Julia Exklusiv Band 280

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SO SÜß, SO PRICKELND - SO VERBOTEN von HUNTER, KELLY
Wow! Aus dem schüchternen Mädchen Gabrielle ist eine wahre Traumfrau geworden! Hals über Kopf verliebt sich der reiche Winzersohn Luc in die hübsche Tochter der Haushälterin. Doch seine Familie ist strikt gegen ihre Verbindung! Wird er Gabrielle trotzdem zum Altar führen?

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  • Erscheinungstag 06.01.2017
  • Bandnummer 0280
  • ISBN / Artikelnummer 9783733707699
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Kelly Hunter, Heidi Rice, Anna Cleary

JULIA EXKLUSIV BAND 280

1. KAPITEL

„Einatmen, ausatmen“, sagte sich Gabrielle Alexander, während sie vor der schweren Holztür stand, die zum Dienstbotentrakt des Château des Caverness führte. Sie war sechzehn gewesen, als sie das letzte Mal durch diese Tür gegangen war – sechzehn und verzweifelt, denn sie sollte alles hinter sich lassen, was sie kannte und liebte. Mein Gott, wie sehr hatte sie ihre Mutter angefleht, bleiben zu dürfen. Sie bettelte, weinte und schluchzte, doch Josien Alexander zuckte nicht mal mit der Wimper. Kalt wie ein Eisberg, verschiffte sie ihre Tochter kurzerhand nach Australien.

Alles wegen eines Kusses.

„Es war nicht mal ein sonderlich guter Kuss“, murmelte Gabrielle, während sie weiterhin die Tür anstarrte und Mut fasste, um den auf Hochglanz polierten Messingklopfer zu betätigen. Sieben Jahre waren vergangen; Gabrielle besaß mittlerweile wesentlich mehr Erfahrung im Küssen. Sie wusste ganz genau, wie es sich anfühlte, heiße, süße Küsse auf den Lippen zu spüren. Leidenschaftliche und hungrige Küsse auf nackter Haut. „Es war ein ziemlich gewöhnlicher Kuss.“

Lügnerin, flüsterte ihre innere Stimme, die einfach nicht still sein wollte.

„Na und?“, zischte sie der Stimme zu. „Du hast deine Erinnerungen, und ich habe meine.“ Sie griff nach dem Türklopfer und hob ihn an. „Am besten lassen wir die Erinnerungen ruhen.“

Doch das war leichter gesagt als getan. Nicht, während ihr Herz weiter wurde, weil sie insgeheim erkannte, dass dieses Schloss, dieses idyllische Fleckchen Erde in der französischen Champagne der einzige Ort war, an dem sie sich jemals zu Hause gefühlt hatte, und dem sie dennoch seit sieben Jahren ferngeblieben war.

Alles wegen eines Kusses.

Gabrielle schlug den Türklopfer fest gegen die massive Holztür. Rums. Der gefürchtete Klang ihrer Kindheit.

Doch es tat sich nichts. Keine Schritte, die durch den engen, dunklen Gang hinter der Tür hallten. Gabrielle wandte sich von der Unterkunft ihrer Mutter ab, um über den Hof einen Blick auf das eigentliche Schloss zu werfen. Sie wollte wirklich nicht an eine jener Türen klopfen.

Josien hatte eine Lungenentzündung – zumindest war das die Information, die Simone Duvalier, Jugendfreundin und aktuelle Herrin von Caverness, auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Was, wenn Josien zu krank war, um das Bett zu verlassen? Was, wenn sie versuchte, die Tür zu öffnen und auf dem Weg dorthin zusammenbrach?

Während sie ein Stoßgebet gen Himmel schickte, kramte Gabrielle so lange in ihrer Handtasche, bis sich ihre Finger um den Schlüssel schlossen, den sie suchte. Glatt und kühl, zog er sie gleichzeitig an und stieß sie ab. Sie besaß kein Recht, diese Tür zu öffnen – das hier war nicht mehr ihr Zuhause. Die Vorsicht riet, den Schlüssel besser nicht zu benutzen, doch Gabrielle war noch nie besonders vorsichtig gewesen.

Außerdem ließ er sich ganz leicht betätigen. Mit einem „Klick“ und einem leichten Stoß schwang die Tür auf. „Maman?“ Zögerlich betrat Gabrielle den Hausflur.

Und dann ging der Lärm los. Kein diskreter Alarm, sondern so ohrenbetäubend lautes Sirenengeheul, dass man es sicherlich noch einige Meilen entfernt hören konnte. Oh je. Gabrielle rannte auf die blinkenden Lichter der Alarmanlage zu, riss die Tür des Schalterkastens auf und starrte verzweifelt auf das Code-Feld, das sowohl Buchstaben wie Zahlen enthielt. Sie tippte ihr Geburtsdatum ein. Der furchtbare Krach ging unaufhörlich weiter. Also versuchte sie es mit Rafaels Namen und seinem Geburtsdatum, doch Josien war offensichtlich nicht der sentimentale Typ. Danach gab sie das Jahr ein, in dem das Château des Caverness erbaut worden war, was ebenfalls nicht zum Erfolg führte. Schließlich drückte sie wahllos irgendwelche Tasten. „Mist. Merde. Verdammt!“

„Schön zu hören, dass du immer noch zweisprachig bist“, ertönte eine nachtdunkle Stimme hinter ihr, worauf Gabrielle die Augen schloss und krampfhaft versuchte, ihr wild klopfendes Herz zu beruhigen. Sie kannte diese Stimme, kannte das tiefe, männliche Timbre. Jahrelang hatte sie diese Stimme in ihren Träumen gehört.

„Oh, hallo, Luc.“ Wenn er sich ausdruckslos geben konnte, schaffte sie das auch. Langsam drehte Gabrielle sich um. Da stand er und sah von Kopf bis Fuß aus wie das Oberhaupt einer alteingesessenen Champagner-Dynastie – maßgeschneiderte graue Hosen, weißes Designerhemd, italienische Schuhe. „Lange nicht gesehen. Du könntest mir nicht zufälligerweise dabei helfen, dieses Ding abzustellen?“

Er trat an den Schalterkasten und tippte behände eine Nummernfolge ein. „Cinq, six, six, deux, quatre, cinq, un.“

Der Alarm verstummte abrupt, und Stille senkte sich über sie. Eine lastende, geradezu erdrückende Stille.

„Merci“, sagte sie schließlich.

„Gern geschehen.“ Lucien Duvalier presste die perfekt geschwungenen Lippen zusammen. „Was tust du hier, Gabrielle?“

„Ich habe hier mal gelebt, erinnerst du dich?“

„Nicht in den vergangenen sieben Jahren.“

„Das stimmt.“ Jetzt, wo endlich wieder Ruhe herrschte, konnte sie ihn genauer betrachten. Luc war zweiundzwanzig gewesen, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Ihr Versuch, ihn völlig gleichgültig zu mustern, scheiterte kläglich. Groß, schwarzhaarig und dunkeläugig wie eh und je, strahlte er jetzt noch mehr verbotene Sexualität aus als damals. Die Dienstboten hatten ihn immer als „Nacht“ bezeichnet, während sein bester Freund Rafael mit den blonden Haaren und den schelmisch funkelnden blauen Augen sein Gegenpart war – der „Tag“.

„Es tut mir leid, dass ich den Alarm ausgelöst habe“, entschuldigte sie sich. „Ich hätte nicht einfach den Schlüssel benutzen dürfen.“

Luc erwiderte nichts. Small Talk hatte ihm noch nie gelegen, doch im Moment war sie zu mehr nicht fähig. Nachdem sie tief Luft geholt hatte, versuchte Gabrielle es noch mal. „Du siehst gut aus, Lucien.“

Als er immer noch nicht antwortete, schaute sie an ihm vorbei über den Hof auf das Château, das sich perfekt in die sanften Hügel der Champagne schmiegte. „Caverness sieht auch gut aus. Gepflegt. Wohlhabend. Ich habe vom Tod deines Vaters vor ein paar Jahren gehört.“ Mehr wollte sie dazu nicht sagen. Um ihr Bedauern auszudrücken, hätte sie lügen müssen. „Ich schätze, das macht dich jetzt zum Schlossherren“, fügte sie hinzu und begegnete furchtlos seinem brennenden Blick. „Sollte ich niederknien?“

„Du hast dich verändert“, bemerkte er unvermittelt.

Das hoffte sie doch!

„Du bist härter geworden.“

„Vielen Dank.“

„Noch schöner.“

„Nochmals danke schön.“ Mühsam unterdrückte sie ein Seufzen. Wenn Luc die Veränderungen an ihr aufzählen wollte, dann konnte sie ihm genauso gut die wirklich großen zeigen. Sie war nicht mehr der schlaksige Teenager an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Und Luc bildete nicht mehr den Mittelpunkt ihres Lebens. „Nun schau uns an“, schalt sie leichthin. „Sandkastenfreunde, und ich begrüße dich weniger herzlich als einen Fremden. Drei Küsse, nicht wahr? Einen für jede Wange und noch einen extra?“ Sie trat näher an ihn heran und streifte seine linke Wange mit den Lippen, wobei sie den dezenten Duft nach Pinie einatmete, der seiner Haut anhaftete und ihre Sinne umschmeichelte. „Einmal.“ Sie lehnte sich zurück, um seine andere Wange zu küssen, auch wenn er da stand, als wäre er zu Stein erstarrt. „Zweimal“, wisperte sie und ließ ihre Lippen diesmal ein bisschen länger verweilen.

„Vorsicht, Engel.“ Lucs Stimme klang tief und gefährlich, während er eine Hand hob, um erst ihr Kinn zu streicheln und dann die Finger um ihren Nacken zu legen. „Wenn nicht um meinetwillen, dann zu deinem eigenen Schutz.“

Eine Warnung. Eine, die sie besser beachten sollte. Nicht, dass sie es tun würde. Ihr Körper erschauerte. „Bist du dir sicher?“ Sie streifte sein Ohrläppchen mit den Lippen. „Du wirkst ein bisschen … verspannt. Es ist nur eine harmlose Begrüßung.“

Der Griff um ihren Nacken verstärkte sich. „Du bist nicht harmlos.“

„Das hast du also bemerkt.“ Geschickt löste sie sich aus seinem Griff, trat einen Schritt zurück und warf ihm ein achtloses Lächeln zu. „Du warst schon immer ein guter Beobachter. Vielleicht sind zwei Küsse tatsächlich genug für dich. Wollen wir den dritten auf ein anderes Mal verschieben?“

„Warum bist du hier, Gabrielle?“

Hier an diesem Ort, an dem niemand sie wollte. Luc hätte es nicht deutlicher ausdrücken können, selbst wenn er es auf ein Schild gemalt und an die Tür gehängt hätte. „Simone hat mich angerufen und eine Nachricht hinterlassen. Sie sagte, meine Mutter sei krank. Sie sagte …“ Gabrielle zögerte, denn sie wollte gegenüber diesem Mann keine weitere Schwäche zeigen. „Sie sagte, dass Josien nach ihren Engeln gerufen hätte.“ Ob sie damit ihre Kinder gemeint hatte, die nach zwei der geflügelten Boten benannt waren, blieb jedoch offen. Rafael glaubte nicht daran. Er hielt Gabrielles Entscheidung, sich aufgrund einer fieberhaften Bitte auf eine Reise um die halbe Welt zu machen, für einen Fehler, doch selbst wenn dem so war … Selbst wenn Josien sich weigerte, sie zu sehen …

Manche Fehler waren unvermeidbar.

Gabrielle versuchte sich an einem lässigen Achselzucken. „Also, hier bin ich.“

„Weiß Josien, dass du kommst?“, fragte Luc ruhig.

