Julia Extra Band 515

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ZWISCHEN VERLANGEN UND VERRAT von HEIDI RICE
Ein pikanter Auftrag: Auf einer Party in San Francisco soll die schöne Cassie für ihren Boss den IT-Milliardär Luke Broussard ausspionieren. Doch noch bevor die Nacht vorüber ist, findet sie sich in Lukes Armen wieder. Hin- und hergerissen zwischen Verlangen – und Verrat …

FÜNFZIG DATES MIT EINEM KÖNIG von LUCY MONROE
Wie naiv sie war! Als Teenager hat Lady Nataliya versprochen, einen der Prinzen von Mirrus zu heiraten. Skandalträchtiges Verhalten soll das nun verhindern: Sie verkündet, fünfzig Dates haben und darüber schreiben zu wollen. Das weckt das Interesse von Nikolai – König von Mirrus!

ENTFÜHRE MICH INS PARADIES! von TARA PAMMI
„Was tust du hier?“, herrscht Milliardär Dev sie an. Schlaftrunken schaut Clare in seine wütend funkelnden Augen. Sie hat sich auf der Jacht des Playboys versteckt, um einem Mafioso zu entkommen, und ist eingeschlafen. Wird er ihr glauben – und sie retten?

WEHRLOS GEGEN DICH UND DAS SCHICKSAL von CAITLIN CREWS
Als sie „Ja” flüstert, frohlockt der mächtige Cenzo Falcone. Jetzt gehört Josselyn ihm, und er wird sich an ihrem Vater rächen! Doch sein herzloser Plan scheitert, als er einen Unfall hat. Er kann sich an nichts erinnern – und wer ist die bezaubernde junge Frau an seiner Seite?


  • Erscheinungstag 29.03.2022
  • Bandnummer 515
  • ISBN / Artikelnummer 9783751512077
  • Seitenanzahl 450
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Heidi Rice, Lucy Monroe, Tara Pammi, Caitlin Crews

JULIA EXTRA BAND 515

HEIDI RICE

Zwischen Verlangen und Verrat

Eine heiße Nacht verbringt Luke mit der aparten Cassie – und findet am nächsten Morgen heraus: Sie soll ihn für ihren Boss ausspionieren! Hat er sich so in dieser verführerischen Schönheit getäuscht?

LUCY MONROE

Fünfzig Dates mit einem König

Luxuriöse Geschenke, romantische Einladungen: Alles setzt König Nikolai daran, Lady Nataliya zu erobern. Sie wäre perfekt als seine Königin! Aber Nikolai übersieht, wonach sich Nataliya wirklich sehnt …

TARA PAMMI

Entführe mich ins Paradies!

Erstaunt entdeckt Dev die schlafende Frau in seiner Kabine. Vor vier Wochen hat er eine Liebesnacht mit Clare verbracht. Aber was macht sie jetzt auf seiner Jacht, mit Kurs auf die Karibik?

CAITLIN CREWS

Wehrlos gegen dich und das Schicksal

Auch wenn es eine arrangierte Ehe mit dem mächtigen Cenzo Falcone ist, lässt Josselyn sich darauf ein – vielleicht kommt die Liebe noch? Sie ahnt nicht, welch dunklen Racheplan Cenzo verfolgt …

PROLOG

„Das ist nicht dein Ernst, Ashling! Ich kann ja meine Nippel sehen in diesem Teil. Außerdem ist es viel zu …“

Was? Gewagt? Aufregend?

Doch Cassandra James schob den Gedanken beiseite. Das Kleid, das ihre beste Freundin Ashling für sie ausgesucht hatte und auf einer hippen Promi-Hochzeit in San Francisco tragen würde, war nicht gewagt. Es war auch nicht aufregend. Es war schlicht und einfach unanständig.

Ihr Boss, Zachary Temple, hatte sie gebeten, zu der Hochzeit zu gehen, um Luke Broussard von Broussard Tech unter die Lupe zu nehmen. Danach würde sie ihre zweiwöchige Dienstreise antreten, um die Investitionsmöglichkeiten für Temple Corp in dieser Region auszuloten.

Als Temples Assistentin hatte Cassie schon öfter die Vorarbeit für seine Investitionsentscheidungen geleistet und alle Zahlen und Fakten geprüft. Sie genoss die Gelegenheit, mal etwas anderes zu machen als ihre üblichen Verwaltungsaufgaben, und wusste, dass sie Temple mit ihrer Arbeit beeindruckt hatte.

Dieser Auftrag war eine riesige Chance. Die Chance zu beweisen, dass sie mehr war als nur ein besseres Mädchen für alles. Die Chance, endlich auf der Karriereleiter nach oben zu steigen. Das einzige Problem war, dass sie bisher immer bequem von der Temple Corp Zentrale in London aus gearbeitet hatte und nicht auf einem glamourösen High-Society-Event auf der anderen Seite des Ozeans.

Doch sie hatte ihre Bedenken für sich behalten, denn sie wollte sich nicht lächerlich machen. Es war schließlich nur eine Hochzeit. Sie konnte sich gefälligst am Riemen reißen.

Außerdem war es wirklich wichtig, Broussard einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Sie hatte über seinen Hintergrund nichts herausfinden können … Bei ihrer umfangreichen Recherche hatte sie jede Menge Artikel gefunden, in denen zu lesen war, wie sein Unternehmen sich in weniger als zehn Jahren von einem innovativem Start-up rasant zu einem Weltkonzern entwickelt hatte. Dann gab noch einige Paparazzi-Fotos von Broussard mit verschiedenen schönen Frauen an seiner Seite. Aber darüber hinaus gab es kaum etwas …

Und daher musste sie nach San Francisco fliegen, um mehr über ihn herauszufinden. Also hatte sie Ash nach einem Kleid gefragt, denn ihre Freundin hatte schon immer ein Faible für Mode gehabt. Sie hatte sich darauf verlassen, dass Ashling das perfekte Kleid für die Hochzeit aus dem Ärmel zaubern würde …

Doch dann hatte sie dieses glitzernde Goldkleid hervorgeholt, das sich wie eine zweite Haut an Cassies Kurven schmiegte.

„Unter diesem Kleid kannst du keinen BH tragen, Cass“, wiederholte Ash und blickte Cassie über die Schulter. „Das würde die Form ruinieren.“ Sie trat einen Schritt zurück und musterte sie prüfend. „Du siehst umwerfend aus.“

„Wirklich, Ash? Ich kann spüren, wie meine Brüste wackeln.“ Verdammt, sie hatte keine Zeit, sich ein anderes Kleid zu organisieren, bevor das Taxi kam, das sie zum Flughafen bringen würde.

„Dieses Kleid ist einfach perfekt. Es …“

Ashling hielt inne, als sie sah, wie Cassies Wangen rot anliefen. Die Angst, die Cassie so sorgsam verdrängt hatte, seit Temple ihr diesen Auftrag erteilt hatte, drohte sie nun zu überwältigen.

„Cass, was ist los?“, fragte ihre Freundin besorgt.

„Nichts“, antworte Cassie automatisch. Doch dann atmete sie tief durch. Sie konnte Ash genauso gut die Wahrheit sagen. „Ich will einfach nicht dahin.“

„Warum denn nicht?“

Cassie runzelte die Stirn. „So pompöse gesellschaftliche Veranstaltungen sind einfach nichts für mich. Außerdem schickt Temple mich nicht dorthin, damit ich mich unter die Leute mische. Er will, dass ich einen Unternehmer namens Luke Broussard unter die Lupe nehme.“ Cassie starrte wieder auf ihr Spiegelbild. „Und dieses Kleid ist einfach übertrieben.“

„Das ist es nicht“, sagte Ash. „Es ist umwerfend. Du siehst aus wie eine Sex-Göttin. Das macht es zum perfekten Spionage-Kleid. Du wirst diesen Luke in null Komma nichts um deinen kleinen Finger wickeln. Und dann wird er dir all seine Geheimnisse verraten, während er dir das Kleid in einem Anfall von wilder Leidenschaft vom Leib reißt.“

Cassie schluckte. Sie musste an die Fotos von Luke Broussard denken, die sie mit forensischem Eifer studiert hatte. Ein leicht hysterisches Lachen stieg in ihr auf, als vor ihrem inneren Auge Luke Broussards große Hände auftauchten, die den goldenen Stoff ihres Kleides zerrissen.

„Leidenschaft ist wirklich nicht das, wonach ich aus bin“, verkündete sie so entschlossen, wie sie konnte.

Guter Gott, Ashling. Warum pflanzt du mir diese absurden Bilder in den Kopf?

„Außerdem geht es bei dieser Reise nicht um Spionage. Ich werde Temple lediglich dabei helfen, potenzielle Investitionsmöglichkeiten auszukundschaften. Und das will ich nicht vermasseln. Ich darf nicht aus der Menge herausstechen.“ Cassie war sich ziemlich sicher, dass sie mit Ashs Kleid auffallen würde wie ein bunter Hund.

Ashling grinste. „Dann ist meine Arbeit hier erledigt.“

Cassie warf Ashling einen, wie sie hoffte, strengen Blick zu, während ihre Freundin den Reißverschluss des Kleides wieder öffnete.

Das Kleid rutschte über ihre Hüften. Cassie griff hastig nach ihrem T-Shirt, denn ihre Nacktheit war ihr unangenehm. Sie fühlte sich seltsam verletzlich.

Das lag wohl daran, dass sie noch so unerfahren war. Streng genommen war sie immer noch eine Jungfrau – dank einiger wirklich erfolgloser Dates an der Uni –, aber man konnte sie kaum als komplette Anfängerin bezeichnen. Sie hatte schließlich schon etliche Männer geküsst. Und der einzige Grund, warum es nie zu mehr gekommen war, war ihre Karriere. Denn die stand für sie immer an erster Stelle.

Bereitete ihr das bevorstehende Event deswegen solche Kopfschmerzen? Weil sie so unerfahren mit Männern war?

Sie zog sich das T-Shirt über den Kopf.

Nein, das konnte nicht sein. Von Männern wie Broussard – von reichen, mächtigen Männern – ließ sie sich nicht einschüchtern. Immerhin hatte sie die letzten drei Jahre ihres Lebens für Temple gearbeitet.

„Und jetzt pack endlich dieses Kleid ein, und mach dich auf den Weg, wenn du deinen Flug nicht verpassen willst“, sagte Ash. „Und versuche die Reise zu genießen, auch wenn es Arbeit ist. Es kann nicht schaden, das Geschäftliche ab und zu auch mit dem Angenehmen zu verbinden.“

Ashlings neckische Bemerkung ließ erneut einen Anflug von Angst in Cassie aufkeimen.

Jetzt denk nicht so viel nach, Cassie. Es ist nur ein Job.

Aber als sie das Kleid schließlich in ihren Koffer legte, fühlte sich der goldene Stoff immer noch aufregend an.

1. KAPITEL

Du hattest Recht mit dem Kleid, Ash. Ich bin nicht die nackteste Frau hier …

Luke Broussard nahm einen weiteren Schluck Bier und beobachtete die Frau, die auf der anderen Seite des Gartens stand. Sie beendete ihre Textnachricht und steckte ihr Handy wieder in ihre Handtasche. Ihr goldenes Kleid schimmerte im Licht der untergehenden Sonne.

Sie war ihm schon vor zwanzig Minuten ins Auge gefallen, als er auf der Hochzeit angekommen war. Ihr umwerfendes Kleid und ihre noch umwerfendere Figur zogen viele Blicke auf sich.

Aber es war nicht ihr Körper, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Jedenfalls nicht nur.

Er nahm noch einen Schluck kaltes Bier, um diese auflodernde Hitze zu ersticken, die sich in seiner Hose bemerkbar machte.

Was ihn wirklich faszinierte, war die Tatsache, dass er sie nicht erkannte. Eigentlich waren ihm alle ledigen Frauen an der Westküste bekannt. Entweder weil er schon mit ihnen ausgegangen war oder weil sie versuchten, bei ihm zu landen.

Wer zum Teufel ist sie?

Ihre unnahbare Schönheit erinnerte ihn an die Mädchen aus der Highschool, für die er nie gut genug gewesen war. Die reichen, privilegierten Mädchen, die gerne mit ihm rummachten und ihn dann am nächsten Tag in der Schule ignorierten, weil er in einer Wohnwagensiedlung lebte, einen Versager als Vater hatte und sich nichts leisten konnte.

Jetzt, wo er Milliarden auf dem Konto hatte, amüsierten ihn diese Erinnerungen.

