Niemand widersteht Jace

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Niemals wird sie sich mit dem Playboy der Redaktion einlassen! Auch wenn ihr Herz ins Stolpern gerät, sobald sie in seine Augen sieht – Melanie wird nicht zu einer weiteren Kerbe in Jaces Bettpfosten! Als ihr Chef ihr befiehlt, enger mit Jace zusammenzuarbeiten, ist sie entsetzt: Jetzt ist sie dem attraktiven Journalisten ganz nah.Von Tag zu Tag kann sie seinem Charme weniger widerstehen, und Jace scheint es ähnlich zu gehen. Als er ihr gesteht, dass er sie liebt, ist Melanie überglücklich. Gleichzeitig wachsen die Zweifel in ihr: Kann sie dem Playboywirklich vertrauen?


  • Erscheinungstag 17.11.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751520706
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Manchmal entwickelt sich ein Tag, der mies anfängt, am Ende doch noch ganz gut. Aber es gibt auch Tage, da wird alles nur noch schlimmer. Obwohl Melanie Prentiss sich wirklich Mühe gab, positiv zu denken, sah es ganz so aus, als ob dieser Tag zur letzteren Kategorie gehörte.

Es fing damit an, dass sie ihr Haar versengte. Dabei wollte sie nur ihren Kajalstift anwärmen, damit die Farbe geschmeidig wurde. Für ein richtig schickes Make-up.

Das wäre der richtige Augenblick gewesen, um sich krank zu melden. Aber das war nicht ihre Art. Also hatte sie sich auf den Weg gemacht – nur um sich im Auto einen Riesenbecher Kaffee über den Schoß zu kippen.

Weil sie schon zu spät dran war, rannte sie ins Gebäude. Prompt blieb sie mit dem Absatz an der Fußmatte hängen. In hohem Bogen landete sie auf dem Boden.

Und jetzt das.

Melanie las die Nachricht von ihrem Chef, der sie dringend sprechen wollte. Kurt war der Chefredakteur, für den sie bei einer kleinen Tageszeitung in Portland, Oregon, arbeitete. Es ging vermutlich um ihre letzte Kolumne.

Sie hatte sich hinreißen lassen, weil ihre Mutter mal wieder Liebeskummer hatte. Das passierte Loretta Prentiss mindestens dreimal im Jahr, und jedes Mal musste Melanie sie trösten. Ihre Mutter war intelligent und attraktiv, eine erfolgreiche Geschäftsfrau … und wild entschlossen, die wahre Liebe zu finden.

Leider hatte sie keinerlei Menschenkenntnis.

Melanie stöhnte. Vielleicht hatte sie Glück, und Kurt würde nur einen anderen Mitarbeiter für ihre Kolumne einsetzen. Es war ja nicht ihr Lebensziel, Kummerkastentante zu sein. Sie hatte den Job nur angenommen, um bei der Zeitung Fuß zu fassen.

Was sollte sie tun, wenn Kurt sie rauswarf? Geld hatte sie kaum, denn sie verdiente nicht viel. Sie schloss die Augen.

„Na, letzte Nacht zu viel gefeiert, Mel?“

„Wohl kaum. Das ist dein Metier, Jace.“

„Da liegst du falsch. Ich bin nicht nur auf Spaß aus.“

Sie machte ein Auge auf und wünschte sich sofort, sie hätte das nicht getan. Noch nie war sie einem Mann begegnet, der ihr so unter die Haut ging wie Jace Foster. Schlank, mit breiten Schultern, langen Beinen, einem markant geschnittenen Gesicht und schokoladebraunen Augen bot er einen Anblick, der lange, heiße Nächte versprach. Aber den Fehler, sich mit dem Playboy des Büros einzulassen, würde sie nicht machen.

