Im Bett mit dem falschen Verlobten

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Liebt sie ihren Verlobten Keaton wirklich? Wenn Honor ehrlich ist, hat sie Zweifel, was eine gemeinsame Zukunft mit ihm angeht. Es knistert einfach nicht zwischen ihnen. Bis sie in einem Hotel in Seattle spontan eine wunderbare Liebesnacht mit ihm verbringt. Was für toller Sex! Zu spät erfährt Honor, dass sie mit Logan geschlafen hat, Keatons als vermisst geltendem Zwillingsbruder. Eigentlich ist sie entschlossen, ihre Verlobung aufrechtzuerhalten. Aber wann immer sie Logan sieht, würde sie ihren sexy Fehler am liebsten wiederholen!


  • Erscheinungstag 12.10.2021
  • Bandnummer 2207
  • ISBN / Artikelnummer 9783751503884
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Honor Gould hatte erst zwei Gläser Champagner getrunken, doch sie fühlte sich schon ein bisschen beschwipst. Höchste Zeit, mit dem Alkohol aufzuhören. Am Beispiel ihrer Mom hatte sie es auf die harte Tour gelernt, was es bedeutete, wenn aus beschwipst betrunken wurde und im trunkenen Zustand gefährliche und dumme Entscheidungen fielen.

Der Geräuschpegel in der Hotelbar wurde ohrenbetäubend, als immer mehr Tagungsteilnehmer hereinströmten. Es erstaunte sie immer wieder, wie Leute, die im Job unglaublich professionell auftraten, nach Feierabend alle Hemmungen fallen ließen. Sie selbst war stolz auf ihre eiserne Disziplin. Wenn sie sich einmal gehen ließ, und das geschah nicht oft, dann niemals in der Gegenwart von Fremden. Nein, Honor hatte einen Plan, und über den Durst zu trinken und laut zu werden, stand ganz gewiss nicht auf ihrer To-do-Liste.

Deshalb lehnte sie ab, als einer ihrer Kollegen ein frisch gefülltes Glas Champagner vor sie hinstellte.

„Ach, komm schon“, protestierte der Typ. „Innenarchitektin des Jahres wirst du nicht jeden Tag. Das muss gefeiert werden.“ Er schob die Sektflöte mit dem golden perlenden Getränk mit Nachdruck in ihre Richtung.

Damit er Ruhe gab, stieß Honor mit ihm an, hob das Glas an die Lippen und tat so, als würde sie trinken.

„Geht doch!“, meinte der Typ und wandte sich zu ihrer Erleichterung einer Gruppe von Neuankömmlingen zu, die lärmend hereinkamen.

Honor bewegte sich sich ans andere Ende der Bar, wo es ruhiger war und von wo aus sie das Publikum noch ein wenig beobachten konnte, bevor sie sich auf das Zimmer zurückzog, das sie gebucht hatte, um für die Präsentation morgen in aller Frühe, noch bevor sie ins Büro fuhr, frisch und ausgeruht zu sein. Die Zahl der Zuhörer würde sich vermutlich in Grenzen halten: Die meisten Konferenzteilnehmer würden nach dieser Nacht länger schlafen, aber das war ihr gleichgültig. Ihr ging es hauptsächlich darum, Extrapunkte für ihren Lebenslauf zu sammeln. Honor hatte sich praktisch aus der Gosse emporgearbeitet und bewegte sich nun auf einer steilen Kurve in Richtung Erfolg und Reichtum – genau wie sie es sich als kleines Mädchen erträumt hatte. Die Auszeichnung, die sie heute Abend erhalten hatte, ihr Vortrag auf dieser renommierten Konferenz, das alles waren kleine Schritte auf dem Weg zum Ziel, das da hieß: Sicherheit, Geborgenheit, Wahlmöglichkeiten.

Sie stellte das volle Champagnerglas auf die Theke und bat den Barkeeper um ein Mineralwasser. Sobald sie ausgetrunken hatte, würde sie aufs Zimmer gehen und ihre Notizen für den Vortrag noch einmal durchgehen. Kein Mensch würde ihre Abwesenheit bemerken.

