Der goldene Schlüssel zum Glück

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Maggie kocht vor Wut: Ausgerechnet der arrogante Selfmade-Millionär Jack McKinnon wirft ihr auf einer Party vor, sie sei ein verwöhntes Society-Girl. Als sie ihn kurz darauf bei einer Hausbesichtigung wiedertrifft, wirft sie empört die Tür zu. Ein Fehler! Denn sie und Jack sind in dem leeren Haus gefangen: Minuten, Stunden - vielleicht Tage? Jedenfalls genug Zeit, um ihm zu beweisen, wie falsch er sie einschätzt. Als sie endlich befreit werden, gibt Jack mit einem heißen Kuss seinen Irrtum zu. Ein zweiter Fehler! Denn jetzt verliebt Maggie sich auch noch in ihren Feind …


  • Erscheinungstag 18.05.2008
  • Bandnummer 1818
  • ISBN / Artikelnummer 9783863492755
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Man konnte wirklich nicht behaupten, Maggie Trent und Jack McKinnon hätten eine normale Beziehung. Bei der ersten, rein zufälligen Begegnung waren sie überzeugt gewesen, sich nicht ausstehen zu können. Die zweite Begegnung war unter eigenartigen Umständen zu Stande gekommen, und man hätte sie als katastrophal bezeichnen können, obwohl sich die beiden dabei etwas nähergekommen waren. Sehr nah kamen sie sich erst, als sie sich zum dritten Mal begegneten und beschlossen, sich besser kennen zu lernen.

Danach hatten sie sich vorgenommen, sich nach Möglichkeit nicht wiederzusehen. Daraus wurde jedoch nichts.

Kein Jahr später mussten sie sich über ihren gemeinsamen zwei Monate alten Sohn unterhalten, der den Namen Trent Jack McKinnon trug.

„Er ist ein unkompliziertes und recht kräftiges Baby“, erklärte Maggie eines Abends ernsthaft.

„Ich habe ihn auch nie für zerbrechlich gehalten.“

„Nein, natürlich nicht. Aber ich habe gemeint, er verhält sich vorschriftsmäßig.“

Jack runzelte die Stirn. „Wie kommst du denn darauf? Mit acht Wochen ist das doch unmöglich.“

In der eleganten weißen Hose und dem olivgrünen Leinenblazer sah Maggie sehr attraktiv aus. Das goldblonde Haar hatte sie im Nacken zusammengebunden, und ihre grünen Augen strahlten. Sie saß am Bettchen ihres Sohnes.

„Das kann ich dir erklären. Von Anfang an und unter sehr schwierigen Umständen hat er einen Vierstundenrhythmus eingehalten. Wenn ich ihn gestillt habe, schläft er durch bis zum nächsten Stillen, so wie es in einem der Bücher steht, die ich gelesen habe. Nur nachmittags zwischen zwei und drei Uhr ist er hellwach und genießt es offenbar, dass ich mich mit ihm beschäftige. Er schläft sogar die ganz Nacht durch, von zehn Uhr abends bis um sechs am nächsten Morgen.“

„Ah ja, das ist erstaunlich. Gibt es irgendetwas, was er nicht vorschriftsmäßig macht, wie du es ausgedrückt hast?“, fragte Jack lächelnd.

Maggie dachte kurz nach. „Er regt sich fürchterlich auf, wenn ich ihm die Haare wasche. Aber auch das ist angeblich nichts Außergewöhnliches, denn in dem Buch wird darauf hingewiesen, dass viele Babys es nicht mögen.“

„Schreit er wie am Spieß?“

„Ja.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ansonsten verhält er sich sehr unauffällig.“

„Trotzdem habe ich das Gefühl, du machst dir Sorgen.“

„Das stimmt. Ich befürchte, er wäre entsetzt, wenn er wüsste, wie … außergewöhnlich seine Situation ist.“

„Du meinst seine uneheliche Geburt, oder?“ Ein harter Zug lag auf einmal um Jacks Mund. „Das war deine Entscheidung, Maggie. Es hätte nicht sein müssen.“

Sie senkte den Kopf. „Ich weiß. Doch da war mir noch nicht klar, was es bedeutet, ein Kind großzuziehen, und wie viel Verantwortung damit verbunden ist.“

1. KAPITEL

Weder Maggie Trents Familie noch ihre Freunde waren davon begeistert, dass sie Immobilienmaklerin war. Das änderte sich erst, als Mary Donaldson, die aus Tasmanien stammte, den Kronprinzen Frederik von Dänemark heiratete und man erfuhr, dass sie auch in einem Immobilienmaklerbüro gearbeitet hatte. Von da an betrachtete man Maggie Trent mit neuem Interesse, und sie genoss größeres Ansehen.

