Und diesmal ist es für immer

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Der sexy Rancher Matt Rafferty bringt Alisas Herz ganz schön auf Trab. Aber Vorsicht: Vor drei Jahren hat er sie schon einmal zutiefst verletzt, als er sich nach einer gemeinsamen Nacht einfach aus dem Staub gemacht hat. Und warum sollte das jetzt plötzlich anders sein?


  • Erscheinungstag 19.09.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733774585
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Sie war spät dran – wie so oft.

Alisa Merrick gab Gas und jagte ihr silbernes Cabrio den steinigen Pfad entlang. Aber zu dem Meeting würde sie ohnehin nicht mehr rechtzeitig erscheinen.

Sie brauchte dringend die Unterstützung der hiesigen Geschäftsleute. Wenn sie es bis in den Stadtrat schaffen wollte, war sie auf deren Stimmen angewiesen.

Dann fiel ihr die Abkürzung ein. Es handelte sich um einen Privatweg, aber Alisa kannte die Besitzer. Die Raffertys waren ihre Nachbarn. Sie würden sicher nichts dagegen haben. Nur einer könnte sich gestört fühlen: Matt Rafferty.

Sie kniff die Augen zusammen. Der schmale Feldweg wurde von hohen Bäumen gesäumt und war kaum wiederzuerkennen, seit sie ihn das letzte Mal benutzt hatte. Das dichte Buschwerk hatte sich ausgebreitet und machte den Pfad nahezu unbefahrbar.

Schon nach wenigen Metern musste sie einsehen, dass die Abkürzung eine dumme Idee gewesen war. Ihr Sportwagen war kaum das geeignete Fahrzeug für dieses Gelände. Hoffentlich fand sie wenigstens eine Stelle zum Wenden.

Endlich lichtete sich der Wald. Erleichtert sah sie eine Schneise.

Den Reiter bemerkte sie erst, als es zu spät war. Sie trat hart auf die Bremse.

Der große rostrote Hengst wirbelte erschrocken herum und warf den Reiter ab.

Der Wagen geriet ins Schlingern, aber Alisa brachte ihn im letzten Moment zum Stehen. Dann sprang sie heraus und rannte zu dem Reiter, der auf dem Rücken lag. „Oh, mein Gott!“, flüsterte sie und kniete sich neben den Mann. Behutsam schob sie den Hengst beiseite, der seinen Herrn beschnupperte.

Alisa erkannte ihn sofort. „Matt, bitte, wach auf.“ Sie tastete nach seinem Puls. „Bitte, Matt.“

Mühsam rollte er auf die Seite. Dann öffnete er die Augen. Sein Blick war verschwommen.

„Matt, kannst du mich erkennen?“

Er stöhnte auf. Offensichtlich hatte er große Schmerzen. Alisa streckte den Arm aus, doch er wich ihrer Berührung aus.

„Ich bin es, Alisa. Bitte sag, dass es dir gut geht.“

Matt Rafferty atmete schwer. Vor seinen Augen begann alles zu verschwimmen. Es war, als würde er wieder zurückgleiten – an den Ort, der ihn bis in seine Albträume verfolgte.

Plötzlich wurde alles wieder lebendig. Er konnte sogar den Lärm der Rotorblätter hören, den die tieffliegenden Hubschrauber über dem Schlachtfeld machten. Ob sie noch rechtzeitig zu ihrer Hilfe kamen? Ob es überhaupt noch eine Rettung gab?

Dann hörte er eine sanfte Frauenstimme, die ihm vage bekannt vorkam.

„Wie zur Hölle …?“ Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. „In Deckung!“, rief er panisch.

Sie rührte sich nicht.

„Verdammt!“ Blitzschnell zog er sie an sich. „Das ist gefährlich!“

„Matt!“, rief sie aus.

