Mein geheimnisvoller Märchenprinz

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Mit schönen Frauen kennt Marco sich aus. Doch als er auf einem glanzvollen Ball das zauberhafte Supermodel Jacoba Sinclair trifft, will er nur noch sie! Leidenschaftliche Gefühle wie nie zuvor erwachen in ihm - und auch sie scheint die Magie dieses Augenblicks zu spüren. Aber von einem Moment zum anderen schlägt die romantische Stimmung zwischen ihnen um, als er ihr verrät, wer er wirklich ist: Prinz Marco von Illyria. Er ahnt nicht, dass Jacoba ebenfalls aus seinem Land stammt - und dunkle Ereignisse der Vergangenheit ihr Leben überschatten ...


  • Erscheinungstag 19.11.2007
  • Bandnummer 1792
  • ISBN / Artikelnummer 9783862958092
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Robyn Donald

JULIA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24

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Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Tel.: +49 (040) 60 09 09 – 361

Fax: +49 (040) 60 09 09 – 469

E-Mail: info@cora.de

Geschäftsführung:

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Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

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Lektorat/Textredaktion:

Sarah Hielscher

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

Anzeigen:

Kerstin von Appen

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2007 by Robyn Donald

Originaltitel: „The Prince’s Convenient Bride“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA

Band 1792 (26/1) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Sabine Reinemuth

Fotos: RJB Photo Library

Veröffentlicht als eBook in 07/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86295-809-2

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, ROMANA, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

www.cora.de

1. KAPITEL

Könnte es eine schönere Umgebung für einen romantischen Abend zu zweit geben? Jacoba Sinclair ließ die Umgebung auf sich wirken. Der Mond stand hoch am wolkenlosen Nachthimmel, er tauchte die hohen Berggipfel in silbriges Licht und spiegelte sich glitzernd im tiefschwarzen Wasser des Sees.

Zu dieser eher herben Schönheit der Natur bildete der Ballsaal mit seinem verschwenderischen Luxus einen atemberaubenden Kontrast. Menschen in festlicher Abendgarderobe tranken Champagner aus Kristallkelchen, und die nackten Schultern der Damen schimmerten matt und verführerisch im Schein der venezianischen Kronleuchter. Die Tische waren mit feinstem Porzellan und Silber gedeckt, und prächtige Blumengestecke wechselten sich mit mehrarmigen Kandelabern ab, in denen hell die Kerzen brannten.

Gedankenverloren strich Jacoba über die knisternde Seide ihres roten Abendkleides. Die betont schmal gehaltene Taille ließ den gerafften Rock, der bis auf den Boden fiel, noch üppiger erscheinen. Sobald sie den Kopf bewegte, blitzten die Brillanten ihrer Tiara auf, die ebenso echt und lupenrein waren wie die tropfenförmigen Ohrgehänge und das Collier. Der Schmuck, den sie an diesem Abend trug, musste ein Vermögen wert sein.

Auch die Berge, der See und das Kreuz des Südens am überwältigenden Nachthimmel Neuseelands waren echt – alles andere war Kulisse.

Bei Tage diente der Saal dem Hotel an der Endstation der Gondelbahn als Restaurant, und die elegant gekleideten Menschen, die so taten, als sei der Champagner in ihren Gläsern echt, waren allein wegen ihrer schönen Gesichter und anmutigen Körper hier und wurden dafür bezahlt.

Genau wie sie.

Das war ihr Leben. Sie erhielt eine traumhaft hohe Gage, weil sie verführerisch lächeln konnte und dabei trotzdem so kühl und unerreichbar wirkte wie die Steine ihres Geschmeides.

