Sag ja zu heißer Leidenschaft

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Wie ein wunderschöner Schmetterling flattert Gina, die geliebte Enkelin der Duchess of Karlenburgh, von Party zu Party, flirtet mit zahllosen Männern der feinen Gesellschaft. Doch bei dem attraktiven Diplomaten John Harris Mason III wird sie schwach. In seinen Armen erlebt sie den Rausch einer sinnlichen Nacht - und plötzlich hat sie ein kleines, süßes Problem. Für John gibt es nur eine Lösung: Heirat. Aber Gina will auf keinen Fall ihr freies Leben aufgeben! Lieber genießt sie atemlos Johns heiße Verführungsstrategie, mit der er ihr ein "Ja, ich will" entlocken will …


  • Erscheinungstag 20.10.2015
  • Bandnummer 1895
  • ISBN / Artikelnummer 9783733721473
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Welch ein Glück, zwei solch schöne, mir zugetane Enkelinnen zu haben. Vom ersten Tag, an dem ich sie bei mir aufnahm – die eine so jung und verängstigt, die andere noch in den Windeln –, sind sie mein ganzes Glück, meine ganze Freude gewesen. Und nun wird Sarah, meine ruhige, elegante Sarah, ihren wunderbaren Dev heiraten. In ein paar Stunden ist die Hochzeit. Ich bin so glücklich.

Und gleichzeitig mache ich mir Sorgen um ihre Schwester. Meine süße Eugenia ist bisher sorglos durchs Leben getanzt und hat Menschen mit ihrem Charme und ihrer ansteckend guten Laune verzaubert. Ihre Sorglosigkeit ist jetzt der Grund, weshalb sie sich in Schwierigkeiten befindet, und ich kann nur hoffen, dass sie die Kraft besitzt, ihre Probleme zu meistern.

Doch genug davon. Ich muss mich für die Hochzeit ankleiden. Danach geht es ins Plaza – ein Ort, der in meinem Leben immer schon eine wichtige Rolle gespielt hat. Der heutige Tag übertrifft jedoch alles!

Aus dem Tagebuch der Großherzogin Charlotte von Karlenburgh

1. KAPITEL

Gina St. Sebastian zwang sich zu einem Lächeln. „Du bist so verflixt stur, Jack.“

Ich bin stur?“ Botschafter John Harris Mason III., ein hochgewachsener, braungebrannter Mann mit hellblondem Haar, funkelte sie wütend an. Normalerweise wurde er mit jeder Situation spielend fertig. Nicht so mit dieser hier. Und das irritierte ihn maßlos. „Du bist schwanger, und zwar von mir“, schnauzte er Gina an. „Und trotzdem weigerst du dich, über das Thema Heirat auch nur zu sprechen.“

„Ja, schrei nur so laut, dass es bald die ganze Welt weiß“, fauchte sie zurück und spähte über den Blumenschmuck aus weißen Gardenien hinweg, der sie und Jack im Ballsaal des New Yorker Plaza-Hotels vor den Blicken der anderen Hochzeitsgäste abschirmte. Mit seinem perfekt restaurierten Gewölbe im Stil der italienischen Renaissance und seinen Kristalllüstern, die jenen in Versailles nachgebildet waren, war es der ideale Raum für eine große Hochzeit.

Eine Hochzeit allerdings, für die es kaum Vorbereitungszeit gegeben hatte. In weniger als zwei Wochen musste alles fertig sein. Die Millionen des Bräutigams hatten sicherlich einige Wege geebnet, und sein äußerst fähiger Assistent trug dazu bei, dass Gina als Verantwortliche für das Event die nötige Unterstützung bekam. Und jetzt lief sie Gefahr, dass dieser Mann, mit dem sie ein einziges wildes Wochenende verbracht hatte, den großen Tag ihrer Schwester durcheinanderbrachte.

Zum Glück schien niemand seine Bemerkung gehört zu haben. Die Band spielte gerade die letzten Takte eines lebhaften Medleys, und das Brautpaar sowie die meisten Gäste befanden sich auf der Tanzfläche.

