Liebesnächte mit dem Boss

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Groß, sexy, muskulös - was für ein Mann! Frankie kann den Blick nicht von ihrem Boss Xander Currin abwenden. Seit sie auf der Ranch des Millionärs arbeitet, um das Geld für ihr Studium zu verdienen, sind ihre Gefühle in Aufruhr. Wie soll sie nur ihr leidenschaftliches Verlangen nach Xander bekämpfen? Sie ist sicher, dass er sie niemals bemerken wird. Schließlich liegen ihm die schönsten Frauen zu Füßen. Da macht Xander ihr ein unerwartetes, prickelndes Angebot. Aber kann sie ihm wirklich trauen? Oder spielt er nur mit ihr?


  • Erscheinungstag 21.07.2020
  • Bandnummer 2142
  • ISBN / Artikelnummer 9783733726270
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Frankie Walsh war sich darüber im Klaren, dass die Romantik nur ihrer Generation wegen gestorben war. Sicher, manche Leute sagten, dafür wären Dating-Apps verantwortlich. Und es stimmte durchaus, dass dem ständigen Nach-links-Wischen selbst der kleinste Funken Spontanität und Begeisterung fehlte. Doch egal, ob die Schuld nun bei den Millennials oder den Apps oder den Eltern lag, die ihre Kinder in dem Glauben erzogen hatten, die ganze Welt drehte sich nur um sie, Frankie war absolut sicher, dass die Romantik der Vergangenheit angehörte.

Was wiederum die Frage aufwarf, warum sie mit wild klopfendem Herzen und in der Hoffnung, einen Blick auf ihren Boss, Xander Currin, zu erhaschen vor dem Haupthaus der Currin Ranch herumlungerte. Der Grund war simpel: Sie war eine Närrin. Sie musste eigentlich bloß die Schlüssel zu der Scheune holen, in der die Geräte für die Heuernte gelagert wurden. Xander hatte die Schlüssel netterweise auf einen großen Holztisch am Hintereingang gelegt, genau, wie man es Frankie gesagt hatte. Einer der anderen Rancharbeiter, der gestern bei der Heuernte geholfen hatte, war heute krank und hatte den anderen Schlüsselbund versehentlich mit nach Hause genommen.

Frankie hatte sich so schnell freiwillig dafür gemeldet, die Schlüssel zu holen, dass die anderen Rancharbeiter sie alle schief angeschaut hatten. Wenn sie nicht aufpasste, würde ihre Schwärmerei für Xander auf der ganzen Ranch zum Running Gag werden. Doch dieser Job war ihr zu wichtig, um das zuzulassen. Sie hatte einfach zu hart dafür gearbeitet, zu beweisen, dass sie den körperlichen Herausforderungen gewachsen war.

Getrieben von der Angst davor, ausgelacht zu werden, stopfte sie sich die Schlüssel in die Hosentasche und wandte sich von der riesigen Holzvilla ab. Auf der Wiese hinter einer niedrigen Hecke wartete die lebhafte junge Stute Carmen, auf der Frankie hergeritten war. Die Zeit mit den Tieren war der beste Teil des Jobs und eine wichtige Voraussetzung für das Studium der Veterinärmedizin. Falls sie überhaupt genug Geld zusammenkratzen konnte, um es auch anzutreten.

Dies war ein weiterer Grund, warum Frankie dieser Job so wichtig war, denn ihre anderen Stellen waren freiwilliger Natur. An ihren freien Tagen begleitete sie einen Tierarzt bei seinen Hausbesuchen und half im örtlichen Tierheim aus. Der Job auf der Currin Ranch war ihre einzige bezahlte Stelle.

Sie streichelte der Stute über die Flanke und wollte gerade aufsitzen, als vom Hinterhof Gelächter und Stimmen ertönten. Männlich. Und weiblich. Ihre Intuition drängte sie zum Gehen. Oder vielleicht doch eher dazu, abzuwarten? Sie erkannte die Stimme des Mannes, das warme attraktive Lachen, welches Frankies Herz zum Klopfen brachte. Das Objekt ihrer albernen Schwärmerei.

