Ein gefährlich erotisches Begehren

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Der gut aussehende Matt Velez hat Erfolg, Macht und Geld. Er kann jede Frau haben, die er will! Fast jede. Denn ausgerechnet Emily Arnott hat sich mit seinem schmierigen Erzrivalen verlobt. Eigentlich heißt das Finger weg! Aber Matt kann ihren süßen Champagnerkuss damals in der Silvesternacht einfach nicht vergessen. Außerdem ist er überzeugt, dass es mit der Verlobung nicht mit rechten Dingen zugeht. Charmant bietet er Emily seine Freundschaft an – mit einem gefährlich erotischen Hintergedanken …


  • Erscheinungstag 26.10.2021
  • Bandnummer 2209
  • ISBN / Artikelnummer 9783751503907
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Sechs Jahre zuvor …

Emily Arnott kippte ein halbes Glas Champagner hinunter und starrte missmutig auf die riesige, glitzernde Discokugel, die unter der Decke des Festsaals im Falling Brook Country Club hing.

Drei, zwei, eins …

Frohes neues Jahr, Emily. Verdammt froh.

Sie stand in einer Ecke des Festsaals und musste die Tränen wegblinzeln, während sie sich wünschte, sie wäre irgendwo anders, bloß nicht hier. Es war Ginas Idee gewesen, die Party in dem exklusiven Country Club am Rande ihrer Heimatstadt Falling Brook zu besuchen, denn hier gaben sich die wohlhabendsten Leute der Gegend ein Stelldichein.

Emilys Vater hatte die Eintrittskarten für den Neujahrsball gekauft, aber da er selbst keine Menschenansammlungen mochte, hatte er die Tickets seiner Tochter gegeben. Soweit Emily das beurteilen konnte, amüsierte sich ihre beste Freundin und Mitbewohnerin gerade köstlich. Gina tanzte mit jemandem, der Emily vage bekannt vorkam – Drew Soundso –, und die beiden küssten sich so heiß und innig, dass es sie nicht wundern würde, wenn die teuren Tapeten im Ballsaal bald Feuer fingen.

Gina würde heute Abend mit einem Mann im Bett landen und Emily … nicht.

Schnell schloss sie die Augen und ließ sich gegen die Wand sinken. Die Hitze stieg ihr ins Gesicht, breitete sich bis über ihren Hals aus. Im Gegensatz zu Gina war sie nicht so erfolgreich. Ihr neues Jahr würde nicht mit einem Feuerwerk im Bett beginnen. Noch nicht einmal mit ein bisschen Fummelei oder einem Kuss.

Nein, sie war einfach abgeblitzt.

Ein Paar Hände legte sich auf ihre Schultern, und Gina zog sie in eine Umarmung. „Frohes neues Jahr, Em! Ist diese Party nicht toll?“

Ehrlich gesagt, nein.

Aber weil sie Gina nicht den Abend verderben wollte, rang Emily sich ein gequältes Lächeln ab und nahm noch einen Schluck Champagner.

Gina warf einen Blick auf ihre Miene und verzog das Gesicht. „Was ist denn los?“

„Das erzähle ich dir morgen. Du musst wieder zu Drew.“

Gina warf ihre Haarmähne über die Schulter. „Ach, der kann warten“, erklärte sie mit all dem Selbstbewusstsein eines italienischen Starlets mit Traumkörper. „Warum stehst du hier in der Ecke rum und siehst drein, als hättest du gerade einen Eimer voller Ameisen verschluckt?“

Gina war nicht nur wunderschön, sondern auch äußerst hartnäckig. Zögernd gab Emily zu: „Ich habe mein Glück versucht, aber keinen Treffer gelandet.“

„Das passiert“, erwiderte Gina gelassen.

Dabei wusste Emily, dass ihrer wunderschönen Freundin das nur sehr selten geschah, wenn überhaupt.

„Was genau war denn los, Süße?“, fragte Gina sanft.

