Julia Saison Band 64

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

SÜSSE WEIHNACHTSMELODIE von CAROLE MORTIMER
Weihnachten in den Rocky Mountains! Der berühmte Schauspieler Joshua Hawkley freut sich auf ruhige Festtage mit der Familie. Doch alles kommt ganz anders, als die schöne, geheimnisvolle Rosie in dem Cottage auftaucht. Ist sie die Eine, nach der er sich so sehr sehnt?

EIN WEIHNACHTSMÄRCHEN IN MONTANA von LISA JACKSON
Chase könnte ein Weihnachtswunder gut gebrauchen: Er ist für einen wichtigen Auftrag nach Montana gekommen. Obendrein muss Chase an Heiligabend eine unbekannte, hochschwangere Frau aus einem Schneesturm retten. Ist dies der Beginn seiner ganz persönlichen Weihnachtsgeschichte?

DAS SCHÖNSTE FEST MEINES LEBENS von REBECCA WINTERS
Zwei Tage vor Weihnachten bringt Jill den Sohn ihrer Freundin zu seinem Vater Zane Doyle nach Alaska. Eigentlich wollte sie sofort wieder nach Hause fliegen, doch ein Schneesturm zwingt sie zu bleiben. Tag und Nacht mit diesem faszinierenden Mann zusammen zu sein, lässt Jills Herz gefährlich schnell schlagen ...


  • Erscheinungstag 29.10.2021
  • Bandnummer 64
  • ISBN / Artikelnummer 9783751501729
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Carole Mortimer, Lisa Jackson, Rebecca Winters

JULIA SAISON BAND 64

1. KAPITEL

„Stellst du den Kaffee bitte auf den Tisch, Donald? Danke“, rief Hawk seinem englischen Diener und „Mädchen für alles“ aus dem Badezimmer zu, als er hörte, wie es an der Schlafzimmertür klopfte. „Ich bin in ein paar Minuten fertig“, fügte er noch hinzu und rieb sich mit einem Handtuch die Haare trocken. Eigentlich erwartete er keine Antwort. Donald Harrison war die Tüchtigkeit in Person. Hawk musste sich wieder einmal selbst beglückwünschen, dass er diesen Mann vor zehn Jahren gefunden und ihn als seine rechte Hand eingestellt hatte.

Leise und fröhlich summte Hawk vor sich hin, als er sich das Handtuch um den Nacken legte. Er packte es gedankenverloren an beiden Enden und sah aus seinem Badezimmerfenster. Einen Moment lang genoss er den Ausblick, der sich ihm bot. Wie Zuckerguss lag der Schnee über der wilden Landschaft Kanadas. Er reichte bis zu den Gipfeln der Rocky Mountains, die sich in der Ferne majestätisch auftürmten. Hawk konnte sich kaum sattsehen daran.

Endlich zu Hause, dachte er. Ein wohliges, behagliches Gefühl durchströmte ihn. Der Kontrast zu der drückenden Wärme, die während dieser Jahreszeit in Los Angeles herrschte, könnte nicht größer sein. Gestern Nacht, als er auf dem Flughafen von Calgary angekommen war, hatte ihn die beißende Kälte des kanadischen Winters sofort eingehüllt. Doch Hawks Kleidung war mit Bedacht ausgewählt: Seine Schaffelljacke, die ausgeblichenen Jeans und die Stiefel mochten in Los Angeles noch deplatziert gewirkt haben, doch hier bei diesem frostigen Wetter waren sie genau das Richtige. Schließlich wusste er, was er zu erwarten hatte, wenn er hierherkam.

Er ließ sich nur zu gern von der Kälte und dem Schnee auf das bevorstehende Weihnachtsfest einstimmen. Für ihn kam es nicht infrage, die Feiertage an einem anderen Ort zu verbringen. Egal wo er auf der Welt war, zu Weihnachten kehrte er immer zurück zum ehemaligen Familienwohnsitz in Kanada.

Seine Eltern würden in drei Tagen zu ihm stoßen. Sie lebten nun in Florida, denn dort war das warme Klima angenehmer für die Arthritis seines Vaters, die er sich in vielen Jahren Farmarbeit zugezogen hatte. Von der ursprünglichen Farm hatten sie nur noch das Haus und etwa zwei Hektar Land behalten. Hawks jüngere Schwester Jen würde mit der Stadtpflanze, die sie Ehemann nannte, und ihren beiden Kindern am Wochenende von Vancouver herfliegen.

Die weiblichen Fans, die Joshua Hawkleys Filmkarriere mit Interesse verfolgten, fänden es zweifellos langweilig, dass er Weihnachten im Kreise seiner Familie feierte. Sie stellten sich sicherlich vor, wie er mit einer Piña Colada in der Hand und einer halb nackten Frau im Arm in der karibischen Sonne brutzelte. Die halb nackte Frau klang gar nicht mal so schlecht, fand Joshua, doch der Rest konnte ihm gestohlen bleiben. Darauf legte er einfach keinen Wert.

Er drehte sich zum beschlagenen Spiegel über dem Waschbecken um und überlegte, ob er sich rasieren sollte. Nachdenklich rieb er sich über die dunklen Stoppeln an seinem Kinn, entschied sich aber dagegen. Ihm blieben noch drei Tage, um sich zu entspannen. Dabei wollte er den Rummel um seinen letzten Film abschütteln, dessen Premiere letztes Wochenende stattgefunden hatte. Und sich nicht zu rasieren gehörte für ihn zum Relaxprogramm.

Wenn seine Mutter ankam, würde sie fraglos einen Kommentar zu seinen langen Haaren abgeben, die ihm jetzt feucht bis auf die Schultern fielen. Aber im nächsten Monat sollten die Dreharbeiten zu der sehnsüchtig erwarteten Fortsetzung seines Erfolgsfilmes „Der König der Seeräuber“ beginnen. Und für diese Rolle waren die langen Haare einfach unerlässlich.

Vorausgesetzt, man findet noch einen Ersatz für die weibliche Hauptrolle, dachte Hawk. Denn eine im fünften Monat schwangere Piratin war nicht gerade die ideale Besetzung. Andererseits konnten die Dreharbeiten nicht verschoben werden. Hawks Terminplan ließ es einfach nicht zu, so lange zu warten, bis das Kind geboren und seine jetzige Partnerin wieder fit genug war. Aber das war glücklicherweise nicht sein Problem, sondern das von Regisseur Nik Prince. Hawk zuckte kurz die Schultern und schlenderte hinüber in sein Schlafzimmer.

„Donald, vielleicht werde ich … Wer zum Teufel sind denn Sie?“, entfuhr es ihm erschrocken. Abrupt blieb er stehen und blickte entgeistert auf die junge Frau, die vor dem Fenster stand und die Vorhänge aufzog.

Dass es eine Frau war, war selbst von hinten nicht zu verkennen: Sie hatte langes rotes Haar, das ihr über den schmalen Rücken bis zur Taille fiel. Ihr hautenger schwarzer Pulli stand im starken Kontrast zu dem lodernden Feuer ihrer Mähne. Doch selbst ohne dieses Haar wäre es unmöglich gewesen, diese große langbeinige Silhouette nicht als Frau zu erkennen. Ihre engen schwarzen Jeans ließen keinen Zweifel an dieser Tatsache.

Wie war das möglich? Hawk runzelte die Stirn. Eigentlich hätten sich im Umkreis von mehreren Kilometern keinerlei Frauen aufhalten sollen – egal ob groß, langbeinig oder sonst wie!

