Nur eine heiße Sommerromanze?

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Hat Grace wirklich gedacht, dass sie bald nicht mehr für Logan schwärmt, nur weil sie auf seine Ranch zieht? Irrtum! Je länger sie Nanny für die Tochter des attraktiven Ranchers ist, desto heißer brennt ihre Sehnsucht nach ihm - dem überzeugtesten Junggesellen von ganz Montana …


  • Erscheinungstag 11.01.2021
  • Bandnummer 12
  • ISBN / Artikelnummer 9783751504348
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Überraschenderweise geriet Grace Flynns Herz tatsächlich ins Stolpern – und sie hatte gedacht, dass so etwas nur in Liebesromanen geschah.

Als sie Logan Hunt breitschultrig und gut aussehend in seiner Eingangstür stehen sah, bestätigte sich ihre schlimmste Befürchtung: Ihr erster Eindruck von ihm war richtig gewesen. Dieser Mann war eine absolute Sahneschnitte. Das war nicht gut. Gar nicht gut.

„Hallo Grace. Schön, Sie wiederzusehen.“

„Ebenso.“ Viel zu schön, wenn sie ehrlich war.

Grace hatte irgendwie gehofft, dass sich die sofortige und massive Anziehung, die sie beim Anblick des Ranchers letzte Woche beim Vorstellungsgespräch verspürt hatte, bis zu ihrem ersten Arbeitstag wieder verflüchtigt haben würden. Doch diese Hoffnung hatte sich gerade leider nicht bestätigt. Sie war hier, um ihren ersten Arbeitstag zu beginnen, und ihre Reaktion auf Logan Hunt war sogar noch stärker als beim letzten Mal.

Was sollte sie nur machen? Weglaufen kam nicht infrage. Also würde sie wohl notgedrungen in den nächsten acht Wochen mit einem äußerst attraktiven Cowboy unter einem Dach leben und sich um seine fünfjährige Tochter kümmern und sich dabei die ganze Zeit unglaublich zusammenreißen müssen.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es natürlich noch: Männer, die so gut aussahen wie er, waren oft gemeine und egoistische Schweine. Solche von der Art, die einer Frau eine Heirat und eine Familie versprachen, sich dann ihr Herz, ihre Seele und ihr Geld krallten und anschließend beschlossen, dass sie sie doch nicht liebten. Auf so ein gemeines, egoistisches Schwein war sie schon einmal hereingefallen, und genau deshalb würde ihr das dieses Mal garantiert nicht passieren.

„Ist alles okay, Grace?“

„Ja, alles bestens.“ Klang sie gerade ein wenig atemlos? Hoffentlich nicht.

Nun ja, ihrer Erfahrung nach würde es nicht mehr lange dauern, bis Logan Hunt sein wahres Gesicht zeigte, und dann würde sich dieses verflixte Herzklopfen bestimmt ganz von selbst legen.

„Wirklich?“

Er betrachtete sie prüfend, sodass sie Zeit hatte, seinen Anblick noch einmal in vollen Zügen zu genießen. Er war sehr groß und sehr muskulös, hatte mit seinen braunen Haaren, die sich ein klein wenig lockten, und den blauen Augen aber auch etwas Jungenhaftes an sich. Gleichzeitig war sein Blick so eindringlich, dass ihr ganz heiß wurde.

„Wirklich, alles ist gut. Es war nur eine lange Fahrt von Buckskin Pass hierher.“

„Da war ich auch schon mal. Eine nette Stadt.“

„Mir gefällt sie auch.“

„Kommen Sie doch rein.“

„Danke.“

Sie umklammerte noch immer den Griff ihres Rollenkoffers und versuchte, das Ungetüm über die Schwelle zu ziehen.

„Lassen Sie mich das doch machen.“

Als er ihr den Koffer abnahm, streifte er kurz ihre Finger, und sie fühlte sich plötzlich wie eine dieser Zeichentrickfiguren, deren Herz so stark schlug, dass man es von außen sehen konnte.

Hoffentlich war das nicht wirklich so.

