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Kristy Mahoney schwebt wie auf Wolken! Erst die Luxussuite, danach die romantische Fahrt im Heißluftballon, und anschließend mit Jack durch die Straßen von Las Vegas schlendern. Er ist der attraktivste Mann, dem sie je begegnet ist! Als er ihr spontan einen Heiratsantrag macht, sagt Kristy glücklich Ja. Dabei hat sie den Chef des Modeimperiums gerade erst kennengelernt. Die Designerin verliebt sich unsterblich in den Multimillionär, denkt Kristy und lächelt versonnen. Doch nach der Hochzeit erwacht sie jäh aus ihren Träumen. Jack soll sie mit jemandem verwechselt haben?!


  • Erscheinungstag 10.11.2008
  • Bandnummer 1536
  • ISBN / Artikelnummer 9783863499327
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Jack Osland stutzte und sah dann genauer hin. Sein kleiner Gulfstream Jet stand startbereit auf einem Rollfeld des JFK-Flughafens in New York. Wie fast immer zu dieser Jahreszeit, herrschte starker Schneesturm, und Jack sah, wie die kleine zierliche Frau sich gegen den Wind stemmte.

„Wer spricht von Kidnappen?“, fragte er seinen Cousin Hunter, der ihm gegenübersaß.

„Tu doch nicht so. Ich weiß genau, dass du daran denkst.“ Hunter drehte sich auf seinem weißen Ledersitz um, um die junge Frau besser zu betrachten.

„Dann kannst du wohl hellsehen, was?“

„Das nicht, aber ich kenne dich schließlich schon seit deinem zweiten Lebensjahr.“

„Da warst du doch noch ein Säugling.“

„Na und? Mir ist dieses verräterische Zucken an deiner rechten Schläfe sehr vertraut.“

„Das bedeutet nur, dass ich verärgert bin.“ Wieder richtete er den Blick auf die Frau, die sich energisch gegen die wirbelnden Schneeflocken vorwärtskämpfte. Verärgert war im Prinzip untertrieben, und die Ursache für Jacks Zorn kam geradewegs auf ihn zu.

Sie war höchstens eins fünfundsechzig groß und schlank. Ihr Gesicht konnte er leider nicht erkennen, denn sie trug einen breitkrempigen Hut, der farblich zu ihrem beigefarbenen Mantel passte.

„Vielleicht lehnt sie ja ab“, meinte Hunter hoffnungsvoll.

„Aber nur, wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen.“

Die Frau sagte ganz sicher nicht Nein. Nicht, wenn Hunters und Jacks milliardenschwerer Großvater Samuel Osland sie fragte, ob sie ihn heiraten wolle. Diese jungen Frauen wussten genau, was sie wollten.

„Hast du das gesehen?“ Hunter deutete mit dem Kopf auf die zukünftige Mrs. Osland.

„Was denn?“ Jetzt erst erkannte Jack, was sein Cousin meinte. Neben den Stiefeln mit den selbstverständlich sehr hohen Absätzen spazierte ein kleines Fellknäuel in einem karierten Mäntelchen. „Soll das ein Hund sein?“

„Allerdings.“ Er warf Jack einen triumphierenden Blick zu. „Hab ich nun recht oder nicht?“

„Dass sie einen Hund dabeihat, bedeutet noch gar nichts.“

„Oh doch. Es bedeutet, dass sie nicht vorhat, in absehbarer Zeit wieder zurückzufliegen.“

„Aber sie hat doch nur einen Koffer einladen lassen.“

„Glaubst du nicht, dass Grandpa ihr als Erstes eine Platinkarte schenken wird? Ohne Limit? Was hältst du jetzt vom Kidnappen?“

„Unsinn, das kommt überhaupt nicht infrage.“ Jack war zwar verzweifelt, aber er war kein Dummkopf. Er dachte nicht daran, sein luxuriöses Penthouse in Malibu Beach gegen eine Zelle mit einer klumpigen Matratze, einem leckenden Klo und einem bulligen Zellengenossen einzutauschen, der vielleicht am ganzen Körper tätowiert war.

Noch wusste er nicht, wie er die Frau davon abhalten konnte, seinen verrückten Großvater zu heiraten. Aber er wusste eins. Ihm musste etwas einfallen, bevor der Jet in Los Angeles landete.