Seufzend nippte Emily erneut am Champagnerglas. „Ich hab mir ein bisschen Mut angetrunken und gedacht, ein One-Night-Stand wäre keine schlechte Idee.“

„Du wirst in ein paar Tagen einundzwanzig, da kann man schon mal ein Auge zudrücken. Und der Himmel weiß, dass du ein bisschen Spaß verdient hast.“

Gina würde niemals einen Menschen für seine Entscheidungen verurteilen, und dafür liebte Emily ihre Freundin. „Na ja, zugegeben, mit Matt Velez hatte ich mir auch ein ziemlich hohes Ziel gesteckt …“

Stirnrunzelnd blickte Gina sich um. „Mit wem?“

Auch Emily schaute sich um, aber den ehemaligen Bad Boy von Falling Brook und jetzigen CEO bei MJR Investing konnte sie nirgends entdecken. Wenn sie Glück hatte, war er schon nach Hause gegangen, und sie musste sich nicht mehr in einer Ecke verstecken. Nein, er war nirgends zu sehen, und Emily war froh darüber. Denn jedes Mal, wenn sie diesen braungebrannten, glutäugigen, breitschultrigen Mann erblickte, schien ihr IQ um hundert Punkte zu sinken.

Mit seiner markanten Nase war Matt zwar nicht im klassischen Sinne gut aussehend, aber irgendetwas an seinem scharf geschnittenen Gesicht und den tiefgründigen, dunklen Augen ließ Emilys Herz höherschlagen und ihre Knie weich werden. Von den Jungs vom College hatte sie genug, und Matteo Velez war ganz eindeutig ein echter Mann, der von Kopf bis Fuß ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein ausstrahlte, während er sich ganz natürlich in der gut gekleideten, mondänen und betuchten Menge bewegte.

Jede Frau im Saal schaute ihm hinterher. Emily wusste, er bräuchte nur einer von ihnen zuzuwinken, und sie würde ihm bereitwillig folgen. Kein Wunder, dass er gar nicht erst geantwortet hatte, als sie sich neben ihm an der Bar wiederfand und angeboten hatte, ihm einen Drink zu spendieren.

„Die Getränke sind im Eintritt inbegriffen, Liebes“, hatte er gelangweilt angemerkt.

„Ah, ja, richtig. Ähm … Ich bin Em … Emily.“

„Matt.“ Er hatte ihr die Hand geschüttelt und sie so schnell wieder losgelassen, als hätte sie einen ansteckenden Hautausschlag.

Gina riet ihr immer, nicht hinter dem Berg zu halten, und bestand darauf, dass Männer es mochten, wenn Frauen geradeheraus ihre Absichten erklärten. Verzweifelt suchte Emily nach etwas zwischen Himmel, bist du heiß! und Bitte küss mich jetzt sofort.

Er wandte sich zum Gehen, und Emily brauchte dringend eine clevere Anmache. Etwas, das ihr seine Aufmerksamkeit sicherte.

„Küss mich, wenn ich falschliege, aber Dinosaurier gibt es doch noch, oder?“

Am liebsten hätte Emily sich sofort die Hand vor den Mund geschlagen. Hatte sie gerade wirklich etwas so Albernes gesagt? Offensichtlich, denn Matt sah so entgeistert aus, wie sie sich fühlte.

„Willst du mich anmachen?“ In seinen dunkelbraunen Augen blitzte etwas auf, das eindeutig kein Verlangen war. Eher etwas wie Verärgerung.

„Ähm … ja?“

„Du bist nicht besonders gut darin.“ Er warf einen Blick auf das Champagnerglas in ihrer Hand. „Bist du betrunken?“

„Vielleicht ein bisschen angetrunken“, gab Emily zu. Das stimmte nicht wirklich, aber es war eine bessere Ausrede, als ihm zu gestehen, wie nervös er sie machte.

Matt winkte den Barkeeper herbei, bestellte ein Glas Wasser und drückte es ihr in die Hand. „Trink das, und dann geh nach Hause. Du bist ein Goldfisch im Haifischbecken, und wenn du nicht aufpasst, werden sie dich verschlingen.“

Normalerweise hätte Emily sich schon längst aus dem Staub gemacht, aber Matt hatte etwas an sich, das sie gefangen hielt. Es war riskant, aber sie musste einfach einen letzten Versuch starten. „Ich will einfach nur das neue Jahr mit etwas Spaß einläuten.“

Matt presste die sinnlichen Lippen aufeinander. „Emily – du heißt doch Emily, richtig?“ Sie nickte, und er seufzte und trat einen Schritt zurück. „Mal abgesehen davon, dass du betrunken bist, bist du viel zu jung für mich.“

„Höchstens angetrunken. Und in ein paar Tagen werde ich einundzwanzig“, platzte es aus Emily heraus. Sie konnte beinahe sehen, wie sie sich immer tiefer ihr eigenes Grab schaufelte.