Doch ein helles weibliches Kichern erstickte jegliche Hoffnungen, die sie bezüglich Xander gehegt hatte. Wie erstarrt beobachtete sie das Paar, das aus dem Gebüsch hervortrat. Xander war in Begleitung einer Blondine in einem leuchtend gelben Kleid, das ihre üppigen Kurven betonte. Als Frankie die Auffahrt – weniger als drei Meter von Frankie entfernt – erreichte, würdigte sie Frankie keines Blickes, während sie Xander zum Abschied zuwinkte. Sie stieg in ein eisblaues Cabrio, das aussah, als ob man damit locker ein Veterinärmedizinstudium finanzieren könnte.

War sie über Nacht hier gewesen? In Frankie stieg die Eifersucht hoch. Sie kämpfte gegen den Drang an, sich wenigstens ein wenig Schmutz von der Jeans zu wischen, und schwang sich stattdessen in den Sattel, obwohl die Stute vom lauten Aufheulen des Motors zurückschreckte.

Frankie beruhigte Carmen, indem sie ihre Seiten leicht mit den Oberschenkeln drückte, und wollte sie gerade zur Scheune lenken, als Xander auf sie zueilte. Groß und muskulös wie er war, trug er die Jeans und das eng anliegende T-Shirt genauso selbstverständlich wie jeder andere Ranch-Vorarbeiter, doch als Erbe des Familienvermögens der Currins hatte er ein gebieterisches Auftreten. Und gerade wirkten seine blauen Augen, den Blick auf das Pferd gerichtet, und sein angespannter und von Bartstoppeln übersäter Kiefer irgendwie gefährlich.

„Ho! Ganz ruhig, Carmen“, rief er der verängstigten Palomino-Stute zu, seine Haltung die gleiche wie die des Ranch-Trainers, wenn er ein junges Pferd zähmte. „Ruhig.“

„Alles okay“, sagte Frankie und lehnte sich leicht im Sattel zurück, um die Stute weiter zu beruhigen. „Ich hab sie.“

Ihr Herz schlug schneller, mehr wegen der plötzlichen Begegnung mit ihrem Boss als wegen des kleinen Schrecks mit Carmen. Frankie wäre nicht auf ihr hergeritten, wenn sie sich auf der munteren jungen Stute auch nur im Geringsten unsicher gefühlt hätte. Davon mal abgesehen war es ein Klacks, auf Carmen im Sattel zu bleiben. Frankie hatte sich kürzlich in der Rodeo-Disziplin des Wildpferdreitens versucht, nachdem einer der anderen Rancharbeiter sie dazu herausgefordert hatte. Dabei hatte sie festgestellt, dass sie gar nicht mal schlecht darin war. Und angesichts der Tatsache, dass sie Geld brauchte, waren die Preise ein willkommener Bonus.

Xander betrachtete sie kritisch. „Ich dachte, der Trainer hätte sie noch nicht für die Arbeit freigegeben.“ Er trat vorsichtig einen Schritt näher und ließ den Blick von ihr zu der Stute und wieder zurück wandern. „Carmen ist noch nicht lange bei uns.“

Er streichelte das Maul der Stute, sein dunkles Haar im Kontrast zum goldenen Fell und der weißen Mähne des Pferdes. Frankie war es gewohnt, ihn in seiner Funktion als Vorarbeiter auf der Ranch zu sehen, einen schwarzen Stetson auf dem Kopf – sehr zum Missfallen seines Vaters.

Alle auf der Currin Ranch wussten, dass Ryder Currin seinen einzigen Sohn lieber im Ölgeschäft der Familie sehen wollte, nicht jedoch auf der Ranch. Doch in den elf Monaten, die Frankie nun schon hier arbeitete, war Xander stets persönlich auf der Ranch involviert gewesen, sei es nun bei der Herde oder der Heuernte, und hatte dafür gesorgt, dass alles glattlief. Er war gut in seinem Job, doch selbst sie wusste, dass der Posten des Vorarbeiters eigentlich nicht mit dem rechtmäßigen Erben besetzt wurde.

