Mediterrane Hochzeit mit dem feurigen Milliardär (2 Miniserien)

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SAG MIR: IST ES LIEBE? von LUCY MONROE
Genau so hat die reiche Erbin Ellie sich ihren Traummann vorgestellt: Charismatisch, elegant und unglaublich anziehend. Und als Sandor Christofides ihr einen Heiratsantrag macht, müsste sie eigentlich glücklich sein. Doch Ellie spürt: Sandor will sie nicht aus Liebe heiraten …

TAUSEND STERNE ÜBER SPANIEN von LUCY MONROE
Ein Fotoshooting in Barcelona: Unter Miguel Menendez‘ kritischen Blicken zeigt Supermodel Amber, was sie kann. Und der spanische Millionär scheint überzeugt. Denn als tausend Sterne über Spanien leuchten, lädt er Amber auf seine Jacht ein. Eine Nacht, wie für die Liebe gemacht …

SO BERAUSCHEND WIE DIE LIEBE von JACQUELINE BAIRD
Lucy ist noch ganz berauscht von dem leidenschaftlichen Kuss, mit dem Lorenzo Zanelli sie überrascht hat. Da behauptet der faszinierende Milliardär plötzlich, sie nie wiedersehen zu wollen – nur um ihr dann vom italienischen Verona bis in ihre englische Heimat zu folgen. Selbst auf der Hochzeit ihrer besten Freundin in Cornwall taucht er auf und versucht sie erneut mit seinem feurigen Charme zu verführen. Ehe Lucy sich versieht, steckt sie tatsächlich mitten in einer heißen Affäre mit dem glutäugigen Italiener. Doch noch ahnt sie nicht, dass er nur mit ihr spielt …

SINNLICHES VERSPRECHEN AUF SIZILIEN von KATE WALKER
"Die Leidenschaft ist immer noch da, meinst du nicht?" Pietro d’Inzeo spricht leise, fast beschwörend. In seinen dunklen Augen liegt ein sinnliches Versprechen, das Marina erregt erschauern lässt. Nun kann sie sich nichts mehr vormachen. Es gibt keinen Schutzschild gegen die Gefühle, die der überwältigend attraktive Milliardär in ihr weckt. Dabei ist sie zu ihm nach Sizilien geflogen, um ihre Ehe zu beenden – nicht für einen neuen Anfang! Doch kaum beginnt er, sie heiß zu verführen, gerät sie in einen lustvollen Rausch, der sie alle Vorsätze vergessen lässt …


  • Erscheinungstag 28.12.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751528320
  • Seitenanzahl 457
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

IMPRESSUM

Sag mir: Ist es Liebe? erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de
Geschäftsführung: Katja Berger, Jürgen Welte
Leitung: Miran Bilic (v. i. S. d. P.)
Produktion: Christina Seeger
Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

© 2007 by Lucy Monroe
Originaltitel: „Bought: The Greek’s Bride“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA
Band 285 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Kara Wiendieck

Umschlagsmotive: Caiaimage/Tom Merton / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2023 .

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783751528351

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

An Sandors Seite betrat Ellie das exklusive Bostoner Restaurant. Sie genoss es, den klimatisierten Raum zu betreten. Denn die Sommer in Boston waren schwül und heiß. Die plötzliche Kühle sandte Schauer über ihre nackten Arme, und ihre Brustknospen verhärteten sich.

Mittlerweile empfand sie diese Reaktion ihres Körpers als sinnliches Vergnügen, das sich regelmäßig in Sandors Nähe einstellte.

Angefangen hatte es schon bei ihrer ersten Begegnung, und seither weckte jedes Beisammensein mit diesem Mann die erstaunlichsten Gefühle in ihr. Das zwang Ellie, sich mit einer Seite ihrer Persönlichkeit auseinanderzusetzen, die sie normalerweise ignorierte: ihre Weiblichkeit. Für ihn zog sie sexy Kleidung an und genoss die kleinen feinen Berührungen, die ihren Treffen ein besonderes Prickeln verliehen.

Heute trug sie ein Kleid von Armani, elegant und sexy zugleich. Ärmellos und rückenfrei betonte es ihr Dekolleté, bedeckte jedoch sehr züchtig die Knie. Die schwarze Seide schmiegte sich verführerisch an ihren Körper. Von der Stelle an ihrem Rücken, die Sandor mit der Hand berührte, ging ein aufregendes Kribbeln aus.

Ellie musste sich sehr darauf konzentrieren, dass er und die anderen Gäste im Restaurant ihren inneren Aufruhr nicht bemerkten. Insgeheim wünschte sie sich Zeit mit ihm allein. An einem Ort, wo sie den Mut aufbringen würde, ihn endlich zu fragen, warum er sie zwar mit leidenschaftlichen Gutenachtküssen bedachte, aber nicht mehr begehrte.

Manchmal fragte sie sich, was er eigentlich von ihr wollte.

Sie war in die Welt hineingeboren worden, deren Schwelle er nur durch harte Arbeit erreicht hatte. Aber mehr konnte sie ihm nach ihrer eigenen Einschätzung nicht bieten. Mit einer Größe von fast einem Meter achtzig, einer eher knabenhaften Figur, durchschnittlichen Zügen und langweiligen dunkelblonden Haaren war sie keine herausragende Schönheit. Sie tat wenig, um die Kontakte zu pflegen, für die andere töten würden. Sie verabscheute geradezu die Begleiterscheinungen, die Reichtum mit sich brachte. Ihre Arbeit als staatliche Arbeitsvermittlerin war nicht einmal ansatzweise glamourös zu nennen. Ihre Klienten würden es nie auf eine Who’s-Who-Liste schaffen – und sie selbst auch nicht. Zumindest nicht mehr.

Ihr Vater hielt ihre Berufswahl für eine komplette Verschwendung ihrer Ausbildung an der Ivy League, einem Zusammenschluss der acht ältesten Eliteuniversitäten des Landes. Doch das kümmerte Ellie nicht. Im Gegenzug empfand sie nämlich seine Fixierung auf den Konzern ebenfalls als komplett überzogen. Nicht, dass sie seine Firma als belanglos abtun wollte, aber sie hasste die Tatsache, dass dieses Unternehmen immer vor ihr, vor allen und vor allem anderen kam und kommen würde.

Der maître d’hôtel blieb vor dem Tisch stehen, an dem sie immer saßen, wenn Sandor sie hierher einlud. Der Standort des Tisches entsprach natürlich der gesellschaftlichen Stellung des Mannes an ihrer Seite. So etwas würde ihr Vater als selbstverständlich ansehen. Das Leuchten in Sandors braunen Augen jedoch verriet, wie viel ihm gerade diese kleinen Dinge bedeuteten.

Noch ein Grund, warum sie nicht wirklich zueinanderpassten. Denn diese Dinge beeindruckten Ellie überhaupt nicht, vielleicht, weil sie in diesem Umfeld aufgewachsen war. Wenn einer ihrer Klienten einen Job bekam, freute sie das weitaus mehr als ein Essen in einem exklusiven Restaurant.

Trotzdem nahm sie jede von Sandors Einladungen an. Sie war geradezu bezaubert von diesem Mann. Warum er sie allerdings immer wieder ausführte, verstand sie nicht. Vor allem, weil er nicht mit ihr ins Bett wollte.

Sandor rückte den Stuhl für sie zurecht. Ellie betrachtete es als Zeichen seines griechischen Erbes … oder seiner besitzergreifenden Art. Und doch waren es genau diese kleinen Details, wegen der sie sich als etwas Besonderes fühlte.

Zugleich betonten sie eine bestimmte Seite seines Charakters. Nicht er beugte sich den Regeln der Welt, sondern forderte, dass die Welt ihn zu seinen Bedingungen akzeptierte. Außerdem fühlte sie sich mit ihren vierundzwanzig Jahren in seiner Gegenwart zum ersten Mal richtig lebendig.

