Heiße Sehnsucht nach dem sexy Milliardär

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Katie stockt der Atem, als sie in Conall O’Riordans stahlblaue Augen schaut. Noch nie zuvor hat ein einziger Blick ein solch sinnliches Prickeln in ihr ausgelöst. Doch der Selfmade-Milliardär ist ihr neuer Boss. Katie soll die Hochzeit seiner Schwester organisieren. Diesen Job braucht sie dringend, um ihre Firma zu retten. Sie muss unbedingt einen kühlen Kopf bewahren. Als Conall sie allerdings zu einem Ball in Paris einlädt, kann Katie ihm nicht widerstehen. In seinen Armen fühlt sie sich wie Cinderella … bis er ihr Ungeheuerliches enthüllt!


  • Erscheinungstag 05.04.2022
  • Bandnummer 2538
  • ISBN / Artikelnummer 9783751509596
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Ich erwarte von Ihnen vierundzwanzig Stunden Bereitschaft, sieben Tage die Woche. Und dass Sie mir bei Bedarf unverzüglich zur Verfügung stehen.“

Eigentlich bin ich Veranstaltungsmanagerin, keine Mätresse.

„Tatsächlich?“ Die leise gestellte Frage war heraus, bevor Katherine Hamilton es verhindern konnte, und unterbrach die Flut von Anweisungen, der sie ausgesetzt war, seit sie vor fünf Minuten Conall O’Riordans verglastes Büro betreten hatte. Es befand sich im dreißigsten Stock der Zentrale von Rio Enterprises auf Londons Goldener Meile.

Sie bereute ihre unbedachte Äußerung sofort, als O’Riordan den Blick von den Papieren auf seinem Schreibtisch hob.

Zum ersten Mal blickte sie in seine leuchtend blauen Augen. Ihr stockte der Atem. Ein ungewohntes Kribbeln erfasste sie, gleichermaßen erschreckend wie elektrisierend.

Du meine Güte!

Nachdem Katherine erfahren hatte, dass ihre noch junge Veranstaltungsmanagement-Firma die Chance hatte, einen lukrativen Auftrag von O’Riordans Unternehmen zu ergattern, hatte sie im Internet Nachforschungen über ihn angestellt. So hatte sie vor diesem Gespräch bereits gewusst, dass Conall O’Riordan, der es mit landwirtschaftlichen Maschinen und Agrartechnologie zum Milliardär gebracht hatte, ungewöhnlich gut aussah. Seine Anziehungskraft und Energie, sein Ehrgeiz und Charisma waren legendär. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen und hatte es mit nur einunddreißig Jahren zu einem der begehrtesten Junggesellen Irlands gebracht. Nichts davon hatte sie jedoch auf die Wirkung vorbereitet, die sein ausschließlich auf sie gerichteter intensiver Blick aus diesen unglaublichen blauen Augen auf sie ausübte. Oder auf die Hitze, die sich darunter in ihrem Inneren wie eine Feuersbrunst ausweitete.

Unerbetene Gefühle, wie sie sie seit Toms Tod nicht mehr verspürt hatte. Oder, um ehrlich zu sein, auch vor Toms Tod noch nie. Die Trauer, die sie beim Gedanken an ihren verstorbenen Mann erfasste, half ihr, sich wieder zu beruhigen und ihre unerwartete Reaktion auf O’Riordan genauer zu betrachten.

Ihre Beziehung mit Tom war nie von wilder Leidenschaft geprägt gewesen, nicht einmal annähernd. Die Freundschaft, die sie seit Kindertagen verbunden hatte, hatte sich irgendwann in Liebe verwandelt. Eine Liebe, die platonisch geblieben war. Körperliche Intimität war ihr geringstes Problem gewesen, als Tom plötzlich schwer krank geworden war. Vielleicht erklärte das ja ihre erschreckende Reaktion auf O’Riordan – ihr chronischer Mangel an sexueller Erfahrung.

