Lass Sonne in dein Herz

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Erin treibt Bestsellerautor Jack Garner mit ihrem sonnigen Gemüt zur Weißglut! Wie will ausgerechnet sie ihm helfen, seine düsteren Gedanken aufzuschreiben? Doch nach ungeahnt süßen, verlockenden Küssen fragt Jack sich jäh: Ist gerade sie vielleicht die Richtige für ihn?


  • Erscheinungstag 14.12.2020
  • Bandnummer 8
  • ISBN / Artikelnummer 9783751504300
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Man hatte sie gewarnt. Jack Garner war berüchtigt dafür, sowohl als Mann als auch als Arbeitgeber schwierig zu sein. Kein Mensch hatte jedoch etwas davon gesagt, dass er so unverschämt attraktiv war. Hätte Erin Riley gewusst, dass der Mann in natura noch tausend Mal besser aussah als auf dem Porträtfoto seines Actionromans, hätte sie den Job als sein Schreibcoach wahrscheinlich gar nicht angenommen. Möglicherweise hatte sie sich da etwas zu viel vorgenommen. Immerhin hatte sie ja schon den ersten Test nicht bestanden und es versäumt, sich im Internet über den Mann schlauzumachen. Bevor sie an seiner Tür klingelte und ihn nur dümmlich anstarren konnte, als er öffnete.

„Ich kaufe nichts“, erklärte er mit einem Blick auf ihren Rollenkoffer.

„Oh, nein. Entschuldigung.“ Erin atmete einmal tief durch. „Ich bin Erin Riley, Buchcoach. Cheryl Kavanagh schickt mich.“

„Meine Verlegerin schickt Sie?“ Er runzelte die Stirn. „Heiliges Kanonenrohr.“

„Wie bitte?“

„Sie sollen dann wohl meine Babysitterin sein.“ Er drehte sich um und rief: „Harley!“

Ein beige-braunes Etwas kam angerannt, blieb neben Jack stehen und blickte bewundernd zu ihm auf. Erin konnte es ihm gut nachfühlen.

Jack schloss die Haustür und ging die drei Stufen zum Vorgarten hinunter. „Los.“

Sie war sich nicht sicher, ob er sie damit meinte, aber sie ließ den Koffer vorsichtshalber vor der Tür stehen und folgte ihm eilig. Dabei wurde ihr klar, dass das beige-braune Etwas der womöglich hässlichste Hund war, den sie je im Leben gesehen hatte. Er wirkte wie eine vierbeinige Elfe, ein mystisches Geschöpf direkt aus Der Herr der Ringe. Das Tier war winzig und hatte einen haarigen Kopf, der viel zu klein für die riesigen Ohren war. Die Stelzenbeinchen hatten an den Füßen Fellpuschel, während der Rest des haarlosen, mageren Körpers mit einem Mäntelchen aus Tarnstoff bedeckt war.

Sie hatte jedoch keine Zeit, weiter über die Existenzberechtigung eines so hässlichen Tieres nachzugrübeln, denn während Jack dank seiner langen Beine vermutlich gerade einen gemütlichen Spaziergang machte, musste sie fast joggen, um mit ihm Schritt halten zu können. Er steuerte nun den Blackwater Lake an, von dem diese kleine Stadt in Montana ihren Namen hatte.

„Mr. Garner …“

„Jack.“

Wahrscheinlich hieß das, dass sie ihn mit seinem Vornamen anreden sollte. „Na gut. Jack.“

Sie passierten jetzt ein Gebäude am Hafen, auf dem Blackwater Lake Marina und Anglershop stand. In der natürlichen Bucht waren fast alle Liegeplätze belegt, und man sah kleine Boote und auch ein paar größere Jachten.

Die Landschaft war einmalig schön, das erkannte sie sogar, während sie versuchte, an Jacks Seite zu bleiben. Der dunkelblaue See erstreckte sich meilenweit und wurde in der Ferne von einem beeindruckenden Bergmassiv eingerahmt, und über allem lag eine friedliche Stille.

Eigentlich der perfekte Ort zum Schreiben. Aber offenbar gab es ein Problem, denn sonst wäre sie nicht hier.