Er hielt inne. Nur langsam nahm er seine Umgebung wahr. „Alisa …“

Er begann zu zittern. Als er erkannte, wen er in den Armen hielt, wäre er am liebsten davongelaufen. Doch seine Beine wollten nicht gehorchen.

Verdammt. Nicht hier. Nicht sie.

Es war schon schlimm genug, dass ihn seine Vergangenheit in den unmöglichsten Momenten einholte. Und dann noch ausgerechnet vor dieser Frau. Er spähte an ihr vorbei und sah den Wagen am Wegrand. Jetzt erinnerte er sich, wie der Hengst vor dem nahenden Auto gescheut hatte. Aber wo kam bloß dieser Lärm her? Er sah nach oben.

„Matt, alles in Ordnung?“

„Nein. Was wollte dieser Helikopter hier? Er bringt meine Herde durcheinander.“

„Entschuldige. Das war der Hubschrauber von meinem Vater.“

„Er soll eine andere Route nehmen.“ Als Matt sich aufrichtete, spürte er einen heftigen Schmerz an der Schulter. „Und wie kommst du überhaupt hierher?“

Alisa stand ebenfalls auf. „Ich wollte eine Abkürzung nehmen.“

„Hattest es eilig, was? Dann mal los.“

„Ich kann dich doch nicht hierlassen“, protestierte sie. „Du bist schließlich schwer gestürzt.“

Das Aufstehen bereitete ihm einige Schwierigkeiten. Er fluchte. „Das wird schon wieder. Lass mich allein.“

„Unsinn, Matt. Du brauchst einen Arzt. Vielleicht ist deine Schulter ausgerenkt. Und du siehst blass aus.“ Alisa strich sich den Rock glatt. „Warum bist du eben in Panik geraten?“

Darauf wollte er nicht eingehen. „Ich hatte viel mehr Angst, dass du mich überfährst.“ Er setzte seinen Hut auf, klopfte sich den Staub von der Jeans und machte ein paar unsichere Schritte.

Auf gar keinen Fall wollte er sich anmerken lassen, wie sehr seine Knie zitterten. „Nick. Komm her“, lockte er den Hengst. Das Tier kam bereitwillig auf ihn zu und rieb den Kopf an seinem Arm. Es war ein prachtvolles Pferd, ein Quarter Horse. Matt hatte Nick selbst eingeritten und trainiert. Er untersuchte das Tier und war froh, dass ihm nichts passiert war.

„Ich lasse dich in diesem Zustand nicht aufs Pferd steigen.“ Entschlossen trat Alisa vor ihn. Selbst mit den halbhohen Absätzen war sie einen Kopf kleiner als er.

Matt lächelte gequält. „Willst du mich etwa aufhalten?“ Als er an ihr vorbeigehen wollte, berührte sie bloß seine Schulter. Er zuckte zusammen. „Siehst du, du bist verletzt. Lass mich dir helfen.“

Alisa Merrick war eine umwerfende Frau. Sie hatte halblanges schwarzes Haar. Ihre dunkle ebenmäßige Haut und ihre tiefbraunen geheimnisvollen Augen verrieten ihre spanische Herkunft. Die hohen Wangenknochen, die fein geschwungene Nase und das zierliche Kinn verliehen ihr ein fast aristokratisches Aussehen.

„Du hast es doch eben noch so verdammt eilig gehabt. Mit wem triffst du dich denn? Dem Präsidenten der Vereinigten Staaten?“

„Das geht dich überhaupt nichts an, Matt. Der Termin ist mir wirklich wichtig.“ Sie zögerte. „Allerdings ist es mir noch wichtiger, dich zum Arzt zu bringen.“ Sie sah ihn an.

Matt wurde warm. Auch jetzt hatte ihr Blick noch immer diesen Effekt auf ihn. Drei Jahre waren vergangen, seit sie eine gemeinsame Nacht verbracht hatten. Und danach hatte sich Matt einfach verdrückt. „Na schön. Aber warte einen Moment. Ich muss jemanden rufen, der Nick abholt.“ Er griff nach seinem Mobiltelefon.