Gina schaute hinüber zu ihrer Großmutter, die kerzengerade auf ihrem Stuhl saß, die Hände auf dem Knauf ihres Ebenholzstocks übereinandergelegt. Auch die Großherzogin befand sich außer Hörweite, und Gina atmete auf. Charlotte achtete sehr auf Etikette, und der Welt auf diese Weise zu verkünden, dass ihre jüngste Enkelin ungewollt schwanger war, passte nicht zu ihrer Vorstellung von gutem Benehmen.

„Ich lasse nicht zu, dass du Sarahs Hochzeit störst, indem du dich dauernd mit mir streitest, Jack. Bitte sprich leiser.“

Widerwillig fügte er sich ihrem Wunsch. „Seit du aus der Schweiz zurückgekommen bist, haben wir keine zehn Minuten Zeit gehabt, um miteinander zu reden“, beschwerte er sich in etwas gedämpfterem Ton.

Puh, die Schweiz … Dorthin war sie geflohen, einen Tag nach dem positiven Schwangerschaftstest. Nur weg, hatte sie gedacht. Die reine, kühle Alpenluft atmen, die Gedanken sortieren, eine Entscheidung treffen. Gina dachte, diese Entscheidung getroffen zu haben, als sie in Luzern jene ultramoderne Klinik aufgesucht hatte, die ihr Problem beheben sollte. Zehn Minuten später war sie wieder gegangen. Leider machte sie danach den Fehler, zwei hysterische Telefonate abzusetzen. Zuerst rief sie Sarah an, die große Schwester, die immer Rat wusste. Danach war sie dumm genug gewesen, jenen charismatischen Diplomaten zu informieren, der nun vor ihr stand und ihr die Leviten las.

Sowohl Sarah als auch er waren sofort nach Luzern geflogen. Sarah traf zuerst ein, da sie gerade in Paris war und den letzten Flug an diesem Abend erwischt hatte. Am nächsten Morgen erschien Jack Mason höchstpersönlich auf der Bildfläche, und Gina war verblüfft gewesen, wie erfreut er die Nachricht aufnahm, dass sie das Kind behalten wollte.

Sie war ja über sich selbst erstaunt. Bisher hatte sie das Leben leicht genommen, hatte sorglos in den Tag hinein gelebt. Ein Skiausflug nach Biarritz, ein Segeltörn in der Karibik, eine Affäre hier, eine Affäre dort, dazwischen Jobs, in denen sie es nie lange aushielt.

Ihre Großmutter hatte ihr und Sarah die beste Ausbildung und einen Lebensstil ermöglicht, den die Herzogin als ihr Geburtsrecht ansah. Lange ahnte keine der Schwestern, wie hoch die Schulden als Resultat dieses Lebensstils waren. Seit Sarah sich um die Finanzen kümmerte, hatte Gina ehrlich versucht, für sich selbst zu sorgen. Leider verlor sie immer recht schnell das Interesse an ihren Jobs.

Als Model hatte es sie genervt, ständig herumkommandiert zu werden. Als Reiseleiterin für exklusive Städtetrips war sie der Kummerkasten für maulige Touristen gewesen. Selbst ein Kurs an der berühmten italienischen Kochschule Accademia Barilla hatte sich als Flop erwiesen. Eine Woche lang hatte sie in der Küche einer bekannten Cateringfirma gearbeitet, als der Chef sie wutentbrannt vom Herd hinter einen Schreibtisch verfrachtete.

Dort jedoch hatte sie ihr wahres Talent entdeckt. Offenbar konnte sie perfekt organisieren, vor allen Dingen, wenn Kunden mit dem Scheckbuch wedelten, damit das geplante Event wunschgemäß ein Highlight wurde.

Gina war so gut darin, dass sie sich vorgenommen hatte, sich und ihr Kind damit über Wasser zu halten, indem sie für eine Eventagentur arbeitete. Zuerst jedoch musste sie den Vater ihres Kindes davon überzeugen, dass sie sich auf eine Vernunftehe mit ihm niemals einlassen würde.

„Ich finde es nett von dir, dass du dich um mich kümmerst, Jack, aber …“

„Kümmern nennst du das?“ Der attraktive, durchtrainierte Botschafter hielt seine Stimme diesmal im Zaum, aber er wirkte, als würde er gleich explodieren. Aus seinen braunen Augen schaute er Gina durchdringend an.

Sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie er sie vor sechs Wochen in jenem überfüllten Konferenzraum fixiert hatte. Zwischen ihnen hatte es sofort gefunkt. Prickelnde, erotische Spannung führte zu drei Nächten voller Leidenschaft. Wie heiß seine Küsse gewesen waren! Wie erregend seine Berührungen!

Allein der Gedanke daran, wie oft er sie zum Höhepunkt gebracht hatte, ließ sie vor Verlangen beben. Doch es durfte nicht sein. Es gab nun wichtigere Dinge in ihrem Leben.

„Eine Hochzeit ist nicht der Ort für derartige Diskussionen“, gab sie zu bedenken.

„Dann nenn mir eine Zeit und einen Ort.“

„Na schön. Morgen um zwölf.“ Sie überlegte einen Moment. „Im Boathouse im Central Park.“

„Ich werde dort sein.“

„Gut. Wir suchen uns einen ruhigen Tisch in einer Ecke und sprechen wie Erwachsene miteinander.“

„Ich kann nur einen Erwachsenen entdecken“, gab er zurück.

Das saß. Doch anstatt beleidigt zu sein, musste Gina zugeben, dass sie bisher nicht den Eindruck erweckt hatte, ein verantwortungsbewusster Mensch zu sein. Dafür war sie zu flippig, zu sorglos gewesen und hatte sich immer darauf verlassen, dass Sarah oder ihre Großmutter sie aus der Klemme befreiten. Zehn Minuten nach dem ersten Blick auf ihren Schwangerschaftstest hatte sich ihre Lebenseinstellung grundlegend geändert. Es war Zeit, erwachsen zu werden und für sich und ihr Kind Verantwortung zu übernehmen.

Sie würde alles tun, damit es ihr gelang. „Wir sehen uns morgen“, sagte sie hoheitsvoll, reckte das Kinn und verließ das Versteck hinter den Gardenien.

Jack ließ sie gehen, denn sie hatte recht. Dies hier war weder die Zeit noch der Ort, um sie zur Vernunft zu bringen. Nicht, dass er sich große Hoffnungen machte, mithilfe von Argumenten etwas Verstand in ihr Gehirn hinter den platinblonden Locken und den himmelblauen Augen hämmern zu können.

Fünf Tage hatte er jetzt insgesamt mit Gina St. Sebastian verbracht. Zuerst dieses verrückte, leidenschaftliche Wochenende, dann zwei frustrierende Tage in der Schweiz. Das genügte, um zu erkennen, dass die Frau aus Gegensätzen bestand. Sie war hinreißend schön und so sinnlich, dass alle Männer sofort verrückt nach ihr waren, dabei konnte sie auch verspielt und lieb sein wie ein Kätzchen. Die andere Gina war gebildet und konnte zuweilen hochnäsig sein, was ihrer Erziehung im Haus der Großherzogin geschuldet war. Doch sie war auch naiv und völlig ahnungslos, was in der Welt um sie herum passierte, solange es nicht sie selbst, ihre Schwester oder ihre Großmutter betraf.

Also ist sie das genaue Gegenteil von mir, dachte Jack, der ihr nachblickte, als sie den Ballsaal durchquerte. Er stammte aus einer reichen Ostküstenfamilie, seine Heimat war Virginia, und sowohl sein Vater als auch sein Großvater hatten der Nation als Präsidentenberater gedient.

Politik lag in der Familie, und er selbst war im reifen Alter von zweiunddreißig Jahren Sonderbeauftragter für Terrorismusbekämpfung geworden. In dieser Funktion war er viel unterwegs und hielt sich oft in den Krisengebieten der Welt auf. Vor Kurzem war er in sein Büro im Außenministerium zurückgekehrt, um sein erworbenes Wissen in Strategien umzusetzen, die helfen würden, die Sicherheit der amerikanischen Diplomaten weltweit zu verbessern.