Aber erklärte das, warum die Frau in Gold ihn so in ihren Bann zog? Stellte sie eine Chance dar, diese alten Demütigungen aus der Highschool-Zeit zu überwinden? Für ihn war jetzt keine Frau mehr unerreichbar. Nicht einmal eine, die so umwerfend war wie sie.

Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. Vielleicht war sie gar nicht so unnahbar und gelassen, wie er zunächst gedacht hatte. Er beobachtete sie weiter. Sie wirkte angespannt. Als fühle sie sich nicht ganz wohl in ihrer Haut.

Interessant. Auch er hasste diese Art von Veranstaltungen.

Normalerweise würde er nie an einem solchen Event teilnehmen. Wenn es eins gab, was er mehr hasste, als sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, dann war es, einen so affigen Anzug zu tragen.

Er zerrte an seinem Hemdkragen und zog die Krawatte ab. Wenn das Bräutigamspaar ihn damals im College nicht vor der völligen sozialen Isolation bewahrt hätten, wäre er sicher auch nicht zu deren Hochzeit gekommen. Doch jetzt war er froh, dass er sich nicht gedrückt hatte.

Wann hatte eine Frau ihn das letzte Mal so in ihren Bann gezogen?

Die geheimnisvolle Dame in Gold hörte auf, auf ihrer Lippe zu kauen, und versteifte sich plötzlich. Sie ließ die Hand sinken und umklammerte ihre Handtasche.

Ein anderer Mann näherte sich ihr. Luke erstarrte.

Zurück, Mann, sie gehört mir.

Dieser besitzergreifende Gedanke traf ihn wie ein Blitzschlag.

Was war in ihn gefahren?

Er hatte schon vor Langem damit aufgehört, seine Libido Entscheidungen für sich treffen zu lassen. Heutzutage ließ er jede Frau, mit der er ein Date in Erwägung zog, vorab von seinem Sicherheitsteam prüfen. Auf diese Weise stellte er sicher, dass er sich nicht auf Frauen einließ, die mehr Interesse an seiner Kreditkarte als seinen Liebeskünsten hatten.

Das einzige Problem war, dass er sich damit selbst den eigentlichen Spaß verdorben hatte.

Sein Herzschlag beschleunigte sich, als die geheimnisvolle Frau den anderen Typen abblitzen ließ. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit spürte er, wie das Adrenalin durch seine Adern schoss. Unbedingt musste er mehr über diese Frau herausfinden … Viel mehr.

Er stellte sein Bierglas auf das Tablett eines vorbeigehenden Kellners und nahm sich stattdessen zwei Gläser Champagner. Dann ging er auf die Frau zu.

Zum Teufel mit dem Sicherheitsteam.

Wer auch immer sie war, sie war die erste Frau seit sehr langer Zeit, die wahrhaftig sein Interesse geweckt hatte. Und in der Welt eines Milliardärs, dem die Frauen zu Füßen lagen, hieß das etwas.

Außerdem liebte er nichts mehr als Rätsel, die es zu lösen galt.

Als er sich ihr näherte, blickte sie zu ihm auf. Wie ein Reh, das den nähernden Jäger spüren konnte. Ihre Augen weiteten sich. Er war sich nicht sicher, was er darin sehen konnte: Erkennen, Überraschung oder vielleicht sogar Erregung?

Der glitzernde goldene Stoff ihres Kleids betonte die schweren Rundungen ihrer Brüste und ließ sie aus der Nähe noch spektakulärer aussehen.

Trägt sie etwa keinen BH?

Ihm stockte der Atem.

Sie war wirklich hinreißend – noch viel schöner als all die Mädchen in der Highschool. Er zwang sich, ihr wieder ins Gesicht zu sehen. Ihre Wangen waren leicht gerötet.

Ja, es war Erregung, die er gesehen hatte. Und Erkennen. Und noch etwas anderes, was er nicht deuten konnte. Aber er würde schon noch dahinterkommen.

Ein heißes Verlangen pulsierte urplötzlich durch seine Adern.

Jetzt sag schon was …

„Hi.“

Er reichte ihr ein Champagnerglas und gab sich selbst ein inneres High-Five, als sie es annahm. Er wollte sie mehr, als er irgendeine andere Frau in letzter Zeit gewollt hatte. Und er hatte vor, sie zu bekommen, bevor die Nacht vorüber war. Seine Liebeskünste hatten sich seit der Highschool schließlich erheblich verbessert, und er hatte für gewöhnlich kein Problem, die Frau zu bekommen, die er wollte.

Aber zunächst wollte er all die faszinierenden Geheimnisse aufdecken, die in diesen großen schönen und wachsamen Augen verborgen waren.

„Auf dich“, sagte er und stieß mit ihr an. „Was auch immer du gerade zu diesem Typen gesagt hast. Gut gemacht. Der Mann ist ein arrogantes Arschloch. Das weiß ich aus zuverlässiger Quelle.“

Luke Broussard! Höchstpersönlich.

„Ist … ist das so?“, stotterte Cassie und nahm einen Schluck Champagner, den der Mann, den sie in der Menge zu finden versucht hatte, ihr gerade unverhofft in die Hand gedrückt hatte.

„Ja, allerdings.“

Ein verführerisches Grinsen blitzte auf. Cassie spürte, wie ihr am ganzen Körper heiß wurde. Sie konnte den Blick nicht von seinem Gesicht abwenden. Es strahlte Selbstbewusstsein und Belustigung aus … als hätte er gerade einen besonders guten Witz erzählt.

Sie versuchte ihr vom Jetlag geplagtes Gehirn wieder in Gang zu bringen.

Passierte das hier wirklich? Oder ging die Fantasie mit ihr durch? War ihr der Aperol Spritz bereits zu Kopf gestiegen?

Sie war schon eine gefühlte Ewigkeit auf der Hochzeit, und Luke Broussard hatte sich nicht blicken lassen. Doch Ashlings Kleid hatte Wunder gewirkt, auch wenn es auf gewisse Weise ein Fluch war. Sie war von einer Reihe zunehmend aufdringlicher Männer angesprochen worden. Der letzte hatte sie sogar ohne Umschweife gefragt, ob sie die Nacht auf seiner Jacht verbringen würde.

Amerikaner konnten wirklich schrecklich freimütig sein. Die lüsternen Augen dieses Mannes hatten ihr einen kalten Schauer über den Rücken gejagt.

Luke Broussards Augen hingegen waren von etwas erfüllt, das für ihren Seelenfrieden noch viel gefährlicher war … Denn sie lösten in ihr das Verlangen aus, näher an ihn heranzutreten. Sein leicht spöttischer Gesichtsausdruck zog sie in ihren Bann. Das konnte nichts Gutes verheißen.

Die meist unscharfen Fotos, die sie im Internet gefunden hatte, waren ihm nicht gerecht geworden. Er hatte auf diesen Bildern zwar gut ausgesehen, doch in natura sah er einfach atemberaubend aus. Er hatte ein kräftiges Kinn mit einem Anflug von Bartstoppeln und eine markante Nase. Seine linke Augenbraue wurde von einer verwegenen Narbe geteilt, und sein dunkles, gewelltes Haar wirkte, als hätte es seit einer Weile keinen Friseur mehr gesehen.

Durch den offenen Kragen seines Hemdes blitzte ein Tattoo hervor. Es wirkte in dieser exklusiven Umgebung genauso fehl am Platz, wie sie sich fühlte … Der Schock, dass er so forsch auf sie zugegangen war, wich Neugierde. Und einer seltsamen Sehnsucht, der sie später auf den Grund gehen musste.

Um Himmels willen, Cassie, jetzt sag endlich etwas Gescheites. Lock ihn aus der Reserve. Und starr ihn nicht so an.

Sie nahm noch einen Schluck Champagner, um Zeit zu gewinnen. Warum fühlte sich das wie ein seltsamer exotischer Traum an? Gefährlich und aufregend zugleich? Und nicht bloß wie eine Chance, die Interessen von Temple Corp vertreten?

„Ich bin mir nicht sicher, ob der Mann ein Arschloch ist“, sagte sie schließlich, als es ihr endlich gelang, sich wieder auf die Unterhaltung zu konzentrieren. „Aber er war schon ziemlich dreist.“

„Dreist, hm?“ Broussard zog seine vernarbte Augenbraue hoch und grinste, als hätte sie etwas Lustiges gesagt. „Womit wollte er bei dir landen?“

„Er hat mich eingeladen, die Nacht auf seiner Jacht zu verbringen. Scheinbar ist es eine sehr große Jacht.“

Sein Grinsen wurde breiter. „Wie einfallsreich“, murmelte er. „Was hast du geantwortet?“

„Ich habe ihm die Wahrheit gesagt – dass es wahrscheinlich keine gute Idee wäre, weil ich schon auf einem Tretboot seekrank werde.“

Seine Augen funkelten, und seine Lippen verzogen sich erneut zu einem Lächeln. Cassie stockte der Atem. Warum sah sein Lächeln so gefährlich und so verführerisch zugleich aus?

„Auf einem Tretboot, ja?“, fragte er.

„Das ist ein Boot, bei dem man in die Pedale treten muss, um sich vorwärtszubewegen.“ Sie verstummte, als sein Lächeln noch breiter wurde.

Halt dem Mund, Cassie, er weiß, was Tretboote sind!

„Interessant“, sagte er, obwohl sie beide wussten, dass das gelogen war. „Du bist, Britin, richtig?“

„Was hat mich verraten?“ Sie nahm noch einen Schluck Champagner, um ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Doch das half nicht.

„Der süße Akzent“, antwortete er und musterte ihr Gesicht. „Und deine blasse Haut.“

Ihre Wangen wurden heiß.

„Du errötest auch sehr hübsch, cher“, fügte er hinzu.

Das Feuer auf ihren Wangen wurde noch heißer.

„Was bedeutet das?“, fragte sie in einem Versuch, die Unterhaltung wieder auf neutraleres Terrain zu lenken. „Sche-a?“ Sie hatte Schwierigkeiten, das Wort auszusprechen. „Das klingt französisch.“

„Cher?“, wiederholte er, und sie nickte. „Das ist Cajun, ein französisch beeinflusster Dialekt, der in Louisiana gesprochen wird. Ich komme ursprünglich aus einer verschlafenen kleinen Stadt in der Nähe von Lafayette.“

Das waren schon mehr Informationen, als sie im Internet über ihn gefunden hatte. Doch während sie noch darüber nachdachte, was sie als Nächstes fragen sollte, fuhr er fort. „Und cher ist eine Abwandlung von chèrie … so nennt man eine Dame, wenn einem gefällt, wie sie errötet.“

„Oh“, brachte sie hervor. Sie vergaß, was sie fragen wollte. Ihr Herz donnerte in ihrer Brust.

Baggerte Luke Broussard sie etwa an? Das schien ihr so unwahrscheinlich, dass sie nicht wusste, was sie jetzt tun sollte. Außer zu beten, dass ihr Herzschlag nicht noch schneller wurde. In Ohnmacht zu fallen, wäre definitiv keine gute Idee.

Sie wusste, dass sie nicht hässlich war. Ihre Vorzüge kamen in Ashlings Kleid optimal zur Geltung. Dennoch wünschte sie sich nun, sie hätte mehr Erfahrung als ein paar unbedeutende Küsse am College. War dieses schwere pulsierende Gefühl zwischen ihren Beinen normal?

Sie hatte immer angenommen, dass sie einfach kein sexueller Mensch sei. Und das war für sie auch völlig in Ordnung gewesen. Ihre Karriere war alles, was sie brauchte. Das war es, was sie ausmachte. Ihre Karriere gab ihrem Leben Sinn und Zweck.

Aber das war gewesen, bevor sie im Zentrum von Luke Broussards Aufmerksamkeit gestanden und dieses seltsame Kribbeln in ihrem Körper gespürt hatte.

Sie konnte nicht mehr klar denken. Sie konnte nichts anderes fühlen als dieses Kribbeln, das jeden einzeln Nerv in ihrem Körper unter Spannung setzte. Und sie konnte nichts sagen außer: „Wie … lieb von dir.“

Broussard hob die Augenbrauen und stieß ein überraschtes Lachen aus. „Also wirklich …“ Sein Blick verdunkelte sich, als er mit der Fingerspitze über ihre glühende Wange strich. „Keine Frau hat mich jemals bezichtigt, lieb zu sein, cher.“

Die qualvoll leichte Berührung entzündete ein Feuer zwischen ihren Beinen.