„Also, Jack …“

„Harley, bei Fuß.“

Der Hund hörte sofort damit auf, die kleinen braunen Vögel zu jagen, die sich am Seeufer befanden, und gesellte sich zu seinem Herrn.

„Mädchen oder Junge?“, fragte Erin.

„Was?“ Jack bedachte sie mit einem seltsamen Blick.

„Der Hund. Ist er männlich oder weiblich?“

„Männlich.“

„Aha. Interessant.“

„Was soll das heißen?“

„Ich hätte nie gedacht, dass ein Mann wie Sie einen Hund wie ihn hat.“

„Wollen Sie hier etwa gerade meinen Hund beleidigen?“

Ach herrje. Wie sollte sie ihm bloß erklären, dass sie damit gerechnet hatte, dass ein Mann wie Jack Garner einen großen, stämmigen Hund hatte. Einen Pitbull, einen Rottweiler oder ihretwegen auch eine Bulldogge. Aber ein so hässlicher winziger Köter passte einfach nicht zu jemandem, der viele Jahre in der Armee verbracht hatte, noch dazu in einer Spezialeinheit. Das stand zumindest in seiner Kurzbiografie auf dem Buch.

Die richtigen Worte zu finden kam ihr plötzlich so vor wie ein Parcours durch ein Minenfeld. „Ich meinte nur … Sie beide sind …“ Sie seufzte.

„Was stört Sie denn an ihm?“

„Nichts.“ Außer, dass er einfach hässlich war. Ganz im Gegensatz zu seinem Besitzer, der so gut aussah, dass sogar ihre Zehen kribbelten. Tja, was sollte sie nun sagen? Schönheit liegt im Auge des Betrachters? Man soll ein Buch nicht nach dem Cover beurteilen?

Schließlich fragte sie nur: „Warum haben Sie gerade ihn ausgesucht?“

„Das ist geheim.“

Er könnte es ihr sagen, aber dann müsste er sie töten? Er sah aus, als hätte er dazu sowieso große Lust.

„Auch gut. Was ist er denn für eine Rasse?“

„Ein chinesischer Schopfhund.“

„Aha. Klingt edel.“ Sie wusste leider nur sehr wenig über Hunde.

„Man soll ein Buch nicht nach dem Cover beurteilen.“

Richtig. Jetzt, wo er’s sagte … Immerhin gab er ihr damit ein wichtiges Stichwort.

„Apropos Buch …“

„Cheryl will wissen, wo meins bleibt.“ Es klang zugleich verärgert und frustriert.

„Betrachten Sie es doch mal aus ihrer Perspektive. Ihr erstes Buch ist unglaublich erfolgreich gewesen, was umso erstaunlicher ist, weil es kaum beworben wurde.“ Das hatte er nämlich strikt verweigert. „Die Mund-Propaganda war immens effektiv, und es gibt sogar bereits Verhandlungen über die Filmrechte. Das ist eine fantastische Ausgangslage, um ein zweites Buch auf den Markt zu bringen.“

„Ich bin halt ein bisschen spät dran mit dem Manuskript“, gab er zu.

„Neun Monate! In dieser Zeit könnte man ein Kind in die Welt setzen.“ Hatte sie das gerade wirklich laut gesagt? „Das soll keine Kritik sein“, fügte sie hastig hinzu.

Sein finsterer Blick konnte nicht davon ablenken, dass seine verwaschene Jeans und das ausgeblichene olivgrüne T-Shirt jeden Muskel seines durchtrainierten Körpers betonten. Sie hatte einmal gelesen, dass Frauen den instinktiven Impuls verspürten, sich mit einem starken Mann zu paaren, der sie und ihre Kinder beschützen konnte. Wenn das stimmte, spielten ihre instinktiven Impulse anscheinend gerade vollkommen verrückt.

„Was soll das heißen?“, fragte er leise, wobei es ihm gelang, gleichzeitig kühl und ziemlich genervt zu klingen.

Offenbar sollte sein Tonfall sie einschüchtern, aber wenn sie das zuließ, würde sie als Buchcoach nicht viel ausrichten können, und genau dafür war sie ja hier. Sie wollte helfen. Deshalb musste sie ihm jetzt die Stirn bieten.

