Diamanten für die falsche Braut?

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Alissa kann nicht fassen, was ihre Zwillingsschwester von ihr verlangt: Alissa soll an deren Stelle eine Zweckehe mit dem russischen Milliardär Sergej Antonovic eingehen! Unmöglich? Wenn Alissa ihre Familie retten will, bleibt ihr keine Wahl. Und so trifft sie ihren Zukünftigen zum ersten Mal in seinem exklusiven Nachtclub - und muss sich eingestehen, dass sie von seiner männlichen Ausstrahlung überaus fasziniert ist. Alexander versucht sie mit all seinem Charme zu verführen, küsst sie leidenschaftlich, schenkt ihr Diamanten. Bis er den Schwindel der Schwestern durchschaut …


  • Erscheinungstag 15.10.2011
  • Bandnummer 1997
  • ISBN / Artikelnummer 9783863497552
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

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IMPRESSUM

JULIA erscheint 14-täglich in der Harlequin Enterprises GmbH

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Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Christine Boness

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

Axel Springer Vertriebsservice GmbH, Süderstraße 77, 20097 Hamburg, Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

 

© 2009 by Lynne Graham

Originaltitel: „Ruthless Magnate, Convenient Wife“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA

Band 1997 (23/2) 2011 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

Übersetzung: Helga Meckes-Sayeban

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht als eBook in 11/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86349-755-2

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

JULIA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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Lynne Graham

Diamanten für die falsche Braut?

1. KAPITEL

Von zwei Wagen mit Leibwächtern abgeschirmt, reiste Ölmilliardär Sergej Antonovich in einem schweren schwarzen Geländewagen mit getönten Scheiben. In einem russischen Dorf wie Tsokhrai würde so ein Konvoi normalerweise Aufsehen erregen. Doch alle wussten genau, wer sich dahinter verbarg, denn Sergejs Großmutter war im Ort verwurzelt, und ihr Enkel besuchte sie stets am Ostersonntag.

Sergej blickte auf die Fahrbahn, die er von einem Feldweg zu einer breiten Straße hatte ausbauen lassen, da er den Transporterfordernissen der Autofabrik gerecht werden musste, die er in der ländlichen Gegend errichtet hatte, um Arbeitsplätze zu schaffen. Als er hier noch wohnte, war der Weg im Winter unter Schlamm versunken und oft nur noch von Bauernkarren befahrbar gewesen. Wenn es geschneit hatte, war das Dorf häufig wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten. Selbst jetzt fiel es Sergej noch schwer, sich vorzustellen, dass er mehrere Jahre seiner Kindheit in Tsokhrai verbracht hatte. Für den Stadtjungen war es ein Albtraum gewesen, urplötzlich in die öde Landgegend verpflanzt zu werden. Mit dreizehn war er bereits einen Meter achtzig groß gewesen, ein Bandenmitglied und angehender Gangster, der Gesetze brach, um überleben zu können.

Seine Großmutter Jelena, eine kleine Frau von knapp einem Meter fünfzig, konnte weder lesen noch schreiben und war damals bettelarm. Dennoch verdankte Sergej ihr alles – was er geworden war und im Lauf der Jahre erreicht hatte, wäre ohne die unermüdliche Unterstützung dieser kleinen Kämpfernatur undenkbar gewesen.

Die Kolonne hielt vor einem bescheidenen Haus mit wettergegerbtem Schindeldach und Unterstand, das sich hinter einer wuchernden Hecke verbarg. Die Leibwächter, Muskelpakete, die selbst an dunklen Tagen Sonnenbrillen trugen und nie lächelten, sprangen als Erste aus den Wagen, um die Umgebung zu sichern.