„Was genau hat denn deine Mutter gesagt?“, fragte Hunter.

„Sie sagte, dass Grandpa wieder eine Neue aufgetan habe und sie mit uns nach Los Angeles fliegen würde. Mehr weiß ich auch nicht.“

„Kannst du das irgendwie missverstanden haben?“

Jack sah seinen Cousin ungeduldig an. „Natürlich nicht. Sie hat genau das gemeint. Grandpa will wieder heiraten, und das muss ich unbedingt verhindern.“

Die zukünftige Braut stand jetzt vor dem Flugzeug und hob den Kopf. Sie hatte dunkelrote Lippen, ein leicht gerötetes Gesicht und strahlend grün-blaue Augen.

„Also, sehen kann Grandpa offenbar noch sehr gut“, meinte Hunter trocken.

„Ich wünschte, an seinem Hormonspiegel würde sich endlich mal was ändern“, murmelte Jack und gab dem Steward Leonardo mit einem Kopfnicken das Zeichen, die Tür zu öffnen.

„Er schläft nicht mit ihnen“, sagte Hunter.

Jack starrte ihn ungläubig an.

„Zumindest nicht, solange sie nicht verheiratet sind. Und danach, na ja, das hört sich mehr wie sporadische Versuche an.“

Ein paar Sekunden lang war Jack sprachlos. „Woher weißt du das?“, fragte er schließlich. „Hast du etwa mit Moira und Gracie über ihr Liebesleben mit Grandpa gesprochen?“

„Nein. Ich meine mich zu erinnern, dass deine Mutter es mir erzählt hat. Wahrscheinlich habe ich sie darauf angesprochen. Sie hatte Angst, dass es zu irgendwelchen Schwangerschaften kommen könnte.“

Jack fragte sich, warum seine Mutter mit Hunter und nicht mit ihm über ihre Sorgen gesprochen hatte. Er war doch schließlich ihr Sohn und außerdem der Generaldirektor von Osland International, also derjenige, der sich für die Familieninteressen einsetzen musste.

Leonardo hatte die kleine Metalltreppe heruntergelassen, und sofort waren schnelle Schritte zu hören. „Du kannst ja versuchen, sie umzustimmen“, meinte Hunter leise und stand auf.

Jack atmete nur verächtlich aus.

„Warum nicht? Du kannst ihr doch sagen, dass das nicht Grandpas erster Versuch ist.“

„Und du glaubst, dass sich eine gut Zwanzigjährige davon beeindrucken lässt, die scharf auf Geld ist und deshalb einen Achtzigjährigen heiraten will? Da musst du schon andere Geschütze auffahren.“

Die besagte Zwanzigjährige bog um die Ecke, strahlend und jung. Der kleine Hund bellte einmal kurz, aber gehorchte sofort einem knappen Befehl.

Kurz zögerte sie, dann streckte sie lächelnd die gepflegte Hand aus.„Mein Name ist Kristy Mahoney. Vielleicht haben Sie schon gehört, dass ich am Montag einen Termin mit Samuel und den Einkäufern von Sierra Sanchez habe. Samuel meinte, dass Sie mich nach Los Angeles mitnehmen könnten.“

Sie hatte eine leise Stimme und schien einen ungewöhnlichen Modegeschmack zu haben. Das betraf nicht nur sie, sondern auch den Hund. Zusätzlich zu dem rot karierten Mäntelchen trug er ein mit funkelnden Halbedelsteinen besetztes Halsband. Er saß unbeweglich auf Kristys Arm und sah mit seinem geföhnten Fell beinahe aus wie ein Stofftier. Nur die braunen Augen blickten aufmerksam.

Hunter trat als Erster einen Schritt vor. „Ich bin Hunter Osland, einer von Samuels Enkelsöhnen. Selbstverständlich können Sie mit uns fliegen.“

„Angenehm“, sagte sie und schüttelte ihm kurz die Hand. Dann wandte sie sich zu Jack um und hob fragend eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen. Ihr Gesicht war das einer schönen Porzellanpuppe mit einer kleinen Stupsnase, einem wohlgeformten Kinn und großen Augen mit dichten dunklen Wimpern.