O’Riordan runzelte die Stirn und verzog den Mund zu einem schmalen Strich, doch die Intensität seines Blickes blieb … Spürte er dasselbe wie sie – diesen Adrenalinstoß, der ein Prickeln in ihrem ganzen Körper auslöste?

„Haben Sie etwas gesagt, Ms. Hamilton?“, fragte er mit rauer, tiefer Stimme, die sie nur noch mehr erregte.

Atme, du Idiotin! Und hör auf, seinen Mund anzustarren!

Katie bemühte sich, ihre Fassung und ihr inneres Gleichgewicht zurückzuerlangen.

Das Honorar für diesen Auftrag konnte ihrer Firma völlig neue Perspektiven eröffnen und ihr eigenes Leben verändern. Sie und ihr Team hatten die letzten achtundvierzig Stunden dafür verwendet, sich auf diese einmalige Chance vorzubereiten. Der Ordner, den sie auf den Stuhl neben sich gelegt hatten, steckte voller Ideen, die sie in Rekordzeit zusammengetragen hatten, nachdem einer von O’Riordans Mitarbeitern sie wegen dieses Projekts kontaktiert hatte.

Wenn sie dieses Honorar jedoch haben wollte, musste es ihr gelingen, mit O’Riordan ein wie auch immer geartetes Arbeitsverhältnis aufzubauen – ungeachtet ihrer vollkommen unangemessenen Reaktion auf ihn.

Ob ihr die Art gefiel, mit der er seine Liste beinahe unverschämter Anforderungen heruntergerasselt hatte, wusste sie noch nicht. Er hatte nicht einmal erwähnt, um was für eine Veranstaltung es eigentlich ging, wenn man im Vorfeld auch angedeutet hatte, es handele sich um ein einwöchiges Teambuilding-Event im Anschluss an eine Feier in der Dubliner Zentrale der O’Riordan Corp.

Was hier allerdings vor sich ging, fühlte sie eher an wie ein Verhör statt eine Vorbesprechung.

„Ich … ich frage mich nur, warum es Ihnen wichtig ist, dass ich vierundzwanzig Stunden lang verfügbar bin“, brachte Katie schließlich hervor.

„Stellt das ein Problem für Sie dar?“ Der raubvogelhafte Blick, mit dem er sie bedachte, fachte das Feuer in ihrem Inneren noch an.

Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen.

Er ist nur ein extrem attraktiver und mächtiger Mann. Es ist nur dein Instinkt. Du bist auch nur ein Mensch. Eine Frau. Es hat rein gar nichts zu bedeuten.

„Nein, eigentlich nicht. Es ist nur …“, setzte sie an, um das angespannte Schweigen zu durchbrechen. „Wenn ich einen Auftrag erhalte, erarbeite ich üblicherweise einen Veranstaltungsplan, den meine Kunden, mein Team und ich dann besprechen, und dann – wenn der Kunde glücklich ist –, übernehmen mein Team und ich …“ Sie brach ab, weil ihr aufging, dass sie unter seinem konzentrierten Blick zu viel redete.

Versuchte er absichtlich, sie nervös zu machen? Falls ja, hatte er damit Erfolg.

„Mein Job ist es, mich um die Details zu kümmern“, fuhr sie schließlich fort. „Im Grunde genommen wäre ich schlecht in meinem Beruf, wenn Sie das Gefühl hätten, mich mitten in der Nacht anrufen zu müssen“, endete sie schließlich, froh darüber, so etwas wie ein Argument hervorgebracht zu haben.

O’Riordan legte seinen Füller auf den Stapel Papiere, die er unterschrieben hatte. Dann hoben sich seine Mundwinkel. Es war nicht wirklich ein Lächeln, eher ein spöttischer Ausdruck, doch dummerweise machte ihn diese Mischung aus Intensität und dunkler, maskuliner Attraktivität noch atemberaubender.

