Julia Exklusiv Band 346

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SO BERAUSCHEND WIE DIE LIEBE von JACQUELINE BAIRD
Der faszinierende Milliardär Lorenzo Zanelli folgt Lucy vom italienischen Verona bis nach England. Selbst auf der Hochzeit ihrer besten Freundin in Cornwall taucht er auf und versucht sie mit feurigen Küssen zu verführen. Noch ahnt sie nicht, dass er nur mit ihr spielt …

SINNLICHES FEUER, KALTER VERRAT von DANI COLLINS
Raoul hat alles, was ein Mann sich wünschen kann: Reichtum, Sex-Appeal und eine Assistentin, die sein Leben perfekt managt – und sein Blut zum Sieden bringt. Nach einem heißen Intermezzo mit ihr will er insgeheim viel mehr. Da entdeckt er, dass Sirena ihn schamlos hintergangen hat …

AM ZIEL ALLER WÜNSCHE? von LUCY MONROE
Für Catherine gibt es nur eine Antwort, als Scheich Hakim sie zu seiner Frau machen möchte: Ja! Der atemberaubende Wüstenprinz hat ihr Herz im Sturm erobert. Dabei scheinen sie so verschieden zu sein. Kann ihre Liebe diese Distanz überwinden?


  • Erscheinungstag 04.02.2022
  • Bandnummer 346
  • ISBN / Artikelnummer 9783751511919
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jacqueline Baird, Dani Collins, Lucy Monroe

JULIA EXKLUSIV BAND 346

1. KAPITEL

Lorenzo Zanelli, Eigentümer der jahrhundertealten Zanelli Merchant Bank, trat mit nachdenklicher Miene aus dem Aufzug seiner Bürosuite im obersten Stock des prächtigen Altbaus im Herzen Veronas.

Obwohl sein Geschäftsessen an diesem Mittag mit Manuel Cervantes, dem Kopf eines argentinischen Konzerns, positiv verlaufen war, befand sich Lorenzo nicht in guter Stimmung. Denn als das Formale zwischen ihnen erledigt war, kam Manuel auf ein persönliches Thema zu sprechen: die Notwendigkeit, dass er seine Karriere als leidenschaftlicher Bergsteiger und Fotograf hatte aufgeben müssen, um nach dem unerwarteten Tod seines Vaters vor fünf Jahren die Leitung des Konzerns zu übernehmen. Inzwischen war er verheiratet, hatte zwei Kinder und endlich Zeit gefunden, die Fotos von seinem letzten Trip in die Alpen zu sichten. Er zeigte Lorenzo einige der Aufnahmen.

Die Bilder waren im Basiscamp der Expedition zum Mont Blanc aufgenommen worden, an der Manuel teilgenommen hatte, und zeigten rein zufällig auch einige Schnappschüsse von Lorenzos Bruder Antonio und dessen bestem Freund Damien Steadman, beide in leuchtend roten Jacken und breit grinsend, wie sie gerade im Camp eintrafen, als Manuels Team zum Aufstieg aufbrach. Am nächsten Tag hatte Manuel im letzten Abschnitt des Aufstiegs zum Gipfel die Nachricht vom Herzinfarkt seines Vaters erreicht. Er war mit dem Hubschrauber vom Berg geholt worden, und das letzte Foto zeigte noch den Ausblick auf den Mont Blanc aus der Kabine des Helikopters, der ihn zum Basiscamp zurückbrachte. Manuel hatte die nächste Maschine nach Argentinien genommen und erst viel später von Antonios tragischem Tod am Berg erfahren. Deshalb hatte er jetzt Lorenzo die vermutlich letzten Aufnahmen von seinem jüngeren Bruder mitgebracht, und Lorenzo war ihm sehr dankbar dafür. Aber es weckte Erinnerungen, die er in den vergangenen Jahren zu vergessen versucht hatte.

Auf dem Rückweg zu seinem Büro war ihm dann noch Olivia Paglia, eine alte Freundin, über den Weg gelaufen, was ihn weiter aufgehalten hatte. Und seine Laune hob sich nicht gerade, als er nun im Empfangsbereich eine blonde Frau sah, die offensichtlich auf ihn wartete. Miss Steadman – er hatte den Termin fast vergessen, und es war kein günstiger Zeitpunkt, sich mit ihr zu befassen.

„Lucy Steadman?“ Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu. Vor Jahren war er ihr schon einmal in London begegnet, als er auf einer Geschäftsreise kurz in der Wohngemeinschaft seines kleinen Bruders vorbeigeschaut hatte. Damals war sie ein nichtssagendes Schulmädchen mit langen blonden Zöpfen in einem übergroßen Sweatshirt gewesen, das seinen Bruder offenbar besucht hatte und gerade aufbrach, als Lorenzo eintraf. Antonio und ihr Bruder Damien hatten sich an der Londoner Universität kennengelernt und waren schnell beste Freunde geworden. Eine Freundschaft, die tragisch endete – und an die Lorenzo an diesem Tag nicht zum zweiten Mal erinnert werden wollte.

„Entschuldigen Sie die Verspätung. Es ist etwas Wichtiges dazwischengekommen …“

Sie erhob sich, und Lorenzo stellte fest, dass sie sich kaum verändert hatte: so klein, dass sie ihm gerade mal bis zur Schulter reichte, das blonde Haar streng zusammengebunden, keine Spur von Make-up in dem zarten Gesicht. Das weite Sweatshirt war einem ebenfalls zu großen schwarzen Kostüm gewichen, dessen langer Rock ihrer Figur nicht gerade schmeichelte. Zierliche Fesseln und kleine Füße, wie Lorenzo bemerkte, aber die flachen schwarzen Pumps hatten auch schon bessere Zeiten gesehen. Offensichtlich nahm sie ihr Aussehen nicht so wichtig – eine Eigenheit, die er bei Frauen wenig anziehend fand.

Lucy Steadman blickte den Mann an, der vor ihr stehen geblieben war. Antonio hatte ihr einmal erzählt, dass sein Bruder viel älter sei als er – ein seriöser langweiliger Bankier, der nicht wisse, wie man das Leben genießt. Als sie Lorenzo Zanelli jetzt gegenüberstand, begriff sie, was Antonio gemeint hatte.

Schätzungsweise einen Meter neunzig groß, trug er einen konservativen dunklen Anzug, kombiniert mit einem weißen Hemd und einer dunklen Seidenkrawatte. Lucys Blick glitt unwillkürlich über seine breitschultrige athletische Figur, die das maßgeschneiderte Sakko eindrucksvoll betonte, zu seinen schmalen Hüften, doch dann riss sie sich zusammen und schaute ihm rasch wieder ins Gesicht, das genauso ernst und humorlos wirkte, wie sein jüngerer Bruder ihn damals beschrieben hatte. Doch Antonio hatte ein Merkmal vergessen, das sogar Lucy trotz ihrer begrenzten Erfahrung mit Männern auffiel.

Lorenzo Zanelli war ein wahrhaft atemberaubender Mann mit einer unterschwelligen erotischen Ausstrahlung, die keine Frau ignorieren konnte. In Anbetracht seiner konservativen Kleidung trug er das dichte pechschwarze Haar eher lang, was seinem Aussehen eine verwegene Note verlieh. Samtbraune unergründliche Augen unter schwarzen Brauen dominierten das markante Gesicht mit der geraden römischen Nase und überraschend vollen Lippen, die er jedoch mühsam beherrscht zusammenpresste.

„Sie müssen Lorenzo Zanelli sein.“ Ein wenig verspätet streckte Lucy ihm die Rechte hin.

„Korrekt, Miss Steadman“, erwiderte er und nahm ihre Hand.

Obwohl es nur ein kurzer kräftiger Händedruck war, durchzuckte es Lucy als hätte sie einen Stromschlag bekommen. Stumm schaute sie den Bankier an, von dem unbestimmten Gefühl beschlichen, ihn zu kennen – obwohl sie sich nicht erinnern konnte, ihm schon einmal begegnet zu sein. Und er hatte keinerlei Ähnlichkeit mit seinem Bruder. Sein Gesicht war nicht schön im klassischen Sinn, aber faszinierend. Es verriet unbestreitbare Charakterstärke und – um den Mund – einen sinnlichen Zug, der Lucy auf Anhieb ansprach. Unwillkürlich verweilte ihr Blick auf seinen Lippen, und sie ertappte sich dabei, sich auszumalen, wie es wohl wäre, von ihm geküsst zu werden. Ein heißer Schauer durchflutete sie – und brachte sie unsanft in die Wirklichkeit zurück. Erschrocken blickte sie auf und verbot sich energisch derartige Gedanken in Bezug auf einen Mann, den sie aus vielen Gründen nicht leiden können sollte.

Lucy entschuldigte ihren ungewöhnlichen Fehltritt insgeheim damit, dass Lorenzo Zanelli tatsächlich ein Mann war, der die Aufmerksamkeit auf sich zog. Ja, wirklich, es juckte sie buchstäblich in den Fingern, ein Porträt von seinem Charakterkopf zu malen.

„Ich weiß, warum Sie hier sind, Miss Steadman.“

Seine tiefe Stimme mit dem leichten Akzent riss sie aus ihren Gedanken. Errötend bemerkte sie das geringschätzige Aufleuchten in seinen braunen Augen. „Ach ja?“ Natürlich kannte er den Grund. Schließlich hatte sie ihm ja geschrieben.

Ursprünglich hatte sie diese Reise nach Italien geplant, um das Porträt eines kürzlich verstorbenen italienischen Conte, das sie für dessen Witwe gemalt hatte, persönlich auszuliefern. Die Contessa hatte das Bild in Auftrag gegeben, als sie bei einem Besuch in England mit ihrer Freundin Lucys Kunst- und Handwerksgalerie besucht hatte. Die Witwe hatte Lucy Dutzende von Fotos von ihrem verstorbenen Mann zukommen lassen, und Lucy hatte sich mit Feuereifer ans Werk gemacht.

Nicht, dass sie Ruhm anstrebte – so vermessen war sie nicht. Aber es war doch ein gutes Gefühl, dass auch andere Menschen sie wegen ihres Talents schätzten. Sie besaß die natürliche Gabe, das Ebenbild und den Charakter jeglichen Motivs mit Pinsel und Farbe auf die Leinwand zu bannen, ob es sich dabei um ein Kuscheltier – ihr erster Auftrag überhaupt – oder um eine Person handelte. Ihre Ölgemälde, Porträts oder ganzfigurigen Darstellungen, auf großformatiger Leinwand oder als Miniatur, waren wirklich gut.

Sie hatte ihren Besuch in Verona bereits mit der Contessa abgesprochen, als es ihr endlich gelang, einen Termin bei Signor Zanelli zu bekommen. Nach einem erfolglosen Anruf hatte sie zunächst an die Zanelli Bank geschrieben und um Hilfe bei dem Versuch gebeten, die erzwungene Übernahme von Steadman Industrial Plastics durch Richard Johnson abzuwehren, der einer der Anteilseigner an dem Unternehmen ihrer Familie war. Als Antwort hatte sie ein kurzes Schreiben von irgendeinem Manager erhalten, in dem ihr mitgeteilt wurde, die Bank würde ihre individuellen Investitionen nicht diskutieren.

Widerstrebend und als allerletzten Versuch hatte Lucy daraufhin einen weiteren Brief, „persönlich und privat“ adressiert, an Lorenzo Zanelli geschrieben. Nach allem, was sie über ihn gehört hatte, war er ein typischer Macho, skrupellos in Bezug auf die Gefühle anderer und der arroganten Überzeugung, dass er immer recht habe. Soweit sie wusste, wich er nie von seiner einmal gefassten Meinung ab – und Lucy hegte noch aus anderen Gründen eine tiefe Abneigung gegen ihn.

