Nimm mich, mein wilder Highlander!

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Der verwundete Highlander berührt ihr Herz, deshalb verhilft Lady Alys ihm zur Flucht. Vielleicht kann der geheimnisvolle Fremde sich revanchieren, indem er ihre Sehnsucht nach leidenschaftlichen Stunden stillt?


  • Erscheinungstag 28.05.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733717452
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Schottland, 1306

Finian MacLachor fror sich langsam zu Tode. Er trug nur noch seine langen Tartanhosen, alles andere hatte man ihm abgenommen, er hatte nichts mehr, das ihn wärmen konnte. Der Baron of Harkirk, Robert Fitzroy, hatte befohlen, ihn auszupeitschen und Finian war anschließend mit wundem, blutigem Rücken in einem Vorratsraum eingesperrt worden. Er trug schwere eiserne Handfesseln und Ketten, die eine Flucht unmöglich machten.

In der Morgendämmerung würden sie kommen, um ihn zu töten.

Ihm war klar, dass der Baron ihn nicht schnell und schmerzlos sterben lassen würde. Sie wollten an ihm ein Exempel statuieren, um die anderen Schotten einzuschüchtern, die es wagten, den englischen Besatzern Widerstand zu leisten.

Doch je länger er in der Kälte saß und die eisige Luft seine Haut durchdrang, sodass sie ihm jedes Gefühl raubte, desto klarer wurde sein Geist.

Du verdienst dein Leben überhaupt nicht. Wenn du nicht gewesen wärest, hätten auch nicht fast alle MacLachors sterben müssen.

Finian schloss die Augen, denn ein schmerzhafter Knoten schnürte ihm das Herz zusammen. Es war jetzt natürlich zu spät, um sie zu retten. Er umklammerte seine Ketten mit eisigen Fingern und zog mit aller Kraft an ihnen. Er hoffte in seiner Verzweiflung, dass er sie aus der Wand reißen konnte. Was war wohl aus Iliana geworden? War sie in der Überzeugung gestorben, dass er sie vergessen hatte? Sie war doch gerade erst zehn Jahre alt.

Er sank auf die Knie und betete für ihre Seele. Er würde wahrscheinlich nicht lange genug überleben, um ihren Tod zu rächen, aber er würde sich auch nicht einfach still in sein Schicksal ergeben. Wenn Gott es so wollte, würde er Harkirk noch einen empfindlichen Schlag verpassen, ehe er schließlich für immer gehen musste.

Schritte näherten sich. War es etwa schon Morgen? Er erhob sich und stand wartend mitten in seinem Gefängnis. Eine Gestalt mit einer Kapuze auf dem Kopf trat aus dem Schatten. Zu seinem Erstaunen handelte es sich dabei um eine Frau. Was hatte eine Frau an einem Ort wie diesem zu suchen? Was wollte sie von ihm?

Finian senkte den Kopf und tat so, als ob er sie nicht gesehen hätte. Es war leichter, etwas über seine Feinde zu erfahren, wenn sie dachten, dass man nichts von ihnen wusste. Sie stand noch immer auf der Treppe und er versuchte, sie aus dem Augenwinkel besser zu erkennen.

Sie hatte hellbraunes Haar, das von goldenen Strähnen durchzogen war und sein Anblick schien sie zu erschrecken. Stumm wartete Finian darauf, dass sie etwas sagte. Sie hielt den Blick auf seine Ketten gerichtet und hielt einen Schlüssel in der Hand, als ob sie sich nicht sicher wäre, was sie jetzt zu tun sollte. Wollte sie ihn womöglich befreien? Aber warum sollte ausgerechnet eine Fremde so gütig zu ihm sein?

Er wartete darauf, dass sie wieder ging, denn dies war kein Ort für eine Frau. Stattdessen kamen ihre Schritte näher, die Treppe herunter. Finian verharrte bewegungslos, doch je länger sie vor ihm stand, desto deutlicher merkte er, wie sehr er selbst am ganzen Leib zitterte. Seine Ketten rasselten, obwohl der die Hände zu Fäusten ballte und sie ganz stillhielt. Seine Haut brannte vor Schmerzen, auch wenn seine Wunden inzwischen nicht mehr bluteten.

