgehört, sich zu streiten, und nach jener Nacht hatte er Callie zu Tante Mary geschickt …

Unwichtig, Deveraux, ermahnte er sich. Aber er würde mit Callie reden müssen. Herausfinden, welche Pläne sie hatte, sicherstellen, dass sie nicht in der Luft hing, wenn Mary heiratete und von der Insel wegzog. Natürlich konnte Callie auch weiter hier arbeiten, allerdings hatte Mary mit keinem Wort nach einem Ersatz für die Pensionsleitung gefragt oder Callies Zukunft angesprochen.

„Ist das Ihr Mündel?“, fragte die Frau neben ihm.

„Sie war es … inoffiziell, als sie noch jünger war.“ Wie sehr mochte Callie sich in sieben Jahren verändert haben? Ob in ihr noch immer diese ungetrübte Begeisterung für das Leben brannte? „Würden Sie mich bitte einen Moment entschuldigen, Heather?“ Er wollte Callie erwischen, bevor sie sich zu weit entfernte. „Sie können sich ja schon umsehen, während ich kurz mit meinem … mit Callie rede.“

Heather nickte, und Gideon setzte mit ausholenden Schritten der schlanken Gestalt nach, bevor sie ihm Eimer schwingend und mit hüpfendem Pferdeschwanz entkommen konnte.

Das „Krebsraunen“ mochte ein unübliches Freizeitvergnügen sein, aber die Gäste liebten es. Und wenn Callie die von ihr eingeführte Tradition auch nach diesem Wochenende weiterführen wollte, musste sie ihre gepanzerten Schützlinge bei Laune halten. Das hieß, sie musste sie füttern, ob das Haus nun vor Hochzeitsvorbereitungen summte oder nicht.

„Callandra? Warte! Ich würde gern mit dir reden.“

Die vertraute männliche Stimme brachte sie abrupt zum Stillstand, während ihr dummes Herz zu rasen begann. „Du hast nicht auf die Einladung geantwortet!“ Na großartig, Callie! Fang die Unterhaltung mit einem Vorwurf an, damit es dann rasant bergab gehen kann! schalt sie sich.

Weshalb verspürte sie bei Gideon eigentlich immer den Drang, entweder angreifen oder sich verteidigen zu müssen? Weil er sie dazu brachte, deswegen!

So? meldete sich eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf. Liegt es vielleicht nicht eher daran, dass du beim letzten Mal vor Verlegenheit fast im Boden versunken wärst, als du so naiv versucht hast, ihn zu verführen, und er dich nur hat loswerden wollen, bevor seine Verlobte aufkreuzte?

Ja, die Episode damals war extrem peinlich gewesen. Aber das war jetzt sieben Jahre her. Sicherlich hatte Gideon das längst vergessen, oder?

„Ich … Mary hat nicht damit gerechnet, dass du kommst.“ Callie schwang zu dem Mann herum, der sie nach jenem Zwischenfall auf die Insel seiner Tante verbannt hatte. Er hatte dann geheiratet, und ja, Callie war verletzt gewesen.

Nun, ein bisschen. Eigentlich kaum. Und dann auch nur, weil sie so jung gewesen war. Für ihn waren die richtigen gesellschaftlichen Verbindungen ausschlaggebend gewesen, nicht Liebe, und das war ihr damals völlig unverständlich. Schließlich hatte sie ihm ihr Herz geboten. Nun, was ein junges Mädchen eben schwärmerisch Liebe nannte.

Callie verdrängte diese Gedanken. Das war lange her und interessierte längst niemanden mehr. „Mary wird sich freuen, dass du bei ihrer Hochzeit dabei bist. Im Moment ist sie jedoch nicht hier.“

„Ich habe die Einladung erst gestern erhalten.“ Die Hände in die Hüften gestützt, musterte er sie. Seine Augen waren noch ebenso dunkelblau, wie Callie sie in Erinnerung hatte, die Wimpern dicht und dunkel. „Ich war geschäftlich in Übersee.“

Callie musste den Kopf in den Nacken legen, um in sein Gesicht sehen zu können, denn er war mehr als einen Kopf größer als sie. Das schwarze Haar war länger als früher und sein Gesicht noch attraktiver. Die feinen Linien um Augen und Mund verliehen ihm eine interessante Ausstrahlung – den Charakter eines willensstarken und tatkräftigen Mannes.

