Der sinnliche Plan des Millionärs

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Gemma sinnlich zu verwöhnen - nichts wünscht sich Callum mehr. Der Millionär lockt die Innenarchitektin nach Australien auf sein edles Anwesen. Hier soll sich sein Traum erfüllen! Doch leider ist Gemma nicht einverstanden ...


  • Erscheinungstag 30.11.2015
  • Bandnummer 18
  • ISBN / Artikelnummer 9783733743864
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Callum Austell saß mit ausgestreckten Beinen vor ihm auf dem Besucherstuhl und musterte ihn. Ramsey Westmoreland dachte daran, dass sie beide sich auf Anhieb gut verstanden hatten und inzwischen gute Freunde geworden waren. Jetzt hatte Callum ihn auch noch davon überzeugt, dass er der richtige Mann für seine Schwester Gemma war.

Ebenso wie sein Freund wusste er, dass der Plan eine Schwachstelle hatte. Wenn Gemma Westmoreland entdeckte, dass Callums Jobangebot, das er ihr unterbreiten wollte, und die damit verbundene Reise nach Australien einzig dem Zweck dienten, sie aus ihrer vertrauten Umgebung zu locken, damit Callum in Ruhe um sie werben konnte, hatte er verloren.

„Ich hoffe, du weißt, was du tust“, sagte Ramsey. „Gemma macht dir die Hölle heiß, wenn sie die Wahrheit herausfindet.“

„Sie wird die Wahrheit von mir erfahren, aber erst, wenn sie sich in mich verliebt hat“, erwiderte Callum.

Ramsey zog eine Augenbraue hoch. „Und wenn das nicht passiert?“ Anderen Frauen mochte Callums Hartnäckigkeit romantisch erscheinen, aber nicht seiner Schwester, davon war er überzeugt, sie war die unromantischste Frau, die er kannte.

Callums Miene drückte Entschlossenheit aus. „Sie wird sich in mich verlieben.“ Sein Blick war fast verzweifelt. „Verdammt, Ramsey, sie muss es. Ich wusste von dem Moment an, als ich sie das erste Mal sah, dass sie die richtige Frau für mich ist.“

Ramsey holte tief Luft. Er wünschte, bei ihm wäre es genauso gewesen, als er seine Frau Chloe kennenlernte. Dann wären ihm einige Probleme erspart geblieben. „Du bist mein Freund, Callum, aber wenn du meiner Schwester wehtust, dann zieh dich warm an. Ich hoffe für dich, dass du es wirklich ernst meinst.“

Callum beugte sich vor. „Ich werde sie heiraten.“

„Dazu muss sie erst einmal Ja sagen.“

Callum stand auf. „Das wird sie. Konzentrier du dich auf deine zukünftige Rolle als Vater und pass auf Chloe auf. Ich kümmere mich um Gemma.“

1. KAPITEL

Gemma, es tut mir leid. Ich hoffe, Sie können mir eines Tages verzeihen.

Niecee

Gemma Westmoreland zog die Augenbrauen hoch, während sie die Nachricht las, die auf ihrem Monitor erschien, nachdem sie ihren Computer hochgefahren hatte. Sofort drängten sich ihr zwei Fragen auf: Wo war Niecee? Sie sollte schon seit über einer Stunde im Büro sein, und wofür entschuldigte sie sich?

Langsam stellten sich ihr die Nackenhaare auf, und das gefiel ihr überhaupt nicht. Sie hatte Niecee Carter vor sechs Monaten eingestellt, als ihre Firma „Designs by Gem“ dank eines großen Auftrags der Stadt Denver plötzlich boomte. Erst die Einrichtung der öffentlichen Bibliotheken, anschließend die Villa von Gayla Mason und danach der Auftrag ihrer Schwägerin Chloe, die Büroräume ihres erfolgreichen Magazins „Simply Irresistible“ in Denver neu zu gestalten.

Sie war auf Hilfe angewiesen gewesen, und Niecee hatte mehr administrative Fähigkeiten als alle anderen Kandidaten. Daher hatte sie ihr den Job gegeben, ohne die Referenzen zu prüfen, wovor ihr ältester Bruder Ramsey sie gewarnt hatte. Sie hatte nicht auf ihn gehört, denn sie hatte das Gefühl gehabt, dass sie und die quirlige Niecee harmonieren würden. Das war auch der Fall gewesen, doch als Gemma sich jetzt in ihr Bankkonto einloggte, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie vielleicht auf Ramsey hätte hören sollen.