„Mein Name ist Luke Broussard“, sagte er. „Von Broussard Tech“, fügt er hinzu, als ob das nötig wäre – wusste nicht jeder in ganz San Francisco, wer er war?

„Ich weiß“, antwortete sie.

„Dann bin ich im Nachteil. Denn ich weiß nicht, wer du bist.“

„Cassandra James. Ich arbeite als Assistentin für Zachary Temple von Temple Corp.“

Sie biss sich auf die Zunge, sobald sie die Worte ausgesprochen hatte. Warum hatte sie das gesagt? Sie sollte sich doch nicht zu erkennen geben.

Zu ihrer Erleichterung nahm Broussard diese Information jedoch ganz gelassen hin.

„Temple Corp, hm? Hab ich schon mal gehört.“

Cassie erinnerte sich daran, dass er noch nicht wissen konnte, dass Temple es in Betracht zog, in sein Unternehmen zu investieren. Ihre Panik legte sich ein wenig.

Bis er fragte: „Und woher kennst du das Bräutigamspaar?“

Nervös versuchte sie sich an die Geschichte zu erinnern, die sie sich auf ihrem elfstündigen Flug sorgsam zurechtgelegt hatte. Doch dann schoss ihr etwas durch den Kopf, was Ashling einmal zu ihr gesagt hatte:

‚Wenn man lügen muss, dann sollte man so nah an der Wahrheit bleiben wie möglich.‘

„Tatsächlich kenne ich die Bräutigame gar nicht“, gab sie zu. „Ich bin als Temples Vertreterin hier. Er wollte seinen Respekt zollen, hatte aber selbst keine Zeit.“

Das war nicht einmal gelogen. Temple war tatsächlich zur Hochzeit eingeladen gewesen.

Broussard nickte, doch dann runzelte er die Stirn. „Das macht man jetzt so?“

„Wie meinst du das?“, fragte sie. Sein skeptischer Blick ließ erneut Panik in ihr aufsteigen. Sie war wirklich nicht fürs Spionieren gemacht. Es fiel ihr schon schwer genug, der Unterhaltung zu folgen, insbesondere jetzt, wo der Schauer, der ihren Rücken herunterlief, ihren Brustwarzen hart werden ließ.

Bitte lass ihn nicht merken, dass ich keinen BH trage.

„Sich bei gesellschaftlichen Anlässen von der Assistentin vertreten lassen“, erklärte Broussard und jagte ihr mit einem rauen Lachen ein weiteres Kribbeln durch den Körper. „Ich brauch auch so eine Assistentin wie dich. Ich hasse solche Events.“

„Machst du Witze? Du schlägst dich viel besser als ich“, entgegnete sie.

Diesmal warf er vor Lachen den Kopf in den Nacken. Dann blickte er sie mit seinen gefährlich grünen Augen anerkennend an. „Hat dir schon einmal jemand gesagt, wie süß du bist, Cassandra?“

Effizient? Professionell? Klug? Ja. Aber süß …?

„Ähm … nein, noch nie.“

Er lächelte breit, was seine schroffen Gesichtszüge fast jungenhaft wirken ließ. „Bist du schon einmal in San Francisco gewesen?“

„Nein, das ist mein erstes Mal.“

„Wie wäre es, wenn wir von hier verschwinden?“, fragte er. „Ich könnte dir die schönen Seiten der Stadt zeigen.“

Sein eindringlicher Blick machte deutlich, dass dieses Angebot viele, und nicht nur harmlose, Möglichkeiten beinhaltete.

Das war die perfekte Gelegenheit, um mehr über Luke Broussard herauszufinden. Aber eigentlich wollte sie aus einem ganz anderen Grund Ja sagen.

Ihr war ein wenig schwindlig. Sie fühlte sich losgelöst von der Realität. Ein berauschender Adrenalinschub jagte durch ihre Adern. Jede praktische und rationale Überlegung in ihrem Kopf trat in den Hintergrund.

Sie musterte seine ausgestreckte Hand. Eine nie zuvor da gewesene Abenteuerlust erfüllte sie.

Und dann erinnerte sich Cassie an das, was Ash in London gesagt hatte.

‚Es kann nicht schaden, das Geschäftliche ab und zu auch mit dem Angenehmen zu verbinden.‘

Warum sollte sie sein Angebot ausschlagen? Es gab keinen Grund, warum sie sich nicht etwas amüsieren sollte, während sie noch mehr über ihn herausfand. Er wollte ihr schließlich nur die Stadt zeigen.

Sie blickte Luke in die Augen und hatte das seltsame Gefühl, dass sie auf einer Klippe stand und kurz davor war, hinunterzuspringen. Doch bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte, legte sie ihre Hand in seine. „Ja, das fände ich schön.“

Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. „Laissez les bon temps rouler“, murmelte er.

Sie hatte keine Ahnung, was diese Worte bedeuteten. Doch während er sie durch die Menge führte, raste das Adrenalin immer und immer schneller durch ihre Adern.

2. KAPITEL

Sie hatte ihn verhext.

Das musste es sein.

Es war beunruhigend, wie sehr Cassandra James ihn faszinierte. Doch als er seine Hand auf ihren Rücken legte und sie unter seiner Berührung erbebte, traten alle Bedenken in den Hintergrund.

Er hatte nicht viel über sie herausgefunden, außer dass sie Britin war und für einen milliardenschweren Investor arbeitete. Doch das änderte nichts an der irrsinnigen Sehnsucht, die ihn erfüllte. Er wollte nichts lieber, als die Lippen auf ihren Nacken zu legen und ihren betörenden Duft einzuatmen.

Cassandra James stellte eine Herausforderung dar. Selbst in der Dämmerung war das Glühen auf ihren Wangen deutlich zu sehen. Sie schien nicht in der Lage zu sein, die Reaktion ihres Körpers zu verbergen. Ihr fehlte offenbar das sexuelle Selbstvertrauen, das die Frauen, mit denen für gewöhnlich ausging, besaßen.

Er konnte sich nicht erklären, warum er das so erfrischend fand. Er war nicht der Typ, der beim Dating Wert auf Ehrlichkeit legte – jeder hatte seine Geheimnisse, und er war da keine Ausnahme. Das respektierte und verstand er. Sex ging nicht immer mit Intimität einher. Doch Cassie reizte ihn mehr als nur auf körperlicher Ebene.

Der Mann vom Parkservice fuhr mit Lukes altem Motorrad vor, das Luke im letzten Winter selbst auf Vordermann gebracht hatte.

Cassandras Augen weiteten sich. „Nicht dein Ernst, oder? Damit kann ich unmöglich fahren!“

Er lachte – er konnte nicht anders. Ihr schockierter Gesichtsausdruck war ebenso attraktiv wie ihr leicht enttäuschter Schmollmund.

„Klar kannst du. Ich habe einen Ersatzhelm“, sagte er und gab dem jungen Mann einen Hundert-Dollar-Schein, als er den Schlüssel entgegennahm.

„Wie viel Wechselgeld bekommen Sie, Sir?“

„Keins. Ich versuche die Lady hier zu beeindrucken.“

Der junge Mann grinste und steckte sich das Geld in die Tasche. Der freudige Ausdruck auf seinem Gesicht war mehr wert als Geld. „Ja, Sir, und vielen Dank, Sir. Das ist das beste Trinkgeld des ganzen Abends.“ Immer noch grinsend salutierte er und ging dann zum nächsten Pärchen.

„Das war sehr großzügig von dir“, meinte Cassandra.

„Wie ich schon sagte, ich versuche dich zu beeindrucken.“

„Das ist dir gelungen“, sagte sie. Doch dann legte sie den Kopf schief und fügte hinzu: „Aber deshalb hast du es nicht getan, oder? Du wolltest ihm ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Hast du auch mal im Service gearbeitet, bevor du Broussard Tech gegründet hast?“

Es war eine forsche Frage – die Art von Frage, die er für gewöhnlich nicht beantwortete. Er sprach nie über seine Vergangenheit. War er so durchschaubar geworden? Doch sie schaute ihn so verständnisvoll und auch beeindruckt an, dass er sich entschied, ihr die Wahrheit zu sagen.

„In verschiedenen Jobs. Und was ich daraus gelernt habe: Je reicher der Kunde, desto unsichtbarer wirst du selbst.“

„Aber für dich gilt das nicht?“

Er zögerte. Die Anerkennung in ihrer Stimme hatte wirklich eine seltsame Wirkung auf ihn. Sein Herz schlug viel zu schnell in seiner Brust. Er versuchte dieses unangenehme Gefühl zu unterdrücken.

Höchste Zeit, mit der Verführung fortzufahren. Er musste sie nicht beeindrucken. Er musste sie nur dazu überreden, auf sein Motorrad zu steigen.

Er öffnete die Satteltasche des Motorrads und zog die Helme heraus. „Hier, bitte schön“, sagte er und bot ihr einen Helm an.

Sie biss sich auf die Unterlippe. Wie heiß sie aussah!

„Ich glaube wirklich nicht, dass ich das kann … Ich bin noch nie Motorrad gefahren. Ist das nicht gefährlich?“

„Das macht ja den Reiz aus“, sagte er.

Sie sah immer noch unsicher aus und hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt.

„Ich schlag dir was vor. Wenn du mitfährst, mach auch ich etwas, was ich nie zuvor getan habe.“

Sie runzelte die Stirn. Ihr verwirrter Gesichtsausdruck war einfach hinreißend.

„Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll. Ich wette, es gibt nichts, was du noch nie getan hast.“

Kluges Mädchen.

„Das stimmt nicht.“ Er musste ein Lachen unterdrücken, während er angestrengt versuchte sich etwas einfallen zu lassen. „Ich habe noch nie eine Frau auf meinem Motorrad mitfahren lassen. Was ist damit?“

„Wirklich?“, fragte sie. Er konnte die Überraschung auf ihrem Gesicht sehen. Und dann Genugtuung.

Ihre Reaktion bereitete ihm ein leichtes Unbehagen. Er vermittelte einer Frau nicht gerne den Eindruck, dass sie etwas Besonderes war. Das führte oft zu Missverständnissen. Aber es war die Wahrheit. Er hatte tatsächlich noch nie zuvor den Wunsch verspürt, eine Frau auf seiner Maschine mitzunehmen.

Er hatte einfach Spaß daran, allein mit der alten Kiste durch die Stadt zu cruisen. Und dieses Gefühl mit jemandem teilen zu wollen, war neu für ihn.

„Ja, wirklich“, bestätigte er.

Sein Herzschlag beschleunigte sich, während er auf ihre Antwort wartete.

„Okay, du hast gewonnen“, sagte sie schließlich. Eine Vielzahl von Emotionen huschte über ihr Gesicht. Entschlossenheit, Aufregung, aber auch Angst. „Gib mir den Helm“, sagte sie und streckte die Hand danach aus.

„Lass mich das machen.“ Er konnte dem Wunsch, sie zu berühren, nicht länger widerstehen. Er schob ihr weiches, kastanienbraunes Haar zur Seite, setzte ihr sanft den Helm auf und befestigte die Kinnschnalle.

„Ich wette, ich sehe vollkommen lächerlich aus“, sagte sie, während er seinen eigenen Helm anzog.

„Überhaupt nicht“, entgegnete er und unterdrückte das Verlangen, sie zu küssen.

Er musste es langsam angehen lassen. Manche Frauen waren es wert, sich für sie ins Zeug zu legen. Und Cassandra James gehörte definitiv in diese Kategorie.

Ihre Haare flatterten in der Meeresbrise, und sie zitterte. Er streifte das Jackett seines Anzugs ab und legte es über ihre nackten Schultern. „Hier, zieh das an – es könnte kühl werden.“

Sie war keine kleine Frau, aber dennoch war die Jacke viel zu groß für sie. Leider verdeckte sie auch Cassies prächtigen Brüste. Doch das war kein Grund zur Traurigkeit. Wenn ihm das Glück hold blieb und die Chemie zwischen ihnen weiterhin so gut war, würde er schon bald viel mehr davon zu sehen bekommen.

„Spätestens jetzt sehe ich wirklich lächerlich aus“, sagte sie und rollte die Ärmel hoch. „Aber danke.“

Luke stieg auf das Motorrad und startete den Motor.

Sie kaute erneut auf ihrer Lippe herum, und er musste sich zwingen wegzusehen.

Okay, Kumpel, keine schmutzigen Gedanken während der Fahrt, sonst bauen wir noch einen Unfall.