„Verschwinde“, sagte sie und schloss wieder die Augen. „Ich muss nachdenken.“

„Mach nur, Süße. Ich soll dir sagen, dass Kurt dich sofort sehen will. Hast du den Chef irgendwie verärgert?“

Sie stand auf, stützte sich mit den Händen rechts und links von Jace auf und beugte sich vor. „Was ist los?“

Er verzog die vollen Lippen zu einem Lächeln, mit dem er bestimmt schon Dutzende, wenn nicht gar hundert Frauen vor ihr verführt hatte. Dann fuhr er ihr sanft übers Haar und zupfte leicht an einer Strähne. „Ich frage mich nur, seit wann verkohlt der letzte Schrei ist, was Frisuren angeht, Mello Yello.“

Augenblicklich verpuffte jeder Anflug von Leidenschaft. Melanie wich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mieser Morgen. Und, wird mein Tag jetzt noch schlechter?“

„Kommt darauf an, wie du das definierst.“ Jace blinzelte unschuldig mit den unverschämt langen, schwarzen Wimpern, bevor er von ihrem Schreibtisch rutschte. „Ich warte auf dich“, sagte er und schlenderte davon.

Unwillkürlich sah sie ihm nach. Wie viele Frauen hatte er nur mit dem Anblick seiner Beine in diesen hautengen Jeans ins Bett gelockt? Sie würde sich niemals in die lange Reihe seiner Eroberungen einreihen.

Plötzlich fuhr sie zusammen, als sich jemand hinter ihr räusperte.

„Sollen wir uns hier unterhalten oder in mein Büro gehen?“, fragte Kurt und baute sich vor ihrem Schreibtisch auf. „Mir ist beides recht. Aber ich könnte mir vorstellen, dass du dieses Gespräch lieber unter vier Augen führen würdest.“

Er würde sie rausschmeißen. „Dein Büro. Ich war gerade auf dem Weg zu dir“, antwortete Melanie.

Zögernd betrat sie Kurts Büro und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er es kurz und schmerzlos machen würde.

Kurt saß schon wieder an seinem Schreibtisch und warf ihr einen finsteren Blick zu. „Tür zu.“

Seufzend machte sie einen Schritt vorwärts und schloss die Tür hinter sich. „Ich bin fast fertig mit der Kolumne für nächste Woche“, sagte sie, in der Hoffnung, mit dieser guten Nachricht zu punkten.

„Ich kann es gar nicht erwarten, sie zu lesen“, sagte er sarkastisch. „Aber, Mel …“

„Ich weiß schon, du bist sauer“, unterbrach sie ihn. „Aber ich kann das erklären.“

„Was gibt’s da zu erklären? Du sollst den Leuten gute Ratschläge geben. Wenn du das nicht kannst, dann sagst du ihnen, sie sollen sich um professionelle Hilfe bemühen. Du wirst nicht dafür bezahlt zu schreiben, dass es so etwas wie Liebe nicht gibt und dass Frauen, die daran glauben, sich nur etwas vormachen.“

„Das habe ich nicht! Jedenfalls nicht direkt.“

Kurt ergriff die Zeitung, die neben ihm auf dem Tisch lag. Er blätterte, bis er die richtige Seite gefunden hatte. Dann las er vor: „Ich bin jetzt seit sechs Jahren mit meinem Verlobten zusammen. Er zögert immer noch, ein Datum für die Hochzeit festzulegen. Langsam habe ich das Warten satt. Was kann ich tun? Viele Grüße, Noch-keine-Braut.“

„Ich weiß, was da steht“, protestierte Melanie. „Du musst es mir nicht vorlesen.“

Kurt fuhr fort, als ob sie nichts gesagt hätte. „Liebe Noch-keine-Braut, wenn dein Verlobter so lange damit gewartet hat, dann wird wohl nie geheiratet. Hör auf, dir was vorzumachen. Du bist besser damit bedient, ins Kloster zu gehen, als auf diesen Versager zu warten. Setz ihn vor die Tür. Lebe dein eigenes Leben. So wirst du glücklicher.“ Kurt knallte die Zeitung auf den Tisch.