„Ich arbeite ja auch nicht mit ihr“, erklärte sie und zwang sich um der Stute willen, sich zu entspannen. Sie hatte ihren Boss nicht reizen wollen. „Ich bin auf ihr hergeritten, um die Schlüssel für die Scheune zu holen, weil sie rastlos wirkte. Ich dachte, sie könnte einen Ausritt vertragen.“

Warum hatte Xander sie nicht wegen etwas Positivem bemerkt? Sie hatte schon so oft gehofft, seine Aufmerksamkeit zu erhaschen, und jetzt, wo sie es endlich geschafft hatte, wirkte er gereizt, beinahe verärgert.

„Pferde, die noch nicht zur Arbeit freigegeben sind, werden auch nicht geritten.“ Er trat noch näher und strich Carmen beruhigend über den Hals. Seine Schulter war Frankies Wade gefährlich – oder verlockend – nah.

„Ein gutes Ranch-Pferd scheut nicht vor Motorengeräuschen zurück. Man sollte sie nicht in eine Situation bringen, in der sie unweigerlich scheitert, weil sie noch nicht bereit dafür ist.“

Frankie biss sich auf die Lippe, um sich einen Kommentar zu verkneifen. Auf Hochtouren gebrachte italienische Luxuswagen gaben wohl kaum die Art Motorengeräusche von sich, die die Pferde während der täglichen Arbeit auf der Ranch für gewöhnlich zu hören bekamen. Genauso wenig hörten sie den schrillen Teenie-Pop, den Xanders Gast bei voller Lautstärke laufen ließ, während sie die Auffahrt hinunterrauschte.

Doch sie würde kaum ein neutrales „Ja, Sir“ hervorbringen können, da er über Carmen so falsch lag. „Dann bringe ich sie wohl besser zurück in den Stall“, presste sie hervor und brachte ein gezwungenes Lächeln zustande. „Ich sage dem Trainer, dass Carmen an ihrer Musiktoleranz arbeiten muss.“

Abrupt sah Xander zu ihr auf, die Stirn gerunzelt.

War ihr das gerade wirklich herausgerutscht? Das künstliche Lächeln gefror ihr auf den Lippen. Im darauffolgenden Schweigen hörte sie das leise Brummen einer Heckenschere; ein Gärtner arbeitete in der Nähe. Der Geruch nach frisch geschnittenem Gras hing in der Juni-Luft von Texas, die mit jedem Atemzug heißer wurde.

„Wie heißen Sie noch mal?“

Wollte er sie etwa verwarnen? Er konnte sie nicht dafür feuern, eine Besserwisserin zu sein, oder? Sie brauchte diesen Job und die Hunderten Stunden Tierpflege, die ihr zu einem Bewerbungsgespräch für einen Studienplatz verhelfen sollten.

Sie mochte schon fast ein Jahr lang hier angestellt sein, doch sie hatte gerade erst begonnen, aktiv mit den Pferden zu arbeiten. In den ersten sechs Monaten hatte sie nur die langweiligsten Routinearbeiten ausgeführt – das dürfte auch der Grund dafür sein, dass ihr Boss sich nicht an ihren Namen erinnern konnte.

„Frankie Walsh“, sagte sie schnell, verärgert über ihre große Klappe, und zog den Hut ein wenig tiefer in die Stirn. Sie wünschte, sie könnte sich verstecken. „Danke für die Schlüssel.“

Er nickte, trat jedoch nicht zurück, eine menschliche Barriere voller beeindruckender Muskeln in Jeansstoff. „Die Regeln wurden nicht ohne Grund aufgestellt. Sie sollen nicht nur Carmen schützen, sondern auch die Angestellten.“

Damit hatte er sie überrumpelt. „Also mich?“ Sie schüttelte den Kopf, und ihr Pferdeschwanz wischte ihr über den Rücken, während sie darüber nachdachte, wie oft sie bei örtlichen Rodeo-Wettbewerben schon auf dem Hintern gelandet war. Wildpferdreiten war nichts für schwache Nerven. „Machen Sie sich keine Sorgen um meine Sicherheit. Ich bin tougher als ich aussehe.“