Alisa beobachtete ihn. Der große, athletische Cowboy hatte nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Ihr Herz klopfte immer noch, wenn sie ihn sah. Trotzdem war er kein Mann für sie. Sie nahm sich vor, ihn ins Krankenhaus zu bringen.

Mehr nicht.

Eine Stunde später saß Alisa im Warteraum der Notfallaufnahme und machte sich Vorwürfe. Matt war verletzt – und es war ihre Schuld. Ganz gleich, wie er sich vor drei Jahren verhalten hatte, sie hatte ihm nie wehtun wollen.

Warum musste sie auch so rasen? Ihr Vater und ihr Bruder Sloan hatten sie unzählige Male ermahnt, langsamer zu fahren. Allein im vergangenen Jahr hatte sie zwei Strafzettel wegen erhöhter Geschwindigkeit erhalten. Ganz zu schweigen von den Gelegenheiten, bei denen sie mit einer Verwarnung davongekommen war. Manchmal war es eben sehr nützlich, die Tochter des Senators zu sein.

Langsam wurde es Zeit, sich auch dementsprechend aufzuführen. Wenn sie ernsthaft in die Politik einsteigen wollte, musste sie in Zukunft mit gutem Beispiel vorangehen.

Sie dachte an den panischen Ausdruck in Matts Gesicht. Nein, das hatte nicht nur mit dem Sturz zu tun. Seine Zeit in Übersee hatte ihn ganz offensichtlich verändert.

Der Hubschrauber hatte ein Trauma wiederbelebt. Das war nicht ungewöhnlich für Menschen, die eine Zeit lang in einem Kriegsgebiet gedient hatten. Nach dem Kriegsdienst war Matt als Held zurückgekehrt. Doch um welchen Preis?

In diesem Moment öffnete sich die Tür. Alisa blickte auf und sah Matts Vater Sean und seinen Bruder Evan. Die beiden kamen auf sie zu.

„Danke für deinen Anruf, Liebes. Wie geht es meinem Sohn?“, fragte Sean. Der große, breitschultrige Ire war ein charmanter Mann. Alisa hatte ihn schon immer gemocht. Doch jetzt hatte er Sorgenfalten.

„Ich bin mir nicht sicher. Er hat sich mit Händen und Füßen gegen eine Untersuchung gewehrt, bis ich ihn der Krankenschwester übergeben habe.“

Evan grinste. „Das ist ein gutes Zeichen. Ich werde mal nach ihm sehen.“

Alisa sah Sean zerknirscht an. „Es tut mir leid, Sean. Wenn ich nicht die Abkürzung über euer Grundstück genommen hätte …“

Der ältere Mann ergriff ihre Hand. „Mach dir keine Vorwürfe, Alisa. Es war ein Unfall.“

„Aber ich war schuld. Ich komme auf jeden Fall für die Behandlungskosten auf. Matt konnte ja nicht einmal auf sein Pferd steigen. Wie soll er denn in den nächsten Tagen arbeiten?“ Alisa machte sich Sorgen um Matts Einkommen. Sie wusste, dass er in die Triple R Ranch seines Bruders eingestiegen war und sich um die Rinderherde kümmerte.

„Keine Angst, Matt hat genug Helfer auf der Ranch. Allerdings wird sich der Umbau der Bar verzögern.“

„Die Bar?“

„Du bist lange nicht mehr in der Stadt gewesen und kannst es noch gar nicht wissen. Wir haben vor Kurzem Rory’s Bar and Grill erworben.“

Alisas Gesichtsausdruck hellte sich auf. „Wirklich? Das ist ja wunderbar. Du hast so lange dort gearbeitet. Und jetzt gehört der Laden dir.“