Lorenzo Zanelli hatte sich nach der gerichtlichen Untersuchung über den Bergunfall, bei dem Antonio gestorben war, geradezu furchtbar gegenüber Damien verhalten. Unmittelbar vor dem Gerichtsgebäude hatte er ihn zur Rede gestellt und ihm eiskalt mitgeteilt, dass er ihn für schuldig am Tod seines Bruders hielt, auch wenn das Gericht ihn freigesprochen habe … Er hätte anstelle des Seils genauso gut Antonios Kehle durchschneiden können. Und Damien, der sowieso durch den Tod des besten Freundes völlig am Boden zerstört gewesen war, hatte sich von diesen Vorwürfen nie richtig erholt.

Lucys Informationen zufolge hatte es seitdem keinerlei Kontakt mehr zwischen den Familien gegeben, weshalb es sie nach Damiens Tod wie ein Schock getroffen hatte, festzustellen, dass ausgerechnet die Zanelli Bank dritter stiller Teilhaber im Unternehmen ihrer Familie war. Lorenzo Zanelli war wirklich der Letzte, den sie hätte um einen Gefallen bitten wollen, aber ihr blieb keine Wahl. Also schluckte Lucy ihren Stolz hinunter und schrieb ihm, wobei sie die enge Verbundenheit ihrer Familie mit seinem Bruder Antonio offen ansprach. Sie erwähnte, dass sie für ein oder zwei Tage in Verona sein würde, und bat ihn fast flehentlich, ihr wenige Minuten seiner Zeit zu opfern. Und tatsächlich wurde ihr ein Termin gewährt.

Der Fortbestand von Steadman Industrial Plastics als Familienunternehmen hing allein davon ab, ob es Lucy gelang, Lorenzo Zanelli von ihrem Standpunkt zu überzeugen. Zwar war außer ihr gar keine Familie mehr übrig, aber in dem kleinen Städtchen Dessington in Norfolk, wo sie geboren und aufgewachsen war, galt Steadman’s als Hauptarbeitgeber, und obwohl Lucy dort seit ihrem Studium nicht mehr lebte, kam sie immer wieder mal zu Besuch und fühlte sich für die Einwohner in gewisser Hinsicht verantwortlich. Was man von Richard Johnson nicht sagen konnte.

Deshalb setzte Lucy ihre ganzen Hoffnungen auf Lorenzo Zanelli.

„Miss Steadman?“

Der spöttische Klang seiner Stimme brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Lucy zwang sich, Lorenzo Zanellis arrogantem Blick standzuhalten.

„Sie sind wirklich ein hartnäckiges kleines Ding, das muss ich Ihnen lassen“, sagte er fast anerkennend, bevor er sich an seine Sekretärin wandte und sie, soweit Lucy verstand, auf Italienisch anwies, nach zehn Minuten durchzurufen. „Kommen Sie, Miss Steadman“, sagte er dann über die Schulter. „Das wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen.“

Lucy verkniff sich die Bemerkung, dass die Sache bereits ziemlich viel ihrer Zeit gekostet hatte. Zögernd blickte sie ihm nach, als er ohne ein weiteres Wort in seinem Büro verschwand und die Tür hinter ihm zufiel. Lorenzo Zanelli mochte ja umwerfend attraktiv sein, aber er war ganz gewiss kein Gentleman!

„Sie sollten jetzt besser hineingehen“, riet die Sekretärin. „Signor Zanelli mag es nicht, wenn man ihn warten lässt.“

In Anbetracht dessen, wie lange er sie hatte warten lassen – der Termin war für zwei Uhr angesetzt und inzwischen war es schon nach drei –, empfand Lucy das als reichlich unverschämt. Ärgerlich fasste sie sich ein Herz, atmete tief durch und folgte Lorenzo Zanelli in sein Büro.

Er stand hinter einem riesigen antiken Schreibtisch und telefonierte in rasantem Italienisch, um bei Lucys Eintreten das Gespräch sofort zu beenden.

„Setzen Sie sich.“ Er deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch und nahm selbst ohne abzuwarten in einem schweren Ledersessel dahinter Platz. „Sagen Sie, was Sie zu sagen haben, und beeilen Sie sich. Meine Zeit ist kostbar.“

Er war wirklich der unhöflichste Mensch, der ihr je begegnet war. Lucys grüne Augen funkelten zornig, während ihre spontane Abneigung gegen Lorenzo Zanelli mit jeder Minute wuchs. „Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie Antonios Bruder sind!“, sagte sie, ohne zu überlegen.

Antonio war ebenso gut aussehend wie liebenswert gewesen, der beste Freund ihres Bruders während des Studiums. Lucy war vierzehn gewesen, als Damien den Italiener während der Sommersemesterferien zum ersten Mal mit nach Hause gebracht hatte. Natürlich hatte sie sich sofort unsterblich in den schönen jungen Mann verliebt – ja, sie war so vernarrt gewesen, dass sie sogar in der Schule einen Italienischkurs belegt hatte. Antonio, zwar nur vier Jahre älter als sie, aber schon richtig erwachsen, hatte ihre Schwärmerei nicht ausgenutzt, sondern Lucy einfach wie ein echter Freund behandelt, sodass sie sich gar nicht töricht vorgekommen war. Ja, er war wirklich ein einfühlsamer Mensch gewesen, ganz anders als der unnahbare Bankier, der sie jetzt über den großen Schreibtisch hinweg so eiskalt musterte.

„Sie haben überhaupt nichts von ihm! Sie sehen ihm nicht einmal ähnlich.“

Überrascht stellte Lorenzo fest, dass Lucy Steadman Temperament besaß. Leicht gerötete Wangen betonten jetzt ihr zart geschnittenes Gesicht. Sie war gar nicht unscheinbar, wie er gedacht hatte – vor allem aber war sie wütend. Was ihm gar nicht passte. Denn er wollte sich nicht mit ihr streiten, sondern sie so schnell wie möglich loswerden. Bevor sein Zorn ihn übermannte und er ihr unmissverständlich sagte, was er von ihrem Bruder hielt!

„Sie haben recht, mein Bruder war der Schöne – innerlich wie äußerlich. Wohingegen ich, wie Antonio mir immer sagte, der gefühlskalte harte Bankier bin, der endlich lernen sollte, das Leben zu genießen. Wobei Letzteres meinem Bruder nicht sehr gut getan hat“, schloss er scharf.

Lucy glaubte einen Anflug von Schmerz in seinen dunklen Augen aufflackern zu sehen. Es war taktlos von ihr gewesen, sich ihre Abneigung derart deutlich anmerken zu lassen. „Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich sofort, selbst überwältigt von den traurigen Erinnerungen an den tragischen Unfall, der seinen Bruder das Leben gekostet und letztendlich, dessen war Lucy sich sicher, auch den Tod ihres Bruders herbeigeführt hatte. „Ich verstehe, was Sie fühlen“, fügte sie hinzu und begann einfach, Lorenzo Zanelli von ihrem Bruder zu erzählen.

„Damien ist über den Verlust seines besten Freundes nie wirklich hinweggekommen.“ Nicht zuletzt dank Ihnen, fügte sie insgeheim hinzu. „Danach war er gesundheitlich angeschlagen. Ich habe zu der Zeit studiert und konnte ihm nicht richtig helfen. Im folgenden Jahr starb unser Vater, was Damien den nächsten schweren Schlag versetzte. Er fühlte sich überfordert, stellte einen Manager ein, und alles schien sich zum Guten zu wenden. Letztes Jahr machte Damien dann Urlaub in Thailand und starb dort.“ Er hatte ganz bewusst aufgehört, seine Medikamente zu nehmen. Lucy tat es immer noch weh, an ihn zu denken. „Ich kann also wirklich nachempfinden, was in Ihnen vorgeht.“

Lorenzo seinerseits bezweifelte, dass Lucy auch nur die leiseste Ahnung hatte, was er tatsächlich fühlte. „Mein Beileid zu Ihrem Verlust“, kondolierte er kühl. „Aber könnten wir uns jetzt dem Geschäftlichen zuwenden – einem Verkaufsangebot für Steadman’s, richtig?“

Abgelenkt von ihren Erinnerungen, hatte Lucy den eigentlichen Grund für ihren Termin bei Lorenzo Zanelli fast vergessen. Plötzlich hegte sie den Verdacht, dass sie es nicht sehr klug angefangen hatte, aber all ihre sorgfältig vorbereiteten Worte waren wie weggefegt. „Ja … ich meine, nein, kein Verkaufsangebot. Lassen Sie mich Ihnen erklären …“

Seine dunklen Augen blitzten spöttisch. „Ich gebe Ihnen fünf Minuten.“

„Nach dem Tod meines Vaters erbte Damien laut Testament das Haus der Familie in Dessington und fünfundsiebzig Prozent der Anteile an dem Familienunternehmen. Ich bekam die restlichen fünfundzwanzig Prozent sowie das Ferienhaus in Cornwall. Mein Vater war kein großer Verfechter der Gleichberechtigung der Geschlechter.“

„Ersparen Sie mir Ihre Bewertungen, und beschränken Sie sich auf die Fakten.“ Die ihm größtenteils sowieso bekannt waren. Der verantwortliche Manager seiner Bank hatte ihn im Verlauf der Jahre über alle Entwicklungen bei Steadman’s auf dem Laufenden gehalten. Ihre Worte ließen ihn jetzt jedoch vermuten, dass er den Grund für das betont ungeschminkte Auftreten von Lucy Steadman entdeckt hatte. Für Lorenzo war die Gleichberechtigung der Geschlechter so selbstverständlich, dass er gar nicht darüber nachdachte und in seinem eigenen Konzern in dieser Hinsicht keinerlei Unterschiede machte. Aber seine Zeit war ihm zu schade für eine Pseudo-Emanze, die sich einbildete, ein Auskommen zu verdienen, ohne die erforderlichen Fähigkeiten dafür vorzuweisen, und seine Geduld war jetzt fast erschöpft.

Lucy atmete tief durch. „Nach Damiens Tod habe ich alles geerbt, was übrig war. Da ich kein Interesse an der Herstellung von Kunststoffen habe, überließ ich die Leitung der Fabrik gern dem Manager, während ein Anwalt sich um das Testament kümmerte. So habe ich leider erst vor wenigen Monaten, als der Anwalt mich nach Abschluss der Formalitäten in seine Kanzlei bestellte, erfahren, dass mein Vater – mit Damiens Einwilligung – sieben Jahre zuvor Antonio zu seinem Partner gemacht hatte, indem er ihm vierzig Prozent der Firmenanteile verkaufte. Ich war damals noch im Internat, aber offensichtlich waren sich alle Beteiligten einig gewesen, dass Damien und Antonio die Firma als Geschäftspartner gemeinsam führen sollten, wenn mein Vater in den Ruhestand geht. Antonios tragischer Tod machte diese Pläne zunichte.“ Sie verstummte einen Moment, denn jetzt kam der richtig schwere Teil.