Nicht einmal für ihre Mutter war sie gut genug – und selbstverständlich auch nicht für Matt Velez. Wann würde sie das endlich lernen? Und warum gehorchten ihre Füße ihr nicht, wenn sie ihnen befahl, sich umzudrehen und wegzulaufen?

Stöhnend presste Matt die Finger an die Schläfen. „Seit wann lassen sie Kinder auf solche Partys?“ Sein durchdringender Blick schien sie förmlich zu durchbohren. „Okay, lass es mich anders ausdrücken: Du bist einfach nicht mein Typ.“

Als sie ihre Geschichte zu Ende erzählt hatte, schaute Gina sie mitleidig an. Emily wusste, dass Gina innerlich vor Schmerz zusammenzuckte. „Meine Güte, Em, du bist wirklich schlecht darin, Männer abzuschleppen.“

Dagegen konnte sie nichts einwenden. „Das kannst du laut sagen. Ich brauche echt Nachhilfe …“ Sie verstummte. Ihr Blick fiel auf Matt Velez, der mit einer schlanken Blondine im Arm über die Tanzfläche schwebte.

Kurz nahm Emily eine ihrer Locken zwischen die Finger. Ja, immer noch blond. Sie blickte an sich hinab. Sie trug ein schwarzes Cocktailkleid, genau wie die andere Frau.

Nicht sein Typ, wie? Warum tanzte er dann mit einer Frau, die ihr so ähnlich sah, die Lippen an ihrer Schläfe, die Hand gefährlich tief auf ihrem Rücken? Halt suchend stützte Emily sich an der kühlen Wand ab. Sie und die Frau in Matts Armen sahen sich unglaublich ähnlich, und trotzdem hatte er sich – wie viele Männer vor ihm – nicht für sie entschieden, aus Gründen, die Emily nicht kannte.

Mitfühlend lächelte ihre Freundin sie an, drückte sie noch einmal und verschwand dann wieder mit Drew auf der Tanzfläche. Emily blieb an der Wand stehen, starrte böse auf Matts Rücken und fuhr sich mit den Fingern durch ihr langes Haar. Ginas besorgter Blick entging ihr nicht, und sie schenkte ihrer Freundin ein beruhigendes Lächeln. Sie kam schon klar, und außerdem konnte Gina ja auch nichts an der Situation ändern.

Im Gegensatz zu ihr war Gina mit liebevollen Eltern aufgewachsen, für die die Sonne erst dann aufging, wenn Gina wach wurde, und die ihr immer versichert hatten, dass sie alles schaffen konnte, was sie sich vornahm. Eine solche Liebe und Unterstützung kannte Emily nicht. Ihr Dad liebte sie zwar auf seine Weise, aber er lebte in seiner eigenen Welt, und ihre Mom hatte sich aus dem Staub gemacht, als Emily vierzehn Jahre alt gewesen war. Nur wenige Leute – darunter Gina – verstanden, was es bedeutete, wenn die Person, die einen am meisten lieben sollte, sich freiwillig dafür entschied zu gehen. Wie schwierig es dann wurde, nicht ständig Angst davor zu haben, dass jeder andere wichtige Mensch dieselbe Entscheidung treffen könnte.

Obwohl ihr das bewusst war, hatte Emily sich die letzten sieben Jahre lang nach Akzeptanz und Anerkennung gesehnt. Ihr Wunsch nach Liebe war einfach größer als ihre Angst vor Ablehnung. Obwohl sie wusste, dass das niemals passieren würde, wünschte sie sich immer noch, dass ihre Mutter Kontakt zu ihr aufnahm oder dass ihr Vater endlich von seinem Elfenbeinturm hinabstieg und merkte, wie sehr sie ihn brauchte.

Seit drei Jahren studierte sie nun schon, und noch immer brauchte sie das Lob ihrer Professoren, warf sich jedem Jungen an den Hals, der ihr auch nur das kleinste bisschen Aufmerksamkeit schenkte, und klammerte sich an ihre Freundinnen, wann immer sie konnte.