„Ich führe ein internationales Unternehmen, Ms. Hamilton. Derzeit arbeiten wir an Projekten in acht unterschiedlichen Zeitzonen, und ich bin viel unterwegs. Was für Sie mitten in der Nacht ist, könnte für mich gerade hellster Tag sein. Außerdem schlafe ich nachts nie mehr als drei oder vier Stunden“, fügte er hinzu. Dann furchte er die Stirn, vielleicht, weil er etwas Persönliches preisgegeben hatte. Katie änderte ihre Sitzposition. Der Anflug von Mitgefühl darüber, dass er an Schlaflosigkeit litt, war ebenso unangemessen wie all die anderen Gefühle, mit denen sie kämpfte, seit sie O’Riordans Heiligtum betreten hatte.

„Wenn ich eine Frage zur Veranstaltung habe, möchte ich eine Antwort. Sofort. Von Ihnen. Nicht von einem Ihrer Mitarbeiter“, stellte er klar. Sein Tonfall war herablassend und scharf. „Wenn die Frage der Verfügbarkeit ein Problem für Sie ist, können wir diese Besprechung sofort beenden.“

„Ist sie nicht“, beeilte Katie sich zu sagen. „Wenn Sie mich brauchen, bin ich für Sie da. Ich wollte nur betonen, dass das nicht nötig sein sollte“, fügte sie rasch hinzu. Sie wollte diesen Auftrag, koste es, was es wolle. Und das nicht nur aus beruflichen Gründen.

Conall O’Riordan stellte eine Herausforderung dar. Für ihre Firma genauso wie für sie persönlich. Eine Herausforderung, wie sie sie seit Toms Tod vor fünf Jahren gemieden hatte. Denn in ihr war einiges mit ihm gestorben. Sie war noch immer nicht bereit, sich auf einen anderen Mann einzulassen. Aber die völlig überraschende sexuelle Anziehungskraft eines Kunden zu genießen – der dann noch das Kaliber eines Conall O’Riordan hatte –, bedeutete vielleicht auch einen Schritt zurück ins richtige Leben.

„Schön, dass wir uns einig sind, was das angeht.“

Ihre Anspannung ließ nach – zumindest ein bisschen. Dass sie sich körperlich so zu diesem Mann hingezogen fühlte, war nichts, was ihr Angst machen musste. Zumal sie dem um nichts auf der Welt jemals nachgeben würde. Und es außerdem ausgeschlossen war, dass es O’Riordan ähnlich ging. Nach ihrer eingehenden Internetrecherche wusste sie, dass er sich bevorzugt mit Models, Schauspielerinnen und anderen auserwählten Frauen umgab, die ebenso umwerfend aussahen wie er selbst.

Um das Gespräch wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, griff sie nach ihrem Aktenordner. „Möchten Sie die Konzepte sehen, die wir auf Wunsch Ihrer Mitarbeiter bereits erstellt haben?“ Katie stand auf, um den Ordner auf O’Riordans Schreibtisch zu legen. „Es hieß, es ginge um ein einwöchiges Teambuilding-Event in Ihrer Dubliner …“

„Nein.“

„Wie bitte?“ Schützend hielt sie den Ordner vor sich. Zu den völlig unangemessenen Gefühlen, die sie plagten, gesellte sich jetzt auch noch Angst.

Hatte Caroline Meyer, ihre Assistentin, etwas falsch verstanden? Doch das war unwahrscheinlich. Caro war brillant, ihr unterliefen keine Fehler. Und wenn doch, würden sie diesen Auftrag niemals erhalten, und die Arbeit der letzten achtundvierzig Stunden wäre umsonst gewesen.

Doch bevor sich Katies Sorge in eine echte Panikattacke verwandeln konnte, bedeutete O’Riordan ihr, sich wieder zu setzen.

„Ich habe Sie absichtlich falsch informieren lassen.“

„Aber … wieso?“ Katie wusste nicht, ob sie überrascht oder wütend sein sollte.