„Perfekt!“, lobte Zoltan kehlig. „Ja, bleib genau so, betrachte den See, ganz in dich versunken. Dann heb den Kopf – und erblicke den Mann deiner Träume. Ich erwarte ungläubiges Staunen … den Ansatz eines schüchternen Lächelns … All deine arrogante Selbstsicherheit fällt in sich zusammen, plötzlich bist du nur noch eine schwache Frau voller Sehnsucht nach Geborgenheit.“ Er verstummte. „Traust du dir das zu?“, fragte er dann schneidend.

Jacoba wusste, dass Zoltan diesen prestigeträchtigen Werbespot lieber mit einer berühmten Hollywooddiva gedreht hätte. Das war sie natürlich nicht, aber wie ein völlig unerfahrenes Ding brauchte er sie deshalb noch lange nicht zu behandeln. Sie würde ihm schon zeigen, dass Models sich durchaus mit Filmstars messen konnten.

„Ich glaube schon“, antwortete sie mit rauchiger Stimme, wandte den Kopf und sah ihn an, als sei allein er ihr lang erwarteter Märchenprinz.

Zoltan zog erstaunt die Brauen hoch. „Gut, das Ganze noch einmal. Aufnahme!“ Dass er ihr die Wiederholung dieser Leistung nicht abnahm, war seiner Stimme deutlich zu entnehmen.

Gelassen drehte Jacoba sich um, zog den schweren Samtvorhang zurück und blickte wieder auf den See. Sie rief die Gefühle in sich wach, die sie als Kind beim Betrachten glücklicher Familien verspürt hatte. Warum hatten alle anderen Kinder einen Vater besessen, nur sie nicht?

„Großartig. Das hätte ich dir niemals zugetraut“, bemerkte der Regisseur mit verletzender Offenheit. „Jetzt tu so, als hättest du am anderen Ende des Saals etwas gehört. Wende den Kopf und sieh zur Tür. Langsam, Jacoba, sachte, ganz sachte …“

Zoltans ständiges Gerede zerrte an ihren Nerven und machte es ihr schwer, sich zu konzentrieren. Vielleicht hatte er irgendwo gehört, Models wären darauf angewiesen, ständig vom Fotografen angefeuert zu werden. Kurzerhand blendete sie Zoltan aus ihrem Bewusstsein aus.

Die Statisten spielten überzeugend, sie unterhielten sich, flirteten und lachten leise. Als würde es keine Kamera geben, ließ Jacoba den Blick langsam über die Köpfe der Menge schweifen, um ihn auf jene Tür zu richten, durch die der Mann ihres Lebens den Raum betreten sollte …

An diesem Abend würde er nicht erscheinen, da Sean Abbott stark erkältet war und im Hotel in seinem Bett lag. Zoltan hatte beschlossen, die Szene später im Studio nachzuholen und für den Tanz ein Double einzusetzen.

Für sie völlig überraschend, trat dennoch genau in diesem Moment ein Mann über die Schwelle. Jacoba schwindelte und war froh, sich am Vorhang festhalten zu können.

Das war nicht das Double!

Groß, schlank, elegant und selbstbewusst betrat der Mann energisch den Saal. Er bewegte sich in seinem Smoking mit einer Lässigkeit, als würde er nie etwas anderes tragen. Dabei strahlte er eine Energie und Willenskraft aus, die Jacoba den Atem stocken ließen.

Sie rang um Fassung. Wie gebannt blickte sie in sein südländisches Gesicht mit den für einen dunklen Teint so ungewöhnlich hellen und strahlend blauen Augen – Augen, die allein auf sie gerichtet waren.

Die Gespräche im Raum verebbten, und es wurde still. Jacoba hörte nichts als das aufgeregte Klopfen ihres Herzens. Prinz Marco Considine von Illyria näherte sich ihr so zielstrebig, als sei er allein ihretwegen gekommen.

Instinktiv legte sie ihre in lange Abendhandschuhe gekleidete Hand aufs Herz. Schon seit Jahren ging sie diesem Mann aus dem Weg. Er war ihr Gegner, und sie musste sich vor ihm schützen.