„Siehst du? Ich habe nicht geschrieben, dass es keine Liebe gibt. Und jetzt sei mal ehrlich, dieser Typ will doch ganz offensichtlich nicht heiraten. Ich kann die Frau doch nicht anlügen!“

Kurt bedachte sie erneut mit einem bitterbösen Blick. „Dann sagst du ihr, dass sie mit ihm reden soll, und rätst ihr zur Therapie.“

„Ja, aber …“

„Ich habe dir klar und deutlich gesagt, was wir von dieser Kolumne erwarten.“

Sie zuckte zusammen. „Vielleicht habe ich ein paar Fehler gemacht, aber …“

„Ich mag dich, Mel. Du hast das Zeug, deine Sache gut zu machen.“

Ein winziger Hoffnungsschimmer. „Danke“, sagte sie leise. „Ich verspreche …“

„Aber ich war viel zu nachsichtig mit dir. Und jetzt bist du zu weit gegangen. Letztes Mal habe ich gesagt, dass ich dich rauswerfe, wenn das noch mal passiert.“

In Gedanken zählte sie das Geld in ihrem Geldbeutel und auf ihrem Konto zusammen. „Aber … das tust du doch nicht, oder?“

Nach einer gefühlten Ewigkeit zuckte Kurt mit einer Schulter. „Das liegt ganz bei dir. Ich bin bereit, dir noch eine allerletzte Chance zu geben. Aber von jetzt an wird alles, was du schreibst, von einem Kollegen Korrektur gelesen. Wenn der Betreffende verlangt, dass du etwas änderst, dann machst du das. Kein Widerspruch. Kapiert?“

„Alles, was du willst!“, rief sie. Aber dann hatte sie eine böse Vorahnung. „Wer soll das denn sein, dieser Kollege?“

„Jace.“

Schockiert zuckte sie zusammen. „Jace Foster? Vergiss es. Da lasse ich mich lieber feuern.“

„Schön. Dann bist du hiermit entlassen. Räum deinen Schreibtisch und verschwinde.“

Okay. Also kein Bluff. Melanie holte tief Luft. „Meinst du das ernst? Willst du mich wirklich rauswerfen, wenn ich diesen egoistischen Playboy nicht als Babysitter akzeptiere? Auch wenn ich hoch und heilig verspreche, diesen Fehler nicht noch mal zu machen?“

„Das hast du auch gesagt, als du einer Frau geraten hast, den Mann in ihrem Leben durch einen Hund als Freund und einen Vibrator als Liebhaber zu ersetzen.“ Kurt schlug mit der Faust heftig auf den Tisch. „Dein Problem ist“, sagte er, „dass deine Ratschläge immer auf deinen eigenen Schwierigkeiten mit Männern beruhen.“

Ihr Chef hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. „Allen Männern misstraue ich nicht. Aber muss es ausgerechnet Jace sein?“

„Glaubst du wirklich, dass du noch Ansprüche stellen kannst?“ Kurt fuhr sich durch sein dichtes, krauses Haar. „Außerdem, so schlimm wird es schon nicht. Du hast mich doch angefleht, dir richtige Arbeit zu geben. Und da hätte ich einen Job, an dem du zusammen mit Jace arbeiten könntest. Falls du bleibst.“

„Einen Job? Ein richtiges, echtes Projekt, wo am Ende tatsächlich mein Name unter dem Artikel steht?“

„Dachte ich mir doch, dass dich das interessiert.“

Nun ja, auch wenn sie das nicht zugeben wollte, damit hatte er sie. „Worum geht es?“

„Um einen Leitartikel zum Valentinstag.“ Kurt grinste. „Vielleicht lernst du dabei sogar was über die Liebe.“

„Soll das ein Witz sein? Du willst, dass ich mit Jace einen Artikel voller Gefühlsduselei schreibe?“