„Haben Sie noch mehr Gepäck im Auto?“

„Natürlich. Das machen wir doch immer so. Wir Frauen, meine ich. Ich bin ja eine Frau.“

„Ist mir schon aufgefallen.“

Als sich ihre Blicke trafen, vergaß er seine höflichen Cowboy-Manieren für einen kurzen Moment und betrachtete sie ganz unverhohlen, wie ein Mann, dem gefiel, was er sah. Der Blick ging ihr durch und durch und entfachte ein Verlangen in ihr, das sie beinahe zusammenzucken ließ.

Wow. Von September bis Juni war sie eine einfache Grundschullehrerin in Buckskin Pass, und noch nie zuvor hatte sie beim Anblick ihres Chefs, dem Direktor, etwas Ähnliches verspürt. Bei ihrem Boss für die Sommerferien, Logan Hunt hingegen, sah die Sache offenbar ganz anders aus.

Sie musste jetzt dringend etwas sagen, aber was? Ihr war gerade so heiß, dass sie einen Moment lang befürchtete, nur ein verlangendes Stöhnen herauszubringen.

Schließlich schaffte sie es, zu lächeln. „Ich freue mich schon darauf, Cassie wiederzusehen. Wo steckt Ihre reizende Tochter denn?“

„Sie macht gerade mit ihrer Mom Einkäufe für die Hochzeit. Tracy bringt sie danach vorbei.“

„Ah, ich verstehe.“

Grace hatte Logans Ex bereits kennengelernt und mochte sie sehr. Tracy hatte mal erwähnt, dass sie und Logan niemals verheiratet gewesen waren, sich das Sorgerecht für Cassie aber teilten. Normalerweise verbrachte Cassie nur die Wochenenden bei Logan, doch jetzt wollte Tracy heiraten und plante deshalb eine ausgedehnte Hochzeitsreise. Also wohnte Cassie in dieser Zeit bei Logan auf der Ranch. Damit er trotzdem noch zum Arbeiten kam, hatten sie Grace kurzerhand als Kindermädchen eingestellt.

Grace fragte sich, warum die beiden nie geheiratet hatten, denn sie schienen wunderbar miteinander auszukommen und auch in der Kindererziehung auf einer Wellenlänge zu schwimmen.

„Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen Ihr Quartier.“

Das Vorstellungsgespräch hatte damals im Grizzly Bear Diner in Blackwater Lake stattgefunden. Es war daher das erste Mal, dass Grace die Ranch sah, auf der sie die nächsten acht Wochen verbringen würde. Doch ihr erster Eindruck war durchaus positiv. Sie standen jetzt in einem kleinen Flur, von dem aus man ins Wohnzimmer und Esszimmer schauen konnte. Die Polstermöbel wirkten alle relativ neu, doch die Schränke und Tische schienen offenbar Antiquitäten zu sein, deren Holz honigfarben leuchtete.

Es sah alles sehr stimmig aus, war jedoch nicht unbedingt ein Einrichtungsstil, den sie von einem alleinstehenden Mann erwartet hätte.

Grace folgte ihm die Treppe hinauf, die am Ende des Flurs lag, und beschloss, gleich einmal zu testen, wodurch sich in diesem Traummann die garantiert vorhandenen unangenehmen Züge hervorlocken ließen.

„Ich habe Sie übrigens gegoogelt, Logan …“

„Ach ja?“ Er blickte sie über die Schulter hinweg an, doch sein Gesichtsausdruck verriet nicht, ob ihn das Ganze störte oder nicht.

„Nun ja, ich werde immerhin acht Wochen lang unter ihrem Dach leben, da war das praktisch eine reine Vorsichtsmaßnahme.“

„Und ich vertraue Ihnen immerhin meine Tochter an.“

„Weshalb Sie mich doch bestimmt auch gegoogelt haben, oder?“

„Natürlich.“

„Sehen Sie?“ Gespannt beobachtete Grace seine Reaktion. „Können Sie es mir also verdenken?“

„Natürlich nicht.“

Sie erreichten nun das obere Stockwerk und Logan wandte sich nach rechts.

