Heiße Affäre in Cornwall

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Beim Anblick von Ryan Kings durchtrainiertem Körper stockt Maddy der Atem. Während sie seine breiten Schultern, den flachen Bauch und die muskulösen Beine betrachtet, wird die hübsche Rettungsschwimmerin von wilder Lust erfasst. Und so folgt sie Ryan in sein Herrenhaus hoch oben auf den Klippen Cornwalls und tut, was sie noch nie getan hat: Sie lässt sich spontan auf eine heiße Affäre ein. Aber kaum kommt ihr Herz ins Spiel, macht sie eine ungeahnte Entdeckung. Verletzt muss sie sich fragen: Ist sie etwa auf einen unverbesserlichen Playboy hereingefallen?


  • Erscheinungstag 13.11.2011
  • Bandnummer 252011
  • ISBN / Artikelnummer 9783863497682
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

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IMPRESSUM

JULIA erscheint 14-täglich in der Harlequin Enterprises GmbH

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Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Christine Boness

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

Axel Springer Vertriebsservice GmbH, Süderstraße 77, 20097 Hamburg, Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

 

© 2010 by Heidi Rice

Originaltitel: „Surf, Sea and a Sexy Stranger“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN HEAT

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA

Band 252011 (25/3) 2011 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

Übersetzung: Bettina Röhricht

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht als eBook in 12/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86349-768-2

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

JULIA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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Heidi Rice

Heiße Affäre in Cornwall

1. KAPITEL

„Dieser Typ muss der schlechteste Surfer der Welt sein“, sagte Maddy Westmore fassungslos und zitterte unter ihrer Jacke mit der Aufschrift „Rettungsschwimmer“. Der heftige Regen an diesem Oktobertag behinderte ihre Sicht, doch sie konnte den Blick nicht von dem großen, durchtrainierten Mann abwenden, der etwa sechzig Meter vom Strand entfernt im aufgewühlten Meer mit den Elementen kämpfte. Fasziniert und schuldbewusst zugleich sah sie zu, wie er sich auf sein Surfbrett zog, das Gleichgewicht wiederfand und sich dann aufrichtete. Als er heftig schwankte, hielt sie den Atem an.

Seit über einer Stunde versuchte der arme Kerl nun schon, bei jenem für Cornwall typischen miesen Wetter zu surfen, das der Wildwater Bay im siebzehnten Jahrhundert ihren Namen gegeben hatte. Und Maddy hatte ihm fast die gesamte Zeit dabei zugesehen: wie er hinausschwamm, die größte Welle abwartete und dann auf sein Surfbrett stieg. Doch noch war es ihm kein einziges Mal gelungen, sich auf einer großen Welle länger als ein paar Sekunden auf dem Brett aufrecht zu halten.

Einerseits beeindruckte es Maddy, wie ausdauernd er war, andererseits begann sie langsam an seiner Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln. Er musste doch schon völlig durchgefroren und trotz seines muskulösen Körpers total erschöpft sein, zumal die Unterströmungen an diesem Teil des Strandes berüchtigt waren.

„Immerhin ist er ziemlich fit“, gab Maddys Kollege Luke in seinem breiten australischen Akzent zu bedenken. „Und er kommt immer wieder problemlos aufs Brett.“

Maddy atmete heftig aus, als der Surfer erneut rückwärts vom Brett fiel.

„Tja, sein Gleichgewichtssinn lässt allerdings zu wünschen übrig“, stellte Luke ungerührt fest. „Wollen wir Feierabend machen? In zehn Minuten machen wir den Strand sowieso dicht, und außerdem kann jetzt jederzeit die vorhergesagte Gewitterfront eintreffen.“

Maddy ließ sie den Blick über den von den Rettungsschwimmern bewachten Bereich gleiten: Bis auf ein paar vereinzelte Leute mit Boogieboards war der Strand leer. Sogar die abgehärtetsten Surfer waren schon vor Stunden nach Hause gegangen – bis auf einen.

„Ist gut“, stimmte sie zu. „Wir sollten ihn erlösen.“ Sie nahm das Megafon von der Ladefläche des Transporters und freute sich dabei schon auf die heiße Spezialschokolade, die sie ihrem Chef Phil zu Beginn ihrer Nachmittagsschicht im Wildwater Bay Café abschwatzen wollte.

Noch immer war das schwarze Surfbrett mit dem unverkennbaren gelben Zickzackmuster zwischen den hohen Wellen zu sehen.

