Das Showgirl und der Millionär

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Egal, wie oft Cullen ihr einen Heiratsantrag macht: Mistys Antwort lautet stets Nein! Denn der Millionär hat die falschen Gründe, findet das Showgirl. Ein Ja hört er von ihr nur, wenn sie mehr als pures Begehren in seinem Blick liest ... nämlich Liebe.


  • Erscheinungstag 24.02.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733766917
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Hallo?“

„Ich bin in der Stadt. Dachte, ich könnte vielleicht vorbeikommen.“

Seine Stimme schien durch die Telefonleitung zu dringen, ihr Rückgrat wie Honig hinunterzugleiten und in jede Zelle ihres Körpers zu sickern.

„Ist gut“, erwiderte sie leise. „Ich erwarte dich.“

Misty Vale legte den Hörer auf und sorgte hastig für Ordnung im Wohnzimmer, ordnete Zeitschriften, schüttelte die Kissen auf und dimmte das Licht, dann stürzte sie ins Schlafzimmer. Rasch streifte sie die hautenge Radlerhose und den Sport-BH ab und schlüpfte in einen neuen schwarzen Body, den Cullen lieben würde.

Wenn er nicht wäre, besäße sie nicht halb so viele raffinierte Dessous, doch er mochte die zarten, sexy Teile, und sie liebte es, sie für ihn zu tragen.

Sie löste schnell den Pferdeschwanz und bürstete ihre Haare, um sie aufzulockern.

Eine Sekunde später klingelte es schon, und sie eilte durch die Wohnung. Dabei blickte sie sich ein letztes Mal um und vergewisserte sich, dass alles in Ordnung war, trat an die Tür, löste die Kette und drückte die Klinke herunter.

„Hallo.“

Cullen Elliott lehnte im Türrahmen, sein schwarzes Haar glänzte im Licht der Verandalampe, in seinen blauen funkelnden Augen sah sie Verlangen. Sie schluckte hart und wünschte, sie wüsste, wie sie die Schmetterlinge in ihrem Bauch beruhigen könnte.

„Hallo. Komm herein.“ Misty trat einen Schritt zurück, schloss die Tür und legte die Sicherheitskette wieder vor. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass er sie beobachtete wie ein Adler, der seine Beute fixierte, bevor er sich im Sturzflug auf sie hinabstürzte und zupackte.

Er war geschäftsmäßig gekleidet. Dunkelgraue Anzughose und weißes Hemd, beides leicht zerknittert von der Reise und einem langen Tag voller Meetings. Seine Seidenkrawatte mit den pastellfarbenen Linien und Kreisen erinnerte sie an ein Gemälde. Er hatte den Knoten gelöst, sodass sie ihm lässig um den Hals hing. Die oberen Hemdknöpfe standen offen, das Jackett trug er über dem Arm.

Er wirkte müde, und obwohl sie ihn gern direkt in ihr Schlafzimmer gezogen hätte, nahm sie an, dass er zunächst Entspannung brauchte.

„Kann ich dir etwas anbieten? Ein Glas Wein? Etwas zu essen vielleicht?“

Er ließ das Jackett auf den Boden fallen und kam auf sie zu, den Blick unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet.

„Hinterher.“

Seine tiefe Stimme war pure Erotik und brachte sie augenblicklich auf Hochtouren.

„Im Moment will ich nur dich.“

Er schlang die Arme um sie und zog sie an sich. Wie immer war sein Kuss ein Feuerwerk und ließ sie alles andere vergessen. Sie schob die Finger in sein Haar und umfasste seinen Kopf, seine Lippen glitten über ihre, langsam drang er mit der Zunge in ihren Mund vor und begann ein aufregendes Spiel.

Es kam ihr vor, als würden ihre Brüste unter dem seidigen Material ihres Bodys anschwellen und sich an seinen breiten, muskulösen Oberkörper pressen. Genießerisch strich Cullen ihren Rücken hinunter, bis er ihren Po umfasste, dann zog er sie an sich, und sie fühlte, wie erregt er war. Misty stöhnte und schlang ein Bein um seine Hüfte.