In seinem Job gab es keinen Feierabend. Stress war sein ständiger Begleiter. Trotzdem konnte er sich nicht erinnern, jemals das Gefühl gehabt zu haben, eine Sache sei aussichtslos. Bis er Gina St. Sebastian kennengelernt hatte. Verdammt, sie war von ihm schwanger! Er musste sie einfach dazu bringen, ihn zu heiraten, denn er war entschlossen, dass das Kind seinen Namen trug.

Catherine und er hatten sich sehnlichst ein Kind gewünscht. Es tat weh, an sie zu denken. Nicht mehr ganz so weh wie einst, aber der Schmerz brannte immer noch. Der Ballsaal mit seinen festlich gekleideten Menschen verschwamm vor seinen Augen. Catherine, schöne, geistvolle Catherine. Immer noch konnte er ihre Stimme hören, ihren eleganten Ostküstenakzent, der nur in den vornehmsten Familien gesprochen wurde. Immer noch dachte er voller Hochachtung an ihren scharfen Verstand, ihren politischen Ehrgeiz …

„Sie sehen aus, als könnten Sie einen Drink vertragen, Mason.“

Es kostete Kraft, die Erinnerung an seine verstorbene Frau zu verdrängen, doch Jack war daran gewöhnt, sich zusammenzureißen. Dev Hunter stand mit zwei Gläsern Scotch vor ihm und bot ihm eins davon an.

„Scotch pur“, sagte Hunter trocken. „Ich habe Sie mit Gina gesehen und dachte, Sie könnten einen Schluck gebrauchen.“

„Da liegen Sie richtig.“ Jack nahm das Glas und stieß mit Dev Hunter an, jenem Mann, der vielleicht bald sein Schwager werden würde. Nein, nicht vielleicht, sondern ganz bestimmt, dachte er grimmig.

„Auf die Schwestern St. Sebastian“, sagte Hunter und blickte hinüber zu den beiden Frauen, die am anderen Ende des Ballsaals die Köpfe zusammensteckten. „Es brauchte etwas Überredungskunst, aber schließlich ist meine mit mir vor den Altar getreten. Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen das bei Gina auch gelingt.“

Der Scotch brannte wohlig in der Kehle, und Jack genoss das torfige Aroma, während er die beiden Schwestern beobachtete. Wie verschieden sie doch waren. Sarah, die Braut, dunkelhaarig und so elegant in ihrem elfenbeinfarbenen Seidenkleid, das an den Schultern mit gefiederten Spangen geschlossen wurde. Gina daneben, blond und quirlig. Ihre Schwangerschaft sah man ihr noch nicht an, aber sie hatte von Natur aus eine etwas üppigere Figur als ihre Schwester. Ihr auf Figur geschnittenes schulter- und rückenfreies rotes Kleid brachte ihre verführerischen Kurven bestens zur Geltung.

Jack fand sie noch genauso begehrenswert wie vor sechs Wochen. Verlangen stieg in ihm auf, als er daran dachte, wie sie sich geliebt hatten. Immer und immer wieder, weil er nicht genug von ihr bekommen konnte – und sie nicht von ihm. Und dann war es trotz der vielen Kondome passiert.

„Ich kriege sie schon vor den Altar“, schwor er. „Egal wie.“

Hunter runzelte die Stirn, bemerkte dazu aber nichts. Als er sah, dass Sarah ihn zu sich winkte, sagte er: „Ich werde gebraucht. Wir reden weiter, wenn Sarah und ich aus den Flitterwochen zurück sind.“ Damit stellte er sein Whiskyglas auf das Tablett eines Kellners, der gerade vorbeikam, und wandte sich noch einmal an Jack. „Wenn Sie es genau wissen wollen, Mason – ich setze auf Gina. Sie hat viel mehr von der Herzogin, als sie wahrhaben will. Und da wir gerade von der Herzogin sprechen …“

Jack folgte seinem Blick und sah, wie die weißhaarige Matriarchin der St. Sebastian-Sippe, auf den Ebenholzstock gestützt, auf sie zu humpelte. Sie trug ein hochgeschlossenes Kleid aus champagnerfarbener Spitze, und ihre arthritischen Hände schmückten mehrere Ringe.

