Verführung in schwarzem Leder

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Was für eine attraktive Frau! Blake kann den Blick nicht von ihr abwenden. Aber sie ignoriert ihn einfach. Wie ungewöhnlich - sonst machen es die Frauen ihm immer sehr leicht. Und wenn der Star-Anwalt etwas nicht widerstehen kann, dann einer schönen Herausforderung …


  • Erscheinungstag 20.08.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733719081
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Wie lange hattest du schon keinen Sex mehr?“, brüllte Alana Tate.

Cadence Payne zuckte zusammen. Ihr Blick huschte durch den belebten Coffeeshop und landete schließlich auf dem geschockten Gesicht ihrer besten Freundin. Musste sie so laut sprechen? Wie peinlich! „Alana!“

„Nichts da Alana!“ Noch immer sprach sie in derselben Lautstärke, mit der sie gerade das halbe Lokal hatte wissen lassen, dass Cadence schon länger sexuell unterversorgt war. „Worauf wartest du? Jetzt erzähl mir nicht, dass du noch immer diesem Kenny nachtrauerst. Ich dachte wirklich, du wärst über ihn hinweg!“ Sie sprach von Kenneth Dalton, Cadences Exverlobtem. „Heiratet so kurz nach eurer Trennung diese Frau. Mistkerl.“

„Nicht so laut“, zischte sie. „Es hat nichts mit Kenny zu tun.“ Cadence verdrehte die Augen. Sie wusste, dass Alana es gut meinte, doch sie musste ihre Freundin runterholen, bevor sie zu weit ging. Sie nippte an ihrem Chai Latte. „Mir ist nur noch kein Mann über den Weg gelaufen, mit dem ich gerne ausgehen, geschweige denn ins Bett gehen möchte.“

„Das kommt daher, dass du in den letzten sechs Monaten nur deinen Job im Kopf hattest. Für etwas anderes hattest du ja keine Zeit.“ Alana warf ihr einen mitleidigen Blick zu. „Du musst mehr raus.“

„Sobald ich Senior Counsel bin, habe ich wieder Zeit für ein Date. Oder auch zwei.“ Ja, sicher. Sie hoffte, dass Alana sich damit zufriedengeben würde – auch wenn sie selbst nicht daran glaubte. Cadence hatte sehr gelitten, als Kenny von heute auf morgen die Verlobung beendet hatte. Die Trennung hatte nicht nur ihr Ego verletzt, sondern ihr auch gezeigt, wie weh Liebe tun kann. Und Kenny hatte noch zusätzlich Salz in die Wunde gestreut, als er wenige Wochen darauf eine andere Frau heiratete. Cadence blickte demonstrativ auf die Uhr und stand auf. Sie wollte nicht länger über das Thema sprechen. Alana folgte ihr zur Tür.

„Du kommst heute Abend mit mir mit“, erklärte sie.

Cadence blieb so abrupt stehen, dass Alana in sie hineinlief. Sie schüttelte den Kopf und ging weiter. „Wohin willst du?“, fragte sie und suchte in ihrer großen Tasche nach dem Autoschlüssel.

„Zu der NYAA-Party.“

Cadence wirbelte herum und hob protestierend die Hände. „Nein!“

„Ich weiß, dass du diese Art von Partys nicht magst, aber du musst mal raus und ein paar Leute kennenlernen.“

Cadence öffnete die Wagentür und setzte sich hinters Lenkrad. Alana schlüpfte auf den Beifahrersitz. Der letzte Ort, an dem Cadence jemanden kennenlernen wollte, war eine Party voller ehrgeiziger Anwälte. Eine Massenveranstaltung, auf der arrogante Männer in ihren maßgeschneiderten Anzügen herumtanzten und versuchten, alle anderen mit ihren Erfolgen auszustechen, während die Frauen schamlos ihre Ahnentafel und ihr Dekolleté zur Schau stellten. Ihre Ex war Anwalt. Unnötig zu erwähnen, dass die Beziehung ein Schuss in den Ofen gewesen war.

Cadence mochte diese Art von Veranstaltungen nicht, deshalb war sie auch kein Mitglied der New York Association of Attorneys. Sie fühlte sich in Anwesenheit dieser sich ständig selbst beweihräuchernden Egomanen nicht wohl. Abgesehen davon, dass sie eine Einzelgängerin und zudem auch noch Tochter eines Senators war, hatte sie mehr als genug künstlich aufgeblasene Beziehungen erlebt.