„Jack Osland“, sagte er kurz und streckte die Hand aus.

„Mr. Osland …“ Sie ergriff seine Hand.

Jack war verwirrt von so viel Schönheit. Ihre Hand fühlte sich weich und kühl an. Kaum nahm er wahr, was Hunter sagte.

„Nennen Sie uns doch bitte Jack und Hunter.“

Sie blickte Jack lächelnd in die Augen, als sei alles vollkommen in Ordnung. Als sei sie nicht eine schamlose Person, die es nur auf das Vermögen der Oslands abgesehen hatte. Keine schlechte Schauspielerin, das musste er zugeben.

„Gut, dann also Jack.“

Wie sie seinen Namen aussprach! Ihn überlief es heiß. Ihr schweres Parfüm sprach direkt seine Sinne an, und die Blicke aus ihren grün-blauen Augen schienen in seine Seele zu dringen.

Einen Augenblick lang verstand er seinen Großvater. Aber dann schob er diese verwirrenden Gefühle beiseite. Er war nicht wie Samuel, er fiel auf diese Frauen mit den blauen Augen und den langen Beinen nicht herein.

Kristy war ganz offensichtlich an Mode interessiert. Und da Samuel Hauptaktionär von Osland International war, einer Holding, zu der auch Sierra Sanchez gehörte, eine Kette von Boutiquen, lag ihr Interesse an dieser Verbindung auf der Hand. Sie konnte nur gewinnen.

Jack dagegen konnte nur verlieren. Sowie er sich das klarmachte, konnte er auch wieder sein Gehirn einschalten. „Willkommen, Kristy“, sagte er.

Dieser Trip nach Los Angeles war die Gelegenheit, auf die Kristy ihr Leben lang gewartet hatte. Sie versuchte, so zu tun, als sei das alles nichts Besonderes für sie. Hoffentlich hatten die beiden nicht gemerkt, wie aufgeregt sie in Wirklichkeit war. Sicher hatte ihre Stimme etwas gezittert und ihre Hand leicht gebebt. Sie war nervös, ihr Adrenalinspiegel war hoch, und sie hatte zu viel Kaffee getrunken.

Seit sie auf einer Party nach einer wichtigen Modenschau Samuel Osland begegnet war, befand sie sich in Hochstimmung. Sie wusste, wer er war und dass er eine Kette von Boutiquen besaß. Und als er ihr selbst entworfenes Kleid bewunderte und sie bat, ihm ihre Skizzen und Entwürfe zu zeigen, war sie sofort bereit.

Dann hatte er sie gefragt, ob sie sich nicht mit seinen Einkäufern zusammensetzen wolle, und sie musste sich kneifen, denn das konnte doch nur ein Traum sein. Jeden Augenblick erwartete sie, mit klopfendem Herzen nach diesem aufregenden Traum in ihrem kleinen Apartment in Soho aufzuwachen, Dee Dee zu ihren Füßen.

Doch es war kein Traum.

„Ihren Mantel, Ma’am?“, fragte der Steward.

Kristy nahm den Hut ab und zog den Mantel aus. Der Mann, der sich als Jack vorgestellt hatte, musterte sie sehr genau, wie sie jetzt vor ihm stand in ihrem schwarzen Rock und dem enganliegenden roten Pullover. Dann warf er Dee Dee einen missbilligenden Blick zu.

Kristy runzelte die Stirn. Samuel mochte Hunde, das hatte er zumindest behauptet.

Vor einem Jahr hatte Kristy den Zwergspitz auf der Straße gefunden, nicht weit von ihrem Apartment entfernt. Er war hinter einem Mülleimer hervorgekommen, und Kristy hatte nicht das Herz gehabt, das Tier in dem kalten Novembermorgen sich selbst zu überlassen. Sie hatte es in ein Tierheim gebracht, aber als keiner es als vermisst meldete, hatte sie es mit nach Hause genommen. Unbewusst drückte sie Dee Dee an sich, als Jack auf einen der freien Ledersitze wies.

„Bitte, nehmen Sie doch Platz.“

„Danke.“ Sie setzte sich und schlug die Beine übereinander. Dee Dee machte es sich auf ihrem Schoß bequem. Ihr kleiner warmer Körper half Kristy, sich zu beruhigen.