„Spielen Sie keine Spielchen mit mir, Jack. Sie wissen genau, weshalb ich hier bin. Sie haben Ihren Abgabetermin versäumt und sind weder für Ihre Verlegerin noch für Ihre Lektorin zu erreichen. Alle wollen auf dem riesigen Erfolg Ihres ersten Buches aufbauen. Cheryl findet, Sie sind der talentierteste Debütautor, den sie seit Langem hatte. Deshalb hat sie mich hierhergeschickt, um Ihnen zu helfen, sich auf die Fertigstellung Ihres Manuskriptes zu konzentrieren.“

„Warum?“

„Die Antwort kennen Sie, aber ich formuliere es auch gern noch einmal aus: Es geht hierbei um eine Menge Geld. Um Millionen“, sagte sie nachdrücklich. „Ihre Verlegerin ist auf Ihrer Seite. Sie möchte Sie unterstützen, wo sie kann.“

„Nein, ich meinte damit: Warum gerade Sie?“

Wenn er ihre Bewerbungsunterlagen wollte, dann musste er sie wohl mündlich entgegennehmen. Harley kam zu ihr hinüber und begann an ihrem Bein zu schnüffeln, also blieb sie stehen und kraulte dem Hund den Kopf. „Meine Cousine ist Verlagsassistentin in Ihrem Verlag und hat mich dort empfohlen.“

„Warum?“

„Ich habe einen Master in Englisch und Literatur. Ich habe Englisch an der Highschool und Kurse für kreatives Schreiben am College unterrichtet.“

„Und wieso sind Sie jetzt nicht in der Schule? Die Ferien sind doch glaube ich zu Ende.“

„Ich bin Vertretungslehrerin. Das heißt, ich kann den Schulen sagen, wann ich verfügbar bin. Kennen Sie Corinne Carlisle?“

„Nein.“

„Sie ist auch eine von Cheryls Autorinnen, sie schreibt romantische Krimis. Diesen Sommer hatte sie Probleme, ihren neuesten Roman zu Ende zu bringen. Durch meine Cousine wurde ich beauftragt, ihr als …“

„Babysitterin?“

„… Buchcoach zu helfen, sich auf die Fertigstellung zu konzentrieren.“

Erin hatte die Arbeit wirklich genossen und war jetzt heiß auf mehr. Ein zusätzlicher Bonus war es, dass sie an den jeweiligen Wohnorten der Autoren arbeitete. So bekam sie etwas von deren Welt zu sehen. „Corinne war wirklich nett. Es hat Freude gemacht, mit ihr zu arbeiten.“

Harley stellte sich wieder neben Jack, der ihn nun auf den Arm nahm. Es war eine automatische und instinktive Geste, so als hätten sie einen gemeinsamen Rhythmus. „Ich bin aber nicht nett. Mit mir werden Sie keine Freude haben.“

„Das scheint Harley aber anders zu sehen.“

Jack hatte begonnen, Harley zu streicheln, und dieser wirkte, als wäre er im Hundehimmel. Erin konnte den Blick nicht von den beiden abwenden. Ihre Haut begann auf einmal zu kribbeln, so als streichele Jack nicht den hässlichen Hund, sondern sie.

„Dann täuscht er sich wohl.“

„Schauen Sie, ich habe Corinne geholfen, ihr Buch zu beenden. Dasselbe kann ich auch für Sie tun. Ich bin gut bei Recherchen. Ich kann testlesen und lektorieren und Sie beim Brainstorming für Ideen unterstützen. Cheryl hat mich außerdem gebeten, darauf zu achten, dass Sie drei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen. Ihr Haus ist ideal für unsere Arbeit mit den beiden getrennten Wohneinheiten oben und unten.“

Zum Glück, denn Blackwater Lake war wirklich winzig. Das nahegelegene Resorthotel war leider ausgebucht gewesen, und das einzige andere wegen eines Umbaus geschlossen.