„Weil mir die Privatsphäre meiner Familie sehr am Herzen liegt und ich nicht möchte, dass Information über die eigentliche Veranstaltung oder den Ort an die Presse geraten. Sie werden eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben müssen, bevor ich Ihnen den Auftrag erteile.“

„Ich … ich verstehe“, antwortete sie, obwohl das Gegenteil der Fall war. Das Wahren der Privatsphäre eines Kunden war eine der Kernkompetenzen jedes Eventmanagers. Verstieß man gegen diesen Grundsatz, würde das den Ruf des Unternehmens unwiederbringlich zerstören.

„Selbstverständlich unterschreibe ich gerne eine Verschwiegenheitserklärung, wenn es das ist, was Sie wünschen.“ Es war schließlich nur eine weitere Forderung auf seiner völlig überflüssigen Liste von Anweisungen.

Sie wusste, wie dominant und fordernd Geschäftsleute wie Conall O’Riordan sein konnten, denn ihr Halbbruder, Ross De Courtney, besaß und leitete das größte Logistikunternehmen Europas. Anders als O’Riordan allerdings hatte Ross das Imperium nicht selber aufgebaut, sondern es von ihrem gemeinsamen Vater nach dessen Tod geerbt. Doch er besaß denselben Ehrgeiz wie O’Riordan, denn in seinen zehn Jahren als Geschäftsführer war das Unternehmen exponentiell gewachsen, und er war genauso anspruchsvoll und unnachgiebig wie der Mann, der ihr nun gegenübersaß.

Für Ross hatte sie jedoch nie eine Veranstaltung organisieren müssen. Genau genommen hatte sie in den vergangenen fünf Jahren in seinem Leben überhaupt keine Rolle mehr gespielt. Grund war ihre Hochzeit, wegen der sie sich zerstritten hatten.

„Was du für Tom empfindest, ist nicht Liebe, sondern Mitleid, Katie. Du bist erst neunzehn. Ich weigere mich, etwas so Irrwitzigem meine Zustimmung zu erteilen. Und ganz bestimmt werde ich für diese Hochzeit kein Geld ausgeben.“

„Ich brauch dein Geld nicht, und deine Zustimmung schon gar nicht.“

Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter, den sie immer dann verspürte, wenn sie an diesen schlimmen Streit dachte und daran, wie leicht es Ross gefallen war, sie aus seinem Leben zu verbannen. Genau wie ihrem Vater …

Sofort schob Kate auch diese schmerzhafte Erinnerung beiseite. Ließe sie sie jetzt zu, würde sie sich nur noch angreifbarer machen.

Zwei schlaflose Nächte, in denen sie an den mittlerweile nutzlosen Konzepten gearbeitet hatte, waren anscheinend eine denkbar schlechte Vorbereitung für diese Besprechung gewesen.

Conall war weder ihr dominanter, schwerreicher Halbbruder, der sie aus seinem Leben gestrichen hatte, noch ihr Vater, der sich geweigert hatte, ihre Existenz auch nur anzuerkennen. Er war ein vermögender Kunde. Zwischen ihnen gab es keine persönliche Verbindung.

Gott sei Dank. Mit ihm zusammenzuarbeiten, würde ihr einzigartige Einblicke in ein Projekt ganz neuer Größenordnung gestatten. Sie würde Erfahrungen sammeln können, die für die Gewinnung anderer Kunden seines Kalibers unbezahlbar waren.

„Allerdings fürchte ich, dass ich wissen muss, um welche Art von Veranstaltung es sich handelt. Bevor ich in der Ausschreibung ein vernünftiges Konzept vorlegen kann“, fügte sie rasch hinzu, für den Fall, er glaubte, sie habe magische Kräfte und könnte Vorschläge aus dem Hut zaubern, ohne sich mit ihrem Team vorbereitet zu haben. Sie legte den unbenutzten und nunmehr vollkommen überflüssigen Ordner wieder auf den Stuhl neben sich.

„Es wird keine Ausschreibung geben. Sie haben den Auftrag.“

Auf ihre Überraschung folgte ein Triumphgefühl. „Wirklich?“, fragte sie ungläubig und bereute es sofort.