Sie nahm die Finger zu Hilfe, um die einzelnen Punkte aufzuzählen, was ihr half, sich zu konzentrieren. „Also, nach dem Tod meines Vaters hatte ich tatsächlich nicht fünfundzwanzig Prozent vom Unternehmen geerbt. Es waren lediglich fünfundzwanzig Prozent von den verbliebenen sechzig. Das wiederum heißt, zwanzig, nein, fünfzehn …“

Basta! Genug!“

Lucy sah vorwurfsvoll auf. „Jetzt haben Sie mich durcheinander gebracht.“

„Ich bin Bankier und kann rechnen. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf – werden Sie nie Geschäftsfrau.“ Dabei blitzten seine dunklen Augen belustigt auf, ehe er seinen Blick wieder in der gewohnt forschenden unergründlichen Art auf Lucy richtete. „Ihre Zeit ist abgelaufen, deshalb werde ich Sie aus Ihrem Elend erlösen.“ Eine Spur von Sarkasmus schwang in seinen Worten mit. „Ihr Bruder hat sich vor achtzehn Monaten entschieden, einen weiteren Partner mit ins Boot zu nehmen, und fünfzehn Prozent seiner Anteile an Richard Johnson verkauft, der, wie sich herausstellte, als Bauträger tätig ist. Nach dem Tod Ihres Bruders will er nun die Anteile der beiden übrigen Partner aufkaufen, die Fabrik abreißen und auf dem Grundstück Mietshäuser errichten. Ihnen fehlen sechs Prozent zur Anteilsmehrheit, und Sie möchten, dass meine Bank, die jetzt Antonios Investition kontrolliert, mit Ihnen gemeinsam die geplante Übernahme vereitelt.“

Genau in diesem Moment fasste Lorenzo den Entschluss. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, Miss Steadman zu unterstützen. Zum einen war der finanzielle Aspekt für seine Bank eher unbedeutend, und Lorenzo hätte auf diese Weise vermieden, eine Angelegenheit mit seiner Mutter diskutieren zu müssen, die nur ihren Schmerz über den Verlust ihres jüngeren Sohnes erneut aufwühlen würde. Nach dem Tod seines Vaters und noch mehr nach dem Antonios war es ihm ein überwältigendes Bedürfnis, seine Mutter zu beschützen. Sie war eine weichherzige mitfühlende Frau, die das Ergebnis der gerichtlichen Anhörung damals ohne Wenn und Aber akzeptiert hatte, und Lorenzo hatte dafür gesorgt, dass sie nie etwas von seiner Konfrontation mit Damien vor dem Gerichtsgebäude erfahren hatte. Deshalb hatte er sogar dem Reporter, der die Szene mitbekommen hatte, ein Schweigegeld bezahlt.

Aber Lucy Steadman war keine gute Investition. Wie es aussah, hatte sie sich bei all ihrem Gerede über Gleichberechtigung ganz gern von ihrem Vater und ihrem Bruder in Luxus betten lassen, und nach allem, was er heute vor diesem Termin erfahren hatte, verspürte er nicht die geringste Lust, irgendeinem Steadman zu helfen.

„Richtig“, bestätigte Lucy nun eifrig seine Darstellung. „Andernfalls wird die Fabrik schließen, und viele Menschen werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Das wäre ein schlimmer Schlag für Dessington, meine Heimatstadt.“

„Nun, Sie haben kaum eine Wahl. Die Fabrik kommt gerade so über die Runden und wirft für die Partner nur minimale Gewinne ab. Dementsprechend ist sie für diese Bank nicht von Interesse. Mr. Johnson hat uns ein lukratives Angebot gemacht.“ Lorenzo konnte sich nicht verkneifen, die Daumenschrauben noch etwas fester anzuziehen. „Kurz und gut: Wenn Sie Ihr Angebot für die Anteile meiner Bank an Steadman’s in den nächsten Wochen nicht deutlich erhöhen, wird der Verkauf an Johnson stattfinden.“

„Aber das kann ich nicht! Ich habe doch nur meine Anteile.“

„Und zwei Häuser, wenn ich recht verstanden habe? Vermutlich könnten Sie die bei Ihrer Bank beleihen.“

„Nein, nicht ganz. Damien hatte auf seines bereits eine Hypothek aufgenommen“, sagte sie leise. Auch das hatte sie erst nach seinem Tod erfahren.

„Was mich irgendwie nicht überrascht“, meinte Lorenzo zynisch. Er stand auf und kam um den Schreibtisch herum. „Hören Sie auf meinen Rat, Miss Steadman, und verkaufen Sie. Wie Sie bereits sagten, haben Sie kein Interesse an der Kunststofffertigung – und diese Bank auch nicht.“ Er sah hinunter in ihre grünen Augen, die seinem forschenden Blick standhielten. „Wie alt sind Sie? Zwanzig? Einundzwanzig?“

„Vierundzwanzig“, entgegnete sie ungehalten, obwohl sie es eigentlich gewöhnt war, dass man sie bei einer Größe von nicht einmal einem Meter sechzig und ihrem auch sonst sehr jugendlichen Äußeren unweigerlich für jünger hielt.

„Das ist immer noch jung. Machen Sie es wie Ihr Bruder, und genießen Sie das Leben. Erlauben Sie, dass ich Sie hinausgeleite.“

Hinauswerfe … kommt der Sache näher, dachte Lucy. Von Panik erfüllt, sprang sie auf und ergriff seinen Arm. „Ist das wirklich alles? Können wir nicht darüber sprechen? Geben Sie mir doch wenigstens etwas mehr Zeit, um das Geld aufzubringen! Ich würde alles tun, um die Fabrik zu retten.“

Sie waren wirklich von einem erstaunlichen klaren Grün, diese ausdruckvollen Augen, die ihn jetzt so flehentlich ansahen. Für einen Moment verlor Lorenzo den Faden.

Er hätte gern auf Lucy Steadman und ihre Hartnäckigkeit verzichtet. Natürlich hatte er schon von ihrem ursprünglichen Anruf bei seiner Bank erfahren und wusste auch, welche Standardantwort ihr die Mitarbeiter zurückgeschickt hatten. Als er dann ihren persönlichen Brief erhalten hatte, wies er seine Sekretärin aus zwei Gründen an, ihr einen Termin zu geben: erstens aus Respekt gegenüber seiner Mutter, denn sie hatte Antonio damals ohne Wissen der Bank das Geld gegeben, um sich bei Steadman’s als Partner einzukaufen, und schien an dieser Investition immer noch gefühlsmäßig zu hängen.

Lorenzo hatte davon erst nach Antonios Tod erfahren, als er den Nachlass seines jüngeren Bruders ordnete. Er hatte seiner Mutter vorgeschlagen, die Anteile an Steadman’s wieder zu verkaufen, und eine verblüffende Antwort erhalten. Die alte Dame erklärte ihm, ihre eigene Mutter hätte ihr bei ihrer Heirat geraten, stets ein separates Konto zu führen, von dem der Ehemann nichts wisse, weil es der Ehefrau ein Gefühl von Unabhängigkeit gewähre. Deshalb hatte sie ihr privates Konto natürlich nicht bei der Zanelli Bank, sondern bei der Banca di Roma, und sie zögerte, Antonios Anteile zu verkaufen, weil es sie tröstete, zu wissen, dass ihr jüngerer Sohn nicht so leichtlebig gewesen war, wie man allgemein gedacht hatte, sondern Zukunftspläne für eine ernsthafte Karriere als erfolgreicher Geschäftsmann geschmiedet hatte.

In diesem Punkt war Lorenzo anderer Meinung. Antonio und Damien hatten sich nach ihrem Universitätsabschluss ein Jahr Auszeit gegönnt, um die Welt zu bereisen. Daraus war dann ein zweites Jahr geworden bis zu ihrer letzten Eskapade, der Besteigung des Mont Blancs, bei der Antonio mit gerade dreiundzwanzig sein Leben ließ. Lorenzo bezweifelte stark, dass einer der beiden je vorhatte, sesshaft zu werden und eine Kunststofffabrik zu leiten. Aber er hatte seiner Mutter nicht widersprochen, und sie hatte in seinen Vorschlag eingewilligt, ihm die Investition zu verkaufen, sodass sie nun unter der Kontrolle der Zanelli Bank war.

Der zweite Grund, warum er sich bereit erklärt hatte, Lucy Steadman zu treffen, lag in der Erinnerung an seinen Bruder. Denn, wenn er ehrlich war, hatte er ein schlechtes Gewissen. Er war so mit seiner Arbeit und seinen beruflichen Angelegenheiten beschäftigt gewesen, dass er Antonio nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Natürlich hatte er seinen kleinen Bruder geliebt, aber Antonio war erst acht gewesen, als Lorenzo zu Hause auszog, um sein Studium aufzunehmen, und nach dem Abschluss war er direkt nach Amerika gegangen und eigentlich nur noch zu gelegentlichen Ferien nach Verona gekommen. Als er dann schließlich nach dem Tod des Vaters zurückgekehrt war, um die Leitung der Bank zu übernehmen, war Antonio schon ein unbekümmerter Teenager gewesen, der seinen eigenen Freundeskreis hatte. Mit achtzehn war er zum Studium nach London gegangen. Lorenzo erinnerte sich aber, dass sein Bruder Lucy das ein oder andere Mal erwähnt hatte und sie für ein sehr liebenswertes Mädchen hielt. Deshalb, obwohl er Damien verachtete, war Lorenzo einverstanden gewesen, Lucy einen Termin einzuräumen. Aber nach dem, was er heute Mittag beim Essen erfahren hatte, war auch der letzte Rest an Mitgefühl für irgendein Mitglied der Familie Steadman erloschen.

All der Frust und Zorn, den er seit dem Gespräch mit Cervantes mit sich herumschleppte, explodierte in dem Moment, als diese kleine Frau ihn so flehentlich am Arm packte. Ohne zu überlegen, riss er sie an sich, nahm von ihren zarten Lippen Besitz und küsste sie wütend.

Lucy war wie vom Donner gerührt. Als die Schockstarre von ihr abfiel, empfand sie drängendes Verlangen. Noch nie hatte ein Mann sie so geküsst. Seine Leidenschaft brach wie eine Urgewalt über Lucy herein, der sie nichts entgegenzusetzen hatte. Als er sie im nächsten Moment abrupt wegstieß, stand sie völlig benommen da und sah ihn nur stumm an.

Lorenzo hatte noch nie derart die Kontrolle über sich verloren. Er war schockiert über das, was er getan hatte, und vielleicht noch mehr darüber, dass er tatsächlich erregt war. Irritiert blickte er in das zarte Gesicht der schlecht gekleideten jungen Frau vor ihm, bemerkte das verräterische Aufleuchten in den großen grünen Augen, die geröteten Wangen, den beschleunigten Atem. Er begriff, dass sie ihm gehörte, wenn er nur wollte. Und er begriff auch, dass er anscheinend viel zu lange schon keine Geliebte mehr gehabt hatte, wenn er ernsthaft überlegte, Lucy Steadman zu verführen!

„Nein, es gibt nichts, womit Sie mich dazu bringen können, meine Meinung zu ändern. Sie sind nicht mein Typ“, sagte er grober als nötig.

Lucy blinzelte, unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt, und hatte das Gefühl, den Mann vor ihr zum ersten Mal richtig anzusehen. Sein hartes zynisches Lächeln verriet ihr, dass er offensichtlich der Auffassung gewesen war, sie hätte ihm ihren Körper als Gegenleistung angeboten, doch der Kuss hatte ihn anscheinend zu wenig beeindruckt. Demütigung und Zorn verschlugen ihr die Sprache.

„Und um ganz offen mit Ihnen zu sein, Miss Steadman, weder ich noch meine Bank hegen den Wunsch, mit irgendeinem Mitglied Ihrer Familie weitere Geschäfte zu machen. Es war Zeitverschwendung, nach Verona zu kommen, und ich schlage vor, dass Sie den nächsten Flug zurück nach England nehmen. Ist das deutlich genug?“

Sein Blick verriet, dass er jedes Wort ernst meinte. Es wirkte wie ein persönlicher Affront, obwohl er sie, Lucy, doch gar nicht kannte. Andererseits hatte sie ja auch eine Abneigung gegen ihn gehegt, ohne ihn zu kennen.

„Deutlich und unmissverständlich“, sagte sie resigniert. Lucy war Künstlerin, aber genauso auch Realistin. Ihre Mutter war einer unheilbaren Krankheit erlegen, als Lucy zwölf war, und ihr Vater hatte den Verlust seiner großen Liebe nie wirklich verkraftet und war ebenfalls viel zu früh gestorben. Vergangenen November hatte sie dann ihren Bruder verloren – ja, sie hatte auf die harte Tour gelernt, dass es keinen Sinn hatte, sich gegen das Schicksal aufzulehnen.