Sie war elf Jahre alt gewesen, als Ramsey und ihr Cousin Dillon die Verantwortung für ihre Geschwister übernehmen mussten, nachdem beide Elternpaare bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen waren. Damals war Ramsey ihr Fels gewesen, der Bruder, der sie beschützte. Jetzt, so schien es, war er der Bruder, dem sie hätte zuhören sollen, als er ihr Ratschläge zur Führung ihres Geschäfts gab.

Ihr stockte der Atem, als sie ihren Kontostand sah. Es fehlten zwanzigtausend Dollar. Nervös klickte sie den Button für die Umsätze an und stellte fest, dass ein Scheck in der Höhe abgebucht worden war – ein Scheck, den sie nicht ausgestellt hatte. Jetzt ergab Niecees Nachricht einen Sinn.

Gemma schlug die Hände vors Gesicht und hätte am liebsten geweint. Ihr Stolz ließ das jedoch nicht zu. Nein, sie würde nicht in Selbstmitleid zerfließen. Sie musste sich etwas einfallen lassen, wie sich der Fehlbetrag ersetzen ließ. Täglich konnten Rechnungen ihrer Lieferanten für Stoffe, Wohnaccessoires, Lampen und andere Dinge eingehen, und es war nicht mehr genug Geld auf ihrem Konto, um sie alle zu begleichen.

Sie stand auf und ging verärgert auf und ab. Wie hatte Niecee ihr das antun können? Wenn sie Geldprobleme hatte, hätte sie mit ihr sprechen können. Auch wenn sie nicht genügend Geld auf ihrem Privatkonto gehabt hätte, sie hätte es sich von einem ihrer Brüder oder Cousins leihen können.

Sie musste Anzeige erstatten. Gemma holte frustriert Luft. Ihre Freundschaft und ihre Loyalität zu Niecee endeten mit dem Moment, als ihre frühere Mitarbeiterin sie bestahl. Sie hätte etwas ahnen müssen. Niecee war in den letzten Tagen nicht mehr so quirlig gewesen. Gemma hatte vermutet, dass sie Probleme mit ihrem leichtlebigen Lebensgefährten hatte. Hatte er Niecee zu dem Diebstahl überredet? Es spielte keine Rolle, denn Niecee hätte Richtig von Falsch unterscheiden müssen, und Geld des Arbeitgebers zu unterschlagen, war eindeutig falsch.

Sobald sie wieder an ihrem Schreibtisch saß, griff Gemma zum Telefon, zog die Hand aber wieder zurück. Verdammt! Wenn sie Sheriff Harper anriefe – der mit Ramsey und Dillon zusammen zur Schule gegangen war – und Anzeige erstattete, würden die beiden von der Geschichte erfahren. Genau den beiden durfte aber nichts zu Ohren kommen, zumal sie versucht hatten, ihr die Idee von einem eigenen Inneneinrichtungsgeschäft auszureden.

Im vergangenen Jahr war ihr Ein-Frau-Unternehmen problemlos ohne weitere Mitarbeiter ausgekommen. Ihre Schwestern Megan und Bailey hatten ausgeholfen, wenn es nötig war. Wenn schwere Dinge zu tragen gewesen waren, hatte sie ihre Brüder Zane und Derringer um Hilfe gebeten. Als sie größere Aufträge bekam, brauchte sie eine Assistentin für die Büroarbeit, und so hatte sie eine Anzeige in der Zeitung und im Internet geschaltet.

Gemma stand auf und lief wieder nervös auf und ab. Bailey studierte noch und besaß nicht viel Geld, und Megan hatte gerade vergangene Woche erwähnt, dass sie für einen Urlaub sparte. Megan spielte mit dem Gedanken, ihre Cousine Delaney zu besuchen, die mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern im Mittleren Osten lebte. Keine Chance also, sie um Geld zu bitten.