Er gab ihren Mund frei und atmete schwer gegen ihre Wange. „Schlafzimmer. Jetzt.“

„Ja.“

Cullen hob sie auf die Arme und trug sie zielstrebig durchs Wohnzimmer. Er kannte ihre Wohnung fast genauso gut wie sie. Das war nicht überraschend, denn er hatte das Gebäude vor drei Jahren für sie gekauft, nachdem sie sich bei einem Unfall auf der Bühne ein Knie verletzt hatte und ihre Karriere als Showgirl auf dem Las Vegas Strip beenden musste. Ihr Tanzstudio war im Erdgeschoss untergebracht, und sie wohnte im Stockwerk darüber.

Cullen lebte in New York, wo er hart für Snap arbeitete – eines der vielen erfolgreichen Magazine aus dem Zeitschriftenimperium seiner Familie –, aber er kam so oft wie möglich nach Nevada. Immer wenn er in der Stadt war, verbrachte er die Nacht mit ihr – in ihrem Bett.

Misty meinte oft, nur für die Zeit mit ihm zu existieren, sie wartete auf ihn und sehnte ihn herbei, obwohl sie wusste, dass es falsch war.

Er war fünf Jahre jünger als sie, und seine Familie – die Elliotts – war eine der reichsten und bekanntesten in New York. Ihre Lebensumstände hätten nicht unterschiedlicher sein können, wenn sie beide auf der jeweils anderen Erdhalbkugel zu Hause gewesen wären.

Doch von dem Moment an, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, im Backstage-Bereich nach einer ihrer nächtlichen Aufführungen, hatte sie sich zu ihm hingezogen gefühlt. Sie war mit ihm in Verbindung geblieben, egal wie oft sie sich sagte, dass sie ihre heiße Affäre beenden sollten.

Sobald sie das Bett erreichten, ließ Cullen sie auf die Matratze nieder und legte sich zu ihr.

„Das gefällt mir.“ Er berührte das schwarze Nichts, das sie trug. „Aber es muss weg. Ich will dich nackt haben.“

„Du bist der Boss“, sagte sie lächelnd.

Einer seiner Mundwinkel zuckte amüsiert, während er je einen Finger unter die Spaghettiträger gleiten ließ und sie von ihren Schultern und die Arme hinabschob. Sie half ihm, sich zu entblößen und den Body über ihre Hüften und ihre Schenkel zu ziehen.

Cullen warf ihn zur Seite und betrachtete ihren nackten, kurvigen Körper. Ausgiebig bewunderte er ihre Brüste, ihren Bauch, das Dreieck zwischen ihren Schenkeln.

Nach einer Weile wurde sie unruhig, denn sie wollte ihn berühren und von ihm berührt werden. „Findest du nicht, dass du zu viel anhast?“ Sie zog ihn an seiner Krawatte so nah zu sich heran, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.

Sein Brustkorb hob und senkte sich unter seinen schnellen Atemzügen, und Misty nahm sich einen Moment Zeit, darüberzustreichen, bevor sie sich am Knoten seiner Krawatte zu schaffen machte. Sie löste sie und zog sie langsam unter dem blütenweißen Kragen heraus. Dann befasste sie sich mit den Hemdknöpfen und schob einen nach dem anderen durch das jeweilige Knopfloch. Als sie zum letzten kam, zog sie ihm das Hemd aus der Hose und entblößte seine gebräunte Brust und seinen flachen Bauch.

Sie schluckte. Jedes Mal war sie überwältigt von Cullens vollkommenem Körper. Er hatte einmal erwähnt, dass er mehrere Male pro Woche im firmeneigenen Fitnessraum von Elliott Publication Holdings, kurz EPH genannt, trainierte.

Und sie erntete die Früchte seiner Arbeit.

Mit wenigen Handgriffen schob sie ihm das edle Hemd über die Schultern und warf es auf den Boden zu ihrem Body, dann öffnete sie den Gürtel seiner Hose. Als sie ihre Finger mit den lackierten Nägeln hinter den Hosenbund legte und den Knopf dort öffnete, um mehr Platz für ihre Hand zu schaffen, hielt Cullen den Atem an. Die Wärme seines Körpers hüllte sie ein, schien durch ihre Haut und in ihre Seele zu dringen.

Während sie den Reißverschluss aufreizend langsam aufzog, strich sie mit dem Handrücken über die Haare, die von seinem Bauchnabel nach unten führten.

Cullen hielt den Atem an. Die Empfindungen, die Misty in ihm auslöste, ließen sich kaum ertragen.