Sie war, das musste Emily reuevoll zugeben, ein hoffnungsloser Fall.

Schlimmer noch, sie blamierte sich bis auf die Knochen. Aber damit war jetzt Schluss! Sie musste aufhören, ständig nach Anerkennung zu suchen und sich mit jedem gut stellen zu wollen. Während das alte Jahr ging und das neue anbrach, schwor sich Emily, dass sie in Zukunft so unabhängig wie möglich sein würde.

Die Anerkennung und das Lob der anderen wären ihr fortan nicht mehr wichtig. Die einzige Meinung, die ab jetzt noch zählte, war ihre eigene. In Zukunft würde sie vorsichtig sein und immer im Hinterkopf behalten, dass sie jederzeit Zurückweisung und Ablehnung erfahren konnte.

Ein neues Jahr, eine neue Emily. Es war höchste Zeit, endlich erwachsen zu werden.

Und Matt Velez konnte ihr gestohlen bleiben.

Die Frau in seinen Armen – wie hieß sie noch gleich? – war kein würdiger Ersatz für die, mit der Matt eigentlich tanzen wollte. Ihr Haar, das über seine Hand auf ihren Rücken fiel, war rau und trocken vom ständigen Blondieren, und ihr Parfüm war schwer und aufdringlich.

Er blickte über die Schulter der Frau zu Emily, die mit dem Rücken zur Wand in einer Ecke stand. Er wünschte, er könnte sie im Arm halten, ihren schlanken Körper an seinen pressen, ihr weiches Haar auf seiner Haut spüren und ihren frischen, sanften Duft einatmen.

Schüchtern hatte sie angeboten, ihm einen Drink zu spendieren, und als er in ihre blauen Augen geschaut hatte – ein so dunkles Blau, dass es beinahe violett wirkte –, hatte sein Herz einen Satz gemacht. Die hohen Wangenknochen und der helle Teint verliehen ihr das Aussehen eines Engels, unschuldig und rein.

Das genaue Gegenteil von ihm.

Beinahe hätte er ihr Angebot angenommen. Er war kurz davor gewesen, sie mit nach draußen zu nehmen und in sein Auto zu setzen, als ihm wieder eingefallen war, dass sie zu jung war, zu unschuldig, zu …

Zu begehrenswert. Viel zu begehrenswert.

Auf derart unschuldige Frauen ließ Matt sich nicht ein, und selbst wenn Emily nicht als Falling Brooks Tugend in Person bekannt wäre, konnte jeder erkennen, wie blauäugig und naiv sie war. Sie war lieb und sanft und geradezu lächerlich gutgläubig. Er war sicher, dass sie noch nie Sex gehabt hatte und schon gar keinen One-Night-Stand.

Matt war nie wirklich unschuldig gewesen. Bereits mit zehn Jahren war er gewiefter und durchtriebener, als sie es jetzt war. Und was One-Night-Stands und kurze Affären anging, war er ein wahrer Experte.

Früher war er der stadtbekannte Bad Boy gewesen, ein berüchtigter Rebell, damals gehasst und jetzt gefeiert, seit er der CEO von MJR Investing im nahegelegenen Manhattan geworden war. Es hatte ihn immer amüsiert, dass die Klienten, die aus Falling Brook zu ihm kamen – die Leute, die mit einem goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen waren –, völlig schamlos so taten, als hätten sie vergessen, was er in seiner Jugend so alles angestellt hatte. Die Häuser genau dieser Leute hatten er und seine Freunde mit Eiern beworfen, und später hatte er ihre schicken Autos zu Spritztouren genutzt und mit ihren hübschen, verwöhnten Töchtern auf der Rückbank dafür gesorgt, dass die Fenster beschlugen.

Die zarten Prinzesschen hatten sich nur zu gern auf ein Abenteuer mit ihm eingelassen, und wer war er schon, ihnen diesen Wunsch abzuschlagen?

Aber selbst damals waren bestimmte Mädchen für ihn tabu gewesen, und wenn Emily Arnott alt genug gewesen wäre, hätte sie zu dieser Kategorie gehört. Die Arnotts waren die angesehenste Familie in der ganzen Stadt, und alle stellten sich immer auf die Seite des alleinerziehenden Vaters mit dem geistig behinderten Sohn und der Tochter, die aussah wie ein Engel. Nicht genug damit, dass Leonards Frau ihn verlassen hatte, als er den Großteil seines Vermögens durch den Betrugsskandal bei Black Crescent verloren hatte, nein, den Gerüchten zufolge hatte sie jede Verbindung zu ihrem Exmann und den Kindern abgebrochen.