Jack schien offenbar gerade etwas zutiefst zu bereuen – wahrscheinlich die Tatsache, dass er seine Verlegerin über seine Wohnverhältnisse aufgeklärt hatte. „Oben ist mein Büro und unten meine Wohnung.“

Erin war sich bewusst, dass er gerade versuchte, sie loszuwerden, aber da kannte er sie schlecht. „Ich brauche nicht viel Platz.“

Mit Harley auf dem Arm setzte er sich wieder in Bewegung und schlug den Weg ein, den sie gekommen waren. „Cheryl hat mir eine E-Mail geschickt.“

„Ach ja?“

„Wenn ich will, dass mein Abgabetermin hinausgeschoben wird, muss ich Sie in Kauf nehmen.“

„Das ist doch wunderbar.“

„Kein bisschen.“ Er blieb wieder stehen und starrte sie finster an.

„Okay, verstanden. Sie wollen mich hier nicht.“

„Wenn ich Sie feuern könnte, würde ich es sofort tun.“

„Na ja, Sie könnten ja auch Ihren Vorschuss zurückzahlen und den Vertrag einfach auflösen.“

Wenn Blicke töten könnten, wäre sie jetzt mausetot. „Es ist niemals eine Option, eine Mission abzubrechen.“

Erin betrachtete den aufgebrachten Mann aufmerksam. Der Anblick des schläfrigen, völlig vertrauensvollen hässlichen kleinen Hundes auf seinem Arm passte so gar nicht zu dem feindseligen, angriffslustigen Bild, das er hier offenbar abgeben wollte. Irgendwo tief in ihm drin steckte ein Kerl, der eine weiche Seite hatte und gut zu einem kleinen, hässlichen Tier war, und den wollte sie kennenlernen. Nicht nur wegen der mächtigen, verwirrenden und äußerst lästigen Anziehungskraft, die er auf sie ausübte. Zumindest hoffte sie, dass es nicht nur daran lag.

„Ich bin hier, um mich nützlich zu machen.“

Er hob die Augenbrauen und presste die Lippen aufeinander. „Wir werden nicht miteinander schlafen, falls Sie das denken“, sagte er auf einmal.

„Entschuldigung … Wie bitte?Verflixt und zugenäht! Ihre Wangen brannten, und das hatte nichts mit der Nachmittagssonne zu tun. Woher wusste er das? Sie hatte zwar nicht direkt an Sex gedacht, war aber nahe genug dran gewesen, um jetzt vor Verlegenheit fast im Boden zu versinken. „Ich habe nicht … Ich würde nie …“

„Ich muss wissen, ob Sie Ihren Job vernünftig machen können und mich dabei nicht so anschauen.“

„Ich schaue Sie auf gar keine bestimmte Weise an.“

Er schüttelte den Kopf. „Ihr Gesichtsausdruck ist leicht zu lesen.“

„Ist er nicht.“

„Außerdem sind Sie eine schlechte Lügnerin.“ Er beugte sich ein Stück vor. „Waren Sie überhaupt schon mal mit einem Mann zusammen?“

Was für ein unverschämter, ungehobelter … Gerade noch rechtzeitig wurde ihr klar, dass er es genau darauf anlegte … Er wollte sie aus der Fassung bringen.

„Ja, das war ich natürlich.“ Sie blickte ihm geradewegs in die Augen. Wenn er sie wirklich so leicht lesen konnte, dann sah er jetzt hoffentlich ihre Verachtung und ihre Entschlossenheit. „Ich war sogar verlobt.“

„Das sind viel zu viele Informationen, die ich auf keinen Fall brauche.“

„Fein. Ich denke, dann verstehen wir uns jetzt.“

Doch Jack verstand diesen kleinen Sonnenschein kein bisschen. In den vierundzwanzig Stunden seit ihrer Ankunft hatte er nur so viel Höflichkeit wie unbedingt notwendig an den Tag gelegt, und trotzdem war Erin noch immer hier.

„Reden wir über das Buch“, sagte sie, als sie eine Tasse vor ihm auf dem Schreibtisch abstellte.

Jack entging es nicht, dass die Tasse auf einem Untersetzer stand, die den runden Kaffeerand verdeckte, den er eigentlich ganz nett fand.