Ohne ein weiteres Wort fuhr Cadence in Richtung Garden City, wo ihre Freundin wohnte.

„Cadence!“ Alana drehte sich auf dem Beifahrersitz zu ihr. „Wir gehen zu der Party! Es wird sicherlich lustig. Wir müssen ja nicht lange bleiben. Aber ich gehöre dem Vorstand eines Ortsverbands an, ich muss mich also kurz sehen lassen.“

„Ohne mich, Alana.“

Alana knurrte. „Du solltest mal hineinschnuppern. Ich habe so viele großartige Verbindungen geknüpft.“

„Ich habe alle Verbindungen, die ich brauche. Mein Dad ist ein Senator, vergessen?“

„Deine eigenen Verbindungen …“ Frustriert schüttelte Alana den Kopf. „Du solltest wirklich über eine Mitgliedschaft nachdenken. Du wärst eine super Bereicherung.“

„Ich komme ganz gut allein zurecht. Du weißt, diese sogenannten sozialen Netzwerke sind nicht mein Ding.“

„Es ist ein Berufsverband, nicht irgendein Spaßverein.“ Alana schnaubte verärgert. „Außerdem bist du mir noch was schuldig. Komm heute Abend mit, und wir sind quitt.“

Cadence trat auf die Bremse. „Ich bin dir was schuldig?“

„Ja, weil du mich auf diese schreckliche Party deines Cousins geschleppt hast.“

„Ach … das.“ Cadence seufzte. Sie musste zugeben, diese Fete war eine Katastrophe gewesen. Sie hatte sich verpflichtet gefühlt, dort hinzugehen, weil es eine Familienangelegenheit war, aber sie hatte keine Lust gehabt, allein dorthin zu gehen. Deshalb hatte sie Alana mitgeschleppt und ihr versprochen, es wiedergutzumachen.

„Ja, genau das.“ Alana lächelte triumphierend.

„Ich habe noch nicht gesagt, dass ich mitkomme.“ Alana drehte sich zu Cadence um und starrte sie an.

Cadences Entschlossenheit schwand, als sie vor Alanas Eigentumswohnung parkte. „Okay. Ich gehe mit.“

„Yeah …“

Cadence setzte Alanas Feierfreude aber sofort einen Dämpfer auf. „Ich bleibe nicht länger als eine Stunde. Wenn ich genug habe, dann fahren wir.“

„Vertrau mir. Du wirst viel Spaß haben.“ Alana beugte sich zu ihrer Freundin und umarmte sie. „Ich hole dich um sechs ab. Wir müssen vor sieben im Stadtzentrum sein, damit wir noch einen Parkplatz in der Nähe ergattern.“

Cadence blickte auf die Uhr im Armaturenbrett. „Es ist schon halb sechs! Ich muss nach Hause, duschen, ein passendes Outfit suchen …“

„Wir sehen uns um sechs“, wiederholte Alana mit einem breiten Lächeln. Sie ignorierte Cadences gehetzten Gesichtsausdruck und stieg aus. „Glaube mir, du wirst nicht enttäuscht werden.“ Sie schlug die Tür zu, dann beugte sie sich vor und bedeutete Cadence, das Fenster zu öffnen. Sie steckte den Kopf ins Auto. „Die erste Hürde ist genommen … du gehst mit mir aus. Als Nächstes suchen wir einen Mann für dich, damit du mal wieder Sex hast.“ Alana amüsierte sich köstlich über den entsetzten Gesichtsausdruck ihrer Freundin.

Cadence kurbelte das Fenster hoch und fuhr los. Im Rückspiegel sah sie, dass Alana immer noch lachte.

Blake Barrington sah seine Brüder an und schüttelte den Kopf. Beide, Hunter und Drew, hielten sich den Bauch vor Lachen.

Innerhalb von fünfzehn Minuten hatten sich drei Frauen Blake praktisch zu Füßen geworfen. Er fragte sich, ob sich seine Brüder vielleicht einen Scherz mit ihm erlaubt und ihm einen Zettel mit einem eindeutig zweideutigen Spruch auf den Rücken geklebt hatten.

„Es reicht“, schalt er seine Brüder, die immer noch lachten. Drews Augen glänzten, und er bekam einen Hustenanfall. Hunter musste ihm ein paarmal auf den Rücken klopfen. Blake schüttelte wieder den Kopf und rief die Kellnerin, um die nächste Runde zu bestellen.