„Hinreißend“, schwärmte Zoltan. „Bleib so – wunderbar! Klappe!“ Zufrieden sah er sich um, brauste jedoch plötzlich wütend auf. „Wer hat Ihnen erlaubt …“, begann er, nahm sich aber sofort zurück, als er erkannte, um wen es sich handelte. „Ah, Prinz Marco.“ Unterwürfig verbeugte er sich. „Verzeihung, doch Sie hatte ich hier wirklich nicht erwartet. Was für eine Ehre.“

Speichellecker! Jacoba lächelte zynisch. Mit einem einflussreichen Mann würde Zoltan sich niemals anlegen, und Prinz Marco Considine besaß Macht und Reichtum im Überfluss. Zufällig gehörte er der Geschäftsleitung eben jenes Kosmetikkonzerns an, der gerade Millionen investierte, um mit diesem ausgefallenen Spot für sein erstes Parfüm zu werben.

Jacoba atmete einmal tief durch und war im Nu wieder ganz das professionelle Model, stolz, gleichgültig und unnahbar. Reglos stand sie da, atmete flach und versuchte, möglichst nicht aufzufallen.

Sie wusste, wie schwierig das für eine hochgewachsene Frau mit tizianrotem Haar war – noch dazu in einem solchen Kleid und mit hochkarätigen Juwelen. Um Haltung zu bewahren, schloss sie kurz die Augen und konzentrierte sich auf das Gespräch der beiden Männer.

„Ich wohne im Shipwreck Bay Hotel“, erklärte der Prinz gerade. Der Klang seiner tiefen wohlklingenden Stimme verriet sofort, dass er sein Englisch in Großbritannien gelernt hatte. „Daher wollte ich die Gelegenheit nutzen und mir persönlich ein Bild vom Fortschritt der Dreharbeiten machen.“

Als sie den Namen des Hotels hörte, zog sich ihr Magen nervös zusammen, denn auch sie war dort untergebracht.

Das ist weiter kein Unglück, überlegte sie fieberhaft, mich kennt niemand und meine Eltern, die an dem schrecklichen Drama in Illyria aktiv beteiligt waren, sind längst tot. Außerdem hatte das kleine verarmte Land am Mittelmeer in den Jahren unter der Herrschaft von Prinz Alex Anschluss an demokratische Verhältnisse gefunden. Die gefürchtete Sicherheitspolizei war aufgelöst worden und konnte ihr und ihrer Schwester Lexie nicht mehr gefährlich werden.

Auch Blutrache, die ihre Mutter fast noch mehr gefürchtet hatte als die Schergen des Diktators, wurde in einem Staat des einundzwanzigsten Jahrhunderts bestimmt nicht mehr praktiziert. Besonders Prinz Marco, der in Frankreich, der Heimat seiner Mutter, geboren und erzogen worden war, musste derartige Traditionen für barbarisch und überholt halten.

Verstohlen sah sie ihn an – wurde von einer dunklen Ahnung befallen und fröstelte.

Marco Considine machte nämlich durchaus den Eindruck, als ob ihm die in seinem Volk seit undenklichen Zeiten geltenden Vorstellungen von Recht und Ehre etwas bedeuteten. Unwillkürlich fielen Jacoba die zahlreichen alten Sagen und Legenden Illyrias ein, die von Krieg und Vergeltung handelten …

Du siehst Gespenster, schalt sie sich und versuchte, ihre Gedanken wieder auf das Geschehen im Saal zu richten. Der Prinz zog ihre Aufmerksamkeit jedoch wie magisch an, und es gelang ihr nicht, sich der Faszination zu entziehen, die er auf sie ausübte.

Vielleicht lag das an seiner Größe. Niemand wusste besser als Jacoba, wie wichtig jeder Zentimeter war. Wäre sie nur etwas kleiner gewesen, hätte sie niemals diese traumhafte Karriere als Model machen können.