Sie kam aus einer reichen Familie, war dreiundzwanzig, modisch-elegant gekleidet und wirkte mit dem goldblonden Haar und der fantastischen Figur sehr attraktiv. Außerdem hatte sie einen guten Geschäftssinn und viel Fingerspitzengefühl. Sie wusste instinktiv, welche Häuser sie welchen potenziellen Käufern anbieten konnte. Und sie hatte ein Auge für die verborgenen Schönheiten eines Hauses. Das war eigentlich kein Wunder, denn sie hatte Kunst und Architektur studiert, konnte gut mit Menschen umgehen und war aufgeschlossen und interessiert. Der gute Geschmack war ihr angeboren, und sie glaubte daran, dass sich alles verkaufen ließ.

Maggie genoss das Leben, und der Beruf machte ihr vor allem deshalb Spaß, weil der Immobilienmarkt einen lebhaften Aufschwung erlebte. Sie hatte keine Zeit, über eine feste Beziehung oder eine mögliche Heirat nachzudenken, obwohl es einen Mann in ihrem Leben gab, der sie unbedingt heiraten wollte.

Wichtig waren ihr zwei Dinge. Zum einen wollte sie beweisen, dass sie ohne fremde Hilfe eine erfolgreiche Geschäftsfrau werden konnte. Zum anderen würde sie keinem Mann erlauben, sie herablassend oder verächtlich zu behandeln, nur weil sie eine Frau war. Diese Ziele hatte sie sich nach der schwierigen Beziehung mit ihrem Vater gesteckt. Er war ein starker, sehr reicher, dominanter und arroganter Mann. Er war der Meinung, sie brauche überhaupt nicht zu arbeiten und verschwende nur ihre Zeit mit dem, was sie tat.

Nicht zuletzt daran lag es wahrscheinlich, dass sie den ungemein erfolgreichen Bauunternehmer Jack McKinnon nicht ausstehen konnte. Aber sie hatte niemals beabsichtigt, ihn seiner Freiheit zu berauben, obwohl es letztlich darauf hinausgelaufen war. Die Tatsache, dass auch sie ihrer Freiheit beraubt wurde, schien ihn nicht zu interessieren. Er hatte ihr sogar eigennützige Motive unterstellt und behauptet, sie hätte das alles gut geplant. Darüber ärgerte sie sich immer noch so sehr, dass sie die Erinnerung daran am liebsten verdrängt hätte. Doch das war gar nicht so leicht.

Alles hatte an einem sonnigen Sonntagnachmittag angefangen.

In einem Straßencafé tranken Maggie und Tim Mitchell Kaffee und lauschten der ausgezeichneten Jazzband, die auf der belebten Strandpromenade am Yachthafen spielte. Maggie und Tim waren Freunde und unternahmen viel zusammen. Doch sie achtete sehr darauf, dass es bei Freundschaft blieb und sie sich nicht zu nahekamen. Für Tim war das sicher eine große Belastung, was er jedoch geschickt verbarg.

An diesem Vormittag hatte Maggie ein luxuriöses Haus verkauft, was ihr eine gute Provision einbrachte. Deshalb war sie entspannt und zufrieden.

„Wer ist das?“, fragte sie und wies mit einer angedeuteten Kopfbewegung in die Richtung. Tim blickte über die Schulter, um die Neuankömmlinge zu sehen, die Maggies Aufmerksamkeit erregt hatten. „Der Mann mit dem dunklen Haar und den grauen Augen ist Jack McKinnon“, antwortete er. „Du weißt schon, der bekannte Bauunternehmer.“

Maggie betrachtete den Mann, den sie nur dem Namen nach kannte. Persönlich war sie ihm noch nie begegnet.