Also brachte sie den Rest an Stolz auf, der ihr geblieben war, ging an Lorenzo vorbei zur Tür und öffnete sie. Dann wandte sie sich noch einmal zu ihm um. Groß, dunkel und unbeweglich wie ein Fels, dachte sie. Wenn kein Wunder geschah, hatte sie wohl keine Chance mehr, Steadman Industrial Plastics zu retten. „Ich kann nicht behaupten, dass es mir ein Vergnügen war, Sie kennenzulernen, aber ich möchte Sie wenigstens darauf hinweisen, dass ich noch einen weiteren Tag in der Stadt bin. Man kann nie wissen – vielleicht ändern Sie Ihre Meinung ja doch noch.“

„Nun, Sie werden sich von hier jedenfalls fernhalten. Ich werde meinen Sicherheitsdienst anweisen, Ihnen keinen Zugang zu gestatten“, erwiderte er schroff. „Unscheinbare, einfältige, schlecht gekleidete Frauen reizen mich wirklich nicht.“

„Sie sind tatsächlich genau so ein arroganter, starrsinniger und skrupelloser Schuft, wie Antonio Sie beschrieben hat“, entgegnete sie verächtlich und verließ sein Büro.

2. KAPITEL

Lorenzo stand wie vom Donner gerührt da, während Lucys Worte in ihm nachhallten. Was hatte Antonio wirklich von ihm gedacht? Im Grunde war es unwichtig, weil er tot war, aber die Art, wie er gestorben war, ließ Lorenzo immer noch keine Ruhe, und die Fotos, die am Mittag in seinen Besitz gelangt waren, hatten die alten Wunden wieder aufgerissen.

Bei der Gerichtsverhandlung war Damien Steadman ebenso als Zeuge vernommen worden wie die Männer von der Bergrettung, die Antonio zu spät gefunden hatten, um ihn noch retten zu können. Damien war damals vorangeklettert und oben auf einer zwölf Meter hohen Felsflanke angekommen, als Antonio, der über ein Seil mit ihm gesichert war, unter ihm den Halt verlor, abstürzte und am Seil in der Luft baumelte. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, den Verletzten hochzuziehen, hatte Damien schließlich das Seil gekappt und Antonio fallen lassen.

Unter Bergsteigern galt es offensichtlich als unstrittig, dass in ähnlich gearteten Fällen das Durchschneiden des Seils die korrekte Handlungsweise war, weil es dem Vorkletterer ermöglichte, sich zu retten und für seinen Partner Hilfe zu holen. Zu diesem Ergebnis war auch der Richter beim Verfahren hinsichtlich Antonios Todes gelangt. Damien Steadman war von jeder Schuld freigesprochen worden, was Lorenzo maßlos erzürnt hatte. Er hatte den gesamten Prozess vor Ort verfolgt, und als Damien dann nach der Urteilsverkündung so taktlos war, ihm sein Mitgefühl zum Tod seines Bruders auszusprechen, hatte Lorenzo die Beherrschung verloren. Er hatte dem jungen Mann unmissverständlich gesagt, dass er ihn für schuldig an Antonios Tod hielt und ihn zur Hölle gewünscht.

Jetzt, mit dem Abstand von fünf Jahren, waren Schmerz und Zorn gedämpft, und er konnte die Tragödie aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Dennoch ließ ihm die Sache keine Ruhe. Lorenzo bezweifelte, dass er das Seil, das ihn mit einem Freund verband, durchtrennt hätte – aber er war auch noch nie in einer derartigen Lage gewesen, und letztendlich hatte Damien Steadman tatsächlich die Rettungsmannschaft alarmiert.

Dieser Fakt irritierte ihn – ebenso wie die Erinnerung an den erregenden Kuss mit Lucy Steadman. Wie, zum Teufel, war ihm jetzt dieser Gedanke in den Kopf gekommen? Sie war viel zu jung für ihn, ganz zu schweigen von all ihren anderen Unzulänglichkeiten.

Seine Entscheidung, die Anteile an Steadman’s zu verkaufen, war richtig. Damit würde endlich die letzte Verbindung zur Familie Steadman gekappt. Seiner Mutter würde er es irgendwie erklären und Lucy Steadman glücklicherweise nie wiedersehen.

Nach einer unruhigen Nacht in einem fremden Hotelbett, in der sich ein großer dunkelhaariger Mann, der Lorenzo Zanelli verdächtig ähnlich sah, immer wieder in ihre höchst erotischen Träume drängte, gönnte Lucy sich den Vormittag, um wenigstens einen kleinen Eindruck von den wundervollen Bauten Veronas zu bekommen. So war sie zwar etwas erschöpft, aber restlos begeistert, als sie schließlich nachmittags vor einem weiteren prächtigen Gebäude vorfuhr, dem luxuriösesten Mietshaus in der Stadt, wie der Taxifahrer ihr versichert hatte.

Vorsichtig legte sie die lederne Mappe, die das Porträt enthielt, auf die Empfangstheke im Foyer und stellte, während der Portier ihren Ausweis kontrollierte, staunend fest, dass der Taxifahrer nicht übertrieben hatte.

„Die Contessa della Scala ist zu Hause, signorina. Aber ich muss erst anrufen und Sie ankündigen.“ Er gab ihr den Pass zurück, und sie blickte sich erneut bewundernd in dem eleganten Foyer um, während sie das Telefonat abwartete.

In diesem Moment glitten die Türen des Aufzugs auf, und ein Mann trat heraus, bei dessen Anblick Lucy schlagartig Schmetterlinge im Bauch verspürte.

Er hingegen sah sie grimmig an.

„Sie!“ Mit wenigen Schritten stand Lorenzo Zanelli neben ihr und packte sie am Arm. „Was fällt Ihnen ein, mir zu folgen?“

„Das ist doch lächerlich!“ Vergeblich versuchte sie, sich seinem Griff zu entziehen. „Lieber Himmel, lassen Sie mich los!“

„Wie sind Sie hier hereingekommen? Das Gebäude ist doch gesichert.“

„Durch die Tür. Was glauben Sie denn?“

„Und auf diesem Weg werden Sie auch sofort wieder verschwinden, während ich ein Wörtchen mit dem inkompetenten Portier rede, der Ihnen den Zutritt gestattet hat.“

Wie auf ein Stichwort, legte der Portier den Telefonhörer auf und wandte sich lächelnd Lucy zu. Ehe er jedoch etwas sagen konnte, überschüttete Lorenzo Zanelli den armen Mann mit einer wütenden italienischen Schimpftirade.

Trotz ihres Sprachkurses verstand Lucy bei dem rasanten Tempo kaum ein Wort. Also beschränkte sie sich darauf, interessiert zu beobachten, wie der Portier, als er schließlich zu Wort kam, in ruhigem Ton antwortete … und verkniff sich ein Lachen, als Lorenzo sie dann sichtlich betreten und verlegen wieder losließ.

Lorenzo blickte in Lucys Gesicht, sah das belustigte Aufblitzen in ihren grünen Augen und kam sich wie ein Trottel vor. Wie war er nur auf den Gedanken gekommen, sie wäre ihm gefolgt? Das entsprang anscheinend dem gleichen irrationalen Zwang, der ihn tags zuvor veranlasst hatte, sie zu küssen. Ein völlig untypisches Verhalten für ihn, dem er sofort Einhalt gebieten musste. Lorenzo Zanelli hatte sich normalerweise stets im Griff.

„Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Miss Steadman“, sagte er, ohne zu zögern. „Es tut mir leid. Wie es aussieht, haben Sie triftige Gründe, hier zu sein.“

„Ich nehme die Entschuldigung an – auch wenn Sie sprichwörtlich daran erstickt sind“, erklärte Lucy, wobei sie sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Es war schon eine große Genugtuung für sie, zu erleben, wie sich dieser arrogante Bankier so gründlich zum Narren gemacht hatte.

„Nicht ganz, aber fast“, räumte er selbstironisch ein. „Woher, also, kennen Sie die Contessa della Scala?“

Das kleine Lächeln, das nun um seine Mundwinkel spielte, gefiel Lucy weit besser, als ihr lieb war. Energisch rief sie sich jedoch ins Gedächtnis, wie geringschätzig er sie bei ihrem letzten Zusammentreffen behandelt hatte. „Das geht Sie gar nichts an“, erwiderte sie deshalb bewusst schroff. „Soweit ich mich erinnere, haben Sie mir gestern ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass Sie mit meinesgleichen nichts zu tun haben wollen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte sie an ihm vorbei zum Aufzug.

Lucy fand die zierliche Contessa einfach entzückend, als sie zehn Minuten später in einem bequemen Sessel saß und voller Freude zusah, wie die elegante ältere Dame euphorisch das Porträt ihres verstorbenen Gatten begutachtete.

„Ich bin absolut begeistert … ja, wirklich!“ Sie bat den Butler, es auf den Tisch zu legen, weil sie sich noch überlegen wollte, wo genau es aufgehängt werden sollte. Dann wandte sie sich wieder Lucy zu. „Sie haben meinen geliebten Mann einfach wundervoll getroffen. All meine Freunde werden grün vor Neid sein – und ich sehe viele neue Aufträge und eine große Zukunft für Sie voraus.“

„Das hoffe ich doch“, erwiderte Lucy vergnügt. „Aber zunächst einmal vielen Dank. Ich bin froh, dass es Ihnen gefällt, denn es hat mir viel Spaß gemacht, es zu malen. Er war ein sehr gut aussehender Mann.“

„Oh ja, das war er … und immer gut gelaunt! Ganz anders als Lorenzo Zanelli. Was fällt ihm ein, zu verlangen, dass man Sie aus dem Gebäude wirft!“

„Liebe Güte, wie haben Sie denn das erfahren?“, fragte Lucy erstaunt.

„Der Portier ist ein guter Freund von mir und hält mich immer auf dem Laufenden. Zanelli hat sich schändlich benommen. Ich kann mir sein Verhalten nicht erklären.“

„Nun, ich hatte gestern einen Termin bei ihm wegen einer Angelegenheit, die für seine Bank von Interesse ist, weshalb er bei meinem Anblick wohl vorschnell den Schluss zog, ich wäre ihm hierher gefolgt.“ Lucy lächelte. „Anscheinend bildet er sich ein, eine unwiderstehliche Anziehung auf die Frauen auszuüben … oder er leidet unter Verfolgungswahn. Ich hatte jedenfalls keine Ahnung, dass er hier wohnt.“

„Oh nein, Lorenzo Zanelli wohnt hier nicht, aber Freunde von ihm, Frederico und Olivia Paglia. Frederico hatte im Januar einen tragischen Jagdunfall und befindet sich seitdem in einer Reha-Klinik. Gerüchte behaupten, Lorenzo habe eine Affäre mit der Frau des armen Mannes, weil er Olivia gelegentlich besucht. Aber ich bezweifle das und denke, dass er sich eher um Fredericos geschäftliche Belange kümmert als um dessen Frau.“ Die Contessa lachte. „Zanelli steht in dem Ruf, ein Einsiedler zu sein, wohingegen Olivia Paglia eine leidenschaftliche Partygängerin ist. Die beiden passen wirklich nicht zusammen.“

„Heißt es nicht, dass Gegensätze sich anziehen?“, warf Lucy ein.

