Der falsche Verlobte - der richtige Mann?

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Eine Notlüge unter Freundinnen: Juliet behauptet, sie sei mit ihrem heimlichen Schwarm Marcus Bainbridge verlobt. Der nichtsahnend ins Luxushotel The Chatsfields schlendert, wo Juliet mit ihren Freundinnen eine Party feiert …


  • Erscheinungstag 21.10.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733766016
  • Seitenanzahl 60
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Wie viele Kalorien verstecken sich in einem Caramel-Swirl-Cupcake?, befragte Juliet ihr Smartphone auf dem Weg zum Chatsfield. Dort war sie zu einer Junggesellinnen-Abschiedsparty der ganz besonderen Art eingeladen: zum exklusiven High Tea.

Oh, nein! Juliet biss sich auf die Lippe und tippte versuchsweise noch Chocolate Éclair ein, während sich das verführerische Gebäck mit der göttlichen Cremefüllung und dem zarten Schokoladenüberzug vor ihrem inneren Auge manifestierte.

Hilfe! Ein Meer an Kalorien wird sich auf meine Hüften legen!

Die Champagner-Cocktails noch gar nicht mitgerechnet, die Kendra Ashford unter Garantie fließen lassen würde wie … na, eben wie Champagner! Ganz abgesehen von knusprigen Teigschnecken mit Lachs-Tatar und allen anderen Köstlichkeiten, die eben zum High Tea gehörten – einer wundervollen Symbiose aus normalem Nachmittagstee, zu dem es meist nur Scones gab, und einem Dinner, das viel zu steif und formell für diesen Anlass wäre.

Nach dem Wochenende würde sie tagelang Salatblätter knabbern und literweise Weizengras-Smoothies zu sich nehmen müssen!

Aber das war es ihr wert. Denn für die nächsten magischen achtundvierzig Stunden zählte sie zu den Reichen und Schönen – ganz im Gegensatz zu den vielen weniger glücklichen Zaungästen. Weil sie – zumindest vorübergehend – zu Kendras Klan zählte: der Schar verwöhnter Erbinnen, die rund um die Uhr mit den richtigen Leuten an den richtigen Plätzen Party machte.

Juliet konnte es immer noch kaum fassen. Gut, sie war keine Erbin und erinnerte sich nicht mehr an ihre letzte Party. Wenn man den ersten Geburtstag des kleinen Nachbarjungen nicht zählte, für den sie eine Teddybär-Torte gebacken hatte, weil seine Mum mit einer Grippe im Bett gelegen hatte.

Aufrecht und mit festen Schritten betrat sie das Hotelfoyer.

Riesige Kristalllüster, die von der hohen Decke hingen, zauberten mit ihren unzähligen Prismen funkelnde Lichtreflexe auf den polierten Marmorboden. Im Zentrum prangte ein gigantisches, kunstvoll arrangiertes Blumenbukett aus frischen Peonien, Rosen und Lilien, das einen betörenden Duft verströmte.

Es war nicht zu übersehen, dass mit dem neuen Geschäftsführer umwälzende Veränderungen ins Chatsfield eingezogen waren, die dem Hotel ein völlig verändertes Gesicht verliehen: exquisit, glamourös, elitär. Plötzlich wollte jeder an Londons aktuellem Hot Spot gesehen werden. High Tea im Chatsfield war jetzt das Event, und Termine dafür waren bereits Monate im Voraus ausgebucht. Und in der stylischen Bar sündhaft teure Cocktails zu trinken, während man auf einen freien Tisch fürs Dinner im Hotelrestaurant wartete, galt als Gipfel der Dekadenz.

Das Chatsfield hatte sich wirklich geradezu dramatisch verändert.

Die klassisch traditionelle Hoteleinrichtung in Blau und Gold war von einer opulenten Symphonie aus schillernden Farbtönen und kostbarsten Materialien abgelöst worden. Dazu kamen als Sahnehäubchen überaus aufmerksame Mitarbeiter in schicken Uniformen, die jedem Hotelgast einen ebenso professionellen wie persönlichen Service angedeihen ließen. Das alles verlieh dem Chatsfield durchaus ein königliches Flair.