Sie beobachtete, wie er trotz seiner einsfünfundneunzig mit der Geschmeidigkeit einer großen Raubkatze auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz nahm. Dunkles, leicht welliges und ein wenig zu langes schwarzes Haar umrahmte seine ausgeprägten Gesichtszüge, die sie Tag und Nacht ansehen könnte. Unter dem Dinnerjackett zeichnete sich ein muskulöser Oberkörper ab, was nur die wenigsten Geschäftsmänner vorweisen konnten.

Seine Hände waren sehr gepflegt, die Nägel perfekt manikürt. Jedoch überzogen kleine Narben beide Handrücken, die auf eine ganz andere Herkunft als Ellies hinwiesen.

Ohne ihnen die Speisekarte überreicht zu haben, wandte sich der maître d’hôtel ab, was Sandor nicht kommentierte.

Stattdessen lächelte er, wobei seine ebenmäßigen weißen Zähne aufblitzten. „Ich stehe nicht auf der Karte, pethi mou.“ Er hielt inne, und sein Lächeln verwandelte sich in das triumphierende Strahlen eines Jägers. „Aber ich könnte.“

„Immer diese leeren Versprechungen“, erwiderte sie neckend, obwohl sich auf ihren Wangen eine verräterische Röte ausbreitete.

Ihr Körper allerdings reagierte auf seine Worte wie auf eine zärtliche Berührung. Hitze breitete sich in ihrem Bauch aus, ein süßes Sehnen durchlief ihre Brüste. Die bereits aufgerichteten Knospen kribbelten, als flehten sie um Aufmerksamkeit.

Er lachte, verfolgte aber das Spiel nicht weiter. Tatsächlich hatte er in den drei Monaten, die sie nun schon miteinander ausgingen, jeden ihrer mehr oder weniger subtilen Hinweise auf mehr Intimität konsequent ignoriert.

Mit unterdrückter Enttäuschung fragte Ellie: „Wie sind die Verhandlungen mit der Kaufhauskette verlaufen?“

Gemeinsam mit ihrem Vater versuchte Sandor einen der weltweit größten Einzelhändler zu überzeugen, seine Transporte über ihre gemeinsamen Frachtschiffe abzuwickeln und auf Sandors weitverzweigtes Import-Export-Netzwerk zurückzugreifen.

„Perfekt. Es ist alles unter Dach und Fach.“

Ellie mochte die Art, wie Sandor Englisch mit seinem leichten griechischen Akzent sprach. Im Gegensatz zu vielen anderen Ausländern, die Ellie durch ihren Vater kennengelernt hatte, sprach Sandor nicht das tadellose Englisch, für das kostspielige Lehrer verantwortlich waren. Er hatte ihr erzählt, er habe Englisch bereits als Kind bei seiner Einreise in die Staaten gelernt. Seine Mutter sprach mit einem sehr deutlichen Akzent. Um sie zu verstehen, musste man sich sehr konzentrieren. Glücklicherweise fiel Ellie das leicht.

„Das freut mich. Dad ist sicher sehr zufrieden.“

„Ja, aber wir sind heute nicht hier, um über Geschäftliches zu diskutieren.“

„Nicht?“

„Das weißt du ganz genau.“

Sie lachte leise. „Stimmt. Seit wir miteinander ausgehen, habe ich mehr über die Geschäfte meines Vaters erfahren als in all den Jahren zuvor. Alles, was ich darüber weiß, verdanke ich dir. In dieser Hinsicht bin ich nicht gerade die beste Gesprächspartnerin.“

„Aber ich halte dich für eine perfekte Partnerin in anderen Bereichen.“

Zog er sie wieder auf? Oder wollte er auf etwas anderes hinaus? Verwirrt schaute sie ihn an. Und obwohl sich seine Mundwinkel rätselhaft kräuselten, sagte er nichts mehr.

Ein Kellner trat an ihren Tisch und schenkte ihnen Sandors Lieblingswein ein. Auch Ellie mochte den Geschmack und hatte nie Einwände gegen dieses feste Aperitifritual erhoben. Allerdings überraschte es sie einigermaßen, dass er das Essen bestellte, ohne nach ihren Wünschen zu fragen. Das hatte er noch nie getan.

Sekunden später kehrte der Kellner mit einem kleinen Amuse-Gueule zurück.

Erfreut atmete sie den Duft der in Knoblauchbutter gebratenen und mit drei Käsesorten überbackenen Shrimps ein. „Meine Lieblingsvorspeise.“

„Ich weiß.“ Vorsichtig schob Sandor eine Garnele auf ein Stück Baguette, träufelte ein wenig Knoblauchbutter darüber und achtete darauf, dass alles von der richtigen Menge Käse bedeckt wurde. Dann reichte er ihr das Brot. „Ich kenne dich sehr gut, Eleanor.“

„Ach ja?“

„Zweifelst du nach drei Monaten daran?“

„Das kommt darauf an, was genau du meinst. Ich denke, du weißt eine Menge über mich, aber ich bin mir nicht sicher, ob du mich wirklich kennst.“ Diese Vorspeise hätte auch ihr Vater bestellen können, was aber noch lange nicht hieß, dass er das Wesen seiner Tochter kannte.

Den Wunsch, Sandor möge anders sein, konnte Ellie einfach nicht unterdrücken.

„Besteht zwischen beidem denn ein Unterschied?“

„Ja.“

„Wenn der heutige Abend wie geplant verläuft, bleibt mir jede Menge Zeit, um herauszufinden, was du meinst.“

„Und wie sehen deine Pläne für den heutigen Abend aus?“ Würde er sie endlich verführen? Und war sie dafür bereit? Bereit? Sie sehnte sich schon fast verzweifelt danach.

„Erlaube mir, dir meine Pläne der Reihe nach zu verkünden.“

Wie typisch für Sandor: Nicht nur hatte er Pläne gemacht, sondern sie auch schon in eine bestimmte Ordnung gebracht. Das gehörte zu den Wesenszügen, die sie auf eher verstörende Weise an ihren Vater erinnerten.

„Unter gar keinen Umständen würde mir in den Sinn kommen, deinen Ablauf durcheinanderzubringen.“

Er nahm einen Schluck Wein und blinzelte sie gespielt drohend an. „Machst du dich über mich lustig?“

„Ein bisschen vielleicht. Spontaneität ist nicht dein Ding.“

„Auch du kennst mich gut.“

„So gut es nach drei Monaten geht.“

„Das ist gut genug.“

Sie spürte, dass hinter seinen Worten eine verborgene Bedeutung lag, wusste aber nicht genau, welche. „Isst du nichts von den Shrimps?“

„Ich finde es viel köstlicher, dir beim Essen zuzusehen.“

Ellie biss ein Stück von dem Baguette ab und schloss glücklich die Augen. Himmlisch. „Jedem das Seine.“

Er lachte. „Glaub mir, ich bin mit meiner eigenen Vorspeise mehr als zufrieden.“

Bis sie verstand, was er meinte, dauerte es einige Sekunden. Dann weiteten sich ihre Pupillen. Was er mit einem raubtierhaften Funkeln in den Augen beobachtete.

Mit einem tiefen Atemzug versuchte sie, ihren heftig schlagenden Puls zu beruhigen. Oje. Wenn dieser Mann etwas wollte, hielt er mit nichts zurück. Heute Abend würde sie ihn nicht mit einem Gutenachtkuss gehen lassen, der heißes Verlangen nach mehr in ihr weckte. Nicht, wenn er sie mit diesem Ausdruck in den Augen ansah.