Schon den ganzen Tag war er erregt gewesen und hatte den Moment herbeigesehnt, in dem die Besprechung für Snap beendet war. Sofort danach hatte er sich auf den Weg zu ihr gemacht, um endlich mit ihr zu schlafen. Was sie jetzt mit ihm tat, brachte ihn noch weiter auf Touren. Das Blut in seinen Adern schien zu sieden, sein Herz schlug wie verrückt. Nicht mehr lange, und er würde kommen.

Sie war erstaunlich. Der Sex mit ihr war jedes Mal wie das Feuerwerk am Unabhängigkeitstag. Heiß, explosiv, spektakulär. Es überraschte ihn, dass die Laken nicht in Flammen aufgingen, wenn sie sich liebten.

Würde er irgendjemandem erzählen, welche Gefühle Misty im Bett in ihm weckte, würde man ihm garantiert abfällige, vielsagende Blicke zuwerfen und sagen: „Kein Wunder, sie war ein Showgirl. Hast du da etwas anderes erwartet?“

Es war aber mehr als das. So explosiv der Sex mit ihr auch war, sie verstanden sich außerhalb des Bettes ebenso gut. Er wollte mit ihr schlafen, sooft sein Terminkalender und sein Durchhaltevermögen es erlaubten, doch er war genauso glücklich, wenn er mit ihr auf dem Sofa saß, einen Film schaute oder etwas beim Chinesen bestellte.

Das war es, was niemand verstehen würde. Er konnte es selbst nicht wirklich verstehen.

Der Reißverschluss war offen, und Misty schob eine Hand in seine Hose und den Slip und umfasste seine Erektion. Sie streichelte ihn, drückte ihn, reizte ihn, bis er vor Lust am liebsten geschrien hätte.

„Genug.“ Bevor es unter ihren Fingern passierte, griff er nach ihrem Handgelenk und brachte sich aus der Gefahrenzone. Mit ruckartigen Bewegungen befreite er sich von Schuhen, Socken und dem Rest seiner Kleidung und schleuderte alles von sich.

Kaum war er nackt, stieg er zu ihr ins Bett, drückte sie auf den Rücken und schob sich zwischen ihre Beine. Sein Gewicht auf den Ellbogen abgestützt, beugte er sich hinunter und eroberte ihren Mund so stürmisch, wie er es während des langen Flugs von New York aus in seiner Fantasie ständig getan hatte.

Misty reagierte wie immer – leidenschaftlich, mit Herz und Seele. Sie umschlang mit den Armen seinen Nacken, und er ließ sich auf sie sinken und genoss es, wie sich ihre weichen Brüste an seinen Oberkörper pressten.

Sie bewegte sich unter ihm und schaffte es irgendwie, ihre Beine um seine Taille zu legen. Er spürte den Druck ihrer Fersen an seinem Hintern. Gleichzeitig bohrte sie ihre Fingernägel in seine Schultern.

Er mochte das. Vielleicht zu sehr. Obwohl, mit Misty war es nie zu viel, eher nicht genug.

Nachdem sie ihren wilden Kuss beendet hatten, strich er mit den Lippen über Mistys Hals, über die zarte Rundung ihrer Brüste, und widmete sich den harten rosigen Knospen, umkreiste sie mit der Zunge, nahm sie abwechselnd in den Mund und saugte daran.

Misty wand sich unter ihm und gab diese sexy Laute von sich, die ihn so unglaublich anmachten. Den ganzen Tag lang hatte er sich vorgestellt, was er alles mit ihr tun würde, sobald er in ihrer Wohnung war – und was sie mit ihm tun würde. Doch jetzt, da er bei ihr war, sie beide nackt und heiß aufeinander waren, glaubte er nicht, die Geduld für all die Dinge aufzubringen. Er war erregt und hart und wollte sie einfach nehmen und für immer mit ihr vereint bleiben.

Cullen hob den Kopf, blickte auf sie hinab, atmete schwer und fühlte das Blut heiß durch seine Adern pulsieren. „Ich kann nicht warten.“ Er stöhnte. „Entschuldige. Ich mache es wieder gut. Ich verspreche es“, stieß er aus und drang mit einem kraftvollen Stoß tief in sie ein.

„Cullen!“, keuchte Misty. Ihre Nägel schrammten über seinen Rücken und hinterließen vermutlich Spuren.