Jack McKinnon war Multimillionär, besaß ein Bauunternehmen und plante und baute Häuser und Eigentumswohnungen an der Goldküste. Wegen der guten Preise hätte Maggie dort auch gern Wohneigentum verkauft. Doch das würde sich mit ihren Prinzipien und Überzeugungen nicht vereinbaren lassen, denn ihr gefiel nicht, was Jack McKinnon machte. Er zerstörte die herrliche Landschaft, wo man Pferde und Lamas züchten konnte und dergleichen.

Naturfreunde zogen sich gern hierhin zurück. Aber dank Jack McKinnon und seinesgleichen wurde die malerische Landschaft als Bauland genutzt, und es entstanden dort dicht nebeneinander stehende, beinah identische Kästen, wie Maggie die Häuser insgeheim nannte.

Leider wollten immer mehr Menschen an der Goldküste leben. Und das nicht nur wegen des guten Klimas und der wunderschönen Strände, sondern auch wegen der Nähe zu Brisbane, der Hauptstadt des Bundesstaates.

„Kennst du ihn, Tim?“ Maggie beobachtete Jack McKinnon, der sich mit zwei Frauen und einem anderen Mann an einen Nebentisch setzte.

„Ich bin mit ihm in die Schule gegangen, er ist etwas älter als ich, zweiunddreißig denke ich. Wir laufen uns ab und zu über den Weg. Er liebt die Küste und das Meer und ist sehr erfolgreich“, erklärte Tim nicht ohne Stolz.

Am liebsten hätte Maggie ihm verraten, was sie von Jack McKinnon und seinesgleichen hielt, sie schwieg jedoch. Tim war ein netter Mensch, in dessen Gesellschaft sie sich wohl fühlte. Er war neunundzwanzig, Zahnarzt und besaß eine eigene Praxis. Bei den Honoraren, die die Zahnärzte heutzutage verlangten, war er zweifellos selbst auch sehr erfolgreich, wenn wahrscheinlich auch nicht ganz so reich wie Jack McKinnon.

Sie wollte Tim fragen, was Jack für ein Mensch war. Aber weshalb wollte sie das überhaupt wissen? Sie dachte darüber nach, fand keine Antwort und unterdrückte die Frage.

Er war von einer Aura umgeben, die Maggie überraschte und faszinierte. Das dunkle Haar fiel ihm in die Stirn, er war mindestens einsachtzig groß, schlank, breitschultrig, und er bewegte sich sehr geschmeidig. Anders als so viele andere Unternehmer, die an der Goldküste tätig waren und eine Vorliebe für auffallende Outfits hatten, war Jack McKinnon sportlich gekleidet und verzichtete offenbar auf Goldschmuck. Er trug Jeans und ein weißes T-Shirt. Den marineblauen Pullover hatte er über die Schultern gelegt.

Bei der verhaltenen Dynamik, die er ausstrahlte, hätte man ihm eher zugetraut, ein Flugzeug oder ein Rennboot zu steuern, den Mount Everest zu bezwingen oder auf andere Art seine Grenzen auszuloten. Dass er Bauunternehmer war, hätte man nicht vermutet.

Während sie ihn interessiert musterte, drehte er sich unvermittelt zu ihr um, und sie sahen sich in die Augen. Ironisch zog er eine Augenbraue hoch. Maggie fühlte sich ertappt und errötete, konnte den Blick jedoch nicht abwenden. Auf einmal bemerkte er Tim und forderte ihn auf, sich mit Maggie zu ihm an den Tisch zu setzen.

Sie sträubte sich, aber sie wollte Tim den Spaß nicht verderben, denn er schien sich über die Einladung zu freuen. Außerdem hatte sie gar keinen Grund, Jack McKinnons Einladung auszuschlagen.