Rosie hatte sich beim ersten Klang der unverwechselbar rauchigen und erotischen Stimme des Schauspielers Joshua Hawkley umgedreht. Als sie ihn jetzt nackt vor sich sah, rang sie nach Luft.

Joshua Hawkley war fünfunddreißig Jahre alt und seit über zehn Jahren der begehrteste Filmstar der Welt. Und als ob das nicht reichte, um ihr den Mund trocken werden zu lassen, stand er auch noch im Adamskostüm vor ihr und sah so umwerfend aus wie eine griechische Götterstatue. Es kam ihr vor, als gehorchten ihr Lippen und Zunge nicht mehr, und so konnte sie ihn nur mit großen Augen anstarren.

Als Teenager hatte man ihr nie erlaubt, Poster von Pop- oder Filmstars an die Wand zu hängen. Aber dieser Mann hätte auf jeden Fall den besten Platz in ihrem Zimmer verdient, wenn sie es gedurft hätte.

Joshua Hawkley – der meist einfach Hawk genannt wurde – war über eins achtzig groß und besaß einen Körper, der selbst Adonis vor Neid erblassen ließe: breite, muskulöse Schultern, eine durchtrainierte Brust und eine feine Linie dunkler Härchen, die nach unten verlief bis zu …

Rosie schluckte schwer, aber sie konnte den Blick einfach nicht abwenden. Es schien fast so, als könnte Hawk das Verlangen in ihren Augen sehen, denn in diesem Augenblick zog er sich das Handtuch von den Schultern und schlang es um seine schmalen Hüften.

Rosie blinzelte, als erwachte sie aus einer Verzauberung. Langsam hob sie den Kopf, um sein Gesicht zu mustern: das markante Kinn, den sinnlichen Mund … Das wissende Lächeln, das seine Lippen umspielte, ließ sie erröten. Über der geraden Nase begegnete sie einem durchdringenden Blick aus strahlend blauen Augen. Die langen feuchten Haare betonten noch den verwegenen Charme dieses Mannes.

„Ich habe keine Ahnung, wie Sie hier hereingekommen sind“, fuhr Hawk sie endlich ungehalten an. „Aber ich rate Ihnen dringend, sofort zu verschwinden!“ In seiner Stimme lag kein Fünkchen von der Geduld, die er normalerweise für seine übereifrigen weiblichen Fans aufbrachte.

Das hier war sein Schlupfwinkel, hierher kam er, um Ruhe zu finden. Eigentlich sollte die Öffentlichkeit gar nichts von diesem Ort wissen. Und verzweifelte Frauen, die entweder mit ihm schlafen wollten, weil er reich und berühmt war, oder die sich durch eine Beziehung mit ihm eine Filmrolle erhofften, die hatten hier schon gar nichts zu suchen!

Wie war sie nur an Donald vorbeigekommen? Es war ihm unerklärlich.

Hawk war sich sicher, dass die Frau trotz ihrer Größe, ihrer vollen Brüste und ihrer verführerisch gerundeten Hüften noch sehr jung war. Nervös befeuchtete sie ihre Lippen. Ihre tiefgrünen Augen wurden von dichten dunklen Wimpern umrahmt, ihre Nase war klein, keck nach oben gerichtet und mit Sommersprossen übersät. Das eigensinnige Kinn in dem herzförmigen Gesicht und die flammend rote Mähne straften den Eindruck elfenhafter Schönheit Lügen. Und trotzdem schlug ihr Aussehen ihn sofort in seinen Bann.

Unter anderen Umständen hätte Hawk ihre ungezähmte Schönheit sicherlich genossen und alles darangesetzt, diese Frau näher kennenzulernen. Doch sie war in die Privatsphäre seines Heims eingedrungen – schlimmer noch: in die seines Schlafzimmers! Und das konnte er ihr nicht durchgehen lassen.

„Wenn Sie nicht in zwei Minuten verschwunden sind, muss ich Sie mit Gewalt hinausbefördern“, warnte er sie unfreundlich und fuhr sich mit einer Hand ungeduldig durch sein zerzaustes Haar. Seine gute Laune war jedenfalls durch diesen Vorfall dahin.

Wieder fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen, bevor sie sprach. Der Ausdruck in ihren Augen kam ihm irgendwie ängstlich vor. „Wenn ich Ihnen das erklären dürfte, Mr. Hawkley …“, brachte sie mit weicher Stimme heraus. Der englische Akzent war nicht zu überhören.

„Ich will keine Erklärungen. Verschwinden Sie einfach aus meinem Haus!“, unterbrach er sie gereizt. Plötzlich erblickte er das Frühstückstablett auf dem Nachttisch. Nachdenklich zog er die Augenbrauen zusammen. Niemand anders als sie konnte es hereingebracht haben. „Wo ist Donald?“, herrschte er sie misstrauisch an.

„Das wollte ich Ihnen gerade erklären“, erwiderte Rosie. Erleichterung schwang in ihrer Stimme mit.

„Ach ja?“ Herausfordernd verschränkte er die Arme vor der Brust und wartete ab.

Er ist genauso umwerfend wie auf der Leinwand, gestand Rosie sich atemlos ein. Und dass er fast nackt war, trug nicht sonderlich dazu bei, dass sie einen klaren Gedanken fassen konnte. Aber seine Bemerkungen ließen auch erkennen, dass er keine Ahnung hatte, wer sie war und was sie hier tat. Das war zwar gut, aber es zeigte auch, dass Donald seinem Arbeitgeber offenbar nicht mitgeteilt hatte, dass sie hier wohnen würde.

Joshua Hawkleys Aggressionen waren nur zu verständlich, wenn man bedachte, dass er sie für einen aufdringlichen Fan halten musste, der seine sorgsam vor der Öffentlichkeit geschützte Privatsphäre verletzte.

Sie zuckte die Schultern. „Mein … äh … Vielleicht ist es Ihnen nicht aufgefallen, aber Donald fühlte sich gestern Abend, als er Sie vom Flughafen abholte, nicht sonderlich wohl …“

Sie verzog das Gesicht, als Hawk überrascht den Kopf schüttelte. „Nein? Nun, heute Morgen ist er mit Fieber und Schüttelfrost aufgewacht. Ich glaube, er hat eine Grippe“, klärte sie ihn auf.

Diese Erklärung erlaubte es Hawk, drei Dinge festzustellen. Erstens: Die junge Frau kannte Donald sehr gut und war folglich kein Eindringling. Zweitens: Sie hatte sich abrupt nach dem Wörtchen „mein“ unterbrochen. Und drittens: Sie musste den Satz vielleicht nicht vollenden. Schließlich war sie bei Donald gewesen, als dieser aufwachte, und somit nah genug, um festzustellen, wie es ihm ging!

2. KAPITEL

Im Lichte seiner Überlegungen betrachtete Hawk die junge Frau, die jetzt neben seinem zerwühlten Bett stand, genauer. Sie kam ihm irgendwie bekannt vor … Wo hatte er sie nur schon gesehen? Er kam einfach nicht drauf.

Ganz offensichtlich war es Donald, den sie hier besuchte. Sie musste Anfang zwanzig sein, also etwas jung für seinen Geschmack. Andererseits war Donald auch erst um die Mitte Vierzig. Ein Altersunterschied von zwanzig Jahren war heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr. Zumindest nichts, was man nicht überbrücken kann, dachte er anzüglich.