Gemäß dem Sprichwort „Neue Besen kehren gut und gründlich“ hatte der aktuelle Geschäftsführer Christos Giantrakos zum hemmungslosen Rundumschlag ausgeholt. Sein umfassendes Konzept aus innovativen Marketingideen, gründlicher Prüfung der bisherigen Rentabilität und Neuverteilung der Verantwortlichkeiten hatte die Chatsfield-Sprösslinge brutal vor den Kopf gestoßen – und geradezu schockiert.

Christos galt in der Branche als Hardliner: ein unerbittlicher Workaholic und Antreiber, der weder für Zeitverschwendung noch für Schmarotzer etwas übrighatte.

Seit Wochen wurde das Chatsfield von Paparazzi belagert, die auf den unvermeidlichen Showdown zwischen dem neuen CEO und Lucca Chatsfield warteten, einem der wilden Zwillinge, der weit über Londons Grenzen hinaus als notorischer Playboy und Partyhengst gefeiert wurde.

Das Hotelfoyer schwirrte vor Betriebsamkeit und internationalem Sprachgewirr. Pausenlos trafen Gäste aus aller Welt ein oder reisten wieder ab. Juliets Aufregung wuchs, während sie in der Warteschlange vorrückte, um ihre Plastikkarte in Empfang zu nehmen, die ihr den Weg ins Paradies öffnen würde. Das Gepäck werde direkt in ihr Zimmer gebracht, versicherte man ihr lächelnd.

Den Gästen der Bachelorette-Party von Kendra Ashford ein herzliches Willkommen, stand in eleganten Goldbuchstaben auf einer gerahmten Tafel, die neben der Rezeption aufgestellt war. Juliet fühlte sich wie Cinderella, die sich auf ihren ersten Ball mogelte. Auch wenn sie versucht war, sich etwas vorzumachen, wusste sie im Grunde sehr wohl, warum Kendra ihr völlig unerwartet eine Einladung geschickt hatte.

Gerade waren nämlich die Filmarbeiten einer Hollywoodproduktion abgeschlossen, in der Juliets älterer Bruder Benedict die Hauptrolle bekommen hatte. Schon jetzt handelten Kritiker die Romantikkomödie als heißen Anwärter auf einen Oscar.

Und plötzlich luden alle seine Schwester zu ihren Partys ein.

Kendras Trauzeugin Harriet Penhallon kam mit allen Anzeichen übertriebener Begeisterung in einer Wolke exotischen Parfums angerauscht. Sie sah nicht so aus, als würde das geblümte Designer-Teatime-Outfit unter ihren Achseln kneifen oder ihr die Taille einschnüren! Während die mörderischen High Heels, die sie dazu trug, Harriet unter Garantie irgendwann schmerzhafte Hammerzehen einbringen würden, wie Juliet mit einem Hauch von Genugtuung für sich vermerkte. Doch heute wirkte sie mit ihrem makellosen Make-up und dem perfekten Haarschnitt wie das strahlende Covergirl einer exklusiven Modezeitschrift. Während sich Juliet wie ein Basset fühlte, der sich auf eine Pudelausstellung verlaufen hatte.

„Na endlich! Du bist das Schlusslicht, Darling!“, zwitscherte Harriet, während sie mit undurchdringlichem Blick Juliets Retro-Outfit begutachtete. „Wow … und sieht sie nicht einfach reizend aus, unsere Juliet?“

Diese machte sich keine Illusionen, sondern wertete die rhetorische Frage völlig richtig als Code für: Kann es sein, dass du noch üppiger geworden bist? Trotzdem zwang Juliet sich zu einem Lächeln und versuchte, den Bauch einzuziehen.

„Sorry, bin ich zu spät dran? Ich musste wegen einer Panne auf halber Strecke den Zug wechseln.“

„Nein, nein …“, beschwichtigte Harriet sie mit einem kurzen Blick aufs Handgelenk. „High Tea nicht vor siebzehn Uhr, besagen die Regeln. Also bleiben dir noch … exakt zweiunddreißig Minuten, um dich frisch zu machen und die Kleider zu wechseln.“ Dabei schaute Harriet sich aufmerksam um und senkte die Stimme zum vertraulichen Flüsterton. „Mit Chance erhaschst du sogar noch einen Blick auf Lucca Chatsfield, der vor wenigen Minuten angekommen ist. Ich bin total aus dem Häuschen! Er soll das ganze Wochenende bleiben.“