„Allerdings. Und du darfst sogar deinen Job behalten. Natürlich liegt das ganz bei dir.“

Das war die Chance, sich zu beweisen. Melanie sollte aufgeregt sein. Stattdessen verspürte sie nur Panik. „Warum ist Jace dazu bereit? Hat er nichts Wichtigeres zu tun?“

„Merkwürdigerweise war die Zusammenarbeit mit dir seine Idee. Du schuldest ihm ein Dankeschön. Ohne ihn wärst du jetzt deinen Job los.“

Jace hatte diese Kooperation vorgeschlagen? So wie sie Jace kannte, ging es bei dieser Abmachung viel mehr darum, sie herumzukriegen, als ihr aus der Klemme zu helfen. Seit ihrem ersten Arbeitstag hatte er unermüdlich mit ihr geflirtet. „Hast du ihn gefragt, was er sich davon verspricht?“

„Das ist mir egal. Wenn du neugierig bist, musst du ihn schon selbst fragen.“

Oh ja, das würde sie. Und dann würde sie ihn erwürgen. „Also gibt es für mich absolut keinen anderen Ausweg?“

„Betrachte Jace einfach ab sofort als deine bessere Hälfte.“ Kurt bedachte sie mit einem flüchtigen Lächeln. „Heißt das, du machst es, Melanie?“

Sie hatte schließlich keine andere Wahl, oder? „Ich nehme die Bedingungen an. Auch wenn sie albern sind.“

Kurt lachte. Melanie drehte sich auf dem Absatz um und flüchtete. Sie musste dringend jemandem den Hals umdrehen.

Jace trank einen Schluck Kaffee und legte betont lässig die Beine auf den Tisch. Dabei war er alles andere als entspannt oder gleichgültig, was seine Gefühle für Melanie anging. Verwirrt passte schon besser.

Er war sich ziemlich sicher, dass sie gleich in sein Büro stürmen würde. Wahrscheinlich würde sie Gift und Galle spucken.

Aber er wollte eine Chance bei ihr. Keine Frau hatte ihn je so berührt wie Melanie. Auch wenn er immer noch nicht wusste, warum das so war.

Melanie war nicht nur anders, sie passte überhaupt nicht ins Bild. Sie war verbissen und nicht entspannt. Widerborstig statt charmant. Und meistens alles andere als elegant.

Lauter Eigenschaften, die unter keinen Umständen attraktiv sein dürften. Aber, Himmel, er fand alles an ihr anziehend. Süß. Manchmal einfach sexy. Seit er Melanie Prentiss zum ersten Mal gesehen hatte, war seine Welt völlig aus den Fugen geraten. Und er hatte keinen Schimmer, was er dagegen tun konnte.

Jace warf einen Blick zur Tür. Dann schaute er auf die Uhr. Inzwischen waren gut zwanzig Minuten vergangen … also, wo zur Hölle steckte sie?

Genervt machte er seinen Laptop an und versuchte, seinen neuesten Artikel Korrektur zu lesen.

Sein Job bei der Zeitung war ziemlich vielseitig. Wie alle Reporter bei der Gazette bekam er verschiedene Projekte zugeteilt. Aber seine Hauptaufgabe waren zwei Kolumnen. „Der Junggeselle ist los!“ war eine Beziehungskolumne aus Sicht des alleinstehenden Mannes. Außerdem schrieb er noch einmal im Monat die Serie „Mann von Welt in der Stadt“ mit Berichten über Veranstaltungen in Portland und Umgebung.

In diesem Artikel hier ging es jedoch um Persönliches. Das Thema war sein Neffe, der vor etwas mehr als drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Sein älterer Bruder Grady, der Vater von Cody, hatte mit dem Kleinen ein paar Tage vor Heiligabend den Weihnachtsmann im Einkaufszentrum besucht. Auf dem Rückweg war ein betrunkener Autofahrer in ihren Wagen gerast. Cody war nur fünf Jahre alt geworden.