Sean lächelte. „Nun, nicht direkt. Rory ist in Ruhestand gegangen. Ich bin nur stiller Teilhaber, während Matt das Restaurant leiten wird. Ich kann nicht mehr den ganzen Tag in der Küche stehen. Außerdem möchte ich mehr Zeit mit Beth verbringen, und gemeinsam wollen wir die Vermarktung meiner Barbecuesoße angehen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Natürlich wird es im Restaurant weiterhin Barbecue nach meinem berühmten Rezept geben. Und Wein aus dem Hause Rafferty.“

Alisa nickte. „Da bin ich aber froh.“ Sie musterte Sean, der noch immer ein attraktiver Mann war. Sie hatte gehört, dass er vor Kurzem Beth Staley geheiratet hatte. Beth war eine gute Freundin von Alisas Eltern.

„Offensichtlich warst du in der Zwischenzeit auch fleißig. Meine Stimme hast du jedenfalls, wenn du in den Stadtrat willst“, bestärkte er sie. „Wir brauchen mehr junge Leute mit Ideen. Dein Vater ist sehr stolz auf dich.“

Alisa sah ihn dankbar an. Nicht jeder in Kerry Springs teilte Seans Meinung. „Die meisten Menschen scheuen Veränderungen. Viele werden Gladys Peters wählen. Sie ist die wahre Herausforderung – sie und ihre konservative Einstellung.“

Sean winkte ab. „Ach, diese Stadt muss mal ein bisschen aufgerüttelt werden, wenn sie nicht langsam verkrusten will.“

„Hoffentlich hast du recht. Jedenfalls bin ich auf Spenden angewiesen, wenn ich etwas verändern will. Deswegen plane ich demnächst eine große Spendenaktion.“

Seans Augen leuchteten auf. „Ich habe eine Idee. In ein paar Wochen wollen wir die Bar neu eröffnen. Wäre das nicht auch ein guter Anlass für deine Spendenaktion?“

Alisa bezweifelte, dass Matt der Vorschlag gefallen würde. „Ich weiß nicht, Sean … Ich fühle mich wirklich geehrt, aber schließlich soll die Bar an diesem Tag im Mittelpunkt stehen. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist.“

„Welche Idee?“

Sie drehten sich um. Evan und Matt hatten den Empfangsraum betreten und kamen auf sie zu. Beide Brüder waren groß, breitschultrig und voll unbändiger Energie. Richtige Texas-Cowboys. Nur mit dem Unterschied, dass Matts Arm in einer Schlinge lag.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Sean.

„Ein bisschen mitgenommen.“ Matts Blick fiel auf Alisa. „Du hättest nicht warten müssen.“ Im selben Moment bereute er seine schroffen Worte.

Alisa wirkte verletzt. „Ich wollte die Krankenhausrechnung bezahlen.“

Matt schüttelte den Kopf. „Keine Sorge, das übernimmt die Versicherung. Meine Schulter war ausgekugelt, aber der Doc hat sie schon wieder eingerenkt.“

Alisa zog die Stirn kraus. Das war längst nicht alles, was da draußen auf der Lichtung passiert war. Allein das Geräusch des Helikopters hatte Matt in reine Panik versetzt. Und wenn nun der Unfall etwas in Matt ausgelöst hatte – ein Trauma, das er aus Übersee mitgenommen hatte?

Eine Stunde später betrat Alisa den Blind Stitch Quilt Shop. Die Chance, hier ihre Mutter hier zu treffen, war groß.

Louisa Merrick war eine passionierte Näherin und Mitglied der Quilter’s Corner, einer Gruppe von Frauen, die sich vor allem auf das Anfertigen von Hochzeits- und Baby-Quilts spezialisiert hatten. Jedes Jahr brachten sie einen Teil der kunstvollen Flickendecken zu einem Kunsthandwerkermarkt, und deren Erlös spendeten sie für wohltätige Zwecke.