Er lehnte sich in seinem bequemen Lederstuhl zurück, den er sich von den überraschend hohen Tantiemen seines ersten Buches hatte leisten können, und blickte Erin an. „Sprechen wir doch stattdessen lieber erst mal über mein Arbeitszimmer.“

„Was ist damit?“

Er konnte auf einmal die Platte seines Schreibtisches sehen, während vorher der Kaffeerand die einzige freie Fläche gewesen war. Alles war nun schrecklich ordentlich. Die Tasse mit dem Armeeabzeichen, die er niemals benutzte, war voller Stifte. Die Notizblöcke, die er auf Stühlen und Beistelltischen im ganzen Raum verstreut hatte, waren weg. Er fand nichts mehr wieder.

„Meine Sachen sind nicht mehr an ihrem Platz.“

„Ich habe aufgeräumt. Ich war früh wach und wollte nicht zu zeitig Frühstück machen, falls Sie gern ausschlafen.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Also habe ich mich ein bisschen nützlich gemacht.“

„In welchem Universum nennt man das denn bitteschön nützlich? Das Arbeitszimmer eines Schriftstellers ist heiliger Boden.“

Die beiden Wohnungen in seinem Haus waren identisch geschnitten und hatten jeweils zwei Zimmer und ein Bad. Neben der Einsamkeit hier am See gefiel es ihm außerdem, Wohnen und Arbeiten getrennt halten zu können. Jetzt hatte sich Erin Riley in beiden Bereichen breitgemacht. Die letzte Nacht hatte sie in der oberen Wohnung im freien Zimmer geschlafen und dadurch ungehinderten Zugang zu seinem Arbeitszimmer gehabt. Das würde sich nun ändern.

„Ich habe gern alle Sachen in Sichtweite, damit ich sie wiederfinde.“

Sie setzte sich auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch. Offenbar schreckte seine schroffe Art sie immer noch nicht ab. „Verstanden.“

Innerlich schämte Jack sich ein bisschen. Sie versuchte schließlich nur, ihre Arbeit zu machen, und er stellte sich permanent quer. Aber er hatte sie ja auch nicht herbestellt. Alles, was er brauchte, war ein bisschen Zeit, um seine kreative Flaute überwinden zu können.

„Wenn Sie sich schon unbedingt nützlich machen wollen, dann besorgen Sie lieber Lebensmittel“, sagte er. „Wie Sie gestern schon festgestellt haben, habe ich nicht viel im Haus.“

Dennoch war es ihr gelungen, aus ein paar Eiern, ein bisschen Gemüse und Hackfleisch einen leckeren Auflauf zu zaubern. Heute früh hatte es überbackenen Toast gegeben. Er hatte angemerkt, dass dies ein Mittagessen und kein Frühstück sei, worauf sie erwidert hatte, sein Magen wüsste ja nicht, wie spät es ist.

Womit sie sogar recht hatte – als früheres Mitglied einer Spezialeinheit wusste er nur allzu gut, wie wichtig es war, den Körper mit allen nötigen Nährstoffen zu versorgen. Er hatte sie nur ärgern wollen, denn der Toast hatte richtig lecker geschmeckt.

Dummerweise schien sein Sarkasmus sie überhaupt nicht zu beeindrucken. Sie verlor offenbar niemals ihr sonniges Gemüt. Sogar gestern war sie bei seiner unverschämten Bemerkung nur rot geworden und hatte ihn dann gelassen abblitzen lassen.

Dabei war er sich sicher, dass er recht hatte. Sie hatte ihn vom ersten Augenblick an auf diese ganz bestimmte Weise angesehen. Zu dumm nur, dass sie nicht in ihn hineinschauen konnte, denn dann hätte sie schon längst die Flucht ergriffen.

Aber so war es an ihm, sie dazu zu bringen, sich schnellstmöglich wieder aus seinem Leben zu verabschieden. Er gab sich auch wirklich alle Mühe, aber offenbar war es keine leichte Aufgabe. Ihr Lächeln war so strahlend, dass er am liebsten den ganzen Tag eine Sonnenbrille getragen hätte. Die goldenen Pünktchen in ihren Augen leuchteten die ganze Zeit über, und sogar ihr schulterlanges braunes Haar hatte helle, glänzende Strähnen.