Zane und Derringer würden ihr sicherlich gern helfen. Sie waren beide Junggesellen und verdienten sehr gut, doch sie hatten kürzlich ihr Erspartes zusammengeworfen, um sich in eine Pferdezucht mit angeschlossener Trainingsstation einzukaufen, zusammen mit ihrem Cousin Jason. Also konnte sie im Moment auch hier nicht um finanzielle Hilfe bitten. Ihre anderen Geschwister, Cousins und Cousinen waren entweder noch in der Ausbildung oder investierten gerade in ein eigenes Geschäft.

Woher soll ich zwanzigtausend Dollar nehmen?

Gemma starrte schon eine Weile auf das Telefon, als ihr bewusst wurde, dass es klingelte. Sie nahm es in der Hoffnung auf, es könnte Niecee sein, die ihr sagte, dass sie das Geld zurückzahlen wolle, oder besser noch, dass die ganze Sache ein Scherz sei.

„Hallo?“

„Hallo, Gemma, hier spricht Callum.“

Sie fragte sich, warum der Mann, der Ramseys Schaffarm leitete, sie anrief. „Was gibt es, Callum?“

„Ich würde mich gern mit dir treffen, um etwas Geschäftliches zu besprechen.“

Sie zog eine Augenbraue hoch. „Etwas Geschäftliches?“

„Ja.“

Als Erstes schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie nicht in der Stimmung für eine geschäftliche Besprechung war, schnell aber erkannte sie, dass ihre Professionalität nicht unter Niecees Tat leiden durfte.

„Wann sollen wir uns treffen, Callum?“

„Wie wäre es heute Mittag zum Lunch?“

„Lunch?“

„Ja, bei ‚McKay’s‘.“

Ihr Lieblingsrestaurant. Ob er es wusste? „Okay, das passt. Um zwölf?“

„Großartig. Bis dann.“

Als Gemma das Telefonat beendete, schoss ihr durch den Kopf, wie gern sie Callums australischen Akzent hörte. Er klang unglaublich sexy. Der Mann war überhaupt sehr sexy. Etwas, das sie nicht unbedingt beachten wollte, da er ein enger Freund von Ramsey war. Außerdem wartete in Australien eine Frau auf ihn, wie ihr Jackie Barnes, Krankenschwester und Kollegin von Megan, erzählt hatte. Jackie hatte erfolglos versucht, sich an Callum heranzumachen, kurz nachdem er nach Denver gekommen war.

Was aber, wenn es in Australien keine Frau gäbe, die auf ihn wartete? Was, wenn er genauso frei wäre, wie er sexy war? Was, wenn sie vergessen könnte, dass er ein enger Freund ihres Bruders war? Was, wenn …

Ungeduldig verwarf sie alle diese Gedanken und setzte sich wieder an den Computer, um einen Weg aus ihrer finanziellen Misere zu suchen.

Callum Austell lehnte sich zurück und sah sich im Restaurant um. Das erste Mal hatte er hier mit Ramsey kurz nach seiner Ankunft in Denver gegessen. Schon damals hatte ihm das Ambiente gefallen, und jetzt war es der Ort, an dem er einen Plan in Gang setzte, der längst überfällig war.

Er konnte nicht mehr genau sagen, wann es bei ihm gefunkt und er erkannt hatte, dass Gemma Westmoreland die Frau war, die das Schicksal für ihn bestimmt hatte. Wahrscheinlich an dem Tag, als er Ramsey beim Bau der Scheune geholfen hatte, und Gemma mit dem Examen in der Tasche vom College nach Hause gekommen war.

In dem Moment, als sie aus dem Wagen stieg und ihrem ältesten Bruder in die Arme fiel, hatte er das Gefühl gehabt, vom Blitz getroffen worden zu sein. Von der Sekunde an, als Ramsey sie miteinander bekannt machte und sie ihm dieses wunderschöne Lächeln schenkte, war er nicht mehr derselbe gewesen. Sein Vater und seine zwei älteren Brüder hatten ihm früher bereits prophezeit, dass es so sein würde, wenn er der richtigen Frau begegnete, doch er hatte ihnen nicht geglaubt.

Dieser Moment lag fast drei Jahre zurück. Gemma war damals gerade zweiundzwanzig gewesen. Geduldig hatte er darauf gewartet, dass sie älter wurde, und wachte aus der Ferne über sie. Mit jedem Tag schloss er sie tiefer in sein Herz, doch erst jetzt hatte er endlich den Mut gefunden, Ramsey von seinen Gefühlen für Gemma zu erzählen.