Unprofessioneller geht es nicht, Katie.

Wieder erschien um O’Riordans Mund dieses Beinahe-Lächeln, das ihr Herz schneller pochen ließ.

„Ja. Ich möchte, dass diese Veranstaltung genau meinen Ansprüchen angepasst wird. Sie soll ein Statement sein, wie es der Rolle der O’Riordans in unserer Gemeinde und der irischen Gesellschaft entspricht. Ich habe mich mit Karim Khan über die Babyparty unterhalten, die Sie letzten Monat für seine Frau Orla organisiert haben.“ Damit erwähnte er den wichtigsten Auftrag, den Hamilton Events bisher erhalten hatte. „Er hat Sie mir empfohlen.“

„Es hat mir großen Spaß gemacht, diese Veranstaltung zu organisieren.“ Katie musste lächeln bei der Erinnerung daran, wie sie den Auftrag in letzter Minute über die Bekannte einer Bekannten erhalten hatte. Es war Hamilton Events’ erster Ausflug in die Veranstaltungs-Topliga gewesen und hatte ihr das Selbstvertrauen gegeben, sich dort um weitere Aufträge zu bemühen. „Die beiden sind ein echtes Traumpaar“, fügte sie hinzu.

Bei der Babyparty der Khans hatte es sich um eine kleine, intime Veranstaltung gehandelt – jedenfalls für einen so schwerreichen Kunden wie Karim Khan, einen Angehörigen des arabischen Königshauses, der vor einigen Jahren den Thron von Zafar bestiegen hatte.

Auf eine kleine, intime Feier ließ das, was O’Riordan über seine Veranstaltung bisher gesagt hatte, allerdings nicht schließen.

„Über Ihr Honorar können wir sprechen, wenn wir den Vertrag unterschreiben“, sagte er jetzt, anscheinend noch immer nicht bereit, ihr zu verraten, um was genau es ging. „Aber ich bin bereit, Ihnen das Doppelte Ihres üblichen Satzes zu bezahlen, solange alle meine Wünsche erfüllt werden. Wenn ich es richtig verstanden habe, berechnen Sie regulär zehn Prozent des Gesamtbudgets.“

„Richtig. Wenn Sie mir nicht sagen möchten, um was für eine Art Veranstaltung es sich handelt, wäre es zumindest gut, den Umfang des Budgets zu erfahren und mit wie vielen Gästen Sie rechnen.“

„Ich zahle, was immer nötig ist“, entgegnete er in einem Tonfall, der verriet, dass Geld keine Rolle spielte. „Aber grob hatte ich an fünf Millionen Pfund gedacht. Und es werden an die einhundertfünfzig Gäste kommen.“

„Aha.“ Katie versuchte normal weiterzuatmen.

Ein Budget dieser Größenordnung würde es Hamilton Events ermöglichen, sich zu vergrößern und neue Büros in der Londoner Innenstadt zu beziehen. Zwar liebte sie das eigenwillige, umgebaute Bahnhofsgebäude in Shoreditch im trendigen East London, in dem ihr Büro untergebracht war, aber es war nicht das, was die von ihr angestrebte Kundschaft erwartete. Und über das Geld hinaus könnte dieser Auftrag das Trittbrett für Hamilton Events sein, endgültig in die obere Liga aufzusteigen.

O’Riordan erhob sich und hielt ihr die Hand hin. „Deal?“

Es war zwar keine wirkliche Frage, doch sie nickte und stand ebenfalls auf.

Als er ihr entschlossen die Hand drückte, spürte sie das Feuer in ihrem Inneren erneut aufflammen. Ihre Handfläche brannte, als er sie wieder losließ.

„Möchten Sie mir verraten, um was für eine Art Veranstaltung es sich handelt, oder soll ich erst die Verschwiegenheitserklärung unterschreiben?“, fragte sie, während sie sich unauffällig die glühende Hand am Bein rieb.