Beim Eintreten sah Alisa zuerst Jenny Rafferty. Ihre Freundin war nicht nur die Managerin des Ladens, sondern gab auch Nähkurse für Mädchen und Frauen jeden Alters. Sie war mit dem gut aussehenden Evan Rafferty verheiratet und hatte vor Kurzem ihr zweites Kind bekommen, den hinreißenden kleinen Mick.

Jenny hatte somit alles, wovon Alisa nur träumen konnte – aber sie mochte ihre Freundin viel zu sehr, um eifersüchtig auf sie und ihr Familienglück zu sein.

Staunend ging Alisa durch den Laden. Jedes Mal gab es hier neue Stoffe in wunderschönen leuchtenden Farben.

Durch eine großzügig angelegte Öffnung in der gegenüberliegenden Wand betrat Alisa den Nebenraum. Hier waren alle versammelt. Die Frauen der Quilter’s Corner saßen um einen großen runden Tisch und waren gerade dabei, verschiedene Muster zu begutachten.

Zwischen den vielen bekannten Gesichtern entdeckte Alisa sofort ihre Mutter. „Hi, Mom!“, rief sie fröhlich.

Louisa blickte auf. Wie üblich war ihr dunkles Haar tadellos frisiert, und ihre tiefbraunen Augen funkelten lebhaft. Kaum zu glauben, dass diese Frau die sechzig bereits überschritten hatte.

Alisa hatte die Schönheit ihrer Mutter geerbt – und ihr flammendes Temperament.

Louisa winkte ihre Tochter zu sich. „Ich habe bereits von dem Unfall gehört. Geht es Matt gut?“

Alisa unterdrückte einen Fluch. Willkommen in Kerry Springs – der Kleinstadt, in der jeder über alles Bescheid weiß. „Ja. Er war vom Pferd gestürzt und hatte sich die Schulter ausgekugelt. Nichts Ernstes.“ Sie spürte die erwartungsvollen Blicke ihrer Mutter und ihrer Freundinnen. So leicht kam sie nun doch nicht davon. „Es war meine Schuld“, sagte sie zerknirscht. „Ich habe den Waldweg genommen und Matts Pferd erschreckt.“

„Mach dir keine Vorwürfe, Alisa. Es war ein Unfall“, widersprach Beth. Die frisch verheiratete Frau strahlte ihr Glück buchstäblich aus – und wurde von Sean auf Händen getragen.

„Sein Hengst ist ein schönes Tier, aber furchtbar nervös. Er duldet niemanden außer Matt auf seinem Rücken. Wahrscheinlich war es nur eine Frage der Zeit, bis er ihn abwirft.“ Beth hob die Hände. „Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass er mal zurückstecken muss. Er hat in letzter Zeit so viel gearbeitet. Und jetzt will er auch noch die Bar eröffnen.“

Alisa ließ sich nichts anmerken. Vor drei Jahren hatte sie sich mit Matt eingelassen, obwohl er von Anfang an klargemacht hatte, dass ihr Abenteuer nicht über dieses eine Wochenende hinausgehen würde. Trotzdem konnte sie nicht anders, denn schon seit der Highschool war sie in ihn verliebt.

Und die achtundvierzig Stunden, die sie gemeinsam verbracht hatten, waren unglaublich gewesen. Sie hatten Alisas Liebe zu ihm nur noch größer gemacht. Aber er war am Morgen danach verschwunden und hatte ihr nur einen Zettel hinterlassen.

Das hatte sie tief verletzt. Bis heute.

Matt hatte vor, bei der Army Karriere zu machen. Doch achtzehn Monate später war er zurückgekehrt und zu Alisas Überraschung Rancher geworden.

Ein einziges Mal hatte er danach versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen, doch sie war nicht ans Telefon gegangen. Sie hatte nicht einmal seine Nachricht abgehört. Danach hatte er sich nie wieder gemeldet.

Wahrscheinlich kam es nur selten vor, dass Matt von einer Frau zurückgewiesen wurde.