Zuerst war Ramsey von dem Gedanken, dass sein bester Freund eine seiner Schwestern begehrte, gar nicht begeistert gewesen. Er musste ihn erst davon überzeugen, dass es mehr als sexuelles Verlangen war, dass er in der Tiefe seines Herzens wusste, dass Gemma die Liebe seines Lebens war.

Ramsey hatte sechs Monate lang bei ihnen auf der Schaffarm in Australien gelebt, um dort alles zu lernen, was er für seinen eigenen Betrieb in Denver brauchte. Er kannte seinen Vater und seine Brüder gut genug, um zu wissen, dass sie ihren Frauen treu ergeben waren.

Sein Vater war von einer Geschäftsreise nach Amerika auf dem Rückflug nach Australien gewesen, als er sich in seine zukünftige Frau, Callums Mutter, verliebte. Sie war eine der Flugbegleiterinnen gewesen. Todd Austell war damals zwar bereits mit einer anderen verlobt gewesen, doch er hatte es irgendwie geschafft, die in Detroit geborene Le’Claire Richards davon zu überzeugen, dass es richtig war, seine Verlobung zu lösen und stattdessen sie zu heiraten.

Er sollte recht behalten. Siebenunddreißig Jahre später waren sie immer noch verheiratet und sehr verliebt. Sie hatten drei Söhne und eine Tochter, der Beweis ihrer Liebe. Callum war der Jüngste der vier und als Einziger noch Single.

Seine Gedanken kehrten zu Gemma zurück. Ramsey behauptete, dass von seinen drei Schwestern Gemma die mit dem hitzigsten Temperament war. Er war der Meinung, ein Mann würde es nicht einfach mit ihr haben, und hatte ihm geraten, sich die Entscheidung gründlich zu überlegen.

Schließlich konnte Callum seinen Freund Ramsey davon überzeugen, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte und dass eine schwierige Frau mit hitzigem Temperament genau das war, was ihm gefiel. Er war sich absolut sicher, dass Gemma die Frau seines Lebens war.

Jetzt musste er nur noch Gemma überzeugen, und dazu benötigte er Ausdauer und Raffinesse. Er wusste, dass sie nicht die Absicht hatte, eine feste Beziehung einzugehen, nachdem sie erlebt hatte, wie zwei ihrer Brüder und einige ihrer Cousins den Frauen reihenweise das Herz brachen. Laut Ramsey war Gemma Westmoreland entschlossen, sich nie von einem Mann unglücklich machen zu lassen.

Callum richtete sich auf, als sie das Restaurant betrat. Ihm wurde warm ums Herz bei ihrem Anblick.

Höflich stand er auf. Sie war etwa ein Meter fünfundsiebzig groß – genau richtig für seine ein Meter neunzig –, hatte eine gute Figur und schulterlange braune Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden trug. Ihre braunen Augen, die vom langen Pony fast verdeckt wurden, faszinierten ihn am meisten.

Er hatte sich in ihrer Gegenwart stets wie ein Gentleman benommen und seine Gefühle nicht gezeigt. Deshalb hatte sie keine Ahnung, wie es um ihn stand. Sie sah in ihm nichts weiter als einen guten Freund ihres Bruders. Der Aussie, der nicht viel redete und im Grunde ein Einzelgänger war.

Callum betrachtete ihren Gesichtsausdruck, als sie sich ihm näherte. Sie wirkte angespannt.

„Callum.“ Sie lächelte ihn an.

„Gemma. Danke, dass du gekommen bist.“ Er schüttelte ihr die Hand.

„Kein Problem.“ Sie setzte sich. „Du hast gesagt, du wolltest etwas Geschäftliches mit mir besprechen?“

„Ja, aber wollen wir nicht zuerst etwas essen? Ich sterbe vor Hunger.“

„Gern.“

Wie bestellt, kam eine Kellnerin mit der Speisenkarte und brachte ihnen Mineralwasser. „Ich hoffe, dieses Restaurant gefällt dir“, sagte Callum, nachdem er einen Schluck getrunken hatte.