Endlich stieg Sergej aus, sein eleganter Maßanzug aus Seide und Mohair umspielte seine kraftvolle Gestalt und die breiten Schultern. Seine Exfrau Rosalina hatte diese Pilgerfahrt seinen „alljährlichen Bußgang“ genannt und sich geweigert, ihn zu begleiten. Doch dieser Besuch war unendlich wichtig für seine Großmutter, die nicht einmal zuließ, dass Sergej ihr ein neues Haus baute. Jelena ist die einzige Frau, die noch nie einen Rubel von mir gewollt hat, musste Sergej sich grimmig eingestehen. Längst hatte er erkannt, dass die meisten Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts von Geldgier und Machtdenken beherrscht wurden.

Während Sergej über den Weg zum Haus schritt, wichen die Dorfbewohner von der Tür zurück, und ehrfürchtiges Schweigen legte sich über die Versammelten. Jelena, eine rundliche Frau Anfang siebzig mit wachen Augen, begrüßte ihn ohne Umstände, und nur ihr warmherziger Ton und der Kosename „Sascha“ verrieten, wie viel ihr einziger Enkel ihr bedeutete.

„Wie immer kommst du allein“, beklagte Jelena sich und führte ihn an den Tisch, an dem zum Ende der vierzigtägigen Fastenzeit ein reiches Ostermahl gedeckt war. „Komm und lang ordentlich zu.“

Sergej runzelte die Stirn. „Ich habe noch nicht …“

Schon hatte seine Großmutter begonnen, ihm eine mächtige Portion auf den Teller zu geben. „Denkst du, das wüsste ich nicht?“

Der bärtige orthodoxe Priester saß bereits an der Tafel, die mit Blumen und bemalten Eiern geschmückt war. Wohlwollend lächelte er dem jungen Mann zu, der den baufälligen Turm der Dorfkirche hatte erneuern lassen. „Komm und iss, Junge.“

Da Sergej gewusst hatte, welches üppige Festtagsmahl ihn erwartete, hatte er das Frühstück ausfallen lassen. Er aß mit gutem Appetit und kostete das würzige Osterbrot und den Kuchen. Zwischendurch wurde er immer wieder von Besuchern seiner Großmutter angesprochen und lauschte geduldig ihren Bitten um Rat, Unterstützung und Geld, da er in der Gemeinde als großherzig und mitfühlend bekannt war.

Mit kaum verhohlenem Stolz stand Jelena dabei und beobachtete, wie die jungen Frauen im Raum seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken suchten. Das war auch verständlich. Mit den markanten Zügen, seiner Größe und der durchtrainierten Gestalt war Sergej ein fantastisch aussehender Mann. Und wie stets nahm er das Interesse der Dorfschönen gleichmütig hin. Amüsiert dachte seine Großmutter an die Scharen verliebter junger Mädchen, die ihn schon als Junge auf Schritt und Tritt belagert hatten. Nichts hatte sich geändert. Seiner starken Ausstrahlung konnte sich keiner entziehen.

Es überraschte Sergej, dass diesmal besonders viele attraktive Bewunderinnen um ihn her schwirrten, und er fragte sich, ob Jelena etwas damit zu tun hatte. Dabei war er nur wegen seiner Großmutter gekommen. Jetzt fiel ihm auf, dass sie jedes Mal, wenn er sie besuchte, etwas älter und müder wirkte. Natürlich wusste er, dass sie enttäuscht war, weil er keine Frau mitgebracht hatte, doch die Damen, die ihm an seinen Wohnsitzen überall auf der Welt Vergnügen bereiteten, hätte er seiner geliebten alten Großmutter nie vorzustellen gewagt. Sie wünschte sich verzweifelt, dass er erneut heiratete und eine Familie gründete. Leute, die ihn nur als arroganten, kaltblütigen Geschäftsmann kannten, wären verblüfft gewesen, wenn sie erfahren würden, dass er es für seine Pflicht hielt, Jelena jeden Wunsch von den Augen abzulesen.