Sie lenkte Carmen an ihm vorbei, in der Hoffnung, dass Xander die unangenehme Begegnung bald wieder vergessen hätte. Schließlich war nur ihr Ego verletzt worden. Seine Sicherheitsbedenken waren vollkommen übertrieben. Offenbar bevorzugte er wesentlich weiblichere Frauen – so wie Frankie nie sein würde. Auch gut, schließlich sollte sie sich darauf konzentrieren, genug Geld zu verdienen, um ihre Träume zu verwirklichen, statt ihren Boss anzuhimmeln.

Am Wochenende würde auf dem örtlichen Jahrmarkt ein offenes Rodeo stattfinden, und sie brauchte all ihre Konzentration, wenn sie am Wildpferde-Reitwettkampf mit Sattel teilnehmen wollte. In den letzten Jahren hatten immer mehr Frauen an den Turnieren teilgenommen, und Frankie konnte besser reiten als die meisten der anderen Rancharbeiter auf der Currin Ranch. Außerdem hoffte sie, dass ein kleiner Wettbewerb wie dieser nur wenige Mitstreiterinnen anziehen würde.

Sie hatte eine winzige Chance, sich den Preis zu verdienen – genug Geld, um sich eine Karte für die Texas Cattleman’s Club Gala zugunsten der Hochwasserhilfe zu sichern. Das schicke Event wäre die perfekte Gelegenheit, die andere Seite des Rancher-Lebens kennenzulernen und die reichen Rancher zu treffen, denen sie hoffentlich eines Tages als Tierärztin zu Diensten stehen würde.

Es wäre also besser, zurück zur Scheune zu reiten und Xander zu vergessen. Die Romantik war schließlich bereits gestorben, nicht wahr? Trotzdem spürte sie, wie der Blick des Vorarbeiters ihr folgte, während sie davonritt. Und sie konnte sich nicht einmal einreden, dass sie das nicht unheimlich freute.

Als Xander seinen Truck am Freitagabend in der Nähe des Veranstaltungsplatzes parkte, um das Rodeo zu besuchen, war gerade ein Bandwettbewerb in vollem Gange. Da die Currin Ranch einer der größten Sponsoren des Events war, durfte er direkt neben dem Pavillon parken, in dem der Barbecue-Kochwettbewerb abgehalten wurde und wo er seinen Vater zu ihrem wöchentlichen Essen traf.

Für gewöhnlich waren Dinner mit Ryder Currin eine langwierige Angelegenheit, da sein Vater Fünf-Sterne-Menüs, eine aufmerksame Bedienung und erlesene Weine zu schätzen wusste. Doch da Xander das Barbecue eines texanischen Grillmeisters einem Vier-Gänge-Menü vorzog, versprach das Essen heute wesentlich mehr Spaß zu machen als sonst.

Xander setzte sich den Stetson auf und wagte sich ins Getümmel. Der Kies knirschte unter seinen Stiefeln, während er sich einen Weg durch den VIP-Eingang und in die wachsende Menge bahnte, die eine schwitzende Countryband bejubelte. Trotz der frühen Stunde war die mit Sägespänen bedeckte Tanzfläche beinahe voll. Das Rodeo würde erst in einer Stunde beginnen, und die Fahrgeschäfte liefen trotz der Hitze auf Hochtouren. Der Geruch von gebratener Rinderbrust hing in der Luft, und rund um den Pavillon rauchten die Grills, an denen Köche aus ganz Texas ihre besten Rippchen und Pulled Pork zubereiteten.

„Xander“, rief eine vertraute Stimme aus dem Essbereich. „Hier drüben.“

Er entdeckte seinen Vater und gesellte sich zu ihm an einen der wenigen reservierten Tische ganz vorn. Sein Vater trug nie Anzüge, doch aus irgendeinem Grund strahlte er selbst in Jeans und einem kurzärmeligen Hemd eine unheimliche Autorität aus. Mit seinen Stiefeln und dem dunkelbraunen Stetson unterschied Ryder sich kaum von den anderen Besuchern, wirkte aber trotzdem wie jemand, der das Sagen hatte.