„Der muss völlig verrückt sein.“ Maddy betrachtete die Gewitterwolken, die sich in einiger Entfernung zusammenzogen. Auch der Wind wurde stärker. In einem derart aufgewühlten Meer wäre es sogar für einen erfahrenen Surfer schwer gewesen, sich oben zu halten. Sie sagte ins Megafon: „Die Rettungsschwimmer beenden ihre Schicht und raten allen, sofort aus dem Wasser zu kommen.“

Doch auch nachdem sie die Ansage wiederholt hatte, reagierte der Surfer nicht.

„Hat er uns vielleicht nicht gehört?“, überlegte Maddy.

„Der Kerl ist schließlich erwachsen, und wenn er sich unbedingt umbringen will, werden wir ihn nicht davon abhalten können“, erwiderte Luke, rieb die Hände aneinander und fing an, die Flaggen einzusammeln, mit denen der bewachte Strandabschnitt markiert war.

Als er damit fertig war, nahm er Maddy das Megafon aus den vor Kälte gefühllosen Händen und legte es auf die Ladefläche. „Ich habe in einer Stunde ein Date mit Jack, der mir heißen Sex zum Nachtisch versprochen hat.“ Jack war Lukes neuer Freund.

Besorgt sah Maddy, wie der Surfer sich ein wenig schleppend wieder aufs Brett zog. Dann zwang sie sich, den Blick abzuwenden. „Du bist wirklich ein echter Romantiker“, stellte sie ironisch fest.

Er lachte. „Heißer Sex kann durchaus romantisch sein, wenn man es richtig anstellt.“

Maddy half ihm, die Fahnen auf die Ladefläche zu hieven. „Ach ja?“, fragte sie ein wenig wehmütig. Seit einem Jahr wohnte sie im Cottage ihrer Großmutter und arbeitete als Rettungsschwimmerin und Kellnerin. Die Abende waren fast immer ihrem Hobby Seidenmalerei gewidmet, sodass Maddy wirklich keine Zeit für Romantik hatte. Und heißen Sex hatte sie noch nie in ihrem Leben gehabt. Eher lauwarmen, dachte sie stirnrunzelnd, als sie die letzte Fahne auf den Wagen hoben.

Letzten Sommer hatte Steve sie verlassen, weil Maddy ihre Seidenmalerei angeblich wichtiger war als er. Und so ganz unrecht hatte er damit nicht gehabt. Denn obwohl sie fast jede freie Minute in ihrer provisorischen Werkstatt gewesen war, hatte die Seidenmalerei sie weniger angestrengt als Steve. Zugegeben, zum Höhepunkt war Maddy durch ihr künstlerisches Hobby nicht gelangt, aber in dieser Hinsicht war auf Steve auch kein Verlass gewesen. Warum hatte sie es nur so lange mit ihm ausgehalten und sich dann noch mehrere Monate wegen der Trennung gequält?

Zitternd schob Maddy sich die Hände in die Jackentaschen. Zumindest hatte sie zum ersten Mal auf ihren Bruder Callum gehört und nicht den Fehler begangen, sich wieder mit Steve zu versöhnen. Auch das Geld, um das er sie angebettelt hatte – und das sie mit Sicherheit nie wiedergesehen hätte –, hatte sie ihm nicht geliehen.

Zwar hatte sie auf Sex und einen warmen Körper verzichten müssen, an den sie sich nachts anschmiegen konnte, doch das war ein geringer Preis dafür gewesen, Achtung vor sich selbst zu bekommen. Sie musste aufhören, „menschliches Treibgut“ – wie Callum es ausdrückte – bei sich aufzunehmen und zu versuchen, diese Gestrandeten zu therapieren. In dieser Hinsicht lag Cal absolut richtig, auch wenn er in Bezug auf Beziehungen nicht gerade eine Autorität war. Er hatte noch nie eine gehabt, die länger als eine Nanosekunde gedauert hätte. Als die Beziehung ihrer Eltern in die Brüche gegangen war, hatte er sich zu einem Casanova erster Güte entwickelt, während Maddy ihren Helferkomplex ausgelebt hatte.

Angefangen hatte es vor vielen Jahren mit Eddie Mayer, der Maddy in der Schuldisco geküsst und ihr dann das Geld für die Schulkantine abgeluchst hatte. Steve war eigentlich nur der Letzte in einer Reihe von Nichtsnutzen gewesen, die alles von Maddy bekommen, aber nichts zurückgegeben hatten. Im vergangenen Winter hatte sie beschlossen, ein neues Leben anzufangen. Seit zwei Wochen war sie vierundzwanzig. Es war also höchste Zeit aufzuhören, immer wieder dieselben Fehler zu machen.