Welchen Dank hatte sie schließlich nach all den Jahren von ihrem einst so rebellischen, starrköpfigen Enkel erhalten? Mit ihrer Liebe und Fürsorge hatte sie sein Leben in neue Bahnen gelenkt, während sie selbst einfach und anspruchslos geblieben war. Sein unermesslicher Reichtum und Erfolg bedeuteten ihr nichts, obwohl er ihr einziger lebender Verwandter war. Jelenas Mann war ein Trinker gewesen, der sie geschlagen hatte, ihr Sohn ein Autodieb, und auch ihre Schwiegertochter war dem Alkohol verfallen gewesen.

„Du sorgst dich um Jelena, mein Sohn?“, fragte der Geistliche. „Bring ihr eine Frau und Kinder ins Haus, damit machst du sie glücklich.“

„Das ist leichter gesagt als getan“, scherzte Sergej und wandte den Blick vom aufreizenden Ausschnitt der Schönen ab, die herbeigeeilt war, um ihm Kaffee nachzuschenken.

„Mit der richtigen Frau ist es ganz einfach.“ Der Priester lachte vergnügt, er war stolzer Vater von sechs Kindern.

Doch Ehe und Familie waren das Letzte, was Sergej vorschwebte. Rosalina zu heiraten war ein kostspieliger Fehler gewesen. Schlimmer noch, selbst zehn Jahre nach der Scheidung kam er nicht darüber hinweg, dass sie sein Kind hatte abtreiben lassen, um ihre Figur zu halten. Er hatte Jelena nie davon erzählt … das hätte ihr das Herz gebrochen. Dennoch wusste er, dass sie allmählich schwächer wurde und ihre Tage gezählt waren. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Irgendwann würde sie nicht mehr da sein, um ihm zu sagen, dass der Lärm seines landenden Hubschraubers ihr Schwein verschreckte und die Hennen vom Legen abhielt.

Der bloße Gedanke, die geliebte Großmutter zu verlieren, war erschreckend und belastete sein Gewissen. Wer hatte mehr für ihn getan und am wenigsten dafür bekommen? Wenn jemand es verdiente, ein strampelndes Baby auf dem Schoß zu halten, war es Jelena Antonovich.

Während Sergej am Nachmittag noch immer über das Problem nachdachte, fragte seine Großmutter ihn unvermittelt, ob er Rosalina je wiedergesehen hätte. Geschickt schaffte er es, das Thema abzubiegen und sich nichts anmerken zu lassen. Er war ein Einzelgänger, war es immer gewesen, und scheute vor tieferen privaten Beziehungen zurück. Geschäfte zu machen lag ihm, der Kitzel eines neuen Abschlusses oder einer Übernahme reizte ihn, er empfand es als Herausforderung, Überflüssiges auszumerzen, in leistungsarmen Bereichen Gewinne zu erwirtschaften, es bereitete ihm ungeheure Befriedigung, einen finanziellen Rundumschlag vorzunehmen. Ginge es in der Ehe doch auch wie im Geschäftsleben um klar umrissene Bedingungen und Verträge, die keine Missverständnisse oder Irrtümer zuließen!

In diesem Augenblick klickte es bei ihm, und er dachte: Warum nicht? Warum, zum Teufel, konnte er sich nicht eine Frau zulegen und sie vertraglich dazu verpflichten, ein Kind mit ihm zu haben – genau wie er Geschäfte abschloss? Der Versuch, auf die altmodische Art vorzugehen, war katastrophal gescheitert.

„Gibt es da jemanden?“, hakte Jelena vorsichtig nach, als hätte ihr die Frage nach seinem Privatleben den ganzen Tag über auf der Seele gebrannt.