Das Wasser kam, und sie wollte gerade ansetzen zu trinken, als es ihr eiskalt über den Rücken lief und sich die Härchen in ihrem Nacken aufrichteten. Als sie sich halb umwandte, blieb ihr Blick an dem Mann hängen, der soeben zur Tür hereinkam.

Keaton? Hier? Sollte das eine Überraschung sein? Sie traute ihren Augen nicht. Spontaneität konnte man ihrem Verlobten normalerweise nicht vorwerfen. Als sie ihm sagte, dass sie wegen der Tagung zwei Tage im Hotel eincheckte, hatte er nur mit einem Kopfnicken reagiert, ohne von seiner Arbeit aufzusehen, und die Einladung, sie zu dem Galadiner und der Preisverleihung zu begleiten, hatte er ausgeschlagen, weil er selbst zu einem Geschäftsessen musste. Und jetzt kreuzte er einfach hier auf und steuerte auf einen kleinen Tisch ganz hinten an der Wand zu.

Er war ein gut aussehender Mann – ein sehr attraktiver Mann. Okay, müde sah er aus, richtig ausgebrannt. Trotzdem schenkte er der Kellnerin, die innerhalb von Sekunden vor ihm stand, ein strahlendes Lächeln. War ja klar, dass sie sofort an seinen Tisch kam, obwohl die Bar brechend voll war. Dabei tat Keaton immer so, als wüsste er nicht, wie er auf andere wirkte.

Honor bemerkte, dass sie mit dem Daumen der linken Hand an ihrem Verlobungsring herumspielte, wie immer, wenn sie durcheinander war, und sie zwang sich, damit aufzuhören.

Irgendetwas an ihm war anders als sonst, sie kam nur nicht gleich drauf, was es war. Doch: seine Kleidung! Viel zu cool. Keaton Richmond und casual? Niemals! Nicht mal bei einem Picknick – nicht, dass sie ständig Picknick machten. Aber die Lederjacke, die er lässig über die Schulter gehängt hatte, wirkte so weich und bequem, als besäße er sie schon seit Jahren, dabei hatte Honor sie noch nie an ihm gesehen. Was nicht besonders viel hieß, denn so genau kannte sie seinen Kleiderschrank nicht, schließlich wohnten sie nicht zusammen.

Jetzt hob er den Kopf und sah sich um. Über Honor glitt sein Blick zunächst hinweg, aber dann hielt er inne und schenkte ihr doch einen zweiten Blick. Sie lächelte, doch auch darauf reagierte er zunächst nicht. Dann endlich verzogen sich seine Mundwinkel, wenn auch nur vorsichtig, aber selbst das ging Honor durch und durch. Sie wollte gerade aufstehen und zu ihm gehen, als er den Kopf senkte, um die kleine Speisekarte zu studieren, die auf dem Tisch auslag.

War das eine Art Spiel? Wollte er sie nicht kennen? Honor wusste nicht, ob sie sauer sein sollte oder einfach nur neugierig. Hatte er sich tatsächlich zu Herzen genommen, was sie ihm neulich vorgeworfen hatte? Seit Monaten hatten sie nicht mehr miteinander geschlafen, und beim letzten Mal war der Sex auch eher ein Ventil für ihre Bedürfnisse gewesen als ein Ausdruck von Zuneigung. So langsam fragte sie sich, ob sich ihre Hoffnungen und Träume nicht in Luft auflösen könnten.

Auf ihren Vorschlag, ihr Liebesleben ein bisschen aufzupeppen und eventuell schon vor der Hochzeit – für die sie noch nicht einmal einen Termin festgelegt hatten – zusammenzuziehen, hatte Keaton ausweichend reagiert. Ihre Beziehung befand sich in einer Art Schwebezustand, und das belastete Honor. Seit sie vor fünf Jahren bei der Firma angefangen hatte, die Keatons Familie gehörte, arbeitete sie mit ihm zusammen, seit zwei Jahren waren sie ein Paar, vor einem halben Jahr hatten sie sich verlobt. Ihre Beziehung war nicht gerade die Romanze des Jahrhunderts, aber Romantik wurde in Honors Augen generell überbewertet. Man musste sich doch bloß ansehen, wohin sie bei ihrer Mom geführt hatte. Nein, sobald Honor sich den Job bei Richmond Developments gesichert hatte, peilte sie die Unternehmensspitze an, und wenn sie den Sohn des Vorstandsvorsitzenden heiraten musste, um schneller ans Ziel zu kommen, würde sie auch das tun. Es war ja nicht so, dass sie Keaton nicht mochte, der Funke musste nur immer wieder neu entfacht werden.