„Warte. Kondom …“

Einen Moment lang ergaben ihre Worte keinen Sinn. Er konnte sie kaum hören, so laut rauschte das Blut in seinen Ohren. Sie fühlte sich so gut an, warm, feucht und eng. Besser denn je, wenn das überhaupt möglich war.

Dann begriff er plötzlich, was sie ihm zu sagen versuchte.

Er hatte das Kondom vergessen. Verdammt.

Sofort zog er sich zurück und schüttelte ungläubig den Kopf. „Es tut mir leid, Misty. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich war noch nie so unvorsichtig.“

Sie lächelte sanft, schob ihn von sich, drehte sich auf den Bauch und rutschte über die lavendelfarbene Decke zum Nachtschränkchen.

„Ist schon in Ordnung. Ich bin sicher, wir haben es rechtzeitig gemerkt. Ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen.“

Er antwortete nicht, hoffte aber, dass sie recht hatte. Es passte gar nicht zu ihm, so etwas Wichtiges wie die Verhütung zu vergessen.

Sein Blick klebte an ihrem nackten Rücken, dem knackigen Po und den schlanken Beinen, während sie in der obersten Schublade des Nachtschränkchens nach einem Kondom suchte.

Dieser Beinaheunfall hätte seine Leidenschaft eigentlich abkühlen sollen, aber das geschah nicht. Er begehrte sie noch immer heftig.

„Ich habe eins“, sagte sie und reckte triumphierend ein kleines Päckchen in die Höhe.

Sie öffnete die Folie mit den Zähnen, holte das Kondom heraus und warf die leere Hülle weg. Seine Augen folgten ihren grazilen Fingern, als sie das Kondom vorsichtig mit beiden Händen fasste und es ihm gekonnt und absolut verführerisch überstreifte.

Er hielt die ganze Zeit die Luft an, aus Furcht, er könnte die Beherrschung verlieren und sich blamieren, sobald er sich bewegte. Das Verlangen, die Arme nach ihr auszustrecken, sie aufs Bett zu drücken und sie einfach zu nehmen, war so stark, dass es ihn fast umbrachte.

Misty weckte seine animalischen Instinkte, daran bestand kein Zweifel. Bei jeder anderen Frau hätte er versucht, seine Begierde zu zügeln und sich zurückzuhalten, aber bei ihr konnte er sich gehen lassen. Sie machte alles mit und war genauso leidenschaftlich und experimentierfreudig wie er.

„Zwei Sekunden“, presste er heraus und ballte die Hände zu Fäusten, um nicht nach ihr zu greifen.

Sie zog in gespielter Verwirrung die Augenbrauen hoch.

„So lange hast du noch, bevor ich die Geduld verliere und übernehme.“

„Oh, oh, dann will ich die Zeit so gut wie möglich nutzen.“

Statt zurückzuweichen, kam sie näher, bis sie sich Schenkel an Schenkel, Brust an Brust gegenübersaßen, und gab ihm einen Kuss aufs Kinn.

„Eins“, murmelte sie.

Ihre Finger schlossen sich um seine Erektion, sie drückte leicht zu und die fantastischsten Empfindungen ließen ihn erschauern.

„Zwei.“

Bevor sie bis drei zählen oder sonst etwas tun konnte, was ihn ins Paradies befördert hätte, umfasste er ihr Handgelenk und stoppte sie. Er strich über ihre Arme, Brüste, Taille und Hüfte. Als er ihre Schenkel erreichte, schob er sie auseinander und legte sich zwischen ihre Beine.

Mit einem einzigen Stoß drang er in sie ein, verharrte und genoss die Lustschauer, die durch seinen Körper rieselten, eine sensationelle Empfindung, die ihn jedes Mal wieder in die Knie zwang. Sein Herz pochte heftig, während Misty sich unter ihm wand und stöhnte. Er fühlte ihre langen Fingernägel auf seinem Rücken und wie sie die Hüften anhob, damit er noch tiefer in sie eindringen konnte. Er glaube zwar nicht, dass das möglich war, ließ jedoch gern zu, dass sie es versuchte.

Sie zog die Knie an und presste die Oberschenkel an seine Seiten, und er begann, sich zu bewegen. Erst langsam, denn er wollte ihre Hitze genießen, aber schon bald wusste er, dass er es nicht lange aushalten würde, und beschleunigte den Rhythmus.