„Versprecht Ihr mir, mir nichts zu tun, wenn ich Euch freilasse?“, fragte die Frau leise.

Er hob mit einem Ruck den Kopf, Hoffnung keimte in ihm auf. Wollte sie ihn wirklich freilassen? Er blinzelte verwirrt und sah sie an. Sie betrachtete ihn ruhig mit ihren grünen Augen. Sie war so unwirklich schön wie ein Engel, dass sie hier war, musste seiner Einbildungskraft entsprungen sein.

„Wer seid Ihr?“ Seine Stimme war rau und scharf vor Kälte.

„Man nennt mich Alys Fitzroy, Lady of Harkirk.“ Sie fröstelte und hielt den Schlüssel zu seinen Handfesseln zwischen den Fingern. „Denkt nicht einmal daran, mich als Geisel zu nehmen. Ich will fort von hier, genau wie Ihr.“

Es war schon seltsam, dass der Engel der Gnade ausgerechnet in Gestalt der Gemahlin seines schlimmsten Feindes daherkam. Sie würde ihn wohl kaum freilassen wollen, wenn ihr klar wäre, dass er vorhatte, ihren Mann umzubringen.

Aber was sollte das bedeuten, dass sie von hier wegwollte? Finian starrte sie ungläubig an, er verstand nicht, was vor sich ging. Aber er konnte an ihrem Gesicht ablesen, dass sie wirklich unglücklich war. Das hatte er nicht erwartet.

Sie berührte sein Handgelenk mit den Fingern; ihre Hand war warm, fast wie eine heilsame Tinktur. In der Dunkelheit konnte er ihren Atem als kleine Wolke sehen und roch den zarten Duft von Kräutern, der von ihrer Haut ausging. Als hätte sie noch am Abend mit Blütenblättern gebadet, die ihre Brüste berührten.

Plötzlich erfasste ihn ein heftiges Verlangen. Wahrscheinlich lag es nur daran, dass er so lange allein geschlafen hatte – dann konnte kein Mann verhindern, dass ihn die Berührung einer schönen Frau erregte. Sie hatte ein zartes Gesicht, eine kleine Nase und ihre Lippen waren ein klein wenig verzogen, so als ob sie sich Sorgen machte. Ihre Hände zitterten, aber trotzdem machte sie sich daran, seine Fesseln zu lösen.

Nur wenig später fielen die schweren Ketten vor ihm zu Boden. Sein Handgelenk war aufgescheuert, aber er konnte sich aufrecht halten, während er darauf wartete, dass sie auch seine andere Hand befreite.

„Wie ist Euer Name?“, fragte sie, während sie den zweiten Eisenring öffnete.

„Finian“, antwortete er. „Ich bin Chief der MacLachors. Oder … zumindest war ich das, bevor dies hier passiert ist.“ Es gab fast keine MacLachors mehr. Wenn es hochkam, waren noch ein Dutzend von ihnen übrig, wahrscheinlich weniger, nachdem sie versucht hatten, Harkirks Festung einzunehmen. So viele von seinen Männern waren dabei gestorben … und er hätte einer davon sein sollen.

Lady Harkirk verschränkte die Hände zwischen den Falten ihrer Röcke und trat ein paar Schritte zurück. „Folgt mir, ich zeige Euch einen Weg aus der Festung hinaus. Das ist alles, was ich für Euch tun kann. Bei der Flucht seid Ihr auf Euch allein gestellt.“

„Warum solltet Ihr mir helfen?“, fragte Finian. Er konnte seine Füße kaum bewegen, bei jedem Schritt zuckte er vor Schmerzen zusammen, ehe er den nächsten machen konnte. „Harkirk wird doch sicher fuchsteufelswild.“