Im ersten Jahr war der Schmerz über den Verlust zu groß gewesen, um auch nur daran zu denken, über den Unfall und über Cody zu schreiben. Seither war die Idee Jace jedoch nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Er musste etwas tun. Er wollte die Menschen zum Nachdenken bringen.

Aber er konnte sich nicht konzentrieren und machte den Laptop wieder aus. Wo war Melanie? Kurt konnte unmöglich so lange brauchen, um ihr die Details zu erklären. Vielleicht hatte sie das Angebot abgelehnt und packte gerade ihre Sachen. Nein. Das war lächerlich. Eine Zusammenarbeit mit Jace musste doch besser sein als Arbeitslosigkeit.

Er schob gerade seinen Stuhl zurück, um nachzusehen, was los war, als sie hereinmarschierte. Und sie spuckte Gift und Galle. Also hatte sie sich auf den Deal eingelassen.

Er zwinkerte ihr zu. „Da bist du ja, Süße. Ich habe mich schon gefragt, warum du so lange gebraucht hast.“

„Weil ich deinen Mord geplant habe“, sagte sie und warf ihr karamellbraunes Haar über die Schulter zurück. „Weißt du, was du bist, Jace Foster?“

„Dein Held?“ Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Du musst dich nicht bedanken. Ich helfe gern.“

„Held?“, fauchte sie. „Du glaubst wohl, du kannst mit deiner Selbstsicherheit, deinem Sexappeal und deinem Charisma alles kriegen, was du willst. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass dein Charme und … und … dein albernes, sexy Grinsen bei mir nicht wirken.“

„Ich glaube, da habe ich doch tatsächlich ein paar Komplimente herausgehört.“

„Komplimente?“ Sie tippte sich an die Stirn. „Vielleicht solltest du mal mit einem Arzt reden, bevor du noch völlig den Bezug zur Realität verlierst.“

Jace zählte es an den Fingern ab. „Sexappeal. Charisma. Charme. Mein Lächeln ist sexy. Oh, und selbstsicher bin ich auch. Das sind fünf Komplimente.“

„Warst du schon immer so eingebildet?“

„Du hast doch gesagt, dass mein Grinsen sexy ist.“ Provozierend fügte er hinzu: „Und schließlich habe ich dir den Job gerettet. Also wäre ein Dankeschön vielleicht doch angebracht.“

„Das war ganz allein mein Problem. Ich kann es nicht leiden, dass du mit Kurt über mich gesprochen hast. Ich brauche keinen Mann, der mir aus der Patsche hilft.“ Ihre Lippen zitterten, und sie hatte Tränen in den Augen. „Ich brauche keine Helden.“

Ihre Augen schimmerten tränennass.

Jace nahm die Füße vom Schreibtisch. Mit weinenden Frauen konnte er nicht umgehen. Wenn Melanie anfing zu weinen, würde er ihr alles geben, nur damit sie wieder aufhörte. Sein Auto, sein Haus, sein Geld … sein Herz. Egal. „Ich wollte gar nicht den Helden spielen, sondern mit dir über den Leitartikel für den Valentinstag reden. Und dann habe ich deine Kolumne gelesen.“

Melanie verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum bist du zu Kurt gegangen?“

„Weil ich gewusst habe, dass er sauer sein würde.“ Jace zuckte die Achseln. „Ich mag es ja, wenn du die Männerhasserin gibst. Kurt aber nicht. Wir können den Leitartikel nicht zusammen schreiben, wenn du nicht mehr hier arbeitest. Also habe ich mich eingemischt.“

„Ich hasse die Männer nicht. Es ist nur so …“

„… dass du ihnen nicht traust. Ja, das hast du sehr deutlich gemacht.“

„Ich bin ganz einfach noch nie einem Mann begegnet, der mein Vertrauen verdient hätte.“