Ihr gerade geschnittenes schwarzes Leinenkleid und die schwarzen Sandaletten waren sehr elegant und topmodisch. Das volle goldblonde Haar hatte sie im Nacken zusammengebunden, und ihre leicht gebräunte Haut wirkte zart und fein. Mit anderen Worten, sie war mindestens so attraktiv wie seine beiden Begleiterinnen, die sie freundlich begrüßten, jedoch sehr affektiert sprachen und sich sehr weltgewandt gaben. Lia Montalba war eine auffallende Brünette, Bridget Pearson hingegen eine kühle Blondine. Paul Wheaton war Rechtsanwalt und arbeitete für die McKinnon Corporation. Wer von den vieren zu wem gehörte, ließ sich schwer sagen.

Man unterhielt sich über alles Mögliche. Maggie fiel auf, was für eine tiefe, angenehme Stimme Jack McKinnon hatte, und ihr gefielen sein verschmitztes Lächeln und sein Sinn für Humor.

Obwohl er sie kaum beachtete, fühlte sie sich in seiner Gesellschaft unbehaglich. Ärgerte sie sich etwa immer noch über seine ironisch hochgezogene Augenbraue oder über sich selbst, weil sie ihn so ungeniert gemustert hatte? Wenn er glaubte, es hätte ein Annäherungsversuch sein sollen, täuschte er sich. Es ist mir völlig egal, dass er mich ignoriert, sagte sie sich schließlich. Aber stimmte das wirklich?

Dieser Mann beleidigte sie absichtlich, was früher oder später auch den anderen auffallen würde. Sie wollte sich jedoch von ihm nicht demütigen lassen. Für wen hält er sich eigentlich? fragte sie sich, während ihr Blut in Wallung geriet.

Auf einmal blickte er sie an. „Sind Sie vielleicht David Trents Tochter?“

Sekundenlang zögerte sie. „Ja“, erwiderte sie dann kurz angebunden.

„David Trent ist Ihr Vater?“ Lia riss die Augen auf. „Dieser superreiche Typ, dessen Vorfahren Richter, Politiker, Viehzüchter, Besitzer von Rennpferden und berühmte Seefahrer waren?“

Maggie zuckte schweigend die Schultern.

„Sie redet nicht gern über ihren Vater“, erklärte Tim.

„Aber Sie können sich glücklich schätzen, so einen reichen Vater zu haben, Miss Trent“, stellte Paul fest.

„Ja, das meine ich auch“, stimmte Jack McKinnon ihm zu. „Wie verbringen Sie Ihre Zeit, Miss Trent? Sie haben es natürlich nicht nötig, etwas Sinnvolles zu tun oder einen Beruf auszuüben.“

In Maggies Augen blitzte es zornig auf. „Ich wusste doch, dass Sie nicht besonders liebenswert sind“, entgegnete sie heiser. „Diese fantasielosen Kästen, die Sie bauen, finde ich abscheulich, und dass Sie die Landschaft zerstören, ist verantwortungslos. Ich verachte so reiche, mächtige und in sich selbst verliebte Männer wie Sie, Mr. McKinnon.“ Sie stand auf und eilte davon, ohne sich zu verabschieden.

Da Maggie am folgenden Tag freihatte, verbrachte sie den Vormittag mit ihrer Mutter, zu der sie anders als zu ihrem Vater ein sehr inniges Verhältnis hatte. Belle Trent war Mitte vierzig, sah aber jünger aus. Ihr glänzendes dunkles Haar war mit grauen Strähnen durchzogen und perfekt geschnitten. Sie hatte schöne dunkle Augen und eine gute Figur. Insgesamt war sie eine elegante Erscheinung und mit ihren verschiedenen Ehrenämtern sehr beschäftigt.

Zuweilen war sie von einem Hauch von Traurigkeit umgeben, wie Maggie deutlich spürte. Sie wusste, dass es etwas mit ihrem Vater zu tun hatte, denn die Ehe ihrer Eltern war nicht immer harmonisch. Doch was genau ihre Mutter traurig machte, hatte Maggie noch nicht herausgefunden. Belle redete nicht darüber, sie beklagte sich nie, und eine Scheidung wäre für sie sowieso nicht infrage gekommen.

„Weißt du etwas über Jack McKinnon und die McKinnon Corporation, Mom?“, fragte Maggie, als sie mit ihrer Mutter Kaffee in einem der vielen Straßencafés trank.