Schön, er war also ein Mann, der über Reichtum, Einfluss und gutes Aussehen verfügte. Ein Mann, dem die Frauen zu Füßen lagen.

Callie war ebenfalls willensstark und tatkräftig. Das Leben hatte ihr keine andere Wahl gelassen. Und sie würde ihm ganz bestimmt nicht zu Füßen sinken. Das hatte sie bereits hinter sich. Ihr war die Erinnerung an Verlegenheit und Schmerz über die Zurückweisung geblieben. Und an das Verlangen, von dem sie einen flüchtigen Geschmack erhalten hatte, als er damals auf ihre Annäherung reagierte. Bevor er sich darauf besann, mit wem er zusammen war.

Sie hob das Kinn. „Deine Eltern sind angeblich leider verhindert, du bist also der Einzige von Marys Familie. Schade, dass euch nicht viel Zeit miteinander bleibt. Sie und Mac reisen morgen gleich nach der Hochzeit in die Flitterwochen.“

„Und wo bleibst du dann?“

Eine seltsame Frage. „Hier, natürlich. Das hat Mary doch sicher in ihrer Einladung erwähnt?“

„Meine Tante hat nicht einmal den Namen ihres Bräutigams genannt.“ Er zeigte mit ausgestrecktem Arm auf die Umgebung. „Wirst du dich unter der neuen Pensionsleitung hier wohlfühlen?“

Was redete er da von einer neuen Leitung? „Ich leite die Pension.“ Das tat sie jetzt schon seit fünf Jahren. Und dass Mary Macs Namen nicht in die Einladung geschrieben hatte, dafür konnte es nur einen Grund geben … Nein, eigentlich gab es siebenundvierzig Gründe, und die hatten praktisch das gesamte Gästehaus für das Wochenende gebucht.

Aber solange diese Hochzeit im Privaten abgehalten wurde, würde es keine Probleme geben. Die Familie war seither wirklich zahm geworden … „Mary und Mac haben vor, ein ruhiges Leben zu führen. Ein absolut ruhiges.“ Und zwar weit entfernt von Medienrummel und Rampenlicht.

Gideon nickte, auch wenn er nicht ganz verstand, warum sie es derart betonte. „Sicher, wenn sie es so wünschen.“ Er runzelte leicht die Stirn. „Was nun dich betrifft … hast du vor, als Assistentin für die neue Managerin zu arbeiten?“

„Ich habe vor, weiter in meinem Job zu arbeiten …“ Im Garten hinter Gideon erblickte Callie eine Frau. Etwa die neue Managerin, von der er sprach? Standen seine Pläne bereits fest, und er wollte sie nur noch umsetzen?

Sorge drängte sich durch all die anderen wirren Gefühle. Natürlich konnte er das tun, ihm gehörte die Insel. Aber sie hatte gedacht, er würde ihr erlauben, das Gästehaus weiter zu führen. Schließlich machte sie ihren Job gut und hatte Jahr für Jahr immer höhere Gewinne erzielt. Sie wollte nicht weg von hier.

„Wann kommt meine Tante zurück? Mir scheint, ich sollte zuerst mit ihr ein paar Dinge besprechen.“

Sicher – Mac, die Familie und die Hochzeit, darüber sollte Mary besser mit ihm reden. Callie unterdrückte einen Seufzer. Aber zuerst wollte sie das mit ihrem Job klären.

„Ich will deine Ersatz-Managerin ja nicht arbeitslos machen, Gideon, aber seit fünf Jahren leite ich jetzt das Gästehaus, und die Gewinne steigen mit jedem Jahr. Du kannst mich nicht so einfach abdrängen.“ Nun, natürlich konnte er das, aber … „Es gibt Gesetze für so etwas.“ Ihr Job war das einzig Wichtige, was im Moment zählte, nicht die Vergangenheit.

Autor

Jennie Adams
Jennie Adams liebt die Abwechslung: So wanderte sie schon durch den Australischen Kosciusko Nationalpark, arbeitete auf Farmen, spielte Klavier auf Hochzeitsfeiern, sang in einer Chorproduktion und hatte verschiedenste Bürojobs. Jennie lebt in einem kleinen Städtchen in New South Wales, wo sie einem Halbtagsjob nachgeht weil sie nach eigenen Angaben auch...
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