„Hoffe, es stört dich nicht, aber ich war so frei, ein wenig von allem zu bestellen.“ Ryder lehnte sich zurück, als die kurvige rothaarige Kellnerin an den Tisch trat, auf ihrem Tablett mindestens zehn verschiedene Barbecue-Gerichte, die von zwei Bierflaschen überragt wurden.

Während sie Getränke und Teller auf dem Tisch abstellte, stählte Xander sich für die wöchentliche Befragung über sein Leben, seine Karrierepläne und darüber, wann er endlich aufhören wollte, seine Zeit mit der Arbeit als Vorarbeiter zu „verschwenden“. Das wöchentliche Dinner war Ryders wenig verschleierte Art, Xander regelmäßig ein schlechtes Gewissen dafür zu machen, dass er seinen familiären Pflichten in der Ölfirma nicht nachkam.

Xander mochte immer noch in einem privaten Flügel in der Villa seines Vaters leben, doch auf der Ranch liefen sie einander nur selten über den Weg. Ryder Currin teilte seine persönlichen Angelegenheiten fast nie – auch nicht mit seinen Kindern. In letzter Zeit war im Texas Cattleman’s Club das Gerücht umgegangen, dass er mit Angela Perry ausging, der Tochter seines erbitterten Konkurrenten, Sterling Perry. Doch Xander würde seinen Vater sicher nicht danach fragen.

„Ich weiß zufällig, dass sie Single ist“, sagte Ryder beiläufig, nachdem die Kellnerin ihren Tisch verlassen hatte. Er wies mit dem Kopf in ihre Richtung. „Falls du Interesse haben solltest.“

Momentan hatte Xander so wenig Zeit für Frauen, dass er erst nach einigen Sekunden begriff, wovon sein Dad da sprach. Seltsamerweise war die einzige Frau, an die er in letzter Zeit mehr als nur einen flüchtigen Gedanken verschwendet hatte, eine stürmische Brünette namens Frankie – ausgerechnet. Die gertenschlanke Rancharbeiterin mit den großen grünen Augen und den staubigen Jeans war eigentlich nicht sein Typ, aber ihr abweisendes Auftreten und ihr herausfordernder Blick waren ihm unter die Haut gegangen.

„Definitiv kein Interesse“, sagte er ehrlich, nahm den Hut ab und legte ihn auf den Stuhl neben sich. „Und ich bin nun schon seit mindestens zehn Jahren aus dem Alter raus, in dem ich deine Hilfe bei Frauen brauche.“

Ryder lachte leise. „Ich schätze du hast recht. Gehst du immer noch mit Kenzie aus?“, fragte er und nippte an seinem Bier. „Ich glaube, ich habe letzte Woche ihren Wagen vor dem Haus stehen sehen.“

Es ertönte eine Lautsprecherdurchsage, die die Teilnehmer des nächsten Wettbewerbs in die Arena beorderte, und einige Familien mit Kindern eilten aus dem Essenszelt. Die Band spielte weiter, ihre Verstärker nur kurz während der Durchsage gedämpft. Hinter ihnen drehte sich langsam das Riesenrad. Die grellen Lichter in den Speichen blinkten, obwohl es noch nicht dunkel war.

„Nein. Sie ist nur vorbeigekommen, um mich darum zu bitten, Mitglied der Jury für das Frauenrodeo zu werden.“ Xander hatte sie so schnell wie möglich zurück zu ihrem Wagen gebracht, wohl wissend, dass sie nur einen Vorwand gesucht hatte, um vorbeizukommen. Herauszufinden, warum er sich nicht bei ihr gemeldet hatte. „Ich bin noch nicht bereit für eine Beziehung mit ihr oder sonst jemandem. Nicht nachdem …“

Die Trauer darüber, seine Verlobte durch einen Reitunfall verloren zu haben, hatte in den letzten zwei Jahren nachgelassen, doch er war immer noch sicher, dass er nie wieder den Pfad der Liebe und der Happy Endings betreten würde. Ihre Beziehung war kompliziert gewesen, und es war nicht alles so rosig gewesen. Doch das Ende dieser Beziehung hatte ihn vollkommen niedergeschmettert. Die Arbeit auf der Ranch war das Einzige, das ihn ablenken konnte, und Xander war nicht bereit, das allzu bald aufzugeben.