„Steig auf, und setz dich hinter mich.“

Sie nickte. Er konnte einen beeindruckenden Blick auf ihre langen, wohlgeformten Beine erhaschen, als sie sich hinter ihm auf das Motorrad schwang.

„Halt dich gut fest“, sagt er.

Ihre Arme schlangen sich um seine Mitte, und ihre weichen Brüste drückten gegen seinen Rücken. Ein Schauer jagte durch seinen Körper bis hinein in seinen Schritt. Meine Güte, er musste sich wirklich besser unter Kontrolle halten, sonst würde diese Fahrt noch zu einer Qual werden.

„Bist du sicher, dass du das machen willst? Ich bin wirklich blutige Anfängerin.“

Es spürte, wie sich ihre Oberschenkel an seinen Hintern schmiegten. Es fühlte sich einfach göttlich an.

„Ganz sicher.“

Er ließ den Motor aufheulen. „Denk einfach daran, dich mit mir in die Kurven zu legen. Ich werde es zunächst langsam angehen lassen, bist du es raushast. Wenn es ein Problem gibt, schrei.“

„Okay.“

„Bereit, cher?“, fragte er.

„So bereit, wie es geht.“

Dann gab er Gas und fuhr los. Er hörte ihr erschrockenes Keuchen. Ihre Arme legten sich noch fester um seine Mitte.

Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Warum hatte er noch nie zuvor in Erwägung gezogen, eine Frau auf dem Motorrad mitzunehmen? Es war zu schön, um wahr zu sein.

„Ach du liebe Güte“, sagte sie und klammerte sich fest an ihn, während er um den Verkehr herumkurvte.

Ein wohliger Schauer lief seinen Rücken herunter. Und plötzlich wusste er, warum er noch keine andere Frau auf seinem Motorrad mitgenommen hatte. Es war, weil noch nie zuvor eine Frau ihn so in ihren Bann gezogen hatte.

Dabei hatte er Cassie noch nicht einmal geküsst.

Cassie stockte der Atem, als sie durch das alte Hippie-Viertel fuhren, von dem sie in ihrem Reiseführer gelesen hatte. Sie hätte nicht gedacht, dass sie wirklich die Gelegenheit haben würde, es zu besuchen. Sie sog jedes Detail begierig in sich auf. Wie aufregend es war, hier zu sein.

Doch dann wurde ihr klar, dass das aufregende Gefühl wahrscheinlich nicht dem Stadtviertel zuzuschreiben war, sondern der Tatsache, dass sie an Luke Broussards muskulösem Rücken geschmiegt auf einem Motorrad saß.

Im Gegensatz zu Ashling hatte sie in der Schule nie zu den coolen Mädchen gehört. Doch jetzt fühlte sie sich cool. Und wenn es nur für diese Nacht war.

Dann ließen sie das Hippie-Viertel hinter sich und fuhren einen Hügel hinauf durch einen Park.

Oben angekommen hielt Luke das Motorrad an und zog seinen Helm ab. Er warf einen Blick über die Schulter. „Steig ab, ich will dir etwas zeigen.“

„Okay …“ Sie kletterte unbeholfen vom Motorrad herunter. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als er ihr den Helm abnahm.

„Wo gehen wir hin?“, fragte sie atemlos.

„Das wirst du schon sehen“, sagte er und schenkte ihr ein verführerisches Lächeln, das ihr halb den Verstand raubte. Wie machte er das? War er Verführungskünstler oder so etwas? Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so zu einem Mann hingezogen gefühlt.

Sie schob den Gedanken beiseite, als er ihre Hand ergriff und sie auf einem Pfad, ins Grüne führte.

Sie erreichten eine Lichtung, und Cassie versuchte die Hitze zu ignorieren, die durch ihren Körper pulsierte. Dann ergriff Luke sie bei den Schultern, stellte sich hinter sie und drehte sie um.

„Schau dir das an“, sagte er.

Doch der Ausblick hatte ihr bereits den Atem verschlagen.

Die Stadt unter ihnen war ein Teppich aus Lichtern, die im Einbruch der Dunkelheit zu funkeln begannen. Der atemberaubende Anblick erstreckte sich bis hin zur Bucht, wo die weißen Lichter der Golden Gate Bridge bis zum gegenüberliegenden Ufer reichten.

„Wow!“, murmelte sie ehrfürchtig. „Es ist wunderschön. Du musst es lieben, hier zu leben“, sagte sie schließlich.

Kein Mann hatte ihr jemals etwas so Großartiges gezeigt. Und dabei hatte sie ihn gerade erst kennengelernt.

„Ich lebe nicht in der Stadt“, sagte er leise.

„Nicht?“ Sie drehte sich zu ihm um. „Aber warum nicht? Es ist wunderbar.“

„Ich habe eine Wohnung hier“, sagte er. „Aber sie ist nicht mein Zuhause.“

„Wo ist dein Zuhause?“, fragte sie. Sie wollte mehr über ihn erfahren. Viel mehr. Und sie wusste, dass das rein gar nichts mit dem Bericht für Temple zu tun hatte. Sie hatte schon vor langer Zeit aufgehört, über Temples Auftrag nachzudenken.

„Ich besitze eine Insel vor der Küste von Oregon.“

Er runzelte die Stirn. Cassie hatte den Eindruck, dass er das eigentlich lieber für sich behalten hätte. Doch bevor sie sich darüber den Kopf zerbrechen konnte, ob sie ihm zu nahe getreten war, nahm er wieder ihre Hand und führte sie den Pfad zurück, den sie gekommen waren.

„Wo fahren wir jetzt hin?“, fragte sie. Sie fühlte sich wie ein Kind – sorglos und aufgedreht.

„Ich würde dir gerne noch etwas anderes zeigen, das dir gefallen könnte“, sagte er geheimnisvoll.

Sie kletterte wieder auf das Motorrad, und weiter ging die wilde Fahrt in die Dunkelheit. Mittlerweile fühlte sie sich wie ein alter Hase, wenn sie sich mit ihm in die Kurven legte.

Sie fuhren wieder den Hügel hinunter und durch die steilen Straßen mit Wohnhäusern, für die San Francisco so berühmt war. Immer weiter abwärts ging es in Richtung Bucht.

Cassie klammerte sich an Lukes breitem Rücken fest und atmete seinen männlichen Duft ein. Es war berauschend.

In zunehmender Dunkelheit fuhren sie in einen Tunnel. Als sie am anderen Ende herauskamen, stockte ihr ein weiteres Mal der Atem. Die Golden Gate Bridge ragte über ihnen auf.

Cassie stellte sich vor, wie sie über die Bucht von San Francisco hinaus immer weiter durch diesen erotischen Traum flogen. Sie war nicht mehr Cassandra James, die kluge und effiziente Assistentin, die sich immer nur auf ihre Arbeit konzentrierte. Sie war Cassandra James, die freie und durchtriebene Abenteurerin.

Als sie die Brücke hinter sich gelassen hatten, verließen sie die Hauptstraße und gelangten schließlich zu einem Jachthafen.

Luke stoppte das Motorrad und nahm seinen Helm ab.

„Steig ab“, sagte er. Plötzlich fragte Cassie sich, ob sie etwas falsch gemacht hatte. Seine Stimme klang angespannt, und das verspielte Funkeln in seinen Augen war verschwunden.

Sie stieg ab und stand zitternd in seinem Jackett vor dem Motorrad. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass er das Jackett um die Schultern gelegt hatte. Da war sie noch eine andere Frau gewesen. Ein langweiliges Mädchen, das sich immer an alle Regeln hielt und um nichts in der Welt zu einem nahezu fremden Mann aufs Motorrad gestiegen wäre.

Während Luke ebenfalls abstieg und die Helme in der Satteltasche verstaute, schlang Cassie die Arme um sich und versuchte das seltsame Gefühl loszuwerden, dass etwas nicht in Ordnung war.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte sie schließlich.

Seine Augen funkelten. „Ja, das könnte man so sagen.“

Dann ergriff er zu ihrer völligen Überraschung ihr Handgelenk und zog sie in seine Arme. Plötzlich war sie umgeben von seiner Wärme und seinem verführerisch männlichen Duft. Verlangen pulsierte durch ihren Körper.

Er blickte ihr in die Augen und legte eine Hand auf ihre Wange. „Ich will dich so sehr küssen, dass ich nicht mehr klar denken kann …“

Seine Stimme war so heiser und eindringlich, dass ein Schauer über Cassies Rücken bis zwischen ihre Beine lief.

„Und so kann ich nicht weiterfahren.“ Sein Mund näherte sich dem ihren, und dann flüsterte er: „Bitte sag mir, dass du mich auch küssen willst, Cassandra.“

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie Nein gesagt hätte. Doch das wäre eine Lüge gewesen.

„Ja, das will ich.“

In weniger als einem Herzschlag war sein Mund an ihrem. Sein Kuss war entschlossen, doch auch behutsam … Er war ein Rausch der verzweifelten Begierde.

Kein Mann hatte sie je zuvor mit solcher Hingabe und einer solchen Sehnsucht geküsst. Seine Zunge tauchte tief ein und spielte mit der ihren, bis Cassie sich fester an ihn klammerte als vorhin auf dem Motorrad.

Unzählige Empfindungen strömten auf sie ein – und alle waren neu und berauschend. Sie fühlte sich wunderbar schwerelos. Ein heftiges Verlangen ergriff von ihrem Körper Besitz. Es war so real und eindringlich, dass es ihr beinahe Schmerzen bereitete.

Er löste seinen Mund, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Seine Erektion drückte sich durch ihre Kleidung hindurch in ihren Bauch. Während sie das früher wahrscheinlich schockiert hätte, erregte sie es nun nur noch mehr.

Warum fühlte sich das so richtig an? So neu und aufregend? Warum fühlte sich diese Nacht an wie ein wunderbarer Traum? War es der Jetlag? Oder der Alkohol? Die Tour durch die Stadt? Die Schönheit dieser herrlichen Aussicht und die darauffolgende wilde Fahrt? Oder war es einfach das berauschende Gefühl, so sehr gewollt zu werden? Erwiderte sie deshalb sein verzweifeltes Verlangen mit derselben Dringlichkeit?

„Mein Wasserflugzeug liegt hier im Hafen. Ich kann dir ein Taxi zurück zu deinem Hotel rufen, oder du begleitest mich heute Nacht auf meine Insel.“

Er fuhr mit dem Daumen über ihre Wange und verstärke, die Sehnsucht, die durch ihre Adern strömte.

„Eine Nacht“, sagte er. „Und morgen früh bringe ich dich zurück.“

Ihr war klar, was er damit sagen wollte. Für ihn war es nicht mehr als das. Er wollte lediglich sein unbändiges Verlangen befriedigen.

Sie unterdrückte den törichten Anflug von Enttäuschung und flüsterte: „Ich habe so etwas noch nie zuvor gemacht.“

„Was hast du noch nie gemacht?“

Einen One-Night-Stand … oder überhaupt Sex, um genau zu sein …

Doch diese Antwort wäre zu umständlich gewesen – und zu peinlich. Würde er es sich noch einmal anders überlegen, wenn sie ihm gestand, dass sie noch keinerlei Erfahrung hatte?

„Ich habe noch nie etwas so Spontanes gemacht“, sagte sie stattdessen. Das entsprach schließlich genauso der Wahrheit.

Er lachte sein tiefes, heiseres Lachen, das sie inzwischen schon zu lieben gelernt hatte.

„Dann wird es aber höchste Zeit, cher.“

Er hob ihre Hand zu seinem Mund und biss sanft in ihren Daumen. Das letzte bisschen Selbstbeherrschung, das ihr geblieben war, wurde dahingefegt.

Sie strich mit den Fingerspitzen über die rauen Stoppeln auf seinem Kinn und schaute ihm in die Augen.

„Wenn wir das richtig angehen, verspreche ich dir, dass wir uns amüsieren werden.“ Sein Blick ruhte auf ihr. „Und ich weiß, wie es richtig geht.“

Bevor sie zu lange darüber nachdenken konnte – bevor sie wieder zu dieser langweiligen Person werden konnte, die alle Regeln befolgte –, nickte sie. „Ich würde sehr gern mit dir auf die Insel kommen.“

„Gut“, sagte er.

Cassies Herz vollführte einen Trommelwirbel.