„Ja, Cullen, ja.“

Ihre leise Aufforderung drang an sein Ohr und fachte seine Begierde weiter an.

„Misty.“ Er presste ihren Namen wie ein Stoßgebet heraus und biss ihr leicht in die Schulter.

Misty schrie laut auf, drückte den Rücken durch, klammerte sich an ihn und bäumte sich auf dem Höhepunkt auf. Er stieß in sie. Härter. Einmal. Tiefer. Zweimal. Sterne tanzten hinter seinen geschlossenen Lidern, und ein kehliges Stöhnen kam über seine Lippen, während er sich einem berauschenden Orgasmus hingab.

„Ich sollte gehen.“

Cullens leise gesprochene Worte weckten sie, als sie gerade wegnickte. Misty lag in seine Arme gekuschelt, den Kopf an seiner Schulter, eine Hand auf seinem Bauch.

Wortlos rutschte sie von ihm weg, setzte sich auf und zog das Laken bis über ihre Brüste. Sie schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr und beobachtete, wie er aufstand und seine Sachen zusammensuchte.

Dies war der Teil ihrer gemeinsamen Zeit, den sie am wenigsten mochte – wenn Cullen gehen musste. Es war nicht immer so, dass er sie verließ, nachdem sie zusammen geschlafen hatten. Manchmal blieb er über Nacht, und sie frühstückten dann am Morgen gemütlich. Ab und zu konnte er auch ein paar Tage Urlaub nehmen, dann taten sie ganz gewöhnliche Dinge wie fernsehen oder im Park spazieren gehen.

Aber egal wie viel Zeit sie gemeinsam verbrachten, sie hasste den Abschied. Er bereitete ihr Kummer und machte deutlich, dass ihre Beziehung nur ein Trugbild war.

Sie hatten eine Affäre, das war alles. Es würde nie etwas Dauerhaftes werden, mit einem Haus, Kindern und einem Minivan.

Allerdings war sie gar nicht der Typ für eine Familienkutsche. Sie war ein ehemaliges Showgirl mit großen Träumen. Wäre sie nicht auf der Bühne gestürzt, würde sie immer noch in einem der glitzernden Casinos auf dem Las Vegas Strip tanzen.

Und Cullen war nicht der Typ, der heiratete. Er war siebenundzwanzig und sie zweiunddreißig, und selbst wenn er nicht fünf Jahre jünger wäre, stammte er doch aus einer der reichsten Familien Manhattans. Die Wahrscheinlichkeit, dass er den Rest seines Lebens mit einer Frau wie ihr verbringen wollte – ganz abgesehen davon, dass seine Leute es nie zulassen würden – war gleich null.

Diese simplen Tatsachen hinderten sie jedoch nicht daran, sich gelegentlich vorzustellen, wie es sein könnte, wäre sie nicht ein ehemaliges Showgirl und jetzt Tanzlehrerin und er nicht der Manager eines erfolgreichen Magazins. An manchen Tagen malte sie sich aus, wie ihr Leben verliefe, wären sie ganz normale Menschen, die sich an einem unverfänglichen Ort kennengelernt hätten.

Sie hielt sich aber nicht lange damit auf, von Dingen zu träumen, die nie sein konnten, sondern war glücklich mit ihrem Leben und mit dem, was Cullen und sie hatten, obwohl sie wusste, dass es nicht für ewig sein würde.

Im Moment reichte es.

Es könnte ihr schlechter gehen, es war ihr schlechter gegangen, wenn sie an so manchen Kerl dachte, mit dem sie ausgegangen war. Verglichen mit ihnen war Cullen ein echter Märchenprinz in einem maßgeschneiderten italienischen Anzug.

Fertig angekleidet, die Hände in den Taschen, stand er jetzt am Fußende des Bettes. Misty nahm ihren seidenen Morgenmantel aus dem Schrank und schlüpfte hinein. Den Gürtel schlang sie locker um die Taille. „Ich bringe dich hinaus.“

Er nickte fast unmerklich, und sie gingen gemeinsam durch das Wohnzimmer und in den Flur. Sie löste die Sicherheitskette und fasste nach der Klinke, doch bevor sie die Tür öffnen konnte, legte Cullen eine Hand auf ihre. Als sie den Kopf hob, um ihn anzusehen, blickte sie in funkelnde Augen.