Aber ein Rollenspiel war normalerweise nicht sein Ding. Was sollte das Ganze?

Die Frage beschäftigte sie so sehr, dass sie beschloss, sich darauf einzulassen, um herauszufinden, worauf es hinauslief. Die Bedienung servierte Keaton ein großes Helles. Auch das eine Überraschung. Keaton trank kein Bier, nicht einmal an einem heißen Sommertag. Gebannt beobachtete sie, wie er das beschlagene Glas an die Lippen führte und in langen, gleichmäßigen Zügen trank. Sie sah, wie sein Adamsapfel hüpfte, wenn er schluckte, dass seine Lippen feucht glänzten, als er das Glas absetzte, und als er sich mit der Zunge über die Lippen leckte, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Dann blickte er auf. Und ertappte sie beim Gaffen.

Anscheinend war er überrascht, dass sie ihn immer noch anstarrte. Wieder dieses verhaltene Lächeln. Honors Nippel drückten hart gegen den spitzenbesetzten BH. Wow! Wann hatte er sie zum letzten Mal dermaßen angetörnt? Genug gespielt, jetzt war es Zeit zu handeln. Sie kramte in ihrer Clutch, bis sie eine der beiden Schlüsselkarten ertastete, die sie an der Rezeption bekommen hatte, und verbarg sie in der Hand.

Die Frau tänzelte durch den Raum, anders konnte man es nicht beschreiben. Sie trug ein eng anliegendes, schwarzes Cocktailkleid mit extravaganten Cut-outs an der Taille, es schien ihr auf den Leib geschneidert. Zielstrebig bahnte sie sich einen Weg durch die Menge, jedem Versuch, sie in ein Gespräch zu verwickeln, wich sie geschickt aus, so fixiert war sie auf ihn.

Auf dem fast dreizehnstündigen Flug, der um neun Uhr abends von seiner Heimatstadt Auckland in Neuseeland nach Los Angeles gestartet war, hatte er kein Auge zugetan, und auch während des Anschlussflugs nach Seattle hatte er kaum geschlafen. Obwohl ihm Schlafmangel und Jetlag zusetzten, hatte er sich gleich nach der Ankunft gezwungen, eine Runde spazieren zu gehen – ein verzweifelter Versuch, sich an die Ortszeit anzupassen, die seiner zwanzig Stunden hinterherhinkte. Jetzt sehnte er sich nur noch nach einem Happen zu essen, einem kalten Bier und einem Bett. Nach Gesellschaft war ihm gerade nicht zumute, aber die würde er offenkundig bekommen, ob ihm das passte oder nicht.

Immerhin, sie sah verdammt gut aus. Das lange, volle blonde Haar lockte sich sanft über eine Schulter bis auf die Brüste, die man ansatzweise durch den schlüssellochförmigen Halsausschnitt erahnen konnte. Wirklich ein raffiniertes Outfit – und sexy obendrein! Trotzdem war er sich ziemlich sicher, dass es ausgezogen noch viel besser aussehen würde. Auf dem Boden seines Hotelzimmers zum Beispiel.

Logan schüttelte seinen Kopf. Nein. Dafür war er nicht hergekommen. Er war hier, um herauszufinden, wer er war, so seltsam das klingen mochte. Schließlich war er vierunddreißig. Wenn ein Mann in dem Alter noch nicht wusste, wer er war, dann vermasselte er wahrscheinlich so gut wie alles in seinem Leben Dabei hatte er es ganz genau gewusst – bis er beim Ausräumen des Hauses seiner verstorbenen Mutter ganz hinten in ihrem Kleiderschrank auf diese Schachtel gestoßen war, die ihr finsteres Geheimnis enthielt. Und feststellen musste, dass er dieses Geheimnis war.

Seit er denken konnte, hatte er Alison Parker Mom genannt. Und auf einmal stellte sich heraus, dass sie gar nicht seine Mutter war. Deshalb diese Reise: Er hoffte, in den USA seine richtigen Eltern zu finden.