„Aber nicht wegen Kendras Party, nehme ich an?“

Harriets Lachen fiel eine Spur zu laut und zu schrill aus. „Nein, aber du hättest sicher auch nichts dagegen, wenn er uns mit einem kleinen Striptease die Zeit verkürzen würde, oder?“

Juliet hasste es, so schnell zu erröten. Es ließ sie genauso naiv und prüde aussehen, wie sie sich fühlte. Natürlich war Lucca Chatsfield auch ihr ein Begriff, da er dank seiner umtriebigen Aktivitäten durch alle Klatschmedien geisterte, immer mit der letzten Eroberung am Arm. Nicht, dass sie in seine Kreise gehörte!

Eigentlich gehörte sie in gar keine Kreise …

Ihre Bibliothekarinnenstelle als Expertin für rare Erstausgaben hätte Juliet, ohne zu zögern, als Traumjob bezeichnet, wenn sie jemand fragen würde. Besonders förderlich für ein an- oder gar aufregendes Sozialleben war er allerdings weniger.

„Zugegebenermaßen ist er ziemlich attraktiv, aber ich schätze Verstand mehr als gutes Aussehen“, informierte sie Harriet etwas steif und dachte automatisch an Marcus Bainbridge – seit Kindertagen der beste Freund ihres Bruders Benedict oder Ben, wie er lieber genannt wurde.

Überhaupt dachte sie in letzter Zeit ziemlich häufig an Marcus. Zu oft, um genau zu sein. Viel zu oft!

Seit Weihnachten war das zu einer Art Obsession geworden, nachdem Marcus Ben, Juliet und ihre Mutter überraschend in Bath besucht hatte, anstatt die Zeit zwischen seinen lange geschiedenen, aber immer noch bis aufs Blut verfeindeten Eltern und deren neuen Familien aufzuteilen.

Distanziert und reserviert, was die meisten Menschen ihm fälschlicherweise als Arroganz auslegten, war Marcus der absolute Gegenpart zu Benedicts Draufgängertum. Seit Juliet zehn war, betrachtete sie ihn als eine Art zweiten großen Bruder, der sich wenigstens dazu herabgelassen hatte, ihr Fahrrad zu reparieren, während Ben schon mit sechzehn nur von seiner neuesten Flamme geschwärmt hatte.

Doch das letzte Weihnachtsfest hatte alles verändert. Zum ersten Mal seit dem Vorfall waren sie wieder allein gewesen! Soll heißen, seit der Party anlässlich ihres achtzehnten Geburtstags …

Juliet spürte, wie sich die Röte auf ihrem Gesicht vertiefte: Zu viel Alkohol, der sie dazu verführt hatte, Marcus in eine verschwiegene dunkle Ecke zu lotsen. Jetzt brannten ihre Wangen wie Feuer. Marcus, der ihre plumpen Annäherungsversuche freundlich, aber bestimmt abgewehrt hatte. Selbst heute noch wäre sie bei dem Gedanken am liebsten im Erdboden versunken! Und dann seine altklugen Belehrungen über die Gefahren von zu viel Alkohol …

Seitdem war er ihr aus dem Weg gegangen … bis zum letzten Weihnachtsfest.

Das lag inzwischen sechs Monate zurück, doch Juliet erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen. Sie hatten den Tisch abgedeckt und wuschen zusammen ab, weil ihre Mutter ans Telefon musste, um mit einer älteren Verwandten zu reden, und Ben immer noch seinen Agenten aus L. A. am Handy hatte.

Marcus hatte ihr ein Weinglas gereicht, damit sie es wegräumte. Ihre Fingerspitzen streiften seine, ihre Blicke trafen sich und versanken ineinander …

Es war wie ein Stromstoß. Ein Blitzeinschlag. Oder beides. Ein elektrischer Impuls, der von ihrer Fingerspitze den Arm emporschoss und einen Flächenbrand entfachte, der ihren gesamten Körper erfasste.

Autor

Melanie Milburne

Eigentlich hätte Melanie Milburne ja für ein High-School-Examen lernen müssen, doch dann fiel ihr ihr erster Liebesroman in die Hände. Damals – sie war siebzehn – stand für sie fest: Sie würde weiterhin romantische Romane lesen – und einen Mann heiraten, der ebenso attraktiv war wie die Helden der...

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