Marco Considine war mindestens einen Kopf größer als sie. Dabei wirkte er nicht schlaksig, sondern war auffallend muskulös und bewegte sich geschmeidig und elegant. Kein Wunder, dass jeder andere Mann im Saal neben ihm verblasste.

Seine Gesichtszüge zeugten von der edlen Abstammung, deren Ursprünge sich in den Mythen der Antike verloren. Prinz Marco war ein Considine durch und durch. Nach seinem Cousin, dem regierenden Monarchen Prinz Alex, und seinem älteren Bruder Gabriel, Großherzog von Illyria, stand er in seinem Land an dritter Stelle der Thronfolge.

Das machte ihn für sie nicht nur zu einem verbotenen, sondern auch zu einem höchst gefährlichen Mann.

Als sie hörbar schluckte, sah der Prinz auf und betrachtete sie flüchtig. Es war nur ein kurzer Blick, doch seinen ungewöhnlichen Augen schien nichts zu entgehen.

Panik stieg in Jacoba auf. Mit eiserner Disziplin zwang sie sich zur Ruhe. Er wusste nicht, dass auch sie aus Illyria stammte. Allein ihre Schwester kannte das Geheimnis –und ihr ältester und bester Freund Hawke, der es bestimmt niemals preisgeben würde.

Für die Welt war sie eine Neuseeländerin, deren heller Teint, Haarfarbe und Name eine schottische Abstammung vermuten ließen.

Warum der Prinz wohl in Abendgarderobe erschienen war? Sie wusste es nicht. Sie sah nur, wie perfekt sein Smoking saß, und wie unscheinbar ihr die anderen Männer im Vergleich zu ihm erschienen.

Eigentlich verwunderlich, welche Wirkung er auf sie hatte, schließlich war sie es gewohnt, mit den bestaussehenden Männern der Welt vor der Kamera zu stehen. Weshalb also reagierte sie wie ein verzückter Teenager? Schnell besann sie sich auf ihre Professionalität und setzte ein blasiertes Lächeln auf.

„Ich nehme an, Sie sind im Zeitplan“, bemerkte der Prinz gerade.

Zoltan nickte beflissen und gab einen kurzen Lagebericht.

Jacoba, die es gewohnt war, stets im Rampenlicht zu stehen, fühlte sich übergangen, weil keiner der beiden Männer sie beachtete. Wahrscheinlich bin ich einfach zu verwöhnt, sagte sie sich und freute sich wieder einmal über ihren Entschluss, die Karriere als Model in naher Zukunft aufzugeben.

Mit dreißig hatte sie ihren Beruf sowieso an den Nagel hängen wollen, doch die überraschend hohe Gage für diesen Werbespot ermöglichte es ihr, ihren Plan schon drei Jahre früher zu verwirklichen. Nach Abschluss der Dreharbeiten standen für sie noch zwei Fototermine auf dem Programm, dann war sie frei.

Aufmerksam verfolgte sie die Unterhaltung der beiden Männer, und sie musste zugeben, dass die kurzen und sachlichen Äußerungen des Prinzen sie schwer beeindruckten. Er imponierte ihr, dieser Spross des Hauses Considine. Als Gegner durfte sie ihn nicht unterschätzen.

Als hätte er ihren durchdringenden Blick gespürt, hob er den Kopf und musterte Jacoba kühl und herausfordernd. Nach einigen Sekunden senkte sie die Lider. Der Prinz sollte nicht erfahren, welch beunruhigende Wirkung er auf sie hatte.

„Ich glaube, wir kennen uns nicht“, meinte er in diesem Moment.

Zoltan entschuldigte sich sofort. „Verzeihung, das wusste ich nicht. Dies ist Jacoba Sinclair.“

Damit war die Vorstellung für ihn beendet, und Jacoba versuchte, sich nicht darüber zu ärgern. Für einen Mann wie Zoltan waren Models unbedarfte Modepüppchen, an die gute Umgangsformen verschwendet waren.