Als Drew sich wieder gefangen hatte, wischte er sich die Tränen weg und holte tief Luft. „Entschuldige. Ich konnte nicht anders. Mein Bruder als Freiwild.“ Drew bekam den nächsten Lachanfall.

„Keine Sorge, Mann …“ Beruhigend legte Hunter die Hand auf Blakes Schulter, „… dein großer Bruder zeigt dir, wie man’s macht.“ Er reichte seinen Brüdern je eins von den Whiskeygläsern, die die Barkeeperin gerade auf die Theke gestellt hatte. „Prost“, sagte er und nahm einen kräftigen Schluck.

Sie hatten sich in der trendigen Lounge früh genug getroffen, um vor der Party der New York Association of Attorneys noch einen Drink zu nehmen. Hunter und Blake waren in die Fußstapfen ihres Vaters getreten und Anwälte geworden. Hunter war mit seinen neunundzwanzig Jahren der älteste der Brüder, Blake elf Monate jünger. Drew, der Jüngste, war zwei Jahre jünger als Blake und der Rebell der Familie. Obwohl er den juristischen Doktorgrad verliehen bekommen hatte, frönte er seiner Leidenschaft für Motorräder statt als Anwalt zu arbeiten. Fotos seiner Meisterschaftsrennen und preisgekrönten Motorraddesigns schmückten die Seiten der Sportmagazine.

Blake warf einen Blick auf die Uhr und leerte sein Glas. „Lasst uns gehen.“ Er führte seine Brüder durch die schummerige Lounge ein Stockwerk tiefer, wo die Party stattfand.

Auf dem Weg dorthin nickte er ein paar bekannten Gesichtern zu, während er nach weiteren Mitgliedern des Vorstands Ausschau hielt. Er selbst war kürzlich zum Vorstandsvorsitzenden gewählt worden, sein Vorgänger war weggezogen. Ihr Vater hatte ihnen immer geraten, mit den richtigen Leuten zu verkehren. Ihm, dem Vater, hatte es dabei geholfen, Richter zu werden. Nachdem Blake sich einen Überblick über den Ort und die anwesenden Frauen verschafft hatte, setzte er sich zu seinen Brüdern an die Bar.

„Wer ist das?“ Blakes und Hunters Augen folgten Drews Blick. Als sie merkten, wen Drew meinte, zogen sie eine Grimasse.

„Halt dich von ihr fern. Frag Blake“, warnte Hunter.

„Sie heißt Mandy, und ich habe sechs Monate gebraucht, bis sie endlich aufhörte, ständig nur mit Dessous unterm Mantel bekleidet vor meiner Tür zu stehen.“

Drew zog seine Augenbrauen hoch. „Du musst es ihr wirklich angetan haben.“

„Nein. Ich war mit ihrer Freundin zusammen, und offensichtlich haben sie ein paar Details über unser … ähm … Zusammensein ausgetauscht. Erst als wir uns getrennt hatten, tauchte Mandy bei mir auf und sprach davon, wie viel sie von mir gehört hatte und dass sie gern selbst ein paar Dinge mit mir erleben würde.“ Blake drehte Mandy, die auf sie zuzusteuern schien, den Rücken zu.

„Ist sie auch Anwältin?“, fragte Drew.

„Ja, aber sie ist dem Verband gerade erst beigetreten“, antwortete Hunter.

„Wow. So klug und doch so verrückt. Ha!“

„Ja“, sagte Blake. „Deshalb fange ich nichts mehr mit Anwältinnen an. Es ist nicht besonders cool, mit einer Frau zu schlafen und ihr am nächsten Morgen am Verhandlungstisch gegenüberzusitzen, und ihr und dein Mandant bekriegen sich.“

„Das ist tatsächlich übel.“ Drew zog eine Augenbraue hoch.

„Oh ja. Mir ist es mehr als einmal passiert“, fügte Hunter hinzu.

Die Brüder brachen wieder in Gelächter aus.

„He, Blake.“ Alana war inzwischen eingetroffen, stellte sich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn freundschaftlich, bevor sie sich zu seinen Brüdern drehte. „Hallo, Hunter, Drew“, sagte sie und umarmte auch sie.

Nach Alanas Begrüßung schaltete Blake ab. Es war keine Absicht. Es lag an der Göttin, die hinter Alana stand. Ihr Anblick hatte ihn umgehend stumm und taub gemacht.