Der Vorspeise folgte eine Kürbiscremesuppe, die sie in diesem Restaurant noch nie gegessen hatte. „Der Koch muss etwas Neues ausprobiert haben.“

„Auf meine Empfehlung hin.“

„Du hast das Menü vorbestellt?“

„Ja.“

„Warum?“

„Der heutige Abend ist etwas Besonderes. Ich möchte, dass alles perfekt abläuft.“

„Etwas Besonderes?“

„Ja.“

„Das klingt gut.“ Sie lächelte und tauchte ihren Löffel in die Suppe, die einer von Bostons launischsten Köchen nur für sie zubereitet hatte. „Sie schmeckt köstlich.“

„Etwas anderes habe ich auch nicht erwartet.“

„Wie hast du den Koch dazu überreden können?“

„Mit Geld kann man eine Menge erreichen.“

„Sogar einen exzentrischen Koch überzeugen?“

„Wie du siehst.“

Ellie blieb eine weitere Antwort erspart, denn im nächsten Moment ereigneten sich gleich zwei Dinge. Zum einen nahmen drei Violinenspieler ganz in der Nähe ihres Tisches Aufstellung und begannen, ein Lied zu spielen, das Ellie immer schon emotional aufwühlend und beruhigend zugleich empfunden hatte.

Zum Zweiten überreichte der maître d’hôtel ihr einen Strauß zwei Dutzend langstieliger roter Rosen. Der herrliche Duft betörte ihre Sinne.

Sie schaute Sandor an. „Sie sind wunderschön.“

„Bist du dir sicher, dass sie von mir sind?“

Ellie lachte. „Natürlich“, erwiderte sie mit überraschend rauer Stimme.

Dennoch las sie die kleine weiße Karte. Nur ein einziges Wort stand auf ihr in seiner gestochenen, unverkennbaren Schrift geschrieben: Sandor .

„Danke“, sagte sie, die Nase tief in den Rosen verborgen. Aus irgendeinem Grund musste sie sich für einen Moment verstecken.

Das war definitiv mehr Romantik, als sie zum Auftakt für die sexuelle Seite ihrer Beziehung erwartet hatte. Unwillkürlich fragte sie sich, ob er vielleicht tiefere Gefühle für sie hegte, die sie noch gar nicht bemerkt hatte. Die Vorstellung zauberte unzählige Schmetterlinge in ihren Bauch.

„Gern geschehen.“

Der maître d’hôtel nahm ihr den Strauß ab und stellte ihn in eine Kristallvase, die er auf der Seite des Tisches platzierte.

Während Ellie weiter die Suppe aß, blinzelte sie immer wieder zu den Rosen hinüber und fragte sich, was das alles wohl zu bedeuten hatte. Zusammen mit einem Gefühl der Hoffnung stieg ein unbändiges Verlangen in ihr auf, das zu genießen sie sich endlich völlig erlaubte. Heute Nacht würde sie nicht unberührt einschlafen.

Als der Hauptgang abgeräumt wurde – wieder ein Gericht, von dem Sandor wusste, wie sehr sie es mochte –, zauberte er eine kleine schwarze Schachtel hervor.

Atemlos starrte Ellie sie an. Ihre Vermutung konnte nicht stimmen. Die Rosen … die Violinen … Unvermittelt kam ihr Verstand zu einem Schluss, über den sie noch gar nicht nachgedacht hatte. Waren die romantischen Anwandlungen etwa das Vorspiel zu einem Antrag?

Sie mochte das einfach nicht glauben. Aber ein anderer Grund für die kleine Schachtel fiel ihr partout nicht ein. Ein Mann schenkte einer Frau keinen Ring, um eine Affäre zu besiegeln.

Sandor ergriff über den Tisch hinweg ihre Hand. Benommen spürte sie seinen Blick auf sich und hob den Kopf. Sie betrachtete sein markantes Kinn mit dem Grübchen in der Mitte, die gerade Nase und die ausdrucksstarken dunklen Augen.

„Eleanor Wentworth, willst du mir die Ehre erweisen und meine Frau werden?“

Obwohl sie die Frage erwartet hatte, war ihre übliche Gelassenheit wie weggeblasen. Ellie öffnete den Mund, aber kein Laut drang über ihre Lippen. Sandor hatte sie gebeten, ihn zu heiraten. Dabei wusste sie gar nicht, was er für sie empfand. Wenn er sie liebte, hätte er das doch bestimmt gesagt, oder? Und hätte sie es nicht gespürt?

Den Kopf zur Seite geneigt, hob Sandor in Erwartung einer Antwort eine Augenbraue.

„Ich weiß nicht“, sprudelte es aus ihr heraus.

Die Worte klangen unnatürlich laut in ihren Ohren. Sie konnte nicht fassen, was sie da gesagt hatte. Und seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, ging es ihm genauso.

„Ich bitte dich, du musst doch damit gerechnet haben.“

„Nein, habe ich nicht. Ehrlich nicht.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Vielleicht war sie naiv, aber sie wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, dass ein Mann wie er eine Frau heiraten wollte, mit der er noch nicht einmal geschlafen hatte. „Du hast mich völlig überrascht.“

Himmel! Das klang ja unbeholfener als alles andere zuvor in ihrem Leben. Dank unzähliger Benimmkurse seit ihrem sechsten Lebensjahr hatte Ellie schon schwierigere Situationen mit Leichtigkeit bewältigt. Aber natürlich hatte ihr auch noch nie ein Mann einen Heiratsantrag gemacht …

„Und bist du unerfreulich überrascht?“ Im Gegensatz zu ihr hörte Sandor sich überhaupt nicht verunsichert an, sondern viel eher fordernd.

„Nicht unerfreulich“, erwiderte sie kopfschüttelnd. „Nur sehr unerwartet.“

„Wir gehen seit drei Monaten miteinander aus.“

„Ja.“

„Was dachtest du denn, wohin unsere Beziehung führen würde, wenn nicht zu einer Ehe?“

„Ich dachte, vielleicht zuerst … ins Bett“, entgegnete sie aufrichtig. Hatten sie überhaupt eine Beziehung?

Er fluchte auf Griechisch. Ellie erinnerte sich an das Wort von einem Studienurlaub, den sie in seinem früheren Heimatland verbracht hatte. Es war ein sehr derbes Schimpfwort. „Ich kann nicht glauben, was du da gerade gesagt hast“, sagte Sandor dann, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.

„Warum nicht?“ Für sie war es eine völlig natürliche Schlussfolgerung.

„Es entspricht dir nicht.“

„Vielleicht kennst du mich doch nicht so gut, wie du denkst.“ Wahrscheinlich bot ein Restaurant nicht unbedingt den richtigen Ort für diese Diskussion, aber das kümmerte sie im Moment nicht.

Ehrlichkeit war viel wichtiger.

Und er kannte sie ganz offensichtlich nicht gut, wenn es ihn schockierte, dass sie kühn genug war, um Sex zu erwähnen. Eine Ehe mit einem Mann, der ihr inneres Wesen so sehr ignorierte, empfand sie nicht gerade als verlockende Aussicht.

„Ich kenne dich“, wiederholte er.

Verärgert schüttelte sie den Kopf. „Nicht alles von mir.“

„Genug, um überzeugt zu sein, dass wir zusammenpassen.“

„Weil wir uns hin und wieder geküsst haben?“

„Es war weitaus mehr als nur Küsse.“ An wie viel mehr erinnerte sie sein weicher Blick.

Doch so weit sie auch gegangen waren, stets hatte er sich zuerst zurückgezogen. Bis auf jenes eine Mal. Bei ihrem ersten Kuss waren die Dinge fast außer Kontrolle geraten. Das Meer aus Emotionen, das sich in Ellies Innerem aufgetürmt hatte, war damals der Anlass gewesen, ihn von sich zu stoßen. Seitdem tat er zwar mehr als sie zu küssen, ließ aber nie zu, dass die Flammen der Leidenschaft wieder so hoch aufloderten.

„Ja, richtig. Trotzdem frage ich mich, ob wir wirklich so gut zueinanderpassen wie du annimmst.“

„Warum fragst du dich das? Es ist doch offensichtlich, dass du mich willst.“ Wie immer, wenn er sich ärgerte, kam sein griechischer Akzent deutlicher zum Vorschein. Das wusste sie, weil sie einmal einen geschäftlichen Anruf mit angehört hatte. Ihr gegenüber war dies jedoch noch nie vorgekommen.