Sie richtete sich stolz auf und reichte dem Prinzen anmutig die Hand. Behutsam nahm er sie in seine und hauchte dicht über ihrem Handrücken einen Kuss in die Luft. Bei jedem anderen hätte die Geste aufgesetzt und lächerlich gewirkt, doch bei Marco Considine wurde sie zu einer sinnlichen Liebkosung voller Versprechungen.

Wieder witterte Jacoba Gefahr und schluckte mühsam.

„Ich bin Marco Considine“, holte er Zoltans Versäumnis nach und sah sie an.

Jacoba war erfahren genug, um das Begehren zu erkennen, das in seinen Augen aufblitzte. Sie bewunderte seine Beherrschung, denn ansonsten verriet nicht die kleinste Regung, was in ihm vorging.

Zoltan trat von einem Fuß auf den anderen. Anscheinend war ihm gerade klar geworden, dass er für den Prinzen, der Geld und Macht auf seiner Seite hatte, lediglich eine untergeordnete Rolle spielte.

Jacoba hätte am liebsten gelacht, als der Regisseur, nur um sich wieder ins Gespräch zu bringen, belanglose Bemerkungen über das Wetter machte.

Marco Considine zog die Brauen skeptisch zusammen und drehte sich zu ihm um. „Wann werden Sie hier fertig werden?“

„Wir haben das Restaurant bis morgen früh um sechs gemietet“, erklärte Zoltan. „Wahrscheinlich aber werden wir schon viel früher fertig sein, weil Jacoba sich so geschickt anstellt.“

„Vielen Dank.“ Jacoba tat, als würde sie sich wirklich freuen.

„Wo ist denn Sean Abbott?“, fragte der Prinz und sah sich um. „Steht heute nicht der Walzer auf dem Programm?“

Verzweifelt hob Zoltan die Hände. „Sean ist stark erkältet und liegt im Bett, deshalb müssen wir mit einem Double drehen, die Nahaufnahmen werden dann später im Studio gemacht und eingefügt.“

Marco Considine nickte. „Stört es, wenn ich noch etwas bleibe und zuschaue?“

„Nein, nein“, versicherte Zoltan.

Der Prinz kniff die Augen zusammen und sah zu Jacoba. „Und für Sie ist das auch kein Problem?“

„Nicht im Geringsten.“ Sie lächelte herablassend.

Doch tatsächlich gab es ein Problem. Marco schüttelte den Kopf, als er beobachtete, wie sich Sean Abbotts Ersatzmann abmühte und ständig über seine eigenen Füße zu stolpern schien. Wie konnte ein Mann nur Schwierigkeiten haben, eine Frau zu führen, die leicht wie eine Feder über das Parkett schwebte! Doch vielleicht war der Ärmste einfach überwältigt von der Tatsache, die berühmte Jacoba Sinclair im Arm zu halten. Ob ihre Haarfarbe wohl echt war?

Marco blickte auf die Uhr. Jacoba mochte sich bemühen, so viel sie wollte, ihm war klar, dass es ihr nicht gelingen würde, das fehlende tänzerische Geschick ihres Partners zu überspielen.

„Klappe!“ Zoltans Stimme überschlug sich fast, doch er zwang sich zur Ruhe. „Ich möchte euch ja nicht beleidigen, aber das ist kein Walzer!“

„Sie will ihren eigenen Kopf durchsetzen und lässt sich nicht führen“, beklagte sich der Schauspieler.

„Darf ich es einmal versuchen?“

Zoltan blickte entgeistert Marco an, der sich soeben zu Wort gemeldet hatte.

Amüsiert fuhr der Prinz fort: „Ich bin ungefähr gleich groß, und wenn Sie mit mir nicht zufrieden sind, dürfen Sie mich einfach zurück ins Hotel schicken.“

Obwohl er Jacoba keines Blickes würdigte, bemerkte er ihre Abwehr beinah körperlich und ärgerte sich unglaublich darüber. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr war er es gewohnt, dass ihm die weibliche Welt zu Füßen lag.