Hawk hatte in den vergangenen Jahren nie das Bedürfnis gehabt, Donalds Privatleben mit ihm zu diskutieren. Aber das bedeutete natürlich nicht, dass sein Angestellter keines hatte. Hawk wusste, dass der ältere Mann gerne klassische Musik hörte und zu Konzerten auf der ganzen Welt flog, wenn der Zeitplan seines Arbeitgebers es erlaubte. Doch auch wenn Donald bereits früh ergraut war, musste Hawk ihm zugestehen, dass er noch immer ein attraktiver Mann mit normalen Bedürfnissen war. Wieso sollte er also keine Freundin haben, die ihm das Leben versüßte?

Wie dem auch sei: Donald hätte ihn zumindest vorwarnen können, dass sich eine Frau im Hause aufhielt. Der Angestellte war zwei Tage vor ihm hier angekommen, um alles für Hawk und seine Familie vorzubereiten.

Mürrisch erkundigte sich Hawk: „Ist es ernst? Sollten wir einen Arzt holen, der ihn sich mal ansieht?“

„Ich glaube nicht.“ Rosie schüttelte den Kopf. Sie war erleichtert, dass Hawk sie nicht ausfragte, in welcher Beziehung sie zu seinem langjährigen Mitarbeiter stand. „Ich habe ihm ein fiebersenkendes Medikament gegeben, aber er sollte einfach viel schlafen. Das will er aber nicht, ohne mit Ihnen gesprochen zu haben.“ Letzteres fügte sie ein wenig vorsichtig hinzu. Denn inzwischen wusste sie auch, warum es Donald so wichtig gewesen war, mit seinem Arbeitgeber zu reden: Hawk hatte keine Ahnung, wer sie war und was sie hier tat.

Joshua Hawkley nickte kurz. „Ich ziehe mich an und komme rüber.“

„Ich … Ja. Soll ich frischen Kaffee machen?“, fragte sie und griff nach dem unberührten Tablett.

Nach dem Schock, unerwartet eine Frau in seinem Zimmer vorzufinden, hätte Hawk eigentlich etwas Stärkeres bevorzugt. Doch da es erst zehn Uhr am Morgen war, musste ein Kaffee ausreichen.

„Das wäre toll“, erklärt er und wandte sich rasch ab. Er hatte es eilig, sich anzuziehen und mit Donald zu sprechen. Normalerweise brachte der Angestellte seine Frauenbekanntschaften, wenn es denn welche gab, nie mit nach Hause. Warum also diesmal? Vielleicht lag es daran, dass das Fest der Liebe bevorstand und alle ihre Lieben um sich haben wollten. Nicht unwahrscheinlich, dass es Donald genauso ging. Hawk runzelte ungehalten die Stirn. Wenn dem so war, musste er sich mit der Anwesenheit von Donalds rothaariger, umwerfend schöner Freundin wohl eine Weile abfinden.

Frischer Kaffeeduft durchzog die gemütliche Küche mit ihren weißen Kacheln und den Schränken aus Eichenholz, als Joshua Hawkley hereinkam.

„Die Medikamente scheinen zu wirken“, bemerkte er gedehnt. Rosie warf ihm über die Schulter einen wachsamen Blick zu, antwortete aber nicht. „Donald schläft. Das bedeutet, dass Sie mir die Erklärungen liefern müssen, die ich brauche.“

Fragend musterte er sie, während er sich auf einen der Barhocker setzte.

Rosie stellte fest, dass er mit dem blauen Pulli, den ausgeblichenen Jeans und den abgewetzten Cowboystiefeln, die er jetzt trug, normaler und weniger einschüchternd wirkte als vorhin nackt. Aber dieses geheimnisvolle Charisma, das sein Publikum so faszinierte und Millionen von Frauen in seinen Bann zog, war in Wirklichkeit ebenso überwältigend wie auf der Leinwand. Und seine langen Haare trugen noch dazu bei, denn sie verliehen ihm das Aussehen eines Seeräubers.

So ist es ja auch gedacht, rief sich Rosie in Erinnerung. Sie wusste, dass er im neuen Jahr die Fortsetzung seines Kinohits „Der König der Seeräuber“ drehen sollte.

Sie ignorierte absichtlich seinen durchdringenden Blick, drehte sich um und goss den Kaffee in eine Tasse, die sie schon für ihn bereitgestellt hatte. Da sie nicht sicher war, wie viel sie ihm verraten durfte, wollte sie Zeit schinden. Und dass Donald ihm gar nichts mitgeteilt hatte, vergrößerte ihre Unsicherheit nur noch mehr. Wieso hatte er ihm nicht erklärt, wer sie war und was sie hier tat? Dann müsste sie sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen, wie viel sie ihm verraten sollte!

„Nehmen Sie sich doch auch eine Tasse und setzen Sie sich zu mir“, lud Hawk sie ein, als sie den Becher Kaffee, Milch und Zucker vor ihm auf den Tresen stellte. Dabei fiel ihm auf, wie unhöflich er gerade geklungen hatte. Nur weil sie Donalds Freundin ist, muss sie mich ja nicht bedienen, dachte er.

Verstohlen beobachtete er sie, während sie widerstrebend seiner Aufforderung nachkam. Ihre anmutigen Hände bewegten sich zügig. Auch wenn sie eine ausgeprägte und verführerische Oberweite hatte, die der enge Pullover noch betonte, war sie ansonsten gertenschlank. Donald hat schon Geschmack, musste Hawk anerkennen.

Er wartete, bis sie sich auf dem Hocker ihm gegenüber niedergelassen hatte, dann sprach er weiter: „Wir könnten ja damit anfangen, dass Sie mir Ihren Namen nennen“, forderte er sie sanft auf.

Diese Frage fand er eigentlich nicht allzu kompliziert. Dennoch bemerkte er, wie sie schon wieder zögerte. Sie warf ihm einen forschenden Blick zu, bevor sie antwortete: „Rosie.“ Mit beiden Händen umschloss sie fest die wärmende Tasse und betrachtete gedankenverloren die dampfende Flüssigkeit.

„Rosie, und weiter?“

„Hören Sie, Mr. Hawkley“, als er sie ansah, stellte er fest, dass sie sich offenbar nicht ganz wohl in ihrer Haut fühlte, „ich denke wirklich, Sie sollten mit meinem … mit Donald darüber reden.“

Wieder bemerkte Hawk die kleine Pause, die sie nach „meinem“ einlegte. Meinem was? Meinem Freund? Meinem Liebhaber?

Was wollte sie nur sagen? Hawk war unglaublich neugierig auf die Antwort, also sagte er nichts. Aus Erfahrung wusste er, dass man nur eine Weile schweigen musste, und schon bekam man eine Reaktion. Und er musste sich nicht lange gedulden – auch wenn er nicht das zu hören bekam, was er erwartet hatte.

„Falls meine Anwesenheit Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet, müssen Sie das nur sagen. Dann gehe ich.“ Auch wenn es ihr eigener Vorschlag war, schien er sie zu erschrecken. Hawk konnte gerade noch den gehetzten Ausdruck in ihren grünen Augen erkennen, bevor sie das Gesicht abwandte.

Wieso?, fragte er sich. Wovor rennt sie davon? Wovor versteckt sich diese Frau? Und vor allem: Wieso versteckt sie sich ausgerechnet bei Donald?

Nachdenklich betrachtete er sie. „Das habe ich nicht gesagt. Kennen Sie Donald schon lange?“

Rosie ließ sich Zeit mit der Antwort. „Eine Weile, ja“, bestätigte sie schließlich ausweichend.

Hawk nickte. „Und Sie verbringen die Feiertage mit ihm?“

„Möglich.“ Ihre Antwort war unverbindlich, weil sie selbst nicht mit Sicherheit sagen konnte, wie ihre Pläne für die nächste Zeit aussahen. Sie war selbst erst gestern angekommen, und gleich darauf hatten Hawks Ankunft und die heraufziehende Grippe jedes klärende Gespräch unmöglich gemacht. Bisher wusste sie nicht, ob Donald wollte, dass sie blieb.