Ihre Mutter rührte den Zucker um. „Nicht viel. Er soll sehr clever und ein Genie sein. Angeblich hat er mit nichts angefangen und eine Bank überredet, sein erstes größeres Projekt zu finanzieren. Seitdem hat er einen Erfolg nach dem anderen verbucht. Das Bauunternehmen ist nicht seine einzige Firma.“

„Nein?“

Belle schüttelte den Kopf. „Nachdem er seine erste Million verdient hatte, hat er McKinnon Catamarans gegründet und angefangen, Boote zu bauen. Hier im Yachthafen liegen viele Segelyachten, die er gebaut hat.“ Sie wies mit der Hand auf die zahllosen Boote mit den hohen Masten im gegenüberliegenden Hafen.

„Wenn er mit nichts angefangen hat, muss er wirklich sehr intelligent und geschäftstüchtig sein“, stimmte Maggie ihr zu.

„Ja. Er ist jedenfalls sehr talentiert, hat viel Energie und ein gutes Gespür für das, was machbar ist und was die Leute haben wollen. Wahrscheinlich ist er einer der Menschen, denen alles gelingt. Aber er ist, soweit ich weiß, kein Angeber und stellt seinen Reichtum nicht zur Schau.“

„Hm …“

Belle zog eine Augenbraue hoch. „Kennst du ihn?“

„Gestern habe ich ihn kennen gelernt. Er hat mich ziemlich unhöflich und von oben herab behandelt“, erwiderte Maggie.

„Warum das denn?“, fragte ihre Mutter erstaunt.

„Keine Ahnung.“ Maggie runzelte die Stirn. „Aber wieso bist du so gut über ihn informiert?“

„Deine Tante Elena hat sich entschlossen, ihn auf ihre berüchtigte Liste der begehrtesten Junggesellen zu setzen“, antwortete Belle.

Mutter und Tochter blickten sich an und mussten lachen. Elena Chadwick war Belles Cousine. Obwohl sie nie verheiratet gewesen war, schrieb sie eine Kolumne für eine Wochenzeitung, in der sie Ratschläge erteilte, wie sich Ehe- und Partnerschaftsprobleme lösen ließen. Wenn man sie auf ihren Mangel an Erfahrung auf diesem Gebiet ansprach, erklärte sie, gerade deswegen sei sie unvoreingenommen, und ihre Tipps und Ratschläge seien umso wertvoller.

Zur Freude der Leserinnen veröffentlichte sie außerdem vierteljährlich eine Liste der zehn begehrtesten Junggesellen. Ihr Talent, nützliche Informationen über andere Menschen zu sammeln, war beachtlich.

„Wenn ich ihn sympathisch fände, würde er mir jetzt leidtun, weil Elena ihn ins Visier genommen hat“, erklärte Maggie lachend. „Aber er wird schon auf sich aufpassen. Das bezweifle ich nicht.“

„Was ist er für ein Mensch?“

Maggie dachte kurz nach. „Ich weiß es nicht genau, doch er könnte ein Mann sein, von dem die meisten Frauen begeistert sind, oder bestimmte Frauen.“

„Ah ja.“ Belle warf ihr einen prüfenden Blick zu. Maggie merkte es jedoch nicht.

Als Maggie nach Hause kam und die Haustür aufschloss, atmete sie tief durch. Das tat sie immer, wenn sie die zweigeschossige Villa auf Hope Island betrat, die sie sehr liebte und zu der ein kleiner Garten und ein Wintergarten gehörten. Sie hatte das Haus von ihrer Großmutter väterlicherseits zusammen mit einigen sehr wertvollen Möbelstücken geerbt.

Mit der Mutter ihres Vaters hatte Maggie sich gut verstanden, und alle behaupteten, sie sei Leila Trent sehr ähnlich, nicht nur im Aussehen, sondern auch was die Persönlichkeit betraf. Leila war jedoch anderer Meinung und überzeugt gewesen, ihre Enkelin Margaret Leila Trent hätte einen ähnlichen Charakter wie ihr Vater David Trent.

„Aber mein Vater und ich streiten uns doch ständig“, hatte Maggie mehr als einmal eingewendet.