„Wollen Sie denn gar nicht wissen, was ich herausgefunden habe?“

Wieder blickte er über die Schulter, und wirkte nun deutlich amüsiert. „Zufälligerweise weiß ich so gut wie alles über mich.“

Süß, dachte sie. Tatsächlich wirkte er äußerst süß, wenn er ein wenig lockerer wurde. Wenn er richtig lachte, würde er bestimmt absolut umwerfend sein.

„Das war mehr eine rhetorische Frage. Ich habe nämlich erfahren, dass diese Ranch schon seit vier Generationen Ihrer Familie gehört.“

Für sie war das geradezu unfassbar. Er kannte demnach die Namen seiner Ur-Urgroßeltern, während sie noch nicht einmal wusste, wer ihre Eltern waren, da diese sie als Neugeborenes in ein Handtuch gewickelt vor einer Feuerwache ausgesetzt hatten.

„Ja, das weiß ich“, erwiderte er schließlich.

Kam es ihr nur so vor, oder wirkte er plötzlich angespannt?

„Nun ja, jedenfalls ist bei meinem Hintergrundcheck nichts Negatives herausgekommen“, teilte sie ihm mit.

„Gut zu wissen.“

„Und Cassies Mutter hat sich für Sie verbürgt, als ich das Vorstellungsgespräch mit ihr hatte.“

„Sie könnte aber auch lügen.“

„Hat sie aber nicht.“

Er blieb vor einer halb offenen Zimmertür stehen. „Woher wollen Sie das denn wissen?“

„Ich weiß es eben.“

„Sie haben also eine gute Menschenkenntnis?“

„Ja.“ Meistens jedenfalls. Bisher war sie nur einmal auf jemanden hereingefallen. Aber einen Riesenfehler durfte schließlich jeder mal machen, oder nicht?

„Und da haben Sie diesen Job trotzdem angenommen?“, fuhr er fort.

„Wollen Sie mir damit vielleicht etwas sagen?“ Sie war sich ziemlich sicher, dass er nur Witze machte, und das sollte ihre schlagfertige Antwort sein, aber sie war sich nicht sicher, ob sie wirkte.

„Sie haben mich doch gegoogelt“, erwiderte er mit einem Schulterzucken, doch er lächelte dabei und trug dann ihren Koffer in ein geräumiges Zimmer. „Ich hoffe, es gefällt Ihnen.“

Er legte den Koffer auf eine Holztruhe am Fußende des Doppelbettes, das ein verschnörkeltes Messinggestell hatte. Ein bunter Quilt war über die Matratze gebreitet, auf dem altrosa und grüne Kissen lagen. In einer Ecke stand ein Schaukelstuhl und an der Wand daneben hingen eine geblümte Hutschachtel und alte Bilder in ovalen Rahmen. Eines davon war eine Stickerei mit dem Spruch: Eine Familie, die von Liebe zusammengehalten wird, löst sich selten auf.

Die Spiegelkommode und der Schrank waren ebenfalls antik, aber sehr gut erhalten.

„Das ist ja ein richtiges Mädchenzimmer“, meinte Grace.

„Es gehörte meiner Schwester. Das Bad ist hinter der Tür dort, es ist ganz Ihres. Cassie und ich nutzen das am anderen Ende des Flurs. Das habe ich mir früher schon mit meinen beiden Brüdern geteilt.“

„Wow, Sie waren vier Kinder hier? Dann hatten Sie bestimmt eine tolle Kindheit.“

„Nicht wirklich.“

Jeder andere hätte einfach ja gesagt – schließlich konnte sie die Richtigkeit seiner Aussage sowieso nicht nachprüfen. Doch Logan nannte die Dinge offenbar gern beim Namen, anstatt Small Talk zu machen. Das mochte sie an ihm. Allerdings war sie jetzt neugierig geworden, und hätte gern mehr erfahren.

„Ich zeige Ihnen jetzt mal den Rest vom Haus“, sagte er, bevor sie anfangen konnte, Fragen zu stellen.