Unterdessen kam die schöne Unbekannte in dem Wahnsinnskleid immer näher. Er spürte ihre Nähe, noch ehe ihm klar wurde, was sie vorhatte. Da hatte sie schon sein Gesicht mit beiden Händen umschlossen und … küsste sie ihn.

Zunächst reagierte Logan überhaupt nicht. Sein übermüdetes Gehirn konnte schlichtweg nicht fassen, was mit ihm geschah. Aber dann schalteten sich die Instinkte ein. Innerhalb von Millisekunden rüttelte das samtig-seidige Gefühl ihrer Lippen jeden einzelnen Nerv in seinem müden Körper wach. Er schloss die Augen und konzentrierte sich ausschließlich auf diesen Mund. Auf diese herrlichen Lippen und die vorwitzige Zunge, die die Konturen seines Mundes nachzeichnete. Die Geräusche um ihn herum verstummten. Stattdessen hörte er, wie das Blut durch seine Adern rauschte und sein Herz auf einmal doppelt so schnell schlug wie zuvor. Und roch nur noch den verlockenden, feinwürzigen Duft ihres Parfums.

Dann war es vorbei. Sie löste sich von ihm. Er schlug die Augen auf und wollte etwas sagen, aber sie verschloss seine Lippen mit dem Zeigefinger.

„Sag nichts. Zimmer 6035. In zehn Minuten.“

Mit diesen Worten drückte sie ihm eine Schlüsselkarte in die Hand und ließ ihn stehen. Völlig verdattert beobachtete er, wie sie ins Foyer und zu den Aufzügen ging. Seine Finger umschlossen fest das Plastikkärtchen. Er würde ihr nicht folgen, auf keinen Fall. Das gab nur Ärger. Man würde ihn unter Drogen setzen, seine Organe entnehmen und das, was von ihm übrig war, in einer Badewanne voller Eiswürfel zurücklassen.

Oder es wurde die verrückteste, aufregendste Nacht seines Lebens.

Rasch schlang er den Burger und die Pommes hinunter, die er bestellt hatte, das zweite Bier ließ er stehen. Kein Alkohol, er brauchte einen klaren Kopf. Ein schneller Blick auf die Armbanduhr verriet ihm, dass die zehn Minuten um waren. Immer noch fühlte er ihre Lippen. Seine Entscheidung stand fest, ohne dass er darüber nachdenken musste. Er warf ein paar Geldscheine auf den Tisch, stand auf und ging zum Aufzug.

Im sechsten Stock stieg er aus. Vor der Tür zu Zimmer 6035 zögerte er eine Sekunde lang, dann hielt er die Schlüsselkarte an das Lesegerät. Das grüne Lämpchen leuchtete auf, und er trat ein.

Obwohl der Raum nur schwach beleuchtet war, konnte er dieses unglaubliche Geschöpf, die Frau, die ihn willenlos geküsst hatte und deretwegen er den gesunden Menschenverstand in der Bar gelassen hatte, sofort ausmachen. Was um alles in der Welt hatte er hier verloren? Wie kam er dazu, einfach in das Zimmer einer wildfremden Frau zu spazieren?

„Schön, dass du gekommen bist.“ Sie trug noch ihr Kleid, nur die mörderischen High Heels hatte sie ausgezogen. Sie kam auf ihn zu, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn.

Benebelt vom betörenden Dufts ihres Parfüms, kam Logan zu dem Entschluss, dass es eine sehr, sehr gute Idee gewesen war, herzukommen. Sein Körper loderte wie eine Fackel. Er musste diese Frau besitzen, er begehrte sie wie nichts auf dieser Welt. Reue, Zweifel, Verwirrung – damit mochten sich andere herumplagen, aber nicht er. Nicht jetzt. Nicht hier. Wortlos zog er sie an sich. Wozu reden, das würde den Zauber nur brechen.

Der Kuss wurde leidenschaftlicher. Logan schob die Zunge zwischen ihre Lippen und kostete den einzigartigen Geschmack dieser Frau. Sie strich über sein kurz geschorenes Haar, ihre Fingernägel kratzten über seine Kopfhaut und lösten winzige Elektroschocks in seinem ganzen Körper aus.