Dass es nun geschah, störte Ellie nicht. Ganz im Gegenteil, sie freute sich sogar, dass sie ihn wütend machen konnte. Sie brauchte die Sicherheit, überhaupt eine Emotion in ihm zu wecken. Natürlich wäre es ihr lieber gewesen, wenn er ihr gegenüber andere Gefühle gezeigt hätte.

„Ja“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich will dich, aber ich bin mir nicht sicher, ob du mich auch willst. Und ich werde mein Leben nicht mit einem Mann verbringen, der sein Vergnügen außerhalb des Ehebettes sucht.“

„Wer hat denn gesagt, dass ich das tun würde?“, fragte er. Jetzt war sein Akzent so deutlich, dass sie sich konzentrieren musste, um ihn zu verstehen.

„Wer hat gesagt, du würdest es nicht tun?“

„Ich.“

„Ich will dir ja glauben, aber …“

„Es gibt kein Aber. Meine Ehre steht hier nicht zur Debatte.“

„Von Ehre habe ich nicht gesprochen, sondern von miteinander schlafen.“

„Du hast die Möglichkeit erwähnt, ich könnte den heiligen Bund der Ehe verletzen … das ist eine Frage der persönlichen Ehre und eine Angelegenheit, die ich nicht auf die leichte Schulter nehme.“

Zwar war Ellie froh, das zu hören, allerdings befreite es sie nicht von ihrer größten Sorge. Sandor war der Geschäftspartner ihres Vaters … Inwieweit beeinflusste das seinen Antrag? Sie glaubte einfach nicht, dass er nur zu schüchtern war, um ihr seine Liebe zu gestehen. Dafür besaß er viel zu viel Selbstvertrauen. Wenn er etwas für sie empfand, hätte er es gesagt. Aber wie fragte eine Frau einen Mann, der ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht hatte, ob er sie aus geschäftlichen oder persönlichen Gründen wollte? Vielleicht war eine direkte Frage die beste Lösung.

Sandor gehörte nicht zu dem Typ Mensch, der Subtilitäten mochte.

„Willst du mich … ich meine … um meiner selbst willen oder weil ich die Tochter meines Vaters bin?“

„Ich denke, das ist offensichtlich“, sagte er stirnrunzelnd.

Vielleicht für ihn. Für sie nicht.

„Wenn es offensichtlich wäre, würde ich nicht fragen.“

„Ich will dich.“ Seine Stimme fiel um eine Oktave und wurde zu einem erotischen Schnurren. „Sehr sogar.“

Ellie befeuchtete ihre Lippen. „Das ist … gut.“

„Für mich steht die Beziehung an erster Stelle, erst danach kommt der Sex.“

Sie bezweifelte, dass er noch nie mit einer Frau geschlafen hatte. Allerdings schien er bestimmte antiquierte Auffassungen einiger Männer über ihre zukünftigen Ehefrauen zu teilen. „Das sind sehr altertümliche Ansichten.“

„Zugegeben. Ich stamme aus einem traditionellen griechischen Dorf. Ich teile nicht alle Standpunkte meines Großvaters, aber seinen Einfluss kann ich nicht leugnen.“

„Sandor“, sagte Ellie und wechselte zu einem emotional weniger brisanten Thema. „Du sprichst nie von deiner Vergangenheit. Ich weiß nicht, ob dein Vater tot ist oder ob deine Eltern geschieden sind. Warum erwähnst du nie deinen Vater, dafür aber manchmal deinen Großvater? Immerhin weiß ich von ihm, dass er gestorben ist. Warum du und deine Mutter in Amerika leben, weiß ich hingegen nicht. Ich weiß so wenig von dir.“

„Hauptsache, ich bin gut im Bett.“

„Sandor!“, zischte sie, während ein erotisches Prickeln ihren Körper überlief.

„Ich kann durchaus ungehobelt sein. Das ist ein Teil meiner Herkunft, über die du so wenig weißt. Und noch etwas stammt daher … der Glaube, dass ein Mann nicht mit einer Jungfrau schläft, wenn er nicht zumindest mit ihr verlobt, besser noch verheiratet ist.“

„Hat dich das dein Großvater gelehrt?“

„Solange er lebte, hat er es mir jeden Tag eingetrichtert. Nur ein Mann, dem jegliches Ehrverständnis abgeht, würde so handeln.“

„Ich verstehe.“ Allmählich gewann sie den Eindruck, dass an diesem Thema mehr hing, als sie ursprünglich hatte ergründen wollen. Doch zunächst musste sie etwas anderes klarstellen. „Was mich angeht, ist diese Einstellung hinfällig, weil ich keine Jungfrau mehr bin.“

„Natürlich bist du das.“

2. KAPITEL

„Ach, und was veranlasst dich zu dieser brillanten Schlussfolgerung?“, verlangte sie in einem Tonfall zu wissen, den ihr Vater mit einer gewissen Furcht wiedererkannt hätte.

Ellie brachte so leicht nichts aus der Fassung, aber wenn sie einmal wütend war, gab sie nicht nach.

„Die Art, wie du errötest, wenn wir über Sex sprechen.“

„Erröten ist kein Zeichen von Jungfräulichkeit. Sogar verheiratete Frauen erröten. Wenn das dein ganzes Argument war, solltest du dringend deine kombinatorischen Fähigkeiten überdenken.“

Vor Wut kniff er die Augen zusammen. „Zieh das nicht ins Lächerliche. Ich weiß, was ich weiß.“

„Was du zu wissen glaubst.“

„Hör mit dieser törichten Behauptung auf. Es tut mir leid, wenn meine Beobachtungen deinen weiblichen Stolz verletzt haben, aber ich werde nicht erlauben, dass du mich anlügst.“

„Du sagst immer die Wahrheit, ja?“

„Ja.“

„Wie überraschend. Die meisten erfolgreichen Geschäftsleute gehen sehr erfinderisch mit der Wahrheit um.“

„Aber von Menschen aus meinem persönlichen Umfeld toleriere ich keine Lügen. Niemals.“

„Und wirst du in einer Beziehung ebenso aufrichtig sein?“

„Selbstverständlich.“

„In diesem Fall lass es mich wiederholen: Ich bin keine Jungfrau mehr.“

Ihr offenes Geständnis sexueller Erfahrungen verärgerte ihn. Das sah Ellie an den weißen Flecken um seinen Mund. „Aber du hattest bislang noch nie eine ernsthafte Beziehung.“

„Hat mein Vater dir das erzählt?“

„Ja.“

„Nun, ganz offensichtlich weiß er nicht alles über mich.“ In den letzten drei Monaten hätte Sandor doch bemerken müssen, dass sie und ihr Vater sich nicht gerade nahestanden.

„Er hat Grund zu der Annahme, bestimmte Dinge zu wissen.“

„Du meinst die Bodyguards, die mich angeblich nicht mehr begleiten.“

„Du weißt davon?“

„Natürlich.“ Ellie verdrehte die Augen. „Nur weil ich meinem Vater gesagt habe, ich brauche keine Leibwächter mehr, heißt das noch lange nicht, dass er auf mich hört. Doch zumindest halten sie jetzt ausreichend Abstand, und mir bleibt etwas mehr Privatsphäre.“

„So viel Privatsphäre nun aber auch nicht.“

Er meinte damit, dass ihr Vater sehr wohl erfuhr, ob ein Mann bei ihr oder sie bei einem Mann übernachtete.

„Ich muss nicht über Nacht bei einem Mann bleiben, um mit ihm zu schlafen.“

„Aber du musst häufiger mit ihm ausgegangen sein. Du bist nicht der Typ Frau, der aus einer Laune heraus mit einem Mann schläft.“

„Bist du dir da so sicher?“

„Ja.“

Was Ellie nicht abstreiten konnte, weil es stimmte. Und sie log ebenfalls nicht. Denn wie er hasste sie Lügen. Wie beispielsweise die, einer Person zu sagen, dass man sie liebte, wenn es nicht zutraf.