So hatte Leonard die Verantwortung für seine Firma und die Erziehung der beiden Kinder allein stemmen müssen. Aber schon bald – die Gerüchte darüber waren sogar bis in Matts eher ärmliches Viertel vorgedrungen – hatte Leonard sich ganz auf seine Arbeit konzentriert, und es war Emilys Aufgabe gewesen, für sich und ihren Bruder zu sorgen.

Sie hatte es schwer gehabt, aber wenn man der Gerüchteküche glauben wollte – und Matt gab zu, dass er noch immer die Ohren spitzte, sobald ihr Name fiel –, dann wurde Emilys Leben gerade besser. Ihr Bruder lebte jetzt in Brook Village, einem Heim für geistig behinderte Erwachsene, und Emily würde bald ihr Studium abgeschlossen haben und in der Vermögensverwaltungsfirma ihres Vaters anfangen.

Sie war eine der beliebtesten Personen in der Stadt, und für sie wäre es schlecht, sich mit dem größten Rebell und Playboy der Gegend einzulassen – egal, wie sehr er sich das auch wünschte.

Und Matt wusste, für ihn war es auch besser, sich von ihr fernzuhalten.

Irgendetwas an Emily Arnott faszinierte ihn, und dieses Interesse war stärker als bloßes körperliches Verlangen. Er verspürte das verrückte Bedürfnis, herauszufinden, was hinter diesen leuchtenden Augen vor sich ging, welche Gedanken durch diesen hübschen Kopf wirbelten.

Natürlich wollte er auch herausfinden, wie sie schmeckte, ob ihre Haut so glatt und seidig und ihr Haar so weich war, wie er es sich vorstellte. Gleichzeitig tauchten vor seinem geistigen Auge Bilder davon auf, wie es wohl wäre, wenn sie ihr Leben miteinander teilten. Wie es wäre, wenn er sich im Bett umdrehte und sie neben ihm lag. Gemeinsam in der Küche Kaffee trinken, abends auf dem Sofa einen Film schauen, all diese normalen und alltäglichen Dinge … mit ihr wollte er das.

Aber Matt erlaubte sich so etwas nicht. Er erlaubte sich nicht zu träumen. Denn immer, wenn er zu viel wollte, sich etwas zu sehr wünschte, wurde er vom Leben enttäuscht. Oder von seinen Eltern.

Es war leichter, sich nichts zu wünschen, nichts zu wollen. Auf diese Weise konnte er Enttäuschungen vermeiden.

Die Frau, mit der er tanzte, lehnte den Kopf zurück, um ihm in die Augen zu schauen, und schenkte ihm ein sinnliches Lächeln. „Sollen wir hier verschwinden?“

In Gedanken immer noch bei Emily, hätte Matt beinahe Nein gesagt, doch er hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück. „Ein paar gemeinsame Stunden, ohne Verpflichtungen und Versprechungen?“

Sie nickte und strich über das Revers seines Sakkos. „Wenn du es so haben willst, Süßer.“

Mit ihr – und jeder anderen Frau, die er kennenlernte – wollte er es genau so und nicht anders.

Er erlaubte sich keinen letzten Blick auf Emily. Stattdessen folgte er der Frau nach draußen in die kalte Nachtluft und versuchte, seine Enttäuschung darüber zu unterdrücken, dass er mit der falschen Blondine die Party verließ.

Doch Träume waren bloß etwas für Idioten. Nur die Wirklichkeit zählte. Und, hey, wenigstens musste er das neue Jahr nicht allein beginnen.

1. KAPITEL

Auf der kurvigen Allee, die zum Falling Brook Country Club führte, gab Matteo Velez Gas. Er genoss es, die Power seines neuen Sportcabrios auszuprobieren. Obwohl er gern noch länger unterwegs gewesen wäre, bog er auf den Vorplatz ein. Kurz überlegte er, ob er sein neues Baby lieber selbst parken sollte – er liebte dieses Auto –, aber schließlich reichte er dem Angestellten den Autoschlüssel und ein Trinkgeld.