Eine außerordentliche Schönheit war sie zwar nicht, zumindest nicht, wenn man sie mit seiner Exfrau verglich, aber sie war zugleich verletzlich und stark, für ihn eine sehr verführerische Kombination, und er wollte momentan auf keinen Fall auf irgendeine Art und Weise verführt werden.

„Jack?“

Ihre Stimme riss ihn plötzlich aus seinen Gedanken. „Was ist denn?“

„Wenn Sie mit mir darüber sprechen, an welcher Stelle Sie gerade sind, regt das vielleicht Ihre Kreativität an.“

„So arbeite ich aber nicht“, erklärte er stur.

„Okay.“ Nachdenklich blickte sie ihn an. „Dann sprechen wir doch als Erstes darüber, wie Sie arbeiten.“

„Sie sind echt wie ein Hund mit seinem Knochen.“ Jack beugte sich zu Harley hinunter, der momentan in seinem Körbchen neben dem Schreibtisch lag. Der Hund rollte sich sofort auf den Rücken und streckte ihm den Bauch entgegen, und Jack tat ihm den Gefallen, ihn zu streicheln. „Wenn Sie ihn einmal haben, lassen Sie ihn nicht wieder los, was?“

„Netter Versuch.“ Sie blickte ihn streng an, was ihre Augen eher braun als grün wirken ließ. „Lenken Sie mal nicht vom Thema ab, Jack. Hier geht es nicht um mich, sondern um Sie.“

Es war offenbar Zeit für Plan B. „Ich habe die Situation unter Kontrolle.“

„Das ist schön. Dann nennen Sie Cheryl doch einfach einen festen Abgabetermin für Ihr neues Manuskript.“

Das ging leider nicht. „Nun ja, ich arbeite gerade noch an ein paar Handlungsdetails.“

„Wunderbar, dann sprechen wir doch darüber.“

„Hören Sie, Erin, auf dem Buchcover wird mein Name stehen, und zwar nur meiner. Der Inhalt ist deshalb meine persönliche Verantwortung, und die nehme ich sehr ernst. Ich brauche keinen Schreibpartner.“

„Ah“, sagte sie, als hätte sie gerade etwas Wichtiges verstanden.

„Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?“

„Mit Corinne hatte ich ein ähnliches Gespräch. Am Anfang war sie überhaupt nicht glücklich darüber, mit mir zusammenzuarbeiten. Sie nannte mich einen heimlichen Mitschreiber. Das scheint wohl so eine Autoren-Sache zu sein.“

„Möglich. Ich jedenfalls arbeite lieber allein.“

Unwillkürlich folgte er mit den Augen ihrer Bewegung, als sie die Beine übereinanderschlug. Ihre Jeans saß zum Glück ein wenig locker. Er hatte so schon Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Noch mehr Ablenkung brauchte er bestimmt nicht.

Sie nickte verständnisvoll. „Ja, ich habe schon gehört, dass Sie ein Einzelgänger sind.“

„Ach ja?“

„Ja. Cheryl hat mich nicht einfach so ins Messer laufen lassen. Sie hat erwähnt, dass Sie nicht gut mit Menschen zurechtkommen.“

Nun breitete sich Schweigen aus. Jack war sich nicht sicher, ob das Kritik gewesen war oder nicht, aber es war ihm auch egal. Vielleicht kapierte sie ja jetzt endlich, dass sie hier nicht erwünscht war.

„Nun ja, als Lehrerin kennen Sie sicher die Definition von Einzelgänger: Jemand, der gern allein ist.“

„Ich verstehe.“

Jetzt klang ihr Tonfall nach Psychologin … oder nach Geiselunterhändlerin.