„Oh ja, das tut es.“ Gemma lächelte. „Es gehört zu meinen Lieblingslokalen. Der Salat schmeckt hier fantastisch.“

Er lachte. „Tatsächlich?“

„Ja.“

„Das ist ja sehr schön, aber ich bin kein großer Salatfreund. Ich ziehe ein Steak mit Pommes vor. Und dafür ist dieses Lokal bekannt.“

„Kein Wunder, dass du und Ramsey euch so glänzend versteht. Er liebt gutes Essen ebenfalls. Jetzt, da er mit Chloe verheiratet ist, befindet er sich sicherlich im kulinarischen Himmel, so wie sie kocht.“

„Ganz bestimmt. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er verheiratet ist.“

„Ja. Morgen sind es vier Monate. Ich habe meinen Bruder noch nie so glücklich gesehen.“

„Und seine Männer sind auch glücklich, seit nicht mehr Nellie für sie kocht. Sie war nach der Scheidung einfach nicht mehr zu gebrauchen. Ich glaube, alle sind froh, dass sie zu ihrer Schwester gezogen ist.“

Gemma nickte. „Ich habe gehört, dass sich die neue Köchin wunderbar macht, auch wenn die Jungs immer noch von Chloes Kochkünsten schwärmen. Chloe ist glücklich damit, einfach Ehefrau und werdende Mutter zu sein. Es ist bald so weit, und ich bin schon ganz aufgeregt, dass ich Tante werde. Hast du Nichten oder Neffen?“

Er lächelte. „Ja. Meine beiden älteren Brüder und meine Schwester sind verheiratet, und alle haben jeweils ein Kind. Und ich habe noch ein Patenkind, das demnächst seinen ersten Geburtstag feiert.“

In dem Moment kehrte die Kellnerin zurück. Callum ärgerte sich über die Unterbrechung.

Gemma begrüßte die Gesprächspause, die entstand, da die Kellnerin an ihren Tisch trat. Obwohl sie oft mit Callum zusammentraf, war sie sich seiner unglaublichen Ausstrahlung bisher nicht bewusst gewesen.

Sie musste sich bemühen, darauf zu hören, was er sagte, und nicht nur darauf zu achten, wie er es sagte. Sein sexy australischer Akzent erregte sie. Jedes Wort, das über seine sinnlichen Lippen kam, klang wie eine zärtliche Liebkosung und löste wohlige Schauer aus, die ihr über die Haut kribbelten. Und dann sein attraktives Äußeres!

Sie verstand vollkommen, wieso Jackie Barnes und auch einige andere Frauen verrückt nach ihm gewesen waren. Er war nicht nur sehr groß und athletisch gebaut, er hatte auch dichtes dunkelbraunes Haar, das ihm bis auf die Schultern reichte. Meistens hatte er es zu einem Pferdeschwanz gebunden. Heute war eine Ausnahme.

Zufällig hatte sie gehört, wie er ihrer Schwester Megan gegenüber einmal erwähnte, dass er die vollen Lippen und die dunklen Haare von seiner afroamerikanischen Mutter und die grünen Augen und das energische Kinn von seinem Vater geerbt hatte. Sie hatte ihn auch sagen hören, dass seine Eltern sich im Flugzeug kennengelernt hatten. Seine Mutter war Stewardess auf dem Flug seines Vaters von Amerika zurück nach Australien gewesen. Er hatte Megan erzählt, dass es Liebe auf den ersten Blick gewesen war, und Gemma fragte sich, ob er wirklich an solchen Unsinn glaubte. Sie selbst wusste, dass es so etwas nicht gab.

„Was sagst du zu Dillons und Pamelas Neuigkeit?“

Callums Frage riss sie aus ihren Gedanken. Sie hob den Blick, sah in seine grünen Augen und schluckte. Sein Lächeln, das sexy Grübchen in seine Wangen zauberte, raubte ihr den Atem.