Von nun an würde sie nicht mehr ständig viel zu nett sein und versuchen, allen zu helfen. Nein, in diesem Jahr würde sie die Dinge selbst in die Hand nehmen und bekommen, was sie wollte. Von nun an würde sie andere benutzen statt umgekehrt. Leider waren bereits zehn Monate ins Land gegangen, ohne dass auch nur ein einziger Kandidat auf der Bildfläche erschienen wäre, der sich gern hätte benutzen lassen.

„Merkwürdig“, sagte Luke jetzt. „Ist der Typ an uns vorbeigekommen?“

Maddy verdrängte die Gedanken an den bedauernswerten Zustand ihres Liebeslebens. Als sie sah, wie Luke mit zusammengekniffenen Augen aufs Meer hinausblickte, zog sich ihr vor Angst der Magen zusammen. Ohne weiter zu überlegen, streifte sie sich die Jacke ab, griff nach dem Rettungsbrett und rannte los.

„Nein, ist er nicht“, rief sie ihm über die Schulter zu, während sie aufs Wasser zurannte und angstvoll den Blick umherwandern ließ.

Wenige Augenblicke später hatte Luke sie eingeholt, ausgerüstet mit Funkgerät und Brett. „Ich rufe einen Hubschrauber.“

„Nein, warte, da drüben ist er!“ Maddy hatte das Surfbrett mit dem leuchtend gelben Zickzackstreifen entdeckt. Als sie sah, dass die dunkle Gestalt darauf sich nicht bewegte, erfasste sie Panik.

Lukes Antwort ging im Rauschen unter, als sie sich ins kalte, aufgewühlte Wasser warf. Es war unglaublich anstrengend, gegen die hohen Wellen anzukämpfen, doch zum Glück trieb der verletzte Surfer nicht sehr weit entfernt, da die Wellen sein Brett in Richtung Strand trugen. Schwer atmend versuchte Maddy, sich ihre Kraft gut einzuteilen. Als der Surfer den Kopf bewegte, sah sie auf seiner aschfahlen Wange etwas Tiefrotes. Er blutet! dachte sie und kämpfte sich so entschlossen durch das kalte Wasser, dass ihr Arme und Schultern wehtaten.

Endlich erreichte sie ihn und schob das Rettungsbrett unter ihn. „Keine Sorge, ich bin bei dir!“, rief sie.

Als sie sich mit dem Klettband abmühte, mit dem das Surfbrett des Mannes an seinem Knöchel befestigt war, türmte sich eine mannshohe Welle hinter ihnen auf. Der Surfer stöhnte leise, und etwas Blut rann ihm vom Haaransatz über die Wange.

Konzentrier dich, schärfte Maddy sich innerlich ein. Mach das Band los. Einen Moment nachdem sie den Mann befreit und aufs Rettungsbrett gezogen hatte, brach sich die riesige Welle über ihnen.

Eine Sekunde lang war Maddy wie erstarrt, dann handelte sie genau, wie sie es in der Ausbildung gelernt hatte: Sie umfasste das Rettungsbrett fest, trat heftig Wasser und brachte so sich und den Mann inmitten der tosenden Wellen an die Wasseroberfläche. Der Strand schien unendlich weit weg und all ihre Kraft aufgebraucht zu sein. Doch sie zwang sich, die Panik zu verdrängen und das Rettungsbrett Stück für Stück näher in Richtung Strand zu bewegen.

Nach einer Zeit, die ihr wie eine kleine Ewigkeit vorkam, wurde Maddy von einer großen Hand gepackt und auf die Füße gezogen. Mit vom Salzwasser brennenden Augen sah sie Luke an, dem das dunkelblonde Haar nass an der Stirn klebte.

„Ist gut, ich habe ihn!“, rief er. „Von hier aus kannst du zum Strand gehen.“

Maddys Beine zitterten heftig, als sie losging, während Luke das Rettungsbrett mit dem verletzten Surfer auf den Strand zog. Vor Erschöpfung ganz benommen, sah sie zu, wie er den Mann untersuchte. Dann zog er ihn auf ein Wirbelsäulenbrett und fixierte ihn mit Klettbändern.