„Nun, ich hatte mehrere Beziehungen, die einige Monate gedauert haben. Schließlich bin ich vierundzwanzig Jahre alt.“

„Keine deiner Beziehungen ging tiefer.“

„Woher willst du das wissen? Weil mein Vater es gesagt hat? Du kannst nicht dem Urteil eines Mannes vertrauen, der Bilanzen verständlicher findet als Menschen. Er kennt mich überhaupt nicht.“

„So wie ich dich nicht kenne?“

„Ich fürchte, ja.“

Ungeduldig schüttelte Sandor den Kopf. „Das siehst du falsch.“

Aber sie wusste, dass sie recht hatte. Sandor kannte sie ebenso wenig wie ihr Vater. Was bedeutete, dass auch sein Interesse ebenso oberflächlich war. Aus diesem schmerzhaften Wissen ergab sich natürlich die Frage, warum er sie eigentlich heiraten wollte.

„Ich verlasse mich nicht allein auf sein Wort“, sagte er. „Ich habe dich überprüfen lassen.“ Dabei zeigte seine Miene keinerlei Reue.

„Was? Warum?“

„Als ich anfing, in dir eine potenzielle Ehefrau zu sehen, hielt ich das für sehr klug.“

„Du machst Witze.“

„Nein.“

„Ich hätte gedacht, du bist viel zu arrogant, um dich in einer solchen Situation nicht auf deine Menschenkenntnis zu verlassen.“

„Du hast mich schon früher arrogant genannt.“

„Wirklich?“

„Ja, als ich vorausgesagt habe, wer den Super Bowl gewinnt.“

„Du bist überhaupt kein Footballfan.“

Er zuckte die Schultern. „Und doch hatte ich recht.“

„Nun, du liegst, was meine Jungfräulichkeit angeht, falsch.“ So weh die Erinnerungen an den Verlust ihrer Unschuld auch taten, bereitete es Ellie doch eine grimmige Befriedigung, ihn bei einem Fehlurteil zu ertappen.

Vielleicht sollte sie beleidigt sein, weil er hinter ihr her spioniert hatte. Doch sein Verhalten nervte sie nur. Wenn Sandor eine Beziehung mit ihr führen wollte, warum machte er sich dann nicht die Mühe, sie besser kennenzulernen?

Die Ähnlichkeiten zu ihrem Vater wuchsen – und zwar in keiner guten Weise.

„Mein Detektiv arbeitet sehr sorgfältig.“

„Selbst der beste Detektiv macht Fehler.“

„Vielleicht.“ Aber sie wusste, dass er ihr nicht glaubte.

Anstatt dass es sie ärgerte, musste sie lachen. „Wir könnten in mein Apartment fahren, dann beweise ich es dir.“

Er sah alles andere als amüsiert aus. In seinen dunklen Augen funkelte eine Warnung, die sie allerdings nicht beachtete. „Willst du mich schockieren, pethi mou?“

„Herausfordern“, erwiderte sie, von einem plötzlichen Draufgängertum erfüllt.

Woher dieses Gefühl kam, vermochte sie nicht zu sagen. Möglicherweise war der unerwartete Antrag daran schuld und die Tatsache, dass er mit keinem Wort von Liebe gesprochen hatte. Vielleicht lag es auch an den Erinnerungen, die sie am liebsten vergessen hätte.

Nein, sie gehörte nicht zu dem Typ Frau, der Sex auf die leichte Schulter nahm. Aber unschuldig war sie eben auch nicht mehr. Und sie mochte verdammt sein, wenn sie einen Mann heiratete, dem ihr Wesen und ihre Gefühle gleichgültig waren. Sie wollte nicht, dass Sandor sich wie ihr Vater verhielt.

„Warum willst du mich herausfordern?“, fragte er ratlos.

„Warum willst du mich nicht verführen?“

„Das habe ich dir bereits erklärt.“

„Du hältst mich für eine Jungfrau, deshalb muss ich bis zur Hochzeitsnacht warten.“

„Im Wesentlichen … ja. Vielleicht nicht bis zur Hochzeitsnacht, aber das Datum der Heirat sollte schon feststehen.“

„Wir leben nicht mehr im Mittelalter.“

„Integrität ist keine Frage der Zeit.“

„Ist das eine weitere Redensart deines Großvaters?“

Eine Sekunde blitzte unverkennbar Schmerz in seinen Augen auf. „In der Tat, ja.“

„Ich verstehe nicht, warum du mich heiraten willst. Du liebst mich nicht.“

„Und deine Freunde haben alle wegen eines vergänglichen Gefühls geheiratet, das wahrscheinlich mit dem Abkühlen der ersten Leidenschaft vergeht?“

„Nein.“ Nie würde sie behaupten, dass ihre Bekannten aus Liebe geheiratet hatten. „Aber sie sind nicht wie ich. Und zufällig glaube ich an dieses vergängliche Gefühl. Für mich bedeutet eine Ehe mehr als eine geschäftliche Vereinbarung zwischen zwei Menschen.“

Andere Menschen fanden die Liebe so leicht, aber Ellie nicht. Trotzdem gab sie die Hoffnung auf ihr ganz persönliches Liebesglück noch nicht auf.

„Und du wirst mehr bekommen. Wir passen in jeder Hinsicht sehr gut zusammen. Du magst sogar meine Mutter.“

„Sie zu mögen, fällt nicht schwer. Aber so wie du das sagst, scheint das dein Hauptanliegen zu sein.“

„Da ich mich wie jeder gute griechische Sohn entschieden habe, in der Nähe meiner Mutter zu leben, ist es das auch.“

„Ich hätte nichts dagegen, mit deiner Mutter zusammenzuleben. Nur was den Sohn angeht, bin ich mir nicht so sicher.“

„Aha, du denkst also über meinen Antrag nach?“

Tat sie das? Ihr Herz pochte schneller. Vor Unsicherheit bekam sie einen Moment kaum Luft. Sie dachte tatsächlich darüber nach. Ganz egal, was er von Liebe hielt, Ellie hatte sich bereits Hals über Kopf in ihn verliebt … oder war zumindest auf dem besten Wege dorthin. „Ja, aber eine Antwort kann ich dir jetzt nicht geben.“

„Warum kannst du noch keine Entscheidung treffen? Liegt es an meiner Herkunft?“

„Über deine Herkunft weiß ich nicht genug, um sie in die Waagschale zu werfen. Aber ich hoffe doch, du hältst mich nicht für einen Snob, der nur jemanden aus seiner eigenen privilegierten Welt heiraten würde.“

„Das meinte ich nicht. Im Gegenteil, ich finde deine Weigerung, Menschen aufgrund ihrer Herkunft zu beurteilen, sehr sympathisch.“

„Das freut mich. Denn diesen Teil von mir möchte ich nicht ändern.“

„In anderer Hinsicht bist du schon bereit, dich zu ändern?“

„Menschen werden älter … Veränderungen sind unvermeidlich.“

„Das wiederum freut mich.“

„Dennoch bist du verärgert, dass ich deinen Antrag nicht hier und jetzt annehme.“

„Nicht verärgert … enttäuscht. Ich denke doch, dass du die Vorteile einer Hochzeit siehst.“

Enttäuscht, aber nicht verletzt. Und das bedeutete, dass er nicht mit dem Herzen dabei war.

„Es tut mir leid. Ich bin nicht wie du oder mein Vater. Persönliche Entscheidungen treffe ich nicht mit dem Kopf.“

„Wie denn?“

„Mit dem Bauch.“

Auf seinem Gesicht erschien ein unwilliger Ausdruck, genau wie Ellie es erwartet hatte. Er und ihr Vater hatten so viel gemeinsam. Vielleicht zu viel.

Sie trank einen Schluck Mineralwasser. „Ich weiß. Für Männer wie dich und meinen Vater ist das ein schmutziges Wort, aber so lebe ich nun mal mein Leben. Du musst mir ein wenig Bedenkzeit geben.“

Eine Weile herrschte Schweigen, bis Sandor die Schachtel mit dem Ring über den Tisch in Ellies Richtung schob. „Steck ihn ein. Wir sprechen später über meinen Antrag.“

Warum er wollte, dass sie seinen Ring annahm, wusste sie nicht. Vielleicht glaubte er, es würde ihr dann schwerer fallen, Nein zu sagen und das Schmuckstück zurückzugeben. Sie traute ihm durchaus zu, auch diesen Aspekt bedacht zu haben.