Es ist ein Job, Katie. Und zwar ein richtig guter. Hör endlich auf, dich so anzustellen.

Er neigte den Kopf zur Seite, doch gerade, als sie glaubte, er hätte bemerkt, wie nervös sie war, hob er die Schultern. „Es ist eine Hochzeit.“

Sie zuckte unmerklich zusammen. Hochzeiten zu organisieren hatte sie immer vermieden, denn das erinnerte sie an die einzige, die sie jemals geplant hatte: ihre eigene. Mit Tom. Den sie geheiratet hatte, bevor er zehn Tage später an einem seltenen Krebs gestorben war, der seinen Körper ein Jahr vor ihrer Hochzeit befallen und ihnen nach und nach das Leben geraubt hatte, dass sie hätten führen können.

„Sie wollen heiraten?“, fragte sie hastig, bevor ihr die Wahrheit herausrutschen konnte.

Wusste er, dass sie professionell noch nie eine Hochzeit organisiert hatte? Würde er sein Angebot zurückziehen, wenn sie es ihm sagte? Wie sollte sie es schaffen, für einen Mann wie ihn all die Details zu arrangieren, wie sie es einst aus Liebe getan hatte? Einen Mann, der ebenso emotionslos wie attraktiv war?

Als er kurz auflachte, klang er sowohl bitter als auch amüsiert. „Oh nein. Es handelt sich um die Hochzeit einer meiner Schwestern. Der Jüngeren der beiden.“ Plötzlich wirkte er deutlich entspannter.

So kalt und zynisch dieser Mann auch erscheinen mochte, war er doch ganz offensichtlich nicht so schlimm wie Katies Bruder. Zumindest schien er sich sehr viel aus seinen Schwestern zu machen.

Krampfhaft versuchte sie, sich nicht von der Wärme in seinem Blick beeindrucken zu lassen. Nur weil Conall O’Riordan seine Schwestern liebte – so sehr, dass er ein Vermögen für eine Hochzeit auszugeben bereit war –, hieß das nicht, dass er keine Gefahr für ihren Seelenfrieden darstellte. Von dem logistischen Albtraum einmal ganz abgesehen. Katie wusste natürlich, dass es nahezu unmöglich war, kurzfristig einen angemessenen Veranstaltungsort für eine hochkarätige Hochzeit mit einhundertfünfzig Gästen zu finden.

„Sie heißt Imelda“, unterbrach O’Riordan ihre Gedanken. „Sie ist einundzwanzig Jahre alt und hat die verrückte Entscheidung getroffen, ihren Jugendfreund zu heiraten. Einen kleinen Farmer in der Nähe meines Hauses in Connemara. Selbstverständlich bin ich dagegen“, fügte er überflüssigerweise hinzu, denn seine Ablehnung war nicht zu überhören. „Aber sie ist nicht nur eigensinnig, sondern auch eine hoffnungslose Romantikerin. Also habe ich keine Wahl und daher entschieden, ihr Kildaragh für die Feier zur Verfügung zu stellen.“

Katie verspürte Erleichterung. Bei ihrer Internetrecherche hatte sie Fotos von Kildaragh Castle gesehen. Das an der wilden Westküste Irlands gelegene, größtenteils viktorianische Gebäude war auf den Resten eines mittelalterlichen Klosters erbaut worden und sah einfach atemberaubend aus.

Eine Sorge war ihr immerhin genommen.

Sie musste an das denken, was er gerade gesagt hatte. „Sind Sie dagegen, dass Ihre Schwester heiratet – oder gegen die Beziehung als solche?“

Als er die Stirn runzelte, wusste Katie, dass sie zu weit gegangen war, doch zu ihrer Überraschung beantwortete er ihre Frage.