„Ich freue mich wahnsinnig.“ Sie musste unbedingt einen Schluck kaltes Wasser trinken. „Es hat schon lange kein Baby mehr in unserer Familie gegeben, und jetzt sind gleich zwei Frauen schwanger, Chloe und Pamela. Zwei Babys, die ich verwöhnen kann. Ich kann’s gar nicht abwarten.“

„Magst du Kinder?“

Sie lachte. „Ja, leider gehöre ich zu den Menschen, die diese kleinen Schätzchen zu sehr lieben. Deshalb rufen meine Freunde ständig an und fragen, ob ich babysitten kann.“

„Du könntest heiraten und eigene Kinder bekommen.“

Sie verzog das Gesicht. „Nein, danke. Zumindest in nächster Zeit noch nicht. Falls überhaupt jemals. Du hast sicher gehört, dass meine Familie Witze darüber macht, weil ich mich niemals ernsthaft mit einem Mann einlassen will. Nun, das ist kein Scherz. Es ist die Wahrheit.“

„Weil du gesehen hast, wie deine Brüder früher mit Frauen umgegangen sind?“

Er hatte es also gehört. „Ja, man könnte sagen, ich habe zu viel gehört und gesehen. Meine Brüder und Cousins waren dafür bekannt, dass sie schnelle Autos und kurze Affären liebten. Sie machten sich keine Gedanken über gebrochene Herzen. Ramsey hat immer auch mal längere Beziehungen gehabt, aber Zane und Derringer waren ganz schlimm, wenn es um Frauen ging. Sie sind es heute noch.“

Sie legte eine kurze Pause ein. „Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als Megan und ich und manchmal sogar Bailey, die noch mit Puppen spielte, in Tränen aufgelöste Mädchen am Telefon hatten, mit denen einer meiner Brüder oder Cousins Schluss gemacht hatten.“

Es waren Frauen, die nur zu gern jedem ihre herzzerreißenden Geschichten erzählten, der bereit war, zuzuhören. Megan und Bailey beendeten diese Anrufe immer schnell, sie dagegen war die mitfühlende Seele gewesen. Sie hatte sich Zeit genommen, den weinenden Frauen zuzuhören, und hatte jedes schmerzliche Detail wie ein Schwamm aufgesogen. Bis sie manchmal selbst wie ein Schlosshund heulte.

Damals beschloss sie, dass kein Mann sie jemals in solch ein Häufchen weinendes Elend verwandeln würde. Kein Mann war es wert, dass Gemma Westmoreland um ihn weinte. Damit das nicht passierte, war sie entschlossen, ihr Herz nicht zu verschenken. In ein paar Monaten wurde sie fünfundzwanzig Jahre alt, und bisher waren Herz und Jungfräulichkeit intakt.

„Deshalb willst du dich niemals ernsthaft mit einem Mann einlassen?“

Sie holte tief Luft. Sie und ihre Schwestern hatte diese Unterhaltung schon oft geführt, und sie fragte sich, warum sie jetzt hier saß und genau dasselbe Gespräch mit Callum hatte. Warum interessierte es ihn? Vermutlich fragte er nur, um ein Gesprächsthema zu haben. „Ich finde, das ist Grund genug. Diese Frauen haben meine Brüder und Cousins geliebt und glaubten, auch von ihnen geliebt zu werden. Und was hat dieser Irrglaube aus ihnen gemacht? Nein, nicht mit mir.“

Callum trank einen Schluck Wasser. Er verzichtete auf die Feststellung, dass seiner Meinung nach das Verhalten ihrer Brüder völlig normal war. Sie waren jung und ungebunden und liebten die Frauen. Besser, sie tobten sich jetzt aus, und nicht erst, wenn sie verheiratet waren.

Nur weil ein Mann ein „Aufreißer“ war, bevor er sich für die Frau entschied, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte, bedeutete das nicht, dass dieser Mann Frauen nicht respektierte. Fairerweise musste man sagen, dass Zane und Derringer Frauen mit großem Respekt behandelten.

Auch er war mit vielen Frauen ausgegangen. Er würde sich nicht direkt als Frauenheld bezeichnen, vielmehr betrachtete er sich als einen Mann, der das Leben genoss, während er auf die Frau wartete, mit der er sein Leben teilen wollte. Jetzt gab es diese Frau, und er hatte kein Problem damit, sein ungebundenes und vergnügliches Junggesellenleben zu beenden. Irgendwann würde das auch bei ihren Brüdern und Cousins so sein.

Kein Wunder, dass ihre Brüder Gemma für einen hoffnungslosen Fall hielten, doch er war fest entschlossen, ihr zu zeigen, wie schön das Leben und die Liebe sein konnten, wenn sie ihr Herz dem richtigen Mann schenkte, dem, der sie glücklich machen wollte.