3. KAPITEL

„Ich bin noch nie mit einem Wasserflugzeug geflogen!“, rief Cassie über das Dröhnen der Motoren hinweg, als die Schwimmer über das Wasser glitten und das Flugzeug Geschwindigkeit aufnahm. „Heißt das nicht, du schuldest mir auch noch ein erstes Mal?“

Luke lächelte sie an. „Nein – weil ich auch noch nie eine Frau in diesem Flugzeug mitgenommen habe.“

Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Auch, wenn sie sich nicht sicher war, ob sie ihm das glauben sollte.

Als sich das Flugzeug schließlich aus dem Wasser erhob, stockte ihr zum ungefähr zehnten Mal an diesem Abend der Atem. Die Aussicht auf San Francisco war gigantisch.

Ash würde vor Schreck sterben, wenn sie mich jetzt sehen könnte.

Cassie unterdrückte ein hysterisches Lachen. Luke drehte sich zu ihr um. „Alles okay bei dir?“, fragte er.

„Alles wunderbar.“

Warum hatte sie so etwas noch nie zuvor getan?

„Die Aussicht ist wirklich wunderschön“, sagte sie. Doch der Mann neben ihr zog sie noch mehr in seinen Bann als die fantastische Aussicht. „Wie lange brauchen wir, bis wir dein Zuhause erreichen?“ Sie genoss den Flug, doch gleichzeitig sehnte sie sich danach, seinen Körper wieder auf ihrem zu spüren.

„Wir brauchen etwa eine Stunde bis zur Insel“, sagte er.

„Ich … ich kann es kaum abwarten. Gibt es einen Grund, warum du dich dort niedergelassen hast?“, fragte sie in einem verzweifelten Versuch, Small Talk zu betreiben, um das flaue Gefühl in ihrem Magen zu verdrängen.

Tue ich das wirklich? Fliege ich für einen One-Night-Stand auf eine Insel?

Das Dröhnen der Motoren erfüllte die Stille. Cassie drehte sich zu Luke um. Sie wunderte sich über die plötzliche Gesprächspause. Er hatte dasselbe Stirnrunzeln auf dem Gesicht wie vorhin im Park, als er ihr von seiner Insel erzählt hatte.

„Ich mag meine Privatsphäre“, sagte er schließlich.

Cassie schaute nachdenklich aus dem Fenster. Die Lichter der Häuser am Boden wurden allmählich immer spärlicher. Das Hochgefühl, das sie den ganzen Abend beflügelt hatte, verwandelte sich in ein bleiernes Gewicht in ihrer Magengrube …

Ich mag meine Privatsphäre.

Was zum Teufel dachte sie sich dabei? Sie hatte sein Angebot, einen One-Night-Stand mit ihm zu haben, angenommen, doch er hatte keine Ahnung, warum sie eigentlich auf der Hochzeit gewesen war.

Sollte sie ihm von Temples Interesse an Broussard Tech erzählen? Oder wäre es hoffnungslos unprofessionell, jetzt die Arbeit zu erwähnen?

Ja, Cassie, fast so unprofessionell, wie auf sein Motorrad zu steigen, ihn mit einem Kuss um den Verstand zu bringen und die Nacht mit ihm auf seiner Insel zu verbringen!

Sie blinzelte in die Dunkelheit. Die kalte, harte Realität hatte ihrer neu entdeckten Abenteuerlust einen Dämpfer verpasst. Ihre spontane Entscheidung im Jachthafen schien ihr nun mehr als fragwürdig.

Nach der Landung fuhr Luke das Flugzeug in die kleine Bucht unterhalb seines Hauses. Kaum waren sie am Anlegesteg angekommen, prasselten die ersten Regentropfen auf das Flugzeug.

„Ein Sturm zieht auf.“ Er warf seiner Passagierin einen Blick zu, die für die letzte halbe Stunde des Fluges geschwiegen hatte. Sie war nicht die Einzige gewesen.

Warum zum Teufel hatte er sie auf die Insel eingeladen? Diese spontane Entscheidung war wohl einem anderen Organ als seinem Gehirn zu verdanken. Und dem Staunen auf ihrem Gesicht, als er ihr im Park die Aussicht auf die Stadt gezeigt hatte.

Ihre Reaktion war so erfrischend unbefangen und echt gewesen, dass er ihr einfach noch mehr hatte zeigen wollen. Und daher war er mit ihr über die Golden Gate Bridge gefahren.

Er besaß eine Penthouse-Wohnung in San Francisco. Es war eine schöne Wohnung – elegant und modern und in einer der nobelsten Gegenden der Stadt. In diese Wohnung brachte er für gewöhnlich die Frauen, mit denen er ausging.

Doch sobald sie die Brücke überquert hatten, hatte ihm das Gefühl, wie sie sich auf dem Motorrad gegen ihn gepresst hatte, den Verstand geraubt. Und daher hatte er die Straße zum Jachthafen eingeschlagen.

Doch es war sinnlos, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Durch den aufkommenden Sturm saßen sie für die Nacht fest. Also konnte er auch das Beste daraus machen.

„Wir sollten reingehen, bevor der Sturm richtig losgeht“, sagte er. „Das Wetter in dieser Gegend kann schnell unangenehm werden.“ Er drehte sich um, um die Tür des Flugzeugs zu öffnen, doch sie legte eine Hand auf seinen Arm.

„Warte, Luke. Ich muss dir etwas sagen. Etwas, das ich dir hätte sagen sollen, bevor ich zugestimmt habe, herzukommen …“

Sie sah besorgt aus. Mehr noch als das. Sie sah schuldbewusst und verängstigt aus.

Ein brennendes Verlangen erfüllte ihn. Doch dann meldete sich sein schlechtes Gewissen. Und eine Abscheu vor sich selbst. Er erinnerte sich selbst an einen Mann, den er immer verachtet hatte.

„Hey, Cassandra“, sagte er und legte sanft seine Hand unter ihr Kinn. „Du kannst dich entspannen. Ich werde dich zu nichts drängen.“ Er ließ seinen Blick auf ihr Dekolleté sinken und rief sich in Erinnerung, worum es heute Nacht wirklich ging. „Ich werde dich nicht anlügen …“ Er holte tief Luft und entschied sich, direkt zu sein. „Ich möchte heute Nacht jeden Zentimeter deines Körpers erforschen. Ich möchte dich zum Stöhnen und zum Keuchen und zum Schreien bringen und noch viel mehr …“ Er lächelte, als ihre Wangen rot anliefen. „Und ich möchte dich so rot werden lassen, dass sich deine Wangen anfühlen, als stünden sie in Flammen.“

„Das hast du schon geschafft“, murmelte sie.

Er lachte. Dann legte er einen Daumen auf ihre glühende Wange und grinste. Er war froh, dass sie wieder auf dem richtigen Kurs waren. Die Chemie zwischen ihnen war real und intensiv – das war es, worum es hier eigentlich ging.

„Ja, das sehe ich“, sagte er. „Aber die Sache ist die: Du schuldest mir nichts. Es gibt fünf Schlafzimmer in meinem Haus. Und ich erwarte nicht, dass du die Nacht in meinem verbringst. Verstanden?“

Er zwang sich, seine Hand sinken zu lassen. Wenn sie Zweifel hatte, würde er keinen Druck auf sie ausüben.

„Ich …“ Sie blinzelte verblüfft. „Das ist sehr galant von dir“, sagte sie.

Galant? Was zum Teufel …?

Er stieß ein heiseres Lachen aus, und ein Teil seiner Anspannung wich aus seinem Körper.

„Was ist so lustig?“, fragte sie.

„Das ist schon wieder ein erstes Mal für mich. Noch nie zuvor hat mich eine Frau als galant bezeichnet. Jetzt schuldest du mir wieder ein erstes Mal.“

„Bist du sicher?“ Sie sah überrascht aus. „Die meisten weniger galanten Männer hätten sehr wohl gewisse Erwartungen, nachdem sie mehrere Hundert Meilen fliegen, um eine Frau abzuschleppen.“

Er lachte erneut belustigt auf. „Vielleicht, hast du recht. Aber galant hat mich dennoch noch nie eine Frau genannt“, sagte er.

„Dann waren sie Dummköpfe“, sagte sie empört.

„Trotzdem schuldest du mir ein erstes Mal“, sagte er, um die Stimmung aufzulockern.

Dieses seltsame beklemmende Gefühl war wieder da. Er hatte es schon vorhin verspürt, als sie so beeindruckt von seiner Großzügigkeit gegenüber dem jungen Mann vom Parkservice gewesen war, und dann wieder im Park, als sie ihn angesehen hatte, als hätte er ihr etwas Wertvolles geschenkt.

Es war an der Zeit, die Nacht wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Er war nicht galant. Und er wollte es auch nicht sein. Aber wenn sie einen galanten Mann wollte, dann sollte sie einen bekommen. Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen.

„Sollen wir dann gehen?“, fragte er.

„Ja“, sagte sie und lief noch röter an. „Aber das war es eigentlich nicht, worüber ich mit dir reden wollte. Es hat etwas mit meiner Arbeit für Temple zu tun“, sagte sie hastig. „Ich bin hier, um …“ Er legte einen Finger auf ihre Lippen, um ihr das Wort abzuschneiden.

„Das spielt jetzt keine Rolle“, sagte er. Er hatte gehört, dass der britische Milliardär den Ruf eines klugen Investors hatte. Früher hätte Luke bei Typen wie ihm die Hand aufhalten müssen. Aber diese Zeiten waren vorbei.

Dachte sie vielleicht, dass er versuchte, über sie an Informationen über ihren Boss zu kommen? Dass er auf eine Investition aus war?

Er sollte beleidigt sein. Er benötigt keine Investoren. Er hatte es nicht mehr nötig, Männer wie Temple zu beeindrucken. Und er hatte es ganz gewiss nicht nötig, Frauen zu verführen, um sein Unternehmen voranzubringen.

Aber seltsamerweise war er nicht beleidigt – er vermutete, dass ihr Zögern einfach daher rührte, weil sie unsicher war. Er hatte noch nie eine Frau getroffen, die so umwerfend, doch sich dessen so wenig bewusst war.

Wahrscheinlich war das einer der Gründe, warum er sie so erfrischend fand. Aber er wollte nicht, dass ihre Nervosität ihnen im Weg stand. Außerdem hatte es inzwischen stark zu regnen begonnen.

„Bist du dir sicher?“, fragte sie. „Ich will nicht, dass du mit mir schläfst, weil du eine falsche Vorstellung von mir hast.“

Also wirklich …

„Cassandra“, sagte er und versuchte gelassen zu klingen. „An dieser Nacht wird nichts Falsches dran sein. Was mich betrifft, so haben wir unsere beruflichen Interessen in San Francisco zurückgelassen. Alles, was heute Nacht zwischen uns passiert, bleibt auf dieser Insel. In Ordnung?“

Sie biss sich wieder auf die Lippe und spannte ihn einen quälenden Moment lang auf die Folter. Doch dann nickte sie. „Okay, wenn du dir sicher bist.“

„Ich bin mir sicher.“ Er ergriff ihre Hand und zog sie von ihrem Sitz. „Und jetzt lass uns ins Haus gehen, bevor wie hier noch ertrinken.“

Cassie rannte hinter Luke die Steinstufen in der Klippe hinauf.

Nach nur wenigen Sekunden war sie bis auf die Haut durchnässt, doch es war ein warmer, erfrischender Regen, der ihre Schuldgefühle und ihr Zögern von ihr abspülte. Sie war jetzt bereit für etwas Neues. Sie würde diese Nacht zu etwas ganz Besonderem machen.

Ihre Erleichterung war groß, als Lukes Haus endlich aus dem Nebel und Regen auftauchte – aber nicht annähernd so groß wie ihre Aufregung.

Der moderne Bau aus Glas, Stahl, Holz und Granit fügte sich perfekt in die umliegende Landschaft aus dichtem Wald und uraltem Vulkangestein ein.

O … mein … Gott.

Bei Tageslicht musste das das Gebäude sicher umwerfend aussehen. Doch bei Nacht sah es dramatisch und düster aus.

Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie die Tür erreichten. Luke schützte sie mit seinem Körper vor dem Sturm und tippte einen Code in ein Tastaturfeld neben der Tür ein. Der Regen tropfte ihm von der Stirn auf die Brust. Trotz der Dunkelheit konnte Cassie die Wölbung seiner Brustmuskeln erkennen.

Die stählerne Eingangstür glitt auf. Luke zog Cassie hinter sich hinein und betätigte einen Schalter. Das Licht enthüllte am Ende der kurzen Eingangshalle einen riesigen Wohnbereich mit modernen Sofas und einer offenen Treppe, die ins nächste Geschoss führte.