Dann lagen ihre Hände auf seinen Schultern, schoben die Jacke nach unten und zerrten an seinem Hemd. Er unterbrach den Kuss gerade so lange, wie er brauchte, um sich das Hemd über den Kopf zu ziehen. Als er sie wieder an sich drückte, rieb der Stoff ihres Kleides über seine nackte Haut, aber das genügt ihm nicht. Er schob die Hände über ihren Rücken, bis er den Reißverschluss ertastete, und zog.

Dann riss er sich von ihren Lippen los, um nur ja den Moment nicht zu verpassen, wenn alle Hüllen fielen, doch plötzlich schien die Frau schüchtern zu sein. Sie zögerte eine Sekunde, aber dann hatte sie sich offenbar entschieden, denn sie ließ das Kleid mit einer leichten Bewegung des Oberkörpers an sich hinabgleiten. Logan stockte der Atem. In der schummrigen Beleuchtung schimmerte ihre Haut golden wie Honig, üppige Brüste füllten die halbmondförmigen Körbchen des schwarzen BHs, und ihre Beine schienen nicht enden zu wollen.

Sein Mund fühlte sich staubtrocken an, und er schluckte, ehe er die Arme nach ihr ausstreckte. Doch er berührte sie nicht. Schon von da, wo er stand, spürte er die Hitze, die von ihr abstrahlte und die seiner eigenen Körpertemperatur in nichts nachstand.

„Darf ich?“, fragte er.

Sie nickte lächelnd. Mehr brauchte er nicht. Er umfing ihre Brüste und streichelte die harten Spitzen. Die geheimnisvolle Frau keuchte überrascht, und gierig verschloss er ihre Lippen mit einem Kuss. Sie hatte ihn völlig in ihren Bann geschlagen. Behutsam streifte er die Träger des BHs über ihre Schultern, befreite eine Brust und begann, die feste Knospe zwischen Daumen und Zeigefinger zu kneten. Den Schauer, der die Frau durchzuckte, spürte er bis in die Fingerspitzen.

„Gut so?“, flüsterte er heiser.

„Mehr!“

Sofort presste er die Lippen auf das dunkelrosafarbene Fleisch. Wieder bebte sie und seufzte. Er ließ seine Zunge kreisen, dann biss er sanft zu.

„Mehr!“ Sie packte seinen Kopf mit beiden Händen, als könnte sie es nicht ertragen, wenn er jetzt abbrach.

Als ob er dazu noch imstande wäre. Alles an ihr war so verlockend, ihr Duft, ihr Geschmack, das leise Stöhnen, das ihm den Verstand raubte. Die Situation glich einem irrwitzigen Traum, und er wollte auf keinen Fall aufwachen. Die Realität würde ihn schnell genug einholen, deswegen wollte er sich jetzt alles nehmen, was ihm da aus freien Stücken angeboten wurde. Und im Gegenzug sein Bestes geben.

Logan drängte sie zum Bett und brachte sie dazu, sich auf die Matratze zu legen. Zwischen ihren Schenkeln stehend, öffnete er die Gürtelschnalle, schlüpfte aus den Schuhen und zog Jeans und Socken aus. Die Boxershorts behielt er vorsichtshalber an, denn er fürchtete, bei der kleinsten Berührung zu kommen, und das wäre doch eine Schande. Er betrachtete es als seine Pflicht, diese mysteriöse Frau auf jeden einzelnen Schritt des Weges mitzunehmen.

Er hakte zwei Finger in den Bund ihres Slips und schob ihn über die sensationellen Beine nach unten. Zwischen ihren Schenkeln sah er ein exakt konturiertes Dreieck aus dunkelblonden Haaren, das er unglaublich sexy fand. Zuletzt öffnete er noch den Verschluss des BHs und streifte ihn ihr ab.

„Hat dir schon jemand gesagt, wie unvergleichlich schön du bist?“, fragte er, während er sanft über ihre Brüste strich.

„Niemand außer dir“, stieß sie flüsternd hervor, bevor sie die Augen schloss, weil er begonnen hatte, sie zu küssen.