„Kann ich Ihnen etwas anbieten?“, fragte der Steward.

„Ja, gern, einen Fruchtsaft.“

„Ich wollte gerade eine Flasche Champagner öffnen“, warf Jack ein. „Denn es gibt etwas zu feiern. Die erste Sierra Sanchez – Boutique in Frankreich.“

Kristy zögerte. Schließlich wollte sie nicht unhöflich sein.

„Ich kann Ihnen einen Mimosa machen“, bot der Steward an, „mit frisch gepresstem Orangensaft.“

„Danke, das hört sich sehr gut an.“

„Sehr gut“, wiederholte Jack und lehnte sich zufrieden in seinem Sitz zurück.

Kristy musterte ihn verstohlen. Er war sehr teuer gekleidet, das erkannte sie sofort. Aber auffälliger noch waren seine betont entspannte Haltung und das schwarze dichte Haar, das ihm leicht in die Stirn fiel. Hatte sie nicht gerade in den letzten Wochen Artikel über ihn in Business Week und GQ gelesen? Jack Osland, der ungewöhnliche Unternehmer, Erbe von Osland International, ein Mann, den man gesehen haben musste und mit dem man gern gesehen wurde.

Und nun saß sie hier mit ihm in dem firmeneigenen Jet. Im letzten Jahr hatte er zu den zwanzig aufregendsten Managern des Landes gehört. Sie hätte ihn an die erste Stelle gesetzt.

Langsam rollte der kleine Jet auf die Startbahn zu. Der Steward kam und servierte die Drinks. Champagner für Jack und Hunter und einen Mimosa für Kristy.

Jack hob das Glas. „Auf erfolgreiche Unternehmungen!“

Kristy folgte seinem Beispiel und prostete ihm zu. Dann trank sie einen Schluck des erfrischenden Cocktails.

„Und was machen Sie sonst so?“, fragte Jack freundlich. „Womit verdienen Sie Ihr Geld?“

Sie waren etwa drei Stunden unterwegs, und Kristy hatte ihren zweiten Mimosa bereits zur Hälfte ausgetrunken. Sie stellte das Glas vorsichtig auf das Tischchen, das zwischen ihr und Jack stand. Dann holte sie tief Luft und begann, was sie vorher schon so oft geprobt hatte: „Wir sind eine Firma für Modedesign und …“

„Wir?“, unterbrach er sie sofort und sah sie schmunzelnd an.

„Ich meine, ich“, korrigierte Kristy, leicht aus dem Konzept gebracht. „Ich bin die Besitzerin.“

Jack nickte befriedigt.

„Meine Firma ist auf elegante Damenmode spezialisiert, hauptsächlich Abendgarderobe.“

„Und was haben Sie so im letzten Jahr umgesetzt?“

Kristy zögerte. Sie hatte gehofft, dieser Frage ausweichen zu können. Denn bisher sah ihr Umsatz und somit ihr persönliches Einkommen reichlich bescheiden aus. Seit Jahren versuchte sie, in der New Yorker Modeszene Fuß zu fassen, aber bisher hatte sie noch keinen Vertrag mit Modegeschäften abschließen können. Und was sie so privat verkaufte, war auch nicht gerade berauschend. „Ich freue mich auf die Chancen, die Samuel mir eröffnen kann.“

„Das kann ich mir vorstellen“, meinte Jack nur.

„Sie müssen meinen Cousin schon entschuldigen“, kam Hunter ihr zu Hilfe. „Er kann halt über nichts anderes als über Geschäfte reden.“

„Wieso?“ Jack sah ihn empört an. „Ich will doch nur wissen …“

„Mögen Sie Basketball, Kristy?“, unterbrach ihn Hunter.

Kristy wandte sich zu ihm um. „Basketball?“

Er nickte und nahm einen Schluck Champagner.

„Ich … ich weiß nicht viel über das Spiel.“

„Samuel ist verrückt nach Basketball.“ Jack nickte bedächtig.

Kristy war irritiert. „Ich sehe mir nie die Sportübertragungen an. Leider.“

„Hmm“, machte Jack nur und wiegte bedenklich den Kopf.