Alle Räume wirkten gemütlich und einladend. Die Küche war ziemlich neu, hatte eine große frei stehende Arbeitsplatte aus Granit, einen Frühstückstresen und einen Holzboden. Ein runder Eichentisch und vier passende Stühle standen in einem Erker, der auf einen schönen Garten mit Pool hinausging.

Grace, die in verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen war, noch nie ein eigenes Haus und oft nicht einmal ein eigenes Zimmer gehabt hatte, war absolut hingerissen. So etwas hatte sie sich immer gewünscht: Einen Ort, der nur ihr gehörte, ein Zuhause, das ihr niemand wegnehmen konnte.

Aber mit dem Geld, das sie bei diesem Ferienjob verdiente, hatte sie endlich die Summe zusammen, die sie für eine Anzahlung auf ihr eigenes Haus brauchte. Zum zweiten Mal, nachdem sie ihre ganzen vorherigen Ersparnisse blauäugig und verliebt, wie sie gewesen war, ihrem Ex überlassen hatte.

Jedenfalls würde sie sich in den kommenden acht Wochen hier sehr wohlfühlen. Wahrscheinlich. Denn da war ja immer noch dieses kleine, verflixt attraktive Problem namens Logan Hunt.

Logan gab sich die allergrößte Mühe, ein guter Vater zu sein, aber nur allzu oft gelang es ihm trotzdem nicht.

„Daddy, du hast nicht aufgepasst! Jetzt habe ich Shampoo in die Augen bekommen!“

Cassie saß in der Badewanne und rieb sich die Augen.

„Tut mir leid, Kleines.“

Er ließ das Badewasser ablaufen, dann brauste er vorsichtig ihren Kopf ab. „Besser?“

Sie nickte. „Aber jetzt ist mir kalt.“

„Hier kommt auch schon ein kuscheliges Handtuch.“

Er hob sie aus der Wanne und hüllte sie in ein großes Badetuch.

„Jetzt trocknen wir dich erst mal ab und du ziehst dein Nachthemd an, und dann kämme ich dir noch die Haare.“

„Das mag ich aber nicht!“

Cassie hatte blaue Augen, braune Haare und konnte einen bezaubernden Schmollmund ziehen. Die Leute sagten immer, dass sie ihm sehr ähnlich sah – bis auf den Schmollmund natürlich. Hoffentlich zumindest.

„Soll Grace dir lieber die Haare kämmen?“

Cassie dachte kurz nach. „Vielleicht solltest du es ihr zuerst zeigen.“

Das bedeutete, sie würden in dem nicht allzu großen Bad auf Tuchfühlung gehen müssen. Aber was sollte er dagegen machen?

„Na gut, ich hole sie. Trockne dich aber inzwischen ab und zieh schon mal dein Nachthemd an.“

Logan ging zu Graces Zimmer und blieb kurz in der offenen Tür stehen. Sie war gerade dabei, auszupacken, und hörte ihn nicht, also genoss er einen Moment lang den Anblick, den sie bot.

Als er Grace Flynn beim Vorstellungsgespräch das erste Mal gesehen hatte, war er überwältigt gewesen, und als sie heute Nachmittag zu ihrem ersten Arbeitstag erschienen war, hatte er das Gefühl gehabt, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Sie war keine klassische Schönheit, aber irgendetwas an ihr verzauberte ihn, und er hatte noch nie einen so verführerischen Mund gesehen. Rosig und perfekt geformt, mit vollen weichen Lippen, die geradezu zum Küssen einluden. Eine Einladung, die es äußerst schwierig machte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.

Außerdem füllte sie die Stellenbeschreibung absolut perfekt aus – bis auf die Tatsache, dass er zu gern herausgefunden hätte, ob diese Anziehung auf Gegenseitigkeit beruhte. Doch dafür müsste er den ersten Schritt machen, und das kam natürlich überhaupt nicht in Frage, schließlich war er ihr Boss.