Alisa hatte in Kerry Springs einen Job bei dem großen Bauprojekt Vista Verde angenommen. Und Matt verbrachte seine Zeit weiterhin auf der Ranch.

Sie hatte ihren Job und strebte eine politische Karriere an. Da konnte sie keine Ablenkungen brauchen.

Sie verabschiedete sich von den Frauen und verließ den Blind Stitch.

Auf der Straße bemerkte sie zum ersten Mal seit Stunden den warmen Sonnenschein auf dem Gesicht. Es war ein herrlicher Tag, und sie beschloss, zum Büro ihres Vaters zu gehen. Er hatte vor einiger Zeit seinen Rücktritt als Senator bekannt gegeben und war nun dabei, einige seiner Büroräume in der Stadt aufzulösen, um sie Alisa zur Verfügung zu stellen.

Sie überquerte die Hauptstraße und musterte im Vorübergehen die altmodischen Häuserfronten. Es war schön zu sehen, wie hinter den ursprünglichen hübschen Fassaden neue Läden eröffnet wurden. Sie passten sich in das Stadtbild ein, ohne Kerry Springs etwas von seinem alten Charme zu nehmen.

Natürlich gab es auch noch die alteingesessenen Geschäfte wie Sayer’s Eisenwarenhandlung und Shaffer’s Eisdiele.

Und Rory’s Bar and Grill.

Alisa hielt inne. Dies wurde also Matts neues Projekt. Wenn er von nun an mehr Zeit in der Stadt verbrachte, bedeutete das, dass sie sich zwangsläufig öfter über den Weg laufen würden.

Na und?

In diesem Moment bemerkte Alisa Matts dunklen Pick-up am Straßenrand. Arbeitete er etwa im Restaurant? Sie zögerte. Dann öffnete sie die Eingangstür.

Im Inneren herrschte ein ziemliches Durcheinander. Überall lagen Holzleisten und Werkzeug herum. Die Wände waren frisch gestrichen.

Der gesamte Raum wirkte nun viel heller und freundlicher als zuvor. Tür- und Fensterrahmen waren in einem dunkleren Ton gehalten, und die lange Bar aus Eichenholz war frisch lackiert.

Alisa ging in den hinteren Teil des Raumes. Dort, am Rande der provisorischen Bühne für die ausgelassenen Tanzabende, fand sie Matt.

Er beugte sich über eine Tischkreissäge und bearbeitete eine Holzleiste. Seine Augen wurden von einer Sicherheitsbrille geschützt, und um die schmalen Hüften trug er einen schweren Gürtel mit Werkzeug.

Ihr Herz begann wild zu schlagen.

Na toll. Nichts wie raus hier!

Alisa wich zurück und stieß gegen einen Holzstapel. Die Bretter polterten laut zu Boden.

Matt sah alarmiert auf. Dann hob er die Braue. „Ich dachte, für heute hättest du schon genug Schaden angerichtet.“

2. KAPITEL

Seit sie vor vielen Jahren einmal in der Grundschule gehänselt worden war, war Alisa in ihrem Leben vor nichts und niemandem mehr weggelaufen. Doch jetzt hätte sie am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre hinausgestürmt. „Bist du mir noch immer böse wegen heute Morgen?“

Matt schob die Sicherheitsbrille auf die Stirn. „Bist du deswegen hier? Willst du sichergehen, dass ich dich nicht verklage?“

Alisa biss sich auf die Unterlippe. Auf keinen Fall wollte sie sich von diesem Mann provozieren lassen. „Nein. Ich habe mir nur Sorgen gemacht. Und wie ich sehe, hältst du dich auch nicht an den Rat des Arztes.“ Sie deutete auf die Werkbank.

Matt hob die Schultern. „Ich soll nichts Schweres heben. Das tue ich auch nicht.“ Dann grinste er. „Aber wenn du Krankenschwester spielen willst, hätte ich nichts dagegen.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. Das schwarze Shirt spannte sich über den Schultern und betonte seine muskulösen Oberarme.