Jetzt winkte Charlotte ihren neuen Schwiegerenkel hoheitsvoll beiseite. „Gina sagt, es wäre Zeit, dass ihr euch umzieht, Dev. Es ist nur noch eine Stunde Zeit bis zum Abflug.“

„Aber der Flieger gehört mir, Charlotte“, erwiderte Dev lächelnd. „Ich glaube nicht, dass er ohne uns abhebt.“

„Das hoffe ich.“ Erneut forderte sie ihn mit einer Bewegung ihrer beringten Hand auf, zu verschwinden. „Geh schon, Dev. Ich will mit Botschafter Mason reden.“

Seinem spontanen Impuls, sich vor der herrischen kleinen Frau zu verbeugen, widerstand Jack, aber er straffte unwillkürlich die Schultern.

Er wusste alles über Charlotte St. Sebastian – zumindest das, was die Akten hergaben. Einst Großherzogin von Karlenburgh, einem winzigen Teil des riesigen Habsburgerreiches, musste sie vor mehr als fünfzig Jahren vor den Kommunisten fliehen. Sie hatte zusehen müssen, wie ihr Mann hingerichtet wurde, hatte ihre kleine Tochter, ihre Kleider und ihren Schmuck, eingenäht in den Teddy ihres Kindes, genommen und war schließlich auf Umwegen in New York gelandet.

Dort war sie zum Mittelpunkt der feinen Gesellschaft geworden, und nur wenige ihrer Freunde in der High Society ahnten, dass sie ihre Designerkleider und ihren Schmuck nach und nach verkaufen musste, um ihren Lebensstandard zu halten. Doch sie schaffte es, ihren beiden Enkelinnen, die nach dem tragischen Unfalltod ihrer Eltern zu ihr gekommen waren, eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Jack wusste von diesen finanziellen Engpässen auch nur, weil Dev Hunter ihm einen Wink gegeben hatte.

Also musste er auf diesem Gebiet Vorsicht walten lassen, um die alte Dame nicht gegen sich aufzubringen. Bei seiner bisher einzigen Begegnung mit Charlotte St. Sebastian war ihm klar geworden, dass sie durch ihre materiellen Schwierigkeiten keineswegs etwas von ihrem Hochmut verloren hatte. Außerdem funktionierte ihr Beschützerinstinkt, was ihre Enkeltöchter betraf, hervorragend.

„Ich habe gerade mit Gina gesprochen“, begann sie unumwunden. „Sie sagt, dass Sie immer noch versuchen, sie zu einer Heirat zu überreden.“

„Das stimmt.“

„Warum?“

Beinah hätte er sich Ginas Argument zunutze gemacht und erwidert, dass eine Hochzeitsfeier wohl kaum der Ort für eine solche Diskussion war. Doch ein Blick aus den blassblauen Augen der Großherzogin belehrte ihn eines Besseren.

„Finden Sie nicht, dass der Grund offensichtlich ist, Ma’am? Ihre Enkelin ist schwanger, und zwar von mir. Ich biete ihr und dem Kind den Schutz meines Namens.“

Eisig erwiderte sie: „Der Name St. Sebastian dürfte mehr als ausreichend sein, um meine Enkelin und ihr Kind zu schützen.“

Und er hatte gedacht, er habe diplomatische Fähigkeiten. Jack hätte sich ohrfeigen können.

„Sagen Sie mir eines, Herr Botschafter. Sind Sie wirklich der Überzeugung, dass es Ihr Kind ist?“

Ohne zu zögern antwortete er: „Ja, Ma’am.“

Sie zielte mit dem Stock auf seine Mitte. „Warum?“

Es gab zwei Gründe, aber einen davon behielt Jack lieber für sich. Er war immer noch sauer auf seinen Vater, dass dieser einen Privatdetektiv engagiert hatte, der das Liebesleben von Gina St. Sebastian erforschen sollte. Sein Bericht enthielt Informationen über ihre häufigen Jobwechsel und über wechselnde Männerbekanntschaften. Doch trotz aller Anstrengungen hatte der Detektiv in Ginas jüngster Vergangenheit keine einzige Affäre entdecken können – außer jener mit John Harris Mason III.