Warum konnte sie bloß keine nette ältere Dame sein? Oder eine grimmige alte Dame, die nur mit Kindern gut auskam?

Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sich lieber für eine andere Bewerberin entschieden, aber das Vorstellungsgespräch mit ihm war mehr pro forma gewesen, da Cassies Mutter Grace schon so gut wie eingestellt hatte, und Tracy konnte er ja schlecht sagen, aus welchem Grund er bei Grace Bedenken hatte.

Also würde er die nächsten acht Wochen mit Grace verbringen. Das konnte ja heiter werden.

Er räusperte sich. „Grace?“

„Oh mein Gott!“

Sie drehte sich erschrocken um und ließ dabei einen Stapel Unterhöschen und BHs fallen, den sie gerade in eine Schublade hatte legen wollen. „Ich habe Sie gar nicht gehört!“

„Tut mir leid, ich wollte mich nicht anschleichen.“

Ohne es zu wollen, stellte er fest, dass ihre Höschen alle knapp geschnitten und mit Spitze besetzt waren. In dem Stapel befanden sich auch ein rotes und ein schwarzes, möglicherweise sogar ein pinkfarbenes, aber das konnte er nicht so genau feststellen, denn dann wäre ihr bestimmt aufgefallen, dass er ihre Unterwäsche anstarrte.

Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. „Vielleicht sollte ich in Zukunft ein Glöckchen tragen?“

„Gute Idee.“ Sie atmete tief durch. „Was brauchen Sie von mir?“

Die Frage klang mehr als anzüglich für ihn, aber so meinte sie das natürlich nicht.

„Cassie ist jetzt mit dem Baden fertig, und ich wollte ihr die Haare kämmen, doch sie hat vorgeschlagen, dass Sie zuschauen, damit Sie das in Zukunft machen können.“

Grace lächelte amüsiert, und es sah absolut bezaubernd aus. „Gern. Ich denke, ich werde es schnell lernen, zumal ich im Haarekämmen auch etwas Erfahrung habe, aber es hilft ihr sicher, wenn wir einen sanften Übergang finden.“

„Sie weiß genau, was sie will. Manchmal ist es deshalb einfacher, ihr nachzugeben.“

Er wandte sich ab und wusste, dass Grace ihm folgte. Das lag allerdings nicht etwa daran, dass er hellseherische Kräfte besaß, sondern an ihrem Parfum, dessen betörender Duft sich verdichtete, als sie sich ihm näherte. Er hätte sie sogar in einem stockdunklen Raum orten können.

Im Bad wartete Cassie bereits auf sie. „Hi Grace! Ich bin jetzt ganz sauber!“

„Das sehe ich! Aber dein Haar ist noch ganz nass.“

„Ich weiß. Daddy wird dir zeigen, wie er es durchkämmt. Das hat er von Mommy gelernt.“

Er griff nach dem Spray, das die Haare glättete und leichter kämmbar machte, und nach dem grobzinkigen Kamm, dann kämmte er vorsichtig die langen Strähnen aus.

„Bist du sicher, dass wir es nicht einfach abschneiden sollen?“

„Nein!“, riefen Cassie und Grace wie aus einem Mund.

Logan blickte von einer zur anderen. „Da seid ihr euch wohl einig, was?“

„Deine Haare sind einfach umwerfend“, sagte Grace an Cassie gewandt. „Lass dich nicht von ihm überreden, sie abzuschneiden.“

„Auf gar keinen Fall.“ Die Kleine verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin froh, dass Grace hier ist.“

„Oh ja.“ Unwillkürlich fiel sein Blick auf Graces Mund. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er ihr allerdings geraten, sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen. Es musste doch im Umkreis irgendeine alte Dame geben, die sich als Kindermädchen eignete.

„Ich bin ja da, Süße“, versicherte ihr Grace. „Aber ich muss sagen, dein Dad macht das wirklich großartig.“

„Das klingt aber überrascht“, bemerkte er grinsend.