Jetzt zog Alana die Frau an ihre Seite. Wenn sie nicht so einen unbeteiligten Eindruck vermittelt hätte, dann hätte Blake sich auf der Stelle an sie herangemacht, doch da er ihr distanziertes Verhalten spürte, beschloss er, erst einmal abzuwarten.

Er schüttelte den Kopf und nahm wieder an der Unterhaltung teil. Es ärgerte ihn, dass ein einziger Blick auf diese wunderschöne Frau ihn so aus der Fassung gebracht hatte.

„Und wie heißen Sie?“, fragte er die Frau, nachdem er sich vorgestellt hatte, und reichte ihr die Hand. Ein gelangweiltes Lächeln umspielte ihren schönen Mund – eins, das ihm sagte, dass sie wirklich keine Lust hatte, hier zu sein. Trotz der mangelnden Begeisterung löste sie eine Reaktion in seinem Körper aus, die er nicht erwartet hatte.

„Cadence Payne.“

Ihre sanfte Stimme klang wie eine Liebkosung, und ein gewisser Körperteil reagierte, als hätte sie ihn berührt. Blake war so hingerissen von ihr, dass es tatsächlich einen Moment dauerte, bis er antwortete. „Wunderschöner Name. Freut mich, Sie kennenzulernen, Cadence.“ Blake hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie sanft. Dann setzte er ein strahlendes Lächeln auf, das, wie er hoffte, der erste Schritt in Richtung Flirt war.

„Guten Abend“, sagte sie zugeknöpft und zog ihre Hand zurück.

Diese Frau ist nicht so leicht zu knacken, dachte Blake. Doch er machte sich deswegen keine Sorgen. Er hatte noch nie ein Problem damit gehabt, eine Frau für sich zu gewinnen, egal, welche Abwehrmechanismen sie aufgefahren hatte. Frauen erlagen schnell dem Charme der Barrington-Brüder. Die Brüder waren Teufelskerle und zählten zu den begehrtesten Junggesellen weit und breit.

„Wie läuft es bisher? Ist unser Sprecher schon da?“ Alana stellte sich auf die Zehenspitzen und warf einen Blick über die Menge.

„Nicht, dass ich wüsste.“ Blake sah immer noch zu Cadence, die versuchte, seinem Blick auszuweichen.

„Okay. Ich frage nach. Bin gleich zurück.“ Bevor Blake oder Hunter antworten konnte, war Alana schon verschwunden.

Statt ihr zu folgen, setzte Cadence sich ans andere Ende der Bar. Blake kapierte den Wink und ließ sie allein, doch er würde sie auf keinen Fall gehen lassen, bevor er nicht ihre Telefonnummer hatte.

„Fertig?“, fragte Drew grinsend.

„Hm?“ Blake merkte, dass die Blicke seiner Brüder auf ihm ruhten. Sie erwarteten eine Antwort. „Was?“

„Er hat gefragt, ob du fertig bist“, schrie Hunter über den Lärm hinweg.

„Womit?“

„Sie mit den Augen zu verschlingen, Mann.“ Drew lachte. „Sie scheint nicht interessiert zu sein, du Armer.“

„Was? An mir nicht interessiert!“ Blake tat, als wäre Drews Einschätzung absolut lächerlich. „Weißt du nicht, wer ich bin?“ Gespielt großspurig schlug er sich gegen die Brust. „Ich bin Blake Barrington! Ihr solltet euch mal umhören“, scherzte er.

„Nun, der Dame scheint das egal zu sein“, antwortete Drew. „Überhaupt macht sie einen merkwürdigen Eindruck. Weißt du, ob sie auch Juristin ist?“

„Sie ist es“, antwortete Hunter.

Blake drehte sich zu seinem Bruder. „Du kennst sie?“ Er fragte sich, was er alles verpasst hatte, als Alana sie vorgestellt hatte, weil er gefangen war von ihrem Schmollmund, ihren runden Hüften, der zarten Haut, den perfekten Brüsten und ihren langen Beinen.

„Du kennst sie auch.“ Hunter bestellte die nächste Runde. „Das ist Senator Paynes Tochter. Ich habe sie nie persönlich kennengelernt, aber ich kenne das Gesicht.“

Blake ließ enttäuscht die Schultern hängen. Eine Juristin. Es war ihm ernst gewesen mit seinem Vorsatz, nie wieder mit einer Anwältin auszugehen. Es funktionierte einfach nicht. Er wunderte sich jedoch, dass er ihr noch nie begegnet war. New York City war zwar eine Großstadt, aber bestimmte gesellschaftliche Kreise waren überschaubar.