Jace ahnte, dass mehr dahintersteckte. Er sagte nur: „Jetzt schon.“

Sie prustete. „Mir ist diese Situation zuwider. Ich habe mich nur darauf eingelassen, weil Arbeitslosigkeit schlimmer ist, als mit dir zusammenzuarbeiten. Aber ich gehe nicht mit dir aus. Ich gehe nicht mit dir ins Bett. Ich habe kein Interesse an mehr als beruflicher Zusammenarbeit. Ist das klar?“ Ihre Stimme war hart wie Stahl. Aber ihre Augen glänzten immer noch verdächtig.

„Keine Dates. Kein Sex. Ja, kapiert.“ Er machte die oberste Schreibtischschublade auf und holte zwei Notizblöcke heraus. „Setz dich. Wir haben eine Menge zu besprechen.“

„Los geht’s“, murmelte sie und setzte sich. „Wie ich das hasse.“

„Ist es wirklich so schlimm, mit mir zu arbeiten?“ Er schob einen Block und einen Stift zu ihr hinüber.

„Ich arbeite nicht mit dir zusammen. Du bist der Boss. Da hat sich Kurt ziemlich klar ausgedrückt.“

Also deswegen war sie so stinkig. „Das ist mir egal. Ich sehe uns als gleichberechtigt.“

„Abgesehen davon, dass du alles lesen musst, was ich schreibe. Und wenn du beschließt, dass etwas geändert werden sollte, habe ich zu gehorchen.“

Die Idee, Melanies Arbeit zu kontrollieren, war nicht auf seinem Mist gewachsen. „Wie wäre es, wenn wir einfach nur so tun, als ob? Tu mir den Gefallen und lass die Hasstiraden auf Männer stecken, damit Kurt uns nicht noch am Ende beide feuert.“

Überraschung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. „Ehrlich? Du würdest deinen Job aufs Spiel setzen, damit wir Partner sind?“

Er würde sogar kündigen, wenn das der Preis war. „Vertrauen gegen Vertrauen. Einverstanden?“ Jace streckte die Hand aus.

„Okay, Jace. Wir sind Partner. Aber kein Flirten. Keine Anspielungen. Das hier ist rein geschäftlich.“

„Klar.“ Sie besiegelten ihre Abmachung mit Handschlag. Ihre Hand war weich und warm, und ihre Nähe ließ seine Haut kribbeln, sein Herz schneller schlagen und benebelte sein Hirn. Jace ließ sie los, bevor er etwas Dummes sagen konnte. Um sein inneres Gleichgewicht wiederzugewinnen, schenkte er ihr sein strahlendstes Lächeln. „Findest du wirklich, dass mein Lächeln sexy ist?“

Ihre Mundwinkel zuckten. „Ich habe schon Schlimmeres gesehen.“

Melanie sah ihre Notizen durch und bemühte sich vergeblich, auch nur einen Hauch Begeisterung aufzubringen. Es lag nicht nur am Thema, sondern auch am Mann. Jace machte sie nervös.

Die einzige Lösung war, den Ansatz für den Valentinstagartikel so zu ändern, dass sie nicht viel Zeit miteinander verbringen mussten. „Vielleicht sollten wir das ganz anders anpacken. Wir haben noch was? Sechs Wochen? Interviews, Recherchieren, Schreiben und den normalen Bürokram. Wenn was schiefgeht, haben wir nicht viel Zeit, um das auszubügeln.“

Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hände. „Woran denkst du?“

„Warum entblößen wir den Valentinstag nicht als das, was er wirklich ist, anstatt einen Mythos fortleben zu lassen?“

„Interessantes Konzept. Aber“, er zwinkerte ihr zu, „auch wenn ich sonst liebend gern allerhand mit dir entblößen würde, ich bin mir nicht sicher …“