„Bitte behalt du ihn, bis ich dir eine Antwort gebe.“

„Ich habe den Ring für dich anfertigen lassen. Wie auch immer deine Entscheidung ausfällt, er ist für dich bestimmt.“

Nach dieser Aussage konnte sie sich nicht länger zurückhalten und öffnete die Schachtel. Darin lag ein Ring mit einem viereckigen Stein in der Farbe ihrer Augen. Aquamarinblau. Auf beiden Seiten rahmten ihn ebenfalls quadratische Diamanten ein, nur unwesentlich kleiner als der blaue Edelstein.

„Er ist wunderschön“, flüsterte sie zutiefst gerührt.

„Wie du.“

Ellie schüttelte den Kopf. „Wohl kaum.“

„Nach allem, was wir heute Abend über Ehrlichkeit gesagt haben, traust du mir zu, in diesem Punkt zu lügen?“

„Ich denke, du willst mir schmeicheln, aber ich besitze durchaus einen Spiegel. Ich bin ganz ansehnlich, aber nicht wunderschön. Du hättest die Bilder meiner Mutter sehen sollen. Sie war wirklich schön.“ Und sie hatte George Wentworths Herz mit ins Grab genommen.

„Du kennst doch das Sprichwort, Schönheit liegt allein im Auge des Betrachters. Für mich bist du wunderschön, Eleanor.“

„Mit Schmeicheleien wirst du mich nicht überreden, deinen Antrag anzunehmen.“

„Das sind keine Schmeicheleien.“ Seine Stimme klang wie ein finsteres Grollen. Sie hatte ihn wieder wütend gemacht. „Deine Schönheit ist zeitlos. Für einen Mann mit meiner Herkunft birgt sie wahre Verführung.“

„Das verstehe ich nicht.“ Was hatte seine Herkunft mit all dem zu tun?

„Du bist freundlich. Aufrichtig. Mitfühlend. Du versuchst das Leben derjenigen zu verbessern, die nicht mit deinen Vorrechten geboren wurden. Deine Fürsorglichkeit für andere ist tief in deiner Seele verwurzelt. In dieser Hinsicht erinnerst du mich an meine Mutter. Körperlich bist du perfekt für mich. Deine Gesichtszüge sind weich und feminin, dein Körper erfreut meine Sinne. Und obwohl du mein Verlangen weckst, bist du doch auch elegant und kultiviert, sogar in Jeans und T-Shirt. All diese Dinge empfinde ich als Schönheit.“

Ellie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie ahnte, dass ihm seine Worte ernst waren. Das brachte ihre letzten Vorbehalte zum Einstürzen. Jetzt hatte sie sich endgültig in ihn verliebt.

„Privatschulen und Benimmkurse können Wunder bewirken“, meinte sie, um seine Worte mit einem Lachen abzutun. Doch sie hatten ihr Inneres in einen Aufruhr versetzt, der sie fast überwältigte.

„Mit diesem Charakterzug wird man geboren, dergleichen lässt sich nicht erlernen“, widersprach Sandor.

„Du hast es gelernt.“

„Ich bin weit entfernt von mitfühlend und freundlich.“

„Das sehe ich anders, aber ich meinte auch vielmehr, wie du in die Gesellschaft passt, in der wir uns bewegen.“ Sie machte eine Handbewegung, die das Restaurant umfasste.

„Ich passe überhaupt nicht hierher.“

In gewisser Weise hatte er damit recht. Zwar trug er den maßgeschneiderten Anzug mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre er in ihm auf die Welt gekommen. Gleichwohl umgab ihn eine Aura aus Energie, die harter Arbeit und Entschlossenheit entstammte, nicht ererbtem Reichtum. Und da war sein leichter griechischer Akzent. Seine direkte Art zu sprechen.

Andererseits passte auch Ellie nicht perfekt in diese Welt. All ihre kleinen Eigentümlichkeiten zeigten sich erst bei genauerer Betrachtung. In dieser Hinsicht waren sie einander sehr ähnlich.

„Erzähl mir von deiner Kindheit.“

Seine Augen weiteten sich. „Warum?“

„Ich möchte mehr davon erfahren.“

„Und wenn ich dir nichts erzählen will?“

„Dann setze ich einen Detektiv auf dich an.“ Sein schockierter Gesichtsausdruck brachte sie zum Lachen.

Und dann lachte er auch, und sie verliebte sich noch ein bisschen mehr.

„Ich bin in Griechenland geboren. Bis ich zehn war, haben wir dort mit meinem Großvater gelebt.“

„Wir?“

„Meine Mutter und ich.“

„Wo war dein Vater?“

„Fort.“

Gestern hätte sie die offensichtlichen Grenzen noch respektiert, aber da hatte er auch nicht um ihre Hand angehalten. „Was meinst du damit?“

„Er war ein amerikanischer Tourist, der die Insel nur für einige Tage besuchte. Als meine Mutter die Schwangerschaft bemerkte, war er längst abgereist. Sie kannte nicht einmal seinen Nachnamen.“

„Es muss sehr schwer für sie gewesen sein.“

„Ja, aber es hätte noch schlimmer kommen können. Mein Großvater hat sie nicht verstoßen, trotz der Schande, die sie über ihn gebracht hat. Er hat sie und mich in all den Jahren unterstützt.“

Aber zu welchem Preis? Unversehrt hatte Sandor seine Kindheit zumindest nicht überstanden.

„Was ist mit deiner Großmutter?“

„Sie ist ein Jahr vor meiner Geburt gestorben. Großvater hat oft gesagt, dass dies ein glücklicher Umstand war. Ansonsten hätte die Schande sie umgebracht.“

„Er scheint ein sehr strenger Mann gewesen zu sein.“

„Das war er. Nichtsdestotrotz liebte er meine Mutter und kümmerte sich um sie, obwohl ihre Tat all seinen Prinzipien widersprach.“

„Sie war jung.“

„Sechzehn. Ihr hat Großvater vergeben. Nur dem Mann, der sie geschwängert hat, konnte er nie verzeihen.“

„Nur ein Mann ohne Ehre würde einer Frau, mit der er nicht verheiratet ist, die Jungfräulichkeit nehmen, richtig?“

„Ja. Und nun fließt das Blut dieses Mannes in meinen Adern.“

Insgeheim fragte Ellie sich, ob ihm auch diese Idee von seinem Großvater eingeimpft worden war. Laut sagte sie hingegen: „Vielleicht wäre er bei deiner Mutter geblieben, wenn er von ihrer Schwangerschaft gewusst hätte.“

„Er wusste, dass sie Jungfrau war. Dennoch ist er gegangen. Er hat sich nie wieder gemeldet. Es kümmerte ihn einfach nicht.“

„Wahrscheinlich war er nicht viel älter als sie. Möglicherweise gab es Gründe, warum er nicht zurückgekommen ist.“

„Ja. Nämlich den Grund, dass er ein unverantwortlicher Teenager war, der seine Hosen besser hätte anbehalten sollen, wenn er sich nicht mit den Folgen befassen wollte.“

„Vielleicht ist ihm nie in den Sinn gekommen, dass es Folgen gab.“

„Eine Sache zu ignorieren, macht sie nicht ungeschehen.“

„Nein, aber es fällt mir schwer, zu glauben, dass der Mann, der dich gezeugt hat, keinerlei Verantwortungsbewusstsein besitzt.“

„In dieser Eigenschaft ähnle ich mehr meiner Mutter und meinem Großvater.“

„Du kannst nicht wissen, ob du nichts von deinem Vater geerbt hast.“ Warum sie für den ihr unbekannten Mann Partei ergriff, vermochte Ellie nicht zu sagen. Aber es erschien ihr wichtig, Sandor zu zeigen, dass sich das Leben nicht einfach in Schwarz und Weiß aufteilen ließ.