„Ja, weil ihr euch so ähnlich seid“, erklärte Leila. „Natürlich hast du auch die sanfte Art deiner Mutter geerbt, doch im Wesentlichen bist du eine Trent, Liebes. Egal, wie du deinen Vater siehst, die Energie und die Nervenstärke hast du von ihm. Dein Großvater war auch so.“

„Ich wäre besser ein Junge geworden, dann würde mein Vater mich wenigstens akzeptieren“, meinte Maggie.

„So etwas solltest du nicht denken, Maggie. Deine Mutter hat sich mit solchen Gedanken herumgequält und …“ Leila hatte sich unterbrochen und langsam hinzugefügt: „Sei einfach nur du selbst.“

Was sie hatte sagen wollen, hatte Maggie nie erfahren, denn sechs Monate später war ihre Großmutter friedlich eingeschlafen.

Maggie legte die Handtasche auf das Sofa und zog die Schuhe aus.

Tim hatte sie nicht mehr gesehen, aber sie hatte mit ihm am Telefon gesprochen. Auf Jacks aggressives Verhalten ihr gegenüber konnte er sich keinen Reim machen. „Normalerweise ist er nicht so“, bekräftigte er immer wieder.

Wirklich nicht?, dachte sie ironisch. „Es ist nicht deine Schuld, dass er mich beleidigt hat“, erwiderte sie jedoch nur. „Ich melde mich bei dir.“

„Mit anderen Worten, ich soll dich nicht mehr anrufen. Stimmt’s, Maggie?“

„Nein, das wollte ich damit nicht sagen“, hatte sie ihm versichert.

Während sie barfuß in den Garten ging, um die Pflanzen zu gießen, gestand sie sich ein, dass sie seit der Begegnung mit Jack McKinnon am Sonntagnachmittag in einer seltsam gedrückten Stimmung war. Eine Erklärung dafür fand sie nicht. Aus irgendeinem Grund war sie mit ihrem relativ ruhigen Leben nicht mehr zufrieden. Beruflich erfolgreich zu sein, genügte ihr plötzlich nicht mehr.

Hatte es vielleicht etwas mit Jack McKinnons beleidigender Bemerkung zu tun?

Er hatte sie völlig falsch eingeschätzt. Offenbar hielt er sie für ein arbeitsscheues, verwöhntes, reiches kleines Mädchen, für Daddys Liebling. Weshalb ließ sie sich von ihm durcheinander bringen? Auch mit der Beziehung zu Tim war sie nicht mehr zufrieden, nachdem sie Jack McKinnon kennen gelernt hatte.

Eine richtige Beziehung war es sowieso nicht, obwohl Tim sich mehr als nur Freundschaft wünschte. Maggie hingegen war zu mehr nicht bereit und fühlte sich auf einmal schuldig.

Außerdem ärgerte sie sich darüber, dass man sie mit ihrem Vater in einen Topf geworfen hatte. Vielleicht hatte meine Großmutter Recht, vielleicht bin ich meinem Vater in gewisser Weise ähnlich, aber ich bin bestimmt nicht so arrogant wie er, überlegte sie. Viele hielten ihren Vater für rücksichtslos, und auch das war sie nicht.

Während sie im Garten arbeitete, beruhigte sie sich wieder. Bis sie die Villa geerbt hatte, hatte sie nicht gewusst, dass sie ein Händchen hatte für Pflanzen und Blumen. Innerhalb von sechs Monaten hatte sie den kleinen Garten in ein farbenprächtiges Blumenmeer verwandelt. Er war ein richtiges Schmuckstück geworden. Sie hatte Rosen gepflanzt, Kamelien, Petunien und vieles andere mehr. Der Rasen glich einem grünen Samtteppich, und in dem Kräutergarten wuchsen Basilikum, Koriander, Rosmarin, Thymian, Oregano und dergleichen.

Als sie fertig mit der Gartenarbeit war, dachte sie kaum noch an Tim Mitchell und Jack McKinnon. Natürlich konnte sie nicht ahnen, dass sie am nächsten Tag wenig erfreuliche Dinge über ihn erfahren würde.