„Also ich halte nicht viel davon. Aber nun genug von dem Klatsch und zu Ihnen, mein Kind. Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, kamen Sie mir mit Ihrem leuchtend blauen Top und der weißen Hose wie eine frische Meeresbrise vor. Bitte, nehmen Sie es mir nicht übel, meine Liebe, aber dieses schwarze Kostüm ist schlecht geschnitten und absolut schauderhaft.“

Lucy lachte herzlich. „Ich weiß, es ist schrecklich. Ich habe es mir von einer Freundin geliehen, weil ich Jeans und ein buntes Top nicht geschäftsmäßig genug fand. Aber ich besitze praktisch nichts anderes.“

Als Lucy sich eine Stunde später von der Contessa verabschiedete, war sie trotz wiederholten Protests stolze Besitzerin eines klassischen Designer-Kleides aus den Sechzigerjahren und dazu passender Pumps. In gehobener Stimmung bestieg sie an diesem Abend das Flugzeug zurück nach England. Mochte sie vielleicht auch nicht in der Lage sein, das Familienunternehmen zu retten, so hatte sie doch zumindest einen netten Scheck in der Tasche, der wenigstens etwas helfen würde, und ein todschickes Kleid, das sie am Samstagabend zum Junggesellinnenabschied ihrer Freundin Samantha tragen konnte. Die Hochzeit sollte am Wochenende darauf stattfinden, und Lucy war die erste und einzige Brautjungfer.

Lorenzo betrachtete die feierliche Prozession zum Altar voller Zynismus. Die Braut, groß und attraktiv, trug jungfräuliches Weiß, wobei der raffinierte Faltenwurf ihres Kleides geschickt die Tatsache verbarg, dass sie schwanger war. Wieder hat es einen guten Mann erwischt, dachte er und fragte sich, wieso James, Anwalt und Partner in der internationalen Londoner Kanzlei seines Vaters, so leicht in die Falle getappt war.

Er kannte James seit vielen Jahren. Vater Engländer, Mutter Italienerin; das Anwesen der Familie stand am Ufer des Gardasees, unweit der Villa der Zanellis. Lorenzo und James hatten sich als Teenager während der Sommerferien im Segelclub kennengelernt und waren seitdem befreundet. Normalerweise mied Lorenzo Hochzeiten wie die Pest, aber jetzt war er doch froh, dass er James’ Einladung gefolgt war. Nach zwei ungewöhnlich unruhigen unangenehmen Wochen kam diese Abwechslung gerade recht.

Zuerst hatten die Fotos von Manuel Cervantes ihn derart aufgewühlt, dass er bei seinem anschließenden Treffen mit Lucy Steadman seine sonst so eiserne Beherrschung verloren hatte. In seinem Zorn und Frust hatte er sich dazu hinreißen lassen, sie zu küssen, was ein großer Fehler gewesen war. Und am nächsten Tag hatte er sich dann erst richtig zum Narren gemacht, als er voreilig angenommen hatte, die kleine Hexe hätte ihm aufgelauert. Seitdem verfolgten ihn ihre spöttisch blitzenden grünen Augen bis in seine Träume – und das konnte er sich beim besten Willen nicht erklären.

Vielleicht litt er schon unter einer Art Midlife-Crisis? Die Frauen, mit denen er sich normalerweise traf, waren doch ausnahmslos groß, elegant, brünett, gepflegt, stets makellos gekleidet und vorzugsweise auch noch intelligent.

Eigentlich hätte das Dinner am vergangenen Samstag ihn auf andere Gedanken bringen sollen, aber leider entpuppte es sich als Überraschungsparty, die Olivia Paglia zu seinem Geburtstag arrangiert hatte – als ob er unbedingt daran erinnert werden wollte, dass er achtunddreißig geworden war! Zu allem Überfluss prangte dann am Montag ein Foto von ihm mit einer schwärmerischen Olivia am Arm, als sie zusammen um zwei Uhr morgens den Luxusnachtclub verließen, in den Klatschspalten der Zeitungen, samt dazugehörigem anzüglichem Artikel.

Natürlich hatte ihn gleich am nächsten Tag seine Mutter zu sich bestellt – die einzige Frau, deren Meinung ihm wirklich wichtig war. Obwohl er nur selten in der Villa der Familie wohnte, sondern seine eigenen Apartments und Häuser vorzog, hatte er seit dem Tod seines Vaters, und das bedeutete, seit seinem sechsundzwanzigsten Lebensjahr, die Rolle des Familienoberhauptes inne. Und es traf ihn tief, als seine Mutter nun sichtlich enttäuscht eine Erklärung von ihm forderte, wie er sich so mit einer verheirateten Frau in der Öffentlichkeit hatte zeigen können. Zu seiner Überraschung gestand sie ihm, dass sie immer wusste, dass sein Vater eine Geliebte hatte. Auch wenn es ihr nicht gefiel, hatte sie es akzeptiert. Aber bei all seinen Fehlern hätte er sich niemals mit der Frau eines anderen eingelassen und schon gar nicht mit der seines besten Freundes!

Lorenzo hätte seiner Mutter verraten können, dass ihr Mann bei seinem Tod nicht eine, sondern zwei Geliebte gehabt hatte. Er wusste es so genau, weil er sie ausbezahlt hatte. Seit er ein Teenager war, hatte er von den wechselnden Liebschaften seines Vaters gewusst, was letztlich zum Bruch zwischen ihm und dem alten Herrn geführt hatte und der eigentliche Grund gewesen war, warum Lorenzo nach Amerika gegangen war, um auf eigenen Füßen zu stehen. Aber warum sollte er das Herz seiner Mutter unnötig beschweren, indem er ihr Dinge verriet, die sie nur verletzen würden?

Stattdessen nahm er ihre Zurechtweisung schweigend hin. Ein Zanelli solle nicht auf diese Weise Gegenstand der Boulevardblätter sein. Er habe dem Namen Schande gemacht. Was Signora Zanelli schnell zu ihrem Lieblingsthema führte: Es sei höchste Zeit, dass er sich eine gute Frau suche und für einen Enkel sorge – einen Erben, der den Namen Zanelli weitertragen würde. Mit tränenfeuchten Augen erinnerte sie Lorenzo daran, dass er schließlich der einzig verbliebene Sohn sei.

Er hatte sich mit der Hoffnung getröstet, dass bis zu seiner Rückkehr nach Italien Gras über die ganze Geschichte gewachsen sein würde. Am Flughafen in Exeter hatte er sich einen Mietwagen genommen, war damit nach Cornwall gefahren und hatte am vergangenen Abend für das Wochenende in einem Landhotel eingecheckt. Und Montag würde er von London aus für ein oder zwei Wochen nach New York fliegen.

Sosehr er seine Heimat liebte, empfand er doch die traditionelle gesellschaftliche und geschäftliche Stellung der Zanellis gelegentlich wie eine Bürde und entfloh gern in die übersprühende Lebendigkeit und Anonymität New Yorks, wo ihn dann meist eine Geliebte erwartete. Die Frauen an seiner Seite waren üblicherweise karriereorientiert, klug und sexy, und auch wenn er in Amerika als Bankier in den Fachjournalen von Wirtschaft und Finanzen große Beachtung fand, blieb sein Privatleben in der Regel davon unberührt, während in Verona allein der Name Zanelli garantierte, dass die Paparazzi sich an seine Fersen hefteten.

Die Braut schritt vorüber, und Lorenzos Blick fiel auf die Brautjungfer. Für einen Moment glaubte er, an Halluzinationen zu leiden.

Lucy Steadman? Das war doch nicht möglich!

Das goldblonde lange Haar fiel ihr in seidigen Kaskaden weit über den Rücken. Die Seitenpartien waren zurückgenommen und mit einer Girlande aus Rosenknospen fixiert, sodass Lucys zarte Gesichtszüge voll zur Geltung kamen. Verblüfft nahm Lorenzo ihre reizvolle Gestalt wahr. Das trägerlose moosgrüne Kleid betonte ihren makellosen Alabasterteint und schmiegte sich figurbetont an ihre vollen hohen Brüste, die zierliche Taille und die sanft gerundeten Hüften. Lorenzo fragte sich, wieso er je der Ansicht gewesen war, sie wäre unscheinbar – und er konnte den Blick nicht von ihr abwenden.

Sie besaß den aufregendsten und erotischsten Körper, den er in seinem Leben gesehen hatte. Lorenzo fühlte heißes Verlangen in sich aufwallen, als sie anmutig an ihm vorüberglitt. Ihr ebenso natürlicher wie kesser Hüftschwung heizte seine Fantasien an. Und dieser Frau hatte er gesagt, er wolle sie nie wiedersehen!

Augenblicklich war er gerade solo, denn er hatte sich Silvester von Madeleine, seiner letzten Geliebten, einer New Yorker Steuerberaterin, getrennt, weil sie auf eine feste Bindung gedrängt hatte. Dagegen war Lorenzo allergisch. Aber er brauchte zweifellos eine Frau – und eine Wochenendaffäre mit sexy Lucy würde ihm in verschiedener Hinsicht sehr zupasskommen. Sie lebte in England, wohingegen er die meiste Zeit zwischen Italien und New York pendelte. Mit anderen Worten, er konnte sich von ihr holen, was er brauchte, ohne Gefahr zu laufen, sich weiter mit ihr auseinandersetzen zu müssen. Das war eigentlich kein für ihn typisches Verhalten, aber andererseits empfand er es auch als eine gewisse ausgleichende Gerechtigkeit, mit Damien Steadmans Schwester ins Bett zu gehen und sie dann einfach sitzenzulassen.

Lucy verfolgte mit Tränen der Rührung in den Augen, wie ihre Freundin Samantha und James Morgan sich gegenseitig das Ja-Wort gaben. Die beiden hatten nur Augen füreinander. Niemand hätte ernsthaft an der Aufrichtigkeit ihrer Liebe zweifeln können, und wenn ein Mädchen alles Glück der Welt verdiente, dann ganz bestimmt Sam.

Lucy kannte Samantha aus ihrer Kinderzeit, als sie mit ihren Eltern sämtliche Ferien im Sommerhaus der Familie in Looe verbracht hatte. Die beiden kleinen Mädchen hatten sich im Ferienclub kennengelernt und angefreundet. Aber nach dem Verlust seiner Frau hatte Lucys Vater das Sommerhaus in Cornwall nicht mehr genutzt, sodass der Kontakt zwischen den Kindern abbrach. Erst nachdem Lucy ihr Studium an der Kunsthochschule abgeschlossen und – nach dem Tod des Vaters – das Ferienhaus in Cornwall geerbt hatte, war sie zurückgekehrt, um ganz dort zu wohnen und ihre Galerie zu eröffnen, und hatte auch die Freundschaft mit Samantha wieder aufleben lassen.

Die jungen Frauen hatten schwierige zehn Jahre hinter sich: Lucy hatte inzwischen beide Eltern verloren, und Samantha hatte nach einer Leukämiediagnose im Alter von dreizehn fünf lange harte Jahre gebraucht, um die tückische Krankheit zu besiegen. Als ihre beste Freundin wusste Lucy, dass dies auch der Grund dafür war, warum Sam nur zwei Monate, nachdem sie James kennengelernt hatte, schwanger geworden war. Sie war überzeugt gewesen, aufgrund der Chemotherapie keine Kinder mehr bekommen zu können, und hatte deshalb Verhütungsmaßnahmen für unnötig gehalten.

Im Grunde ihres Herzens war Lucy eine hoffnungslose Romantikerin. Sie gönnte ihrer Freundin nach allem, was sie erduldet hatte, dieses große Glück mit James, das durch die Heirat und das Baby erst richtig perfekt wurde.

„Lucy? Zeit, dich ins Kirchenbuch einzutragen.“ Tom, der Trauzeuge, nahm sie beim Arm.

Zu festlichem Glockengeläut schritten Samantha und James zehn Minuten später glückstrahlend dem Ausgang entgegen. Lucy folgte ihnen an der Seite von Tom, James’ bestem Freund, den sie bei der Probe für die Trauung am Donnerstagabend kennengelernt hatte. Er war Bankier in London, aber nicht so arrogant und unnahbar wie der, den sie in Verona getroffen hatte, sondern humorvoll und charmant.