„Vielen Dank, Sir. Ich werde mich gut um Ihren Wagen kümmern.“

Unangenehm berührt, zuckte Matt zusammen. Er erinnerte sich nur zu gut daran, dass er denselben Spruch aufgesagt hatte, als er vor zehn, fünfzehn Jahren hier gearbeitet hatte. Nach zwei Wochen hatte man ihn gefeuert, weil er nicht der Versuchung widerstehen konnte, mit dem Porsche 911 eines Gastes eine Spritztour zu machen. Damals hätte er beinahe einen Unfall gebaut und konnte froh sein, dass er nur seinen Job verloren hatte und nicht auch noch sein Leben. Wenn er jetzt daran dachte, dass er sein Auto, ausgestattet mit der neuesten Technik und einer Menge PS, einem Teenager überlassen sollte, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.

„Können Sie denn ein Auto mit Gangschaltung fahren?“

„Ja, Sir.“

Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Matt den jungen Mann. Vorsichtig stieg der in sein Auto und schnallte sich für die kurze Fahrt vorschriftsmäßig an. Aufmerksam schaute er sich alles an und fuhr dann langsam und sanft los, um im Schritttempo einen Parkplatz zu suchen. Matt entspannte sich. Im Gegensatz zu ihm war dieser junge Kerl ein wahrer Ausbund an Tugend und würde sein schnelles Auto bestimmt nicht entführen.

Matt knöpfte das Jackett seines dunkelgrauen Designeranzugs zu. Dass er ohne Begleitung bei dieser schicken Wohltätigkeitsveranstaltung aufkreuzte, fand er nicht schlimm. Er war daran gewöhnt, sich allein durchzuschlagen, schließlich hatte er das sein Leben lang getan. Das hier war nur eine weitere Cocktailparty mit anschließender stiller Auktion, um Spendengelder für die Schule in Falling Brook zu sammeln. Zwar war er ziemlich sicher, dass die Schule finanziell nicht in Not war, aber solche Events gehörten zum Leben in Falling Brook dazu. Sie boten eine Möglichkeit, die neuesten Designerklamotten herzuzeigen und zu beweisen, dass man nicht nur schrecklich reich, sondern auch äußerst großzügig war.

Außerdem war es eine gute Gelegenheit, die neuesten Gerüchte auszutauschen. Matt konnte jede Information gebrauchen, die ihm eventuell zum Vorteil gereichte.

MJR Investing hatte nur ein paar Kunden aus Falling Brook, aber er war immer auf der Suche nach mehr. Und bei solchen Veranstaltungen hörte Matt die geflüsterten Gerüchte über Untreue, Scheidungen, Erbfälle oder Geschäfte, die schlecht gelaufen waren. All das könnte einen Einfluss auf das Aktienportfolio der aktuellen oder zukünftigen Kunden von MJR Investing haben. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, so lautete doch das Sprichwort.

Der luxuriöse Eingangsbereich des Country Clubs sah so aus wie immer. Hier änderte sich nichts, es war und blieb ein Ort, an dem sich die Crème de la Crème von Falling Brook versammeln konnte. Eine Clubmitgliedschaft war beinahe so schwierig zu ergattern wie eine Reise zum Mond.

Für seine Eltern zeugte die Mitgliedschaft im Club von gutem Geschmack und war der Beweis dafür, dass man in der Stadt akzeptiert und gewürdigt wurde. Als Matteos Bruder Juan, ein brillanter Kopf, vor ein paar Monaten aufgenommen worden war, waren sie ganz aus dem Häuschen gewesen. Dass ihr jüngerer Sohn schon seit Jahren Mitglied war, wussten sie nicht, und es kümmerte sie auch nicht. Mama und Papa Velez interessierten sich nur für Juan und seine fantastischen Leistungen. Am Leben ihres zweiten Sohnes, des schwarzen Schafs der Familie, hatten sie nie wirklich teilgenommen.

Wenn man beim ersten Versuch schon Perfektion bekam, warum sollte man dann Zeit, Geld und Mühe an den zweiten Sohn verschwenden?