Unglaublich, aber wahr. Diese Frau hier täuschte den Widerstand nicht vor, um sich interessant zu machen, sie wollte wirklich nicht mit ihm tanzen, das spürte er genau. Vielleicht liebte sie Hawke Kennedy tatsächlich. Weshalb sonst war sie noch seine Geliebte, obwohl er sie immer wieder betrog?

„Wenn Sie meinen …“ Zoltan wirkte nicht gerade begeistert.

„Sie haben nichts zu verlieren“, beruhigte ihn Marco. Sein Angebot war spontan gewesen, die Versuchung, Jacoba Sinclair so nah spüren zu dürfen, war einfach zu groß.

„Gut, dann versuchen Sie es eben.“ Zoltan rang sich ein höfliches Lächeln ab und richtete seine Aufmerksamkeit sofort wieder auf Jacoba.

„Und denk daran, du hast dein Herz schon fast verloren und fühlst dich dem Glück ganz nah. Ich möchte tiefe Gefühle sehen, Vorfreude und Bangen. Du weißt genau, dass du dich auf ein Abenteuer einlässt, das sich deiner Kontrolle entzieht. Zeige mit deinem Körper, dass er dich nur zu fragen braucht, und du gehörst ihm.“

Jacobas Wangen röteten sich, und Marco lächelte. Die Lust, die sich in ihm regte, unterdrückte er mit eiserner Willenskraft, und aufmerksam hörte er Zoltans Anweisungen zu.

Marco hätte nie gedacht, was es für einen Aufwand bedeutete, die simple Szene, wie sich zwei Menschen im Ballsaal trafen, auf Zelluloid zu bannen. Er fand den Vorgang anstrengend und langweilig, interessant war für ihn allein die Erfahrung, die Entstehung eines Films mitzuerleben.

Jacoba Sinclairs Professionalität zeigte sich in der kleinsten Einzelheit. Und dafür bewunderte er sie, denn für Zoltan war das Beste gerade gut genug, und sein Verhalten ihr gegenüber war schon fast als aggressiv zu bezeichnen. Dennoch blieb sie ruhig und verlieh ihrem Spiel eine außergewöhnliche Überzeugungskraft – fast hätte er geglaubt, er wäre wirklich die Liebe ihres Lebens.

Sie ist lediglich eine begnadete Schauspielerin, stellte er nüchtern fest. Ihr verhangener Blick und ihr verheißungsvolles Lächeln hatten nichts mit ihm zu tun. Trotzdem entging ihm eine gewisse innere Anspannung nicht, die nichts mit den Dreharbeiten als solchen zu tun zu haben schien.

Ob Zoltan versucht hatte, Jacoba ins Bett zu bekommen, und sie ihm eine Abfuhr erteilt hatte? Verärgert darüber, wie eifersüchtig ihn diese Vorstellung machte, konzentrierte er sich wieder auf Zoltans Regieanweisungen.

Da die Kamera stets auf seinen Rücken gerichtet war, fand er seine Aufgabe nicht weiter schwierig.

Endlich war Zoltan zufrieden. „Okay, das müsste reichen“, meinte er. „Kommen wir jetzt zum eigentlichen Tanz – eine durchaus angenehme Angelegenheit für Sie.“ Er schenkte Marco ein derart anzügliches Lächeln, dass dieser ihn am liebsten am Kragen gepackt und geschüttelt hätte. Er beschränkte sich jedoch darauf, die Brauen hochzuziehen und sein Gegenüber eisig zu mustern.

„Also Folgendes …“ Zoltan redete plötzlich wie ein Wasserfall. „Und wenn Sie nicht mehr weiterwissen, vertrauen Sie sich einfach Jacoba an, sie wird Sie schon in die richtige Richtung dirigieren“, schloss er seine Ausführungen.