„Ist das schlimm?“ Unsicher sah sie erst Hunter und dann Jack an. Hatte Basketball etwas mit der Unternehmensphilosophie zu tun? „Was meinen Sie, soll ich mich ein bisschen mehr um den Sport kümmern? Die Regeln lernen und so?“

„Kann schon sein“, erwiderte Jack.

Kristy trank einen großen Schluck. Okay, Basketball. Hätte sie das nur etwas früher gewusst. Dann hätte sie sich hin und wieder ein Spiel im Fernsehen angesehen oder sich eine Sportzeitung gekauft. Doch dann hob sie den Kopf und sah die beiden Männer mit strahlendem Lächeln an. „Wie wäre es, wenn Sie mich etwas mit dem Spiel vertraut machten …?“

„Aber klar.“ Jack lächelte breit. „Grandpa ist ein Lakers-Fan. Also sollten Sie die Clippers lieber nicht erwähnen und …“

„Ich habe Karten für das Lakers-Spiel am Freitag“, unterbrach ihn Hunter eifrig. „Hätten Sie nicht Lust …“

„Bud Reynolds ist sein Lieblingsspieler“, fuhr Jack unbeirrt fort und sah seinen Cousin scharf an.

„Ja, deshalb sollten Sie unbedingt mit mir …“, fing Hunter wieder an.

Kristy schaute verwirrt von einem zum anderen.

„Merkst du nicht, sie hat nichts übrig für Basketball“, meinte Jack.

„Nein, nein, das will ich nicht behaupten“, wandte sie hastig ein.

„Vielleicht kann sie ihre Meinung ändern“, sagte Hunter.

„Ja, ich möchte gern mehr darüber wissen.“ Wenn Basketball für die Oslands so wichtig war, würde sie einen Versuch unternehmen.

Jack warf Hunter erneut einen tadelnden Blick zu. „Mit Kristy zu flirten ist keine Lösung.“

Zu flirten? Kristy war ratlos. Was sollte das? Hatte sie irgendetwas nicht mitbekommen?

„Mr. Osland?“ Der Pilot meldete sich über die Gegensprechanlage.

Jack drückte einen Knopf an seiner Armlehne. „Ja, Simon?“

„Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass eine der Warnlampen aufleuchtet.“

Jack presste kurz die Lippen zusammen, und Kristy sah ihn erschrocken an. „Ich komme.“

„Nicht nötig.“ Das war wieder Simons Stimme. „Ich werde versuchen, uns nach Las Vegas umleiten zu lassen.“

Jack warf Hunter einen schnellen Blick zu. Kristy versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Hatten sie keinen Treibstoff mehr? War vielleicht ein Triebwerk ausgefallen?

Jack drückte wieder auf den Knopf. „Okay, Simon, Versuchen Sie es.“

„Roger.“

Die Männer schwiegen. Kristy war blass geworden. „Eine … Warnlampe?“, stieß sie stockend hervor.

„Ich bin sicher, das ist alles ganz harmlos“, beruhigte Jack sie.

Kristy wartete auf weitere Erklärungen, aber nichts kam. „Das ist alles?“ Sie befanden sich in einer Höhe von zehntausend Metern, und irgendetwas war mit dem Flugzeug nicht in Ordnung. Harmlos? Sie trank einen kräftigen Schluck von ihrem Cocktail.

„Der Jet ist in tadellosem Zustand“, erklärte Hunter.

„Bis auf die Warnlampe.“ Ihre Stimme klang jetzt leicht hysterisch. Hätte ich bloß auf meine Schwester gehört, dachte Kristy. Sarah hatte sie immer wieder gebeten, die Reise bis nach Weihnachten zu verschieben. Aber Kristy hatte Angst, dass Samuel dann eventuell das Interesse an ihr und ihren Entwürfen verlor, und dieses Risiko wollte sie nicht eingehen. So sehr hat der Traum von Geld und Ruhm mir schon das Hirn vernebelt, überlegte sie jetzt.