Gestern hatte nur ein einziger Gedanke Raum in ihrem Kopf gehabt, während sie schnell ein paar Dinge in einen Koffer warf und zum Flughafen fuhr: der an das spitzenbesetzte Brautkleid an der Tür ihres Kleiderschranks. Sie hatte das beklemmende Gefühl gehabt, fliehen zu müssen – irgendwohin, wo niemand sie vermutete und hoffentlich keiner erkannte. Und das hatte Joshua Hawkley ja auch nicht getan …

Vor ein paar Tagen hatte Rosie ihren Pass aus der Kassette genommen, in der ihre Mutter alle Familiendokumente aufbewahrte. Darin lag ein Zettel mit einer Telefonnummer, die sie nicht kannte. Verwirrt und gleichzeitig neugierig hatte sie die Nummer gewählt und schockiert feststellen müssen, dass Donald sich meldete. Die Nummer war die seines Mobiltelefons. Sie wusste nicht, wer überraschter gewesen war, die Stimme des anderen zu hören. Als sie schließlich vorgeschlagen hatte, nach Kanada zu fliegen, um ihn zu sehen, hatte Donald sich schnell einverstanden erklärt.

Hawk beobachtete sie sehr aufmerksam. „Sie sind nicht gerade sehr mitteilsam, was Ihre Beziehung zu Donald angeht“, murmelte er ungeduldig.

Ihre Beziehung zu Donald? Hatte sie denn überhaupt eine? Sie war sich nicht sicher. Vielleicht war sie ja deshalb hierhergekommen, um genau das herauszufinden.

Sie straffte die Schultern. „Sie sollten wirklich mit ihm darüber sprechen.“

„Er ist nur gerade nicht in der Verfassung dazu. Oder sehen Sie das anders?“

Das war er gestern auch schon nicht, gestand sie sich ein. Und da es ihm heute schlechter ging, gestaltete sich ihre Lage schwieriger als gedacht. Sie hatte sich alles so leicht vorgestellt: Donald bewohnte über der Garage ein eigenes Apartment, in dem sie ebenfalls unterkommen konnte. Niemand musste je erfahren, dass sie hier war. Nicht einmal Joshua Hawkley hätte man von ihrem Hiersein informieren müssen, wenn Donald nicht wollte.

Doch seit dem Aufwachen heute Morgen war nichts mehr so einfach. Donald war krank und bis auf Weiteres bettlägerig. Da er seine Aufgaben nicht vernachlässigen wollte, hatte er sie gebeten, Hawk das Frühstück zu bringen. Anfänglich hatte sie sich geweigert. Erst als er trotz seines Zustands aufstehen und das Tablett für Hawk selbst vorbereiten wollte, hatte sie schließlich widerwillig klein beigegeben. Es schien der einzige Weg, ihn zu beruhigen und davon zu überzeugen, dass es besser war, wenn er im Bett blieb.

„Dann würde ich vorschlagen, Sie warten, bis er sich besser fühlt“, antwortete sie kühl auf die Bemerkung von Donalds Arbeitgeber.

Hawk bemerkte, wie er langsam innerlich zu kochen begann. Dieser respektlose Ton, den sie ihm gegenüber anschlug! In Anbetracht der Situation verhielt er sich doch wohl vernünftig. Im Gegensatz zu ihr. Was dachte sie sich eigentlich?

„Hawk!“ Ein beunruhigt wirkender und zerzauster Donald wankte im Bademantel in die Küche. Sein blasses Gesicht war gezeichnet von der Grippe, und die rot unterlaufenen Augen tränten ihm. „Ich wollte es dir gestern schon sagen …“ Er sah von einem zum anderen. „Aber mir ging es so schlecht, dass ich einfach nur ins Bett fallen konnte.“ Frustriert schüttelte er den Kopf. „Ich hoffe, Rosie hat alles erklärt?“, fügte er schwach hinzu, während sie aufstand.

Hawk verzog den Mund und erhob sich ebenfalls. „Nein, noch nicht“, entgegnete er. „Aber mach dir keine Sorgen. Ich gebe die Hoffnung auf eine Erklärung nicht auf“, fügte er mit einem spöttischen Lächeln hinzu, als sein Blick auf ihr Gesicht fiel. Rosie spürte, wie sie rot wurde.

Verwirrt sah Donald sie an. „Du hast es ihm nicht gesagt?“

Was und wie viel hätte ich denn sagen sollen?, fragte sich Rosie verzweifelt. Sie beide hatten ja selbst kaum Gelegenheit gehabt, die Kluft zwischen sich zu überbrücken. Wie sollte sie da einen Dritten einweihen? Vor allem, wenn dieser Fremde der berühmte Joshua Hawkley war, der selbst im Rampenlicht stand. Der vielleicht die richtigen Schlüsse ziehen würde, sobald er ihren vollständigen Namen erfuhr.

Nein. Je weniger Leute wussten, wer sie war, desto geringer die Wahrscheinlichkeit …

„Rosie ist meine Tochter, Hawk“, unterbrach Donald ihre Gedanken, noch bevor sie ihn daran hindern konnte.

Hawks Blick weitete sich ungläubig. Der Ausdruck auf seinem Gesicht machte deutlich, dass er mit dieser Erklärung am allerwenigsten gerechnet hatte. Rosie seufzte.

3. KAPITEL

Donalds Tochter! Darauf wäre Hawk niemals gekommen. Er hatte ja nicht einmal gewusst, dass Donald überhaupt verheiratet gewesen war! Geschweige denn, dass er eine Tochter im Alter von knapp dreiundzwanzig Jahren hatte. Aber vielleicht war er nie verheiratet gewesen, und Rosie war das Ergebnis einer kurzen und heißen Liaison? Fassungslos blickte Hawk von einem zum anderen.

Donald hatte in den vergangenen zehn Jahren mit keinem Wort erwähnt, dass er ein Kind hatte, und soweit Hawk wusste, hatte er seine Tochter auch nicht besucht. Vielleicht hat er sie in seinem Urlaub gesehen, dachte Hawk. Donald schuldet mir ja schließlich keine Rechenschaft.

Trotzdem fragte sich Hawk, woher Rosie so plötzlich aufgetaucht war. Denn er war sich sicher, dass Donald nichts von ihrem Besuch gewusst hatte. Die Frage, die sich für ihn viel dringender stellte, war jedoch: Weshalb war sie hierhergekommen? Ihm schwirrte der Kopf.

Plötzlich fühlte er sich ganz benommen. „Wir sollten dich wieder ins Bett bringen“, murmelte er, als Donald mit schmerzverzerrtem Gesicht hustete. „Rosie kann mir alles erklären, was ich wissen muss“, setzte er mit einem missfälligen Blick in ihre Richtung hinzu.

Aber Rosie hatte keineswegs die Absicht, ihm mehr als unbedingt erforderlich mitzuteilen. Hawks Überraschung war nicht zu übersehen gewesen, als er erfuhr, dass sie Donalds Tochter war. Vermutlich hatte er sie für die Geliebte seines Angestellten gehalten. Trotzdem schien er die Wahrheit irgendwie zu missbilligen. Sie verstand nur nicht, weshalb. Aber eigentlich konnte ihr das einerlei sein, ebenso wie sein Missfallen. Ihr Vater mochte für Hawk arbeiten und ihm somit eine Erklärung schulden. Aber das bedeutete nicht, dass sie ihm ebenfalls Rede und Antwort stehen musste.