„Ich verstehe.“ Ryder beugte sich vor, seine Miene war nun ernst. „Besser, als du denken magst. Als ich Elinah verloren habe …“ Er presste die Lippen aufeinander. Elinah war seine zweite Ehefrau gewesen und dreizehn Jahre zuvor an Krebs gestorben. „Ich weiß, dass es nicht leicht ist, wieder zu lieben, wenn man jemanden verloren hat.“

Xander war damals erst zwölf Jahre alt gewesen und hatte zu der Zeit nicht bei seinem Vater, sondern bei seiner Mutter gewohnt – bei Penny, Ryders erster Ehefrau. Doch selbst als Kind hatte Xander bemerkt, wie sein Vater sich jahrelang in sich selbst zurückgezogen hatte. Elinah war die Liebe seines Lebens gewesen.

Nun wusste Xander es zu schätzen, dass sein Vater Verständnis für ihn hatte.

„Ehrlich gesagt habe ich gar kein Interesse mehr an der Liebe.“ Er nahm sich ein Rippchen und biss davon ab.

„Kein Grund, ihr endgültig den Rücken zuzukehren“, sagte sein Vater vorsichtig. Sein Handy vibrierte auf dem Tisch, doch er schenkte ihm keine Beachtung. „Vielleicht triffst du ja jemanden auf der TCC Hochwassergala morgen Abend.“ Er sah Xander durchdringend an. „Du wirst doch kommen, oder?“

Ryder bestand darauf, da er selbst die Gala ausrichtete. Xander hatte eigentlich keine Lust, den Abend im Anzug auf einer langweiligen Party zu verbringen, doch er würde seinen Vater in dessen ewigen Kampf mit Sterling Perry um die Kontrolle des Texas Cattleman’s Club unterstützen.

Sterling mochte ein wohlhabender Geschäftsmann sein – seine riesige Firma war auf Immobilien und das Bauwesen spezialisiert –, doch Xander traute dem Mann nicht. Teilweise lag das natürlich daran, dass Sterling seinen Vater hasste und verabscheute. Aber Xander hatte auch einfach keinen Respekt für einen Ranchbesitzer, der nie Zeit auf dem eigenen Land verbrachte, und genau so war Sterling nun mal. Er mochte die florierende Perry Ranch besitzen, doch ihr Erfolg hatte kaum etwas mit Sterlings Rancher-Wissen zu tun.

„Ich komme allein.“ Xander hatte zwar eine zweite Karte für eine Begleitung, doch sein unangenehmes Treffen mit Kenzie hatte den Entschluss in ihm erhärtet, nur noch oberflächliche Beziehungen zu führen. Kenzie war offenbar sehr aufgebracht gewesen, als sie mit quietschenden Reifen davongefahren war. Wäre Frankie Walsh keine so talentierte Reiterin, hätte Kenzies kindisches Benehmen sie ernsthaft in Gefahr bringen können. Frankie hatte wirklich gut reagiert, vor allem wenn man bedachte, wie jung und reizbar ihre Stute gewesen war.

„Es werden eh jede Menge alleinstehende Frauen da sein.“ Sein Vater wischte sich die Hände an einer Serviette ab, während die Kellnerin ein paar der Teller abräumte. „Bleib einfach aufgeschlossen, was die Liebe angeht.“

Träum weiter, Dad. Doch kaum hatte er es gedacht, gingen ihm Frankies lange Beine und ihr attraktives Lächeln durch den Kopf. Er verdrängte sie aus seinen Gedanken und nippte erneut an seinem Bier. Aus einer Arena in der Nähe erklangen Kuhglocken und Jubelrufe; anscheinend hatte das Kinderrodeo begonnen, das Vorprogramm zu den Wettkämpfen der Erwachsenen.