„Offenbar habe ich mir ganz umsonst Sorgen gemacht“, sagte sie kühl.

Matt ging um die Werkbank herum. „Heute hast du mehr mit mir geredet als im ganzen vergangenen Jahr. Heißt das, dass du mir endlich verziehen hast?“

Alisa trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Über ihre kurze gemeinsame Vergangenheit wollte sie erst recht nicht mit Matt sprechen. „Wir waren eben beide sehr beschäftigt. Außerdem warst du doch derjenige, der sich damals aus dem Staub gemacht hat.“

Verdammt. Das hatte sie überhaupt nicht sagen wollen.

„Ich wollte es dir erklären, aber du bist nicht ans Telefon gegangen.“

Auf seine fadenscheinigen Ausflüchte würde sie nicht hereinfallen – weder damals noch heute. Abwehrend hob sie die Hände. „Wir müssen das jetzt nicht durchkauen. Vorbei ist vorbei. Jeder von uns lebt sein eigenes Leben.“

Er nickte langsam. „Schön. Du willst also in den Stadtrat. Zum Glück habe ich eine weiße Weste – sonst kämest du noch auf die Idee, Rafferty’s Place zu schließen.“

„Rafferty’s Place“, wiederholte sie. Ihr gefiel der neue Name des Restaurants. „Ich käme nie auf den Gedanken, dir Steine in den Weg zu legen, Matt. Außerdem finde ich die Neueröffnung gut. Das wird die Stadt beleben. Abgesehen davon bin ich noch längst nicht gewählt.“

„Ach, ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Merrick jemals eine Wahl verliert. Zumindest nicht in Texas.“

„Ich bin nicht mein Vater.“ Ob ihm bewusst war, dass er mit seiner Bemerkung ihren wunden Punkt getroffen hatte? „Ich muss erst lernen, wie man Menschen von einer Sache überzeugt.“

„Du bist ein Naturtalent, Alisa. Die Leute mögen dich einfach.“

„Sogar du?“ Oje. Sie biss sich auf die Zunge.

„Ich habe dich schon immer gemocht, Alisa. Und ich wollte dir nichts vormachen. Damals dachte ich, ich hätte mein Leben der Army verschrieben.“

Dass er damit ihr Herz gebrochen hatte, war ihm wohl nie in den Sinn gekommen. Alisa zwang sich zu einem Lächeln. „Wie auch immer. Lass uns das einfach vergessen und nicht mehr davon sprechen.“

Matt ging langsam auf sie zu. „Kannst du das wirklich, Alisa? Hast du vergessen, was wir für eine gute Zeit hatten?“

Sie wich nicht zurück. „Ich hatte andere Dinge im Kopf, Matt.“

Matt wusste, dass er mit dem Feuer spielte. Wenn es um Alisa ging, wurde er verletzlich. Zu keiner anderen Frau hatte er sich jemals so hingezogen gefühlt. Mit anderen Worten: Alisa Merrick war gefährlich. „Ich auch. Mit der Bar habe ich alle Hände voll zu tun.“

Sie sah sich um. „Das kann ich mir denken. Ich habe dir noch gar nicht gratuliert, Matt. Ich freue mich für dich. Und für deine Familie. Ihr habt den Erfolg wirklich verdient.“

Er nickte. „Eines Tages spielen wir vielleicht in derselben Liga wie die Merricks.“

Autor

Patricia Thayer
<p>Als zweites von acht Kindern wurde Patricia Thayer in Muncie, Indiana geboren. Sie besuchte die Ball State University und wenig später ging sie in den Westen. Orange County in Kalifornien wurde für viele Jahre ihre Heimat. Sie genoss dort nicht nur das warme Klima, sondern auch die Gesellschaft und Unterstützung...
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