Zufrieden und entspannt, nachdem alles so gut gelaufen war, ließ Lucy den Blick über die bunte Schar der Hochzeitsgäste schweifen.

„Sie sehen hinreißend aus, Lucy“, sagte dicht neben ihr eine tiefe Stimme mit leichtem Akzent, und Lucy hätte fast ihr Rosensträußchen fallen lassen, als sie den Mann erkannte, der da in der Kirchenbank saß und sie spöttisch ansah.

„Was machen Sie denn hier?“

„Ich wurde eingeladen.“

„Weiter, Lucy. Wir halten den Verkehr auf“, drängte Tom sanft und schob sie vorwärts.

Dankbar ließ Lucy es geschehen. Lorenzo Zanelli auf Samanthas Hochzeit – das war nicht möglich!

Doch leider entsprach es den Tatsachen. Während Lucy die nächste halbe Stunde in Gesellschaft von Tom und dem Brautpaar damit verbrachte, für den Fotografen zu posieren, fiel ihr Blick jedes Mal, wenn sie aufschaute, auf Lorenzo Zanelli. Kein Wunder, denn, bekleidet mit einem eleganten silbergrauen Maßanzug, wäre er mit seinen ein Meter neunzig und den markanten Gesichtszügen in jeder noch so großen Menge aufgefallen.

Nach dem Empfang und dem Essen eröffneten traditionell Braut und Bräutigam den Tanz, die Trauzeugen folgten nach und anschließend sämtliche Hochzeitsgäste. Lucy hatte Spaß daran, mit Tom zu tanzen, der ein wirklich guter Tänzer war. Als die Musiker schließlich eine Pause machten und Tom sie von der Tanzfläche führte, fragte er: „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich jetzt eine Weile um meine Freundin kümmere? Sie wird sich etwas einsam fühlen, weil sie niemanden sonst hier kennt. Aber ich bringe Sie natürlich zuerst zum Tisch zurück.“

„Nicht nötig“, wehrte Lucy lächelnd ab. „Ich wollte mich sowieso etwas frisch machen.“

Aber Tom war kaum verschwunden, da tauchte Lorenzo Zanelli an ihrer Seite auf.

„Was für eine nette Überraschung, Lucy. Schenken Sie mir einen Tanz?“

„Soweit ich mich erinnere, wollten Sie mich nie wiedersehen“, entgegnete sie unverblümt. „Was soll das Ganze also?“

„Aber doch nur, weil ich Sie bis heute gar nicht richtig gesehen habe …“ Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sie ausgiebig von Kopf bis Fuß, wobei sein Blick bewusst auf ihren vollen Brüsten verweilte, ehe er Lucy mit einem vielsagenden Funkeln in den dunklen Augen wieder ins Gesicht schaute.

Lucy schaffte es, wenngleich mit viel Mühe, nicht zu erröten, aber sie konnte nicht verhindern, dass Lorenzos aufreizendes Verhalten sie keineswegs kalt ließ.

„Wie lautet das Sprichwort, Lucy? Man soll sein Licht nicht unter den Scheffel stellen? Ehrlich gesagt, habe ich bis heute nicht gewusst, was ein Scheffel ist. Aber nun haben Sie mir die Augen geöffnet: ein weites, schlecht geschnittenes schwarzes Kostüm, richtig?“ Er zog fragend die dichten dunklen Brauen hoch.

„Nein, falsch.“ Wider Willen zuckten ihre Mundwinkel belustigt. Sogar die Contessa hatte das Kostüm als schauderhaft bezeichnet.

„Darf ich also noch einmal fragen – tanzen Sie mit mir?“

Ehe sie sich’s versah, nahm er ihre Hand, und Lucy verspürte sofort ein erregendes Kribbeln. „Woher kennen Sie James Morgan?“, erkundigte sie sich ein wenig atemlos. Anscheinend konnte Lorenzo Zanelli richtig charmant sein, wenn er es darauf anlegte. Aber sie wollte nicht mit ihm tanzen. Zum einen konnte sie ihn nicht leiden, und er hatte kein Hehl daraus gemacht, wie wenig er von ihr hielt. Und zum anderen gestand sie sich ehrlich ein, dass sie ihren Gefühlen trotzdem nicht traute, wenn sie ihm zu nahe kam. Vorsichtig versuchte sie, ihm ihre Hand zu entziehen. Vergeblich.

„Seine Mutter ist Italienerin, und ihr Elternhaus steht am Ufer des Gardasees“, beantwortete er ihre Frage bereitwillig. „So haben James und ich uns als Halbwüchsige in den Sommerferien kennengelernt, und heute wende ich mich an ihn, wann immer ich einen international tätigen Anwalt brauche.“ Anstatt sie loszulassen, legte er ihr jetzt ganz selbstverständlich einen Arm um die Taille.

Seine Nähe, der Duft seines exklusiven Aftershaves, seine spürbare Kraft übten eine ganz unmittelbar erotische Wirkung auf Lucy aus. Wie gebannt hing ihr Blick an seinen Lippen, während sie sich unwillkürlich an den heißen Kuss in seinem Büro in Verona erinnerte.

„Die Braut habe ich tatsächlich erst heute kennengelernt, was aber auch nicht verwunderlich ist. Schließlich kennt James sie ja selbst erst seit acht Monaten. Es ist aufgrund der ‚Umstände‘ eine etwas überstürzte Heirat, meinen Sie nicht?“

Dieser Seitenhieb auf Samantha ließ Lucy sofort alle anderen Gefühle vergessen. „Eine sehr lieblose Äußerung an einem so freudigen Tag“, entgegnete sie zornig. „Samantha ist meine Freundin, und ich weiß zufällig, dass es für beide die ganz große Liebe auf den ersten Blick war. Außerdem hat James um ihre Hand angehalten, bevor sie wusste, dass sie schwanger ist.“

„Sie sind eine loyale Freundin und, wie ich meine, eine hoffnungslose Romantikerin. Aber ich beuge mich Ihrer besseren Kenntnis der Lage und entschuldige mich für meine gedankenlose Bemerkung. Wollen wir jetzt tanzen?“, fügte er strahlend hinzu.

Sein reumütiges gewinnendes Lächeln machte Lucy schwach. Sie konnte sich gerade noch ein Ja verkneifen und fragte stattdessen: „Warum sollte ich mit einem Mann tanzen, der mein Familienunternehmen gegen meinen Willen verkauft hat?“

Lorenzo, der nur noch überlegte, wie er die reizende Lucy verführen könnte, sah seine Chance. „In dem Punkt irren Sie sich. Die Frist läuft erst nächste Woche ab, und ich habe noch kein grünes Licht für den Verkauf an Johnson gegeben. Mir war der Gedanke gekommen, dass das Land, wenn es schon jetzt in einer Rezession so lukrativ ist, in Zukunft noch viel wertvoller werden könnte.“

Hatte sie richtig gehört? „Sie meinen, dass Sie es sich tatsächlich noch einmal überlegen?“ Ihr Puls begann zu rasen, als Lorenzo jetzt ihre Hand an seine Brust drückte, sodass sie seinen kraftvollen Herzschlag fühlen konnte. „Dann könnte die Fabrik noch eine Weile weiterproduzieren?“, flüsterte sie heiser.

„Man sollte jedenfalls darüber nachdenken …“ Lorenzo, der genau spürte, welche Wirkung er auf sie ausübte, zog sie näher zu sich heran. „Aber, wie Sie selbst sagten, dies ist eine Hochzeit und als solche ein freudiger Tag. Wir sollten deshalb fürs Erste das Geschäftliche vergessen und die Party genießen.“

Und wider besseren Wissens amüsierte sich Lucy tatsächlich. Lorenzo war ein ausgezeichneter Tänzer, der sie in perfektem Einklang mit der Musik leichtfüßig über das polierte Parkett führte. Ihr einziges Problem war, dass es ganz verrückte Sachen mit ihr anstellte, ihm so nahe zu sein. Und wenn sie ihn verstohlen anblickte, raubte ihr das leidenschaftliche Aufleuchten in den Tiefen seiner samtbraunen Augen buchstäblich den Atem.

Längst hatte sie ihre ursprüngliche Einschätzung korrigiert. Lorenzo Zanelli war nicht alt und humorlos, sondern ein durchtrainierter, durchaus charmanter und unglaublich attraktiver Mann, der, wie Lucy machtlos feststellen musste, heißes Verlangen in ihr weckte. Unwillkürlich öffnete sie die Lippen und ließ die Zungenspitze darübergleiten. Sie standen mitten auf der Tanzfläche. Die Musik hatte aufgehört zu spielen, doch das wurde Lucy erst bewusst, als Lorenzo kurz ihre Hand drückte, die erneut auf seiner Brust lag, und sie dann losließ.

Einigermaßen entsetzt gestand sich Lorenzo ein, dass er Lucy Steadman fast mitten auf der Tanzfläche geküsst hätte. Aber sie hatte ihn auch reichlich provoziert! Es hatte ihn ungemein erregt, wie sie sich beim Tanzen sexy an ihn geschmiegt hatte. Der Duft ihres seidigen Haares war ihm fortwährend verführerisch in die Nase gestiegen, und als sie sich dann noch mit ihrer rosigen kleinen Zungenspitze über die sinnlichen Lippen fuhr, war es um ihn geschehen. Er hatte kurz davor gestanden, sich und Lucy vor all den übrigen Hochzeitsgästen in Verlegenheit zu bringen. Verdammt, er musste endlich mit ihr allein sein!

Einen Arm lose um ihre Taille gelegt, führte er sie von der Tanzfläche. „Ich glaube, ein Glas Champagner und etwas frische Luft wären jetzt genau das Richtige.“

„Lorenzo?“

Unbeirrt setzte er seinen Weg mit Lucy fort und ignorierte bewusst, dass jemand seinen Namen rief.

Sie aber blickte über die Schulter zurück. „Der Mann an dem Tisch da hinten scheint Sie zu kennen“, sagte sie. Lorenzo unterdrückte eine Verwünschung.

„Hey Lorenzo, ragazzo, komm und trink ein Glas mit uns!“, rief die Stimme mit dem unverkennbaren italienischen Akzent.

3. KAPITEL

Lorenzo hatte die Stimme natürlich erkannt, und die Höflichkeit gebot es ihm, darauf zu reagieren. Eine Hand auf Lucys Taille, drehte er sich widerstrebend um.

Nur Augenblicke später hielt Lucy ein Champagnerglas in der Hand und wurde Aldo Lanza, dem italienischen Onkel des Bräutigams, vorgestellt, dessen Frau Teresa, den beiden Söhnen sowie deren Frauen und vier Enkelkindern.

„Typisch Lorenzo, sich die schöne Brautjungfer zu angeln, ehe ein anderer auch nur eine Chance dazu hat“, sagte Aldo und küsste Lucy galant die Hand. „Lassen Sie sich von seinem Charme nicht täuschen, er kann ein harter Hund sein, wenn man ihn näher kennenlernt.“ Der alte Herr zwinkerte Lucy zu.

„Das habe ich mir bereits gedacht“, ging sie vergnügt auf seine Neckerei ein. „Wir sind uns schon vorher begegnet.“

„Ach, waren Sie vielleicht in Verona? Eine wundervolle Stadt, nicht wahr?“

„Ja, natürlich habe ich die Arena besucht, aber ich hatte nicht viel Zeit, weil ich eigentlich geschäftlich in der Stadt war.“

„Aha, schön und klug! In welcher Branche arbeiten Sie denn?“

„Genug gefragt, Aldo“, mischte sich Lorenzo ein. „Ich bin sicher, Lucy möchte auf einer Hochzeit nicht über Berufliches reden.“ Er wollte Aldo so wenig Informationen wie möglich an die Hand geben, denn dessen Frau Teresa war die größte Klatschtante von Verona.