„Ich bin jetzt seit vier Jahren seine Gefangene. Ich möchte dieses Schicksal gern anderen ersparen.“ Sie schluckte schwer. „Wenn ich noch mehr Leute befreien könnte, würde ich es tun. Aber er hat sie direkt neben seinen Soldaten eingesperrt. Ich weiß auch nicht, warum er Euch ausgerechnet hier untergebracht hat.“

„Weil seine Männer mich gestern Abend bei einem Fluchtversuch erwischt haben. Er will ein Exempel an mir statuieren.“ Der Chief der MacKinlochs hatte seine Fesseln zerschnitten, aber Finian war so schwach gewesen, dass er nicht weit gekommen war. Auch jetzt konnte er sich der eisigen Kälte wegen kaum von der Stelle rühren. Seine Arme und Beine fühlten sich an, als ob sie aus Holz geschnitzt wären, und er zitterte am ganzen Leib, als er sich mit einer Hand an der Wand abstützte.

Lady Harkirk nahm ihren Umhang ab und legte ihn um seine Schultern. Finian starrte sie ungläubig an, er konnte ihre Güte nicht fassen. Sie kannten sich doch nicht einmal, verdammt. Und er hatte vor, den Mann zu töten, dem sie ihr Leben anvertraut hatte.

Aber sie sah ihn forschend an, so als ob sie das Gute in ihm zu entdecken versuchte. Als ob sie überlegte, ob seine Seele noch zu retten war.

Sie bemühte sich vergeblich, denn seine Seele war inzwischen pechschwarz und endgültig verloren.

„Das kann ich nicht annehmen“, sagte er und hielt ihr den Umhang wieder hin.

„Ihr braucht ihn nötiger als ich.“ Und mit diesen Worten ging sie los. Doch noch ehe sie die Tür erreicht hatte, hatte er sie eingeholt und stellte sich ihr in den Weg.

„Warum ich?“, wollte er wissen. „Ich bin der letzte, der so etwas verdient hat.“

Sie schwieg, dabei hielt sie den Kopf gesenkt. Sie war blass und ihre Hände zitterten. Finian ballte die Hand, mit der er sich an der Wand abstützte, zur Faust. Sie musste doch wissen, dass er keine Gnade verdient hatte. „Es ist alles meine Schuld. Diese Schlacht … dass so viele von meinen Männern ums Leben gekommen sind.“ Er drückte ihr den Umhang in die Hand, als ob er in Flammen stünde. „Wenn MacKinlochs Tochter stirbt, ist das allein meine Schuld.“

Alys sah aus, als ob sie etwas sagen wollte, aber sie schwieg. Er sah den stummen Vorwurf in ihren Augen. Hätte sie ihn noch nicht befreit, wäre sie jetzt bestimmt nicht mehr auf den Gedanken gekommen, seine Ketten zu lösen.

„Dann müsst Ihr eben wiedergutmachen, was Ihr getan habt.“ Sie legte ihm eine Hand auf die Brust, dann ging sie weiter. „Oder Ihr flieht von hier, wenn Euch das lieber ist.“

Ihrem Tonfall nach erwartete sie von ihm, dass er sich seinen Verbrechen nicht stellte.

Wiedergutmachen. Es gab wohl kaum etwas, das er tun konnte. Ihm war so kalt, dass er das Gefühl hatte, mit den Beinen im Moor zu versinken. Wenn er sich Harkirk um des jungen Mädchens Willen entgegenstellte, würde er das nicht überleben.

Er hob den Blick und sah Lady Harkirk an. „Ich habe den Tod verdient.“

Autor

Michelle Willingham

Michelle schrieb ihren ersten historischen Liebesroman im Alter von zwölf Jahren und war stolz, acht Seiten füllen zu können. Und je mehr sie schrieb, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass eines Tages ihr Traum von einer Autorenkarriere in Erfüllung gehen würde.
Sie besuchte die Universität von Notre Dame im Bundesstaat...

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