Er schob die andere Hand in ihr Haar und streichelte ihren Nacken, dann küsste er sie heiß und innig. Als er schließlich zurückwich, lehnte sie sich an die Tür, um nicht mit ihm auf den Teppich zu sinken.

„Wenn ich nicht zurück nach New York müsste“, flüsterte er und strich mit dem Daumen über ihre Lippen, „dann würde ich dich jetzt wieder ins Bett tragen und eine ganze Woche dort mit dir bleiben.“

„Wenn du nicht nach New York müsstest“, erwiderte sie genauso leise, „würde ich es zulassen.“

Ein Lächeln glitt über sein Gesicht.

„Ich rufe dich an.“

Sie nickte, dann stand sie wie immer beim Abschied an der Tür und sah ihm nach.

2. KAPITEL

Vier Monate später – Ende April

Die Musik aus der Beschallungsanlage des Studios, vermischt mit dem Stakkato-Rhythmus der Füße ihrer Schüler auf dem Parkettboden, dröhnte in Mistys Kopf. Ihr war schwindelig, und sie hatte Probleme, sich auf den Beinen zu halten.

Wochenlang kämpfte sie jetzt schon gegen Schwindel, Übelkeit und weitere typische Symptome im Frühstadium einer Schwangerschaft an. Sie hatte gedacht, dass sie sich nach den ersten drei Monaten besser fühlen würde, stattdessen ging es ihr eher schlechter.

Heute war es besonders schlimm. Seit sie aufgestanden war, fühlte sie sich benommen und hatte das Bedürfnis, sich wieder hinzulegen, doch sie musste unterrichten. Wenn sie auch nur eine Stunde verpasste, wäre ihr Plan in Gefahr, unabhängig zu werden und vom Gewinn aus dem Tanzstudio ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Vor drei Jahren hatte Cullen dieses Gebäude in Henderson, etwas außerhalb von Las Vegas, für sie gekauft und komplett umbauen und sanieren lassen. Das Erdgeschoss war zu einem Studio geworden, groß genug, dass sie Kurse für Kinder und Erwachsene anbieten konnte.

Nur ungern nahm sie dieses Geschenk an, doch er hatte darauf bestanden, und der Zustand ihres Knies damals ließ ihr keine andere Wahl. Entweder akzeptierte sie Cullens Großzügigkeit oder riskierte, innerhalb weniger Wochen wohnungslos zu sein.

Am Tag der Schlüsselübergabe versprach sie ihm und sich selbst, dass sie ihm die Kosten erstatten würde, jeden Cent, sobald das Studio Gewinn abwarf.

Leider war das bisher nicht der Fall. Was sie verdiente, ging für Lebensmittel und Elektrizität drauf, und Cullen trug immer noch die allgemeinen Unterhaltskosten für das Gebäude.

Sie hasste es, hasste das Gefühl, ausgehalten zu werden wie eine Geliebte, aber genau das war sie.

Nicht die Affäre mit ihm bereitete ihr Unwohlsein, sondern die Tatsache, dass er sie finanziell unterstützte. Es fühlte sich an, als würde er ihr Geld für ihre Dienste auf den Nachttisch legen. Sie sah allerdings keine Alternative. Die einzige Chance, ihm den Betrag zurückzuzahlen, den sie ihm schuldete, war, das Studio zu einem Erfolg zu machen. Da sich nun ein Baby ankündigte, war es wichtiger denn je, zumal Cullen nichts davon ahnte, dass er in fünf Monaten Vater werden würde.

Sie legte eine Hand an ihren leicht gewölbten Bauch und atmete tief ein und aus, um das Schwindelgefühl zu überwinden, das vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, ihr Begleiter zu sein schien, genau wie das schlechte Gewissen, das sie immer häufiger quälte, weil sie ihre Schwangerschaft vor Cullen geheim hielt.

Es ist besser so, sage sie sich. Wüsste er von dem Baby, würde er darauf bestehen, sie zu heirateten, auch wenn das eigentlich das Letzte war, was er wollte.

Er war dazu erzogen worden, Verantwortung zu übernehmen und den Namen der Familie zu schützen. Als seine Mutter kurz nach der Highschool schwanger geworden war, hatte sein Großvater durchgesetzt, dass sein Vater sie ehelichte, damit das Kind den Familiennamen bekam und sein guter Ruf keinen Schaden nahm.