Nicht einmal, wenn du als Gast vorübergehend in seinem Hause wohnst?, meldete sich eine kleine Stimme in ihr.

Nicht einmal dann, entschied Rosie starrsinnig.

„Gehen wir wieder in die Küche“, schlug Hawk leise, aber bestimmt vor, als sie Donald in seiner kleinen Wohnung ins Bett gebracht hatten. In die Küche zu kommen musste ihn außerordentlich erschöpft haben, denn der ältere Mann sank entkräftet in die Kissen.

„Soll ich bleiben und dir einen Tee machen?“, bot Rosie an und ignorierte Hawk dabei geflissentlich. „Oder dir ein Glas Saft bringen?“

Donald lächelte geschwächt. „Nein, es wird schon wieder. Ich muss mich nur ausruhen. Rede du mit Hawk“, ermutigte er sie heiser.

Obwohl sie das überhaupt nicht wollte, überlegte Rosie, wie viel sie diesem beunruhigend attraktiven Mann wohl sagen musste, während sie sich umdrehte und die Treppen hinunter ins Haupthaus und in die Küche vorausging.

Nicht besonders viel, entschied sie. Das Grundgerüst der Wahrheit sollte ausreichen. Schließlich hatte sie noch nicht einmal ihrem Vater gestern alles über die Gründe ihrer Anwesenheit erzählen können, und Hawk musste sicherlich nicht mehr erfahren als Donald.

„Haben Sie jetzt entschieden, wie viel ich wissen darf?“, erkundigte er sich trocken, sobald sie am Küchentresen auf den Barhockern Platz genommen hatten. Da sich ihre Wangen sofort rot färbten, wusste er, dass er ins Schwarze getroffen hatte: Sie hatte also wirklich überlegt, was sie ihm verschweigen sollte!

Abwehrend hob sie ihr Kinn. „Mein Vater hat ihnen alles Wichtige mitgeteilt, Mr. Hawkley …“

„Hawk“, unterbrach er sie mit fester Stimme. Er stützte die Ellbogen auf die Anrichte und betrachtete sie mit durchdringenden Augen über seine gefalteten Hände hinweg. „Das ist nicht ganz richtig, Rosie“, beharrte er sanft. „Das Wichtigste hat Donald mir leider nicht erklärt. Und das wäre, weshalb ich bis heute nichts von Ihnen gewusst habe!“

Sie hob ihre fein geschwungenen Augenbrauen und mimte Erstaunen. „Vielleicht dachte er, es geht Sie nichts an?“

Hawk spürte, wie ihn die absichtliche Unhöflichkeit dieser Frau immer gereizter werden ließ. Mit jedem Augenblick, mit jedem Kommentar wurde er wütender. Außerdem konnte er ihre abwehrende Haltung auch nicht ganz nachvollziehen. Einen sonderlich kühlen Eindruck hatte sie auf ihn nicht gemacht, als er splitterfasernackt aus dem Bad gekommen war!

Aber um ehrlich zu sein, er selbst war in diesem Augenblick ebenfalls alles andere als kühl und gefasst gewesen, als er sie in seinem Schlafzimmer bemerkt hatte. Die verräterischen Regungen seines Körpers hatten das nur allzu deutlich bewiesen.

Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, musterte er sein hübsches Gegenüber ausgiebig. Dabei bemerkte er den goldenen Ring um ihre grüne Iris und die Sommersprossen auf ihrer Nase. Was zu der Frage führte, ob andere Stellen ihres Körpers wohl ebenfalls mit Sommersprossen bedeckt waren … Wie es wohl wäre, jede einzelne Sommersprosse zu küssen?

Mit einem ungeduldigen Kopfschütteln verscheuchte Hawk die unwillkommenen Gedanken, straffte die Schultern und verwünschte seine lebhafte Fantasie.

Was war nur mit ihm los? Es mochte ja sein, dass er im Moment keine Beziehung hatte, andererseits kam er aber gerade aus Los Angeles. Und diese Stadt war schließlich ein Mekka der schönen und verführerischen Frauen, die sich zudem nicht lange bitten ließen, falls man sie denn haben wollte. Dass er sich nun ausgerechnet zu Rosie Harrison hingezogen fühlte, verhieß nichts als Schwierigkeiten – zumal man für sie den Begriff „Geheimniskrämerei“ völlig neu definieren musste. Reiß dich zusammen und konzentrier dich auf die unmittelbare Situation!

„Haben Sie vor, Weihnachten mit Donald zu verbringen?“, erkundigte er sich knapp. Der Gedanke, dass sie eventuell die Feiertage über der Garage wohnen würde, verdarb ihm ein wenig die Vorfreude auf ein besinnliches und ruhiges Familienfest.

„Das steht noch nicht fest“, erwiderte sie ausweichend.

Hawk musste sich eingestehen, dass sie ein harter Brocken war. Sie gab wirklich nichts von sich preis. Aber für heute hatte er genug von ihren Ausflüchten. Er öffnete gerade den Mund, um nachzuhaken, als sie ihm zuvorkam.

„Obwohl seine Krankheit die Dinge wohl nun ändert, oder?“

„Tut sie das?“ Hawk musterte Rosie misstrauisch.

„Aber selbstverständlich“, gab sie heftig zurück. „Mal abgesehen von der Tatsache, dass er krank ist und man sich um ihn kümmern muss, ist es doch offensichtlich, dass er nicht arbeiten kann. Wenn ich ihn recht verstanden habe, erwarten Sie, dass Ihre Familie in den nächsten Tagen hier eintrifft?“

„Ja“, bestätigte er abwartend.

„Und Don … mein Vater …“, korrigierte Rosie sich, „… sollte einkaufen gehen, das Haus für das Fest schmücken und sich um alles Weitere kümmern?“

„Ja.“ Hawk nickte. Er bemerkte sehr wohl, dass es ihr schwerfiel, Donald ihren Vater zu nennen. Verdammt, wieso musste der Mann auch ausgerechnet jetzt krank werden? Hawk war sich nämlich ziemlich sicher, dass er erst Antworten erhalten würde, wenn Donald wieder gesund war. Aber das dauerte ihm zu lange.

Rosie bemühte sich mit aller Macht, Hawks Fragen auszuweichen. Dennoch war sie sich dessen bewusst, dass dies hier Hawks Haus war und er ihrem Vater auftragen konnte, sie fortzuschicken. Und Donald bliebe dann keine Wahl – er müsste sie bitten, zu gehen. Das einzige Problem war, dass ihr im Moment kein anderer Ort einfiel, an dem sie unterkommen konnte. Wie sie die Situation in Gedanken auch drehte und wendete – sie kam immer wieder zum selben Schluss: Unter diesen Umständen war es nicht in ihrem Interesse, sich Hawk gegenüber völlig unkooperativ zu zeigen.

„Na ja, ich könnte diese Dinge doch übernehmen … wenn Sie möchten“, bot Rosie daher an. „Wenn Sie mir sagen, wo der nächste Supermarkt ist und wo Sie den Weihnachtsschmuck aufbewahren …“ Sie brach ab.

Hawk antwortete nicht, sondern zog seine dunklen Augenbrauen fragend nach oben. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine wundervoll sinnlichen Lippen.