„Worum geht es hier? Hast du Angst, dass böses Blut immer nur Böses hervorbringt?“

Sie seufzte. „Ich hasse dieses Sprichwort. Es ist einfach falsch. Auch wenn er ein Idiot war, hat das keinen Einfluss darauf, wer du heute bist.“

„Nicht jeder sieht das so.“

„Ich weiß, aber ich habe recht.“

„Vielleicht bin ich nicht der einzige Arrogante an diesem Tisch.“

„Zu wissen, dass man recht hat, ist keine Arroganz.“

„Diese Verteidigung werde ich mir merken.“

„Tu das. Und nur um eines klarzustellen: Ich bin froh, dass dein Vater seine Hosen nicht angelassen hat, und ich wette, deine Mutter bereut es auch nicht.“

Sein Lächeln verschwand, die ernste Miene kehrte zurück. „Warum sagst du das?“

„Weil du sonst nicht hier wärst.“

„Und das findest du gut?“

„Ja.“

„Trotzdem zögerst du, mich zu heiraten.“

Dieser Mann war wirklich hartnäckig. „Meine Gründe haben nichts damit zu tun, dass du ein wundervoller Mensch bist.“

Verwundert hob er eine Augenbraue. „Welche Gründe hast du dann?“

„Welche hast du?“

3. KAPITEL

Instinktiv wusste Sandor, dass Eleanor seine Pläne vereiteln würde, wenn er den geschäftlichen Deal mit ihrem Vater erwähnte.

Das war zwar nicht der ausschlaggebende Grund für seine Heiratspläne, aber er hatte eine Rolle gespielt. Ihn störte es nicht, aber er vermutete, sie würde auf diesen Umstand ein wenig anders reagieren. Wie sie schon gesagt hatte, traf sie ihre Entscheidungen nicht aus denselben Überlegungen wie er oder ihr Vater.

Stattdessen wollte sie geliebt werden. So viel hatte er begriffen. Doch weder konnte noch wollte er ihr das geben. Liebe hielt er für ein überbewertetes Gefühl, vor dem man sich besser hütete. Er hatte seinen Großvater und seine Mutter geliebt, aber für diese Liebe einen hohen Preis zahlen müssen: Verletzlichkeit.

„Meine Mutter sagt, sie habe sich auf den ersten Blick in meinen Vater verliebt.“ Warum er das erwähnte, wusste er nicht, doch es unterstützte sein eigentliches Argument. „Das Gefühl, in dem du ein Allheilmittel siehst, ist in Wahrheit die Ursache vieler Schmerzen. Aus Liebe hat meine Mutter sich diesem Jungen hingegeben. Aus Liebe hat mein Großvater sie bei sich behalten, doch ihren Fehltritt konnte er nie übersehen. Aus Liebe zu mir hat er mich härter behandelt als einen eigenen Sohn. Er hätte niemals zugelassen, dass ich wie mein Vater werde. Unverantwortlich und ohne Ehre. Seine Lektionen waren oft schmerzhaft. Und doch weiß ich, dass er aus Liebe gehandelt hat.“

„Liebe führt nicht immer zu Schmerz.“

„Doch. Und ich will keinen Schmerz, der einer Heirat aus Liebe unvermeidlich folgt.“

Sie rang nach Luft, und Sandor verzog das Gesicht und sagte kein Wort mehr. Er hatte bereits zu viel geredet.

„Was willst du dann?“ Ihre tiefblauen Augen erstrahlten in einem weichen Schimmer, der an irgendetwas in seiner Seele rührte.

Seit dem Moment, als er sie auf dem überfüllten Wohltätigkeitsball zum ersten Mal gesehen hatte, war das so. Sie hatte das Fest in Begleitung ihres Vaters besucht und Sandor sofort fasziniert.

„Ich möchte Kinder, einen Erben, dem ich hinterlassen kann, was ich aufbaue. Ich möchte die Frau glücklich machen, die bereit ist, ihr Leben mit mir zu verbringen.“

Wieder erschien dieses verständnisvolle Funkeln in ihren Augen. Sie war definitiv die Frau, mit der er alt werden wollte. Die Frau, die ihm helfen konnte, die Dämonen zu beruhigen, die seine Seele plagten.

„Was ist mit deiner Mutter? Möchte sie auch, dass du heiratest?“

„Du weißt, dass sie das will.“

Ellie lächelte. „Nun, in dieser Hinsicht ist sie nicht sehr subtil. Aber ich nehme an, sie hat gegenüber all deinen Verabredungen Hinweise fallen lassen.“

„Eigentlich nicht.“

„Du meinst, ich bin etwas Besonderes?“, fragte sie vorwitzig.

„Ja.“

„Sie möchte Enkelkinder.“

„Sehr sogar. Was ist mit dir?“

„Ich bin zu jung, um Großmutter zu werden.“

Das war etwas, was ihm an seiner kleinen Eleanor wirklich gefiel. Sie scherzte mit ihm. Sie brachte ihn zum Lachen.

„Ich meinte, ob du Kinder möchtest.“

„Ja, sehr gern.“

„Das habe ich mir gedacht.“

„Du glaubst, alles zu wissen.“

„Offensichtlich nicht. Ich dachte, du würdest meinen Heiratsantrag ohne Aufheben annehmen.“

„Aufheben?“, fragte sie ironisch, und Sandor ahnte, dass er sich auf sehr unsicherem Boden bewegte.

„Ich dachte, die Entscheidung würde dir leichtfallen“, fügte er rasch hinzu.

„Es wäre zumindest nicht so schwer, wenn du gesagt hättest, dass du mich liebst.“

Ihren Mut und ihre Ehrlichkeit konnte er nur bewundern. „Möchtest du, dass ich es sage?“

„Eine zweckdienliche Lüge, um zu dem gewünschten Ergebnis zu gelangen? Wolltest du dich nicht der Wahrheit verpflichten?“

Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass sie unter Ehrlichkeit etwas anderes verstanden. Hastig schob er diesen nagenden Gedanken beiseite. „Ich bringe dir dieselbe Loyalität und Hingabe entgegen wie ein Mann, der dir diese Gefühle gesteht. Es wäre also nicht gelogen, wenn ich es dir sage.“

„Außer dass du dieses Gefühl nicht empfindest und auch nicht empfinden willst. Es wäre also trotzdem eine Lüge, Sandor.“

„Aber die Absicht dahinter, meine aufrichtige Sorge um dein Wohlergehen, ist es nicht.“

„Ich verstehe. Wir sehen diese Dinge verschieden. Du willst nicht nur keine Liebe, du glaubst auch nicht daran. Anderenfalls würdest du nicht so leichtfertig darüber sprechen.“

„Mit Liebe habe ich keine persönlichen Erfahrungen gemacht.“

Schmerz flackerte in ihren blauen Augen auf. Doch der Ausdruck verschwand so rasch, dass er sich auch geirrt haben könnte.

„Hilft es, wenn ich verspreche, die Worte nie einer anderen Frau zu sagen?“

„Wie kannst du das versprechen? Was ist, wenn du dich verliebst? Nur weil du mich nicht liebst, heißt das nicht, dass du niemals jemanden lieben wirst.“

„Ich möchte aber niemand anderes lieben.“

„Das Schicksal lässt einem nicht immer eine Wahl.“

„Ich halte meine Versprechen. Es liegt an dir, mir zu vertrauen oder nicht.“

„Ich vertraue dir.“

Ein Triumphgefühl breitete sich in ihm aus.

Ellie sah es und runzelte die Stirn. „Ich habe nicht gesagt, dass ich deinen Antrag annehme. Aber ich denke, ich verstehe nun ansatzweise, warum du ihn mir gemacht hast.“

„Ich dachte, das sei offensichtlich.“

„Wieder falsch. Auch wenn sich das nicht gut mit deinem Ego verträgt, so sind deine Gründe, mich heiraten zu wollen, doch alles andere als offensichtlich.“

„Wenn du nicht aufpasst, wirst du mich damit einmal zu oft aufziehen“, entgegnete er gespielt finster.