„Ich …“ Nervös nestelte sie an ihrem schicken cremefarbenen Blazer. „Nein.“

Sein Blick verschleierte sich, und Gabrielle meinte kurz, so etwas wie Mitgefühl in den Tiefen seiner Augen aufblitzen zu sehen. „Du warst schon immer viel zu impulsiv“, murmelte er. „Ich nehme an, dein Bruder hat darauf verzichtet, dich zu begleiten?“

„Rafe ist sehr beschäftigt“, entgegnete sie vorsichtig. „Und du sicherlich auch, Luc. Wenn du mir einfach nur sagen könntest, wo ich meine Mutter finde …“

„Komm“, erwiderte er, drehte sich abrupt um und steuerte auf die Tür zu. „Josien ist in einer der Suiten im Westflügel untergebracht, bis sie sich etwas erholt hat. Ein Pfleger kümmert sich um sie. Anweisung des Arztes. Entweder das oder das Krankenhaus, hieß es.“

Nachdem Gabrielle die Tür hinter ihnen zugezogen und den Schlüssel wieder in ihrer Handtasche verstaut hatte, versuchte sie, mit Lucs weit ausgreifenden Schritten mitzuhalten. „Wie schlimm steht es um sie?“

„Sie ist sehr schwach. Zweimal dachten wir, wir würden sie verlieren.“

„Meinst du, sie wird mich sehen wollen?“

Lucs Züge verhärteten sich. „Ich habe keine Ahnung. Du hättest vorher anrufen sollen, Gabrielle. Das hättest du wirklich tun sollen.“

Ihre Angst wuchs, als sie das Schloss durch den westlichen Eingang betraten. Josien Alexander war ihren Kindern immer ein völliges Rätsel gewesen. Niemals liebevoll, ständig kritisierend. Gabrielle hatte den Großteil ihrer Kindheit damit verbracht, einer Mutter gefallen zu wollen, der man es nie recht machen konnte.

Der Pfleger war ein sympathisch wirkender Mann Mitte fünfzig, den Luc ihr als Hans vorstellte. Hans hatte einen festen Händedruck und ein warmes Lächeln.

„Die sturste Patientin, die ich je hatte“, schmunzelte er. „Sie hat gerade ihre Medikamente genommen, also bleiben Ihnen noch etwa fünf Minuten, ehe sie müde wird. Natürlich versucht sie trotzdem, gegen den Schlaf anzukämpfen. Das tut sie immer.“ Hans deutete auf eine geschlossene Tür. „Sie ist da drin.“

„Vielen Dank.“ Gabrielles Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, außerdem fühlte sie sich nach dem dreiundzwanzigstündigen Flug von Sydney erschöpft, doch das war der Weg, den sie gewählt hatte, und sie würde ihm folgen, egal was Rafe oder Luc oder sonst jemand denken mochte.

Manche Fehler waren unvermeidbar.

„Möchtest du, dass ich mitkomme?“, fragte Luc ruhig.

„Nein.“ Sein Angebot behagte ihr nicht. Manche Demütigungen behielt man besser für sich. Andererseits würde die Begegnung vielleicht tatsächlich glatter verlaufen, wenn eine dritte Person zugegen war. „Ja.“

Er lächelte spöttisch. „Was denn nun?“

Verlegen wich sie seinem Blick aus. „Ja.“

„Vier Minuten“, bemerkte Hans trocken.

„Danke.“ Gabrielle stählte sich innerlich, legte die Hand auf den Griff einer weiteren verschlossenen Tür und trat ein. Im Zimmer war es wärmer. Und dunkler, da die Vorhänge zugezogen waren. Ein riesiges Bett dominierte den Raum, sodass die Person, die sich darin befand und unter einer luftig weißen Decke lag, beinahe verschwand. Vor sieben Jahren war Josien Alexanders Haar pechschwarz gewesen und beinahe bis zu ihrer Taille gefallen. Jetzt befanden sich silberne Strähnen darin, und es war zu einem modischen Bob geschnitten. Trotzdem war sie immer noch die schönste Frau, die Gabrielle je gesehen hatte. Josiens Augen – diese strahlend blauen Augen, die immer scharf beobachtet und geurteilt, aber nie gelächelt hatten – waren geschlossen, was Gabrielle dankbar zur Kenntnis nahm, denn sie brauchte diesen Moment, um ihre Emotionen unter Kontrolle zu bringen.

„Josien“, sagte Luc sanft. „Pardonnez-moi, dass ich dich so spät noch störe, aber du hast Besuch.“

Josien drehte den Kopf und öffnete langsam, ganz langsam die Augen. Zuerst richtete sich ihr Blick auf Luc, dann auf Gabrielle, die nervös neben ihm stand. Josien atmete tief ein, schloss erneut die Augen und drehte den Kopf wieder weg.

Gabrielle spürte, wie bittere Tränen in ihr aufwallten, doch sie blinzelte sie rasch fort und zwang sich, zu sprechen, auch wenn ihre Stimme erstickt klang. „Bonjour, Maman.“

„Du hättest nicht kommen sollen.“ Josien wandte noch immer den Kopf ab.

„Das wird mir ständig gesagt.“ Gabrielle blickte kurz zu Luc hinüber. Sein Gesicht wirkte hart und unnachgiebig wie der Stein, aus dem das Château gebaut war. „Wie ich hörte, geht es dir nicht gut.“

„Ce n’est rien“, entgegnete Josien. „Es ist nichts.“

So sah es allerdings nicht aus. Luc hatte recht. Ihre Mutter wirkte sehr zerbrechlich. „Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.“ Gabrielle griff in ihre Handtasche und zog das Fotoalbum heraus, das sie so sorgfältig zusammengestellt hatte. Rafe würde sie umbringen, wenn er wüsste, wie viele Bilder sie von ihm hinzugefügt hatte, doch er ahnte nichts davon, und sie würde es ihm auch nicht erzählen. „Ich dachte, dass es dich vielleicht interessieren würde, was Rafe und ich in den vergangenen sieben Jahren getan haben. Wir haben ein verfallenes Weingut gekauft, Maman, und es zu neuem Leben erweckt. Wir sind wirklich erfolgreich. Rafe ist ein brillanter Geschäftsmann. Du solltest stolz auf ihn sein.“

Josien sagte nichts, und Gabrielle merkte, wie auch sie die Lippen zusammenpresste. Also gut, Rafe war irgendwann so weit von Josien und diesem Ort weggegangen wie er konnte – na und? Das machte ein Mensch nun mal, wenn er in seiner Kindheit nur verletzende Kritik und eisige Gleichgültigkeit erfuhr. Rafe hatte Josiens Behandlung nie verdient. Wirklich nicht. „Ich lege es hier ans Ende des Bettes für den Fall, dass du es dir später ansehen möchtest.“

„Nimm es und geh.“

Ja, schön. Das hatte man davon, wenn man an Märchen glaubte, an Happy Ends und an Mütter, die ihre Kinder liebten. „Ich habe mir ein Zimmer im Dorf genommen, Maman. In den nächsten paar Wochen werde ich in der Gegend sein. Ich weiß, dass du jetzt müde bist, aber wenn es dir besser geht, könntest du mich ja vielleicht anrufen. Hier.“ Sie fischte eine Visitenkarte aus ihrer Handtasche. „Ich lasse dir meine Nummer da.“ Ihren Worten folgte noch mehr Schweigen. Gabrielle biss sich auf die Lippe und hoffte, dass dieser Schmerz den anderen verjagen würde, doch Josiens Ablehnung traf sie zu tief. Sie hätte niemals herkommen sollen. Sie hätte auf Rafe und Luc hören sollen anstatt auf ihr dummes Herz. „Also …“ Plötzlich wurde ihr furchtbar schwindlig, doch schon im nächsten Moment spürte sie Lucs Hand um ihren Ellbogen.

„Jetlag“, murmelte er. Natürlich war es kein Jetlag, der ihren Schwindel verursacht hatte, das wussten sie beide, aber sie stürzte sich dankbar auf die Ausrede.

„Ja, es war ein langer Tag.“

„Warte draußen auf mich“, entgegnete er, während er sie sanft zur Tür drängte. „Der Tag wird noch länger werden.“

Luc wartete, bis sich die Tür hinter Gabrielle geschlossen hatte, dann erst drehte er sich zu der Frau im Bett um. Vor all den Jahren hatte er sich Josiens Willen gebeugt, weil er es damals für richtig gehalten hatte, Gabrielle wegzuschicken. Doch Josiens jetziges Verhalten verstand er nicht. Alles, was er sah, war Schmerz.

Ihre Augen waren noch immer geschlossen, als er auf ihr Bett zuging, aber ihre Augen brauchte er auch nicht, sondern nur ihre Ohren. „Mein Vater hat mir kurz vor seinem Tod gesagt, welche Verpflichtung wir dir gegenüber haben“, begann er grimmig. „Ich habe wirklich alles getan, um diese Verpflichtung zu honorieren. Ich habe immer wieder Nachsicht geübt mit deinem Verhalten, Josien, aber, so wahr mir Gott helfe, wenn du dir keine Zeit für deine Tochter nimmst, während sie hier ist, kannst du deine Sachen packen und diesen Ort verlassen, sobald deine Gesundheit es zulässt. Hast du mich verstanden, Josien?“

Sie nickte. Lautlose Tränen rannen über ihre Wangen, was Luc sowohl mit Frustration als auch mit Wut zur Kenntnis nahm. „Du hast es nie verstanden, nicht wahr? Egal wie sehr du sie verletzt hast oder wie stark du dich darum bemüht hast, sie von dir zu stoßen … du verstehst es einfach nicht.“ Er blickte auf das Fotoalbum, und in diesem Moment drohte ihn der Zorn beinahe zu ersticken. Er richtete sich voll und ganz auf die Frau im Bett, egal wie zerbrechlich oder schön sie auch sein mochte. „Du hast nie begriffen, wie sehr deine Kinder dich lieben.“

Luc holte Gabrielle auf halbem Weg den Hausflur hinunter ein. Er brauchte einen Drink. Sie sah so aus, als könne sie ebenfalls einen vertragen. „Hier rein“, sagte er und drängte sie in die Bibliothek. „Wo bist du untergekommen?“, fragte er, während er schnurstracks auf die Bar zuging, nach einer Flasche Brandy griff und einen ordentlichen Schluck eingoss.

„Im Dorf“, antwortete sie. Als sie das halb volle Glas entgegennahm, das er ihr reichte, achtete sie darauf, dass ihre Finger sich nicht berührten. Sie leerte das Glas in einem Zug. „Danke.“ Ihr Blick wanderte zu dem Etikett auf der Flasche, worauf sich ihre Augen erschreckt weiteten. „Was …? Um Himmel willen, Luc! Dieses Zeug muss mindestens hundert Jahre alt sein und teuer genug, dass es sogar dir wehtut. Du könntest jemanden vorwarnen, ehe du ihm ein Glas davon reichst. Beim nächsten Mal könnte ich dann versuchen ihn zu genießen.“

„Wo im Dorf?“ Er schenkte ihr ein weiteres Glas ein. Jetzt erst konnte sie das volle Aroma des Brandys kosten.