Sie wandte sich an Jack. „Können Sie den Piloten nicht wenigstens fragen, was das bedeutet?“

„Aber, Kristy …“ Jack stöhnte genervt. „Dem Piloten können Sie vertrauen. Er weiß, was er tut. Wäre es wirklich ernst, dann würde er nicht die Route nach Las Vegas vorschlagen. Er würde SOS funken und uns möglichst bald nach unten bringen.“

Kristy blickte aus dem Fenster. Allmählich wurde es dunkel. Nichts Außergewöhnliches war zu sehen oder zu hören. Kein Feuer, kein Schlagen auf Metall. Das Flugzeug schien nicht an Höhe zu verlieren und hielt Kurs. Der Steward kam. Er wirkte ruhig und sammelte die Gläser ein.

„Entspannen Sie sich“, bat Jack.

„Alles ist in Ordnung“, bestätigte Hunter.

Trotzdem waren beide Männer nervös, das merkte sie genau.

„Waren Sie schon mal in Las Vegas?“, fragte Jack.

Kristy sah ihn verwirrt an.

„Ja, Kristy, Sie meine ich. Waren Sie schon mal in Las Vegas?“

Sie schüttelte den Kopf und streichelte Dee Dee. Hätte sie die Kleine doch nur zu Hause gelassen. Dann wäre das Tierchen wenigstens in Sicherheit. Und bestimmt würde Sarah es adoptieren, da war sie ganz sicher. Kristy stiegen Tränen in die Augen, als sie an ihre Schwester dachte. Wenn sie Sarah nun nie wiedersah? Oder ihre Eltern? Oh Gott, wenn die Familie in den Abendnachrichten Bilder von dem abgestürzten Flugzeug sah und wusste, dass sie …

„Kristy?“

Sie blickte hoch und bemerkte, dass Jack sie voll Mitgefühl ansah.

„Alles geht in Ord…“ Das Flugzeug schlingerte hin und her und sackte dann ab. Kristys Magen verkrampfte sich.

„Simon ist ein hervorragender Pilot“, wiederholte Jack.

„Das kann ja sein, aber die Probleme macht doch wohl das Flugzeug und nicht er“, stieß sie hervor, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.

„Nur eine Warnlampe.“

„Aber irgendetwas zeigt sie doch an!“ Allmählich regte sie sich auf und vergaß darüber ihre Angst. Natürlich war es sinnlos und ungerecht, auf Jack wütend zu sein. Er hatte keine Schuld, dass sie kurz davor waren zu sterben. Aber in dieser Situation konnte sie nicht logisch denken.

Wieder knackte die Gegensprechanlage. „Mr. Osland?“

„Ja, Simon?“

„Irgendetwas ist mit der Hydraulik des rechten Querruders nicht in Ordnung. Aber das können wir ausgleichen. Die Landung wird keine Probleme machen. Kein Grund zur Panik.“

„Wir sind nicht in Panik.“

„Doch, ich!“, zischte Kristy ihm zu.

„Simon sagt doch, dass er alles unter Kontrolle hat.“

„Was soll er denn sonst sagen? Dass wir unser Testament machen sollen? Vielleicht hier auf den Servietten?“

Hunter stand auf und setzte sich neben Kristy. Er schnallte sich an und nahm ihre Hand. „Beruhigen Sie sich. Wäre es wirklich ernst, dann würde Simon uns anweisen, die Haltung für die Notlandung einzunehmen.“

„Und die wäre?“

„Füße zurück, Kopf nach vorn, Hände im Nacken verschränken.“ Jack machte es vor. Kristy entzog ihm die Hand und nahm die vorgeschriebene Haltung ein. Man konnte ja nie wissen. In diesem Augenblick wurde das Fahrwerk ausgefahren.

„Fertig machen zur Landung.“ Das war wieder Simon. „Achten Sie darauf, dass der Sitzgurt fest sitzt. Vielleicht ist die Landung nicht ganz so weich wie sonst.“

Kristy drückte Dee Dee an die Brust. Ihr war übel vor Angst, und sie sah aus dem Fenster, um sich abzulenken. Sie flogen bereits über die Außenbezirke der Stadt. In der Ferne ragten die Hochhäuser der Innenstadt in den Himmel. Der berühmte „Strip“, die Hauptstraße von Las Vegas, war hell erleuchtet und so bereits klar zu erkennen.

„Kristy?“

„Ja?“

Jack griff nach ihrer Hand. „Sehen Sie mich an.“

Sie hob den Kopf. Ihr war eiskalt, und sie zitterte am ganzen Körper. Wie konnte er in dieser Situation eine warme Hand haben?