Er merkte, wie sie sich unter ihm bewegte, das Becken gegen seine Hüfte presste, und es kostete ihn große Selbstbeherrschung, nicht gleich die Shorts abzustreifen und die Unbekannte auf der Stelle zu nehmen. Doch er hatte sich vorgenommen, alles richtig zu machen. Erst war sie an der Reihe, bevor er an die eigene Befriedigung dachte.

Er zog eine Spur aus feuchten Küssen vom Brustkorb bis zum Bauchnabel, den er mit der Zunge umkreiste, ehe er die Zungenspitze darin versenkte. Dann sank er neben dem Bett auf die Knie und atmete tief den moschusartigen Duft ihres Geschlechts ein. Wieder durchzuckte ihn ein schier unkontrollierbarer Strom von wildem Verlangen. Noch nie hatte er einen Menschen so intensiv und mit allen Sinnen wahrgenommen wie diese Frau. Sanft legte er die Hand auf ihr glutheißes Zentrum, und sie reagierte, indem sie sich gegen seine Finger presste, nach mehr verlangte.

„Nicht so ungeduldig“, tadelte er sacht, zog die Hand wieder weg und blies stattdessen einen Strom Atemluft über die erhitzte Haut. Sie glitzerte feucht und war so heiß, dass er fast fürchtete, sich die Finger zu verbrennen.

„Das ist Folter“, keuchte die Frau, als er mit einem Finger in sie eindrang.

„Aber von der angenehmen Art, oder?“

Er spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten, und stellte sich instinktiv vor, wie sich das erst anfühlen mochte, wenn er sie wirklich nahm. Aber noch war es nicht so weit. Sie sollte schreien vor Lust, erst dann würde er sie endgültig erlösen. Er drückte die Nase zwischen ihre Schenkel und atmete tief ein, fühlte diese Frau mit jeder Zelle. Dann setzte er die Zunge ein – erst mit kurzen, flüchtigen Berührungen, anschließend ließ er sie um die zum Zerspringen angespannten Nervenenden kreisen. Der Atem der Frau ging schneller und schneller, und als er kurz aufblickte, sah er, dass sie den Kopf fest in die Matratze drückte. Ein Schweißfilm überzog ihren Oberkörper, die Haut hatte einen rosigen Schimmer angenommen und ihre Brustspitzen hatten sich, obwohl das unmöglich schien, noch fester zusammengezogen.

Gleich war sie so weit. Logan bedeckte ihr Geschlecht mit den Lippen und begann, zu saugen – und schon kam sie. Ihr Becken zuckte in einem so wilden Rhythmus, dass es ihn beinahe den Verstand kostete, aber er wartete geduldig, bis sie sich nach einer Weile wieder entspannte.

„Ich wusste ja gar nicht, was du alles draufhast“, murmelte sie schließlich, und sie klang wie ein Kätzchen, das vor Wohlbehagen schnurrt.

„Das war noch längst nicht alles.“

Er tastete nach seiner Hose und zog ein Kondom aus der Geldbörse. Auch wenn es ein Klischee war, es lohnte sich tatsächlich, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Hastig entledigte er sich der Shorts und streifte das Gummi über. „Alles okay bei dir?“, fragte er, und er meinte es ernst. Falls sie Nein sagte, würde er sofort abbrechen, egal wie schwer ihm das fallen würde.

„Könnte nicht besser sein“, antwortete sie. „Nimm mich.“

Sie war noch so feucht von ihrem Orgasmus, dass er wie von selbst in sie hineinglitt. Dann schloss er die Augen und besann sich auf den letzten Rest seiner Selbstbeherrschung, während er spürte, wie ihr Körper sich um ihn schloss.

„Worauf wartest du?“, fragte sie.

„Darauf.“ Er zog sich zurück, nur um erneut in sie zu stoßen, aber dann verschwamm alles um ihn herum. Es gab nur noch ihren Körper und seinen, die so eng miteinander verschmolzen, wie es nur möglich war. Dem wilden Rhythmus, den er vorgab, passte sie sich mühelos an. Sie keuchte, die Hände hatte sie in das Bettlaken gekrallt. Mit großer Anstrengung zwang sich Logan, die Augen zu öffnen, um sich für immer einzuprägen, wie sie unter ihm lag und sich in ihm genauso verlor wie er in ihr.