„Er atmet und muss nicht wiederbelebt werden“, sagte Luke. „Bestimmt ist er gleich wieder bei Bewusstsein. Ich vermute, dass er heftig mit dem Kopf gegen sein Brett gestoßen ist. Am besten sehen die Sanitäter ihn sich gleich in Ruhe an, wenn sie da sind.“ Er stand auf und fügte hinzu: „Und jetzt hole ich euch beiden eine Decke.“

Obwohl Maddy noch immer Panik die Kehle zuschnürte und ihre Augen vom Salz brannten, spürte sie tief in ihrem Innern etwas heiß werden, als sie wie gebannt den Mann betrachtete, den sie gerettet hatte.

Er war nicht im klassischen Sinne attraktiv wie Luke, doch seine geschwungenen dunklen Brauen und die markanten Züge, die die dunklen Bartstoppeln noch betonten, ließen ihr den Atem stocken. Maddys Blick glitt über seine breiten Schultern, den flachen Bauch und die schlanken, muskulösen Beine, die sich unter dem Neoprenanzug abzeichneten, und sie spürte, wie die Hitze in ihrem Innern zunahm.

Obwohl ihr gar nicht mehr kalt war, erschauerte Maddy. Sie hatte gerade den leicht bläulichen Schimmer um seine sinnlichen Lippen bemerkt, als der Mann ein tiefes Stöhnen von sich gab und sich gegen den Widerstand der Bänder wehrte, die ihn auf dem Brett hielten.

Wie, um alles in der Welt, konnte sie einfach hier herumstehen und den verletzten Fremden begaffen, als wäre er ein Stripper bei einem Junggesellinnenabend? Immerhin war der arme Kerl verletzt und fror sicher erbärmlich! Sie kniete sich neben ihn und legte eine Hand auf seine Wange. Als sie die Bartstoppeln an ihrer Haut spürte, schien eine Art Stromstoß sie zu durchzucken. Maddy zwang sich, ihre heftige Reaktion zu ignorieren.

„Es ist alles in Ordnung“, flüsterte sie so atemlos, dass es ihr fast peinlich war. Du meine Güte, mein Liebesleben muss wirklich dringend angekurbelt werden, wenn mich jetzt schon die Gegenwart von bewusstlosen fremden Männern so durcheinanderbringt! dachte sie. „Bleib ganz ruhig liegen.“

Vorsichtig schob sie ihm das dichte, wellige Haar aus der Stirn. Aus einer klaffenden Wunde sickerte Blut. Als Maddy den Daumen daraufdrückte, öffnete der Mann die Augen. Sofort schlug ihr Herz wie verrückt, denn so tiefblaue Augen wie seine hatte sie noch nie gesehen. Die intensive, fast türkise Farbe erinnerte Maddy an Postkarten aus der Karibik.

Er versuchte sich aufzusetzen, doch die Gurte hielten ihn zurück. „Was zum …“, keuchte er leise, aber schroff.

Um ihn zu beruhigen, legte Maddy ihm die Hand auf den Arm. Leider hatte das Gefühl seiner harten Muskeln unter ihren Fingern auf sie die gegenteilige Wirkung …

„Ich habe dich festgebunden – zu deiner eigenen Sicherheit.“

Der Mann kniff die faszinierenden blauen Augen zusammen. „Und wer, verdammt noch mal, bist du?“

Trotz der Kälte stieg Maddy eine heiße Röte ins Gesicht. „Ich bin eine der Rettungsschwimmerinnen in der Wildwater Bay. Du hast dir den Kopf gestoßen, sodass wir dich an den Strand zurückbringen mussten.“ Sie wusste später selbst nicht, warum sie den Mann von Anfang an geduzt hatte.

„Super“, sagte er und ließ sich zurücksinken. Sein Blick drückte Bitterkeit aus. „Vielen Dank“, fügte er hinzu, was nicht sehr überzeugend klang. „Und jetzt wirst du mich losbinden.“

Maddy versuchte, sich nicht über seinen Befehlston zu ärgern. „Nein“, erwiderte sie höflich, aber bestimmt. „Du darfst dich nicht bewegen, bis die Sanitäter hier sind.“

„Ich brauche keine Sanitäter. Und wenn du mich nicht losbindest, werde ich das eben selbst tun.“

Erstaunt beobachtete sie, wie der Fremde sich geschickt und mit einer kraftvollen Bewegung auf die Seite drehte und den Gurt löste. Dann setzte er sich auf und presste sich stöhnend die Hand an den Kopf.