„Vielleicht“, hörte Sergej sich sagen. Vielleicht war da wirklich ein Hoffnungsschimmer, ein Ansatz für eine neue Entwicklung in seinem Leben …

Schon begann der Plan in seinem Kopf Gestalt anzunehmen. Diesmal würde er die Ehe professionell und völlig analytisch angehen. Er würde eine Liste mit den Bedingungen aufstellen, die seine zukünftige Frau zu erfüllen hatte, und seine Anwälte beauftragen, einen entsprechenden Ehevertrag aufzusetzen. Dabei sollten sie einen Arzt und einen Psychologen hinzuziehen, die unpassende Kandidatinnen von vornherein aussortierten. Natürlich würde er sich nur auf eine Kurzehe einlassen … und er musste sich das Sorgerecht für das Kind sichern. Doch das war ein zweischneidiges Schwert. Er wollte keine Frau, die für Geld alles tat, aber sie musste bereit sein, ihm ein Kind zu schenken und es ihm zu überlassen – sobald er genug davon hatte, für Jelena glückliche Familie zu spielen.

Irgendwo auf der Welt musste es doch eine Person geben, die genau in sein Eheraster passte! Und wenn er die Vorgaben präzise formulierte, brauchte er die Frau möglicherweise nicht einmal vor der Hochzeit zu treffen.

Die Vorstellung beflügelte ihn. Sobald er wieder im Schutz der getönten Scheiben seines Geländewagens saß, begann er, die ersten Klauseln auf seinem Notebook zu formulieren.

Als Alissa ihre Schwester Alexa aus dem fremden roten Sportwagen steigen sah, wusste sie nicht, ob sie aufgebracht, verblüfft oder erleichtert sein sollte. Sie flog förmlich die Treppe hinunter – eine schlanke junge Frau mit goldblondem Haar und klaren grünblauen Augen.

Kaum hatte sie die Tür des Cottages aufgerissen, als sie ihre Schwester auch schon mit Fragen bestürmte. „Wo warst du all die Wochen über? Du hattest versprochen anzurufen! Warum hast du es nicht getan? Ich war krank vor Sorge um dich. Und woher, um Himmels willen, hast du den Sportflitzer?“

Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen kam Alexa näher. „Hallo, Zwilling. Ich freue mich auch, dich wiederzusehen.“

Aufatmend umarmte Alissa ihre Schwester. „Ich habe mich halb zu Tode geängstigt“, gestand sie. „Warum hast du nicht angerufen? Was ist mit deinem Handy?“

„Es hat den Geist aufgegeben, und ich habe eine neue Nummer.“ Alexa krauste die Nase. „Hör mal, die Situation wurde zu kompliziert, ich wollte lieber warten, bis ich dir etwas Genaues sagen kann. Und als es dann endlich so weit war, hielt ich es für einfacher, gleich nach Hause zu kommen und dir alles von Angesicht zu Angesicht zu berichten.“

Verständnislos sah Alissa ihre Schwester an. Typisch Alexa! So war es immer gewesen. Schon als sie noch klein waren, hatte sich bald gezeigt, dass sie zwar eineiige Zwillinge, aber in ihrem Wesen grundverschieden waren. Alexa war zielstrebig, ehrgeizig und kampflustig, sodass sie mehr Feinde als Freunde hatte. Alissa wiederum zeigte sich ruhig, beständig, nachdenklich und verantwortungsbewusst. Jetzt, mit dreiundzwanzig, waren die Zwillinge auch nicht mehr so leicht zu verwechseln. Alexas goldblondes Haar war schulterlang und stufig geschnitten, während Alissa ihres länger und meist zum Pferdeschwanz gebunden trug. Alexa bevorzugte modische, sexy Kleidung und genoss es, Aufmerksamkeit zu erregen. Alissa wiederum kleidete sich konservativ und reagierte eher zurückhaltend, wenn Männer sich um sie bemühten.

„Wo ist Mum?“ Alexa ließ ihren Mantel fallen und eilte in die Küche.