Rosies Puls flatterte leicht, als sie sich daran erinnerte, wer er war. Dass seine Vorzüge sie nicht kaltließen, war nicht weiter verwunderlich. Nur eine völlig blinde, taube oder gefühllose Frau könnte dieses Bild von einem Mann und seinen Sexappeal ignorieren. Was sie allerdings sehr überraschte, war die Tatsache, dass sie eigentlich gegen die Reize des anderen Geschlechts hätte immun sein müssen. Immerhin war sie gerade auf der Flucht vor ihrer eigenen Hochzeit und vor einem Mann, den sie weder liebte noch heiraten wollte.

Sie versuchte, den Blick von Hawks fesselnden blauen Augen abzuwenden, brachte es aber nicht über sich. Stattdessen hatte sie das Gefühl, in einem endlosen Meer zu ertrinken. Ihr Atem ging schneller.

Das geht nicht!, rief sie sich zur Ordnung. Joshua Hawkley war unter allen Männern, die sie kannte, derjenige, der ihre Seelenruhe am meisten gefährden konnte. Aber er war auch der Arbeitgeber ihres Vaters und dazu noch viel zu neugierig! Das durfte sie nie vergessen.

Mit einiger Mühe löste sie den Blick von seinen Augen, fixierte einen Punkt hinter Hawks Schulter und fragte herausfordernd: „Außer, Sie möchten diese Dinge selbst erledigen …?“

„Sicher nicht! Ich halte Sie nicht auf, wenn Sie das übernehmen möchten“, antwortete er und erhob sich.

Rosie seufzte. „Ich habe das nur angeboten, weil mein Vater es sicher erwartet.“

„Ich habe schon zugestimmt, Rosie“, entgegnete er gedehnt. „Ich muss sowieso noch Geschenke besorgen, da kommt es auf eins mehr auch nicht an“, fügte er spitz in ihre Richtung hinzu.

Rosie sah ihn überrascht an. Er meinte doch nicht … „Bitte machen Sie sich meinetwegen keine Umstände!“, wehrte sie hastig ab.

Panisch dachte sie an ihre finanziellen Verhältnisse. Das Bargeld würde nicht ewig ausreichen, vor allem nicht, wenn sie noch Geschenke für Hawk und seine Familie kaufen müsste. Ihre Kreditkarte wollte sie aber nicht einsetzen. Denn über die Transaktionen wäre sie für jemanden, der skrupellos und entschlossen genug war, viel zu leicht zu finden. Und das wollte sie einfach nicht riskieren.

Auf Außenstehende mochte ihre Vorsicht sicherlich übertrieben wirken, doch sie wusste nur allzu gut, wie rücksichtslos ihr Verfolger vorgehen konnte …

Hawk war immer schon ein aufmerksamer Mensch gewesen. Deshalb erkannte er an ihrem Mienenspiel sehr wohl, dass widerstreitende Gefühle in ihr um die Oberhand kämpften. Aber welche das waren, verstand er nicht. Noch nicht, schwor er sich. Auch die leichte Panik, die sie überkam, als er die Geschenke erwähnte, war ihm nicht entgangen.

Was verheimlicht diese Frau nur?, fragte er sich. Denn dass sie etwas vor ihm verbarg, dessen war er sich hundertprozentig sicher!

4. KAPITEL

„Ich fahre Sie zum Einkaufszentrum“, schlug Hawk schnell vor. „Dann können Sie einkaufen gehen, während ich versuche, für meine Familie Geschenke zu finden.“ Noch während er sprach, sah er, dass sein Vorschlag bei Rosie Harrison auf wenig Gegenliebe stieß. Ihre schmalen Hände zitterten leicht, als sie die leeren Kaffeetassen abräumte und in die Spülmaschine stellte. Zumindest glaubte er, dass ihre Unsicherheit durch seine Worte hervorgerufen wurde …

Wenn sie seinem Blick ständig auswich, konnte er kaum feststellen, was sie dachte oder fühlte. Es war richtig frustrierend!

Sie schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es meinem Vater gefiele, wenn Sie sich meinetwegen Umstände machen …“

„Es ist ja nicht Ihretwegen. Sie gehen für meine Familie einkaufen“, argumentierte Hawk. „Außerdem wollte ich sowieso nach Calgary“, fügte er bestimmt hinzu. Ganz offensichtlich widerstrebte es ihr, mit ihm zu fahren. Doch anstatt sie in Ruhe zu lassen, spornte ihn der Widerstand nur noch mehr an, sich durchzusetzen.

Hawk erkannte sich selbst nicht mehr wieder. Seit Jahren wurde er als öffentliche Person von den schönsten Frauen belagert. Es war eine neue Erfahrung für ihn, eine Frau kennenzulernen, die sich sträubte, mehr Zeit als unbedingt nötig mit ihm zu verbringen. Sonst drängten sie sich ihm geradezu auf.

Und das bildete er sich nicht etwa ein, weil er so sehr von sich eingenommen war, sondern es entsprach der Wahrheit. Dass er zu den begehrtesten Top-Schauspielern gehörte, machte ihn zu einem leichten – und möglicherweise nützlichen – Ziel für jede Frau, die es im Filmgeschäft zu etwas bringen wollte. Aber diese Verehrerinnen hatten ihn bisher nie interessiert. Bei Rosie Harrison war das anders.

Irgendwie musste er sie doch dazu bringen können, sich ein wenig zu öffnen! Vielleicht gelang es ihm, wenn er etwas mehr Zeit mit ihr verbrachte?

Als ob sie seine Gedanken lesen könnte, schüttelte sie den Kopf. Ihre prächtige rote Mähne loderte dabei auf wie Feuer. „Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, meinen Vater in seinem Zustand hier alleine zurückzulassen.“

Wenn man bedachte, dass Donald während der vergangenen zehn Jahre öfter krank gewesen war und alles sehr gut ohne die Pflege seiner Tochter überstanden hatte, bezweifelte Hawk, dass es dieses Mal anders sein würde.

Deshalb versicherte er ihr: „Mit ziemlicher Sicherheit zieht es Donald – wie alle Männer – vor, alleine zu sein, wenn er krank ist. Aber ich gehe nach oben und sehe nach ihm, während Sie sich fertig machen. Wenn er wach ist, informiere ich ihn über unsere Pläne – falls es Ihnen dann leichterfällt mitzukommen“, fügte er hinzu.

Rosie ließ sich von Hawks leichtem Tonfall keine Sekunde lang täuschen. Sein Gesichtsausdruck zeigte ihr ganz deutlich, dass er keinen Einwand gelten lassen würde. Vielleicht war es besser, sich nicht länger zu wehren und anstandslos nachzugeben.

„Ich brauche nur fünf Minuten“, sagte sie widerstrebend. Einen Moment herrschte Stille. „Was?“, fragte sie heftig, als sie seine skeptische Miene sah.

„Wenn Sie nur fünf Minuten brauchen, um sich zum Ausgehen fertig zu machen, dann sind Sie die erste Frau, die ich kenne, die das schafft!“, erklärte er mit trockenem Humor. Er lachte kurz auf.

Aus schmalen Augen funkelte sie ihn an. „Das muss dann wohl an der Art von Frau liegen, die Sie kennen!“

„Vermutlich haben Sie recht.“ Ein anerkennendes Lächeln flackerte in seinen tiefblauen Augen, als er grinste. „Ich sehe in ein paar Minuten nach Donald“, fügte er mit einem leicht spöttischen Blick hinzu.

Rosie eilte die Stufen hinauf in das Apartment, das ihr Vater bewohnte. Sie musste sich eingestehen, dass sie nicht damit gerechnet hatte, hier Komplikationen in Form dieses gefährlich attraktiven Mannes vorzufinden. Doch selbst wenn, hätte sie angenommen, dass er mit seiner Familie beschäftigt wäre und sie nicht beachten würde. Und wenn ihr Vater nicht so plötzlich krank geworden wäre, wäre sie ihm wohl auch nicht aufgefallen. Was jetzt natürlich völlig unwichtig war, da sie mit ihm nach Calgary fahren und seine Einkäufe für ihn erledigen würde!