„Vielleicht ein bisschen. Sie hat ganz schön dickes Haar, aber bei Ihnen sieht das ganz leicht aus.“

„Daddy sagt, das ist wie Pferde striegeln.“ Cassie kicherte. Offenbar hatte sie Spaß daran, ihn zu verpetzen.

Graces Augen funkelten. „Sie benutzen also ein teures Haarglättungsmittel, damit es den Pferden beim Striegeln nicht so ziept?“

„Und wenn es so wäre?“ Unwillkürlich musste auch er lächeln.

„Dann würde ich sagen, dass Ihre Pferde die verwöhntesten im ganzen Umkreis sind.“

„Nun ja, sie sind tatsächlich sehr wertvoll und brauchen deshalb gute Pflege.“

„Das verstehe ich. Aber ich frage mich schon, wie Sie darauf gekommen sind, Cassie mit einem Pferd zu vergleichen.“

„Weil Daddy gesagt hat, dass die Pferde sich nicht bewegen, wenn er sie bürstet!“, krähte Cassie.

„Ganz genau. Wohingegen meine süße Tochter immer rumzappelt.“

„Deshalb hat er irgendwann mit mir gewettet, dass ich nicht so gut stillhalten kann wie ein Pferd.“

Grace lachte. „Aha. Und wer hat gewonnen?“

„Daddy“, gab Cassie seufzend zu. „Es ist aber auch so schwer, still zu sitzen!“

„Sind die Pferde denn schon älter als fünf?“

„Nicht alle.“ Logan hielt mit dem Kämmen inne und warf Grace einen kurzen Blick zu. „Aber bei den Pferden ist es wie bei den Hunden, man kann das Alter nicht mit Menschenjahren gleichsetzen.“

Cassie warf ihm einen bewundernden Blick zu. „Mein Daddy weiß einfach alles über Pferde. Nicht wahr, Daddy?“

Irgendwann würde sie herausfinden, dass er viel weniger wusste, als sie glaubte, aber er hoffte, dass es noch eine ganze Weile dauern würde.

„Jedenfalls genug, damit ich sie gut pflegen kann.“

„Und du kannst auch super reiten! Du hast mir versprochen, dass ich es auch lernen darf, wenn ich fünf bin! Und jetzt bin ich doch fünf!“

Sein Magen verkrampfte sich. Als er ihr das versprochen hatte, war sie noch so klein gewesen und ihr fünfter Geburtstag schien eine Ewigkeit entfernt zu sein, doch jetzt war es auf einmal schon so weit. Bevor er sich versah, würde sie mit Jungs ausgehen und den Führerschein machen wollen.

„Du musst jetzt langsam ins Bett gehen. Wir sprechen später darüber, ja, Kleines?“

„Das sagst du immer.“ Da war er wieder, der süße Schmollmund. „Und ich bin nicht mehr klein!“

Dass Grace die Situation aufmerksam beobachtete, machte es nicht gerade leichter. Da war wohl eine Erklärung fällig. „Es geht nicht nur darum, dass du erst fünf bist. Du musst auch stark genug sein, um mit einem Pferd umgehen zu können und um ihm zeigen zu können, wer der Boss ist.“

„Und um so stark zu werden“, warf Grace ein, „musst du viele gesunde Sachen essen und genügend Schlaf bekommen.“

Logan warf ihr einen dankbaren Blick zu. Diese Ablenkung rettete ihn für den Moment. „Ganz genau.“

„Liest du zum Einschlafen Gute-Nacht-Geschichten, Cassie?“, fragte Grace.

Die Kleine wurde ernst. „Ich kann noch nicht lesen, aber in September gehe ich auf die Schule für große Mädchen, da lerne ich es dann.“

„Wie wäre es dann, wenn ich dir etwas vorlese?“ Grace presste die verführerischen Lippen aufeinander, wahrscheinlich, um ein Lachen zu unterdrücken.

Schade eigentlich. Er hatte Graces Lachen schon gehört und mochte es sehr. Aber seine Meinung war hier zweitrangig. Wichtig war nur, dass Cassie gut mit Grace auskam, und bis jetzt lief es fantastisch. Die beiden wirkten wie alte Freundinnen, und das war viel wichtiger, als Graces duftendes braunes Haar mit den hellen Strähnen und ihre großen haselnussbraunen Augen.