Er war überzeugt davon, dass trotz ihrer Behauptung, sie werde sich niemals verlieben, unter der rauen Schale das Herz einer Frau steckte, die nicht nur Kinder, sondern das Leben überhaupt liebte. Weiter war er überzeugt davon, dass sie eine leidenschaftliche Frau war und dass sie sich diese Leidenschaft unbewusst für den einen Mann aufhob, der vom Schicksal dazu ausersehen war, den Rest des Lebens mit ihr zu verbringen – für ihn.

Die Kellnerin brachte das zuvor bestellte Essen, und sie plauderten zwanglos, während sie aßen. Nachdem das Geschirr abgeräumt war, lehnte Gemma sich zurück und lächelte ihn an.

„Das war sehr lecker. Jetzt lass uns zum Geschäftlichen kommen.“

Er nahm die Mappe, die er auf einen freien Stuhl gelegt hatte, und reichte sie ihr. „Dies sind Informationen über das Haus, das ich im letzten Jahr gekauft habe. Ich möchte, dass du die Innenausstattung übernimmst.“

Callum sah, dass ihre Augen aufleuchteten. Sie liebte ihre Arbeit, das war ihrem Gesicht anzusehen. Sie öffnete die Mappe und betrachtete jedes Detail des Hauses. Er wusste genau, was er tat. Er bot ihr ein fünfhundert Quadratmeter großes Haus, das sie so einrichten konnte, wie es ihr gefiel. Der absolute Traum einer Innenarchitektin.

Fast ehrfurchtsvoll hob sie den Blick. „Dein Haus ist wunderschön. Und riesig. Ich wusste nicht, dass du eins gekauft hast.“

„Ja, aber es ist noch leer, und ich möchte ein Zuhause daraus machen. Mir gefallen die Ideen, die du in Ramseys Heim umgesetzt hast, deshalb dachte ich, du bist die Idealbesetzung für den Job. Natürlich weiß ich, dass angesichts der Größe und der vielen Zimmer für diese Aufgabe viel Zeit erforderlich ist. Ich bin bereit, dich gut zu bezahlen. Wie du sehen kannst, habe ich noch keine Möbel und auch sonst nichts ausgesucht. Ich wüsste nicht, wo ich anfangen sollte.“

Das stimmt alles, dachte er. Was er ihr nicht erzählte, war, dass andere Innenarchitekten angeboten hatten, die Einrichtung zu gestalten, doch er hatte dieses Haus mit dem Gedanken an Gemma gekauft.

Sie blickte wieder auf die Unterlagen vor sich. „Hm, acht Schlafzimmer, sechs Badezimmer, eine riesige Küche, ein Salon, noch ein Wohnzimmer, Esszimmer, Hobbyraum, Fitnessraum mit Sauna. Viel Platz für einen alleinstehenden Mann.“

Er lachte. „Ja, aber ich habe nicht vor, für immer Single zu bleiben.“

Gemma nickte. Offensichtlich hatte Callum beschlossen, sesshaft zu werden und diese Frau, die in Australien auf ihn wartete, zu sich zu holen. Nur zu gern würde sie den Auftrag annehmen, aber er hatte recht, das Projekt würde viel Zeit beanspruchen. Andererseits brauchte sie das Geld.

„Was meinst du, Gemma.“

„Ich würde sagen, du hast gerade eine Innenarchitektin engagiert.“ Sein Lächeln verursachte ein angenehm erregendes Prickeln, das durch ihren Körper schoss. „Ich kann es nicht erwarten, dein Haus zu sehen.“

„Kein Problem. Wann kannst du dich loseisen?“

Sie prüfte den Kalender in ihrem Handy nach Terminen. Wenn sie die Räume erst einmal gesehen hatte, konnte sie einen Kostenvoranschlag machen und ihn um einen Vorschuss bitten. Damit könnte sie einen Teil des Betrages ausgleichen, den Niecee ihr gestohlen hatte. „Wie wäre es morgen gegen ein Uhr?“

„Ich fürchte, das ist nicht möglich.“

„Oh. Wie wäre es dann Mittwoch gegen Mittag?“

Autor

Brenda Jackson

Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...

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