„Im Geschäft. Ich bin heute Nachmittag früher nach Hause gekommen, um die Buchführung zu machen“, erklärte Alissa und stellte den Wasserkessel auf. „Liege ich richtig, wenn ich annehme, du hast in London eine Stelle gefunden?“

Alexa lächelte zufrieden und lehnte sich an die Küchenanrichte. „Klar. Ich bin unschlagbar im Verkaufen von Luxuswagen und habe Starprovisionen kassiert. Wie geht’s Mum?“

Alissa verzog die Lippen. „Den Umständen entsprechend, würde ich sagen. Jedenfalls höre ich sie nachts nicht mehr ständig weinen.“

„Sie kommt also langsam darüber hinweg … wurde aber auch Zeit“, bemerkte Alexa erleichtert.

Alissa seufzte. „Ich glaube, das wird Mum wohl nie, erst recht nicht, da Dad sich mit seiner Neuen ständig im Ort zeigt. Außerdem sind da Mums Schulden und das Haus, das sie verkaufen muss …“

Nun strahlte Alexa. „Hör mal, Schwesterherz … willst du die gute oder die schlechte Nachricht zuerst hören? Auf dem Weg hierher bin ich beim Anwalt vorbeigefahren und habe ihm gesagt, er solle für das Haus einen finanziellen Vergleich aushandeln. Außerdem habe ich ihm genug Geld für alle offenen Rechnungen gegeben. Und jetzt der Knalleffekt: Ich habe das Geld, um unseren gewissenlosen Vater auszuzahlen!“

„So darfst du von Dad nicht reden“, erwiderte Alissa unbehaglich und versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. „Aber natürlich verstehe ich, dass du so denkst.“

„Meine Güte, warum so zartfühlend?“, hielt Alexa ihr vor. „Mum verliert ihren Sohn und ich meinen Freund bei einem schrecklichen Unfall, sie pflegt Dad während seiner Krebskrise, und was ist sein Dank? Er zieht mit einer Friseurin los, die seine Tochter sein könnte!“

„Du sagst, du hättest genug Geld, um Dad auszuzahlen und die Rechnungen zu begleichen? Wie ist das möglich? Du warst doch nur drei Monate fort.“ Alissa kamen Zweifel. Nur zu gern würde sie alles glauben, doch der Verstand sagte ihr, dass ihre Schwester in der kurzen Zeit unmöglich so viel Geld verdient haben konnte, nicht einmal als Verkaufsgenie.

„Nun: Ich habe bei dem neuen Job eine dicke Vorauszahlung herausgeholt. Wie gesagt, es ist genug Geld da, um Mums Rechnungen zu begleichen und Dad auszuzahlen“, versicherte Alexa ihrer Zwillingsschwester.

An so viel Glück wagte Alissa einfach nicht zu glauben. „Und obendrein konntest du dir nicht nur den Sportwagen da draußen leisten, sondern auch noch eine neue Designergarderobe?“

Alexas Lächeln verschwand, gespielt vorwurfsvoll betrachtete sie ihre Schwester. „Das Etikett in meinem neuen Mantel ist dir also gleich aufgefallen?“

„Das nicht. Er sieht einfach sehr teuer aus.“ Vorsichtig kam Alissa näher. „Was ist das für ein Job, bei dem man dir so viel bezahlt?“

„Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?“, erwiderte Alexa ausweichend. „Ich habe uns gerettet. Jetzt besitze ich genug Geld, um Mums Probleme zu lösen, sodass sie Sicherheit und ihre Selbstachtung zurückerlangen kann.“

„Dafür wäre ein Wunder nötig.“ Alissa war misstrauisch, ihre Schwester trug entschieden zu dick auf.