Was würde sie wohl in diesem Augenblick tun, wenn sie in England geblieben wäre? Angesichts des Zeitunterschiedes läge sie höchstwahrscheinlich im Bett – vermutlich allerdings hellwach. In den vergangenen Wochen hatte sie immer stärker unter Schlafstörungen gelitten. Erst war es ihr unerklärlich gewesen, woher sie kamen. Jetzt wusste sie, dass es mit ihrem näherrückenden Hochzeitstag zusammenhing. Diese schlaflosen Nächte hatten ihr verdeutlicht, dass sie im Begriff war, den größten Fehler ihres Lebens zu begehen.

Aber ich habe etwas dagegen unternommen, bevor es zu spät ist, erinnerte Rosie sich bestimmt. Wenn sie es sich recht überlegte, wollte sie gar nicht wissen, was jetzt wäre, wenn sie sich noch in England aufhielte.

Sie hatte die Absicht, einen Tag nach dem anderen, ein Problem nach dem anderen in Angriff zu nehmen und zu lösen. Und im Moment musste sie sich darauf konzentrieren, in den fünf Minuten fertig zu werden, die sie Hawk genannt hatte!

„Ich bin beeindruckt“, erklärte dieser anerkennend, als Rosie die Stufen hinunter zur Haustür eilte, wo er bereits wartete – und dabei blieben ihr noch zehn Sekunden, bis die avisierten fünf Minuten abgelaufen waren!

Hawk bemerkte mit einem leichten Stich der Enttäuschung, dass Rosie ihr wildes rotes Haar unter einer schwarzen Wollmütze versteckt hatte. Dazu trug sie einen ebenfalls schwarzen Mantel, der bis zu den Stiefeln reichte. Nur die lebhafte Schönheit ihres Gesichtes, das von ihren herausfordernd blitzenden grünen Augen beherrscht wurde, sorgte für einen Farbklecks in ihrer Erscheinung.

Er ließ den Blick prüfend über sie gleiten. „Sie sollten kein Schwarz tragen“, bemerkte er missbilligend. „Das macht Sie ganz blass.“ Er sah fasziniert zu, wie die Blässe auf ihrem Gesicht von einer wütenden Röte verdrängt wurde.

„Wenn ich Ihre Meinung hören will, frage ich Sie danach“, fuhr sie ihn an, bevor sie an ihm vorbei durch die geöffnete Tür rauschte. Sie wusste, dass sie zu heftig reagierte, aber seine Kommentare trafen sie tief. Am meisten störte sie aber, dass er mit seiner Bemerkung recht hatte. Trotzdem änderten seine Worte nichts daran, dass ihre ganze Garderobe aus schwarzen Kleidungsstücken bestand.

Als sie hinaustrat und die schneidende Kälte auf ihrer Haut fühlte, atmete sie scharf ein. In den letzten zehn Minuten hatte es begonnen zu schneien. Wie Stiche fühlten sich die Schneeflocken auf ihrem Gesicht an. Sie sah Hawk unsicher an und fragte: „Vielleicht sollten wir warten, bis dieser Sturm vorübergezogen ist?“

Er grinste und schien völlig unbeeindruckt von den dichten Flocken, die auf sein schwarzes Haar fielen. „Wenn man hier in Kanada immer daheim bliebe, wenn es schneit, käme man nirgends mehr hin“, versicherte er ihr und drückte entschlossen auf die Fernbedienung des elektrischen Garagentors.

Rosie überlegte, dass ein solcher Schneesturm in England alles zum Erliegen brächte. Aber wenn Hawk meinte, dass so etwas hier in Kanada völlig normal war, musste sie ihm wohl oder übel glauben. Jedenfalls würde sie ihm nicht zeigen, dass ihr das Wetter Unbehagen bereitete.

Auf der Fahrt nach Calgary konnte Rosie die bilderbuchschöne Landschaft rings um sie herum bewundern. Die sanften Hügel erstreckten sich in beinahe unendlicher Weite bis zum Horizont und wurden langsam von einer weichen Decke weißen Schnees bedeckt. Auf der Straße tummelten sich viele Autofahrer, die sich vom Wetter scheinbar ebenso wenig beeindrucken ließen wie Hawk und noch nicht einmal ihr Tempo drosselten. Hawk hatte recht behalten: In Kanada ließ man sich nichts vom Wetter diktieren.

Als sie zusammen das Einkaufszentrum betraten, wurden sie von weihnachtlichen Klängen eingehüllt, die über das Lautsprechersystem bis in die entfernteste Ecke getragen wurden. Mit großen Augen nahm Rosie die Umgebung in sich auf. Wie lange hatte sie so etwas nicht mehr erlebt? Eine echte Tanne – bestimmt an die sechs Meter groß – stand am Eingang des Einkaufszentrums. Sie war über und über mit rotem und grünem Christbaumschmuck bedeckt. Tausende goldener Lichter erstrahlten an dem Baum, und Rosie hatte das Gefühl, noch nie etwas so Schönes gesehen zu haben. Erst bei diesem Anblick wurde ihr bewusst, dass in wenigen Tagen Weihnachten war.

Wie war es nur möglich, dass sie das verdrängt hatte? Vermutlich lag es daran, dass ihre Hochzeit für Heiligabend geplant gewesen war. Und diese Tatsache wollte sie unbedingt vergessen. Deshalb war sie schließlich hier.

Tausend Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Wie lange war es her, dass sie Weihnachten zum letzten Mal wirklich genossen hatte? Wie lange war es her, dass sie einfach Weihnachtslieder gehört oder in einem Einkaufszentrum die gespannte Erwartung in den Gesichtern der Menschen gesehen hatte? Zu lange, gestand sie sich traurig ein.

Aber jetzt kann ich es genießen, dachte sie lächelnd. Vielleicht macht es sogar Spaß, Weihnachten mit meinem Vater in Kanada zu verbringen …

„Möchten Sie Ihr Geheimnis mit mir teilen?“, unterbrach Hawk leise ihre Gedanken.

Überrascht drehte sie sich zu ihm um. „Was für ein Geheimnis denn?“, argwöhnte sie.

Er zuckte seine breiten Schultern. „Als wir das Einkaufszentrum betraten, haben Sie sehr ernst ausgesehen. Aber dann haben Sie plötzlich gelächelt. Da ist es doch selbstverständlich, dass ich mich frage, welches Geheimnis diese Wandlung verursacht hat, oder?“

Sollte er sich doch wundern! In den vergangenen zehn Jahren waren ihr zu viele Freiheiten genommen worden. Ihre Gedanken würde sie sich nicht auch noch einfach nehmen lassen. Von niemandem! Sie gehörten ihr ganz alleine!

„Hey, Hawk“, rief in diesem Moment ein Mann, als er an ihnen vorbeiging. „Ich freue mich auf Ihren nächsten Film!“

„Danke“, antwortete dieser lächelnd.

Es folgten viele Grüße dieser Art, als sie durch die Passagen schlenderten. Rosie beobachtete interessiert, wie Hawk mit der Bewunderung seiner Fans umging. Er reagierte darauf mit einem lässigen Charme, der zwar nicht unhöflich wirkte, aber auch nicht zu weiteren Vertraulichkeiten ermutigte. Es erstaunte Rosie, dass alle das akzeptierten und sich dennoch fröhlich und freundlich benahmen.