Die Eingangstür fiel wieder ins Schloss, und das Tosen des Sturms wurde leiser. Luke drehte sie zu sich um.

„Geht es dir gut?“, fragte er und strich ihr mit einem Daumen das Wasser von den Lippen.

„Ja.“ Das heftige Zittern, das ihren Körper ergriffen hatte, hatte nichts mit dem klammen Gefühl ihrer durchnässten Kleidung zu tun, sondern mit dem Feuer, das seine Berührung in ihr entzündete. „Dein Haus ist umwerfend“, fügte sie hinzu, um die aufgeladene Stille zu durchbrechen.

„Freut mich, dass es dir gefällt“, sagte er mit einem Schmunzeln in der Stimme.

Was um alles in der Welt tat sie hier? Sie hatte nicht die geringste Ahnung von epischem Sex. Oder von One-Night-Stands.

Was, wenn sie versagte? Was, wenn sie ihn enttäuschte? Was, wenn sie sich selbst enttäuschte?

Im Ernst, Cassie, was zum Teufel hast du dir nur dabei gedacht? Ich bin keine wagemutige Abenteurerin. Ich bin ein langweiliger Workaholic, der keine Ahnung hat, wie man einen Mann wie Luke Broussard befriedigt.

„Hey.“ Er nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und schaute ihr in die Augen. „Du denkst schon wieder zu viel nach.“

Sie musste lachen. „Ja, das kann ich gut“, sagte sie.

Er schob sie rückwärts gegen die Wand. Sie konnte ihn riechen. Der heiße Duft seines Körpers vermischte sich mit dem Geruch von frischem Regen. Sie legte die Hände auf seine Hüften und spürte seine straffen Bauchmuskeln. Ein jähes Verlangen durchströmte sie.

Sein Mund näherte sich dem ihren. Sie starrte in sein Gesicht. Verlangen und Angst hielten sich jetzt die Waage.

„Schließe deine Augen, Cassandra.“ Sie gehorchte.

Und dann legten sich seine Lippen endlich auf ihre. Sie stieß einen kleinen Schluchzer aus, so gut fühlte es sich an. Er umfasste ihre Wangen und neigte ihren Kopf nach hinten, damit er tiefer mit seiner Zunge vordringen konnte.

Jeder Gedanke verschwand aus ihrem Kopf, bis auf einer.

Ich will das. Ich will ihn. Es spielt keine Rolle, ob ich es vermassle oder nicht.

Dieser befreiende Gedanke lockerte ihre Zunge, bis sie ungehemmt mit der seinen spielte. Feuer loderte zwischen ihren Beinen auf und an jeder Stelle, an der sich ihre Körper berührten. Zum ersten Mal in ihrem Leben gab sie sich selbst die Erlaubnis, zu versagen.

Luke zog ihr das durchnässte Jackett von den Schultern und ließ es zu Boden fallen. Dann schlang er die Arme um ihre Taille und hob sie hoch. Sein Mund löste sich von dem ihren. „Schling deine Beine um mich.“

Wieder gehorchte sie. Sie klammerte sich an seine breiten Schultern, während er sie die Treppe hinauftrug.

Der Regen prasselte gegen die Fenster, und ein Blitz zuckte über den Himmel und erhellte die Bucht unter ihnen. Das turbulente Wetter und die Urgewalt der Natur waren beinahe so dramatisch wie das Donnern von Cassies Herzschlag.

Für gewöhnlich hasste sie die Dunkelheit. Es war ein dummes Überbleibsel aus ihrer Kindheit, das ihr peinlich war. Doch ihre übliche Beklemmung blieb aus. Dafür war sie viel zu aufgeregt.

Er stieß die Tür zu einem Zimmer auf. „Licht an!“, rief er.

Plötzlich erhellte Licht einen atemberaubenden Raum mit Blick über den Ozean. Dann erblickte Cassie ihr Spiegelbild in dem dunklen Glas des Fensters. Sie vergrub das Gesicht an seinem Hals, um die brennende Röte auf ihren Wangen zu verbergen. Mit ihrer durchnässten Kleidung und dem pitschnassen Haar sah sie einfach schrecklich aus.

Doch der Moment der panischen Eitelkeit dauerte nur eine Sekunde. Dann murmelte er: „Dunkler …“, und die Lampen dimmten sich.

Er setzte sie ab und widmete sich wieder ihrem Mund. Sein Kuss war entschlossen und gebieterisch. Unmissverständlich machte er ihr klar, wie sehr er sie wollte, und erkundete mit den Händen ihre Kurven.

Ein wohliger Schauer durchlief ihren Körper. Wenigstens wusste einer von beiden ganz genau, was er tat.

Dann folgte sie seinem Beispiel und fuhr mit den Fingern durch sein nasses Haar. Das Gefühl seines harten Körpers unter ihren Händen war wunderbar.

Dann löste er sich von ihr. Seine Finger hielten inne. Er starrte sie argwöhnisch an.

Panik flackerte erneut in ihr auf. War sie bereits aufgeflogen?

„Wie zum Teufel soll ich dich aus diesem Ding rauskriegen?“, fragte er.

Die Frustration in seiner Stimme entlockte ihr ein erleichtertes Lachen. „Hier“, sagte sie und hob einen Arm, um ihm den Reißverschluss zu zeigen.

Doch bevor sie den Verschluss öffnen konnte, übernahm er wieder das Kommando. „Nein, lass mich. Ich habe mich schon den ganzen Abend darauf gefreut, dir dieses Kleid auszuziehen.“

Sie nickte und ließ ihn gewähren. Völlig konzentriert und eins mit seiner Aufgabe zog er den Verschluss herunter. Dann schob er mit den Fingerspitzen die Träger des Kleides über ihre Schultern. Auf seinem Gesicht blitzte sein begieriges Verlangen auf.

Ruhig Blut, Cassie, jetzt kannst du keinen Rückzieher mehr machen.

Das goldene Kleid rutschte auf ihre Taille und legte ihre Brüste frei.

„Kein BH …“ Er stöhnte auf. Es war ein tiefes und wildes Geräusch.

Instinktiv verschränkte Cassie die Arme vor der Brust, um ihre Nacktheit zu verbergen.

„Nicht“, murmelte er, halb Befehl, halb Bitte.

Sanft zog er ihre Arme weg. Seine Blicke bohrten sich in sie. Ihre Nippel versteiften sich. Er fluchte leise und fuhr mit dem Daumen in kreisenden Bewegungen darüber.

Sie erschauerte. Verlangen pulsierte wie ein reines Feuer durch ihren Körper.

„Ist dir kalt, cher?“, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf, unfähig zu sprechen.

Wenn das nur ein One-Night-Stand ist, warum fühlt es sich dann so intensiv an?

Er legte die Hände um ihre Brüste und lächelte sie an. Eine wilde Leidenschaft erfüllte seine Augen.

„Vielleicht sollten wir dich trotzdem ein bisschen aufwärmen.“

Dann neigte er den Kopf und nahm eine ihrer harten Spitzen fest zwischen die Lippen.

Cassie schluchzte auf und krallte sich mit den Fingern in seinem Haar fest, um ihn näher an sich zu ziehen. Hitze flutete ihr Innerstes. Das Gefühl war einfach überwältigend.

Er saugte kräftig erst an der einen Brust und dann an der anderen, bis ihr das Verlangen geradezu körperliche Schmerzen bereitete. Jede Stelle ihres Körpers sehnte sich nach mehr.

Dann entließ er sie endlich aus dieser Tortur und schob das durchnässte Kleid ganz zu Boden.

Er kniete sich vor sie hin, hakte die Finger in ihr Seidenhöschen ein und schob den Stoff ihre Beine hinunter.

Cassie war jetzt nackt, doch Luke war noch immer vollständig bekleidet.

Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so entblößt und so verletzlich gefühlt. Doch als er aufstand, pulsierte das Verlangen zwischen ihren Beinen nur noch heftiger.

„Du hast zu viel an“, sagte sie schließlich und verschränkte die Arme vor ihren Brüsten, die noch immer feucht von seinem Mund waren.

Er nickte. Dann riss er sich das Hemd aus der Hose und zog es über seinen Kopf. Zum ersten Mal konnte Cassie seine wohlgeformte Brust in ihrer vollen Pracht bewundern. Seine kräftigen Muskeln wölbten sich, wenn er sich bewegte. Seine gebräunte Haut war von mehreren kleinen Narben gezeichnet, und das Tattoo an seinem Schlüsselbein zeigte ein Geflecht aus Dornen.

Doch bevor Cassie Zeit hatte, sich an ihm sattzusehen, entledigte er sich seiner Schuhe, öffnete seinen Gürtel und schob seine Hose und seine Boxershorts herunter.

Ihr Verstand setzte aus, als sie seine gewaltige Erektion sah, die hart, dick und lang hervorragte.

Augenblicklich war sie feucht zwischen den Beinen. Sie streckte die Hand aus, um ihn zu berühren.

Er gab einen gequälten Laut von sich und zuckte unter ihrer Berührung zusammen.

„Nicht …“

„Tut mir leid. Ich wollte nicht …“

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen“, sagte er mit rauer Stimme. „Aber das Vorspiel müssen wir leider verschieben.“

Verschieben? Das heißt, es wird ein nächstes Mal geben?

Ein seltsames Hochgefühl machte sich in ihr breit. Doch dann nahm er sie hoch und legte sie aufs Bett. Draußen wütete noch immer der Sturm. Im Einklang mit dem euphorischen Donnern in ihrer Brust.

Er kniete sich über sie und griff in das Nachtschränkchen. Cassie beobachtet fasziniert, wie er sich das Kondom überstreifte.

Sie wappnete sich und bereitete sich auf sein Eindringen vor. Doch stattdessen bewegte er sich nach unten, legte seine starken Hände auf ihre Hüften und vergrub sein Gesicht zwischen ihren Beinen.

Mit neckenden Bewegungen fuhr er mit der Zunge über die Innenseite ihres Oberschenkels. Dann öffnete er sie mit den Daumen und blies sanft auf ihre geschmolzene Mitte, die bereits schmerzhaft pochte. Schließlich drang er mit seiner Zunge in sie ein.

„Bitte …“ Sie war so schockiert von der Lust, die ihren Körper durchströmte, dass sie kaum atmen konnte. „Können wir nicht einfach …“

„Einfach was, cher?“ Er sah auf und lächelte. „Weißt du eigentlich, dass du noch viel besser schmeckst, als du riechst?“

„Ich … Wirklich?“, fragte sie und merkte erst, wie lächerlich das klang, als er heiser auflachte. Doch bevor sie in Verlegenheit geraten konnte, versenkte er wieder seine Zunge in ihr.

Sie erschauerte … und schluchzte. Dann schloss er seine Lippen über ihrer angeschwollenen Perle und strich mit der Zunge darüber. Cassie bäumte sich auf und wand sich. Sie wollte dieser Tortur entkommen, doch noch mehr wollte sie, dass er niemals damit aufhörte. Er hielt sie fest, während er seine Arbeit an ihrer empfindsamsten Stelle fortsetzte. Eine unerträgliche Flutwelle der Lust drohte sie zu übermannen.

Dann spannte sich ihr gesamter Körper an. Die Welle brach über ihr. Cassie stöhnte, und ihr Körper bäumte sich verzweifelt auf. Und dann explodierte sie. Der Orgasmus donnerte durch ihren Körper wie die Wellen auf den Felsen im Meer unter ihnen.

Sie ließ sich zurück ins Bett sinken. Ihr Körper fühlte sich an, als treibe er auf einer goldenen Woge dahin.

Dann tauchte sein Gesicht über ihr auf. Er schob die Hüften nach vorne, sodass seine Erektion gegen ihre Mitte drückte. Und noch bevor sie weiter Zeit hatte, sich darauf vorzubereiten, drang er in sie ein.

Sie zuckte zusammen. Der Schock und der Schmerz waren immens.

Er hielt inne, während sie angestrengt bemühte, sich zu entspannen.

„Du bist so eng, cher …“, murmelte er. „Alles in Ordnung?“

Sie nickte. Der Schmerz ließ glücklicherweise rasch nach.

„Du bist doch keine Jungfrau, oder?“, fragte er mit Erstaunen in der Stimme. Er hatte die Stirn in Falten gelegt.

Sie schüttelte energisch den Kopf. Sie durfte ihm auf keinen Fall die Wahrheit sagen, sonst würde dieser Moment eine noch größere Bedeutung annehmen, als er ohnehin schon hatte.