„Ich habe mir ein Zimmer über der alten Mühle genommen.“

„Ich schicke jemanden vorbei, der deine Sachen holt“, erklärte er kurzangebunden, leerte sein eigenes Glas Brandy und stellte es dann mit mehr Nachdruck auf der Bar ab, als notwendig gewesen wäre. „Du kannst hier bleiben“, fügte er hinzu. „Wir haben mehr Platz als genug.“

Gabrielle schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht“, entgegnete sie mit trotzig vorgerecktem Kinn – eine Geste, an die er sich nur zu gut erinnerte. „Du hast sie gehört.“ Sie lächelte bitter und schwenkte den Brandy in ihrem Glas. „Sie will mich nicht hier haben.“

„Soweit ich weiß“, versetzte er verdächtig mild, „bin ich Herr von Caverness und nicht Josien. Hier ist genug Platz für dich. Du musst nicht im Dorf übernachten. Simone, da bin ich mir sicher, wird sich über deine Gesellschaft freuen.“

„Und du?“ Gabrielle senkte das Glas und warf ihm einen Blick aus ihren grauen Augen zu, in dem mehr als nur ein Hauch von Schmerz lag. „Wirst du dich auch über meine Gesellschaft freuen? Es gab mal eine Zeit, da konntest du es nicht abwarten, dass ich gehe.“

„Du warst sechzehn, Gabrielle. Und wenn du nicht weißt, warum ich dich ermuntert habe, woanders erwachsen zu werden, dann bist du nicht annähernd so intelligent, wie ich immer gedacht habe. Eine weitere Woche, und du hättest nackt unter mir gelegen. In deinem Bett oder meinem oder auch mitten auf der Treppe, mir wäre es egal gewesen“, erklärte er unverblümt. „Und dir genauso.“

Er hatte sie überrascht. Schockiert. Das erkannte er an ihren Augen. „Nun, dann … bin ich froh, dass wir das geklärt haben.“ Sie nahm einen weiteren Schluck Brandy und stellte ihr Glas vorsichtig ab, ganz so, als koste sie selbst diese kleine Bewegung unheimlich viel Anstrengung. „Ich schätze, ich sollte dir danken.“

Doch sie tat es nicht.

„Ich habe meine Jungfräulichkeit an einen gut aussehenden australischen Farmarbeiter verloren, als ich neunzehn war“, verriet sie mit dunkler, rauer Stimme. „Er war charmant, witzig, und er hat mich dazu gebracht, dass mein Puls raste und mein Körper sich nach ihm verzehrte. Er war alles, was ein Mädchen sich beim ersten Mal wünschen konnte, und dennoch war es nicht genug.“ Gabrielle ging auf die Tür zu. Luc stand wie angewurzelt da. „Ich verbringe die nächsten drei Wochen in der alten Mühle. Wenn du mich benachrichtigen würdest, wenn es meiner Mutter besser geht, wäre ich dir dankbar.“

„Warum war es nicht genug?“ Lucs Hals war wie zugeschnürt, die Worte mühsam hervorgepresst, doch er musste es wissen. „Gabrielle, warum hat er dich enttäuscht?“

Zuerst glaubte er nicht, dass er eine Antwort bekommen würde, denn Gabrielle stand bereits an der Tür, doch dann drehte sie sich noch einmal um und warf ihm einen Blick voller Selbstironie zu. „Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht war er einfach nur nicht du.“

Luc wartete, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, dann fluchte er laut und ausgiebig. Er war ein Mann, der sich eiserner Selbstbeherrschung rühmte. Dafür hatte er hart gearbeitet, hatte gegen seine innerste Natur gekämpft. Nur eine einzige Frau hatte ihn je dazu gebracht, dass er die Kontrolle verlor. Das Ergebnis war für alle Beteiligten eine Katastrophe gewesen. Josien reagierte hysterisch, sein Vater bestürzt, und Gabrielle … die unschuldige, vertrauensvolle Gabrielle wurde ins Exil verbannt.

Sie hatte ihre Jungfräulichkeit an einen gut aussehenden Australier verloren.

Zorn wallte in ihm auf – so groß, dass er sein Glas hob und es gegen den Kamin schleuderte. Seine Wut verblasste nur geringfügig, während das Glas in tausend Scherben zersprang.

2. KAPITEL

„Das hättest du nicht sagen sollen.“ Gabrielle hatte die Angewohnheit, mit sich selbst zu reden, wenn sie gestresst war. Seit sie sich wieder in Frankreich befand, redete sie ständig mit sich selbst. So schnell sie konnte lief sie auf ihren Mietwagen zu. Sie wollte das Schloss unbedingt verlassen, ehe sie noch zusammenbrach. Ja, sie musste diesen Ort sofort verlassen.

Gabrielle schaffte es ohne Zwischenfälle zurück ins Dorf. Sie fuhr auf der korrekten Straßenseite und nahm keine falsche Abzweigung. Sie hielt sich sogar an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Als sie an der alten Mühle ankam, verriegelte sie rasch die Tür zu ihrem Zimmer, ehe sie der Erschöpfung nachgab, aufs Bett sank und einen Arm über die Augen legte, so, als könne sie auf diese Weise nicht nur ihr Umfeld aussperren, sondern auch die Erinnerung an die Begegnung mit Luc. „Du hättest das nicht sagen sollen.“

Es war sieben Jahre her, dass sie Luc das letzte Mal gesehen hatte. Sieben Jahre völliger Gleichgültigkeit seinerseits. Keine Anrufe, keine Briefe, keine E-Mails, keinerlei Kontakt. Nicht ein einziges Mal. Das sechzehnjährige Mädchen war sofort davon ausgegangen, dass er nur mit ihr gespielt hatte und der Kuss ihm nichts bedeutete. Dass die Tochter der Haushälterin ihm nichts bedeutete.

Nie, wirklich nie war ihr in den Sinn gekommen, dass Luc sich bemüht hatte, sie vor einer Beziehung zu bewahren, für die sie niemals reif genug gewesen wäre.

Wenn sie nach ihrer heutigen Reaktion urteilte, war sie es immer noch nicht.

Also gut, jetzt besaß sie Geld und Selbstbewusstsein, und auf intellektueller Ebene hatte sie einem Mann mittlerweile viel mehr zu bieten. Doch das befähigte sie noch lange nicht, es mit einem Luc Duvalier aufzunehmen. Mein Gott, sie hatte ihm wirklich gesagt, dass ihr erster Liebhaber eine Enttäuschung gewesen war! Gabrielle stöhnte laut, rollte sich auf die Seite, vergrub ihr Gesicht in den Kissen und zog die blaue Tagesdecke über sich. Welche Frau erzählte einem Mann so etwas?

Eine Frau, die die Leidenschaft eines einzigen verbotenen Kusses niemals hatte vergessen können, wisperte die lästige innere Stimme.

Eine Frau, die ganz genau wusste, dass niemand auf Caverness sie ernsthaft willkommen heißen würde.

Mit anderen Worten: eine Närrin.

Normalerweise wartete Luc nicht ungeduldig auf die Rückkehr seiner Schwester von der Arbeit, doch diesmal war es anders. Kaum dass Simone die Küche betreten hatte, stellte er sie auch schon zur Rede, ungeachtet der Tatsache, dass sie noch eine Kiste voll Obst und Gemüse in den Armen trug.

Bonjour, Bruderherz“, rief sie fröhlich. „Ich bringe Essen und gute Neuigkeiten. Die Verkaufszahlen sind endlich eingetroffen, und wir hatten …“, sie setzte die Kiste mit Schwung auf der Küchentheke ab, „… ein wirklich gutes Quartal.“

„Herzlichen Glückwunsch“, entgegnete er, doch etwas in seiner Stimme musste Simone stutzig gemacht haben, denn sie wirbelte zu ihm herum und betrachtete ihn scharf.

„Irgendetwas stimmt doch nicht“, bemerkte sie argwöhnisch. „Was ist los?“

„Josien hatte heute Nachmittag Besuch.“

„Wen?“

„Gabrielle.“

Luc beobachtete, wie sich eine gewisse Resignation auf dem Gesicht seiner Schwester abzeichnete. Simone und Gabrielle hatten sich als Kinder sehr nahegestanden. Enger als Schwestern, ganz gleichgültig, wie groß der gesellschaftliche Unterschied zwischen ihnen war. „Gaby ist hier?“, fragte sie. „Hier im Château? Wo?“

„Nein, sie übernachtet im Dorf, und bevor du mich wegen meiner Manieren rügst, ja, ich habe ihr ein Zimmer hier im Schloss angeboten, aber sie hat es abgelehnt. Verdammt, Simone! Warum hast du mich nicht gewarnt, dass du sie hergebeten hast? Und warum, in Gottes Namen, hast du es Josien nicht gesagt?“

Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich. „Ich habe eine Nachricht auf Gabys Anrufbeantworter hinterlassen und ihr gesagt, dass ihre Mutter krank ist. Das war alles. Was sollte ich da groß erzählen?“

„Du wusstest, dass sie kommen würde“, warf er ihr vor.

„Ich dachte, sie würde zuerst anrufen.“

„Nun, das hat sie nicht getan.“

„Also schön, was ist passiert?“, fragte Simone mit unguter Vorahnung.

Luc redete nicht lange um den heißen Brei herum. „Josien hat sich geweigert, mit ihr zu reden. Sie hat sie nicht mal angeschaut.“

Eine Flut von Schimpfworten folgte dieser Aussage, von denen keines einer Lady gut zu Gesicht stand. „Und was ist dann geschehen?“, hakte sie nach. „Hast du wenigstens dafür gesorgt, dass Gabrielle sich willkommen fühlt?“

„Mehr oder weniger.“

„Mehr oder weniger? Um Himmels willen, Luc, du bist ein erwachsener Mann! Hätte es dich umgebracht, sich auch wie einer zu benehmen?“

„Ich habe mich wie ein erwachsener Mann benommen“, murmelte er grimmig.

Simone blieb mitten auf dem Weg zwischen Kühlschrank und Theke stehen. „Oh, zur Hölle“, sagte sie. „Du willst sie immer noch.“

Luc leugnete es nicht. Allerdings verriet er seiner Schwester nicht, wie stark sein Verlangen nach Gabrielle gewesen war. Er hatte es kaum noch kontrollieren können. Dabei musste er das unbedingt. „Gabrielle braucht im Moment einen Freund, Simone, aber ich kann das nicht sein“, erklärte er rau. „Ich will ihr nicht schon wieder Unrecht tun.“

Simones Blick wurde weicher. „Soweit ich mich erinnere, hast du ihr nie Unrecht getan. Andere schon – das ganz sicher. Aber nicht du.“

„Du bist ein wenig befangen“, versetzte er.

Sie lächelte. „Nur ein bisschen.“

„Sie übernachtet in der alten Mühle“, fuhr er fort und registrierte erleichtert, dass seine Schwester einen Weidenkorb mit Orangen leerte, um ihn gleich darauf mit Sachen aus dem Kühlschrank zu füllen. „Fährst du zu ihr?“

„Natürlich fahre ich zu ihr“, entgegnete sie. „Ist es nicht das, was du willst? Irgendjemand muss doch dafür sorgen, dass sie sich willkommen fühlt.“

Gabrielle wachte mit einem Ruck auf, als es laut an ihre Tür pochte. Stöhnend setzte sie sich auf, schwang die Beine über den Bettrand, schob sich die dunklen Locken aus der Stirn und schaute auf ihre Armbanduhr. Acht Uhr abends nach französischer Zeit, früher Morgen nach australischer. Sie hatte beinahe drei Stunden geschlafen. Jetzt würde sie in der Nacht kein Auge mehr zutun. „Wer ist da?“

„Simone“, rief eine weitere Stimme aus ihrer Vergangenheit mit einiger Ungeduld. Gabrielle ging zur Tür, drehte den Schlüssel vorsichtig um und öffnete. Eine Sekunde später starrte sie die aparte Schönheit mit den nachtschwarzen Haaren und dem marineblauen Kostüm an und versuchte den Anblick kühler Eleganz mit dem Wildfang in Einklang zu bringen, als den sie Simone in Erinnerung hatte. Dann entdeckte sie die Magnumflasche Champagner in Simones linker Hand und den Korb voller Delikatessen zu ihren Füßen, und da wusste sie, dass der Wildfang immer noch da war, gut getarnt unter schicken Designerkleidern.