„He!“ Ein schriller Schrei erregte seine Aufmerksamkeit und lenkte ihn von Cadence ab.

Bevor er sich umdrehen konnte, spürte er schon einen weichen Frauenkörper an seinem Rücken. Ein vertrauter süßer Lilienduft wehte ihm in die Nase. Jasmine Lee. Sie schlang bereits die Arme um ihn.

„Was ist los, Baby?“, fragte Jasmine. Sie drehte ihn um, legte die Hände an seine Wangen und zog sein Gesicht zu sich – direkt auf ihre vollen, pinkfarbenen Lippen.

Diese unerwartet herzliche Begrüßung war ihm unangenehm, und er fragte sich, ob Cadence die Szene beobachtet hatte. Jasmines schamlose Art konnte seine Chance schmälern, Cadence näherzukommen.

Blake wich zurück, doch Jasmine schnappte nach seiner Hand. So höflich wie möglich entzog er sie ihr.

„Ich muss mich um ein paar Dinge kümmern. Wir sehen uns später, Jasmine“, sagte er und entfernte sich fluchtartig. Jasmine überließ er seinen Brüdern. Er machte sich auf die Suche nach Alana, um etwas über ihre Freundin herauszufinden.

Auf dem Weg durch die Menge wurde Blake einige Male aufgehalten. Wenig später verstummte die Musik, Lichter gingen an und erhellten den Raum. Blake drehte sich zur Bühne um, wo Don Shaver, Präsident der NYAA, gerade ans Mikrofon trat, um die Gäste willkommen zu heißen und die Mitglieder des Vorstandes vorzustellen. Blake begab sich dorthin und brach seine Mission vorübergehend ab. Er würde sich später Informationen über Cadence holen müssen. Als sein Name genannt wurde, setzte er sein charmantestes Lächeln auf und trat zu den anderen Vorstandsmitgliedern.

Nachdem sie vorgestellt waren, mischten sich die Funktionäre wieder unter die Gäste, und Don präsentierte den Festredner des Abends, den Kongressabgeordneten William Banks, der zufällig Blakes Mentor war. Mittlerweile waren so viele Menschen im Saal, dass Blake Alana nicht entdecken konnte. Er ging zurück zu seinen Brüdern, sah über Drews Schulter hinweg ans andere Ende der Bar und stellte fest, dass Cadence verschwunden war.

Die Stimme des Kongressabgeordneten Banks dröhnte in die Menge. Er erzählte gerade eine Anekdote, die Blake schon viele Male gehört hatte. Seufzend stellte Blake fest, dass er es heute Abend nicht schaffen würde, sich an Cadence heranzumachen. Er wollte hören, was sein Mentor zu sagen hatte, würde sich aber später auf die Suche nach Alana machen, um von ihr Näheres über Cadence zu erfahren.

2. KAPITEL

Cadence kam eine halbe Stunde früher ins Büro, genau wie in den letzten Monaten auch. Sie war jetzt achtundzwanzig Jahre und hatte den Ehrgeiz, die jüngste Frau zu sein, die das Unternehmen je zur Partnerin ernannt hatte. Wenn sie sich die freie Stelle als Senior Counsel angelte, war sie auf dem richtigen Weg, ihr Ziel in Rekordzeit zu erreichen.

So früh es war, ihre Augen waren bereits müde vom Lesen der Dokumentation des Falles, an dem sie gerade arbeitete. Cadence stützte sich mit den Händen auf dem Schreibtisch ab und stand auf. Sie strich über die Nadelstreifenhose, atmete tief aus und ging durch das leere Büro in den Pausenraum.

Sie schaltete den Kaffeeautomaten ein und legte die Kapsel für einen French Vanilla Kaffee ein. Während der Kaffee in die Tasse lief, überlegte Cadence, was noch alles auf ihrer Agenda für heute stand. Ihr neuester Fall hatte es in sich. Nicht so sehr aus juristischer Sicht. Damit wurde sie fertig. Aber der Mandant war anstrengend.