„Wie heißt Ihr Hund?“, fragte er leise.

„Dee Dee.“

„Dee Dee wird nichts passieren.“ Er blickte ihr in die Augen, und seine tiefe Stimme klang beruhigend. „Auch Ihnen wird nichts passieren, glauben Sie mir. In einer Stunde sitzen wir bei Wein und Hummer in einem gemütlichen Restaurant und lachen über die ganze Angelegenheit.“

Wirklich? Kristy hatte ihre Zweifel. Aber da Jack auf eine Reaktion zu warten schien, nickte sie kurz, und er drückte ihr die Hand.

„Sehen Sie mich an, Kristy. Ich schwöre Ihnen, alles geht in Ordnung.“

Sie hielt den Blick auf ihn gerichtet, und tatsächlich empfand sie plötzlich so etwas wie Hoffnung.

Sie näherten sich der Landebahn. Der Jet neigte sich zur einen Seite. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie rote Warnlampen aufleuchteten. Aber aus irgendeinem lächerlichen Grund hatte sie Vertrauen zu Jack.

2. KAPITEL

Sowie der Jet am Ende der Landebahn zum Stehen gekommen war, löste Jack den Sicherheitsgurt und sprang auf. Eigentlich konnte keiner verletzt sein, aber er wollte sich rasch vergewissern.

Die Landung war etwas holperig gewesen, so wie Simon es vorhergesagt hatte, sonst war nichts geschehen. Jack blickte kurz aus dem Fenster. Mindestens drei Wagen der Flughafenfeuerwehr kamen auf sie zu.

Er musterte Kristy. „Alles in Ordnung?“

Sie nickte und streichelte ihren kleinen Hund. Jack warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu und wandte sich jetzt zu Leonardo um. Der Mann wirkte blass, war aber ansonsten vollkommen unversehrt. Dann öffnete Jack die Tür zum Cockpit. „Simon?“

„Ja. Alles bestens.“

Der Copilot drehte sich um und hielt grinsend den Daumen hoch.

Jetzt hämmerte jemand gegen die Tür. Jack öffnete und ließ die kleine Treppe herunter.

„Jemand verletzt?“, fragte der bullige Feuerwehrmann, der als Erster die Treppe hochkam. Hinter ihm standen zwei weitere Männer. Das Feuerwehrauto mit dem rotierenden Blinklicht und ein Krankenwagen hatten ein paar Meter weiter geparkt.

„Nein, keiner verletzt“, antwortete Jack schnell.

Simon blickte ihm über die Schulter. „Wir hatten ein Hydraulik-Problem“, erklärte er. „Ich komme gleich nach und erledige den Papierkram.“

„Brauchen Sie mich noch?“, fragte Jack.

Simon schüttelte den Kopf. „Nein, nicht nötig. Aber ein paar Stunden werden Sie sich hier schon um die Ohren schlagen müssen.“

„Kein Problem.“

Inzwischen waren auch Hunter und Leonardo aufgestanden. Leonardo half Kristy in den Mantel, etwas unbeholfen, da er auf einem Arm den kleinen Hund trug.

„Wir sollten ins Flughafengebäude gehen“, meinte Jack. „ Sicher dauert es ein paar Stunden, bis der Unfallbericht gemacht und der Schaden behoben ist.“

„Kann ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein?“, fragte Leonardo.

„Nein, danke. Wir rufen Sie an, wenn wir Näheres wissen.“

„Gut.“ Leonardo drückte Kristy den Hund wieder in den Arm und strich ihm dabei noch einmal über den Kopf.

Aufs Jacks Zeichen hin verließ sie als Erste das Flugzeug. Der Feuerwehrmann hielt ihr die Hand hin. Kristy wehrte ab. „Danke, aber ich kann allein gehen.“

Dennoch griff er nach ihrer Hand. „Es hat geregnet, und der Boden ist glatt. Wir bringen Sie zum Terminal.“

Jack zog seinen Mantel über und ging mit Hunter hinter den beiden her. Die Fahrt zum Hauptgebäude des McCarran International Airport war kurz. Als sich die Glastüren öffneten, atmete Jack erleichtert auf. Niemandem war etwas passiert, und auch der Jet war unbeschädigt. Einen Vorteil hatte das Ganze. Er hatte Zeit gewonnen. Denn die Reparatur würde ganz sicher drei bis vier Stunden dauern. Zeit, die er nutzen konnte, um zu überlegen, wie er die Hochzeit zwischen Kristy und seinem Großvater verhindern könnte.