Er musterte ihr Gesicht und bewegte sich nicht.

„Wirklich, ich bin keine … es ist nur eine Weile her“, sagte sie schließlich. Sie hasste sich dafür, dass sie ihn anlog. Aber dieses schreckliche Gefühl der Unzulänglichkeit, das sie nur zu gut aus ihrer Kindheit kannte, hasste sie noch mehr.

Er nickte. Und dann begann er schließlich sich zu bewegen.

Erneut flammte die Lust in ihr auf – erst war es ein Funken, doch dann brannte das Feuer immer heißer und heißer in den Tiefen ihres Körpers. Luke bewegte seine Hüften in einem steten Rhythmus und trieb sie mit schwindelerregender Geschwindigkeit erneut auf den beängstigenden Abgrund zu.

Sie klammerte sich an ihn, wie sie es auf dem Motorrad getan hatte. Ihre Finger rutschten auf seiner schweißnassen Haut ab. Er stöhnte und schien in ihr noch weiter anzuschwellen.

Die Lust verwandelte sich in einen köstlichen Schmerz. Sie war so wild und heftig, dass Cassie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Sie konnte nur noch fühlen … Bis die Flutwelle sie erneut erfasste und sie mit ihm zusammen hinfortspülte.

4. KAPITEL

Ash. Hilfe! Ich habe mit Luke geschlafen! Luke Broussard von Broussard Tech. Der Typ, den ich für Temple unter die Lupe nehmen soll. Was soll ich jetzt tun? Du musst mir helfen. Du schuldest mir was, Miss-unter-diesem-Kleid-kannst-du-keinen-BH-tragen.

Luke lehnte an der Wand und beobachtete Cassandra, die eifrig damit beschäftig war, einen ganzen Roman in ihr Handy zu tippen.

Er wurde hart. Wie schon so oft in dieser Nacht. Darauf bedacht, keinen Laut von sich zu geben, richtete, er sich auf. Er wollte sie nicht auf seine Anwesenheit aufmerksam machen – zumindest noch nicht. Zunächst wollte er seinen Körper wieder unter Kontrolle bringen. Den Sturm zwischen seinen Beinen, aber auch den Sturm in seiner Brust, der einfach nicht weichen wollte.

Herrgott, warum sah sie jetzt noch umwerfender aus als letzte Nacht? Mit ihrem zerzausten Haar und den nackten Beinen, die aus einem seiner T-Shirts herauslugten.

Hitze durchströmte ihn. Als er aufgewacht war, hatte er nach ihr gegriffen und festgestellt, dass sie fort war. Und dann hatte er die Blutflecken auf dem Laken gesehen. War sie etwa doch noch Jungfrau gewesen? Wie er letzte Nacht bereits geahnt hatte?

Und wenn ja, warum hatte sie gelogen?

Mit einer Erektion aufzuwachen, war nichts Neues für ihn. Aber warum machte die Vorstellung, dass sie Jungfrau gewesen war, ihn noch härter? Sie mochte zwar unerfahren sein, aber sie war eine erwachsene Frau. Und es war ihre Entscheidung gewesen – er hatte sie nicht unter Druck gesetzt. Ganz im Gegenteil. Sie hatte ihn sogar als galant bezeichnet. Und wenn sie wirklich noch Jungfrau gewesen war, machte ihn das nicht zu einem schlechten Kerl.

Doch während er sie weiter beobachtete, flüsterte etwas in ihm, dass für Cassandra James seine üblichen Regeln nicht galten. Sie hatten sich mit ihr geändert. Und das gefiel ihm nicht. Denn normalerweise würde er nach einem One-Night-Stand versuchen, die Frau möglichst schnell aus seinem Haus zu bekommen, damit die Dinge nicht unangenehm wurden. Doch jetzt wäre er am liebsten zu ihr gegangen und hätte die Arme um sie gelegt. Er hätte gerne herausgefunden, ob er wahrhaftig ihr erster Liebhaber war. Und wenn ja, warum sie ausgerechnet ihn auserwählt hatte.

Aber wie sollte er das anstellen, ohne die Angelegenheit noch unangenehmer zu machen? Noch verrückter? Warum hatte er seine eigenen Regeln gebrochen und sie hier hergebracht?

Würde sie jetzt etwas von ihm erwarten? Mehr als nur Sex? Hatte er ihr klar genug gemacht, dass er ihr mehr nicht bieten konnte?

Er spürte ein seltsames Ziehen in seiner Brust, als seine Fantasie mit ihm durchging. Wäre es nicht wunderbar, wenn sie sich zu ihm umdrehte und ihn in ihre Arme schloss wie letzte Nacht?

Er runzelte die Stirn.

Wie machte sie das nur? Wie konnte sie ihn vergessen lassen, dass die ganze Situation völlig aus dem Ruder gelaufen war? Er durfte sie nicht noch einmal anfassen. Er musste die Finger von ihr lassen und sie schleunigst von dieser Insel schaffen.

Erwartete sie, dass er sie auf ihre Jungfräulichkeit ansprach? Doch in diese Falle würde er nicht tappen. Warum es an die große Glocke hängen? Sie waren beide erwachsen. Und der Sex war unglaublich gewesen. So heiß und ungehemmt. Es gab keinen Grund, mehr daraus zu machen. Und wenn sie es zur Sprache brachte, würde er ihr die Wahrheit sagen: dass ihre Jungfräulichkeit ihre Sache war und ihn nichts anging.

Cassie hörte schließlich auf zu tippen und legte ihr Handy auf die Arbeitsplatte.

Er räusperte sich. Die Zeit zum Handeln war gekommen. Er musste sie von seiner Insel schaffen.

Sie drehte sich zu ihm um. Augenblicklich schoss ihr die Röte ins Gesicht. Verlangen brannte ungewollt in ihm auf.

Er zwang ein Lächeln auf seine Lippen. Entspann dich, Mann. „Guten Morgen, cher“, sagte er.

Ihr Blick fiel auf seine nackte Brust, und ihr Gesicht wurde noch röter. Nach allem, was sie letzte Nacht getan hatten, hätte er nicht gedacht, dass sie noch so leicht erröten konnte. Leider bestätigte es nur, was er bereits geahnt hatte. Ob Jungfrau oder nicht, sie war alles andere als erfahren.

Er durchquerte die Küche und steckte die Hände in die Hosentaschen, um dem heftigen Drang zu widerstehen, über ihre Wangen zu streichen.

Reiß dich am Riemen. Du sollst die Finger von ihr lassen.

„Wie geht’s dir?“, fragte er. Sie sah irgendwie unsicher aus – anders als letzte Nacht.

„Mir … geht es sehr gut, danke“, antwortete sie mit leicht heiserer Stimme.

Er ballte die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten. Das Verlangen, sie zu berühren, war einfach zu groß.

„Der Sturm hat sich gelegt“, sagte sie und blickte zum Fenster hinaus.

„Ja“, sagte er und schaute sie an. Gut, sie würden also über das Wetter reden. „Er hat anscheinend nicht allzu viel Schaden angerichtet.“

„Tun sie das für gewöhnlich?“, fragte sie. „Schaden anrichten? Die Stürme? Der letzte Nacht war so gewaltig. Es würde mich nicht überraschen.“

Reden sie wirklich über das Wetter oder über etwas ganz anderes? Ihre Wangen glühten weiterhin tiefrot.

„Nein, nicht immer“, entgegnete er.

Die Farbe auf ihren Wangen brannte.

Nein, wir reden offenbar nicht über das Wetter.

Er wappnete sich und wartete darauf, dass sie die Katze aus dem Sack ließ.

Doch dann sagte sie nur: „Ich verstehe.“

Ihr Blick huschte wieder über seine nackte Brust, und erneut spürte er, wie sein Blut in Wallung geriet. Doch dann knurrte plötzlich sein Magen so laut, dass sie es gehört haben musste.

Wenigstens war dies ein Hunger, den er stillen konnte.

„Willst du etwas frühstücken? Ich könnte Pfannkuchen machen“, sagte er. Dann runzelte er die Stirn.

Wann hatte er einer Frau zum letzten Mal Frühstück angeboten? Wahrscheinlich noch nie. Insbesondere nicht, wenn er eigentlich versuchen sollte, sie loszuwerden.

„Das wäre wunderbar, aber ich will dir wirklich nicht zu viele Umstände machen, bevor wir zurück in die Stadt fliegen.“

Die beiläufige Erwähnung des Rückfluges überraschte ihn. Eigentlich hätte er erleichtert sein sollen, dass sie die Sache nicht an die große Glocke hängen wollte. Aber aus irgendeinem Grund ärgerte es ihn. Sie hatte bei ihrem One-Night-Stand ihre Jungfräulichkeit verloren, und jetzt ignorierte sie diese Tatsache einfach. Im Ernst?

„Es macht keine Umstände“, sagte er. „Holst du Eier und Milch aus dem Kühlschrank?“

Er würde ihr Pfannkuchen machen und sie dann zurück in die Stadt bringen. Schluss, Ende, aus. So hatten sie es vereinbart.

Sie kam mit den Zutaten zurück, und er begann, den Teig anzurühren.

„Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Nein, ich mach das schon“, sagte er, während er die Eier in die Schüssel aufschlug und angestrengt versuchte, nicht zu offensichtlich auf ihre nackten Beine zu starren.

Hitze stieg in ihm auf, als er sich daran erinnerte, wie sie ihre Beine letzte Nacht um seine Hüfte geschlungen hatte. Er versuchte sich stattdessen auf den Pfannkuchenteig zu konzentrieren.

„Das sieht sehr gekonnt aus“, sagte sie.

„Ich habe während der Highschool als Koch in einem Diner gearbeitet“, sagte er, um sich von dem Pochen zwischen seinen Beinen abzulenken.

„War das einer dieser Jobs, von denen du gestern gesprochen hast? In der kleinen Stadt in der Nähe von Lafayette?“

„Ja genau, aber dieser Job war in Lafayette selbst. In meinem Heimatort hätte mich niemand eingestellt.“

„Warum nicht?“

„Wegen des schlechten Rufs meines Vaters.“ Er nahm den Schneebesen und zwang sich, sich auf den Teig zu konzentrieren.

„Das scheint mir sehr unfair. Warum hat sich der schlechte Ruf deines Vaters auf dich abgefärbt?“

Er starrte sie an. Augenblick mal. Warum hatte er ihr davon erzählt? Er sprach nie über seinen Vater. Oder über diesen Teil seines Lebens. Ganz gewiss nicht mit einem One-Night-Stand. Denn er gab sich alle Mühe, seine Vergangenheit geheim zu halten. Er wollte nicht, dass die Verbrechen seines Vaters den Namen seiner Firma ruinierten, wie sie schon große Teile seiner Kindheit und Jugend ruiniert hatten.

Doch jetzt schnürte ihm das Mitgefühl in ihren Augen die Kehle zu. Nein, zum Teufel! Er würde ihr nicht davon erzählen. Sein Vater war ein absolutes Tabuthema.

„Warum suchst du dir nicht etwas zum Anziehen, während ich die Pfannkuchen fertig mache? Meine Haushälterin hat ungefähr deine Größe.“

Er musste sie aus diesem verdammten T-Shirt herausbekommen, bevor er ihr noch seine gesamte Lebensgeschichte erzählte.

„Wird sich deine Haushälterin nicht wundern, wenn ich halb nackt bei ihr hereinspaziere?“, fragte sie und errötete.

Und dann wurde ihm klar, warum sie das so verlegen machte. Das war wahrscheinlich das erste Mal, dass sie nach einem One-Night-Stand nichts zum Anziehen hatte.

„Sie ist nicht hier“, sagte er schroffer, als er beabsichtigt hatte. „Ich schicke das Personal immer fort, wenn ich auf die Insel komme. Wie ich schon sagte. Ich mag meine Privatsphäre. Nimm einfach, was du brauchst.“

„Oh, okay …“

Als sie von ihrem Hocker rutschte, schaukelten ihre Brüste unter der weichen Baumwolle verlockend hin und her. Wieder schoss heißes Verlangen durch seine Adern. Die Vorstellung, dass er diese Nippel nie wieder zu Gesicht bekommen würde, war bedauerlich.

„Dann gehe ich mal nachsehen, was ich so finde. Ich beeile mich.“

Ihre mutmaßliche Jungfräulichkeit hatte alles noch komplizierter gemacht. Er fühlte sich auf eine Weise für sie verantwortlich, die er nie zuvor gekannt hatte. Und er hatte ihr Dinge erzählt, die er nie zuvor jemand anderem erzählt hatte. Würde er es bereuen, wenn er sie ohne Umschweife zurück in die Stadt brachte?