Wutentbrannt hatte Jack seinem Vater mitgeteilt, dass er keinen Bericht benötige, um zu wissen, dass es sein Kind sei. Als Gina ihn aus der Schweiz angerufen hatte, ein Häuflein Elend, war er sich seiner Sache sicher gewesen. Das musste er nun auch jenem mittelalterlichen Drachen von einer Großherzogin klarmachen.

„Während meiner kurzen Bekanntschaft mit Gina habe ich durchaus festgestellt, dass sie ihre Fehler und Schwächen hat. Aber ich habe ebenfalls welche. Wir haben einander nichts vorgemacht, Herzogin.“

„Damit meinen Sie, dass Sie es vorgezogen haben, miteinander ins Bett zu gehen, ohne sich vorher ewige Liebe zu schwören“, gab sie zurück.

Er ging darauf nicht ein. „Ich gebe zu, dass ich Ihre Enkelin besser kennenlernen muss. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie lügt. Zumindest nicht in einer solch wichtigen Angelegenheit“, fügte er offener hinzu, als er beabsichtigt hatte.

Zu seiner Erleichterung ließ die Herzogin ihren Stock sinken und stützte sich mit beiden Händen darauf. „Da haben Sie recht. Gina lügt nicht.“ Plötzlich wirkte sie stolz auf ihre Enkelin. „Sie ist vielmehr oft zu ehrlich, zeigt ihre Gefühle, ohne vorher nachzudenken.“

„Das habe ich bemerkt“, konstatierte Jack.

Es war nicht zuletzt diese Natürlichkeit gewesen, die ihn, abgesehen von Ginas körperlichen Vorzügen, so fasziniert hatte. Sie hatte ihn hingerissen, und er war in ihrer Gegenwart entspannter und fröhlicher gewesen als je zuvor. Klar, das hatte nicht lange vorgehalten. Zurück in Washington, gab es wieder nur Konferenzen, Strategiepapiere und Krisen. Und dann kam der Anruf aus der Schweiz …

Die Herzogin reckte ihr Kinn. „Eines will ich Ihnen sagen, junger Mann. Das Glück meiner Enkeltochter ist das, was mir am meisten am Herzen liegt. Wie auch immer Eugenia sich entscheidet – sie hat meine volle Unterstützung.“

„Ich hätte nichts anderes erwartet, Ma’am.“

„Hm.“ Sie musterte ihn unvermittelt nachsichtig und wechselte abrupt das Thema. „Ich kannte Ihren Großvater.“

„Tatsächlich?“

„Er war Berater von Präsident Kennedy. Ein steifer, überheblicher Mensch, soweit ich mich erinnere.“

Jack musste grinsen. „So könnte man es ausdrücken.“

„Ich habe ihn und Ihre Großmutter einmal zu einem Ball eingeladen, den ich für den Sultan von Oman ausgerichtet habe. Hier in diesen Räumen. Die Kennedys waren da und auch die Rockefellers.“ Sie schaute verträumt ins Leere, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „An diesem Abend habe ich meine Perlen getragen“, murmelte sie mehr zu sich selbst. „Eine dreifache Kette, die fast bis zur Taille reichte. Jackie war ganz neidisch.“

Darauf hätte er wetten können. Während er der Herzogin zuhörte und ihre kultivierte Sprache bewunderte, die nur den Hauch eines fremden Akzents besaß, keimte in ihm die Hoffnung, dass die Heirat mit ihrer jüngeren Enkelin keine solcher Fehlgriff sein würde, wie seine Eltern und auch er selbst befürchteten.

Vielleicht würde sie mit der Zeit lernen, nicht mehr so impulsiv zu sein und ihr Gehirn einzuschalten, ehe sie etwas sagte. Andererseits wäre es schade, wenn sie ihre Quirligkeit verlieren würde. Ein bisschen zügeln müsste sie sich allerdings, um in jenen Diplomatenkreisen bestehen zu können, zu denen sie als seine Ehefrau gehören würde.

Und dann war da ja auch noch der Sex.