„Aber nein, es macht mir gar nichts aus. Im Gegenteil“, widersprach Lucy sofort, der es gar nicht gefiel, mit welcher Arroganz Lorenzo für sie antwortete. „Ich habe eine Kunst- und Handwerksgalerie hier in der Stadt. Meine besondere Spezialität sind Porträts in Öl, und ich war in Verona, um ein fertiges Gemälde bei einer Kundin abzuliefern. Eine reizende Dame … vielleicht kennen Sie sie ja. Die Contessa della Scala? Tatsächlich habe ich Lorenzo sogar im Foyer des Hauses, in dem sie wohnt, getroffen“, fügte sie hinzu, wobei sie Lorenzo zuckersüß anlächelte.

Angesichts der jüngsten Schlagzeilen in den Klatschspalten hätte sie nichts Schlimmeres sagen können. Die Lanzas wussten, dass Olivia Paglia eine Wohnung in ebendiesem Haus besaß! Lorenzos dunkle Augen funkelten wütend.

Lucy, die von alledem keine Ahnung hatte, aber das angespannte Schweigen registrierte, fragte sich, ob sie wohl zu weit gegangen sei. Dann sagte Aldo etwas auf Italienisch zu seiner Frau, die ein nachdenkliches Gesicht machte und sich ebenfalls auf Italienisch an Lorenzo wandte. Es entspann sich ein angeregter gestenreicher Wortwechsel zwischen den dreien, von dem Lucy nur wenig verstand. Bis Aldo die Worte „Contessa della Scala“ wiederholte und alle sie, Lucy, ansahen.

„Kennen Sie die Contessa della Scala gut?“, erkundigte sich Teresa auf Englisch.

„Das würde ich nicht behaupten, aber ich habe sie einige Male getroffen und mit ihr telefoniert. Sie ist wirklich ganz reizend.“

„Ah, bella signorina …“ Teresa wechselte wieder in ihre Muttersprache, und die Unterhaltung verlief erneut über Lucys Kopf hinweg.

Lorenzo drückte Lucy fester an sich. Er bildete sich ein, sich mit seinem vagen Hinweis, Lucy schon eine Weile zu kennen – was ja genau genommen nicht gelogen war –, ganz gut herausgeredet zu haben. Aber plötzlich wurde er mit Fragen zu seiner begabten „Künstler-Freundin“ bestürmt, und ihm dämmerte allmählich, dass er so gut wie nichts über Lucy wusste. Stattdessen hatte er die vorschnelle Schlussfolgerung gezogen, dass sie dem süßen Nichtstun frönte. Außerdem begriff er, dass er ein noch größerer Trottel gewesen war als gedacht, weil er ganz selbstverständlich angenommen hatte, Lucy wäre nur nach Verona gekommen, um ihn wegen der Steadman-Deals zu sprechen. In Wirklichkeit aber hatten sie in erster Linie eigene Geschäfte in der Stadt abgewickelt.

Während Aldo und Teresa ungeniert auf Italienisch weiterplapperten, beugte er sich schließlich herab und flüsterte Lucy ins Ohr: „Sie hätten mir sagen können, dass Sie Künstlerin sind, Lucy.“

Seine verführerische Art ließ Schmetterlinge in Lucys Bauch flattern. Entschlossen wand sie sich aus seinem Griff, gerade als James dazukam und ihr eine Antwort ersparte.

„Wie ich sehe, hast du den italienischen Teil meiner Verwandtschaft schon kennengelernt, Lucy. Und jetzt muss ich mit der Brautjungfer tanzen … sagt Samantha, meine Frau“, fügte er so stolz hinzu, dass Lucy unwillkürlich lächelte.

Froh, Lorenzos überwältigender Nähe eine Weile entfliehen zu können, ließ sie sich von James bereitwillig auf die Tanzfläche entführen.

„Sie können so geballt ein wenig anstrengend sein“, meinte er augenzwinkernd. „Und Sam dachte, du würdest vielleicht gern von ihnen befreit.“

„Ach nein, eigentlich sind sie ganz charmant, aber vielleicht ein wenig einnehmend.“

Sie tanzte mit James und danach noch mit unzähligen anderen, bis ihr die Füße wehtaten. Erleichtert begleitete sie dann Samantha ins Haus zurück, um ihr beim Umkleiden für die Reise in die Flitterwochen zu helfen. Eine halbe Stunde später stand Lucy dann zusammen mit einem Großteil der Hochzeitsgäste in der Auffahrt und applaudierte lachend, als Samantha und James in dessen geliebtem Jaguar-E-Oldtimer davonfuhren.

Während Lucy mit der einen Hand noch winkte, wischte sie sich mit der anderen die Tränen fort, die ihr aus lauter Freude über das Glück ihrer Freundin über die Wangen rannen.

„Womit bewiesen wäre, dass Sie eine hoffnungslose Romantikerin sind.“ Lorenzo umfasste von hinten ihre Taille und drehte Lucy zu sich herum. „Hier, nehmen Sie das.“ Er reichte ihr ein blütenweißes Taschentuch.

„Nicht nötig, aber trotzdem danke.“ Sie schob ihn mit beiden Händen höflich, aber bestimmt fort.

Gelassen steckte Lorenzo sein Taschentuch in die Jackentasche zurück und nahm Lucys Hand. „Kommen Sie, lassen Sie uns ein wenig spazieren gehen, Lucy. Ich habe noch keine Lust, auf die Party zurückzukehren, und als Samanthas Freundin werden Sie den Garten gut kennen. Führen Sie mich.“

Zum Beispiel an der Nase herum, fügte er insgeheim selbstironisch hinzu. Er konnte sich nicht erinnern, wann er jemals derart verrückt nach einer Frau gewesen war. Er war bereit, nahezu alles zu tun, um sie zu bekommen.

Lucy dagegen wollte ihm schon einen Korb geben, als ihr plötzlich einfiel, dass er ihr für die Zukunft von Steadman Industrial Plastics gewisse Hoffnungen gemacht hatte. Vielleicht hatte es ja Sinn, noch einmal ganz in Ruhe und vernünftig mit ihm zu reden. Das Problem war nur, dass sie Lorenzo lediglich ansehen musste, und jeder vernünftige Gedanke verflüchtigte sich aus ihrem Kopf.

Langsam schlenderten sie durch den Garten bis an die Kante der Felsenklippe und blickten aufs Meer hinaus. Weit hinten über der Bucht ging gerade die Sonne unter.

„Wussten Sie, dass der einundzwanzigste Juni in der nördlichen Hemisphäre der am längsten helle Tag ist – und damit das ideale Datum für eine Hochzeit? Um Mitternacht ist noch ein tolles Feuerwerk geplant“, erzählte Lucy drauflos, weil es sie nervös machte, wenn sie genauer über Lorenzo nachdachte.

Eigentlich mochte sie ihn ja gar nicht. Er war arrogant und unhöflich, und außerdem entsprach ein seriöser biederer Bankier nicht gerade ihrer Vorstellung von einem Traumprinzen. Andererseits hatte sie bislang noch keinen Mann getroffen, der ihre Ansprüche erfüllte. Eine einzige, nicht besonders denkwürdige Nacht mit einem Kommilitonen in ihrer Studienzeit hatte in dieser Hinsicht genauso wenig den Wunsch nach mehr geweckt wie die wenigen Bekannten, mit denen sie danach ausgegangen war. Lorenzo Zanelli jedoch hatte sie mit einem einzigen heißen Kuss völlig kopflos gemacht, und es erschreckte sie, dass ein Blick von ihm genügte und ihr die Knie weich wurden.

„Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie Künstlerin sind?“, griff er das Thema wieder auf.

„Sie haben nicht gefragt.“

„Ich wollte doch wissen, woher Sie die Contessa kennen. Da hätten Sie es mir sagen können.“

„Hätte ich, aber Sie hatten gerade versucht, mich aus dem Haus werfen zu lassen, und mich tags zuvor eine unscheinbare, einfältige, schlecht gekleidete Frau genannt. Deshalb war ich der Ansicht, Sie würden keine Antwort verdienen.“

„Es tut mir leid. Ich möchte mich für mein Verhalten in meinem Büro entschuldigen. Meine Bemerkung war völlig unangebracht. Ich hatte noch Ihr Bild vor Augen, wie ich Sie damals vor Jahren in der Londoner Wohngemeinschaft meines Bruders gesehen hatte: ein kleines linkisches Schulmädchen mit Zöpfen und bekleidet mit einem übergroßen Sweatshirt. Ich habe mir in Verona keine Mühe gegeben, genauer hinzuschauen.“

„Ich dachte doch, dass Sie mir irgendwie bekannt vorkämen!“, rief Lucy aus.

„Ja, mir ist inzwischen klar, dass mein Eindruck von Ihnen völlig falsch war“, räumte er freimütig ein. „Aber Sie hatten mich auch an einem wirklich schlechten Tag erwischt. Normalerweise bin ich nicht so …“

„Unerträglich arrogant? Starrsinnig? Überheblich?“, schlug sie neckend vor.

Er lächelte reumütig und drückte ihr sanft die Hand. „Mein rüpelhaftes Benehmen tut mir aufrichtig leid. Bitte, können wir unsere erste Begegnung nicht einfach vergessen und noch einmal ganz von vorn anfangen?“

Das „Bitte“ gab den Ausschlag. Lorenzos Entschuldigung klang ehrlich, und als Lucy ihn anblickte, hatte sie das Gefühl, sich in den Tiefen seiner samtbraunen Augen zu verlieren. „Ja, gut“, flüsterte sie und erschauerte unwillkürlich.

„Hier – nehmen Sie mein Jackett.“ Lorenzo ließ ihre Hand los und knöpfte sein Sakko auf.

„Aber nein, es ist schon gut.“

Lächelnd griff er erneut nach ihrer Hand und drückte sie an seine Brust. Mit dem anderen Arm umfing er ihre Taille und presste Lucy an sich. „Dann lassen Sie sich von mir wärmen …“

Wie gebannt hielt sie still, als er sich langsam herabbeugte, um sie zu küssen. Ganz zart berührten seine Lippen ihre, Lucys Herz setzte für einen Schlag aus, und ein nie zuvor gekanntes Verlangen erfüllte sie. Sehnsüchtig öffnete sie ihre Lippen dem sanften Drängen seiner Zunge und schloss überwältigt die Augen. Mit der freien Hand griff sie Halt suchend nach Lorenzos breiter Schulter, als er sie noch enger an sich zog, und schmiegte sich wie berauscht von diesen himmlischen Gefühlen an ihn.

„Ah Lucy …“ Seufzend gab er ihre Lippen frei und blickte ihr verlangend in die Augen, ehe er die fein geschwungenen Brauen und die geröteten Wangen mit zarten Küssen bedeckte. Verführerisch flüsterte er ihr ins Ohr: „Der Zeitpunkt ist richtig, aber nicht der Ort. Ich denke …“

Was er wirklich dachte, sollte Lucy nie erfahren, denn in diesem Moment wurden sie erneut von Aldo Lanzas dröhnender Stimme unterbrochen, die Lorenzos Namen rief.

„Ich denke, ich könnte den Mann umbringen“, stieß Lorenzo aus, bevor er sich umdrehte und antwortete.

Der Rest des Abends verflog für Lucy wie ein Traum. Aldo bestand darauf, dass sie sich an seinen Tisch im Festzelt gesellten, und Lorenzo wirbelte sie auf der Tanzfläche herum, bis sie glaubte, wie auf Wolken zu schweben. Nebenbei erfuhr sie, dass er sowohl in Verona als auch in New York eine Wohnung besaß und zwischen beiden Städten pendelte, wohingegen seine Mutter meist in dem Haus der Familie am Gardasee wohnte, wo er sie, so oft es seine Zeit erlaubte, besuchte.