Marco reichte Jacoba den Arm, sie legte ihre Hand darauf, und gemeinsam schritten sie zur Mitte der Tanzfläche. Dann endlich durfte er sie in die Arme schließen. Er hörte das Knistern der Seide, nahm Jacobas feinen fraulichen Duft wahr und fühlte ihren weichen nachgiebigen Körper. Ein Verlangen überfiel ihn, das ihn beinah die Beherrschung kostete.

Wie von weit her drangen die Klänge eines altmodischen Walzers an sein Ohr, der an die Zeiten der Königin Viktoria erinnerte, als die enge Tanzhaltung noch als skandalös empfunden wurde.

Jacoba vermied, ihm ins Gesicht zu sehen und blickte ausdruckslos über seine Schulter. Er blieb solange reglos stehen, bis sie irritiert den Kopf hob. Marco lächelte sie an und registrierte zufrieden, wie ihre grauen Augen aufblitzten.

„Entspannen Sie sich“, riet er. „Und vergessen Sie nicht: Wir sind dabei, uns ineinander zu verlieben.“

Zarte Röte überzog ihren makellosen Teint, und Jacoba biss sich auf die Lippe. Ehe sie jedoch antworten konnte, hatte er sie schon in die Arme gezogen und schwebte mit ihr über das Parkett. Seine französische Mutter war eine leidenschaftliche Tänzerin und unnachgiebige Lehrmeisterin gewesen, die ihm nicht den kleinsten Fehler hatte durchgehen lassen. Jacoba musste einen ähnlich strengen Tanzunterricht bekommen haben.

Anmutig folgte sie seiner Führung und hob den Kopf, sodass er ihr schönes Gesicht betrachten konnte, das die seligen Empfindungen der ersten Liebe so perfekt zum Ausdruck brachte. Lediglich in ihren Augen glaubte er einen Ausdruck zu erkennen, der dazu nicht so richtig passen wollte und der ihn an ein gehetztes Tier erinnerte.

„Warum haben Sie sich eigentlich vorhin nicht führen lassen?“, brach er schließlich das Schweigen.

Unter ihren dichten Wimpern warf sie ihm einen Blick zu, der Marcos Leidenschaft erneut wild entflammte und ihn so verwirrte, dass er beinah aus dem Takt gekommen wäre. Das Lächeln, das sie ihm dann schenkte, entsprach genau Zoltans Anweisungen. Einen Moment lang wünschte er, es sei echt und gelte ihm allein.

Der unwillkürliche Gedanke an Hawke Kennedy wirkte wie eine kalte Dusche. Nie würde er, Prinz Marco von Illyria, seine Geliebte mit einem anderen Mann teilen – erst recht nicht mit einem der besten Freunde seines Bruders Gabriel. Trotz dieser Überlegungen schmerzte sein Körper vor Verlangen.

„Irgendjemand muss schließlich die Richtung bestimmen“, antwortete Jacoba mit einer leicht rauchigen Stimme, die ihm gefiel.

„Und er war nicht in der Lage dazu?“, fragte er nach.

„Er braucht noch etwas Nachhilfeunterricht, um die Rolle eines Mannes zu übernehmen“, erwiderte sie.

Die leichte Röte, die sich nach diesen Worten auf ihren Wangenknochen ausbreitete, zeigte ihm, dass ihr die Doppeldeutigkeit ihrer Worte erst im Nachhinein aufgefallen war.

„Sie sind Neuseeländerin?“, fragte er, um ein unverfängliches Thema anzuschneiden.

Spielte ihm seine Fantasie einen Streich, oder hatte sie ihn wirklich für den Bruchteil einer Sekunde erschrocken angesehen?

„Ich bin hier geboren und aufgewachsen“, erwiderte sie dann jedoch und blickte ihn unbefangen an.

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