Während er gegenüber der Herzogin eine höfliche Miene bewahrte, dachte er daran, wie heiß Gina war. Es erregte ihn, nur an sie zu denken. Seit dem Tod seiner Frau war er kein Heiliger gewesen, aber er hatte es auch nicht übertrieben. Fünf Affären in sechs Jahren – das war kein Weltrekord. Doch die Stunden mit Gina in diesem Penthouse in Beverly Hills waren das Aufregendste gewesen, was er je mit einer Frau erlebt hatte.

Der Gedanke an Catherine bewirkte, dass er sich schuldig fühlte. Daher sagte er schnell: „Glauben Sie mir, Herzogin, ich möchte mich sowohl Ihrer Enkelin als auch unserem Kind gegenüber korrekt verhalten.“

Aus blassblauen, klugen Augen musterte sie ihn einen Moment. Jack fühlte sich unbehaglich unter ihrem prüfenden Blick. Dann sagte sie: „Nennen Sie mich Charlotte. Ich nehme an, wir werden uns in Zukunft häufiger begegnen.“

„Vermutlich.“

„Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen. Ich muss Sarah in die Flitterwochen schicken.“

2. KAPITEL

Nachdem Sarah sich umgezogen hatte und mit Dev zum Flughafen gefahren war, begleitete Gina ihre Großmutter und Maria nach unten. Sie hatte eine Limousine bestellt, um die beiden nach Hause bringen zu lassen.

„Ich werde noch eine Weile brauchen“, erklärte sie ihrer Großmutter, als sie durch die Lobby des Plaza-Hotels gingen. „Zuerst muss ich sicherstellen, dass die Heimreise für Devs Familie morgen perfekt organisiert ist …“

„Kann sich darum nicht dieser fähige Assistent kümmern, den Dev beschäftigt?“

„Das tut er ja auch. Außerdem sorgt er dafür, dass die Hochzeitsgeschenke nach Los Angeles geschickt werden. Aber ich muss die Abrechnung machen und ihm die komplette Liste aller Rechnungen geben, die beglichen werden sollen.“

Sofort versteifte sich die Herzogin, und Gina wusste, dass ihre Bemerkung fehl am Platze gewesen war. Diese blöden Rechnungen. Anfangs hatte es deswegen fast Streit zwischen Dev und der Herzogin gegeben, weil Charlotte darauf bestand, der Tradition zu genügen und die Kosten für die Hochzeit selbst zu tragen. Glücklicherweise hatte Devs Verhandlungsgeschick dazu geführt, dass die Herzogin schließlich nachgab, ohne sich in ihrem Stolz zu sehr verletzt zu fühlen.

Warum habe ich das bloß erwähnt? dachte Gina frustriert. Jack ist schuld. Er hat mich total aus dem Gleichgewicht gebracht. Wie konnte ich bloß so dumm sein, mich morgen mit ihm zum Mittagessen zu verabreden?

Die Limousine hielt vor dem Eingangsportal des Hotels, und der Fahrer stieg aus, um den beiden Damen beim Einsteigen behilflich zu sein.

„Überanstrenge dich nicht, Eugenia“, warnte die Herzogin. „Eine Schwangerschaft ist körperlich belastend, vor allen Dingen während der ersten Monate. Wundere dich nicht, wenn du ständig müde bist.“

„Bisher merke ich davon nichts“, erwiderte Gina lächelnd. „Mir ist zum Glück auch noch kein einziges Mal übel gewesen.“ Lieber auf Holz klopfen, dachte sie, fand aber nichts Passendes in Reichweite. „Allerdings sind meine Brüste mittlerweile groß wie Ballons, und meine Brustwarzen tun weh.“ Sie zog eine Grimasse und rollte die Schultern. „Wenn ich nicht aufpasse, sprenge ich noch dieses Kleid.“

„Eugenia!“, fuhr ihre Großmutter pikiert auf und schaute zum Chauffeur, der so tat, als habe er nichts mitbekommen. „Wir reden morgen über diese Dinge, einverstanden?“

Gina nickte, küsste ihre Großmutter auf die Wange und atmete den vertrauten Lavendelduft ein. „Denk dran, deine Pillen zu nehmen, ehe du schlafen gehst.“