Ach herrje. Bis jetzt war er nie der schwärmerische Typ gewesen. Besser, er machte sich schnell aus dem Staub.

„Na gut, Kleines …“ Er sah Cassies Stirnrunzeln und hob die Hand. „Entschuldigung. Du bist ja nicht mehr klein. Aber ich bringe dich jetzt trotzdem ins Bett und Grace liest dir dann was vor.“

„Okay.“

Logan nahm ihre kleine Hand und sie gingen einträchtig zu ihrem Zimmer, wo er sie hochhob, ins Bett setzte und sorgfältig zudeckte. „Schlaf schön. Bis morgen früh.“

„Daddy, willst du die Geschichte nicht auch hören?“

„Würde ich gern, aber …“ Aber er musste mal durchatmen. „… so könnt ihr beide euch besser kennenlernen. Denn du weißt ja, ihr werdet tagsüber viel allein miteinander sein, weil ich auf der Ranch arbeiten muss.“

„Aber du musst mir trotzdem das Reiten beibringen.“

Er überhörte diesen Satz geflissentlich und küsste sie stattdessen auf die Stirn. „Schlaf erst mal schön, damit du groß und stark wirst.“

Im Flur blieb er noch kurz stehen, um Graces Stimme zu lauschen, die Cassie nun ihr Lieblingsbuch von Dr. Seuss vorlas. Dann wandte er sich seufzend ab und ging nach unten, wobei er versuchte, an etwas anderes zu denken als an die sexy Unterwäsche in ihrem Zimmer. Oder daran, wie sie aussehen würde, wenn sie nur dieses rote Höschen trug.

Vielleicht würde ihm ja ein guter Whiskey helfen, sich das Ganze aus dem Kopf zu schlagen. Andererseits hieß es ja, dass Alkohol die Willenskraft schwächte, also war das wahrscheinlich auch keine gute Idee.

Besser, er machte sich einen Kaffee. Er goss sich eine Tasse aus der Kanne vom Frühstück ein und machte sie in der Mikrowelle heiß, dann ging er damit in sein Büro und setzte sich an den Computer, um den Verwaltungskram zu erledigen.

Nach einer Weile klopfte es, und er sah, dass Grace in der Tür stand.

„Tut mir leid, wenn ich störe, ich wollte nur sagen, dass Cassie jetzt eingeschlafen ist.“

„Super, danke.“ Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu.

„Kann ich kurz mit Ihnen reden? Über Cassie“, fügte sie eilig hinzu, als wäre ihr aufgefallen, wie abweisend er gerade war.

„Natürlich. Setzen Sie sich.“ Es war eine reine Höflichkeitsfloskel, denn in Wahrheit wollte er sie so schnell wie möglich wieder loswerden.

„Danke.“ Sie setzte sich nun auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch.

„Gibt es ein Problem?“ Als er sie ansah, bemerkte er ihre geröteten Wangen. Was war hier los?

„Nein“, erwiderte sie schnell. „Ihre Tochter ist ganz wunderbar.“

„Ja, das ist sie.“ Und sie verdiente einen wesentlich besseren Vater als ihn.

„Ich wollte nur wissen, was Sie von mir erwarten.“

Er erwartete, dass ihre Haut sich noch weicher anfühlte, als sie aussah, und dass … wenn seine Lippen ihre berührten … Stopp! Das musste aufhören. Sofort!

„Ich weiß nicht genau, worauf Sie hinauswollen.“

Autor

Teresa Southwick
<p>Teresa Southwick hat mehr als 40 Liebesromane geschrieben. Wie beliebt ihre Bücher sind, lässt sich an der Liste ihrer Auszeichnungen ablesen. So war sie z.B. zwei Mal für den Romantic Times Reviewer’s Choice Award nominiert, bevor sie ihn 2006 mit ihrem Titel „In Good Company“ gewann. 2003 war die Autorin...
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