„Um ein Wunder zu vollbringen, muss man heutzutage kämpfen, schwer arbeiten und Opfer auf sich nehmen.“

Argwöhnisch sah Alissa ihre Schwester an, die diesbezüglich nie die geringste Neigung gezeigt hatte. „Wie soll ich das verstehen?“

„Na ja, das Ganze ist ziemlich kompliziert. Um den Job zu bekommen, musste ich mich erst mal als du ausgegeben.“

Alissa glaubte, sich verhört zu haben. „Du hast dich unter meinem Namen beworben? Wieso denn das?“

„Du hast studiert, und ich brauchte deinen Abschluss, um den Anforderungen zu entsprechen“, gestand Alexa. „Da musste ich mich natürlich auch unter deinem Namen bewerben, sonst hätten sie den Schwindel schnell entdeckt.“

Die Unverfrorenheit, mit der ihre Schwester vorgegangen war, entsetzte Alissa. „Aber das ist … Betrug, Schwindel …“

Gelassen winkte Alexa ab. „Was auch immer. Jedenfalls dachte ich, ich versuch’s einfach – und es hat geklappt. Aber dann habe ich jemanden kennengelernt …“

„Du gehst wieder aus?“ Überrascht atmete Alissa ein. Nachdem Alexas Freund Peter und ihr Bruder bei dem Autounfall ums Leben gekommen waren und dann noch der schockierende Auszug ihres Vaters hinzukam, war ihre Zwillingsschwester so aufgebracht und verbittert gewesen, dass sie Männern abgeschworen hatte. Natürlich hatte Alissa verstanden, dass die Tragödie ihrer Schwester das Herz gebrochen hatte – schließlich war Peter, der Nachbarssohn, wie ein Familienmitglied bei ihnen ein und aus gegangen.

„Hat der Mantel dich so beeindruckt, dass du das hier nicht gesehen hast?“ Alexa streckte ihr die Hand hin: An ihrem Ringfinger funkelte ein Verlobungsdiamant.

Im ersten Moment war Alissa sprachlos. „Du bist verlobt … so schnell?“

„Und schwanger“, gestand Alexa.

„Meine Güte!“ Alissa betrachtete ihre Schwester, ihr Bauch wirkte noch ganz flach. „Und das sagst du mir erst jetzt?“

Unbehaglich verzog Alexa das Gesicht. „Ich sagte doch, dass alles sich ein bisschen verkompliziert hat. Nachdem ich mich um die Stelle beworben hatte, lag ich im Rennen und bekam den Job, aber davon wollte ich Harry – so heißt er – lieber nichts sagen. Er ist ein vermögender Gutsherr, der die Ländereien seiner Familie verwaltet. Sie sind begeistert von mir und der Sache mit dem Baby. Es stört sie überhaupt nicht, dass ich nicht zum Landadel gehöre. Aber natürlich hätten Harry und seine Familie kein Verständnis für meinen kleinen Schwindel. Ich hatte den Vertrag schon unterschrieben und das viele Geld bekommen, ehe ich Harry traf …“

„Hör mal, Alexa“, unterbrach Alissa den Redestrom ihrer Schwester, „ich verstehe kein Wort. Was genau ist mit der Stelle und dem Geld, das du bekommen hast?“

Alexa setzte sich an den Küchentisch und trank einen Schluck Tee, ehe sie antwortete. „Ich hätte nie gedacht, dass ich den Job bekomme. Eigentlich hatte ich mich nur aus Neugier beworben. Genau genommen ist es auch gar kein Job“, gestand sie zögernd.

Alissa ließ sich auf den Stuhl neben ihrer Schwester sinken. „Was ist es dann? Doch hoffentlich nichts … Unmoralisches?“

„Ehe ich dir alles erkläre … denk an das viele Geld, das Mum aus der Klemme helfen wird“, beschwor Alexa sie. „Das ist ihre einzige Rettung, und ich habe den größten Teil ihrer Schulden bereits bezahlt. Ich musste nur bereit sein, einen superreichen Russen zu heiraten und seine Frau zu spielen.“

Autor

Lynne Graham
Lynne Graham ist eine populäre Autorin aus Nord-Irland. Seit 1987 hat sie über 60 Romances geschrieben, die auf vielen Bestseller-Listen stehen.

Bereits im Alter von 15 Jahren schrieb sie ihren ersten Liebesroman, leider wurde er abgelehnt. Nachdem sie wegen ihres Babys zu Hause blieb, begann sie erneut mit dem...
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