Sie warf Hawk einen neugierigen Blick zu, als er sie am Ellbogen berührte und in Richtung Supermarkt lenkte. „Stört es Sie denn gar nicht?“, erkundigte sie sich bei ihm. Als er fragend eine dunkle Augenbraue hob, fügte sie erklärend hinzu: „All die Aufmerksamkeit. Dass die Leute Sie ansprechen, Sie beobachten, über Sie sprechen – stört Sie das überhaupt nicht?“

Lange dachte er über diese Frage nach. Als sie schon dachte, er würde ihr nicht mehr antworten, erwiderte er schließlich: „Wenn es mich stören würde, hätte ich nicht Schauspieler werden und ins Rampenlicht treten dürfen.“

Rosie konnte nicht anders, als seine nüchterne Einstellung zu diesem Thema zu bewundern. Auch wenn sie es ein bisschen anders sah …

Allerdings war es ja auch nie ihre eigene Entscheidung gewesen, in Großbritannien zu einer berühmten Persönlichkeit zu werden, um die sich die Presse riss.

„Schaffen Sie die Einkäufe alleine?“, erkundigte sich Hawk, als sie vor dem Eingang des Supermarktes ankamen. „Wenn nicht, kann ich …“

„Nein danke, ich schaffe das schon“, versicherte sie ihm hastig. „Ich … Haben Sie etwas Bargeld?“, fragte sie verlegen. „Ich fürchte, meine Kreditkarte ist wegen des Flugtickets am Limit.“ Während der Fahrt hierher hatte Rosie hin und her überlegt, wie sie das Geldproblem lösen wollte. Schließlich hatte sie entschieden, dass dies die beste Ausrede war, die ihr einfiel.

Hawk sah sie lange schweigend an, bevor er ihr antwortete: „Packen Sie doch einfach alles ein, was Sie für wichtig halten. Dann treffen wir uns in einer halben Stunde an der Kasse, und ich bezahle die Einkäufe, ja?“

Unter dem Vorwand, einen Einkaufswagen zu holen, drehte sich Rosie weg. Er sollte nicht sehen, wie verlegen sein bohrender Blick sie machte. Wenn er sie weiterhin so skeptisch musterte, wurde es schwieriger als gedacht, ihre Kreditkarte zu schonen und nicht einzusetzen. Aber es war einfach zu gefährlich! Sie konnte dadurch auffliegen.

„Für wie viele Personen muss ich einkaufen?“, fragte sie schnell, um von der Situation abzulenken.

„Sieben Erwachsene und zwei Kinder. Donald schließt sich uns für gewöhnlich zum Weihnachtsessen an“, erklärte er.

Vielleicht hatte er das in den vergangenen Jahren so gehalten. Aber diesmal war seine eigene Tochter da – und da Rosie kein Teil des Hawkley-Familienfestes werden wollte, musste sie ihren Vater wohl dazu überreden, der großen Feier fernzubleiben. Aber das konnte sie nicht vor dem Supermarkt mit Hawk klären. Hier waren sie einfach zu vielen neugierigen Blicken ausgesetzt.

„Wird es ein traditionelles Weihnachtsessen werden?“, erkundigte sie sich stattdessen.

„Ein sehr traditionelles“, antwortete Hawk trocken. „Meine Mutter ist Britin. In ihren Augen wäre es ein absolutes Sakrileg, keinen Truthahn mit allem Drum und Dran zu servieren.“

Rosie fühlte sich gar nicht wohl dabei, dass er ihr private Dinge über sich und seine Familie erzählte. Sie wollte nicht wissen, dass Hawks Mutter Engländerin war wie sie selbst. Denn dadurch lernte sie ihn besser kennen, und er war nicht länger ein Unbekannter für sie. Aber sie wollte auf Distanz bleiben, sie musste es sogar, wenn sie nicht entlarvt werden sollte!

Hawk grinste vor Genugtuung, als er sah, wie sehr seine Worte Rosie ärgerten. Ihm war klar, dass sie ihn nicht an sich heranlassen wollte. Aber schließlich konnte er nicht nur auf sie Rücksicht nehmen. Für seinen Geschmack verhielt sie sich viel zu frostig und unabhängig. Also war er fest entschlossen, zu jedem Trick zu greifen, der eine Bresche in ihre Schutzwälle schlug.

„Den Weihnachtspudding bringt sie mit. Das tut sie immer. Darüber müssen Sie sich also keine Sorgen machen“, unterrichtete er sie noch.

„Ich mache mir keine Sorgen“, versicherte sie ihm scharf.

„Können Sie kochen, Rosie?“

„Wieso?“, konterte sie misstrauisch. Die Frage hatte sie offenbar nicht erwartet.

Hawk zuckte die Schultern. „Es kann nie schaden, das zu wissen.“

„Nein, Mr. Hawkley, ich kann nicht kochen.“ Frustriert presste sie die Lippen zusammen.

„Schade. In dem Fall werden wir uns in den nächsten Tagen mit meinen Kochkünsten begnügen müssen.“ Bei diesem Gedanken zog er eine Grimasse.

Einen Moment lang sah sie so aus, als wollte sie gegen das Wort „wir“ Einspruch erheben, doch sie besann sich eines Besseren. „Wenn Sie mich entschuldigen würden? Ich gehe jetzt für Sie einkaufen …“ Flugs drehte sie sich um und ging mit dem Einkaufswagen davon.

Hawk sah ihr hinterher und verspürte eine leichte Befriedigung darüber, dass er ihre Selbstbeherrschung ins Wanken gebracht hatte. Gleichzeitig musste er an den Besuch zurückdenken, den er Donald abgestattet hatte, bevor sie nach Calgary aufgebrochen waren.

Rosie hatte sich im Badezimmer ausgehfertig gemacht, als er das Apartment über der Garage betreten hatte. Donald lag in seinem Zimmer und warf sich unruhig hin und her. Obwohl er schlief, sprach er mit jemandem, der nicht anwesend war: „Keine Sorge, Gloria … Ich gehe nach Amerika … Ich komme nicht zurück“, hatte er gemurmelt. Und dann, mit verblüffender Deutlichkeit: „Erzieh unsere Tochter nicht zu so einem geldgierigen Miststück, wie du eins bist!“ Danach war Donald wieder eingeschlummert.

Autor

Carole Mortimer
Zu den produktivsten und bekanntesten Autoren von Romanzen zählt die Britin Carole Mortimer. Im Alter von 18 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Liebesroman, inzwischen gibt es über 150 Romane von der Autorin. Der Stil der Autorin ist unverkennbar, er zeichnet sich durch brillante Charaktere sowie romantisch verwobene Geschichten aus. Weltweit...
Mehr erfahren
Lisa Jackson

Fragt man Lisa Jackson nach ihrer Inspiration für die über 50 Romane, die die Bestsellerautorin aus Oregon geschrieben hat, dann erzählt sie gern von ihrer Kindheit. Sie war ein fantasiebegabtes Kind, das bei Mondlicht heimlich das Haus verließ, um Fahrrad zu fahren oder ohne Sattel zu reiten.

Lisa Jackson hat...

Mehr erfahren
Rebecca Winters

Rebecca Winters und ihre Familie leben in Salt Lake City, Utah. Mit 17 kam Rebecca auf ein Schweizer Internat, wo sie französisch lernte und viele nette Mädchen traf. Ihre Liebe zu Sprachen behielt sie bei und studierte an der Universität in Utah Französisch, Spanisch und Geschichte und später sogar Arabisch.

...

Mehr erfahren