„Gegen beides, Ms. Hamilton. Imelda ist noch so jung, dass sie den üblichen Unfug über Romantik und Liebe glaubt. Und somit auch zu jung, eine solche Entscheidung zu treffen. Doch selbst wenn es anders wäre, würde sie einen Fehler machen. Donal ist ein netter Junge, aber er hat keinen Ehrgeiz. Er ist nicht gut genug für sie.“

„Dass sie ihn wirklich liebt, können Sie sich also nicht vorstellen?“

„Richtig. Und das nicht zuletzt, weil es wahre Liebe gar nicht gibt. Liebe ist lediglich ein Konstrukt, um unvorsichtige Menschen in eine Falle zu locken“, erläuterte er. „Und um die Leute um ihr hartverdientes Geld zu bringen.“

Seine Ansichten klangen so zynisch, dass er Katie beinahe leidtat. Wie konnte man bloß mit einer so hoffnungslosen Überzeugung leben? Sie hatte die Liebe ihres Lebens gefunden und verloren. Es hatte sie fast umgebracht. Sie glaubte nicht, dass sie noch einmal einen Mann finden würde – wollte es auch gar nicht. Es würde sich anfühlen, als betröge sie Tom. Aber es machte sie traurig, dass Männer wie O’Riordan und ihr Bruder so etwas nie erleben würden … trotz ihres Reichtums und ihres Erfolges.

„Und um den niedersten aller Triebe zu glorifizieren“, schloss er. Wieder verzog sich sein Mund zu diesem unwiderstehlichen Halblächeln. Plötzlich war die Atmosphäre im Raum geladen. O’Riordan musterte sie, durchdringend, provokativ und auf eine verstörend intime Art und Weise.

Katie hielt den Atem an. Wie ihr Körper darauf reagierte, war beinahe demütigend.

„Und trotzdem wollen Sie ein Vermögen ausgeben, um eine Hochzeit zu feiern, die Sie nicht gutheißen?“, fragte sie in dem verzweifelten Versuch, die Spannung zu lösen.

„Ob ich sie gutheiße oder nicht, wird an Imeldas Fehlentscheidung nichts ändern. Und wieso sollten gerade Sie meinen Plan in Frage stellen, wenn Sie damit sehr viel Geld verdienen können?“

„Weil ich daran glaube“, gab sie zurück und versuchte, sich von seiner letzten Bemerkung nicht kränken zu lassen.

„Woran? Daran, ein Vermögen für eine Hochzeit auszugeben?“

„Nein. An die Ehe. Und an die Liebe.“

Er blinzelte, und bevor er sie verbergen konnte, sah Katie Überraschung in seinem Blick aufflackern.

„Wie altmodisch. Und praktisch für eine Hochzeitsplanerin.“

Katie war keine Hochzeitsplanerin – noch nicht, jedenfalls. Und es war nicht ihre Aufgabe, Kunden von der Liebe zu überzeugen. Früher einmal war sie vielleicht eine ebenso hoffnungslose Romantikerin gewesen wie O’Riordans Schwester, doch mittlerweile war sie realistischer. Trotzdem wollte sie seine sarkastische Bemerkung nicht unkommentiert lassen.

„Mag sein, aber so bekommen Sie wenigstens etwas für Ihr Geld. Denn ich werde mein absolut Bestes geben, damit Imeldas großer Tag ein Ereignis wird, das sie ihr Leben lang nicht vergisst.“

„Zumindest bis zu ihrer Scheidung nicht“, warf er trocken ein. „Aber es freut mich sehr, dass Sie für mein Geld Leistung bringen wollen. Ich bestehe nämlich immer darauf, zu bekommen, wofür ich zahle.“

Er hielt den Blick fest auf sie gerichtet, und allmählich hatte Katie das Gefühl, dass es in diesem Gespräch nicht länger um Imeldas Hochzeit ging. In der Luft knisterte eine elektrisierende Energie, die sie, unerfahren wie sie war, noch nie erlebt hatte.

O’Riordan ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder und wandte sich seinen Papieren zu. „Mein Assistent wird Sie kontaktieren, sobald Sie die Verschwiegenheitserklärung unterschrieben haben“, sagte er ohne aufzusehen.