„Die meisten Frauen, die ich treffe, sind mehr an meinem Namen als an mir interessiert. Oder am Familienvermögen. Oder …“ Beinahe hätte er „an meinen Fähigkeiten im Bett“ gesagt, doch er biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge. „… wer weiß, woran sonst noch. Aber wie auch immer. Ich werde jedenfalls morgen da sein.“

Eine weitere Durchsage ertönte über die Lautsprecher; dieses Mal wurden die Teilnehmer des Tonnenreitens in die Arena gebeten. Die Show würde bald beginnen. Xander nutzte die Gelegenheit nur zu gern, um seine Mahlzeit zu beenden.

„Ich mache mich besser mal auf den Weg in die Arena.“ Er hatte seinen Vater darum gebeten, ihr wöchentliches Dinner hier abzuhalten, weil einige ihrer Angestellten an den heutigen Wettbewerben teilnehmen würden. „Ich will den Jungs noch viel Glück wünschen, bevor es losgeht.“

Und ja, ein Teil von ihm fragte sich, ob er wohl Frankie treffen würde. Vielleicht wollte sie zusehen und ihre Kollegen unterstützen. Oder vielleicht nahm sie am Tonnenreiten teil, oder an einem der anderen Frauenwettkämpfe. Er wusste wirklich nicht viel über sie; das sah ihm eigentlich gar nicht ähnlich.

Wenn er ehrlich zu sich war, musste er zugeben, dass er ihr bisher immer aus dem Weg gegangen war. Er hatte schon vor ihrer heutigen Begegnung bemerkt, welche Anziehung sie auf ihn ausübte, und er hatte das Gefühl unterdrückt, da er keine Beziehung mit einer Angestellten eingehen wollte. Er wusste bloß, dass sie die Neue war, bis vor ein paar Monaten ein neuer junger Bursche eingestellt worden war, weshalb Frankie bis vor Kurzem alle unangenehmsten Jobs hatte erledigen müssen.

„Sicher.“ Ryder hob sein Bier. „Falls wir uns drinnen nicht mehr über den Weg laufen, sehen wir uns auf der Gala.“

Nickend setzte Xander seinen Hut auf, ehe er den Pavillon verließ. Vor der Arena stellten sich gerade die Fahnenträgerin mit ihren Begleitern zu Pferd auf. Ein paar Rodeo-Clowns warteten mit ihnen, ebenfalls Teil der Prozession, die die Wettkämpfe einleitete. In der offenen Arena mit dem hohen Metalldach ritten ein paar Kinder auf den Schafen umher, die für die Hammeljagd gebraucht wurden. Die Menge jubelte, Kuhglocken läuteten, und der Kommentator schilderte die Ereignisse.

Xander hatte schon viele Rodeos besucht, von der großen Viehmesse in Houston bis zu örtlichen Events am Freitagabend wie diesem, und ihm gefielen die Wettbewerbe in den Kleinstädten immer noch am besten. Er hatte deutlich mehr Spaß hier, wo die tüchtigen Leute gefeiert wurden, die ihren Lebensunterhalt auf dem Lande verdienten. Das Leben auf einer Ranch war hart, aber es war äußerst befriedigend, Tag für Tag körperliche Arbeit zu leisten und die Resultate direkt mitzuerleben.

„Hey, Boss“, rief jemand von der anderen Seite des Treibgangs.

Dort stand eine Gruppe Teilnehmer beisammen, schwarzweiße Zettel mit Nummern an ihren Westernhemden befestigt. Ein krummbeiniger Cowboy winkte ihm zu, ein Lasso in der Hand. Reggie Malloy arbeitete schon sehr lange auf der Currin Ranch, und Xander ging auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.