„Jetzt schau dich bloß an, du Schlafmütze“, schalt Simone und zog Gabrielle im nächsten Moment in eine feste und innige Umarmung. „Ich konnte es nicht glauben, als Luc mir sagte, dass du wieder zu Hause bist. Warum hast du mich nicht angerufen? Ich hätte dich vom Flughafen abgeholt. Ich hätte alles arrangiert. Oh, sieh dich nur an!“ Tränen schimmerten in Simones ausdrucksvollen braunen Augen. „Ich habe immer gewusst, dass du noch schöner werden würdest als deine Mutter. Der Ansatz war schon immer da. In deinen Augen; und in deinem Herzen.“ Sie lehnte sich zurück. „Luc hat mir erzählt, was bei Josien geschehen ist, Gaby. Ich könnte sie erwürgen. Sie hat wirklich nach dir gerufen, das schwöre ich. Ich dachte, sie wollte einiges wiedergutmachen. Sonst hätte ich dir niemals diese Nachricht hinterlassen.“

„Ich weiß“, seufzte Gabrielle. „Mir war ja klar, dass meine Begrüßung vermutlich ein wenig … kühl ausfallen würde. Aber ich bin trotzdem gekommen. Du musst mich für verrückt halten.“

„Nein“, entgegnete Simone sanft. „Nicht verrückt. Hoffnungsvoll. Ich habe uns ein Picknick zusammengestellt“, verkündete sie und trat wieder einen Schritt zurück, um den Korb zu holen. „Mir ist völlig egal, wo wir es essen.“ Triumphierend hob sie die Magnumflasche auf Augenhöhe, sodass das Etikett zu sehen war. „An dem Tag, an dem du gegangen bist, habe ich zwei Flaschen unseres ältesten und besten Champagners geklaut und in den Kellergewölben versteckt. Ich habe am Grab meiner Mutter geschworen, dass wir am Tag deiner Rückkehr eine von ihnen trinken würden. Natürlich habe ich nicht gedacht, dass du so lange fortbleiben würdest. Was hat dich abgehalten?“

Gabrielle lächelte leicht, sie konnte einfach nicht anders. Endlich eine uneingeschränkt herzliche Begrüßung. „Ich war damit beschäftigt, erwachsen zu werden und mir ein Leben in Australien aufzubauen“, versetzte sie trocken. „Aber ich würde gern wissen, für welche Gelegenheit du die zweite Flasche aufbewahrst.“

„Du wirst schon sehen“, wich Simone aus. „Was das Picknick anbelangt … Sollen wir es hier auf dem Bett essen oder irgendwo draußen, wo wir den Himmel sehen? Wir könnten zu unserem alten Picknickplatz fahren.“

„Gute Idee.“

„Wunderbar! Aber ein Glas müssen wir unbedingt jetzt sofort trinken“, erklärte Simone und öffnete den Champagnerkorken mit einem diskreten Plopp. Sie stellte die Flasche auf dem Nachttisch ab und begann, in dem Korb zu wühlen. „Ich könnte schwören, dass ich hier irgendwo ein paar Champagnergläser verstaut habe. Spezielle fürs Picknick.“

„Aus Plastik?“, fragte Gabrielle.

„Bist du verrückt!“, entrüstete sich Simone. „Himmel, wo hast du nur gelebt in den letzten sieben Jahren? Ah, da sind sie ja.“ Mit elegantem Schwung holte sie die Gläser hervor. „Kein Plastik. Geschliffenes Kristall. Perfekt geformt, wunderbar ausbalanciert und so zerbrechlich wie ein Blütenblatt. Plastik-Champagnergläser“, schnaubte sie verächtlich, während sie einschenkte. „Gott bewahre und herzlich willkommen zu Hause!“

Sie aßen auf dem Gipfel des höchsten Hügels der Gegend, umgeben von Weinreben und mit dem Blick auf die Dächer des Châteaus sowie in etwas größerer Entfernung auf die Dächer des Dorfes und der Kirche.

„Was wirst du tun, während du hier bist?“, erkundigte sich Simone, nachdem das letzte Stückchen Käse und die letzte Scheibe Pâté vertilgt waren. „Luc sagte, du würdest ein paar Wochen bleiben.“

Gabrielle nickte. „Ich bin nicht nur hier, um Maman zu besuchen, sondern auch aus geschäftlichen Interessen. Rafe und ich bauen mittlerweile Wein an.“

„Oh?“, erwiderte Simone, wobei ihre Stimme zu lässig klang, um wirklich lässig zu sein. „Welche Sorte?“

„Hauptsächlich Cabernet Sauvignon, aber auch etwas Cabernet Merlot. Für den Spitzenmarkt – er ist jeden Cent wert. Wir möchten unseren Export nach Europa ausweiten und hier einen Vertrieb aufbauen. Es ist sinnvoll, sich in einer Gegend nach einem Grundstück umzusehen, die man gut kennt.“

„Rafael will zurückkommen?“, fragte Simone.

„Nein. Rafe nicht. Nur ich.“

„Oh.“

„Jetzt kling nicht so enttäuscht.“ Gabrielle warf Simone einen schnellen Seitenblick zu.

„Ich bin nicht enttäuscht“, erwiderte sie und warf den Kopf zurück. „Überhaupt nicht. Ich bin nur … neugierig. Nach was für einer Operationsbasis sucht ihr? Geschäftsräume oder Wohnimmobilien?“

„Beides.“

„Mit oder ohne Land?“

„Das kommt auf das Land an“, versetzte Gabrielle. „Warum?“

„Das alte Hammerschmidt-Weingut ist auf dem Markt“, verriet Simone. „Die Reben sind in furchtbarem Zustand, die ganze Technik ist völlig veraltet, und auch in das Haus muss man einiges hineinstecken, aber die Weinkeller sind hervorragend, und die Lage ist exzellent. Luc möchte es erwerben.“

„Wirklich?“, entgegnete Gabrielle trocken. „Und warum erzählst du mir das?“

„Weil es vermutlich perfekt euren Zwecken dienen würde.“

„Wenn es so wäre, stünde ich in direkter Konkurrenz zu Luc.“

„Na und?“, erwiderte Simone sorglos. „Das wäre doch spaßig!“

„Für wen? Wirklich, Simone, ich weiß ja deine Hilfe zu schätzen, aber wo bleibt deine Loyalität gegenüber Luc und eurer Firma? Es gab eine Zeit, als du deine Familie vor dein eigenes Glück gestellt hast. Was ist mit dieser Simone passiert?“

Ihre Jugendfreundin wirkte bedrückt. „Diese Simone bedauert mittlerweile sehr, ihr Glück nicht mit beiden Händen festgehalten zu haben. Jetzt bin ich älter. Und weiser.“

„Raffinierter“, murmelte Gabrielle.

„Das auch.“ Simone nippte an ihrem Champagner und starrte auf das Tal, das sich vor ihnen ausbreitete – die Hälfte davon gehörte ihr. „Also, wie geht es ihm?“, fragte sie zaghaft. „Rafael?“

„Er ist getrieben“, antwortete Gabrielle stirnrunzelnd.

„Ist er glücklich?“

„Das weiß ich wirklich nicht.“

„Ist er verheiratet?“

„Nein.“ Gabrielle hatte Mitleid mit ihrer alten Freundin und gab ihr die Information, die sie eigentlich haben wollte. „Über die Jahre hinweg führte er ein paar Beziehungen, allerdings mit weniger Frauen als er hätte haben können. Es gab nichts, was er jemals vor seine Arbeit gestellt hätte.“ Sie trank einen Schluck Champagner. „Er baut ein wahres Imperium auf, um immer und immer wieder seinen Wert zu beweisen – einer Mutter, die ihn nie geliebt hat, einer Erbin, die nicht an ihn geglaubt hat, und einem besten Freund, der ihn nicht unterstützt hat.“

„Das ist nicht fair, Gabrielle.“ Simones Stimme klang erstickt. „So war es nicht.“

„Ich weiß“, gestand sie. „Und rein rational würde Rafe dir sicher recht geben. Er weiß, dass Lucs Hände gebunden waren, als es darum ging, zusammen mit ihm eine Firma aufzubauen. Und er weiß auch, dass du und er viel zu jung wart, um zu heiraten oder gar nach Australien durchzubrennen. Er behauptet, er arbeitet wie ein Tier, weil es ihm Spaß macht, aber wenn du mich fragst – und das hast du ja – der wahre Grund, warum er derart schuftet, ist, dass er den Gespenstern seiner Kindheit zu entfliehen versucht.“

„Ich glaube, ich brauche mehr Champagner“, sagte Simone.

Gabrielle streckte ihr das eigene Glas entgegen. „Ich bin dabei.“

Während Simone beide Gläser auffüllte, murmelte sie: „Vermutlich sollten wir nicht über Brüder sprechen, du und ich.“

„Nein, das sollten wir wohl wirklich nicht.“ Gabrielle lächelte schwach. „Übrigens habe ich deinen heute gesehen. Ich dachte wirklich, dass ich die Situation im Griff hätte. Dass ich mit ihm umgehen könnte. Aber ich konnte es nicht.“

„Das überrascht mich nicht“, versetzte Simone. „Die Frau, die das kann, habe ich noch nicht getroffen. Ein von Herzen kommender Rat, Gaby: Luc hat sich verändert, nachdem du gegangen bist. Er ist härter geworden, vorsichtiger. Er ist kein einfacher Mann. Kein einfacher Mann zum Lieben. Glaub mir, das haben schon viele versucht.“

„Ist das eine Warnung?“

„Eher eine Bitte, vorsichtig zu sein. Du hast es schon immer vermocht, Luc mit einem einzigen Blick den Kopf zu verdrehen, und ich glaube nicht, dass du diese Fähigkeit verloren hast. Aber es ist eine ganz andere Sache, ihn dazu zu bringen, sein Herz zu öffnen. Sei einfach … vorsichtig.“

Gabrielle strich mit den Fingerspitzen über das Gras. „Ich bin nicht wegen ihm zurückgekommen, Simone. Ich weiß nicht mal, ob ich ihn immer noch will. Glaub mir, ich hab nicht vergessen, was passiert ist, als ich ihn das letzte Mal wollte.“

„Er auch nicht“, murmelte Simone. „Mein Rat galt für den Fall, dass du immer noch an ihm interessiert bist. Wenn nicht, musst du vielleicht nur mit ihm über das reden, was in der Vergangenheit geschehen ist, vielleicht könnt ihr dann alles hinter euch lassen. Ja, vielleicht solltet ihr die Situation auf diese Weise handhaben.“

„Du meinst, wir sollten höflich und gesittet miteinander umgehen? Luc und ich?“

Um Simones Mundwinkel zuckte es. „Genau. Warum kommst du nicht morgen Nachmittag nach Caverness und machst einen Spaziergang mit mir durch den Garten? Du könntest zum Dinner bleiben. Wenn du magst, kannst du es auch noch mal mit Josien versuchen, auch wenn ich das nicht unbedingt empfehle. Außerdem könntest du eine höfliche Unterhaltung mit Luc führen. Frag ihn nach seiner Meinung zu Vertriebsmöglichkeiten eurer australischen Rotweine hier in Frankreich. Mach ihm die Grenzen eurer Beziehung klar. Vielleicht wird Luc deinem Beispiel folgen.“

„Und wenn nicht?“

„Dann lauf“, versetzte Simone mit einem Grinsen. „Verdammt, ich habe dich vermisst. Auf die Wiedervereinigung, auf Zurückhaltung gegenüber schwierigen Männern und auf das Begraben der Gespenster unserer Vergangenheit!“

„Hört, hört“, murmelte Gabrielle und hob ihr fast leeres Glas an die Lippen. Wo war der ganze Champagner hin? „Zurückhaltung, sagtest du?“

„Gesittete Zurückhaltung“, korrigierte Simone. „Es gibt nichts Besseres. Noch Champagner?“

Gabrielle zögerte. „Hast du mein Glas nicht eben erst gefüllt?“

„Es sind sehr kleine Gläser“, versetzte Simone im Verschwörerton. „Darf ich dich daran erinnern, dass wir hier von Château Caverness Jahrgang 1955 reden? Das ist nicht irgendein alter Champagner.“

Das war es in der Tat nicht. „Also gut“, gab Gabrielle nach und griff – wie sie fand – mit großer Zurückhaltung nach der Magnumflasche, auch wenn Simone laut kicherte. „Vielleicht noch ein kleines Glas.“

3. KAPITEL

Um fünf Uhr am folgenden Nachmittag, nachdem Gabrielle einen fröhlichen Abend mit Simone verbracht und den halben Tag geschlafen hatte, fuhr sie erneut durch die Einfahrt zum Château des Caverness und parkte den Wagen vor dem Dienstbotentrakt. Während sie die Tür zu ihrer Kindheit völlig ignorierte, schaltete sie ihr Handy ein und wählte die Nummer, die Simone ihr am Vorabend gegeben hatte.