Wieder zog ein rosiger Schimmer über ihre Haut, der ihm verriet, dass sie gleich ihren Höhepunkt erreichte. Diesen Anblick wollte er noch genießen, ehe er sich gehen ließ. Tief in ihr fing es an zu pulsieren, wurde heftiger mit jeder Bewegung, und dann kam sie … und er mit ihr. In riesigen Wellen rollte die Lust wieder und wieder über ihn hinweg – ein intensives, unglaubliches, befriedigendes Gefühl – und irgendwie animalisch.

Schließlich sank er auf sie und rollte sich mit ihr zusammen auf die Seite. Immer noch war er in ihr, fühlte ihren Körper und seinen, fühlte, wie ihre Herzen im selben Takt schlugen und wie die Lust allmählich abebbte und sie beide langsam in die Wirklichkeit zurückfanden.

Nach einer Weile hob die Frau die Hand und zeichnete die Umrisse seines Gesichts mit den Fingern nach, während sie ihm tief in die Augen blickte. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so sein kann zwischen uns“, flüsterte sie. „Es war … nein, du warst perfekt.“

„Wir, wir waren perfekt.“

Er küsste sie lange und intensiv. So etwas wie eben hatte er noch nie getan. Aber es war im beiderseitigen Einvernehmen geschehen, und sie hatten etwas erlebt, das vermutlich den allerwenigsten Paaren gleich beim ersten Mal vergönnt war. Beim ersten und gleichzeitig letzten Mal!

Eine Weile lagen sie dann noch nebeneinander, bis sich Herzschlag und Atmung beruhigt hatten, dann ging Logan ins Bad. Als er zurückkam, war sie unter die Bettdecke geschlüpft und schlief tief und fest. Am liebsten hätte er sich dazugelegt, aber ganz offensichtlich war er entlassen. Sie hatte ein Bedürfnis gehabt, er hatte geholfen, es zu befriedigen, und das war es.

Rasch zog er sich an, hinterließ die Schlüsselkarte auf dem Nachttisch und löschte das Licht, ehe er die Tür hinter sich zuzog.

Er würde sie nie wiedersehen, aber vergessen würde er sie und diese Nacht sein ganzes Leben lang nicht.

2. KAPITEL

Honor reckte und rekelte sich ausgiebig, dann tastete sie nach Keaton. Sie war enttäuscht, aber nicht wirklich überrascht, dass er nicht mehr neben ihr lag. Trotzdem musste sie lächeln. Die vergangene Nacht hatte alle ihre Erwartungen übertroffen. Immer noch prickelte und kribbelte ihr Körper vor Wohlbehagen.

Nie im Leben hätte sie damit gerechnet, dass Keaton sich die Anregung, ihr Liebesleben ein wenig aufzupeppen, zu Herzen nehmen würde. Natürlich hatte er gehört, was sie vor ungefähr einer Woche zaghaft vorgeschlagen hatte, aber als er so gar nicht darauf reagierte, hatte sie die Angelegenheit in die hinterste Schublade ihres Bewusstseins verbannt. Keaton war nun mal, wie er war: ruhig, manchmal pedantisch und immer beherrscht. Auch letzte Nacht hatte er nicht einen Moment lang die Kontrolle verloren, aber mit diesem Rollenspiel hatte er überraschende Kreativität bewiesen.

Sex mit Keaton war normalerweise eher unaufgeregt. Und selten. So selten in letzter Zeit, dass Honor sich schon mit dem Gedanken an ein Ende der Beziehung anzufreunden begann.

Sich für einen Fremden auszugeben, war eine geniale Idee! Tatsächlich hatte Keaton ihren Körper erforscht wie unbekanntes Terrain. Er hatte sich sogar einen Akzent zugelegt, soweit sie das aus den wenigen Worten herausgehört hatte, die sie gewechselt hatten.

Sie erinnerte sich an das Gefühl seiner Hände auf ihrer Haut. An das Kratzen seiner Bartstoppeln. Keaton rasierte sich zweimal am Tag, normalerweise sah man ihn nie mit einem Fünf-Uhr-Schatten, dabei sah er total sexy aus damit, wie sie seit gestern wusste. Vielleicht konnte sie ihn überreden, sich öfter mal ein bisschen lockerer zu machen. Und vielleicht durfte beim nächsten Mal sie in die Rolle der Unbekannten schlüpfen.