Maggie war die einzige Mitarbeiterin, die kein Kundengespräch führte, als am Dienstagmorgen ein älteres Ehepaar ins Büro kam. Deshalb kümmerte sie sich um die beiden und versuchte zunächst herauszufinden, was sie suchten und welche Vorstellungen sie von einem neuen Zuhause hatten. Meist war das die richtige Strategie, aber bei Sophie und Ernest Smith führte sie zu einer Art Ehekrieg.

Sie hatten ihr Haus und das mehr als drei Hektar große Grundstück an einen Bauunternehmer verkauft. Sophie Smith war offenbar von Anfang an dagegen gewesen und erklärte, sie würde sich nirgendwo anders wohl fühlen.

Ihr Mann reagierte darauf geradezu allergisch, er wurde ungeduldig, und die beiden gerieten in Streit. Schließlich legte er Maggie ausführlich dar, warum er es für eine gute Idee gehalten hatte. Das Geld, das man ihnen bezahlt hatte, garantierte ihnen einen sorgenfreien Ruhestand, wie er erzählte.

„Ja, aber wenn du noch gewartet hättest, hätte man uns viel mehr bezahlt“, wandte seine Frau gereizt ein.

„Das wussten wir doch damals noch nicht“, fuhr ihr Mann sie an. „Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.“

Nachdem es Maggie gelungen war, die Wogen zu glätten, wollte sie mehr wissen. Sie erfuhr, dass das Ehepaar von dem Bauunternehmer angesprochen worden war und dass man ihnen viel weniger bezahlt hatte als den Besitzern der angrenzenden Grundstücke. Denjenigen, die sich zunächst geweigert hatten zu verkaufen, hatte man am Ende am meisten bezahlt.

Sophie Smith hatte wohl wirklich an ihrem Zuhause gehangen und sich davon nicht trennen wollen. Aber dass sie und ihr Mann weniger für ihr Land bekommen hatten als die Nachbarn, konnte sie überhaupt nicht verschmerzen.

„Wer ist denn der Bauunternehmer?“, fragte Maggie schließlich interessiert.

Ernest Smith seufzte. „Die McKinnon Corporation.“

Maggie sah die beiden unglücklichen Menschen an, die da vor ihr saßen. Plötzlich packte sie unbändiger Zorn auf Jack McKinnon. Vielleicht hätte sie die ganze Angelegenheit ihm gegenüber trotzdem nicht erwähnt, wenn nicht etwas geschehen wäre, womit niemand hatte rechnen können.

Einige Tage später besichtigte Maggie ein Anwesen, dessen Besitzer seit mehr als einem Jahr in Melbourne lebten. Sie hatten sie angerufen und darum gebeten, den Wert zu schätzen, um es zum Verkauf anbieten zu können, und ihr die Schlüssel geschickt.

Das große Haus war ziemlich verwahrlost, und man sah ihm an, dass es lange leer gestanden hatte. Das war schade, denn es war offenbar einmal sehr schön gewesen und hatte Charakter. Auf dem dazugehörigen Grundstück standen wunderschöne alte Bäume, und ein kleiner Fluss schlängelte sich mitten hindurch.

Die riesige Scheune aus Ziegelsteinen besichtigte sie zuletzt. Sie hatte zwei Eingänge, eine Doppeltür, breit genug für landwirtschaftliche Fahrzeuge, die verriegelt und mit einem Vorhängeschloss gesichert war, und eine normale Tür aus massivem Holz. Maggie schloss sie auf und betrat das Gebäude, in dem es nicht viel heller war als in einer Höhle.

In einer Ecke hatte man einen Wohnbereich mit Kochnische eingerichtet und ein kleines Badezimmer mit Toilette eingebaut. Auf dem Herd standen ein alter Wasserkessel und zwei Töpfe, und in der Spüle entdeckte Maggie schmutziges Geschirr. In dem Küchenschrank fand sie einige Konservendosen, Cornflakes, Tee, Kaffee und noch einiges mehr. Außer einem alten Sofa und einem Tisch mit vier Stühlen gab es keine Möbel. Doch Strom und Wasser waren nicht abgestellt, und sie knipste das Licht an.