Für Lucy bekam das Fest einen ganz besonderen Zauber mit Lorenzo, der sie nicht von seiner Seite ließ und schließlich auch mit ihr zusammen um Mitternacht den übrigen Gästen in den Garten folgte, um das Feuerwerk zu bewundern.

Wie hatte sie nur beschließen können, ihn zu verabscheuen, ohne ihn auch nur im Geringsten zu kennen? Gut, er hatte nach dem Gerichtsverfahren die Beherrschung verloren. Aber fairerweise musste man ihm doch zugutehalten, dass der Tod seines Bruders auch für ihn ein traumatisches Erlebnis gewesen war, weshalb man ihm seinen Ausbruch Damien gegenüber nicht verübeln konnte. Lucy hatte für ihren Bruder viel geopfert, und dennoch hatte Damien ihre Hilfe mit seinem leichtfertigen Verhalten zunichtegemacht und schließlich seinen tragischen Tod herbeigeführt.

Während Lorenzo nun mit ihr lachte und scherzte, konnte sie nicht begreifen, wie sie ihn je für humorlos hatte halten können. Tatsächlich war sie völlig bezaubert von seinem Charme und suchte immer wieder mit leuchtenden Augen seinen Blick, als die Hochzeitsgäste allmählich aufzubrechen begannen.

„Die Party ist fast vorbei, Lucy. Kann ich dich nach Hause bringen?“, fragte er vielsagend.

„Ich habe versprochen, heute Nacht hierzubleiben, um morgen früh beim Aufräumen zu helfen“, gestand sie widerstrebend.

„Muss das wirklich sein?“ Er nahm ihre Hand und streichelte mit dem Daumen zärtlich ihr Handgelenk, was ihr sofort heiße Schauer über den Rücken jagte. „Ich könnte unserer Gastgeberin doch sagen, dass du zu müde bist und ich dich nach Hause begleite, weil du dringend ins Bett musst.“

Sie sahen sich an. Die erotische Spannung, die unterschwellig den ganzen Abend zwischen ihnen geherrscht hatte, wurde jetzt buchstäblich greifbar. Die Luft zwischen ihnen schien zu knistern. Sie wussten beide genau, dass Lorenzo sie nicht nach Hause bringen wollte, weil sie Schlaf brauchte. Lucy war hin- und hergerissen. Sie sehnte sich nach seiner Nähe, aber sie wollte auch ihrer Verpflichtung nachkommen. Schließlich hatte sie es versprochen.

„Da bist du ja, Lucy!“ Es war Samanthas Mutter, die dazukam. „Ich habe dich schon gesucht.“

Zehn Minuten später saß Lucy in Lorenzos gemietetem BMW auf dem Weg nach Hause, ohne richtig zu wissen, wie ihr geschah.

Lorenzo spürte während der kurzen Fahrt zu ihrem Haus am Stadtrand, wie sie sich innerlich vor ihm zurückzog. Deshalb nahm er, als er Lucy bei der Ankunft aus dem Wagen half, sofort ihre Hand. Er hatte nicht vor, so kurz vor dem Ziel unverrichteter Dinge aufzugeben. Im Lauf des Abends hatte er Lucy beobachtet und war zu dem Schluss gelangt, dass sie keineswegs zu jung und unerfahren war, wie er in Verona geglaubt hatte. Im Gegenteil: Sie war genau die richtige Gefährtin für eine kleine Wochenendaffäre. Denn Lucy Steadman war kein naives Kleinstadtmädchen, sondern eine Künstlerin, die von ihrem Studium an der Londoner Kunsthochschule ein unkonventionelles Leben gewöhnt war und jetzt in Cornwall wohnte, das von jeher Künstler und Hippies anzog. Zweifellos war auch Lucy ein Freigeist und hatte – ihrer Reaktion auf seinen Kuss nach zu urteilen – keine Hemmungen, ihre erotischen Bedürfnisse auszuleben.

„Warte, lass mich aufschließen.“ Er nahm ihr den Schlüssel aus der Hand und öffnete die Tür.

Als Lucy sich umwandte, war er ihr schon ins Haus gefolgt und schloss die Tür hinter ihnen beiden zu. „Willst du einen Kaffee?“, fragte Lucy zögernd.

Er schüttelte den Kopf und streichelte ihr zärtlich die Wange. „Du weißt, was ich will – was wir beide wollen“, flüsterte er. „Seit Stunden kann ich es kaum erwarten …“ Lorenzo nahm sie einfach in die Arme und küsste sie so leidenschaftlich, dass sie alles um sich herum vergaß.

Nicht einen Moment kam es Lucy in den Sinn, sich zu wehren. Achtlos ließ sie die Handtasche fallen, legte die Arme um Lorenzos Nacken und gab sich mit geschlossenen Augen ganz und gar seinem erregenden Kuss hin.

Es kostete ihn alle Willenskraft, sich von ihren Lippen zu lösen. „Wo ist das Schlafzimmer?“, fragte er rau. Als sie ihm die Richtung zeigte, hob er Lucy ohne ein weiteres Wort auf seine starken Arme und trug sie dorthin.

Behutsam legte er sie auf die weiße Tagesdecke des großen Doppelbetts, bevor er sich aufrichtete, das Jackett auszog und es zu Boden fallen ließ, nachdem er etwas aus der Tasche genommen und auf den Nachttisch geworfen hatte. Rasch entledigte er sich dann seiner restlichen Kleidungsstücke.

Lucy hielt den Atem an. Natürlich hatte sie schon einige nackte Männer gesehen, denn während ihres Kunststudiums war Aktmalerei Pflichtfach gewesen. Und dann war da noch Philip, der mit ihr und zwei anderen Mädchen in der Wohngemeinschaft gewohnt hatte, der einzige, mit dem sie bisher geschlafen hatte. Es war an dem Abend gewesen, als man in den Fernsehnachrichten den Bericht über einen Bergunfall am Mont Blanc brachte. Lucy hört zu ihrem Entsetzen Damiens und Antonios Namen und dass einer der beiden tödlich verletzt worden war. Sie war völlig aufgelöst gewesen. Erfolglos hatte Philip herumtelefoniert, um Genaueres zu erfahren. Schließlich hatte er sie einfach in die Arme genommen, um sie zu trösten. Lucy wusste selbst nicht, wie es passiert war, aber es hatte damit geendet, dass sie miteinander schliefen. Im Grunde hatte sie nur Trost gesucht und sich später deswegen geschämt.

All das hatte nichts mit dem zu tun, was sie jetzt erlebte: Lorenzo, der nackt vor ihr stand, ein Körper wie in Marmor gemeißelt. Hingerissen hing Lucys Blick an diesen breiten Schultern, glitt hinab über den muskulösen Oberkörper, den flachen Bauch, die schmalen Hüften … und es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass dieser atemberaubende Mann sie begehrte!

„Wartest du darauf, dass ich dich ausziehe, oder bewunderst du die Aussicht?“, fragte er selbstbewusst lächelnd. Ohne ihr Zeit für eine Antwort zu geben, kniete er sich neben Lucy aufs Bett und begann, ihr Gesicht und ihren Hals mit erregenden Küssen zu bedecken, während er ihr gleichzeitig mit geübten Händen das Kleid auszog. Darunter trug sie nur einen zarten Spitzenslip. Hitze durchströmte ihren ganzen Körper, als Lorenzo in den Bund des Höschens griff und ihr den Slip ganz langsam abstreifte.

„Du bist wunderschön, Lucy.“ Er presste seine Lippen sacht auf ihren flachen Bauch.

Als er ihre vollen Brüste umfasste und sie verführerisch streichelte, begann Lucy zu zittern und stöhnte auf.

„Einfach perfekt“, flüsterte Lorenzo, bevor er eine der aufgerichteten Brustwarzen mit dem Mund umschloss.

Lustvoll stöhnend drängte Lucy sich seinen Lippen entgegen und krallte die Finger in sein dichtes schwarzes Haar, als seine erotischen Liebkosungen immer intensiver wurden. Schon glaubte Lucy, die süße Qual nicht länger ertragen zu können, da ließ er von ihren Brüsten ab, um sie fordernd auf den Mund zu küssen, während er ihren Körper mit zärtlichen Berührungen verwöhnte und seine Hände überall zu sein schienen.

Sehnsüchtig legte Lucy ihm die Arme um den Nacken, streichelte mit ihren kleinen Händen seine breiten Schultern, presste ihn an sich, krallte die Finger erneut in sein Haar und konnte Lorenzo doch nicht nahe genug sein.

Unvermittelt richtete er sich halb auf. „Ich will dich, Lucy! Dio, ich will dich so sehr!“ Ungeduldig drängte er ihre Beine auseinander und legte sich auf Lucy, sodass sie fühlen konnte, wie stark er sie begehrte. In wachsender Leidenschaft erwiderte sie seine Küsse, nur noch von dem einen Wunsch beseelt, eins mit ihm zu werden. Atemlos presste sie sich an seine muskulöse Brust. Ihr ganzer Körper war wie elektrisiert, während Lorenzo ihren Hals, ihre Schultern, ihre Brüste mit heißen Lippen liebkoste.

Lucy schrie auf, als er ihr eine Hand zwischen die Beine schob, und bog sich ihm bebend vor Verlangen entgegen. Alles in ihr sehnte die Erfüllung mit ihm herbei. „Oh bitte! Bitte!“, flehte sie und glaubte, verrückt zu werden, wenn er ihr nicht bald gab, wonach sie sich so verzehrte.

Und dann war er da. Stöhnend umfing Lucy ihn mit den Beinen und bewegte die Hüften in einladendem Rhythmus. Immer tiefer und schneller drang Lorenzo in sie ein, machtvoll und wie entfesselt, bis Lucy mit einem Aufschrei zum Höhepunkt kam und glaubte, die Welt müsste stillstehen. In diesem Moment füllte Lorenzo sie vollkommen aus, und Lucy spürte, wie auch er kam und Wellen der Lust seinen Körper durchfluteten. Noch nie hatte sie ein so wundervolles Gefühl vollkommener Befriedigung erfahren.

Erschöpft sank Lorenzo neben ihr aufs Bett. Nur langsam beruhigten sich sein keuchender Atem und sein wild pochendes Herz. Nie hatte er eine Frau wie Lucy in den Armen gehalten. Sie hatte all seine Erwartungen übertroffen … so leidenschaftlich, so hingebungsvoll … Er konnte sich nicht erinnern, schon einmal derart die Kontrolle verloren zu haben. Gut, er hatte eine ganze Weile keine Geliebte gehabt.

Er drehte sich auf die Seite und zog Lucy wieder in seine Arme. „Alles in Ordnung? Ich habe dir doch nicht wehgetan?“, fragte er sanft. Sie war so klein und zart – einen Moment hatte er sich sogar gefragt, ob sie vielleicht noch Jungfrau wäre, aber diesen Gedanken rasch weggeschoben. Eine so leidenschaftliche Frau besaß zweifellos Erfahrung.

„Nein, ganz im Gegenteil“, flüsterte sie verträumt. „Ich schwebe wie auf Wolken.“ Sie stützte sich auf einen Ellbogen auf und küsste Lorenzo zart aufs Kinn. „Du bist überhaupt kein humorloser biederer Bankier, wie ich gedacht habe.“ Ihre grünen Augen leuchteten zärtlich. „Du bist der wundervollste fantastischste Liebhaber auf der …“

Autor

Lucy Monroe
<p>Die preisgekrönte Bestsellerautorin Lucy Monroe lebt mit unzähligen Haustieren und Kindern (ihren eigenen, denen der Nachbarn und denen ihrer Schwester) an der wundervollen Pazifikküste Nordamerikas. Inspiration für ihre Geschichten bekommt sie von überall, da sie gerne Menschen beobachtet. Das führte sogar so weit, dass sie ihren späteren Ehemann bei ihrem...
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