Richard McLennan war ein junger, verwöhnter, reicher Mann, der noch keinen Tag in seinem Leben gearbeitet hatte. Er war völlig ungeeignet, das Wirtschaftsprüfungsunternehmen zu leiten, das er nach dem plötzlichen Tod seines Vaters geerbt hatte. Immer wieder gab es Probleme wegen sexueller Belästigung. Cadence und der Vorstand des Unternehmens hatten ihm geraten, sich auf das Geschäft und nicht auf die „Schätze“ seiner Angestellten zu konzentrieren. Leider war der junge Mr. Allwissend davon überzeugt, dass er alles unter Kontrolle hatte, obwohl ständig neue Anzeigen erstattet wurden. Wenn die Presse Wind davon bekam, dann würde die Firma einen ernsthaften Imageverlust erleiden.

Die letzten Tropfen dröppelten in die Tasse. Cadence schloss die Augen und genoss das reiche Aroma. Gerade als sie den ersten Schluck trinken wollte, störte Kerry Coopers nasale Stimme den genüsslichen Moment.

„Guten Morgen, Cadence“, schnurrte Kerry. Cadences Magen zog sich zusammen, und sie verdrehte heimlich die Augen. Dann setzte sie ein Lächeln auf und drehte sich zu ihrer Kollegin um. „Ihnen auch einen guten Morgen, Kerry“, sagte sie und nickte höflich.

Kerry stolzierte in den Pausenraum, lächelte durchtrieben und trat gefährlich nah zu Cadence, bevor sie sich ihre eigene Tasse nahm. „Raten Sie, mit wem ich gestern Abend gegessen habe“, flötete Kerry.

Wen interessiert’s? „Mit wem?“

„Richard McLennan.“

Mit dem sind Sie also auch ins Bett gehüpft. Dieser sehr direkte Satz lag ihr auf der Zunge, doch sie entschied sich für die etwas weniger freche Variante. „Er scheint Ihr Typ zu sein.“ Cadence neigte den Kopf, lächelte freundlich und amüsierte sich innerlich über Kerrys fragenden Blick. Obwohl ihr viele Fragen durch den Kopf schossen und sie das Gefühl hatte, ein Messer im Rücken zu haben, ließ sie sich von Kerry nicht provozieren. „Wir unterhalten uns später“, sagte sie fröhlich. Auf dem Weg aus dem Pausenraum spürte sie förmlich, wie sich Kerrys Augen in ihren Rücken bohrten.

Kaum war sie in ihrem Büro, wählte sie auf dem Handy Alanas Nummer.

„Weißt du, was die Frau dieses Mal getan hat?“, sprudelte es aus ihr heraus, bevor Alana überhaupt Hallo sagen konnte.

„Moment, ich schließe eben die Tür.“ Die Leitung war einen Moment still, und Cadence hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel. „Okay. Ich bin zurück. Was um alles in der Welt ist passiert?“

„Sie hat mit meinem Mandanten gegessen!“

„Das gibt es doch nicht. Kommt es da nicht zu einem Interessenkonflikt?“

„Nicht unbedingt. Solange nicht über den Fall gesprochen wurde, gibt es kein Problem. Das weißt du.“

„So sollte es sein.“

„Ich weiß. Aber sie würde sowieso nichts zugeben. Sie hat ganz klar etwas vor. Seit sie herausgefunden hat, dass ich ebenfalls Senior Counsel werden will, schleicht sie durch dieses Büro und versucht ständig, mich zu unterwandern. Ich trau ihr nicht über den Weg.“

„Wie hast du es herausgefunden?“

„Sie hat es mir gerade gesagt. Du hättest ihr teuflisches Grinsen sehen sollen.“

„Wer war noch dabei?“

„Keiner.“

„Und was hast du gesagt?“

„Dass er ihr Typ zu sein scheint, und dann habe ich mich mit einem freundlichen Lächeln vom Acker gemacht.“

„Ha! So ist es richtig. Zeig nie, dass du nervös bist! Das klingt, als könntest du nach der Arbeit einen Drink gebrauchen. Was hältst du davon, wenn wir uns in dieser Lounge an der Ecke Seventh and Twenty-Third Street treffen?“

Cadence runzelte die Stirn. Sie könnte wirklich einen Drink gebrauchen sowie die Gesellschaft und den Humor ihrer Freundin, doch bei der Arbeit, die sie noch zu erledigen hatte, lehnte sie besser ab. Schnell wog sie Gründe dafür und dagegen ab.