Der Flug zurück würde eine Qual werden, wenn ihn die Erinnerungen an die letzte Nacht nicht losließen. Doch während er noch darüber nachdachte, wie er die nächsten paar Stunden überstehen sollte, ohne den Verstand zu verlieren, hörte er ein Brummen. Cassandras Handy lag auf der Arbeitsplatte und vibrierte. Er nahm es in die Hand, um es auszuschalten, doch dann sah er die Nachricht, die darauf aufleuchtete.

Er runzelte die Stirn, als er die Nachricht einer gewissen Ash las.

Sein Magen zog sich krampfhaft zusammen. Die Erinnerungen an die Nacht waren anscheinend seine kleinste Sorge. Das grausame Gefühl, verraten worden zu sein, stieg wie beißende Säure in ihm auf.

5.KAPITEL

„Soll ich dir noch mit den Pfannkuchen helfen?“, fragte Cassie und versuchte gelassen zu klingen.

Das war nicht einfach. Sie fühlte sich alles andere als gelassen. Nicht, seit Luke sie vorhin in nichts als seinem T-Shirt und ihrem Höschen überrascht hatte. Die aufregenden Erlebnisse der letzten Nacht erfüllten sie jetzt mit großer Verlegenheit.

Aber jetzt hatte sie wenigstens etwas an. Auch wenn diese Kleidung jemand anderem gehörte. Sie hatte der Haushälterin einen Dankesbrief auf dem Küchentisch hinterlassen, mit dem Versprechen, die Kleidung zurückzuschicken.

Luke saß auf einem Küchenhocker und hatte den Kopf über etwas gebeugt. Er hatte ihr Hilfsangebot nicht gehört – wahrscheinlich eine gute Sache, da sie keine Ahnung hatte, wie man Pfannkuchen machte.

Sie nahm sich einen Moment Zeit, um seinen Anblick in sich aufzunehmen. Er war immer noch umwerfend. Sie konnte immer noch nicht ganz glauben, was alles passiert war … Dass ein Mann, der mit jeder Faser seines Körpers Leidenschaft und Sexappeal ausstrahlte, sie auch nach allen Regeln der Kunst verführt hatte, war unvorstellbar.

Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Doch dann erhaschte sie einen Blick auf ihr Spiegelbild im Fensterglas, und ihr Lächeln erstarb. Die Verlegenheit kehrte zurück.

Während sie alles andere als perfekt aussah, sah Luke einfach atemberaubend aus. Die gebräunte Haut auf seiner nackten Brust und seinen breiten Schultern glänzten im Sonnenschein.

Als sie an diesem Morgen aufgewacht war, hatte Luke neben ihr geschlafen. Ihr ganzer Körper hatte wehgetan, und ihr Verstand war ein einziges Durcheinander gewesen. Tausende Gedanken waren ihr durch den Kopf geschossen.

Sie zweifelte nicht daran, dass es für Luke in der letzten Nacht hauptsächlich um Spaß gegangen war. Doch für sie war es mehr gewesen, auch abgesehen von ihrer Jungfräulichkeit.

Sie versuchte sich einzureden, dass es kein Problem für sie war. Doch in Wahrheit tat es weh. Warum hatte sie das nicht vorher gründlich durchdacht? Mit ihrem ersten Liebhaber auf einer Insel festzusitzen, musste zwangsläufig peinlich werden. Tatsächlich war es ein Albtraum. Sie hatte sich nicht nur die Kleidung seiner Haushälterin ausleihen müssen, sie war noch nicht einmal in der Lage, die Insel aus eigener Kraft zu verlassen. Sie war voll und ganz auf ihn angewiesen.

Sie räusperte sich, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden.

Lukes Kopf schoss nach oben.

Als Cassie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah, stockte ihr der Atem. Das war nicht bloß Ungeduld. Seine Augen waren kalt und hart …

„Da bist du ja wieder“, sagte er, und seine Stimme war ebenso kalt und hart wie sein Blick. Der verführerische Tonfall war verschwunden. „Das wirst du mir erklären müssen.“

Sein anklagender Tonfall verwirrte sie. Doch dann sah sie, dass er ihr Handy in der Hand hielt.

„Hat Temple dir aufgetragen, dass du mich vögeln sollst, um mich auszuspionieren? Oder war das deine eigene Idee?“

„Ich … ? Wie bitte?“, keuchte sie. Die nahezu unverhüllte Wut in seiner Stimme und seine krude Wortwahl schockierten sie. „Ich habe dich nicht ausspioniert …“

„Spar dir deine Lügen. Ich habe Beweise.“

Er stand auf und ging wutentbrannt auf sie zu. Dann drückte er ihr das Handy in die Hand.

„Lies es“, befahl er. „Und dann will ich eine Erklärung hören.“

Sie blickte auf das Handy und sah, dass Ash geantwortet hatte.

Du hast mit dem Typen geschlafen, den du für Temple ausspionieren solltest??? Krass! Dann war das Kleid ja noch wirksamer, als ich dachte.

Cassie versteifte sich. Sie wäre am liebsten auf der Stelle im Erdboden versunken.

Ihr fielen hundert Möglichkeiten ein, wie sich sie sich gegen Lukes Anschuldigungen verteidigen konnte. Sie hatte ihn nie nach Informationen über sein Unternehmen gefragt. Sie hatte versucht ihm mitzuteilen, warum sie von ihrem Boss nach San Francisco geschickt worden war, und er hatte es nicht hören wollen.

Doch als sie die Wut und den Abscheu auf seinem Gesicht sah, blieben ihr die Worte im Halse stecken. Sie erinnerte sich daran, wie sie vor so langer Zeit versucht hatte, sich vor einem anderen Mann zu verteidigen. Und plötzlich fühlte sie sich wieder wie das kleine Mädchen, das von ihrem Vater schikaniert worden war. Das nie gut genug gewesen war.

„Kein Wunder, dass du dich so für den Ruf meines Vaters interessiert hast“, sagte er spöttisch. „Das war alles Teil der Recherche für deinen Boss.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht für Temple gefragt. Ich wollte einfach … Es schien so unfair zu sein. Und ich …“

„Ja, schon klar … Und ich habe tatsächlich einen Moment lang geglaubt, dass du noch Jungfrau warst.“

Cassie schreckte vor der Anschuldigung in seiner Stimme zurück. Wie hatte er die Wahrheit herausgefunden?

„Du bist wirklich eine verdammt gute Schauspielerin.“

Sie trat einen Schritt vor seiner Wut zurück. Sie wusste, dass er ihr nicht wehtun würde – zumindest nicht körperlich … diese Art Mann war er nicht –, aber sie konnte sehen, dass er Mühe hatte, sich unter Kontrolle zu halten.

„Ich bin nicht hergekommen, um dich auszuspionieren“, wiederholte sie. Ihre Hände zitterten. „Ich sollte jetzt wohl besser gehen.“

„Ach ja?“

Sie musste endlich von ihm weg. Das Verlangen, das noch immer durch ihren Körper strömte, war erniedrigend. Wie konnte es sein, dass sie noch so auf ihn reagierte, obwohl er sich innerhalb kürzester Zeit von dem Mann, den sie kennengelernt hatte, in einen so grausamen und argwöhnischen Menschen verwandelt hatte?

Doch bevor sie fünf Schritte gegangen war, ertönte seine schneidende Stimme hinter ihr.

„Nur damit du es weißt, wenn wir zurück in der Stadt sind, werde ich mit meinen Anwälten sprechen.“

Sie wirbelte herum. Was redete er da?

„Ich … ich verstehe nicht.“ Sie fühlte sich, als hätte er ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Wie hatte sie nur ihre Karriere und alles, wofür sie so hart gearbeitet hatte, aufs Spiel setzen können?

„Du hast dich hier eingeschlichen, um für deinen Boss Insiderinformationen über mich und mein Unternehmen zu sammeln. Ich werde es nicht zulassen, dass du diese Informationen gegen mich einsetzt.“

„Aber Ich habe doch gar nichts über dich herausgefunden“, sagte sie aufgebracht und ignorierte das schmerzhafte Ziehen in ihrer Brust. „Und selbst wenn ich das hätte, würde ich es niemals gegen dich einsetzen. Nicht nachdem …“

„Für wie dumm hältst du mich eigentlich?“

Und da hörte sie die Unsicherheit unter all der Wut. Plötzlich wusste sie, dass der Junge, der in der Highschool wegen etwas, das sein Vater getan hatte, geächtet worden war, immer noch in diesem Mann steckte. Und mit diesem Jungen konnte sie nicht reden. Sie konnte nur gehen und hoffen, dass sie ihre Karriere und ihre Selbstachtung irgendwie retten konnte. Sie hatte sich viel zu leicht von ihm bezirzen lassen. Und jetzt bekam sie die gerechte Strafe.

„Ich warte dann am Flugzeug auf dich“, sagte sie. Sie fühlte sich dumm, weil sie ihm so viel von sich gegeben hatte. Und wofür? Für einen flüchtigen Moment der körperlichen Lust … Es war aufregend und berauschend gewesen und so viel mehr, als sie erwartet hatte. Doch jetzt würde sie den Preis für ihre Naivität zahlen müssen. „Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn wir so schnell wie möglich aufbrechen.“

Düster blickte er sie an. „Wenigstens darin sind wir uns einig.“

Er wandte sich von ihr ab. Die starre Haltung seiner Schultern ließ Cassie ahnen, dass er nicht annähernd so gefasst war, wie er zu sein vorgab.

Doch das konnte den Schmerz in ihrem Herzen auch nicht lindern.

Ihr glorreiches Abenteuer hatte sich in Luft aufgelöst. Die hässliche Realität hatte sie nun endgültig eingeholt. Und ein einziger elendiger Gedanke ging ihr nicht aus dem Kopf.

Wie um alles in der Welt soll ich eine Stunde in diesem winzigen Flugzeug mit ihm überleben?

„Wir können nicht fliegen.“

Cassie stand am Anlegesteg und versuchte zu verarbeiten, was Luke gerade gesagt hatte.

„Was meinst du damit, wir können nicht fliegen?“

Sicherlich hatte sie ihn missverstanden. Er wollte sie genauso sehr loswerden wie sie ihn. Sie musste schnellstens von hier weg, wenn sie überhaupt eine Chance haben wollte, die Überbleibsel ihrer ramponierten Würde zu retten.

„Das Flugzeug ist beschädigt. Das WLAN ist letzte Nacht ausgefallen, und Handyempfang gibt es auch keinen.“

„Aber …“

Aber ich kann nicht hierbleiben – nicht mit dir …

„Hast du kein Boot?“, fragte sie. Panik stieg in ihr auf.

Ihr Handy hatte auch keinen Empfang mehr, aber eigentlich war sie dankbar dafür gewesen, da sie keine Ahnung hatte, was sie Ash jetzt antworten sollte.

Ashs scherzhafte Nachricht hatte sie in Schwierigkeit gebracht, aber sie wusste, dass sie ihrer Freundin nicht die Schuld für ihre missliche Lage geben konnte. Früher oder später hätte Luke ohnehin die Wahrheit über Temples Interesse an seinem Unternehmen herausgefunden. Und dann wäre er vom Schlimmsten ausgegangen.

Ihre wilde Nacht war das Ergebnis wild gewordener Hormone – zumindest, was sie betraf. Sie hatte nicht einen Moment darüber nachgedacht, wie die Sache enden würde. Im Eifer der Leidenschaft war es ihr egal gewesen. Luke Broussard hatte nie zuvor gekannte Gefühle in ihr geweckt. Und sie hatte den Adrenalinrausch bis zu seinem unvermeidlichen Absturz ausgekostet.

Sie hätte niemals das Risiko eingehen sollen, sich auf einen Mann einzulassen, den sie kaum kannte. Doch bis vor einer Minute hatte sie gehofft, die schlimmsten Folgen dieses Desasters noch abwenden zu können.

Sie hatte einen Plan geschmiedet, während sie am Flugzeug auf ihn gewartet hatte. Sie würde Temple einfach die Wahrheit sagen – oder zumindest den notwendigen Teil der Wahrheit. Dass sie Luke Broussard nähergekommen war und herausgefunden hatte, dass er kein Interesse daran hatte, Investoren zu gewinnen. Sie hatte immer noch Zeit, andere Investitionsmöglichkeiten ausfindig zu machen.

Autor

Heidi Rice

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