Nachdem sie sich Notizen gemacht hatte, blickte sie sich wieder um. Die Scheune war leer bis auf zwei Fahrzeuge, die mit Planen abgedeckt waren. Sie nahm an, dass es landwirtschaftliche Maschinen waren, und wollte eine der Planen hochheben. Doch auf einmal entdeckte sie die Mäuse, die über die Dachbalken rasten, und zog die Hand rasch zurück.

In dem Moment hörte sie einen Wagen vorfahren und blickte neugierig hinaus. Ausgerechnet Jack McKinnon stieg aus dem Range Rover. Mit großen Augen betrachtete sie ihn. In der hellen Leinenhose und dem schwarzen Hemd wirkte er unwiderstehlich.

O nein, Jack McKinnon, auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde wirst du keine Häuser bauen, dachte sie, während sie ihm mit Unheil verkündender Miene entgegenging.

„Wen haben wir denn da? Wenn das nicht die kleine Miss Trent, die Umweltschützerin und Männerhasserin ist?“, sagte er langsam, als sie sich gegenüberstanden.

Ungeniert musterte er sie von Kopf bis Fuß und musste sich zu seiner eigenen Überraschung eingestehen, dass sie fabelhaft aussah – trotz ihrer grimmigen Miene.

Wie komme ich denn auf fabelhaft?, fragte er sich und verzog ironisch die Lippen. Lia Montalba beispielsweise war graziös, sexy und weltgewandt, aber keineswegs fabelhaft. Wieso hielt er dann Maggie Trent für fabelhaft oder großartig? Vielleicht, weil sie so frisch, unschuldig und so gepflegt wirkte und so wunderschöne grüne Augen hatte?

Er ließ der Fantasie freien Lauf und stellte sie sich in einer intimen Situation vor. Doch schließlich schüttelte er den Kopf, wie um diese Gedanken loszuwerden. Immerhin war sie David Trents Tochter, und er musste sich vorsehen.

Allzu gern würde ich mir mit ihr Wortgefechte liefern, das könnte spannend werden, war sein nächster Gedanke.

Verdammt, was für eine kindische Reaktion, es würde sowieso zu nichts führen, mahnte er sich.

Als Maggie bewusst wurde, dass sie ihr Handy so fest in der Hand hielt, als wollte sie es zerdrücken, legte sie es zusammen mit den Notizen, die sie sich gemacht hatte, auf das Dach ihres Wagens. Dann stützte sie die Hände in die Hüften und erwiderte: „Sie haben Recht, ich bin Umweltschützerin und je nachdem, mit wem ich es gerade zu tun habe, auch eine Männerhasserin. Aber da ich im Auftrag der Besitzer dieses Anwesens hier bin, muss ich davon ausgehen, dass Sie sich unberechtigterweise hier aufhalten. Deshalb fordere sich Sie auf zu verschwinden.“

Er lächelte flüchtig. Egal, ob es eine kindische Reaktion ist oder nicht, ich bin auch nur ein Mann, sagte er sich, während er sie noch einmal betont langsam musterte.

Maggie trug Jeans, Freizeitschuhe und eine pinkfarbene Bluse. Ihr langes Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten, und außer einem Lippenstift hatte sie kein Make-up benutzt. Weil es für diesen Tag die letzte Besichtigung war, hatte sie sich zuvor zu Hause umgezogen. Das bequemere Outfit konnte jedoch nicht ihre endlos langen Beine und schönen, festen Brüste verbergen. Ihre ungemein geschmeidigen Bewegungen kamen Jack wie eine einzige Herausforderung vor und schienen ihn dazu einzuladen, sich diesen herrlichen Körper in seinen Armen und in seinem Bett vorzustellen.

Autor

Lindsay Armstrong

Lindsay Armstrong wurde in Südafrika geboren, und bis heute fasziniert sie der Kontinent sehr. Schon als kleines Mädchen wusste sie, was sie später machen wollte: Sie war entschlossen, Schriftstellerin zu werden, viel zu reisen und als Wildhüterin zu arbeiten.

Letzteres ist ihr zwar nicht gelungen, aber noch immer ist sie...

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