Misty wollte Cullen nicht in diese Lage bringen und ihm nicht eine Situation aufzwingen, die er hassen und die er ihr irgendwann übel nehmen würde. Nein, es war besser so. Sie ging ihm seit Monaten aus dem Weg, seit sie den Schwangerschaftstest gemacht und der Bluttest beim Arzt ihre Vermutung bestätigt hatte.

Wenn sie das noch etwas länger schaffte, bis das Studio auf eigenen Beinen stand, dann wäre alles okay. Sie wäre in der Lage, endlich den Betrag zurückzuzahlen, den er investiert hatte, und irgendwann würde er zu der Erkenntnis kommen, seine unbeantworteten Anrufe bedeuteten, dass sie ihn nicht mehr sehen wollte.

Sie hasste diese feige Art der Trennung, aber es war für alle Beteiligten das Beste.

Er war gut zu ihr gewesen. Besser, als eine Frau wie sie es eigentlich verdient hatte. Deshalb, und weil sie ihn so sehr mochte, bürdete sie ihm nicht eine Ehe und ein Kind auf, denn beides hatte er weder geplant noch gewollt.

Misty drückte sich von der Spiegelwand ab, an der sie gestanden, oder richtiger, gelehnt hatte, als die Musik endete, und die Schritte der Tänzer langsamer wurden. Sie merkte, dass sie nicht ganz bei der Sache war, trotzdem war die Stunde problemlos verlaufen. Dies war ein Kurs mit Erwachsenen, sie begriffen schneller als Kinder.

„Gut gemacht“, lobte sie und klatschte anerkennend in die Hände. „Das nächste Mal möchte ich aber, dass Sie …“

Sie verstummte, da der Raum sich plötzlich um sie zu drehen begann. Alles wurde unscharf bis auf einen kleinen Punkt in der Dunkelheit. Eine Zehntelsekunde später versank sie in Schwärze.

Cullen saß in der Nische im Restaurant seines Bruders, die für die Familie reserviert war. Une Nuit war Bryans ganzer Stolz. Das angesagte Lokal in der Ninth Avenue in New York City war nobel eingerichtet, und er hatte sich auf französische und asiatische Küche spezialisiert. Restaurantkritiker lobten ihn für die gewagten Menüs. Im Moment trank Cullen eine Tasse Kaffee, irgendeine ausgefallene Kreation, die sein Bruder diese Woche ausprobierte.

Er erwartete John Harlan zum Lunch. Sie waren seit Jahren befreundet, und nach einer Partie Golf am Samstag, bei der John ihn vernichtend geschlagen hatte, hatte Cullen angefangen darüber nachzudenken, ob er ihm die Probleme anvertrauen sollte, die er derzeit mit Misty hatte.

Tatsächlich war er nicht sicher, ob er jemandem von ihr erzählen wollte. Da sie seine Anrufe aber nicht beantwortete und er gern zu ihr fliegen und selbst herausfinden würde, was zum Teufel los war, meinte er, ein kleiner Rat von einem Freund könnte nicht schaden.

Dummerweise gab es diesen verdammten Wettstreit im Unternehmen, den sein Großvater Patrick Elliott zwischen seinen Kindern angezettelt hatte. Wer von ihnen die besten Umsätze in seinem Ressort erzielte, würde die Leitung von EPH übertragen bekommen, sobald Patrick sich zurückzog. Stünden sie deshalb nicht alle so unter Druck, wäre er längst nach Las Vegas geflogen. Er war aber so mit Arbeit überhäuft gewesen, dass er in den letzten Monaten kaum aus dem Büro gekommen war, ganz zu schweigen davon, dass er Zeit für einen Kurzurlaub gehabt hätte.

„Darf ich mich zu dir setzen?“

Autor

Heidi Betts
Die Liebesaffäre der preisgekrönten Autorin Heidi Betts mit dem Romance-Genre begann schon in der Grundschule, als sie sich in Liebesromane anstatt in ihre Hausaufgaben vertiefte. Es dauerte nicht lange, bis sie den Entschluss fasste, eigene Romane zu schreiben.

Ihr erstes Buch wurde vom Dorchester Verlag im Jahr 2000 veröffentlicht, gefolgt von...
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