Kichernd ließ sie der Fantasie freien Lauf. Keaton, der die Initiative ergreift und ihr ein Angebot macht, das sie unmöglich ausschlagen kann – die Vorstellung hatte was! Schade, dass er schon weg war. Letzte Nacht hatte er sich als ungemein rücksichtsvoller und aufmerksamer Liebhaber erwiesen und sie nach Strich und Faden verwöhnt, und sie hätte Lust, sich zu revanchieren. Na, dann würde sie eben nächstes Mal den Spieß umdrehen und ihm auf ganz besondere Art zeigen, wie dankbar sie ihm war.

Ein Blick auf die Uhr – sie musste sich sputen, wenn sie pünktlich zu ihrem eigenen Vortrag erscheinen wollte.

Der Anblick der leeren Kondompackung im Mülleimer im Bad entlockte ihr ein Lächeln. Vielleicht war die vergangene Nacht ja nur das Vorspiel zu etwas völlig Neuem, Aufregendem, dachte sie, als sie unter der Dusche stand. Denn dass sie auseinanderdrifteten, hatte sie sich garantiert nicht nur eingebildet. Egal. Offensichtlich war das auf einmal kein Thema mehr.

Wenn es zum Schlimmsten gekommen wäre, also wenn Keaton die Verlobung gelöst hätte, hätte sie das auch den Job gekostet. Douglas und Nancy Richmond standen nämlich uneingeschränkt hinter ihren Kindern. Alles, was sie taten, taten sie für Keaton und Kristin, und es war kein Geheimnis, dass Keaton, der Älteste, in zwei Jahren den Platz seines Vaters an der Spitze der Firma einnehmen würde. Und dann, das hoffte Honor insgeheim, würde sie zu seiner Stellvertreterin ernannt.

Sie war ehrgeizig, weil sie wusste, was es hieß, arm zu sein. Als Kind hatte sie miterlebt, wie sich ihre Eltern gegenseitig betrogen und verletzten, sie hatte zusehen müssen, wie ihre Mutter von einer Spirale aus Schuld und Verzweiflung hinabgezogen wurde, nachdem der Vater sie endgültig verlassen hatte, und sie hatte sich fest vorgenommen, niemals in dieselbe Falle zu tappen. Aus diesem Grund hatte sie Keatons Antrag angenommen. Er war die Verlässlichkeit in Person. Bei ihm gab es keine Wutausbrüche, kein Geschrei oder wüste Beschimpfungen. Sie verfolgten dieselben Träume, dieselben Ziele – ein solides Fundament für eine Ehe und für ein Leben auf der Überholspur. Erfolg und Sicherheit, das hatte Honor sich schon immer gewünscht. Dass Keaton sich so zierte, einen Hochzeitstermin festzulegen, hatte ihr einen Schrecken eingejagt, und mit der Angst kehrte auch die alte Unsicherheit zurück, die sie schon als Kind so gefürchtet hatte.

Nachdem Honor sich abgetrocknet hatte, holte sie den Verlobungsring, den Keaton ihr vor sechs Monaten an den Finger gesteckt hatte, aus dem Necessaire. Sogar der Antrag war eine nüchterne Angelegenheit gewesen, kaum mehr als ein Vortrag über die praktischen Vorteile einer Eheschließung. Anschließend hatten sie gemeinsam den Ring ausgesucht, auch das eine ziemlich unemotionale Geschichte. Keaton schien den Ring eher als Investition zu betrachten denn als Ausdruck seiner unsterblichen Liebe, aber wenigstens hatte er ihr preislich kein Limit gesetzt. Trotzdem trug Honor den großen, in Platin gefassten Diamanten im Prinzess-Schliff voll Stolz als sichtbaren Beweis dafür, wie weit sie es gebracht hatte.

Autor

Yvonne Lindsay

Die in Neuseeland geborene Schriftstellerin hat sich schon immer für das geschriebene Wort begeistert. Schon als Dreizehnjährige war sie eine echte Leseratte und blätterte zum ersten Mal fasziniert die Seiten eines Liebesromans um, den ihr eine ältere Nachbarin ausgeliehen hatte. Romantische Geschichten inspirierten Yvonne so sehr, dass sie bereits mit...

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