„Ehrlich, Jace! Du kannst einfach nicht anders, was?“

„Das war doch nur ein Witz.“

„Schön. Aber wenn du jetzt mit Kurt hier sitzen würdest, hättest du diesen Witz dann auch losgelassen?“

„Nein.“

„Genau das meine ich. Du behauptest, wir sind Partner. Dann möchte ich, dass wir das auch wirklich sind. Stell dir einfach vor, ich wäre Kurt.“

„Ich kann nicht so tun, als ob du ein Mann wärst. Aber du hast hundertprozentig recht. Entschuldige bitte. Es tut mir leid.“ Er hörte sich hilflos an. Und – aufrichtig.

„Entschuldigung angenommen.“ Sie tippte sich an die Stirn. „Weißt du, dein Gehirn ist nicht nur fürs Denken da, sondern auch dafür, spontane Impulse zu kontrollieren. Und da hast du ganz offensichtlich Defizite. Darf ich raten? Ich wette, du hast schon jede Menge Produkte aus Werbesendungen gekauft. Wie viele Astronautenhandtücher hast du?“

„Klasse Retourkutsche.“ Seine Lippen zuckten. „Nur um das klarzustellen, Astronautenhandtücher habe ich keine. Aber ich habe ein … oder zwei von diesen Sofadecken mit Ärmeln. Vielleicht auch drei.“

Sie versuchte, sich Jace in einer Ärmeldecke auf dem Sofa vorzustellen, während er ein Footballspiel oder einen Actionfilm schaute. Da musste sie lachen. „Portlands attraktivster Junggeselle im Schnuckelanzug. Das wäre eine Illustration für deine Kolumnen.“

Er zog einen Schmollmund. „Ein Mann hat das Recht, es gemütlich zu haben. Außerdem wärmen diese Dinger wunderbar. Ich kann Popcorn essen, Bier trinken, am Laptop arbeiten oder ein Buch lesen, ohne dass mir kalt wird.“

Sie versuchte, ernst zu bleiben. Aber das gelang ihr nicht. „Jace Foster, unser Mann von Welt in Portland, der die Frauen je nach Windrichtung wechselt, trinkt Bier in der Ärmeldecke. Das passt einfach so gar nicht zu deinem Image.“

„Was soll ich sagen? Ich bin eben der geheimnisvolle Typ.“

„Oh ja. Dein Geheimnis besteht aus drei Sofadecken zum Anziehen.“ Sie wischte sich Lachtränen von den Wangen. „Das muss ich sehen.“

„Nicht in diesem Jahrhundert.“ Jetzt bedachte er sie mit einem wirklich finsteren Blick. „Außerdem bin ich gar nicht so unstetig, was Frauen angeht.“ Er schob ihr eine Wasserflasche hin. „Wenn du dich beruhigt hast, können wir weitermachen?“

Er konnte doch unmöglich ernsthaft sauer sein, oder? Sein Verhalten bei Dates war schließlich zweimal im Monat das Thema seiner dämlichen Kolumne. Melanie trank einen Schluck Wasser und holte tief Luft. „Tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe. Aber du musst zugeben, dass das komisch ist.“

„Sofadecken sind kein bisschen komisch“, sagte er mit gespieltem Ernst. „Aber ich verstehe schon. Du siehst mich einfach als Inbegriff der Männlichkeit. Daher verunsichert es dich, mich von einer anderen Seite kennenzulernen.“

„Aber sicher.“

Autor

Tracy Madison
<p>Die preisgekrönte Schriftstellerin Tracy Madison ist in Ohio zu Hause, und ihre Tage sind gut gefüllt mit Liebe, Lachen und zahlreichen Tassen Kaffee ... Die Nächte verbringt sie oft schreibend am Computer, um ihren Figuren Leben einzuhauchen und ihnen ihr wohlverdientes Happy End zu bescheren. Übrigens bekommt Tracy Madison sehr...
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