„Noch bin ich nicht dement, junge Dame. Ich vergesse es schon nicht.“

„Ja, Ma’am.“ Sie bemühte sich, nicht zu grinsen, und fragte die kleine, dralle Ecuadorianerin: „Bleibst du bei ihr, Maria? Ich bin bestimmt spätestens in zwei Stunden zu Hause. Dann besorge ich dir ein Taxi.“

„Lass dir ruhig Zeit. La Duquesa und ich werden es uns gemütlich machen und von dieser wunderbaren Hochzeit schwärmen, die du organisiert hast.“

„Es hat alles prima geklappt, oder?“

Maria lächelte. „Sí, chica, das hat es.“

Erfreut kehrte Gina in den Ballsaal zurück. Die meisten Gäste waren bereits gegangen. Auch der aufdringliche Botschafter war nirgendwo mehr zu entdecken. Sie hätte ihn sofort rausschmeißen sollen, als sie ihn entdeckte. Schließlich war er nicht eingeladen gewesen. Vielleicht hätte ihm das einen Dämpfer verpasst. Andererseits schien er jemand zu sein, der sich nicht so leicht abschütteln ließ.

Anscheinend begriff er nicht oder wollte nicht begreifen, weshalb Gina seinen Heiratsantrag nicht annehmen konnte. Nicht einmal um des Kindes willen. Auch ihre Großmutter schien für ihre Weigerung wenig Verständnis aufzubringen. Immerhin hatten sie und Sarah ihr jegliche Unterstützung zugesichert. Ihr war klar, dass die beiden hinter ihrer strikten Ablehnung mehr vermuteten, denn eigentlich war John Harris Mason III. ein Ehekandidat wie aus dem Märchenbuch. Er war reich, gut aussehend und, wenn er wollte, auch überaus charmant.

Doch unter der Oberfläche spürte Gina seine Trauer, und das hielt sie zurück. In den Medien hatte sie Hinweise gefunden, dass Jack nie über den Tod seiner Frau hinweggekommen war. Sie kannten sich schon von der Highschool und hatten direkt nach dem Examen in Harvard geheiratet. Catherine Mason war, nach allem, was Gina über sie in Erfahrung gebracht hatte, ebenso klug, sportlich und politisch ambitioniert wie ihr Mann.

Eines wusste Gina genau – mit so einer Frau konnte sie nicht konkurrieren, schon gar nicht, wenn Jack immer noch an ihr hing. Sicher, auch sie selbst hatte einiges zu bieten. Obwohl das Großherzogtum Karlenburgh nur noch eine Fußnote der Geschichte war, bewegte sich Charlotte St. Sebastian unter Präsidenten und Königen immer noch wie unter ihresgleichen. Auch ihre Enkelinnen waren gesellschaftsfähig erzogen worden. Gina besaß außerdem einen halbwegs guten Universitätsabschluss, erworben am Barnard College. Doch sie war an einer wissenschaftlichen Karriere nicht interessiert, ebenso wenig an Politik.

Während dieses leidenschaftlichen Wochenendes, das sie mit Jack verbracht hatte, war sie jedoch durchaus in Versuchung gewesen, sich auf ihn einzulassen. Nie zuvor hatte sie einen Mann kennengelernt, der sie so faszinierte wie Jack Mason.

Alle Träume von einer Zukunft mit dem Diplomaten waren leider zerplatzt, als sie feststellte, dass sie schwanger war. Alles auf ein Mal ging nicht. Sie konnte nicht gleichzeitig Ehefrau werden, sich für Politik erwärmen und ein Kind erziehen. In der letzten Zeit fühlte sie sich sowieso wie auf einer Achterbahn. Es reichte zukünftig, sich darauf zu konzentrieren, eine gute Mutter zu werden und sich und ihr Kind durchzubringen.

„Sie haben eine großartige Party organisiert, Lady.“

Autor

Merline Lovelace
Als Tochter eines Luftwaffenoffiziers wuchs Merline auf verschiedenen Militärbasen in aller Welt auf. Unter anderem lebte sie in Neufundland, in Frankreich und in der Hälfte der fünfzig US-Bundesstaaten. So wurde schon als Kind die Lust zu reisen in ihr geweckt und hält bis heute noch an.
Während ihrer eigenen Militärkarriere diente...
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