„Ach? Und was passiert dann?“

„Vielleicht schlafe ich mit dir und beseitige so deine letzten Zweifel.“

„Glaubst du, eine geplante Verführung lässt mich vergessen, dass es dir in meiner Gegenwart so überaus leichtfällt, deine Libido zu kontrollieren?“

„Ich denke, meine Kleine, dass es einige Tiefen gibt, von denen du keine Ahnung hast.“ Es entsetzte ihn, dass sie ihn dazu gebracht hatte, diese Worte auszusprechen. Und doch erregte es ihn gleichermaßen. Vielleicht bot Sex einen Ausweg aus dieser Sackgasse. Er würde ihr seine Leidenschaft beweisen, denn Ellie – ganz gleich, was sie ihm weismachen wollte – würde nur mit ihm schlafen, wenn sie bereit war, eine dauerhafte Verbindung mit ihm einzugehen.

Als sie an ihrem Apartment ankamen, bat Sandor sie um die Schlüsselkarte für den Besucherparkplatz.

„Möchtest du eine Weile mit hochkommen?“, fragte sie.

„Willst du mich denn einladen?“

Normalerweise tat sie das. Heute jedoch hatte sie gehofft, ihr bliebe ein wenig Zeit zum Nachdenken.

Sandor legte eine Hand auf ihren Nacken. „Lade mich ein, pethi mou. Ich will nicht, dass der Abend schon endet.“

Wie jedes Mal wirkte auch diese leichte Berührung wie ein Erdbeben der Stärke zehn auf ihre Sinne.

„Auch wenn du dein angestrebtes Ergebnis nicht erreicht hast?“

„Du hast mich nicht zurückgewiesen. Im Moment genügt mir das.“

„Also gut. Komm mit hoch“, gab sie sich seufzend geschlagen.

Nicht Sandor hatte ihr Bedürfnis, allein zu sein, besiegt. Sondern ihre eigenen widersprüchlichen Wünsche kamen ihr in die Quere. Sie wollte Zeit mit ihm verbringen. Sie sehnte sich nach seiner Anwesenheit.

Er stieg aus dem Wagen und ging um ihn herum, um ihr die Tür zu öffnen. Immer verhielt er sich wie der perfekte Gentleman. Sobald sie neben ihm stand, ließ er seine Hand auf ihren Rücken gleiten. Das tat er oft. Nicht nur drückte es eine besitzergreifende und zugleich beschützende Geste aus, so konnte er sie auch hervorragend in eine bestimmte Richtung dirigieren.

Selbst im Aufzug behielt er die Hand dort. Auch dies tat er oft: Er berührte sie, als gehörte sie ihm bereits. Das war einer der Gründe, warum es sie so verwirrte, dass er nicht mit ihr schlafen wollte.

Mittlerweile verstand sie ihn ein wenig besser. Aber mit dem Verständnis stellte sich nicht automatisch Akzeptanz ein.

Auf dem Weg in den fünften Stock schwiegen sie. Ellie war in ihre eigenen Gedanken versunken und spürte, dass es Sandor ganz gelegen kam.

Geduldig wartete er darauf, dass sie die Tür zu ihrem Apartment aufschloss und die Alarmanlage per Code und Daumenabdruck deaktivierte. Von außen sah die mit zwei Schlössern versehene Stahltür wie eine ganz normale hölzerne Wohnungstür aus. Sie öffnete sich mit einem sanften Klick.

„Mir gefallen die Sicherheitseinrichtungen.“

Ellie lachte. „Ich habe dieses Apartment ausgesucht, damit es Dad leichterfällt, sich daran zu gewöhnen, dass ich nicht mehr zu Hause wohne. Allerdings fand er die Sicherheit hier nicht ausreichend. Zur Einweihung hat er mir eine Alarmanlage von Vitale Security geschenkt.“

„Mit der Firma habe ich auch schon oft zusammengearbeitet. Sie ist sehr gut.“

„Oh ja, und der Installateur sah zum Anbeißen aus.“

„Ach wirklich?“, fragte Sandor mit rauer Stimme.

„Absolut.“ Sie leckte sich über die Lippen. „Leider war er zu klein für mich.“

„Dann muss ich wohl dankbar sein, von irgendwem ein paar Wachstumsgene geerbt zu haben.“

Sie musterte ihn. „Ich wette, das gehört zu den guten Dingen, die du von deinem Vater bekommen hast.“

Sandor runzelte die Stirn, widersprach aber nicht. Schließlich maß seine Mutter nur knapp einen Meter sechzig.

„Wir hoffen immer, dass das, was wir von unseren Eltern erben, nur das Beste ist“, meinte sie und führte ihn ins Wohnzimmer. „Von meinem Vater habe ich die Sturheit geerbt. Du brauchst ihn nur zu fragen.“

Sandor wartete, bis sie auf dem gelben Ledersofa saß, bevor er neben ihr Platz nahm. „Das muss ich nicht. Die hast du mir schon zur Genüge bewiesen.“

Wieder lachte Ellie. Sie streifte die Sandalen von den Füßen, zog die Beine an und drehte sich leicht, sodass sie ihn ansehen konnte.

Er lächelte nicht. Stattdessen sah er sie an, als wollte er herausfinden, wie genau ihr Verstand funktionierte. „Du reagierst sehr tolerant auf Georges Bedürfnis, dich zu beschützen.“

„Ich liebe ihn“, erwiderte sie seufzend. „Und mir ist bewusst, dass ich als Alleinerbin eines reichen Mannes eine ideale Kandidatin für Entführungen abgebe.“

„Trotzdem bestehst du darauf, allein zu wohnen.“

Ellie stieß ein unwilliges Schnauben aus. „Von allein kann ja wohl keine Rede sein. Sein Sicherheitsteam lebt im Apartment nebenan.“

„Wäre es dann nicht viel leichter, im Haus deines Vaters zu wohnen?“

„Vielleicht. Aber auch wenn es so nicht perfekt ist, bin ich doch wesentlich unabhängiger.“ Zudem konnte sie sich hier einfacher einreden, dass sie ihren Vater nur selten sah, weil er weit entfernt lebte – und nicht etwa, weil er keine Zeit für sie opfern wollte. „Außerdem will ich mir nicht von Dads Geld jeden Aspekt meines Lebens diktieren lassen.“

„Dennoch machst du Zugeständnisse an deinen Vater, wenn es um seine Ängste bezüglich deiner Sicherheit geht.“

„Würdest du nicht dasselbe für deine Mutter tun?“

Lächelnd legte er einen Arm auf die Rückenlehne der Couch. „ Touché.“

Sein Duft hüllte sie ein, eine schwache Spur seines Aftershaves vermischt mit der ihm eigenen Note. Einmal hatte sie gelesen, dass der Geruchssinn der Frau besser entwickelt war als der des Mannes. Trotzdem nahm sie in diesem Moment zum ersten Mal bewusst den individuellen Duft einer anderen Person wahr.

Die Wärme und unverhüllte Maskulinität seines Körpers berauschten ihre Sinne. Ellie zwang sich weiterzusprechen, anstatt sich an ihn zu kuscheln. „Ich nehme an, es ist nicht leicht für dich, die ganzen Dinnereinladungen und Ausflüge in deinem Arbeitsalltag unterzubringen, auf denen deine Mutter besteht. Dennoch akzeptierst du sie. Und mit dem Sicherheitsteam meines Vaters verhält es sich ganz ähnlich.“

„Da magst du rec...

Autor

Lucy Monroe

Die preisgekrönte Bestsellerautorin Lucy Monroe lebt mit unzähligen Haustieren und Kindern (ihren eigenen, denen der Nachbarn und denen ihrer Schwester) an der wundervollen Pazifikküste Nordamerikas. Inspiration für ihre Geschichten bekommt sie von überall, da sie gerne Menschen beobachtet. Das führte sogar so weit, dass sie ihren späteren Ehemann bei ihrem...

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