„Wo bist du?“, fragte sie.

„Im Obstgarten“, antwortete Simone. „Und falls du bis jetzt gewartet hast, um mir zu sagen, dass du doch nicht kommst, werde ich sehr, sehr böse.“

„Ich bin hier“, beschwichtigte Gabrielle. „Ich wollte nur nicht durch drei Hektar Garten laufen, um dich zu suchen, das ist alles. Ich trage nicht unbedingt vernünftige Schuhe.“

„Sieh an, und ich dachte, du würdest etwas Zurückhaltendes anziehen!“

„Das habe ich“, verteidigte sich Gabrielle. Ihr knielanges, pflaumenfarbenes Sommerkleid war sehr zurückhaltend. Sie hatte sogar ihre wilden Locken geflochten und im Prinzessinnen-Stil hochgesteckt. Dazu dezentes Make-up und nur ein Hauch Parfum – sie war das wandelnde Beispiel eleganter Zurückhaltung. „Bis auf die Schuhe.“

„Dann zieh sie aus und komm vorne herum über die Wiese“, schlug Simone vor.

„Das ist nicht wirklich gesittet“, gab Gabrielle zu bedenken. „Es ist ein wenig zügellos.“

„Tu es trotzdem“, riet Simone. „Schüttele die ganze wilde Hemmungslosigkeit ab, sodass nichts mehr für Luc übrig ist, wenn du ihm begegnest.“

„Du sagst erstaunlich vernünftige Dinge“, murmelte Gabrielle. „Ich habe ein paar Sachen fürs Dinner mitgebracht. Ich stelle sie auf dem Weg zu dir auf der Terrasse ab. Bis gleich.“

Die hochhackigen Sandalen in der einen Hand, die Einkaufstüte in der anderen, lief sie durch den Vorgarten mit den zahlreichen Statuen auf den imposanten Haupteingang des Schlosses zu. Ihre Schritte verlangsamten sich, als sie sah, dass die Terrasse bereits belegt war, doch dann straffte sie die Schultern und setzte ihren Weg entschlossen fort. „Guten Tag, Maman, Hans“, grüßte sie das sitzende Paar. Vorsichtig spähte Gabrielle zu der dritten Person, die die Runde komplettierte. Luc saß nicht. Er sah so aus, als sei er gerade vorbeigekommen und habe nur ein paar Worte gewechselt. „Luc.“

Hans grüßte sie fröhlich. Josiens Begrüßung fiel wesentlich reservierter aus, aber immerhin war es eine Begrüßung, wofür Gabrielle geradezu lächerlich dankbar war. Luc sagte nichts.

„Ich bin auf dem Weg zu Simone“, erklärte sie rasch, denn sie kam sich schon wieder wie ein unwillkommener Eindringling vor. „Sie will mir unbedingt den Garten zeigen.“

Josiens Blick wanderte zu ihrer Tochter hinüber. Sie musterte deren Aufmachung, ihr Haar und die Sandalen, die lose von ihren Fingern baumelten. Gabrielle bezwang den Drang, ihre Kleidung nach Schmutz oder sonstigen Flecken abzusuchen. Das war die Frau, zu der sie sich entwickelt hatte, und wenn Josien etwas an ihrer Erscheinung oder ihrem Verhalten auszusetzen hatte, dann war das ihr Problem. Gabrielle holte tief Luft, stellte die Einkaufstüte auf dem Tisch neben ihrer Mutter ab und streckte sich ein wenig. Luc hatte immer noch keinen Ton gesagt. Also gut, ihre letzte Begegnung war ein wenig … angespannt verlaufen, und vielleicht wollte er sie genauso wenig hier haben wie Josien, aber hätte es ihn umgebracht, wenigstens Hallo zu sagen? Wie sollte sie sich höflich und gesittet benehmen, wenn er es nicht mal schaffte, sie zu grüßen?

„Simone hat sich vor ein paar Jahren des Gartens angenommen“, erklärte er in die allmählich unangenehme Stille hinein. „In letzter Zeit konzentriert sie sich hauptsächlich auf den alten Obstgarten. Die meisten Bäume sind verschwunden, um Platz für Rosen zu machen, aber nicht alle.“

Gabrielle strich sich eine Locke, die sich aus der Frisur gestohlen hatte, hinters Ohr. Endlich eine höfliche Konversation. Da konnte sie mithalten. Irgendwie. „Das klingt wundervoll.“ Sie griff in die Einkaufstüte und nahm einen Strauß Veilchen heraus. Ihr betörender Duft erfüllte die Luft, als sie den Bund auf den Tisch legte. „Für dich, Maman. Ich wollte sie eigentlich Hans geben, aber da ich dich jetzt selbst sehe …“ Sie wandte sich ab, um zu gehen, ehe ihre Mutter die Blumen offen ablehnen konnte.

„Danke.“ Josiens Antwort wehte mit einer leichten Sommerbrise zu ihr herüber – schwach und steif, aber immerhin eine Antwort. Gabrielle schaute zu ihrer Mutter zurück. Josien hielt ihrem Blick stand, allerdings nur einen Moment, dann schaute sie weg, die Hände fest im Schoß geballt. Luc wirkte grimmig. Hans betrachtete seine Patientin neugierig. Mit schwerem Schritt erhob er sich, trat an den Tisch und griff nach dem Strauß. „Meine Mutter liebte Veilchen auch“, sagte er mit seiner rauen Stimme und legte sie Josien in die Hand. „Hübsche kleine Dinger.“

Gabrielle blieb nicht länger, um die Reaktion ihrer Mutter zu beobachten. Die Angst vor einer neuerlichen Zurückweisung war so groß, dass sie eiligst floh.

Luc holte sie am Ende der Treppe ein. „Macht es dir etwas aus, wenn ich mich zu dir geselle?“, fragte er.

„Nein.“ Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Was hatte Simone noch mal in puncto höfliche und gesittete Konversation gesagt? Gabrielle konnte sich nicht erinnern. Zu sehr war sie damit beschäftigt, den unwiderstehlichen Sexappeal des Mannes neben sich zu ignorieren.

„Wie gefällt dir das Leben in Australien?“, erkundigte er sich, während sie durch den formellen französischen Garten mit seinen akkurat geschnittenen Hecken schlenderten. Es war eine Frage, wie sie ihr jeder Bekannte stellen würde, egal ob neu oder alt. Eine höfliche Frage. Eine Frage, die ihre Gedanken in eine andere Richtung lenkten.

Gott sei Dank.

„Es gefällt mir sehr gut“, entgegnete sie mit einem Lächeln. „Australien ist ein wunderschönes Land mit endlosen Möglichkeiten. Das Klassensystem ist bei Weitem nicht so ausgeprägt wie in Europa.“ Ihr Lächeln nahm einen wehmütigen Zug an. „Als ich dort ankam, war ich nicht die Tochter der Haushälterin, sondern die interessante Französin mit dem australischen Vater und einem Bruder, der gerade ein heruntergekommenes Weingut gekauft und es Angels Landing genannt hatte. Ich konnte sein, was und wer ich wollte. Einfach ich selbst. Es war sehr befreiend.“

„Das kann ich mir vorstellen“, murmelte Luc mit einem knappen Lächeln. „Wahrscheinlich hast du diese Freiheit schamlos ausgenutzt?“

„Seltsamerweise nicht.“ Gabrielle ließ die Sandalen wie ein träges Pendel von den Fingern baumeln. „Sobald es nichts mehr gab, wogegen ich rebellieren musste, habe ich damit aufgehört.“

„Ich wette, Rafe war erleichtert.“

„Vielleicht. Oder vielleicht wusste er einfach, dass ich meinen Weg schon finden würde, sobald ich diesem Ort hier einmal entkommen war.“

„Das klingt, als hättest du es hier gehasst“, bemerkte er.

„Nein, das habe ich nicht.“ Gabrielle schüttelte den Kopf und ließ ihren Blick über das Château und das dazugehörige Land schweifen. „Wie kann man etwas hassen, was so wunderschön ist? Nein, es war mein Platz im allgemeinen Gefüge der Dinge, den ich gehasst habe. Ich wollte Caverness nicht besitzen, weißt du.“ Das sollte Luc bloß nicht denken. „Ich wollte nur nicht, dass Caverness mich besitzt.“

„Ich verstehe.“ Seine Augen hatten sich verdunkelt. „Wie fühlt sich die Rückkehr für dich an?“

„Ein zweischneidiges Schwert“, gab sie offen zu. „Ein Teil von mir hat das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein. Der andere Teil möchte so schnell wie möglich wieder fort. Ich weiß, dass es hier für mich keinen Platz gibt, Luc. In Josiens Vorstellung nicht und vermutlich auch nicht in deiner oder Simones, auch wenn ihr beide das nie aussprechen würdet.“

„Du täuschst dich“, versetzte er sofort. „Es gibt hier einen Platz für dich, Gabrielle. Immer.“

„Wir werden sehen.“

„Gabrielle, falls du jemals meine Hilfe brauchst, frag mich“, erklärte Luc fest. „Du wirst sie bekommen.“

„Warum?“

„Du bist meinetwegen aus deinem Zuhause verbannt worden.“

„Soweit ich mich erinnere“, erwiderte sie und warf ihm einen raschen Seitenblick zu, „waren wir in jener Nacht zu zweit in der Höhle. Außerdem mag ich ein Zuhause verloren haben, doch dafür habe ich schnell ein neues gewonnen, und währenddessen habe ich zu mir selbst gefunden. Ich weiß, dass ich mich zu Anfang mit Händen und Füßen dagegen gewehrt habe, zu gehen, Luc.“ Gabrielle zuckte innerlich zusammen, wenn sie an die furchtbare Szene dachte, die sie damals verursacht hatte. „Aber es hat mir geholfen, erwachsen zu werden.“ Stark zu werden.