„Komm schon. Dein Schweigen sagt mir, dass du darüber nachdenkst, warum du nicht mitgehen kannst. Wir haben alle viel zu tun“, sagte Alana, als könnte sie Cadences Gedanken lesen. „Und wir alle brauchen ab und zu eine Pause, Cay. Jetzt komm schon. Es wird auch nicht spät.“

Was sollte sie da noch sagen? „Ach, was soll’s? Ich werde dort sein.“

Cadence hielt den Hörer vom Ohr weg, als Alana einen Freudenschrei ausstieß. „Ich verspreche, ich sorge dafür, dass es dir besser geht.“ Cadence schüttelte den Kopf und lächelte über ihre Freundin. „Ach, das habe ich ganz vergessen“, sagte Alana. „Gegen sieben kommen ein paar Leute aus dem Verband dorthin. Wir müssen Einzelheiten unserer nächsten Party besprechen. Wir beide treffen uns am besten direkt nach Feierabend, dann kannst du, wenn du möchtest, nach Hause gehen, wenn die anderen kommen. Du darfst aber auch gern bleiben. Wir brauchen nicht lange für unseren Kram. Bitte sag jetzt nicht, dass du deshalb nicht kommst.“

„Okay. Wir treffen uns um sechs.“

„Yeah!“ Wieder ein Schrei.

Cadence zuckte zusammen. Dann hörte sie ein leises Klopfen an ihrer Bürotür. „Ich muss Schluss machen. Bis später“, flüsterte sie in den Hörer.

„Blake wird dort sein“, sagte Alana gerade noch, bevor die Leitung unterbrochen war.

Cadence tat, als hätte sie Alanas Worte nicht gehört, doch ihr Innerstes zog sich bei der Nennung des Namens zusammen.

„Herein.“

Adam Benjamin, ihr direkter Vorgesetzter und der Partner, den sie am meisten schätzte, steckte den Kopf durch die Tür. „Guten Morgen, Cadence.“

Cadence stand auf, nickte höflich und lächelte. „Guten Morgen, Mr. Benjamin.“

Adam sah hinter sich, bevor er ihr Büro betrat. „Man weiß nie, wer einen beobachtet.“ Er presste die Hände aneinander. „Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Sie ausgezeichnete Arbeit leisten. Weiter so.“

Cadence senkte den Kopf. „Danke, Sir.“ Von allen Partnern in dem Unternehmen hatte vor allem Adam ihr immer auf seine freundliche und professionelle Art das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Wenn er allein die Entscheidung treffen würde, wer Senior Counsel wurde, dann hätte sie die Position bereits. Leider war mehr als nur Adams Zustimmung notwendig.

Cadence sollte erfreut sein über Adams Überraschungsbesuch. Dank ihm wusste sie jetzt, dass die Partner sie auf dem Schirm hatten. Trotzdem schweiften ihre Gedanken immer wieder zu dem ab, was Alana zum Schluss des Telefonats gesagt hatte. „Blake wird dort sein.“ Warum hat sie das gesagt? Warum sollte es mich interessieren? Sie musste jedoch zugeben, dass Blake trotz seiner Arroganz und seines Imponiergehabes ein toller Mann war.

Cadence war nicht entgangen, wie er sie neulich abends angestarrt hatte, doch als sich all diese Frauen – wunderschöne, sinnliche und superschlanke Frauen – an ihn heranmachten, entschied sie, dass sie wohl nicht sein Typ war. Sie setzte sich in eine Ecke und blieb dort, bis Alana bereit war zu gehen.

Blake wird dort sein. Erneut spulten sich Alanas Worte in ihrem Kopf ab, und nach langer Zeit der Enthaltsamkeit schoss mal wieder ein heftiges Prickeln durch ihren Körper. Sie fühlte sich wie ein Teenager, der einen heimlichen Schwarm hatte – einen, der geheim bleiben musste. Er war Anwalt, und sie erinnerte sich an ihren Vorsatz, sich von dieser Gattung Mensch fernzuhalten. Außerdem war sie mit ihrer begrenzten Erfahrung kaum in der Lage, mit einem wirklichen Playboy fertigzuwerden. Sie musste ihr Herz schützen.

Als Cadence schließlich auf die Uhr blickte, war es weit nach zwei Uhr nachmittags. Sie drehte den Kopf und versuchte, die verspannten Muskeln in Nacken und Schultern ein bisschen zu lockern. Dann reckte und streckte sie sich.

Autor

Nicki Night
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