Katie hatte das Gefühl, in sich zusammenzusinken, wie eine Marionette, deren Fäden plötzlich losgelassen worden waren. Seine Aufmerksamkeit zu verlieren war beinahe ebenso verstörend, wie in deren Zentrum zu stehen.

„Ich fliege am kommenden Freitag mit meinem Hubschrauber nach Kildaragh. Sie könnten mich eine Woche lang begleiten, sich die Örtlichkeiten ansehen und Einzelheiten organisieren. Am Ende der Woche hätte ich gerne einen abschließenden Plan vorliegen.“

„Sie erwarten, dass ich eine Hochzeit mit einhundertfünfzig Gästen bis Ende nächster Woche organsiert habe?“ War ihm überhaupt klar, dass er da etwas vollkommen Unmögliches von ihr forderte? Jede Veranstaltungsplanung erforderte Zeit und Bedacht. Selbst wenn der Ort feststand, musste man sich um unendlich viele Details kümmern und zahllose Entscheidungen treffen.

Als ihre Blicke sich kreuzten, war es, als würden die Fäden der Marionette plötzlich wieder gespannt. Sie hatte das Gefühl, er forderte absichtlich das Unmögliche von ihr. Und genoss es auch noch. „Ja, das tue ich“, erwiderte er. „Ich weiß, dass es knapp ist, aber ich denke, Sie bekommen das hin. Falls nicht, kann ich den Auftrag immer noch …“

„Keine Sorge, ich schaffe es.“ Sie würde einfach wie eine Wahnsinnige arbeiten müssen, sobald sie in Connemara war.

„Gut. Arbeiten Sie bis dahin ein paar Konzepte aus, die ich mir auf dem Weg nach Kildaragh ansehen kann.“

„Natürlich. Wäre es okay, wenn ich Leute aus meinem Team mitbringe?“ Wenn sie Caro dabei hätte, die mit ihr an den Details arbeiteten könnte, und Trev, einen ihrer freiberuflichen Mitarbeiter, der sich die Lieferanten vor Ort anschauen könnte …

„Nein, wäre es nicht. Ich möchte, dass Sie alleine mitkommen. Ich will keine Horde Wildfremder in meinem Haus.“

Caro und Trev waren nicht gerade eine Horde, und den Fotos aus dem Internet zufolge musste sein Domizil über mindestens hundert Schlafzimmer verfügen, aber Katie hatte einmal mehr das Gefühl, dass sie hier einem Test unterzogen wurde. Und da sie nicht vorhatte, durchzufallen, willigte sie ein. Sie wollte diesen Auftrag nicht verlieren.

„Ich kann auch alleine arbeiten, wenn Sie es wünschen.“ Und es gab ja immer noch E-Mails und Bildschirmkonferenzen, wenn sie ihr Team brauchte.

O’Riordan nickte kaum merklich, als hätte er nichts anderes von ihr erwartet. „Und übrigens, ich möchte kein Weihnachtsmotto, auch wenn die Hochzeit in der ersten Dezemberwoche stattfindet.“

Sie nickte. „Wir können ein winterliches Thema nehmen, wenn Imelda und Ihnen das lieber ist.“

„Ist es.“ Katie fiel auf, dass die Meinung seiner Schwester ihn nicht zu interessieren schien. Dann hatte er also ein Problem mit Weihnachten und mit Romantik. Welch eine Überraschung. Und er schien zu glauben, dass er die Feier ganz ohne die Braut organisieren konnte. Das Mitgefühl, das sie eben noch für ihn verspürt hatte, schien zunehmend unangebracht.

Er senkte den Blick wieder auf die Papiere. „Sie finden sicher alleine hinaus.“ Er schickte sie einfach fort.

Als sie sein Büro verließ, ignorierte sie die Empörung, die sein knapper Befehl in ihr auslöste. Lieber konzentrierte sie sich auf die Erleichterung darüber, seinem Blick, dem nichts zu entgehen schien, endlich entronnen zu sein.

Autor

Heidi Rice
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