„Und die Entfremdung von deiner Mutter?“

„Wäre vermutlich ohnehin passiert“, antwortete sie achselzuckend. „Lass die Schuldgefühle, Luc. Sie stehen dir nicht.“

In Lucs Augen blitzte es. „Vorsicht, Gabrielle.“

„Schon viel besser“, murmelte sie. „All das kaum gezügelte Feuer – das bist du.“

All das kaum gezügelte Feuer loderte an die Oberfläche, als Luc sie am Arm packte und in den Schatten der Schlossmauern drängte. Schweigend starrte er sie an, während er die Spannung zwischen ihnen immer weiter anwachsen ließ. „Warum tust du das?“, fragte er schließlich. „Du drängst und drängst und dann drängst du noch mehr. Ich warne dich, aber du scheinst nie zuzuhören.“

„Ich höre jetzt zu“, wisperte sie. Plötzlich waren ihre Lippen staubtrocken. Sie trat einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen die Mauer. „Ich höre dir ganz genau zu.“

„Gut, denn ich wähle meine Worte mit Bedacht. Erinnerst du dich, wie es war, als ich die Kontrolle verloren habe, Gabrielle? Willst du, dass das wieder passiert? Möchtest du das wirklich?“

„Nein.“

Ja, flüsterte ihre innere Stimme, die einfach nicht schweigen konnte.

„Nein“, wiederholte sie fester. „Ich möchte, dass wir höflich miteinander umgehen. Das ist alles.“

„Höflich“, erwiderte er freudlos. „Mit dir?“

„Ja.“

„Gott hilf mir.“

„Du könntest es zumindest versuchen“, versetzte sie beleidigt. „Du schaffst es ja nicht mal, mich vernünftig zu grüßen.“

„Und hast du dich je gefragt, woran das liegt?“, stieß er hervor.

Nein, hatte sie nicht. Alles, was sie gesehen hatte, war der Mangel an Höflichkeit, den er ihr gegenüber zeigte, dabei war er zu allen anderen Menschen die Liebenswürdigkeit in Person.

„Ich will dich nur daran erinnern, dass das alles deine Idee war“, raunte er heiser, während er seine Hände rechts und links von ihrem Kopf ablegte. „Du willst eine Begrüßung. Hier ist sie. Bonjour, Gabrielle.“ Sie spürte die flüchtige Wärme seiner Lippen an ihrer Wange. Im nächsten Moment war sie schon wieder verschwunden. Doch die Hitze breitete sich wie ein Lauffeuer in ihrem Körper aus. Wahrscheinlich war es das Beste, sie zu ignorieren. Sie wich ein kleines Stückchen zurück und stellte fest, dass er sie mit brennendem Blick ansah. „Siehst du?“, sagte sie zaghaft. „Das war doch gar nicht so schwierig.“

„Ich bin noch nicht fertig“, murmelte er und presste seine Lippen auf ihre andere Wange. Er begann etwas höher, verharrte länger und folgte einer verführerischen Linie hinab zu ihrem Mundwinkel, den er ganz kurz mit der Zunge berührte.

Gabrielle keuchte; sie konnte es nicht verhindern, denn tief in ihrem Inneren begann ein Feuer zu glühen.

„Sag ‚Bonjour, Lucien‘“, wisperte er, wobei seine Lippen die ihren kaum verließen. „Sag ‚Comment ca va?‘, und dann versuch, deinen Körper davon zu überzeugen, dass du nicht mehr von mir willst. Du kannst deine Hände zu Fäusten ballen so viel du willst, Engel, früher oder später wird jemand erkennen, dass du nicht wütend bist, sondern erregt. Unter normalen Umständen sind wir von anderen Menschen umgeben, die uns beobachten und abwarten, was zwischen uns vorfällt. Möchtest du wirklich, dass sie sehen, was als Nächstes passiert, Gabrielle? Willst du das?“

„Nein“, hauchte sie. „Das hier wird nicht gesittet ablaufen, nicht wahr?“

Luc lächelte kurz. „Nein.“ Dann presste er ganz leicht seine Lippen auf ihre, doch es war genug, dass Gabrielle die Augen schloss und den Kopf zurückbog, damit er besseren Zugang hatte. In seinem Kuss lag eine Frage. Für sie hatte es darauf immer nur eine Antwort gegeben. Seufzend öffnete sie die Lippen und ließ ihn ein.

Luc wusste, dass es ein Fehler war, Gabrielle zu küssen – das hatte er schon immer gewusst. Sie hielt nichts zurück, während sie sich ihm öffnete und ihnen beiden süßes Vergessen schenkte. Innerhalb eines Herzschlags verwandelte sich der Kuss von mühsam beherrscht in hemmungslos wild. Ihr Geschmack attackierte seine Sinne, berauschend und sinnlich, wie der beste Wein. Ihren Duft würde er immer lieben, selbst wenn er hundert Jahre alt würde, und was ihre Berührung anging … Mehr als er die Luft zum Atmen brauchte, wollte er ihre Hände auf seiner Haut spüren.

„Berühr mich“, murmelte er zwischen weiteren hungrigen, gierigen Küssen. „Um Himmels willen, Gabrielle, berühr mich.“

Mit einem Geräusch, halb Schluchzen, halb Flehen, ließ Gabrielle die Sandalen zu Boden fallen, schlang die Arme um seinen Nacken und tat wie geheißen.

Der Regen kam ganz plötzlich. Er traf sie hart und überschüttete sie mit kühlen Tropfen. Gabrielle löste sich aus dem Kuss, zuckte zurück und legte einen Arm über ihr Gesicht, um sich gegen die Nässe zu schützen. Luc blinzelte und schüttelte den Kopf, ehe er ebenfalls eine Hand hob, um den unerwarteten Guss abzuwehren, der nicht von oben zu kommen schien. „Was zur Hölle …?“

„Tut mir leid.“ Simones Stimme schien wie aus weiter Ferne zu kommen, dabei stand sie nur wenige Meter von ihnen entfernt – mit einem Gartenschlauch in der Hand und einem Ausdruck voller Unschuld auf dem Gesicht. „Ich habe das Wasser aufgedreht, doch der Druck war so groß, dass mir der Schlauch aus der Hand geglitten ist und alles in Reichweite nass gespritzt hat. Ich konnte ihn einfach nicht kontrollieren.“ Simones scharfer Blick richtete sich auf das pitschnasse Paar. „Ihr wisst ja, wie das ist.“

Gabrielle errötete ganz zauberhaft.

Luc wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und schob dann die Hände in die Hosentaschen, damit er nur ja nicht wieder nach Gabrielle griff. „Das nächste Mal, wenn wir uns in der Öffentlichkeit treffen, sage ich Hallo, und das war’s“, teilte er ihr grimmig mit.

„Gute Idee“, entgegnete Gabrielle, während sie sich bückte, um ihre Sandalen aufzuheben. Die Bewegung brachte sie auf Augenhöhe mit einem gewissen Körperteil von ihm, der immer noch nach Aufmerksamkeit verlangte. Luc drehte sich schnell zur Seite und fixierte die Steinmauer direkt vor ihm, wobei er heftig die Zähne zusammenbiss.

„Und dann gehe ich ans andere Ende des Raumes“, fügte er hinzu, den Blick immer noch ausschließlich auf die Mauer gerichtet. „Vielleicht sogar ans andere Ende der Welt.“

„Das nennt man Australien“, bemerkte Simone trocken. „Und beim letzten Mal hat das bei euch beiden auf jeden Fall funktioniert. Noch mehr Wasser?“

„Nein“, entgegnete er rasch.

„Mir reicht’s auch.“ Gabrielle huschte ganz schnell an ihm vorbei. Mit breitem Lächeln schüttelte sie die Wassertropfen von ihrem Kleid. „Also, wo waren wir stehen geblieben?“

„Bei der Tour durch den Garten?“, half Simone nach und hob dabei eine Augenbraue. „Willst du dich zu uns gesellen, Bruderherz?“

Nicht, wenn er es vermeiden konnte.

„Wenn du mich mit dieser Frau allein lässt, bist du ein toter Mann“, zischte ihm Gabrielle zu.

„Früher oder später erwischt sie dich sowieso allein“, wandte Luc ein. „Warum willst du das Unvermeidliche hinauszögern?“

„Nichts ist unvermeidlich. Außer vielleicht, dass du und ich das aus unseren Köpfen rauskriegen mussten. Zumindest ist es jetzt geschehen. Aus und vorbei. Lektion gelernt. Kein Grund für eine Wiederholung. Hörst du mir zu?“

„Und wie“, versetzte er trocken. „Glaubst du wirklich, dass wir hiernach höflich und gesittet weitermachen können?“

„Absolut.“ Mit hoch erhobenem Kopf steuerte sie auf den nächsten Gartenpfad zu und ging voraus. „Ich bin ein extrem gesitteter Mensch.“

„Das habe ich bemerkt“, kommentierte Simone mit breitem Grinsen, während sie ihrem Bruder zuzwinkerte und Gabrielle folgte. „So viel Lärm um einen gewöhnlichen kleinen Kuss. Wirklich, Luc. Nimm dir ein Beispiel an Gabrielle und vergiss es. An einem Tag wie diesem gibt es wesentlich wichtigere Dinge.“

„Wie zum Beispiel?“ Was konnte wichtiger sein als darüber nachzudenken, dass er komplett die Kontrolle verloren hatte und vermutlich noch den Verstand dazu? Zumal die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder passieren würde, ungeheuer groß war.

„Gärten“, antwortete Simone mit Nachdruck. „Gärten sind viel wichtiger als Küsse – würdest du mir nicht zustimmen, Gabrielle?“

Und ob Gabrielle zustimmte. Herzhaft.

Frauen!

4. KAPITEL

Das Dinner an jenem Abend wäre eine ebenso angenehme wie entspannende Angelegenheit gewesen, dachte Gabrielle mit einem Blick in Simones Richtung, wenn Luc sich nicht entschieden hätte, ihnen Gesellschaft zu leisten. Vage erinnerte sie sich daran, ihm verboten zu haben, sie mit seiner Schwester allein zu lassen. Genauso undeutlich erinnerte sie sich, etwas von Rotwein erwähnt zu haben, worauf Simone verkündet hatte, sie werde ein Essen zubereiten, dass den Rotwein begleite. Aber zu keinem Zeitpunkt hatte sie oder Simone Luc zum Dinner eingeladen. Nicht, dass er eine Einladung brauchte, sinnierte Gabrielle düster, schließlich lebte er hier.

Es war einfach nur so, dass sie zur Besinnung gekommen war, und plötzlich schien es keine gute Idee mehr, ein gemütliches Abendessen mit Luc und Simone zu genießen. Wenn sie klug war, dann ging sie auf möglichst großen Abstand zu Luc.

Das Problem bestand nur darin, dass sie nicht wusste, wie sie sich zurückziehen sollte, ohne ihre Gastgeber zu beleidigen. Allerdings müsste zumindest Simone ihre Gründe verstehen.

„Dieses gesittete Dinner nur für uns drei – das funktioniert nicht“, sagte sie zu Simone, die gerade eine riesige Ente füllte und die Öffnung mit einer aufgespießten Orange verschloss.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Ente auch nicht funktioniert“, murmelte Simone, „aber höre ich deshalb etwa auf?“ Rasch presste sie den Saft zweier weiterer Orangen aus. „Es ist deine eigene Schuld. Du hättest nicht erwähnen sollen, dass du zwei Flaschen von Rafes Rotwein mitgebracht hast. Spätestens da hätte dir doch klar sein müssen, dass wir Luc nie und nimmer loswerden.“

„Meine Schuld?“, empörte sich Gabrielle. „Meine Schuld? Wer hat ihm denn Ente in Orange versprochen?“ Oder in diesem speziellen Fall Orange in Ente. Schon als kleiner Junge war Ente Lucs Lieblingsessen gewesen, und wenn man nach der Art und Weise urteilte, wie seine Augen aufgeleuchtet hatten, als Simone das Gericht erwähnte, aß er es immer noch unheimlich gern. „Du kochst ganz bewusst etwas, von dem du wusstest, dass Luc ihm nicht widerstehen kann.“

„Natürlich tue ich das“, gab Simone offen zu und wirkte keineswegs reumütig. „Es ist alles Teil des Plans, den wir gestern Abend festgelegt haben – nämlich sich höflich und gesittet gegenüber Luc zu benehmen, erinnerst du dich? Die Tatsache, dass du dich keine zwei Minuten an den Plan halten kannst, sobald du mit ihm zusammen bist, ist doch nicht mein Fehler, oder?“

Simone hatte natürlich recht, was das Ganze trotzdem nicht leichter machte.