In letzter Zeit dachte er jedoch selten an seine Eltern, die ihm nicht besonders nahestanden, und so schob Matt diese Gedanken auch jetzt beiseite. Im Spiegel erhaschte er einen Blick auf die Frau, die hinter ihm den Club betrat. Ihr blondes Haar hatte sie nach hinten gebunden, sodass ihre hohen Wangenknochen und die großen dunkelblauen Augen noch besser zur Geltung kamen. Es wäre zu einfach gewesen zu behaupten, dass Emily Arnott noch immer wie ein Engel aussah, auch wenn das blonde Haar, die glänzenden großen Augen und die feinen Gesichtszüge den Vergleich nahelegten.

Das hörte sie bestimmt öfter. Aber für Matt, der älter und erfahrener geworden war, bewiesen diese Worte einen entschiedenen Mangel an Kreativität.

Es ließ sich nicht leugnen, dass sie wunderschön war. Sie war groß, schlank und zurückhaltend. Ihr Kleid reichte bis zum Boden, und der stahlgraue Stoff schmiegte sich eng an ihren Körper. Mit jedem Schritt entblößte ein eleganter Schlitz im Rock ein Stück ihres makellosen Oberschenkels. Es war ein umwerfendes Kleid, aber Matt wusste, dass Emily Arnott auch einen Kartoffelsack tragen könnte, und er würde sie trotzdem noch attraktiv finden.

Ihren ungeschickten Flirtversuch vor all den Jahren hatte er nie vergessen, und die Erinnerung daran war noch immer frisch und lebendig. Sechs Jahre waren mittlerweile vergangen, seit er sie hatte abblitzen lassen, und er bereute es bis heute.

Ja, sie war zu jung und ein bisschen angetrunken gewesen – und er wie berauscht von seinem Verlangen nach ihr –, aber er hätte wenigstens freundlicher zu ihr sein können. Oder sie gar nicht erst abblitzen lassen. Sie hatte ihn einfach umgehauen – das passierte ihm sonst nie. Er war stark versucht gewesen, ihr Angebot anzunehmen. Aber gerade weil er so stark auf sie reagiert hatte, weil sein Herz hämmerte wie nach einem Sprint, weil ihm warm wurde wie bei einem Fieber und die Welt aus den Fugen zu geraten schien – genau deswegen hatte er vor Schreck die Notbremse gezogen.

Während ihres kurzen Gesprächs waren ihm tausend Fantasien durch den Kopf gegeistert. Emily in einem schlichten Hochzeitskleid mit seinem Ring am Finger. Eine blonde Kinderschar mit seinen dunklen Augen. Emilys blaue Augen, die weise aus ihrem gealterten Gesicht blickten, in dem sich feine Linien abzeichneten. Er wusste ganz genau, dass er sie mit siebzig noch genauso schön finden würde wie jetzt.

Liebe hatte er nie gekannt, hatte sich nie als Teil der Familie gefühlt, in die er hineingeboren worden war. Schon früh hatte er entschieden, dass es besser für ihn war, allein zu bleiben. Seitdem hatte keine Frau ihn dazu gebracht, seine Entscheidung zu hinterfragen. Emily Arnott hingegen schon. Nachdem sie nur wenige Sätze miteinander gewechselt hatten, hatte er an Hochzeit, Babys und ein glückliches Leben bis ans Ende ihrer Tage gedacht.

Meine Güte.

Niemand außer ihr hatte ihn jemals so aus dem Konzept gebracht, und dieses Gefühl gefiel ihm gar nicht. Er wollte sie so sehr, wie er noch nie etwas gewollt hatte. Als Kind hatte er sich so vieles gewünscht – Spielzeuge, Aufmerksamkeit, Liebe. Dann war er langsam zu der Erkenntnis gekommen, dass die Wahrscheinlichkeit, etwas zu bekommen, abnahm, je mehr er es sich wünschte. Selbst als Kind hatte er gelernt, sich nicht von seinen Gefühlen lenken zu lassen und sich stattdessen davon zu distanzieren.

Wenn man sich nichts wünschte und nichts erwartete, konnte man auch nicht enttäuscht werden.