Die Türen schlossen sich lautlos hinter ihnen, und der übliche Geräuschpegel eines großen Terminals umfing sie. Sie schoben sich mit der Menge an den Gepäckbändern und den Schaltern für die Mietwagen vorbei. Jack war versucht, Kristy den Arm um die Schultern zu legen, um sie dicht an seiner Seite zu haben. Doch er würde sich nur lächerlich machen. Schließlich war sie aus New York und ließ sich ganz sicher von der drängelnden Menschenmenge nicht einschüchtern.

„Ich würde vorschlagen, wir fahren ins Bellagio“, sagte er laut, damit Kristy und Hunter ihn hörten. Er hatte keine Lust, drei oder vier Stunden hier auf dem Flughafen herumzuhängen.

„Ohne mich“, meinte Hunter. „Ich werde mit der nächsten Maschine weiterfliegen. Morgen früh bin ich mit Milo und Harrison zum Golf verabredet.“

Jack warf Kristy schnell einen Blick zu. Vielleicht wollte sie auch gleich weiterfliegen? Andererseits hatte sie sicher nicht das Geld, um den Flug zu bezahlen. Am selben Tag und ohne Reservierung, das war teuer.

„Tja, dann müssen wir uns wohl allein amüsieren“, sagte er schnell, bevor sie auf die Idee kam, Samuel anzurufen und nach der Nummer seiner Kreditkarte zu fragen.

Kristy blickte sich in dem Flughafengebäude um. „Ich bleibe hier, aber Sie können gern ins Bellagio fahren.“

Jack sah sie verblüfft an. „Das geht natürlich auf meine Rechnung.“ Schließlich war das sein Flugzeug, und sie war Gast der Firma.

Doch sie war noch nicht überzeugt. „Ich bin sicher, Sie haben eine Menge in Las Vegas zu erledigen.“

„Ja. Zum Beispiel habe ich Appetit auf ein gutes Steak und einen trockenen Martini.“

Jetzt musste sie lächeln, und wieder konnte Jack sich nicht vorstellen, dass sie kaltblütig hinter dem Familienvermögen her war.

„Wahrscheinlich haben Sie viele Berichte zu lesen und Telefonanrufe zu beantworten“, warf sie ein.

Das war nun wirklich nett von ihr. Wollte sie ihm tatsächlich nur nicht zur Last fallen? „Ich will eigentlich nur etwas essen“, erwiderte er. Und versuchen, sie auszuhorchen. Aber das brauchte er ihr nicht auf die Nase zu binden.

Sie blickte ihn zweifelnd an. „Und was ist mit Dee Dee?“

„Um den Hund kümmert sich das Hotel. Sie sind nicht die erste Berühmtheit, die hier mit einem Hund aufkreuzt.“

„Ich bin nicht berühmt.“

„Kann schon sein, aber das weiß ja keiner. Wenn wir in einer Stretchlimo vorfahren, dann ist man sicher sofort bereit, uns zu helfen.“

Da sie immer noch unschlüssig war, musste Jack schwerere Geschütze auffahren. „Glauben Sie wirklich, mein Großvater würde es mir jemals verzeihen, wenn ich Sie auf einem fremden Flughafen allein ließe?“

Kristys Augenlider zuckten kurz, und er wusste, er hatte sie so weit. „Einverstanden“, bestätigte sie dann auch seine Vermutung. „Wir wollen Ihren Großvater schließlich nicht verärgern.“

„Nein, auf keinen Fall.“

Autor

Barbara Dunlop
Barbara Dunlop hat sich mit ihren humorvollen Romances einen großen Namen gemacht. Schon als kleines Mädchen dachte sie sich liebend gern Geschichten aus, doch wegen mangelnder Nachfrage blieb es stets bei einer Auflage von einem Exemplar. Das änderte sich, als sie ihr erstes Manuskript verkaufte: Mittlerweile haben die Romane von...
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