„Wenn du dich vor diesem Dinner drückst, werde ich sehr wütend sein“, betonte sie und warf ihr einen strengen Blick zu. „Du kannst gehen, wenn das Essen vorüber ist, vorher nicht.“

In diesem Fall war es an der Zeit, die Sache zu beschleunigen, entschied Gabrielle, während sie die riesige Arbeitsfläche betrachtete, auf der sich etliche Zutaten stapelten. „Wie kann ich helfen? Gib mir etwas zu tun.“

„Öffne den Wein“, erwiderte Simone mit breitem Grinsen. „Das könnte helfen.“

„Luc öffnet bereits den Wein.“ Gabrielle warf einen Blick ans andere Ende der Küche, wo er an der Anrichte lehnte. „Berichtigung. Er betrachtet gerade das Etikett.“ Ein mulmiges Gefühl erfasste sie. Marketing und Design fielen in ihren Aufgabenbereich, und sie war sehr stolz auf ihre Arbeit. Das Angels Landing-Etikett mit dem geflügelten Engel und der eleganten Schrift hatte in Australien zahlreiche Design-Preise gewonnen. Aber Australien war nicht Frankreich. Ob Luc ihre Arbeit gefallen würde?

In diesem Moment schaute er auf und fing ihren Blick ein. „Kühn“, bemerkte er.

„Genau wie der Wein.“ Gabrielle versuchte sich zu entspannen, doch es gelang ihr nicht so recht. Jahrelange Arbeit und viel Herzblut waren in die Produktion und Präsentation dieses Weines geflossen – die Reaktion der Menschen darauf würde ihr niemals egal sein.

Doch da Luc und Simone selbst Winzer waren, würden sie das verstehen.

„Geh“, stupste Simone sie an und nickte in Richtung ihres Bruders. Gabrielle durchquerte rasch die Küche, achtete aber darauf, dass sie auf der anderen Seite des Tisches stehen blieb, an dem Luc sich aufhielt.

„Möchtest du die Verkostung kommentieren?“, fragte er amüsiert.

„Soll ich?“ Sie bemühte sich um Lässigkeit, doch wenn man nach Lucs leicht spöttischem Lächeln urteilte, gelang es ihr nicht wirklich.

„Ja, gern“, erwiderte er bewundernswert formell. „Merci.“ Sein Lächeln wurde breiter. „Du warst schon immer gut darin, Wein an Kunden zu verkaufen. Erinnerst du dich, wie du an jenem Nachmittag, als Marcel krank war, zusammen mit Simone den Kellerverkauf übernommen hast? Wie viele Kisten von unserem ältesten und teuersten Champagner hast du verkauft? Achtundzwanzig?“

„Neunundzwanzig“, entgegnete Gabrielle. „Und wir hatten gegenüber Marcel den Vorteil, viel niedlicher zu sein.“ Marcel war grau, bärbeißig und einschüchternd gewesen; sie und Simone dagegen schmutzig, süß und erst sieben beziehungsweise neun Jahre alt. Simone hatte man wegen ihrer Mühen gelobt. Gabrielles Lächeln verblasste, als die volle Erinnerung zurückkehrte. Sie war wegen Überschreitung ihrer Grenzen geschlagen worden.

Mit der Pferdepeitsche.

Rafe war durchgedreht, als er die Striemen auf ihrem Rücken und den Beinen gesehen hatte. Damals war er gerade mal dreizehn und ihr Held gewesen, doch vor Josien gab es keinen Schutz. Nicht zu jener Zeit. Erst später, als Rafe größer und stärker geworden war und Josiens Bestrafungen mit eisiger Wut begegnete, überlegte es sich ihre Mutter zweimal, ob sie ihren Zorn an Gabrielle ausließ.

„Was ist los?“, fragte Luc. Seine tiefe, angenehme Stimme durchbrach ihre Gedanken und holte sie in die Gegenwart zurück. Er schien schon immer einen sechsten Sinn für ihre Stimmungen gehabt zu haben. „Gabrielle? Stimmt etwas nicht?“

„Nein, nein“, erwiderte sie, schob die unschönen Erinnerungen resolut beiseite und setzte ein Lächeln auf. Als Kinder hatten sie und Rafe besondere Fähigkeiten entwickelt, um Josiens Grausamkeiten vor der Welt zu verbergen. Ganz bestimmt nicht wollte sie diese jetzt, nach so vielen Jahren, doch noch enthüllen. „Das ist einer unserer ausgereiftesten Weine“, erläuterte sie und deutete auf die Flasche in Lucs Hand. „Auch wenn er erst fünf Jahre alt ist. Rafe wollte ihm ein weiteres Jahr geben, bevor er auf den Markt geht, aber ökonomische Aspekte kamen dazwischen. Wir brauchten Kapital“, gab sie offen zu. „Der andere Wein ist ein Jahr jünger. Wir haben erst eine kleine Menge abgefüllt. Das meiste lagert noch in Fässern“, verriet sie und deutete auf die zweite Flasche auf dem Tisch. „Es sind beides wunderbar ausgewogene Weine, versteh mich nicht falsch, aber der jüngere ist mein absoluter Lieblingswein – von allen Weinen, die wir bislang produziert haben.“

„Warum Rotwein?“, erkundigte sich Luc. „Warum ist Rafe nicht bei dem geblieben, was er kannte? Er hat eine ganze Menge Know-how in Sachen Champagner mitgenommen, als er von hier wegging.“

Das hatte er wirklich. Sowohl Luc als auch Rafe hatten viel vom alten Duvalier gelernt, was die Produktion von Champagner anging. Luc war schon damals ein fähiger Fachmann gewesen. Rafe dagegen hatte stärker experimentiert. Die meisten seiner Experimente waren in die Hose gegangen, aber manchmal … manchmal hatten seine wilden Kombinationen sogar das Lob des alten Duvalier geweckt. „Ganz ehrlich – ich habe keine Ahnung, warum er sich für Rotwein entschieden hat“, antwortete Gabrielle. „Als ich vor seiner Tür auftauchte, hatte er das Land gerade erst gekauft. So wie ich es sehe, hat er das alte Weingut erblickt und sich auf der Stelle verliebt. Es handelte sich um Rotweinreben, also hat er Rotwein gemacht. Öffne sie“, forderte sie ihn auf. So wie sie Luc kannte, wollte er mit Sicherheit beide Weine kosten und miteinander vergleichen.

„Warum habt ihr euch für Korken anstatt für Schraubverschlüsse entschieden?“, fragte er und tat wie geheißen.

„Tradition“, erklärte sie. „Rafe weiß ganz genau, welchen Markt er bedienen will, und diese Kunden verachten Schraubverschlüsse. Zumindest im Moment noch.“

Luc öffnete die beiden Flaschen und ließ den Wein atmen. In aller Ruhe suchte er die dazu passenden Gläser aus einem Schrank heraus, während Gabrielle ihn mit einer Mischung aus Ungeduld, Lust und wachsender Beklemmung beobachtete. Seine Meinung zu dem Wein bedeutete ihr viel. Wenn ihm der Wein nicht schmeckte, wäre sie am Boden zerstört.

„Die Farbe ist gut“, lautete sein erster Kommentar, nachdem er drei kleine Schlucke des ersten Weins eingeschenkt hatte.

„Ja.“ Die Farbe war erstklassig. Sie wartete darauf, dass er das Glas in die Hand nahm und zwang sich, nicht herumzuzappeln. „Simone, möchtest du auch etwas?“, rief sie ihrer Freundin zu.

Simones Gesicht drückte ihre widersprüchlichen Gefühle aus, während sie beinahe widerwillig zu ihnen kam. „Mir ginge es wesentlich besser, wenn ich den Wein von seinem Winzer trennen könnte“, murmelte sie leise.

„Mir ginge es wesentlich besser, wenn wir es endlich hinter uns bringen könnten“, konterte Gabrielle. „Koste ihn einfach und Schluss. Sag hm, sehr nett, äußerst interessant, und erlöse mich von meiner Qual.“

Doch so funktionierte eine Weinprobe im Château des Caverness natürlich nicht.

„Das Bouquet ist ein bisschen …“, begann Luc und hielt die Nase ins Glas.

„Ein bisschen was?“, fragte Gabrielle ängstlich.

„Interessant“, antwortete er. Grinste er etwa? Sie konnte seinen Mund nicht sehen, da das Weinglas davor war, aber seine Augen lächelten in jedem Fall.

„Schöne Beerennote“, bemerkte Simone.

„Und Aprikose“, fügte Luc hinzu. „Ungewöhnlich. Hm.“

„Um Himmels willen, Luc, würdest du bitte zu dem Sehr-nett- Part kommen?“, fauchte Gabrielle.

Er lächelte kurz, wobei in seine Augen ein geradezu teuflisches Funkeln trat. „Geduld, Engel“, forderte er bedächtig. „Eine Weinprobe ist eine sehr gesittete Angelegenheit. Ich dachte, du wüsstest das. Schließlich bist du doch selbst eine derart gesittete und zurückhaltende Person.“

Normalerweise war sie das auch. Nur nicht in seiner Nähe. „Luc“, sagte sie mit – wie sie fand – bemerkenswerter Zurückhaltung, „sorg nicht dafür, dass ich dir wehtun muss.“ Je mehr Zeit sie in Lucs Gesellschaft verbrachte, desto stärker wurde die Anziehung. Sie wollte wissen, was er von dem Wein hielt. Sie wollte wissen, was er über ihren Kuss dachte. Und Gott steh ihr bei, sie wollte, dass er sie wieder küsste. Was würde wohl passieren, wenn sie sich auf eine Affäre mit ihm einließ? Eine stürmische, vollkommen ungezügelte Affäre? Ob das ausreichen würde, um ihn sich ein für alle Mal aus dem Kopf zu schlagen? Wäre sie danach befriedigt und bereit, sich anderen Männern zuzuwenden, oder würde die Zeit, die sie mit Luc verbrachte, sie für jede andere Beziehung ruinieren?

Die letzte Möglichkeit behagte ihr ganz und gar nicht. Nein. Nein danke. Nein.

„Also?“, hakte sie ungeduldig nach. „Können wir jetzt zu dem gesitteten Teil übergehen?“

„Nun, ich mag ihn“, erklärte Simone. „Es ist ein vollmundiger und mutiger Wein mit einer Tiefe und Samtigkeit, die weit über sein Alter hinausgeht.“ Simone lächelte kurz, ehe sie einen weiteren Schluck trank. „Ich weiß nicht, was diese australischen Weine an sich haben … da ist immer ein solcher Reichtum an Aromen.“

„Rafe denkt, dass es ein Ausdruck der immer noch sehr jungen Weinindustrie dort drüben ist“, erwiderte Gabrielle. „Alle experimentieren noch. Die Zeit war noch nicht da, um sehr viel Feinheit und Raffinesse zu entwickeln.“

„Oh, da ist Raffinesse“, widersprach Luc, kostete noch einmal und hob dann das Glas, um erneut die Farbe zu betrachten.

„Findest du?“ Gabrielle genoss das Gefühl, das seine Worte in ihr erzeugten. „Ich sehe es genauso. Probier den zweiten Wein.“

Luc tat wie geheißen. Diesmal lächelte er schief. „Der erste verfügte über einige hervorragende Qualitäten“, erklärte er. „Dieser hier ist brillant.“

Simone seufzte. Gabrielle strahlte über das ganze Gesicht.