„Schön, dich zu sehen, Reggie.“ Er klopfte ihrem besten Viehhirten auf die Schulter. „Ich wollte euch allen Glück wünschen, ehe die Wettkämpfe beginnen.“

Sie machten Platz für die Viehaufseher, die die Kälber für die erste Runde des Lassowettbewerbs herbrachten. In der Arena begann die Prozession, die das Rodeo eröffnete. Violette Lichter kreisten über die Ränge und warfen Schatten auf Reggies Gesicht.

„Wir sind alle schon ganz aufgeregt“, sagte Reggie breit grinsend, seine Wangen in der Hitze gerötet. Er trug eine Championship-Gürtelschnalle, die seine Erfahrung in dieser Art Wettbewerb kundtat. „Ich wette, Wyatt, der Neue, macht der Ranch heute Abend alle Ehre. Ich arbeite schon seit Weihnachten immer mal wieder mit ihm zusammen, und er hat sich wirklich gut gemacht.“

„Das ist nett von dir, Reg. Die jüngeren Angestellten blicken alle zu dir auf.“ Er senkte die Stimme, als die Menge in Erwartung der Nationalhymne still wurde.

Selbst die Leute hinter der Bühne wurden leise. Nur die Kälber scharrten mit den Hufen, während eine Schülerin der örtlichen High School, in Rot, Weiß und Blau gekleidet, die Hymne schmetterte. Als sie fertig war, jubelte die Menge, und der Kommentator begann, Stimmung zu machen.

Reggie klemmte sich das Seil unter den Arm und machte sich auf den Weg zurück zu den anderen Teilnehmern der ersten Runde. „Ach, und Boss? Sie sollten sich vielleicht auch das Wildpferdreiten der Frauen ansehen.“

„Das Wildpferdreiten der Frauen?“ Er war schon bei vielen Rodeos gewesen, und es nahmen kaum je Frauen an den Wettkämpfen teil, vor allem bei kleineren Veranstaltungen wie dieser.

„Es gibt immer mehr dieser Frauenwettkämpfe“, sagte Reggie, während die Rodeo-Clowns ein paar Tricks aufführten, um die Menge auf Touren zu bringen. „Heute haben sich nur ein paar angemeldet, aber unsere Frankie Walsh ist auch dabei. Ich habe sie schon reiten sehen. Sie ist echt nicht schlecht.“

Frankie?! Vor seinem inneren Auge erschien eine Reihe von Bildern: die Rancharbeiterin auf dem Rücken eines buckelnden Wildpferds, dicht gefolgt von Erinnerungen an Renas Sturz. Er war nicht dabei gewesen, als seine Verlobte abgeworfen wurde, doch das hatte seinen Verstand nicht davon abgehalten, es sich Tausende Male vorzustellen. Sein Magen zog sich zusammen; plötzlich war ihm eiskalt. „Wo ist sie?“ Ihm trat kalter Schweiß auf die Stirn. „Wo ist Frankie?“

Er musste es ihr ausreden. Nein, er musste es ihr verbieten, ihr sagen, dass sie nicht teilnehmen durfte. Was zur Hölle dachte sie sich dabei, das Schicksal derart herauszufordern? Das Reiten von Wildpferden war unheimlich gefährlich – für absolut jeden.

„Alles in Ordnung?“ Stirnrunzelnd nahm Reggie eine Wasserflasche von einer der Sitzbänke zur Hand. „Trinken Sie etwas. Sie sehen echt nicht gut aus.“

Xander fuhr sich mit der Hand über die Stirn und versuchte, die Bilder in seinem Kopf zu verdrängen. „Mir geht’s gut. Es ist nur …“ Hektisch sah er sich um, auf der Suche nach der frechen Brünetten mit den unglaublichen Beinen. „Wo ist Frankie?“

Autor

Joanne Rock
Joanne Rock hat sich schon in der Schule Liebesgeschichten ausgedacht, um ihre beste Freundin zu unterhalten. Die Mädchen waren selbst die Stars dieser Abenteuer, die sich um die Schule und die Jungs, die sie gerade mochten, drehten. Joanne Rock gibt zu, dass ihre Geschichten damals eher dem Leben einer Barbie...
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