„Ihre Herablassung können Sie sich sparen.“

„Es tut mir leid, dass sich das für Sie so angehört hat. Das war nicht meine Absicht.“ Sie hielt kurz inne, als wolle sie ihre nächsten Worte sorgfältig wählen. „Ich respektiere es, dass Sie sich verantwortlich dafür fühlen, das Buch zu schreiben, das Sie schreiben wollen, aber ich habe nun mal einen Vertrag mit Cheryl, und Cheryl erwartet greifbare Ergebnisse. Ich lasse mich von Ihnen nicht vergraulen, und je eher Sie das akzeptieren, desto eher können wir ernsthaft anfangen zu arbeiten.“

„Und Sie denken, wenn ich über die Geschichte spreche, wird das helfen?“

„Corinne hat es geholfen.“ Erin faltete die Hände im Schoß zusammen. „Wenn Sie eine bessere Idee haben, bin ich ganz Ohr.“

Er seufzte. „Ich weiß Ihren Enthusiasmus zu schätzen, aber ich schreibe einen Action-Roman. Eine Frau wie Sie hat mit so was keinerlei Erfahrung, also ist es vollkommene Zeitverschwendung, mit Ihnen darüber zu reden.“

„Wenn Sie damit sagen wollen, dass ich nicht beim Militär oder in einem Kriegsgebiet war, haben Sie recht, aber ich lese sehr viel und gehe oft ins Kino. Ich kann Ihnen zumindest helfen, die Handlung zu analysieren. Ich habe viele Ideen, und auch, wenn Sie diese nicht nutzen, könnten die Sie vielleicht zu eigenen Ideen inspirieren.“

Er hatte sein erstes Buch ursprünglich nur geschrieben, um all den Mist durchzuarbeiten, der ihm im Leben zugestoßen war. Das zu Papier zu bringen, war einem Seelenstriptease gleichgekommen. Auf keinen Fall würde er das in ihrem Beisein tun. Er wollte auf keinen Fall, dass sie die Dunkelheit in ihm sah.

„Ideen?“ Er stützte die Unterarme auf seinen jetzt unnatürlich ordentlichen Schreibtisch. „Sie sind doch ein Sonnenschein. Nicht böse sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie irgendetwas zu meinem Thema beitragen könnten.“

„Ach ja?“

„Meiner Meinung nach ja.“

„Interessant, dass Sie sich offenbar schon eine Meinung über mich bilden können, ohne irgendwelche Informationen als Grundlage zu haben. Sie wissen schließlich nichts über mich und denken trotzdem, ich hätte keinerlei Lebenserfahrung.“

„Na ja, Sie waren verlobt. Das heißt, Sie haben einen Heiratsantrag bekommen, und wahrscheinlich einen Ring. Das ist doch nett.“ Er bemerkte, dass ihr Blick daraufhin dunkler wurde, ließ sich davon jedoch nicht aufhalten. Auch er war einmal verlobt gewesen und hatte sogar geheiratet. Es hatte aus vielen verschiedenen Gründen nicht gehalten, hauptsächlich aber deshalb, weil er ein lausiger Ehemann gewesen war. „Da Sie in der Vergangenheitsform gesprochen haben, nehme ich mal an, Sie haben mit ihm Schluss gemacht. Das ist immer noch keine große Sache.“

„Er ist gestorben! Ob es in einem Kriegsgebiet passiert oder zu Hause, der Tod ist niemals schön, sondern immer herzzerreißend und schmerzhaft. Reicht Ihnen das als Lebenserfahrung?“

Als er sie betrachtete, bemerkte er, dass er seine Mission erfolgreich vollendet hatte. Das Strahlen in ihren Augen war nun erloschen und stattdessen war ihr Blick düster.

Er hasste sich dafür.

2. KAPITEL

Erin saß auf dem Beifahrersitz von Jacks zerbeultem Jeep und versuchte, aus dem Mann schlau zu werden. Zuerst hatte er sie bei allem abblitzen lassen, um ihr dann plötzlich ein paar Stunden später anzubieten, sie in die Stadt mitzunehmen. Sie hatte sich am Flughafen einen Langzeitmietwagen geholt und war deshalb selbst mobil, doch Jack bestand darauf, sie zu fahren. Sein Vorwand war es, dass sie ja auch für ihn Lebensmittel kaufen würde und er bezahlen wollte, aber sie hatte eher den Verdacht, dass es ihm um etwas anderes ging. Etwas, das sein Image eines harten Kerls beschädigen könnte.

„Also, Jack“, sagte sie geradeheraus, „ich denke, Ihr ganzes schroffes Gehabe ist nur gespielt.“

Autor

Teresa Southwick
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