„Welche Vertriebsmöglichkeiten sucht ihr?“, fragte Luc. Sein Blick war scharf und seine Worte ganz Geschäftsmann. Gabrielle kannte diese Seite an ihm noch gar nicht. Sie gefiel ihr. Es gefiel ihr, dass er ihre Expansionspläne ernst nahm.

„Wir wollen nur den Spitzenmarkt beliefern“, entgegnete sie. „Es geht uns nicht darum, den Markt mit Massenware zu überfluten. Wir wollen hier eine kleine Repräsentanz eröffnen.“

„Was braucht ihr?“

„Lagermöglichkeiten, zunächst einmal.“

„In den Höhlen?“

„Wenn möglich, ja.“

„Dafür müsst ihr einen Toppreis zahlen.“

„Ich weiß“, seufzte sie. „Und wenn man es mal ganz realistisch betrachtet, dann ist es wahrscheinlich gar nicht durchführbar, alles unter der Erde zu lagern. Deshalb werde ich mir alle Optionen ansehen.“

„Was brauchst du noch?“

„Eine Marketing-Strategie, einen vernünftigen Einstiegspreis und einen Vertrieb hier vor Ort.“

„Wen hast du dafür in petto?“

„Mich.“ Luc stünde dafür natürlich ein ganzes Team zur Verfügung, doch solche Ressourcen besaß sie nicht. Sie wartete darauf, dass er sagte, es sei nicht machbar; sie wartete darauf, dass er nachsichtig lächelte und sich über ihre Naivität lustig machte, doch das tat er nicht.

„Dann wirst du in den nächsten Wochen viel zu tun haben“, bemerkte er stattdessen.

„Ja.“

„Gib Bescheid, wenn du einen Kontakt zu den großen Weinhändlern hier in der Gegend brauchst“, sagte er als Nächstes. „Ich kann etwas für dich arrangieren. Vielleicht eine Weinprobe. Du könntest die Räumlichkeiten hier in Caverness nutzen. Das müsste funktionieren.“

Gabrielle versuchte, ihren Mund geschlossen zu halten, auch wenn sie Luc vollkommen konsterniert anstarrte. Eine Weinprobe im Château des Caverness war eine Erfahrung, die sich nicht mal der abgeklärteste Weinliebhaber entgehen ließ, was nicht nur an der Qualität der präsentierten Produkte lag. Wenn man die Keller hinter dem Schloss betrat, war es wie eine Zeitreise in die Geschichte. Es gab dort Höhlen, die mit dem ältesten und teuersten Champagner Frankreichs gefüllt waren. Kleine Grotten, die durch unzählige Kerzen erleuchtet wurden. An den Wänden dieser Höhlen standen meterhohe Weinregale, in denen die kostbaren Flaschen ruhten. Die Höhlen von Caverness waren dazu da, nur die Wünsche der absolut anspruchsvollsten Käufer zu befriedigen.

„Wenn ich den Ruf des Hauses Duvalier aufs Spiel setze, muss ich natürlich etwas mehr über eure Produktlinie erfahren und in welcher Größenordnung ihr Verträge erfüllen könnt.“

Luc, der Geschäftsmann.

Und was in aller Welt hatte Gabrielle, die Geschäftsfrau, dazu zu sagen? Lucs Angebot war äußerst großzügig, völlig unerwartet – eine Protektion durch das Haus Duvalier würde ihnen die Abnahme durch genau jene Käuferschicht garantieren, die Rafe und sie anstrebten. Sie sollte vor Freude in die Luft gehen.

Aber sie tat es nicht.

Rafe würde die Idee nicht gefallen. Er würde nicht wollen, dass er diese Art von Verbindung zu Simone einging. Und was Gabrielle selbst anbelangte – auch sie wollte nicht unbedingt Geschäfte mit Luc machen. Ihre Gefühle für ihn waren schon kompliziert genug. Das Schicksal ihrer Expansionspläne an den guten Willen eines Mannes zu koppeln, mit dem sie gerade noch in Erwägung gezogen hatte, eine leidenschaftliche Affäre einzugehen, schien nicht gerade eine vernünftige Strategie.

„Wir können darüber reden“, versetzte sie zurückhaltend. „Oder noch besser – ich telefoniere mit Rafe und kontaktiere dich dann. Es könnte sein, dass du gar nichts über unsere Produktlinie oder Lieferkapazitäten wissen musst.“

„Weil du glaubst, dass er es für keine gute Idee halten wird?“, hakte er nach.

„Ich weiß nicht, wie er reagieren wird. Rafe mag keine Almosen annehmen. Oder anderen Menschen verpflichtet sein.“ Sie formulierte so vorsichtig wie möglich. „Es ist ein sehr großzügiges Angebot, Lucien, und dafür danke ich dir. Aber ich weiß einfach nicht, ob wir es annehmen können.“ Sie lächelte schief. „Dein Vater würde sich im Grab umdrehen.“

„Mein Vater, trotz all seiner guten Seiten – und ja, er hatte welche – war extrem kurzsichtig. Er hätte Rafe unterstützen sollen, als er die Gelegenheit dazu hatte.“

Doch er hatte es nicht getan. Die Worte hingen unausgesprochen in der Luft, was sie nur umso explosiver machte.

„Ich werde Rafe anrufen und ihm den Vorschlag unterbreiten“, erklärte Luc. Als er Gabrielles fassungsloses Gesicht sah, hob er eine Augenbraue. „Was?“

„Meinst du nicht, dass eine Vermittlerin gut wäre?“, fragte sie. „Ich meine, immerhin hast du sieben Jahre lang nicht mit ihm gesprochen, und jetzt willst du ihn urplötzlich anrufen?“

„Wie kommst du darauf, dass ich ihn sieben Jahre lang nicht gesprochen habe?“, versetzte Luc erstaunt.

„Ich, äh … Hast du?“

„Wir haben recht häufig miteinander telefoniert“, erklärte er, und als Gabrielle ihn weiterhin schockiert anstarrte, fügte er hinzu: „Was überrascht dich mehr? Dass Rafe und ich Kontakt gehalten haben, oder dass du nichts davon wusstest?“

„Beides“, gab sie offen zu. Rafael war so desillusioniert gewesen, als er Frankreich verlassen hatte. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass er zu irgendjemand in Caverness Kontakt hielt. Weder zu Lucien noch zu Josien, und ganz bestimmt nicht zu Simone. „Worüber redet ihr?“

Diesmal wich Luc ihrem Blick aus. „Über alles, nur nicht über Schwestern.“

Soweit es um exquisites Essen und ein stimmungsvolles Ambiente ging, war das Dinner ein voller Erfolg. Sie schienen eine unausgesprochene Vereinbarung getroffen zu haben, die Ereignisse der Vergangenheit ruhen zu lassen und sich stattdessen auf Gegenwart und Zukunft zu konzentrieren. Sie sprachen über die Veränderungen, die sich in den vergangenen Jahren im Dorf vollzogen hatten. Der neue Pfarrer und der neu gegründete Männerchor. Die Operndiva, die durch ihren Erfolg mit einem Lied ein halb zerfallenes Château erworben hatte und den lokalen Handwerkern durch die Restaurierung des Anwesens Arbeit auf Jahre bot. Laut Lucien verfügte sie über das nötige Kleingeld. Laut Simone zeigte ihr jugendliches Gesicht, welche Wunder die Schönheitschirurgie heutzutage zu leisten imstande war. Die Oberhäupter der Champagner-Dynastien überschlugen sich beinahe, um der Diva den Hof zu machen.

Doch die Frau hatte alle Klatschmäuler zum Schweigen gebracht, indem sie einen verwitweten Dachdecker aus dem Dorf geheiratet hatte, der zehn Jahre jünger war als sie, mit schütter werdendem Haar, drei kleinen Kindern und keinerlei Geld – dafür aber, laut Aussage der Dorfbewohner, mit einem Herz aus purem Gold.

„Aber macht sie das nicht zu einer Ausgestoßenen in der High Society der Gegend hier?“, fragte Gabrielle fasziniert. „Und was halten seine Freunde von ihr? Wie passen sie zusammen?“

„Laut Aussage der Leute passen sie wunderbar zusammen“, erwiderte Simone. „Mittlerweile gibt es frisches Blut in der Gemeinde – eine jüngere Generation, die nicht mehr so sehr den alten Traditionen verhaftet ist. Bei Weitem nicht so klassenbewusst.“

Gabrielle warf ihrer Jugendfreundin einen neugierigen Blick zu. „Ich will ja nicht behaupten, dass du dich täuschst“, sagte sie. „Aber, Simone, für dich hat immer jede Tür offen gestanden. Woher willst du wissen, dass die Leute nicht mehr so klassenbewusst sind? Jeder hier wusste in der Minute, in der ich wieder im Dorf auftauchte, wer ich bin. Jeder wusste, dass ich Josiens Tochter bin und hat mich dementsprechend beurteilt. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sich viel geändert hat.“

„Wie haben sie dich beurteilt?“, wollte Luc wissen und sah sie scharf an.

„Als ich nach einem Zimmer gefragt habe, hat man mir das kleinste und billigste angeboten. Zweite-Klasse-Behandlung von Anfang an“, erklärte sie mit einem kleinen, gezwungenen Lächeln. „Ich war zu müde, um zu protestieren.“

Lucs Kiefer verkrampfte sich. „Dann bleib hier.“

Gabrielle schüttelte den Kopf. „Heute Morgen war ich nicht zu müde, um zu protestieren. Ich bin in eine größere Suite umgezogen mit eigenem Bad. Madame meinte rundheraus, dass das zweifellos ein Luxus sei, den ich kaum gewohnt sein könne, weshalb sie verlangt hat, dass ich die komplette Summe für die drei Wochen im Voraus bezahle. Bar.“

„Die alte Vogelscheuche“, schimpfte Simone. „Ich habe sie nie gemocht. Was hast du getan?“

„Ich habe ihr die Summe für eine Woche gegeben und ihr gesagt, dass ich mich nach etwas Großzügigerem umschaue.“

„Caverness ist großzügig“, bemerkte Luc düster. „Sehr großzügig.“

„Um es zu kaufen“, fügte Gabrielle hinzu.

„Ich wünschte, ich hätte ihren Gesichtsausdruck gesehen, als du ihr gesagt hast, dass du eine Immobilie kaufen willst“, grinste Simone.

„Du möchtest hier eine Immobilie kaufen?“, rief Luc.

„Heute ist dein Glückstag“, murmelte Gabrielle zu Simone gewandt. „Stattdessen bekommst du Lucs Gesichtsausdruck zu sehen. Er ist genauso fassungslos.“

„Es ist keine Fassungslosigkeit“, widersprach er sofort. „Du hast mich überrascht, das ist alles. In Anbetracht deiner zwiespältigen Gefühle gegenüber diesem Ort und deiner Rückkehr hätte ich gedacht, dass für dich der Erwerb eines Besitzes hier vollkommen ausgeschlossen ist.“

Autor

Kelly Hunter
<p>Obwohl sie von Beruf Naturwissenschaftlerin ist, hatte Kelly Hunter schon immer eine Schwäche für Märchen und Fantasiewelten und findet nichts herrlicher, als sich in einem guten Buch zu verlieren. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und drückt sich gerne davor, zu kochen und zu putzen. Trotz intensiver Bemühungen ihrer...
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Schon als kleines Mädchen liebte es Anna Cleary zu lesen. Unter der Bettdecke (und mit einer Taschenlampe bewaffnet) ließ sie sich von ihren Romanhelden Nacht für Nacht in eine Welt voller Fantasie entführen. Und sie träumte davon, irgendwann einmal ihre eigenen Geschichten zu schreiben. Doch zunächst wurde sie Lehrerin und...
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