„Selbst schuld“, bemerkte Maddy nicht mehr ganz so höflich.

Leise fluchend ließ der Mann die Hand sinken. Das Blut an seinen Fingern beachtete er kaum. Als er Anstalten machte aufzustehen, wollte Maddy nach seinem Arm greifen, doch sein eiskalter Blick hielt sie davon ab.

„Ich entscheide selbst, was ich brauche und was nicht“, erklärte er rau.

Mit aller Macht versuchte sie, gelassen zu bleiben. Warum war er nur so stur? „Aber vielleicht hast du Verletzungen, die dir gar nicht bewusst sind“, wandte sie ein.

Als der Mann den Blick zu ihrer Brust gleiten ließ, richteten sich ihre Brustspitzen auf und rieben von innen am Neoprenanzug.

„Das Risiko gehe ich ein.“ Seine Stimme klang sarkastisch, doch um seinen Mund zuckte es leicht, als müsste er ein Lächeln unterdrücken. Und auch seine Augen wirkten plötzlich ganz und gar nicht mehr kühl.

Das konnte doch nicht wahr sein! Versuchte der Albtraum aller Rettungsschwimmer etwa, sie anzumachen? Oder bildete sie sich das nur ein?

„He, Kumpel, wo willst du denn hin?“, fragte Luke, der mit einem Arm voller Rettungsdecken zu ihnen kam.

„Ich gehe.“ Langsam stand der Surfer auf.

Als er leicht schwankte, stützte Luke ihn. „Hältst du das wirklich für schlau? Du hast dir ganz schön den Kopf angeschlagen!“

„Ich weiß“, erwiderte der Mann kühl.

Doch Luke schien das unhöfliche Verhalten nicht zu stören. „Dann nimm wenigstens eine Decke, du musst ja völlig durchgefroren sein.“

Nach kurzem Zögern nahm der Mann eine Decke und wickelte sich unbeholfen und mit zitternden Händen darin ein. „Danke.“

„Wo wohnst du?“, fragte Luke. „Können wir dich irgendwohin mitnehmen?“

Eine Minute lang hörte Maddy nur den tosenden Wind und das heftige Schlagen ihres Herzens. Dann schüttelte der Surfer den Kopf. „Ich wohne in Trewan Manor.“ Er wies mit dem Kinn auf das abweisend wirkende Herrenhaus oben auf den Klippen, von dem aus man über die Bucht blicken konnte. „Ich kann den Weg entlang der Klippen nehmen.“

Das große alte Gebäude faszinierte Maddy schon lange, denn es erinnerte sie an historische Romane wie „Sturmhöhe“. Und irgendwie schien der Fremde mit seinen markanten, leicht rauen, aber äußerst attraktiven Zügen genau zu dem Haus zu passen.

Als er sich umwandte, wollte Maddy ihn aufhalten, doch Luke hielt sie zurück.

„Aber er könnte schwer verletzt sein!“, flüsterte sie und wusste selbst nicht so recht, warum der attraktive Unbekannte ihr so wichtig war.

„Man kann nicht alle retten.“ Lukes wehmütiges Lächeln erinnerte sie an Cal. Er legte ihr eine Decke um die Schultern und sagte tröstend: „Komm, wir fahren ins Café. Die erste Spezialschokolade geht auf mich.“

„Er humpelt“, stellte sie leise und voller Sorge fest.

„Sieht nach einer alten Verletzung aus“, erwiderte Luke. „Wahrscheinlich ist er deshalb immer vom Surfbrett gefallen.“

Maddy war verwirrt, besorgt und verärgert zugleich. Wie konnte man nur so ein Macho sein, dass man den ganzen Nachmittag lang etwas versuchte, zu dem man nicht in der Lage war – und sich dabei auch noch halb umbringen?

„Aber er hat ein ziemlich nettes Hinterteil“, stellte Luke fröhlich fest, woraufhin auch Maddys Blick zu dem muskulösen Po des Surfers wanderte, den dessen hautenger Anzug noch betonte.

Autor

Heidi Rice
Heidi Rice wurde in London geboren, wo sie auch heute lebt – mit ihren beiden Söhnen, die sich gern mal streiten, und ihrem glücklicherweise sehr geduldigen Ehemann, der sie unterstützt, wo er kann. Heidi liebt zwar England, verbringt aber auch alle zwei Jahre ein paar Wochen in den Staaten: Sie...
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