Aber damals, als er noch jung und unerfahren war, hatte Emily Arnott alles auf den Kopf gestellt. Und weil er ein wenig – nein, vollkommen, um ehrlich zu sein – die Kontrolle über seine Gefühle verloren hatte, hatte er sich bei dem Versuch, möglichst viel Abstand zu ihr zu gewinnen, wie ein Mistkerl verhalten. Schließlich musste er widerwillig zugeben, dass sie für ihn gefährlich war …

Doch jetzt war er älter und noch entschlossener, sich auf seine Karriere zu konzentrieren und sein Singleleben aufrechtzuerhalten. Er war kein Mönch, ganz im Gegenteil, aber eine Beziehung stand nicht ganz oben auf seiner Prioritätenliste. Und sie würde auch nie wichtig sein. Er ließ nicht zu, dass irgendetwas ihn von seinem Weg abbrachte, auch keine Frau.

Natürlich war Emily noch immer umwerfend sexy, da machte es auch nichts, dass sie ihm bei den wenigen Malen, bei denen sie auch nur in seine Richtung geschaut hatte – meistens mit kritisch hochgezogenen Augenbrauen – deutlich gezeigt hatte, dass sie ihm sein stoffeliges Verhalten und seine ungeschickte Abfuhr noch lange nicht vergeben hatte.

Matt ging hinüber zu der Reihe von Aufzügen. Ein Teil seiner Aufmerksamkeit blieb dabei stets auf Emily gerichtet, die mit langen Schritten zielstrebig die Lobby durchquerte. Er drückte auf den Knopf, um den Aufzug zu rufen, und atmete ihren frischen, femininen Duft ein. Drei Schritte noch, zwei Schritte, einer …

„Wollen Sie auch rauf zum Festsaal?“, fragte Emily. Beim Klang ihrer sexy Stimme flutete eine Welle des Begehrens durch Matts Adern. Verdammt, er wollte immer noch hören, wie diese Stimme nachts klang, wenn sie allein und nackt waren und einander ihre schmutzigsten Fantasien zuflüsterten.

Ja, offensichtlich war die Anziehungskraft zwischen ihnen noch immer so stark wie damals. Na wunderbar.

Langsam drehte Matt sich um und schaute in ihre dunkelblauen Augen, bemerkte die Überraschung und Verärgerung darin. In ihrem Blick flackerte Abneigung auf und dahinter, ganz kurz nur, etwas anderes. „Oh, du bist es.“

Matt trat hinter ihr in den Aufzug und drückte den Knopf für das Stockwerk, in dem der Festsaal lag. Als er sich zu ihr umwandte, blickte sie schnell wieder nach oben. Matt zog die Augenbrauen hoch. Er war sich ziemlich sicher, dass sie ihm gerade auf den Hintern geschaut hatte.

Lässig stützte er sich auf den Handlauf an der Wand und lächelte sie an. „Gefällt dir, was du siehst?“

Der kühle Ausdruck wich nicht von Emilys Gesicht. „Schon ganz hübsch.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Aber jetzt, wo ich älter bin, weiß ich, dass es auf den Inhalt ankommt und nicht auf eine hübsche Verpackung.“

Autsch.

Normalerweise gab Matt nicht so schnell klein bei, und er hatte bereits zu einer cleveren Entgegnung angesetzt, doch er schluckte die Worte wieder herunter – gemeinsam mit dem Verlangen, Emily um den Verstand zu küssen. Stattdessen atmete er tief ein und schloss die Finger um den Handlauf. Sonst war er nie um eine schlagfertige Antwort verlegen, doch diesmal fiel ihm nichts Passendes ein.

Er musste diese angespannte Stille durchbrechen, wusste aber nicht, was er sagen sollte. In Falling Brook hatte er nicht viele Bekannte. Sein Haus hier war ein Rückzugsort, wo er hinkam, wenn der Druck und die vielen Menschen in Manhattan ihm zu viel wurden, diese ganze hektische Umgebung. In den letzten sechs Jahren war er Emily nur dreimal begegnet und hatte nie gewusst, wann sie das nächste Mal allein miteinander sein würden.

Autor

Joss Wood

Schon mit acht Jahren schrieb Joss Wood ihr erstes Buch und hat danach eigentlich nie mehr damit aufgehört. Der Leidenschaft, die sie verspürt, wenn sie ihre Geschichten schwarz auf weiß entstehen lässt, kommt nur ihre Liebe zum Lesen gleich. Und ihre Freude an Reisen, auf denen sie, mit dem Rucksack...

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